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Eine neuentdeckte eucharistische Taube. Von Schnütgen. Hierzu Taf. IV . 201 IL Litteratur. 1. Maspero: L'archSologie Egyptienne. Angez. von Ä. Wiedemann. 215 2. A. B. Moyer: Die alten Strassenzüge des Obergailthales. Angez. yon Sohaaff hausen 217 3. A. yon Cohansen: Die Wehrbauten in Radesheim am Rhein. Angez. von Demselben 219 4. W. Schleuning: Die Michaels- Basilika auf dem Heiligenberg bei Heidel- berg. Angez. von F. van Vleuten 221 IIL Miscellen. 1. Cöln. Gräberfund. Von Wulff. 224 2. Cöln. Römische Gräber. Von J. Klein 225 B. Cöln. Zum Jahrbuch LXXXU S. 152. Von F. Hettner 226 4. Das römische Castell in Deutz. Von Generalmajor Wolf. 227 5. Godesberg. Römische Funde. Von A. Wiedemann 235 6. Kloster Lobenfeld bei Heidelberg. Von K. Christ 236 7. Persönliche Bemerkung zur Mainzer Trevererinschrift. Von J. Keller. 239 8. Entgegnung hierauf. Von M. J. Höfner 240 9. Römisches aus Müddersheim. Von M. Ihm 241 10. Die Burg auf dem Capitol in Rom 243 11. Die Aufgrabung von Sybaris 244 12. Hercnlestempel in Tivoli 244 13. Vetera castra. Eine Erwiderung. Von vonVeith 246 14. Eine ägyptische Statuette aus Württemberg. Von A. Wiedemann. . 247 15. Castel bei Mainz. Römische Inschrift. Von J. Klein 251 L Gescbiehte und Denkmäler. Der MQtter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler (Hierzu Taf. I— III.) Der Mütter- oder Matronenkultus hat seit dem Bekanntwerden der ersten diesen Gottheiten geweihten Denkmäler eine so ausgedehnte Litteratur hervorgerufen, dass es fast unmöglich ist, dieselbe vollständig zu übersehen. Das ist nun gerade kein grosser Schade, da das meiste, was über den Gegenstand geschrieben worden ist, wenig Werth hat. An den entlegensten Orten finden sich Notizen über diese Gottheiten zerstreut Französische, deutsche, holländische, englische, italienische Gelehrte und Lokalantiquare haben sich eifrig mit ihnen beschäftigt. Die meisten hielten es aber für genügend, sich aus einer kleinen Aus- wahl von Inschriften ihr Urtheil zu konstruieren. Wo das epigraphi- sche Material oder epigrapbische Eenntniss nicht ausreichten, da half die Phantasie nach. Die erste Erwähnung der Göttinnen finde ich in Gamdens Bri- tannia. Da Camden nur zwei britannische Inschriften der Matres kannte, so glaubte er, der Eultus derselben sei auf Britannien be- schränkt^). Die Inschriftsammlungen von Gruter und Spon machten aber bald eine ganze Anzahl Denkmäler dieser Gottheiten bekannt, und als Banier seine dissertation sur les deesses-meres schrieb (1733), fand er bereits hinreichende Litteratur vor und konnte gegen Chorier, Menestrier, Martin, Keysler u. a. polemisieren. 1) Ausg. der *Britannia' v. J. 1607 p. 605: *de his deabus sive deis Ma- tribus scrutando nihil eruere poseum (nam in orbis terrarnm inscriptionibas praeterque in altera apnd nos reperta non memorantnr), nisi qnod Engyium oppidalum in Sicilia fait dearam Matrum praesentia nobile*. 1 2 Mftx Ihm: Etwa 50 Jahre später behandelten denselben Gegenstand zwei Deutsche, Haeffelin und Lamey, ohne aber viel weiter zu kommen^). Einen Fortschritt bezeichnen dann die Arbeiten von Heinrich Schreiber 'Die Feen in Europa' (Freiburg 1843) und besonders von dem Holländer Johannes de Wal 'De moedergodinnen' (Leyden 1846), die einzige für die damalige Zeit einigermassen vollständige Sammlung der Denkmäler dieser Gottheiten, die aber heute gänzlich veraltet ist. Von Epigraphik verstand de Wal herzlich wenig, und seine Kritik lässt viel zu wünschen übrig. Er hat eine Menge Inschriften aufgenommen, die nicht dahin gehören. Ausserdem ist von einer Ordnung der In- schriften bei ihm nicht die Rede. Inschriften, die zusammen an dem- selben Ort gefunden wurden, hat er unbegreiflicher Weise manchmal auseinandergerissen. Nach de Wal hat sich am meisten mit diesen Gottheiten beschäf- tigt Jacob Becker, der eine Sammlung der Denkmale aller barbari- schen Gottheiten des Westens plante^). Der Tod hinderte ihn an der Vollendung dieses Werkes. Doch hat er seine Ansichten über diesen Kult in zahlreichen Abhandlungen niedergelegt. Ueber diese und die Arbeiten Neuerer verweise ich auf das beigefügte Quellenverzeichniss. Die vor kurzem erschienene Schrift von Florian Vallentin 'Le culte des Matrae dans la cit6 des Voconces' (Paris 1880) ist ziemlich unkritisch. Ich habe mein Augenmerk bei dieser Arbeit auf eine möglichst genaue Feststellung der inschriftlichen Texte gerichtet. Da Brambachs (Corpus inscr. Rhen., was die Zuverlässigkeit der Lesung der Inschriften anlangt, nicht mehr ausreicht, und der Band des CIL, welcher die rheinländischen Inschriften umfassen soll, erst im Werden begriffen ist, so habe ich selbst einen grossen Theil der Inschriften neu verglichen, besonders die der Museen in Köln, Bonn, Mainz, Darmstadt, Mannheim und St. Germain. Von anderen Inschriften sind mir von befreundeter Seite Papierabklatsche zur Verfügung gestellt worden. Zu besonderem Danke bin ich Herrn Prof. Hirschfeld in Berlin verpflichtet, welcher mir die Durchsicht der Druckbogen des CIL XII (Gallia Narbonensis) gestattete, sowie Herrn Prof. Zangemeister, der die Güte hatte, mir einiges aus seinen Scheden mitzutheilen. 1) In den Acta aead. Pal. V u. VI. 2) Vgl. Korrespondenzblatt des Qesammtyereins V 1857 p. 104. 109. Kuhn u. Sohleiohers Beitrage IV p. 147. T'mK?. Der Mütter- oder Matronenknltas und seine Denkmäler. LitteratnrTerKeichnlss. A. 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München 1837. ,, Grammatioa celtics. ed. II cur. H. Ebel. Berol. 1871. Max Ihm : L Alles was wir von den Matres oder Matronae wissen, verdan- ken wir den inschriftlichen Denkmälern und den Beliefdarstellungen, mit denen eine Anzahl derselben geschmückt ist. Die gesammte römi- sche Litteratur schweigt von ihnen, was um so merkwürdiger ist, als eine überraschend grosse Anzahl von Denkmälern dieser Gottheiten, die im Laufe der Zeit immer mehr anwachsen wird, zur Genttge zeigt, welchen Umfang jener Kultus in der römischen Kaiserzeit hatte. Dass es kein römischer Kult ist, beweist das Schweigen der Schriftsteller und der Umstand, dass im eigentlichen Italien keine Denkmäler dieser Göttinnen gefunden worden sind. Nur in Bom finden wir sie verehrt, aber nicht durch Einheimische, sondern durch Mitglieder der kaiser- lichen Garde (equites singulares), die sich bekanntlich aus den nörd- lichen Provinzen, besonders Germanien rekrutierte. Der grösste Theil der Denkmäler stammt aus Oberitalien, dem südlichen Frankreich (Narbonensis u. Lyon) und den beiden Germanien. Daher schloss man, dass es entweder ein keltischer oder germanischer Kult sei. Die Sprache der Inschriften ist natürlich die lateinische, die aber mit zahlreichen barbarischen Elementen versetzt ist. Denn viele Dedikanten tragen Namen, welche dem Römischen fremd sind. Ebenso tragen die meisten Beinamen der Matronen durchaus barbarisches Gepräge. Sogar einige barbarische grammatische Formen haben sich eingeschlichen. Doch davon später. Die Zahl der bis jetzt entdeckten Denkmäler dieser Göttinnen belauft sich auf etwa 400. Drei Namen sind es hauptsächlich, unter denen sie auftreten: Matronae, Matres und Matrae. Am häufig- sten ist die Bezeichnung Malronaej dann kommen die Moires, Die barbarische Form Matrae, welche die Dative Matris und Matrdbus nothwendig voraussetzen, findet sich auf 35 Inschriften, die meist dem südlichen Frankreich angehören. Es fragt sich, wie die Form Matra zu erklären ist, ob eine keltische Form vorliegt, wie Mommsen^) und 1) Allgemeine MonaUsohrift f. Wissensoh. u. Litt. 1853 p. 652. Der Mütter- oder Matronenkolttis und seine Denkmäler. 9 Jacob Becker ^) glaubten, oder ob es eine latinisierte barbarische Form ist. Das letztere nahm A. Pictet an, wie ich glaube, mit Recht ^). Aus- zugehen ist von einer merkwürdigen in griechischen Buchstaben abge- fassten Inschrift aus N!mes (115), die viel besprochen worden ist. Dieselbe lautet nach meiner Abschrift^) IAPTAI////AAAN0YIAKO2.AEAE MATPEBONAMAYIIKABOBRATOYAE Dass diese Inschrift ein Ortsverzeichniss sei, wie Germer Durand*) und Boudard^) meinten, wird wohl heute niemand mehr glauben. Sauppe erkannte, dass Mcergeßo Na^avavmßo in Z. 2 Dativ Plur. ist = Ma- tribus Na/matmds^). Es ist eine Weihinschrift an die Mütter von Nemausus. Zu Anfang der Inschrift stand der Name des Dedikanten, den die Eeltologen heute in der Regel so lesen Gartahos lUanovidkos d. h. Crortabosj Sohn des lUanoviax, Auf welche frühere Abschrift des Steines diese Lesart zurückgeht, ist mir unbekannt. Mir scheint sie keineswegs sicher. Das auf den Namen folgende AEAE ist = dedit. Dieselbe Form erscheint auf einigen alten lateinischen Inschriften'^). Schwierigkeiten macht das am Schlüsse stehende ßgarotde. Verkehrt ist jedenfalls die Ansicht Sauppes, dass ein Ortsname darin zu suchen sei. Er verweist auf VATRVTE, einen Ort, der mit anderen auf einer bekannten Inschrift aus Ntmes verzeichnet ist^). Becker will in ßga- zovde den Namen der Heimath des Dedikanten erblicken '). Bgaroväa und Vatrute können schwerlich etwas mit einander gemein haben. Man hat das Wort wohl mit Recht zu dem Osk. ßQozwfx gestellt ^% lieber die Bedeutung aber gehen die Ansichten der Gelehrten ausein- ander. Garrucci vei^lich damit das griechische j^garga, ^rjnga^ und 1) Kahn n. Schleichers Beiträge lY 149. 2) Reyue arch. N. 8. XVI 1867 p. 4 f. 3) Nach dem C^sabgass im Museum zu St. Germain. 4) Mem. d. l'aead. du Oard 1851, 75. 5) Rerae arch. XV 1858 p. 44. 6) Philologus Xn 741. 7) CIL I 62^. 169. 180. Vgl. die kleine umbrisohe Inschrift 'Ahal Trutitis dunam dM. Bücheier, ümbrica p. 174. 8) OreUi-Henzen 5230. Becker, Kuhn ü. Schleichers Beitrage III 425. C. Jnllian, BB V 28. Vgl. Strabo IV 1, 12. 9) A. a. 0. in 423 f. 10) Zvetaielf, Insor. Osoae. n. 143. Vgl. hraiom der P&lignerinschrift Zvetaiefi, Inscr. Ital. med. n. 33 und brait. der Vestinerinschrift Zvetaieff n. 9. 10 Max Ihm: erklärte es mit ex oraculo^). Das ist deshalb nicht richtig, weil griech. ^ in den verwandten Sprachen nicht durch &, sondern durch v (osk. 1) repräsentiert wird ^). Bugge erklärt das brcU. (= braiud) der Vestiner Inschrift durch imperio und beruft sich dabei auf das ßga- Tovd€ der Inschrift von Ntmes ^). In diesem Sinne fassen es heute die meisten Keltologen. Ex kiyperio^ ex imperio ipsarumj oder bloss imperio ist eine gerade auf Matroneninschriften sehr häufige Formel. Das 'de in ßgarovöe wird Ablativsuffix sein. Man kann es mit dem Altiran, -d oder -da (d. h. d + enklitischer Postposition ä) zusammen- stellen *). Dass MxnQsßo wirklich ein keltischer Dativ ist und Na^avaixaßo das Adjektiv dazu, kann heute kaum mehr in Zweifel gezogen werden. Becker hielt freilich ^argaßo für eine aus dem lat matrihus corrum- pierte Form, was Angesichts des NafiavoiMaßo, dsde und ßqctcovde wenig glaublich ist. Maxqaßo entspricht vollkommen dem ind. ma- tribhyaSj zend moti^riSbyOy irisch mothrib oder miühraib^). Wenn das richtig ist, kann natürlich maira kein keltischer Nominativ sein. Als keltischer Nom. sing, würde wzunehmen sein maiar ^). Daraus konnte gebildet werden matra, das sich dann den Regeln der lateinischen Flexion anpasste. Auffallend häufig ist die Dativendung -abtM, sowohl in Matrabusj als auch besonders in den mannigfachen Beinamen der Matronen {Äufaniabus, Almahabttöy Rumanehabus u. s. w.). Ich möchte glauben, dass das eher auf den Einfluss der keltischen Sprache (vgl. Nafiavatyuxßo), als auf den der lateinischen (vgl. deabusy ßiabus) zu- rückzufuhren ist 1) SyUoge ioBcr. lat. p. 207. 2) Vgl. z. B. gr. ^itaXoSj lat. wMus^ osk. ViUliUj ambr. viÜuf u. a. m. 3) Altital. Studien p. 70. 4) Ostho^, Morpholog. Unterauohanffen II 101. Bartholomaey Handbaoh der altiranisohen Dialekte p. 67. ßgarovie findet sich aaoh sonst noch auf keltischen Inschriften; so aof einem jüngst bei Nimes gefundenen Fragment, dessen Buchstaben (einen Gypsabg^ss sah ich im Maseum zu St. Germsin) denen der eben behandelten Inschrift so ähnlich sind, dass man glauben möchte, sie rührten von demselben Steinmetz her. Vgl. Revue arch. 8. s. VIII 1886 p. 361. In Verbindung mit «fctfc steht ßgaiouSi noch aof 3 Inschriften. Vgl Stokes in Bezzenbergers Beitragen XI p. 125 n. 8 u. p. 128 n. 13. Revue celt. VII p. 450 (Weihinschrifl an den keltischen Gott Tagavos^ kürzlich in Orgon gefunden). 5) Stokes, Bezzenb. Beitr. XI p. 87. 6) Vgl Pictet a. a. 0. Der Mütter- oder MatronenkoltuB und seine Denkmaler. 11 ff Eine weitere barbarische Dativform glaubte man auf einer In- schrift aus Ascoli annehmen zu müssen Matrubus ^). Die Inschrift ist aber nur schlecht abgeschrieben, von den 'Müttern' ist darin nicht die Rede»). Was nun den Gebrauch der verschiedenen Namensformen Jlfa- iranae^ MatreSj Matrae anlangt, so hat man vielfach einen Unter- schied zwischen den Matrea und Matronae statuieren wollen. Mit Unrecht. Die Bezeichnungen Mahres und Matronae sind durchaus gleichwerthig. Ein Soldat der legio I Minervia weiht in Bonn einen Altar den Matres sive Matronae Aufaniae domesticae (207). Neben den Matronae Aufaniae finden sich einmal auch auf einer spanischen Inschrift Matres Aufaniae (398). Desgleichen neben den Matronae Vacallinehae einmal in derselben Gegend Matres VaaaUineae (215). Ueber eine gewisse Bevorzugung der Bezeichnung Matres vor der Bezeichnung Matronae wjrd bei dem Kapitel der Beinamen die Rede sein. Auf einen Unterschied im Wesen der Gottheiten dagegen, etwa derart, dass die Matres eine höhere Stelle einnehmen, darf nicht ge- schlossen werden. Die Göttinnen werden bald Matres, bald Matronae, bald Matrae genannt je nach der Gegend des Kultus. In der einen Provinz ist diese Bezeichnung üblich, in der anderen jene. Matronae begegnen uns vorzugsweise in Germania inferior und üallia cisal- pina (Ligurien und Transpadana bis zur Etsch). Nie finden wir in Oberitalien die Bezeichnung Matres^ und verhältnissmässig selten ist dieselbe in Germania inferior (Verhältniss etwa 5 : 1). Die Matres da- gegen herrschen vor im südlichen Frankreich, in Britannien, Spanien und Rom. Matronae sind in Britannien, Spanien, Rom ganz unbekannt^), 1) De Wal, Moederg. n. 15. Schreiber, Feen in Europa 57, 68 (aas Mural. I 147, 6). ' 2) CIL IX 5197. ^ 3) Nicht zulässig ist daher Hübners Ergänzung CIL VII 218 ÄpoJUni Matronis. Die richtige Ergänzung gab Grotefend (B. J. 18, 242) ApolHm Mapono, die durch CIL VII 1345 (Tgl. 332) sicher gestellt ist. Ebenso wenig darf man aus der von dem Anonymus Einsiedlensis erhaltenen stadtrömiscben Inschrift CIL VI 997 IVLIA . AVG . MATER AVGG . ET . CASTROBVM MATR0NI8 . RE8TITVIT SABINA.AVG MATRONIS (Grat. 10t 6. Orelli 805) auf einen Kultus der gallischen Matronen in Rom seitens 12 Max Ihm: im südlichen Frankreich werden Matronae nur zweimal genannt (151. 394). In Belgica finden wir einmal MatroiMe (383), einmal Mairae (385 vgl. p. 13 f.). In Germania superior sind am häufigsten die Matrae (Gebiet der Triboci, Sequani, Lingones) ^), viermal erscheint die Bezeichnung Moires^ dreimal Matrünae^). In und um Lyon ist die übliche Benennung Matrae % nur einmal werden Mattes und Matnmae zusammen genannt (394). In Narbonensis endlich Überwiegen gleich- falls die Mairae mit 20 Inschriften^), während die Mattes nur 13mal vorkommen. Ausser den Bezeichnungen Mattonae, Mattes und Mattae glaubte man endlich noch eine vierte für diese Göttinnen in Anspruch nehmen zu müssen: die deae Mairae. Diese fabelhaften Wesen haben in der Litteratur eine ganz hervorragende Rolle gespielt und die wun- derlichsten Etymologien hervorgerufen. Noch in neuester Zeit ha- ben sie warme Vertheidiger gefunden^). Schreiber hält die Mairen unter der Klasse der Mütter für die ältesten^; Belloguet hält sie für verschieden von den Moires und Matronae^); Schöpflin verweist hin- sichtlich der Etymologie auf die französi^he Bezeichnung des Bürgermei- sters niatra*); Wiltheim vermuthet ziemlich witzig Uandem postrema saecula deletis oblivione vocabuli causis ttes Mairas in ttes Marias con- vertere'^^); und Bonstetten endlich verstieg sich noch vor kurzem zu der Ableitung der Mairae von Maia ^^). Die Ansicht derer, welche erklärten^') statt Mairae müsse Matrae gelesen werden, vermochte Sabina» Hadrians Gemahlin, nnd lalia Domna, GaraoaUas Mutter, schüesBen. (De Wal, Moed. n. 33. 34.) Es handelt bIcIi hier um einen conventus matro- narum. Vgl. Mommsen, Berichte der sächs. Gesellschaft 1850, 298. Becker, Topographie p. 589. 1) 161. 162. 163. 165. (168.) 169. 173. Die Dativform ist nur MtOräims, 2) 156. 186. 190. 193. # 3) 157. 177. 181. 4) 386—^93. Dativform nur Matris, 5) Die Dativform ist öfter Matris als McArabus, 6) z. B. Fiedler, Gripswalder Matronensteine p. 8. 7) Feen in Europa p. 54. 8) EthnogÄnie gauloise III 266. 268. 9) Alsatia ill. I 480. 10) Luciliburg. p. 49. 11) Revue arcli. 3. s. II 1883 p. 26. 12) So schon Spon und Cuper. Auch Eeysler (Antiq. sept. p. 275) neigte Der M&tter- oder Maironenkaltaa and seine Denkmäler. 13 nicht durchzudriDgen. Die ganze Schuld ist der Metzer Inschrift 385 beizumessen, wo Gruter, Montfaucon u. a. übereinstimmend überliefern DIS MAIRABVS. Ferner berief man sich auf die Inschrift aus Langres 168, wo DEAB MAIR, und auf 153, wo DEABVS MAIRABVS über- liefert ist Die beiden letzteren Inschriften kommen nicht in Betracht, da sie verschollen sind. Die richtige Lesart der Metzer Inschrift hat zuerst Charles Robert mitgetheilt ^). Auf dem Steine steht DISMAii ABVS«), also dis Maiiabus. Ein R stand niemals auf dem Steine. An sich wären deae Maiiae nicht undenkbar, und Karl Cihrist ist mit dieser Lesart durchaus einverstanden s). Es hätte sich dann aus der Einheit die Mehrheit entwickelt, ähnlich wie aus der Victoria V%etoriQe% aus der Fortuna Fartunae^) u. s. w. entstanden sind. Doch stehen der Annahme von Maiiae zwei Bedenken entgegen. Erstlich erscheint Maia auf den Inschriften fast immer im Verein mit Mercur (auf einer Anzahl von Inschriften Mercur und Bosmerta^)). Sodann aber bleibt aufif&Uig der Zwischenraum zwischen dem zweiten I und dem A, der zur Aufnahme eines R wie geschaffen erscheint. Daher vermutheten Robert und Jac. Becker^), der Steinmetz habe die Buchstaben TR zwar mit Mennig vorgezeichnet, sie aber vergessen einzuhauen. Auch ich halte das für sehr wahrscheinlich. Der Einwand, dass die beiden II zu nahe bei einander ständen, als dass aus dem zweiten hätte ein T gemacht werden können, ist nicht stichhaltig. Denn der obere Quer- balken des T ist nicht selten auf Inschriften ausserordentlich schmal, so dass man manchmal glauben könnte, ein I vor sich zu haben. Auf unserer Inschrift ist em zweites T nicht vorhanden. Zum Vergleiche genügt aber auch schon der Buchstabe E, dessen Querbalken so kurz anfangs za dieser Ansieht, aber iiar um etwa 100 Seiten sp&ter (p. 394) za er- klären: 'non est qood Mairabus oonvertamns in Matrabus. Meiiar maioribas nostris erant paellae' u. 8. w. 1) Epigr. d. I. Moselle p. 43 £F. pl. V 1. Durch einen vortrefflichen Ab- klatsch überzeugte ich mich von der Richtigkeit der Robertschen Lesung. 2) S. die Abb. (nach Robert) auf S. 43. 3) B. J. 75, 45. 4) EE y p. 549 n. 1263 : Victoriis aug(ust%8) 8acr(um) etc. 5) CIL y 8929. XII 2216. Bull. d. coramiss. arch. com. X 1882 p. 179. u. ö. 6) ygl. Robert, £p. d. 1. MoseUe p. 66 ff. 7) B. J. 56/56 p. 202. 14 Max Ihm: geratben sind, dass er einem I sehr ähnlich sieht Daher war Robert geneigt anzunehmen, dass auf dem Steine anfangs HONORI gestanden habe mit Weglassung der Präposition IN, wovon aber nicht die Rede sein kann. Aus den angeführten Gründen halte ich die Lesart Matrabus für die wahrscheinlichere, und an deae Mattete werde ich erst glau- ben, wenn sie ein neues Denkmal sicher bezeugt hat. Nicht unmög- lich ist, dass die, welche für Gruter und Montfaucon die Zeichnungen fertigten, den Buchstaben R mit Röthel gezeichnet wirklich auf dem Steine erblickten. Jedenfalls muss damals die Inschrift noch sehr deutlich lesbar gewesen sein. II. Besonders charakteristisch für die McUraej Moires und Jfa- tronae ist die grosse Zahl von Beinamen, mit denen sie ausgestattet sind. Am seltensten sind dieselben bei den Matrae^ eine Bezeichnung, welche, wie wir sahen, hauptsächlich dem südlichen Frankreich ange- hört. Auffallend häufig werden dieselben Augustae genannt (16 Mal, vgl. das Register), ein Beiname, der den Meeres und Maironae voll- ständig fremd ist. Etwa ebenso oft erscheinen sie ohne jeden Zusatz, drei Inschriften bezeichnen sie als deae. Doch diese Beinamen rechne ich nicht zu den besonders charakteristischen, die bei den Matres und Matronae in sehr grosser Anzahl und Mannigfaltigkeit vertreten sind, und zwar bei den Matronae noch häufiger als bei den Moires. Doch ist auch hier nach den Provinzen zu scheiden. In Gallia cisalpina werden mit wenigen Ausnahmen die Matronen in der Regel ohne jedes weitere Beiwort angerufen. Umgekehrt ist das Verhältniss in ünter- germanien. Hier erscheinen die Matronen ohne Beinamen nur in 275 und 309 1). Ja, auf einer ganzen Reihe von Inschriften werden unter Hinweglassung von Motronis nur die Beinamen genannt; so die Atu- 1) Fragmentarisch ist 226; in 312 hat der Beiname wahrsobeinlich auch nicht gefehlt. Der Mfitter- oder MatronenkulttM and seine Denkmaler. 15 frafinehoBj AUriäkenae, Aufaniae, Oäbiae u. a. ra.^). Derselben Pro- yins verdanken auch die Maires die meisten Beinamen. Ein ein- ziges Mal erscheinen sie ohne einen solchen (337). Geringer ist die Mannigfaltigkeit ihrer Beinamen in Britannien. Doch auch hier wer- den sie Öfter deae^ tramarifiae und anders genannt, als sie allein er- scheinen. Hingegen in Germania superior und Gallia Narbonensis ist die Zahl der Beinamen gmng. Andererseits überwiegt ja hier die Bezeichnung Matrae. Ein Theil der Beinamen bietet der Erklärung keine Schwierig- keit, ich meine die, welche von bekannten Völkern oder Provinzen hergenommen sind, und zwar sind dieselben meist den Moires beige- legt Selten sind die Beinamen im Genetiv hinzugesetzt: Moires Ponnonhrtm et DeUnatarum in der berühmten Inschrift von Lyon 394. Matronae Braecari{or)wm GoUianatium (54). Die Braecorii sind unbekannt, dagegen hat sich der Name der QoUianaies in dem Namen des Fundortes der Inschrift OoUiano erhalten. MatrofMe et Oenii Ausueiatium (67). Es ist klar, dass der Ge- netiv sowohl zu Genii wie zu Moircmae gehört. Die männlichen und weiblichen Schutzgeister der Ausuciates werden angerufen, eine Zu- sammenstellung, welche für die Beantwortung der Frage nach dem Wesen unserer Göttinnen von Wichtigkeit ist. Die Ausuciaten wohnten am Comer See. Der Name hat sich erhalten in dem Fundort Ossuceio. Die Moauammm Matronae in 57 gehören wohl auch hierher, wo- bei aber die Voranstellung desGenetivs auffällig bleibt. Anders, kann die Fassung der Inschrift wohl kaum erklärt werden. Nach votwm in Zeile 7 scheint der Steinmetz oder sein Auftraggeber sich erinnert zu haben, dass ausser den Sanctae Matronae UceUasieae Ooncanaunae auch noch die Matronen der Masuonnes (?) angerufen werden müssten. Endlich sind hier zu nennen die Moires omnium gentium der britannischen Inschrift 369 '). Für unsicher halte ich die Ergänzung Seno\nibus'] Matronis in 177 '). Eher könnte man noch denken an 8eno[num] Matronis unter 1) Ygl. das Register. 2) Die Maitres orbis totaiis (!), von denen Sohaermans, BaU. d. com. roya- les 1870, 380 nnd 1871, 40 spricht, scheinen ihren Ursprung der fehlerhaften Lesung von 8^16 su verdanken. 3) Für die VoransteUnng des adjektivischen Beinamens kenne ich nur ein Beispiel 394 : Äufanü Mairoma et Matribua Pamumiorum et Ddmatarum. 16 Max Ihm: Berufang auf Masuoiwnum Maironis in 57. Aber es ist mir über- haupt zweifelhaft, ob die Matronen des keltischen Stammes der Senones (in der Gegend des heutigen Sens^ Gallia Lugudunensis) hier zu ver- stehen sind. Der Regel nach wäre die Bezeichnung Moires am Platze. Erwähnen will ich noch die bädensische Inschrift CIRh 1677, wo ein yicus Senat, genannt wird. Alle übrigen Namen sind in adjektivischer Form hinzugesetzt. Aus Gallia cisalpina sind zu nennen: die Matronae Vedicmtiae auf 2 bei Nizza gefundenen Steinen (27. 28), von denen der eine von einem centurio der legio XXJI prim. pia fid., der andere von einem Soldaten der legte XIV genma gesetzt ist Die VedicmHi^ deren Haupte Stadt CemendxMn^) (heute OimieB bezw. OimeUa) war, erwähnen Pto- lemaeus^) und Plinius^). Die Matronae Deruonnae (49) hat schon Labus mit einem bei Mailand gelegenen Flecken, der Dervo oder Demo hiess, zusammen- gestern«). Die Matronae UceUasicae Concanaunae (57) sind dunkel. Der erste Beiname hängt schwerlich mit Ocdum (Cottische Alpen) ^) zu- sammen. Doch aus dem letzteren lässt sich mit grösster Wahrschein- lichkeit ein Volksstamm der Ckmcanamii erschliessen. Denn es sind mehrere Alpenvölker bekannt, deren Namen auf dieselbe Fndung -auiif (bezw. -am/es) ausgehen, nämlich die Velaimi% Oenaunes''), Ingauni^) und Anauni^), Aus Gallia Narbonensis gehören hierher: die Matres Namausicae {Monqaßo Nafiavaixaßo) aus Nemausus (115). Die Matrae Äugustae Ebumicae (393) sind auf Yvours bei Lyon zu beziehen. Ob die Matrae NemetidUa (147) die Mütter des Volkes der Ne- metes sind, ist nicht ganz sicher. Man kann den Namen auf irgend einen Ort ähnlichen Namens beziehen. Denn die Wurzel nemet- ist in 1) Vgl. 27 Z.5 *Cemenelen8iB\ 2) ni 1, 39. 3) Nat. bist. 111 § 47. 4) Vgl. Mommsen zu CIL V 5791. KorrespondenzbL des Gesammtver. V 107. 5) CIL V p. 810. 811. 6) CIL 7817«. 7) CIL V 7817,. 8) CIL V p. 894. 9) CIL V p. 537 n. 5050. Der M&tter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 17 Gallien sehr häufig. Sie bedeutet 'Heiligthum'^). Sie kehrt wieder in St&dtenamen wie ^vyovarovefxerov (bei PtoL), Tasinemehm, Ver- nemetum, Nemetocetma (bei Caes.) u. a.'). Bekannt ist die keltische Göttin Nemdana *). Das Wort vef^r/rov (= saceüum) findet sich auf einer keltischen Inschrift aus Vaison: leyofuxgog OvilXovaog toovriovg Naficevaarig eImqov Bfjkrjaafjii aoaiv vefirjrov^). Der Name der Moires Almahae (122) hat sich ohne Zweifel er- halten in dem Namen des Dorfes 'le Plan d'Afdps\ In alten Urkun- den ist der Ort bezeichnet mit Almes, vüla JltneSj in Almis^). Ver- fehlt Jst d'Am6courts Erklärungsversuch AlnwJuiibus = dlmi8% trotz- dem man passend die Matronae indulgentes (38) zum Vergleich heran* ziehen könnte. Ueber die Mairae Obdeses (152, Lesart nicht ganz sicher), die Moires Müw(i)ae (126), GerudaHae (121) und Ubdkae (123) weiss ich nichts sicheres zu sagen. Die Moires Elüivae wirft Allmer in ganz ungerechtfertigter Weise mit den Matres Alaterviae und Jkdeiviae — bis jetzt ist nur eine deoAMeivia bekannt — zusammen^. Statt übdkabas liest JuUian in 123 übelnabus und will darin den Namen des Flttsschens VHuveaune wiederfinden, das auf Urkunden UbdnOy TJvdna^ Hivdna u. a. genannt sein soll. Doch ist seine Lesart nicht sicher «). 1) Vgl- Venantius Fortanatas I, 9, 9 : 'nomine Vememetis voluit vocitare vetnstas, qaod quasi fanum ingens gallica Ungna refert*. 2) Zeoss, Qram. oelt.' p. 10. 85. 87. 161. W. Stokes in Bezzenbergers Bei- tragen XI 124. 3) CIRh 1790. CIL VII 36. 4) Vgl. Stokes, Bezz. Beitr. XI p. 122 ff. Die hier genannte Gottin heisst aaf einer anderen Inschrift (Orelli 1431) Minerva Bdisama. ilü)Qov erkl&rt man = fecU, Es ist sicher Verbnm and kehrt auch auf anderen keltischen Inschrif- ten wieder in der Form ieuru (vgl. Stokes a. a. 0. p. 129 n. 14 — 20). ffociy scheint Demonstrativ zu ve/iritov zu sein = hoc saedlum (Stokes n. 18). 5) Belege bei Jullian BE V p: 9 f. Aehnliche Ortsnamen finden sich auch sonst. Elmäha {Mmäha i. J. 952), Fluss- u. Ortsname, jetzt Elm bei Fulda etc. Förstemann, Namenbuch n p. 467. YgL W. Arnold, Ansiedelungen und Wanderungen p. 497. 6) Bev. d. philoL Bevue des Revues. II 1877 p. 25I5. 7) Bulletin d. 1. Drdme 1874, 367. EUtcmu8f Führer des keltischen Stam- mes der Genomanen, nennt Liv. Y 35. 8) Vgl. meine Bemerkung su der Inschrift. 18 Max Ihm: Die Mdtres Gaüaicae der spanischen Inschrift 396 bieten keine Schwierigkeit, ebensowenig die Moires Af{rae) Ita(lae) Ga(Uae) in 348 und die Moires Italae Oermanae Odl{lae) Brit{annae) der Inschrift von Winchester 340. Moires Oertnanae kehren wieder in der Kölner Inschrift 273 als Moires meae Oermanae Su^ae, mit denen die Moires Sudtae der Deutzer Inschrift 289 (vielleicht auch LutaUae Suebae [?] 455) zu ver- gleichen sind. In den Rheinlanden bedürfen ferner keiner Erklärung die Matres Noricae 338. Dedikant ist ein Soldat der 1. Legion. Man wird hier- bei unwillkürlich an die Moires Ponnoniorum et Ddmatarum erinnert, denen ein Tribun derselben Legion sein Gelübde erfüllt (394). In 329 halte ich die Lesart Moiribus Frisams für die richtige, nicht Trisavis^ an welcher Bergk festhält ^). Der eornicularius legatif der 334 die Moires Treüerae anruft, war wahrscheinlich ein Treverer. Statt der Moires Arsacae 330, wie überliefert ist, nehme ich mit Bergk Moires Marsocae oder Marsaciae an^). Der Zusatz patemae sive matemoe zeigt deutlich, dass der Mann die Mütter seiner Heimath im Auge hat. Als Volk des Nieder- rheins nennen die Marsod Plinius^) und Tacitus^) im Vereine mit den Batavern, Ganninefaten u. a. Auch inschriftlich werden sie be- zeugt; so heisst es auf einer stadtrömischen Grabschrift CIL VI 3263 nat{ume) Morsaquio und auf einer jüngst in Köln gefundenen dves Marsacus ^). Andere Beinamen der Matres lassen sich bis jetzt noch nicht sicher deuten. Im Allgemeinen wird man mit Becht auch in ihnen Namen von irgend welchen unbekannten Volksstämmen suchen können. Die Matres Brittoe oder Briitiae (328. 332 bei Xanten gef.) hat Schöpflin auf Britannien bezogen, Lersch auf die Britones % an- dere, darunter Bergk, setzten sie in Zusammenhang mit dem Dorfe Birten bei Xanten. Beides hat seine Bedenken^). Noch weniger 1) W. Z. I 146. 2) W. Z. I 153. 3) Nat. bist. IV § 101 ('Manaciorum'). 4) Eist. IV 56 CMarsacofl'). 5) Mitgretheilt anter No. 286. 6) Die BriUmes sind nicht verschieden von den Brüanni, Vgl. 447. 7) Im 12. Jahrh. heisst der Ort Birtene, BirHne, BirU. Lacomblet, ür- kandenbuoh I n. 290. 357. 456 Biertana. Förstemann, Namenbuch TI p. 221. Der Mütter- oder Matronenkultus and seine Denkmäler. 19 lässt sich über den anderen Beinamen der Moires JBrittae in 332 Maxaeiae (?) sagen. Denn mit einer Verweisung auf Ortsnamen, wie Maxey (Maxeium?) i), ist nichts geholfen. Die Lesart Marsacis lässt leider der Stein kaum zu. Eher könnte vielleicht die Form Maxaeiae als Doppelgänger von Marsaciae lautlich erklärt werden durch das Medium Ma{s)$aciae. Ebenso sind dunkel die Moires Masanae (286 Köln) 2), Mopates (336)^), Annaneptae (331). Die letzteren hält Bergk für identisch mit den in 287 genannten Matres patemae Hannanef. (oder Hian- nanef.) ^) und bezieht sie auf den Volksstamm der Canninefaten. Ich halte die Ueberlieferung sowohl von 331 wie von 287 für ganz unzu- verlässig. Desgleichen bezweifele ich die Bichtigkeit der Ueberliefe- rung von 195 Matribus Vapthiabus. Man hat hier unnöthiger Weise Vapthiabus in Vatuiahus ändern wollen. Die Vatmae werden, wo sie erscheinen, immer als Matr(mae bezeichnet. Der Name der Matres Mediotaulehae (280, in Köln gef.) ist offen- bar keltisch, zusammengesetzt aus dem Thema tnedio-, das wiederkehrt in Meduhlanium Medio-matricty und tatO- oder taut-. In der oben mit- getheilten keltischen Inschrift steht roovriovg für tovriovg = civis Ne- mausensis^). Keltisch ou entspricht osk. üv, oi^, ou (tüvtiks, ttoßvo^ toutad), lat. ü oder ? (tötus), goth. iu (piuda). Es scheint nicht ver- schieden von au, das in Jlfediotou^. vorliegt, während es in anderen Namen in eu übergegangen zu sein scheint z. B. Teutates, Teutobodiaci für Towtates, Totttobodiaci «). 1) Lienard, Arch^ol. d. 1. Mense I p. 111. 2) Nicht gerade unmöglich wäre eine Beziehnng aaf üfar^otia (Mersen bei Maatrioht und Maarsen bei Utrecht). Förstemann II p. 994. Für weniger wahr- flcheinlich halte ich einen Bezug auf die Maas (Maasgau), den Habets vermathet (BuU. d. commisB. royales 1871, 61). S. Förstemann II p. 1046. 3) VieUeicht sind diese im Lande der Nervier zu suchen, da der Dedikant ein tives Nervius ist. Hinsichtlich der Zusammensetzung erinnere ich an den Namen des Gottes CauUhpates. 4) Hennef heisst auf Urkunden HanopM, Hanephe, Hannepha, Lacomblet» Urkundenbuch I n. 202. 314. 478. Vgl. Hannipe (Honnepe bei Deventer). La- oomblet I n. 306. 5) NafiavaoTts adjekt. Bildung von NafiavaoQ. Vgl. das Epitheton des Silvanus dinqwUis, Stokes, Bezz. Beitr. XI 123. 6) Stokes, Kuhn u. Schleichers Beitr. II p. 100. 107. Zeuss, Gram. celt.s. 34. 35. Bian vgl. den MairB TauMes CIL III &B20. VH 84. BK I 122. 20 Max Ihm: Es bleiben noch übrig die Matres Älatervae oder Alaterviaej be- zeugt durch eine jetzt nicht mehr vorhandene britannische Inschrift (378 MatfUms Alatervis et Matrihus campestribus). Ueber dieselben ist viel geschrieben worden. Man hat sie durchaus in Beziehung setzen wollen zu der Göttin AUdeivia einer Xantener Inschrift^). So zuerst Grotefend^), dem besonders diejenigen nachfolgten, welche beweisen wollten, dass die Dreiheit der Matronen aus der Einheit erwachsen sei. Wie aus der dea Sulivia die Sideviaey wie aus der britannischen Göttin Anäraste die Matronae Andmstehiae (1) % so seien aus der Göttin Alateivia die Matres Alaterviae entstanden. Auch Bergk hält Alateivia für nicht verschieden von den Alaterviae^ und da er dieses (in unmöglicher Weise) als Zwitterbildung aus dem germanischen dlah (heilige Stätte) und dem lateinischen trivium erklären will {Alaterviae also = Triviae)^ so ist ihm ohne Weiteres Alateivia = Hekate, wobei er bemerkt, dass Alateivia entweder auf Verschreibung oder Korrup- tion der Volkssprache beruhe ^). Die richtige Deutung glaubte Freu- denberg gefunden zu haben, als er in dem Sprunerschen Atlas am Wall des Pius die Stadt Alaterva verzeichnet fand^): die Alaterviae waren danach die Göttinnen von Alaterva. Leider hat sich Spruner diesen Städtenamen erst aus unserer Inschrift zurechtgemacht^). Wenn der Beiname eine topische Bedeutung hat, so ist diese im Lande der Tungrer — denn diese sind die Dedikanten — zu suchen, nicht im Norden von Britannien, und ich bin ganz der Ansicht von Hühner, dass die Mütter jenen Beinamen bereits in der Heimath der Tungrer führten ^. Dass den Tungrern der Mütterkultus nicht fremd war, be- weist noch eine zweite britannische Inschrift (366). Für verfehlt halte ich auch Kerns Deutung der Alaterviae^ trotzdem sie an sich recht ansprechend ist ^). Er erklärt den Namen aus dem germanischen äla =s aü und teru = tere ('Baum' vgl. Goth. triu). Sie sind ihm also Moires süvestres oder Silvanae und ihre Zusammenstellung mit den 1) Älateivi\ae ex | tussu \ Divos \ medicm. CIRh 197. Hettneri Katalog d. kon. Mas. in Bonn. n. 63. 2) Göttinger gel. Anz. 1840, 811. Zeitachr. f. Alierth. 1841, 431. 3) B. J. 2, 128. 4) W. Z. I 146. 5) B. J. 18, 112. 6) Vgl. Fiedler B. J. 36, 43. 7) CIL Vn p. 190. 8) Gennaanaohe woorden p. 310 f. Der Matter- oder MatronenkultuB und seine Denkmäler. 21 Moires campestres passt anscheinend vorzäglich. Er unterlässt es natürlich nicht dabei auf die stadtrömische Inschrift 18 {Stdevis et Campestrüms) zu verweisen. Wie aber diese Inschrift und die Cam- pestres zu beurtheilen sind, werden wir weiter unten sehen. Die Älateivia dagegen erklärt Kern als Göttin der Gesundheit (Hygieia), vielleicht deshalb, weil der Dedikant ein medicus i&t^). Die Deutung des Namens ist unsicher^). Sicher falsch ist Simrocks Behauptung, dass ein Bezug auf Ähei nicht zu verkennen sei^). Eine Verwandt- schaft der Alateivia mit den Alaterviae halte ich für unsicher, wenn sich auch die Namen nur durch einen Buchstaben unterscheiden, und man allenfalls auch das Schwinden des r in stadtrOmischen und sonstigen Inschriften, wie z. B. in Mineüaj xwre u. a., geltend machen könnte. Damit sind die Beinamen der Matres erschöpft. Erheblich schwieriger ist die Deutung der noch übrigen Beinamen djBr Matronae. Kern hat die meisten derselben aus dem Germanischen zu erklären versucht, wie ich glaube mit wenig Glück. Auszuscheiden sind zunächst die Beinamen, deren Ueberlieferung falsch oder unsicher ist. Hierzu rechne ich die Matronae Ahinehüe (229, wo Crombach die unmögliche Form Atirieninabus überliefert), Abiamar, (293), Anesaminehae (258), Aviaitinehae oder Maviaitinehae (818)^), Caimineae (220)^), Oratich. (219), BatheiMe (218), Textumehae {292)^, Uhuhinehae (254). In 230 ist es unbestimmt, ob Teniavehis zu lesen ist oder ob der Name nur fragmentarisch erhalten ist. Nur die Endungen von Beinamen sind ferner erhalten in 196. 315. 319. (-ahus) und 257 {-henehis). In der Kölner Inschrift 276 ist Aumenaienae'') und Aumenahefiae möglich, in 245 kann man schwanken zwischen Hiheraiiae und Mherapiae. Dass in all diesen mannigfachen Beinamen Namen bestimmter Oertlichkeiten zu suchen sind, kann wohl keinem Zweifel unterliegen. Die Beinamen, denen wir bis jetzt begegnet sind, sprechen auf das 1) A. a. 0. p. 311. 2) Vgl. auch Braun B. J. 19, 98. 3) Mythol. p. 398. Die Bewohner yon Alzei heissen auf einer Inschrift V. J. 223 vicani AlUaiensea. CIRh 877. 4) Auch Äulaitinehae hat man gelesen, and an dieser Lesart hält Kern p. 321 fest. Er erklärt sie als domestieae. 5) Die Endung wird wohl auch hier -nehae gewesen sein. 6) Kern a. a. 0. p. 329. 7) Kern p. 321. 22 Max Ihm: bestimmteste dafür, und nichts ist verkehrter, als in ihnen Bezeich- nungen, die auf die Natur und das Wesen dieser Gottheiten Bezug haben, finden zu wollen. Es wäre doch zu auffällig, dass man dafür Namen von so barbarischem Klang gewählt hätte. Dass wir die meisten dieser Oertlichkeiten heute nicht mehr sicher nachweisen können, ist nicht zu verwundem, wenn man bedenkt, wie viele Namen im Laufe der Jahrhunderte untergegangen sind, wie viele in der gewaltsamsten Weise geändert, wie viele durch neue ersetzt worden sind. Eine andere Frage ist die, wie denn diese Ortsnamen zu erklären sind, und auf diesem Gebiete ist trotz der Arbeiten FOrstemanns und anderer noch sehr viel zu thun übrig. Einige der Beinamen nun lassen sich mit ziemlicher Sicherheit auf bestimmte Orte zurückführen, andere wenigstens auf Orte ähnlichen Namens. So sind die Matronae Mahlinehae (274, in Köln gef.) unzwei- felhaft in Zusammenhang zu setzen mit dem in Belgien nicht seltenen Ortsnamen Machelen oder Mecheln, frz. MaUnes^). Von alten Namens- formen finden sich MagMinia, MacUnium, Machlinium^). Die Etymo- logie ist unsicher. U. a. hat man das Wort zusammengebracht mit abd. mähai (Gerichtsstätte, Malstätte), doch ist es schwerlich germani- schen Ursprungs. Zu irgend einem Orte dieses Namens gehören unsere Matronen, die der Dedikant, ein Kelte, wie sein Name Tatigenus zeigt, in Köln durch einen Votivstein ehrt Die Matronae Nersihenae, welche in der Jülicher Gegend gefunden sind (314, sie werden zugleich mit den Vatuiae genannt), verrathen eine auffallende Verwandtschaft mit dem Orte Neersen (Kreis Gladbach) und dem hier vorbeifliessenden Flüsschen Neers oder Niers »). Ebenso können die Älbiahenae (nur einmal 248 als Matronae be- zeichnet, sonst ohne jeden Zusatz 246. 247. 249) kaum getrennt wer- den von dem Namen des Fundorts (Ober-) Elvenich. Zu Grunde liegt die in Ortsnamen nicht seltene Wurzel aXb- (db-, dv-). Es entsprechen sich lat älb'USj griech. äXq>'6g^ umbr. a^ (vgl. osk. Al^atemum), deutsch Elbe, d. h. Weissfluss (vgl. dbis Weissvogel, Schwan). Wie Jac. Becker*) dazu kam, die römischen Albionae^) hier ins Spiel zu ziehen, ist mir unerfindlich. Nicht zu verwechseln mit den Älbu^ienae 1) Sobuermans, Bulletin des commissiont royales 1871 p. 55 flg. 2) Förstemanti, Namenbuch II 963. 3) Nebenfluss der Maas, mündet bei Qennep in Holland. 4) B. J. 33/34 p. 195. 5) Feetns p. 4 Müller. Der Matter- oder Matroaenkaltus uad aeine Denkmäler. 23 sind die Matronae Jlhiahenae, die bis jetzt nur durch eine Inschrift bekannt sind (181, in Baden gel). Die Malronae Ouchinehae (255 Zülpich) werden wohl mit mehr Becht auf das bei Zülpich gelegene Ouchenheim als auf Geich^ was Eick wollte^), bezogen. Bergk dachte gar an Cochem a. d. Mosel ^). Das letztere begegnet i. J. 1051 unter dem Namen Ghuochamo^). In 310 Guinehis in Ouchinehis zu ändern^), liegt kein Grund vor, mag der Unterschied der Schreibung auch sehr klein sein. Ich ver- weise auf die Jihiahenae (181), wo man auch versucht sein könnte, AUnahenae an die Stelle zu setzen. Die Matronae Hamavehae der bei Jülich gefundenen Inschrift 307 hat Jac. Becker, auch in 452 wiederfinden wollen, eine ziemlich halt- lose Yermuthung^). Sie können mit Becht gelten als die Göttinnen des Gaues Hamdand oder Hamaland (um Deventer), der seinen Namen von den G^maven hat. Hamdand ist entstanden aus Hamavdand unter Schwund der Ableitungssilbe -au^). Auch Kern nennt sie die 'Lieben Frauen von Hamouw, Hameland*^). Die Matronae lulineihiae (308, bei Jülich gef.) sind auf Jiäkh (Miacum) bezogen worden, ob mit Becht, scheint mir zweifelhaft. Von alten Namensformen dieser keltischen Stadt kommen vor Jülihgewe i. J. 898, Jtdichgom i. J. 1029, Gtdiche (?) »). Die VacaU(J)inehae {VacaUineae 215 in Endenich, 224. 225. 227 in Antweiler gef.) will man auf das bei Antweiler gelegene Dorf Wachendorf (so, nicht Wachl^ndorf zu schreiben) beziehen^). Laut- lich viel näher liegt die Beziehung auf die Waal, deren alte Namen VacdluSy VacdliSf VachaliSy Vahdlis sind ^^). Der Ort, von dem die VacaUinehae ihren Namen haben, könnte geheissen haben Wacha- 1) Rom. Wasserleitung p. 98. 2) W. Z. I 146. 3) Lacomblet, Urkandenbuch I n. 186. 4) Neue Jahrb. f. Phil. 77, 583. 5) Eorresp. d. Gesammtvereins V 107. B. J. 26, 107. 6) Zeuss, Die Deutschen p. 91. 336. Förstemann, Namenbuch U 361. 7) A. a. 0. p. 309. 8) Laoomblet, Urkundonbuch n. 81. 166. Förstemann, Namenbuch U p. 612. 865. 9) Vgl. Freudenberg, B. J. 18, 113; 19, 88; 44/45 p. 83 u. a. 10) Bergk W. Z. I 146. Gaes. bell. gall. lY 10. Förstemann, Namenbuch U 1456. ZeuBS, Qr. eelt.« p. 119. 24 Max Ihm: Unchemy Wachdlmga, Ortsnamen des 8. und 9. Jahrhunderts, welche der cod. Lauresh. diplom. nennt ^). Kern erklärt sie als die Wake- lensche Lieve Vrauwen^). Dass die Vacailinehae einmal (215) als Moires bezeichnet werden, ist schon oben bemerkt worden. Der den Malronae Lanehiae geweihte Stein (270) ist in Lechenich gefunden worden. Für den ersten Augenblick besticht eine gewisse Namensähnlichkeit, trotzdem die Uebereinstimmung eigeDtlich nur in dem Anfangsbuchstaben besteht. Mir scheint die Beziehung auf Leche- nich keinesw^s so sicher. In alten Urkunden wird der Ort Legniehe^ Leggenich genannt^). Eine Beziehung auf das in der Nähe gelegene Dorf Langenich liegt lautlich entschieden näher. Erwähnt sei noch, dass das im östlichen Belgien gelegene Lasne in einer Urkunde vom J. 1244 Landie heisst^). Die Matranae Sumanehae (221 Bomanehae) werden durch 4 In- schriften bezeugt (208. 313. 318), die an verschiedenen Orten gefunden sind : in Bonn, Lommersum, Jülich und Bürgel. Einmal werden sie zusammen genannt mit den unsicheren Maviaüinehae (318). Wenn Martin Smetius als Fundort von 313 angiebt 'non procul a veteri- bus castris Romanorum, loco qui nunc etiam dicitur Sumar^heym* und den Beinamen der Matronen von diesem Orte ableitet, so lässt sich diese Nachricht leider nicht mehr kontrollieren. Ein Rumanhegm bei Jülich war schon Lamey im vorigen Jahrhundert unbekannt. Andere haben auf Dorfnamen wie Bommelsheim, Bhondorf hingewiesen ^). Eher wQrde ein Name wie Romanisheim passen, das aus Elsass a. d. J. 758 erwähnt wird*). Als Beispiel, wie man früher Beinamen von Matronen deutete, mag die Erklärung Lameys dienen: ""Ruman et Ofan cum Otfrido Sit quod nobis Raum et Offen, Rumanehae intervallorum, tem- pestatum nempe, Aafaniae autem illae Matronac quae terram clausam aperirent, adeoque vernales atque aestivae haberi possunt' '). Kern erklärt sie wenig wahrscheinlich als 'Römische Mütter'®). 1) FörsiemaDii, Namenbach II 1452. 2) A. a. 0. p. 305 ff. Der Stamm soll derselbe sein wie in * Wacholder*. 3) Lacomblet I n. 330. 440. 4) Grandgagnage, Memoire sur les anciens noms de lieux dans la B'elgique Orientale p. 121. 5) Rein, Haus Bürgel p. 49. Freudenberg, B. J. 20, 90. Bhondorf ist ganz unmöglich; es wird in Urkunden Bummentorp, Eumundorf, Boontorp ge- nannt. Förstemann, Namenbuch II p. 1202. 1190. 6) Förstemann II p. 1189 : Bomanisheim tnarcha, 7) Act. acad. Palat. VI 77. 8) A. a. 0. p. 321. Der Mütter- oder Matronenkaltus und aeine Denkmäler. 25 Die Matronae Afliae (272. 282, in und bei Köln gef.) sind nicht sicher zu deuten. Für ziemlich gewagt halte ich eine Beziehung auf die Eifel ^). Ebenso wenig würde ich die Ifles (454) zu diesem Gebirge in Beziehung setzen'). . ^Nichts anzufangen ferner weiss ich mit den Matronae VaUamae- ndMae (278 Köln), den Axsinginehae^) (281 Köln), den Aserecinehae oder Asericinehae (197 Odenhausen, nur hier als Matronae bezeichnet; 216. 217 Odendorf), den Atufrafinehae^) (199-204. 205? Berkum). Die Mehrzahl der den Matronae Vesuniahenae geweihten Inschriften ist in Vettweiss bei Zülpich (263—267, in 264 ohne den Zusatz Ma- tronae)y eine in Zülpich selbst (256) gefunden worden. Der alte Name von Vettweiss lautet Wisse^ Wissaj Wys% und noch heute nennen die Bauern den Ort nicht anders als Wiss. Unmöglich ist es nicht, dass die Vesuniahenae mit diesem Namen zusammenhängen. Wir würden dann als älteste Namensform für Vettweiss ein Vesun oder Vesuna ge- winnen. Eine Stadt dieses Namens ist uns aus Aquitanien bekannt, Vesunna Petrocoriorum^ das heutige Perigueux^). Der Stamm des Wortes ist sicher nicht deutsch, und Kerns Ableitung daher unmöglich^. Auch die Veteranehae^)^ deren Inschiiften bei WoUersheim und 1) Schon im 10. u. 11. Jahrh. heisst sie Eiflia (auch Aiflia), Förstemann II p. 29. Vgl. Lerscb, Centralmuseam I 26. Rein, Haus Burgel p. 36. 2) Lersch erinnert ausserdem an das Dorf Äffdn (Kreis Arnsberg). Ein Äfflighem (Affiegem) n. w. von Brüssel. Förstemann, Namenbuch II p. 9. 3) Lersch verweist auf das Dorf Aasinghausen bei Brilon, das aber in Urkunden Aabetinchusont Esbegtinchusun genannt wird. Förstemann II 105. 4) Jos. Klein verweist auf Adendorf. 5) Eick, B. J. 23, 69; Rom. Wasserleitung p. 99. Vgl. auch Freudenberg, B. J. 20, 89, der sie auf den bei Vettweis gelegenen Bnrgflecken Veitzheim bezieht. 6) Vgl. die Tutda Vesunna, Rev. arch. 1877 p. 225. RE I n. 60. 61. Die Vesunniei nennt Sidon. ep. 8, 11. Vgl. Zeuss, Gr. celt.^ p. 774. Derselbe Stamm liegt vielleicht in Visontio (Vesuntio) vor. Eine Göttin Vesuna femer kennen die Italiker (Umbrer, Volsker, Marser). Bacheler vermuthet, dass von dieser die aquitanische Stadt ihren Namen hat. Sollte da« Wort dann seinen Weg an den Rhein gefunden haben? Vgl. Mommsen, ünterit. Dialekte p. 321. CIL 1 182. Bücheler, Umbrica p. 162. Preller, Rom. Myth.» I p. 272. 454. 7) A. a. 0. p. 325. Sie sind ihm etwa s= hoepitäUSf die gastfreien. 8) Es finden sich folgende Namensformen : Vderam^iae 232. 233. 235. 237. 239. 240. 242. 243. Veterahenae 234. 238. Vataranehae 236. 241. Welches die ursprünglichere Form ist, ob Veteran, oder V), der Matronae Veteranehae (237)^), der 1) Die Abbildang ist nioht korrekt. 2) Abb. in den B. J. 20 Taf. III. 3) Abgeb. B. J, 12 Taf. I. n. IL 4) /bgeb. B. J. 12 Taf. UL 40 Max Ihm: Hcmwehae (307) % zwei kleine Reliefs ohne Inschrift aas Köln (283. 284), die Reliefs aus Ober-Elvenich (246. 248), aus ZUlpich (256. 258), die z. Th. zerstört sind. Endlich werden ohne Zweifel in dieselbe Ka- tegorie gehören die Darstellungen der Steine 224 (aus Antweiler) und 252 (aus Rövenich), welche heute nicht mehr vorhanden sind. Allen ist das gemeinsam, dass die beiden äusseren Matronen die grosse Haube haben, dass die mittlere ohne dieselbe erscheint, dass alle drei Frucht- körbe (zuweilen auch nur die Früchte ohne Körbe ^)) auf dem Schooss tragen, und endlich, dass die mittlere Matrone etwas kleiner erscheint als ihre Genossinnen. Das tritt besonders auffällig hervor bei dem Bettenhofener Relief (305, Matronis Ettrdhmis et Gesähmis), wo die mittlere ganz schmal gebildet ist. Eine kleine Variante erlaubte sich der Verfertiger des Mümling - Grumbacher Reliefs (184 s. Abb. auf Taf. II 1). Er hat der mittleren Matrone einen erhöhten Sitz gege- ben, so dass sie über ihre Genossinnen hinausragt. Ihre Füsse ruhen auf einer Art Schemel. Sonst stimmt die Darstellung zu den bisherigen. Anderer Art sind die Darstellungen der sitzenden Moires auf gallischen und britannischen Reliefs. Die ungeheuren Hauben, welche für die rheinischen Darstellungen so charakteristisch sind, fehlen hier ganz. Desgleichen ist die Gewandung eine andere. Am bekanntesten ist das aus Lyon stammende Relief der Matrae Augustae (392, Fig. 2). Fig. 2. In der von Säulen eingefassten Nische sitzen die Göttinnen in derselben Kleidung, Untergewand und kurz- ärmeligem Chiton. Die Köpfe sind unbedeckt, die Haare umrahmen die Gesichter in dicken Strähnen. Im Schooss halten sie einige runde Früchte, wahrscheinlich Aepfel; die mittlere hält ausserdem in der auf dem rechten Knie ruhenden rechten Hand einen runden Gegenstand, der wahrscheinlich, wie aus anderen Denkmälern hervorgeht, eine patera vorstellen soll, im linken Arm hat ^'7yv?J?^AyoTM. L EON Med- 1) Sehr schlechte Abb. bei Schannat, Eiflia iUustr. 1 1. Taf. X 34 (Baersoh). üeber der mittleren Matrone befindet sich ausserdem ein Brustbild (Medaillon), dessen Bedeutung mir nicht klar ist. 2) Es laset sich dies in manchen Fillen nicht mit Sicherheit entscheiden, da die Steine nicht selten sehr verwittert sind. Der Matter- oder Matronenkultos und seine Denksialer. 41 sie ein an die linke Schulter gelehntes Füllhorn. Das Füllhorn und die Patera fehlen der mittleren auf einem kleinen Relief von Autun, das ich im Museum zu St Germain gesehen habe (394*). Auch hier sind sie ohne jeden Kop^utz, im Schoosse hielten sie wahrscheinhch Früchte. Etwas verschieden ist ein kleines Relief aus Vaison (ohne Inschrift, 130)^), indem der Mantel, in den sie gekleidet sind, über den Hinterkopf gezogen ist. Füllhorn und Schale kehren wieder auf einem fragmentarisch erhaltenen Relief von Besangon (164). Eine der Mütter hat Früchte im Schooss, die zu ihrer Rechten sitzende trägt Füllhorn und Schale, wie die mittlere Matrone auf dem Relief von Lyon. Die Köpfe sind zerstört. Alle drei endlich haben Füllhörner auf einer im Lande der Lingones gefundenen Reliefdai'stellung (166, ebenfalls ohne Inschrift).^ Leider habe ich davon keine Abbildung zu Gesichte bekommen. Nach der Beschreibung von Legoux de Gerland soU jede eine Schale in der Hand halten und ein Tuch über die Kniee gebreitet haben ("une nappe ^tendue sur leurs genoux, ce qui est particulierä ces figures*)*). Auf den britannischen Reliefs sind die Füllhörner unbekannt. Hier erscheinen wieder die Fruchtkörbe, so besonders deutlich auf einem Londoner Relief, dessen oberer Theil abgebrochen ist (342, Fig. 3). Auf einem kleinen, ebenfalls Fig. 3. stark zerstörten Relief aus Netherby (374) trägt nur die mittlere einen Gegenstand, der einem mit Früchten ge- füllten Korbe einigermassen ähnlich sieht ^). Ein eben- dorther stammendes Frag- ment stellt eine auf einem Stuhl mit Lehne sitzende Frau dar, welche im Schoosse Früchte hält (Fig. 4)*). Ob es ein Fragment eines Mütterreliefs ist, wage ich nicht zu entscheiden. Desgleichen wage ich nicht ein roh gearbeitetes Relief- aus Housesteads*^) mit Bestimmtheit für den Mütter- 1) Befindet 8ioh ebenüallf im Maseum zu St. Germain. 2) Vgl. Bulletin mon. XXI 338. 3) Abgeb. bei Bruce, Lapid. septeutr. p. 403 n. 784. 4) Bruce, Lapid. aept. p. 403 n. 785. 5) Bruce, a. a. 0. p. 116 n. 230. 42 Max Ihm: kalt in Anspruch zu nehmen (Fig. 5). Die Köpfe der Figuren fehlen. Sie waren, wie die Löcher oben andeuten, besonders aufgesetzt. Was Fig. 4. :/■ .0^ Fig. 6. die Gefasse, wel- che die Figuren halten, vorstellen sollen, ist unsi- cher. Ganz ohne Attribute end- lich, wie es scheint, sind die deae Matres tra- marinae patriae eines Reliefs von Newcastle darge- stellt (358, Fig.6). Dasselbe sieht roher aus, als alle anderen mir bekannten. Charakteristisch ist daran nur, dass jede der Göttinnen in einer besonderen Nische sitzt. . Die Nischen sind durch Säulen von einander getrennt. Wie ich bereits bemerkt habe, sind die drei Göttinnen selten stehend dargestellt Hierher gehört das Metzer Relief der deae Mar trae ^) (385, Fig. 7), welche noch im vorigen Jahrhundert als die drei D W 1] Ueber die Inschrift s. oben p. 13. Der Matter- oder Matronenknltos and seine Denkmäler. 43 Marieen verehrt wurden ^). Es sind drei Gestalten in langem faltigem Gewände. Ein Gewandstück fällt vom Hinterkopf über den Bücken herab. Was sie in den Hän- den hielten, lässt sich nicht mehr entscheiden. Auf die Abbildungen Gruters u. a ist kein Verlass. Wir fanden auf gallischem Boden als Attribut der Göt- tinnen das Füllhorn. Auf einem im Lande der Lingo- nes (Cote d'Or) gefundenen Relief ohne Inschrift (n. 167 Fig. 8) erscheinen drei weib- liche Gestalten, deren jede ein Füllhorn trägt, und zwar hält es die mittlere in der Linken und lehnt es an ihre Schulter, die beiden anderen halten sie mit beiden Hän- den. Die mittlere hält ausser- dem in der herabhängenden Rechten einen runden Gegen- stand, wahrscheinlich eine Patera. Ich trage kein Be- denken, in diesem Relief eine Darstellung der Mütter zu sehen. Dass alle 3 Füll- hörner tragen, fanden wir bereits auf dem aus derselben Gegend stammenden Relief 166, auf welchem sie sitzend dargestellt sind, lieber ein drittes Belief, auf dem die Mütter stehend erscheinen, fehlen nähere Angaben (343, in London gefunden). Am Rhein fehlt diese Gattung ganz bis auf ein Relief aus Laden- burg, von dem weiter unten die Rede sein wird. Dagegen liefern uns diese Gegenden zwei interessante Darstellungen, die von den übrigen abweichen. Auf einem Stein von Vettweis ist die mittlere Matrone 1) S. die Bemerkong zur Inschrift (385). 44 Max Ihm: Stehend dargestellt, ihre Genossinnen sitzend. Doch fehlt auch hier der mittleren die unförmige runde Haube, welche die beiden anderen haben. Die letztern tragen Früchte im Schoossj und auch die mittlere hat etwas gehalten, wahrschdnlich Früchte, wie die beiden anderen (s. Abb. auf Taf. III 1) ^). Ein Gegenstück hierzu ist das Zatzen- hausener Relief 179 (ohne Inschrift)«). Hier sitzt die mittlere Matrone, während die beiden anderen stehen ; femer hat hier die erstere allein die grosse Haube, wäh- rend die anderen ohne Kopfbedeckung sind. Zugleich zeigt das Relief trotz der Rohheit der Ausführung eine grössere Abwechselung der Attribute. Die mittlere bat Früchte im Schoosse liegen, die rechts von ihr stehende hält einen mit Fruch- ten gefüllten Korb, die zur Linken stehende hält in ihrer Linken einen Stab oder Zweig, in der Rechten, wie es scheint, drei Aehren >). Mit diesem Relief stimmt, was die Gruppirung der Göttinnen betrifft, ganz überein eine Darstellung aus Vienne (144). Auch hier sitzt die mitt- lere allein und hält auf ihrem Schooss einen Korb mit Früchten. Be- kleidet ist sie mit langer Tunica. Die beiden anderen sind mit Tunica und Mautel bekleidet, welcher auch den Hinterkopf bedeckt, ähnlich wie bei dem Metzer Relief (p. 43) und dem aus Vaison (130). Sie sind durch keine weiteren Attribute ausgezeichnet. Endlich giebt es noch einige Denkmäler, auf denen die Göttinnen nicht in ganzer Figur, sondern nur ihre Köpfe bzw. ihre Büsten dar- gestellt sind. Dieselben sind nur am Rhein gefunden worden. Der Rödinger, den McUronae Gavadiae geweihte Stein (295), zeigt uns die 3 Brustbilder der Matronen in Blumenkelchen stehend^). Sonst stimmen die Köpfe zu dem üblichen rheinischen Typus: der mittleren fehlt die grosse runde Kopfbedeckung. Auf dem Embkener Matronen- 1) n. 264. Nicht korrekt ist die Abb. B. J. 20 Taf. I. IL 1, wo die mitt- lere ruhig dasteht und den rechten Unterarm vor den Leib gelegt hat. 2) S. die Abb. Taf. H 2. 3) Aehren fanden wir auch auf dem Rodinger Relief p. 38. Vgl. die Beschreibung im Verzeiohniss der römischen Steindenkmale des Stuttgarter Museums n. 50 p. 15. 4) Abb. auf Taf. III 2. Der Mutter- oder Matronenkultus und feine Denkmäler. 45 stein 239 sind in ähnlicher Weise 3 Medaillons mit den Köpfen der Matronen angebracht^). Fast scheint es, als habe hier auch diemitt* lere die gleiche, wenn auch vielleicht etwas kleinere, Kopfbedeckung wie ihre Genossinnen getragen. Doch ist gerade das mittlere Medaillon zu verwittert, als dass dies mit Sicherheit behauptet werden könnte. Wenn endlich Gruter zu der Inschrift 195 die Bemerkung macht, dass sie *sub tribus stemmatis eiusdem aäaHs vWorutn stand, so ist kein Zweifel, dass auch dieser Stein mit den 3 Brustbildern der Mfltter ge- schmückt war. Es ist klar, dass fär die rheinischen Gegenden ein bestimmter Typus der Darstellung massgebend war, während die bisher in anderen Provinzen gefundenen Reliefs mehr oder weniger von einander und zugleich von den rheinischen abweichen. Die merkwürdigen runden Hauben, die den Turbanen der Türken nicht unähnlich sehen, gehörten damals wohl zur landesüblichen Tracht der Frauen. Stephanis Ver- muthung'), dass sie als Nimbus zu erklären seien, ist unhaltbar. So sieht kein Nimbus aus. Zudem wäre es seltsam, dass nur 2 der Bfa- tronen diesen Nimbus haben. Aber ebensowenig darf man darin eine Kopfbedeckung sehen, die gerade den Matronen eigenthttmlich sei. Denn in anderen Gegenden tragen die Göttinnen, wie wir sahen, diesen Kopfputz nicht Auf einem Stein des Kölner Museums femer, welcher dem Mercur (und wie es scheint der Rosmerta) geweiht ist'), befindet sich die Darstellung einer Opferhandlung. Unter den 3 Figuren, die hierbei thätig sind, bemerken wir auch eine Frau (rechts vom Altar stehend^)), welche auf dem Kopfe dieselbe grosse Haube trägt Inder Regel wird diese Gestalt als die Göttin Rosmerta gedeutet Analoge Opferdarstellungen finden sich auch auf einigen Matronensteinen. Die des jetzt nicht mehr vorhandenen Steines von Antweiler 224, der übri- gens auch mit dem Relief der 3 Matronen geschmückt war, wird so beschrieben : mulier ^ vir lüantes ad aram; stat intermedius puer. Diese Beschreibung passt zu den Schannatschen Zeichnungen Eiflia illustrata 1 1. Taf. II 8 und Taf. VI 24. Zwei andere Opferdarstellungen sind uns erhalten. Die eine befindet sich auf einßm den Matranae Ettrahenae et Oesahenae geweihten Steine (305, Fig. 9). Rechts vom Altar steht eine Figur in langem Mantel, die aus einer Schale auf 1) Abb. B. J. XII Taf. IV 3. 2) Nimbus u. Strahlenkranz p. 76. 3) Dantser, Katalog n 28. Bramb. CIRh 402. 4) Aehnlioh ist eine Opferscene, von der Scbannat, Eiflia ill. 1 1. Taf. II 8 eine schlechte Zeichnung giebt, nar dass hier die weibliche Gestalt mit der Haube links vom Altar steht. 46 Max Ihm: den Altar spendet. Hinter ihr eine ähnliche Gestalt, wohl ein Opfer- diener, welcher im Bausch seines Gewandes etwas zum Opfer gehöriges Fig. 9. hinzuträgt. Links vom Altar zwei weibliche Gestalten, von denen die dem Altar zunächst stehende die grosse Haube trägt. Dass es zwei Matronen sind, wie Hettner meint ^), halte ich nicht für sehr wahr- scheinlich, da die drei Göttinnen auf demselben Stein noch besonders dargestellt sind. Es scheinen mir eher Figuren zu sein, die mit be- hülfiich sind, das Opfer darzubringen^). Aehnlich ist die Opfer- Fig. 10. 1) Katalog n. 50. 2) S. nnien p. 49. Der Mütter- oder Matronenkultus und Beine Denkmäler. 47 scene des Zülpicher Steines der Malronae Ckichinehae (255, Fig. 10). Die Grappirung der Figuren ist nur wenig verschieden. Der Opfernde, welcher die Spende ausgiesst, ein mit der paenüla bekleideter Soldat (Z. Marcius Verecundus) mit dem Schwert an der rechten Seite, steht ganz rechts vor dem Altar. Dem Altar zunächst stehen zwei weibliche Figuren, eine mit der grossen Haube, ganz links eine kleinere (weib- liche) Figur. Auch in diesen dreien erkennt Hettner^) die Matronen selbst Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch dieser Stein einst eine Darstellung der Matronen hatte, die jetzt fehlt. Im übrigen messe ich diesen Opferdarstellungen keinen Werth bei. Sie wiederholen sich auf Denkmälern anderer Gottheiten in ähnlicher Form. In gewisser Beziehung au£Fällig ist es, dass auf fast allen rheinischen Matronenreliefs nur die beiden an den Seiten sitzenden Matronen jene merkwürdige Kopf bedeckung haben, während die mittlere in der Regel unbedeckt erscheint. Lamey, welcher glaubte, dass die germanischen 3 Jahreszeiten durch diese Göttinnen dargestellt seien, sah in der mitt- leren ein Symbol des Winters, weil sie baarhäuptig sei, und in den beiden anderen Sommer und Frühling, weil diese äne solche Kopf^ bedeckung nöthig hätten, um sich gegen die Strahlen der Sonne zu schützen'). Viele glaubten, dass die mittlere Matrone, weil sie in der Regel etwas anders dargestellt ist, anter den dreien eine bevorzugte Stellung einnehme, gleichsam das Oberhaupt sei; während die anderen als ihre Dienerinnen gelten mässten'). Eick hält gar die mittlere für eine Jungfrau und nur die beiden anderen für wirkliche Mütter, weil diese die grossen Hauben tragen als Zeichen ihrer Mutterschaft^). Leider stimmt dazu nicht das Zatzenhausener Relief, wo die mittlere allein mit diesem Kopfputz erscheint. Karl Christ endlich fand für die mittlere einen besonderen Namen. Sie soll niemand anders sein als Rosmerta^ die oft auf Inschriften mit Mercur zusammengenannt wird: diese sei das Haupt der Matronen (^). Zu dieser Deutung gelangte Christ offenbar durch die Etymologie, die er für den Namen Rosmerta gefunden zu haben meint. Er hält ihn für ein Compositum aus ros {Kruse, rosan, rusai = lat crustaf gr. xQiiatallog) = 'Erdscholle' und merta (statt meträ) = mater (ahd. fnuotarl). Also JRosmerta — Terra 1) Katalog n. 53. 2) Vgl. Schmidt, Gesch. d. Grossherz. Hessen 11 396. Lehne, Ges. Schrif- ten I 188. de Wal, Moed. p. LXXXIY. 3) Vgl. Lorsch, B. J. 2, 136. Robert, Epigr. de la Moselle p. 49. 4) B. J. 23, 72. 6) B. J. 75, 50. 48 Max Ihm: mater. Wie Rosmerta zu deuten ist, mag dahingestellt bleiben, aber sicherlich ist es kein Compositum aus ros + merta, sondern aus ro + smerta^ was andere gallische Namen beweisen ^). Von den 3 Matronen kann selbstverständlich keine eine Ausnahmestellung einnehmen* Dann hätte die gemeinsame kollektive Bezeichnung gar keinen Sinn. Zudem widersprechen einer solchen Annahme diejenigen Reliefs, auf denen die drei Göttinnen völlig gleich dargestellt sind (166. 342. 394\ 358. 385). Die Unterschiede in den Darstellungen der einzelnen sind wohl nur durch ein gewisses Streben nach Abwechselung hervorgerufen worden. Ganz verschieden von den bisher betrachteten sind drei Reliefs Oberitaliens. Eines davon ist heute verschollen (24). Nach der Be- schreibung waren unter der Inschrift drei Frauen dargestellt, von denen zwei (die mittlere und die links von ihr) die Hand der dritten entge- genstreckten. Die zur Linken soll ausserdem in ihrer Linken ein kleines Körbchen ( 'una piccola cesta') gehalten haben. Vielleicht war es eine ähnliche Darstellung wie auf dem Stein von Avigliana (32), nur dass hier fünf Frauengestalten ohne jedwedes Attribut erscheinen. Sie haben sich die Hände gereicht, Fig. 11. als wollten sie sich zum Tanze an- schicken (Fig. 11), und wirklich im Tanz begriffen sehen wir sie auf dem Relief von Pallanza (35), das aus der Zeit des Galigula stammt^). Auch hier sind es fünf Frauen, drei auf der Rückseite des Steines, je eine auf den Seiten- flächen, welche sich die Hände ge- reicht haben und in tanzender Bewegung nach rechts begriffen sind. Sie sind einfach gekleidet Die Haare, zu einer Art Schiff 1) Vgl. die Göttin CanJti ' smerta Anzeiger f. schweizer. Alterthumakunde 1883 p. 433 Taf. XXXII, die Namen amertvHitams GIRh 8dl, ^mertuOm RE I n. 24 vgl. p. 112 und ähnliche, lieber die Etymologie handelt u. a. Robert, Epigr. de la Moselle p. 87. 2) Die Abbildung in d. Londoner Archaeol. 46 Taf. V scheint mir wenig gelungen. Der M&tter* oder Matronenkultas and seine Denkmäler. 49 vereinigt, fallen auf die Schultern herab. Wylie u. a. haben in diesen Frauengestalten die Matronen selbst erkennen wollen. Wie sich aber diese tanzende Bewegung mit dem Charakter und den sonstigen Dar- stellungen der Göttinnen vertragen soll, sehe ich nicht ein. Schon die Fünfzahl ist ein Hindemiss. Denn man wird doch nicht behaupten wollen, dass die Dreizahl sich aus der Fünfzahl entwickelt habe, und das Relief von Pallanza ist unter den erhaltenen weitaus das älteste. Dass ausserdem auch in Oberitalien die Matronen in der Dreizahl ge- dacht wurden, beweist zur Genüge die Inschrift von Aquileia (96), wo den Göttinnen ausser anderen Dingen (aedeSy porticus^ ctüina) auch Signa iria geweiht werden >). Die Göttinnen führen zwar auf dieser Inschrift den Namen lunones^ aber wir werden weiter unten sehen, dass die lunones in diesen Gegenden mit den Matronae identisch ge- wesen sein müssen. Wie sind aber jene fünf Frauen zu erklären? Sie sind, wie gesagt, auf der Bückseite und den Seitenflächen des Steines dargestellt. Die Vorderseite des Steines nimmt die Weihinschrift ein und eine unter derselben befindliche Opferscene^). Narcissus, der Frei- gelassene des Galigula, spendet capUe vdato aus einer patera auf den Altar. Links vom Altar, der mit einem Kranz geschmückt ist, ein Flötenspieler, rechts von dem Opfernden eine Gestalt mit patera in der Linken und praefericulum in der Rechten. Vor dieser nach dem Altar hinschreitend ein Opferthier mit Tänie^). Zu dieser Opferscene gehören unzweifelhaft auch die 5 Frauen : sie führen nach dem Klange der Flöten einen Reigen zu Ehren der Gröttinnen auf ^). In gleicher Weise wird man dann auch die 5 Frauen des Reliefs von Avigliana zu erklären haben, nur dass hier allerdings die Opferscene selbst fehlt. Wir lernen also aus diesen Reliefs, dass auch die Frauen an den Opfern, die den Matronen dargebracht wurden, theil nahmen, und so erklären sich wohl auch am besten die Frauengestalten, welche wir auf den beiden rheinischen Opferdarstellungen fanden. Bei einer ganzen Anzahl von Denkmälern sind auch die Seiten mit Skulpturen versehen. Dieselben sind aber ziemlich bedeutungslos, und für den Kult der Matronen ist nicht viel daraus zu gewinnen. Am 1) Aehnlioh werden auf einer Inschrift aus Lyon (Boissiea, Inscr. de Lyon p. 606) dem Meroor and der Mala ausser der aeäes zwei signa versprochen. 2) Abb. bei Wylie a. a. 0. 3) Ein Sohaf oder Sehwein. 4) Vgl. Hübner, Arohftol. Zeitg. 34 (1876) p.'66. 4 50 Max Ihm: häufigsten sind Füllhörner^), Bäumchen, Zweige 2), Krug und Opfer- schale^) als Schmuck der Seitenflächen gewählt, wie sie auf Steinen anderer Gottheiten häufig genug anzutreffen sind. Bei einigen Steinen zeigt sich grössere Mannigfaltigkeit. Auf der linken Seite von 263 ist ein Vogel (wahrscheinlich Pfau) zu sehen, darunter ein mit Obst ge- füllter Korb^); auf der linken Seite von 268 ein Tisch mit Korb und Krug, neben welchem ein Schweinskopf liegt, auf der rechten Seite ein Füllhorn, darunter ein Vogel (GanB?)^). Dass das Schwein auf einigen Darstellungen wiederkehi-t ^), darf nicht Wunder nehmen, da es unter den Opferthieren dasjenige war, welches am billigsten zu haben war. Verkehrt wäre es ferner, wollte man die Delphine, welche die Seitenlehnen der Ruhebank des Rödinger Reliefs bilden (294), als eine für die Matronen charakteristische Beigabe fassen, derart etwa, dass die Göttinnen auch als Beschützerinnen der Schiffahrt gegolten hätten ^. Sie haben nur einen ornamentalen Charakter. Nicht häufig sind femer als Schmuck der Seitenflächen Opferdiener. Mit am besten erhalten sind die beiden camiUi des Steines der Matronae Afliae (282 s. Taf. 1 2. 3). Aehnlich sind die auf den Steinen der Matronae Hamavehae (307) und der Axsinginehae (281) ^) dargestellten. Auf dem Rödinger Stein (294) tritt an die Stelle des einen camiUus ein junges Mädchen im Profil nach links in langem faltigen, durch einen Gürtel zusammen- gehaltenen Gewände^). Eine ähnliche weibliche Gestalt (Profil nach rechts) erscheint auf dem Embkener Stein der Matronae Veteranehae (239) mit pra(fer%culum und patera. Auf der anderen Seite ein nach links schreitender Opferdiener, welcher ein Schwein an den Hinter- beinen hält. — 1) z. B. 234. 235. 249. 259. 298. 311 etc. 2) z. B. 260. 271. 276. 279. 280. 314. 321. Blattornament mit Vögeln 214. 3) 13. 15. 50. 367 etc. 4) Abb. B. J. 20 Taf. II 2«b. 5) Abb. B. J. 20 Taf. II 3^«. Ein Tisch mit Korb auch 237 (B. J. 12 Taf. III). 6) Auch 88 und 239. 7) Vgl. Haag, Aroh. Zeitg. 34 (1876) p. 63. Auch als Seegottheiten hat man in der That die Mütter gefasst und sie daher in Verbindung gesetzt mit der N^Mlmniaf auf deren bildlichen DarsteUungen h&ufig das Vordertheil eines Schiffes erscheint. Vgl. u. a. Schreiber, Feen in Europa p. 67. Lersch, B. J. 12, 49. J. Klein, B. J. 57, 66 fif. 8) Abb. bei Lersch, Centralmuseum I p. 25. 9) Abb. Archaeol. Zeitgi 34 (1876) p. 61. Der Mütter- oder Matronenkaltus and seine Denkmäler. 51 Mehr als aus diesen Reliefdarstellungen Jässt sich fdr den Kultus aus den Inschriften selbst gewinnen. Es wurden den Matronen Tempel, HeiligthQmer, Altäre geweiht wie anderen Göttern; von einer aedes bei Vienne meldet die Inschrift 145 (aedem et . . .)i von einer solchen zu Lyon 386 {aedem cum ara dat). T, Ägrippa praefeäus alae stellt am Hadrianswall den Moires tres campestres das templum a sah wie- der her (361). Dasselbe thut in Cambeckfort ein centurio prmipüaris (369 templum olim vetustate conlabsumy). Von der Wiederherstel- lung eines den Matronen geweihten compitum in Oberitalien erfahren wir aus der Inschrift 31. Es versteht sich von selbst, dass das keine grossartigen Bauten waren; sie hielten sich vielmehr in bescheidenen Grenzen, und wenn auch von einer aedes oder einem templum die Rede ist, so werden das wohl .nur kleine Kapellchen gewesen sein {aedieulae, saceOa). Oft mag es nur ein eingehegter Raum gewesen sein^), in dem der Votivstein oder die Bilder der Göttinnen aufgestellt wurden. Spuren von Heiligthümem oder Tempelbezirken der Matronen sind noch erhalten. Bei dem Rittergute Gripswald bei Uerdingen wurden die Reste einer halbkreisförmigen Umfassungsmauer blossgelegt. An dieser Stelle wurden die Steine der Matronae Octocannae, theils an die Mauer gelehnt, theils auf dem Boden liegend gefunden. In dem darüber liegen- den Schutt sollen die Arbeiter auf Spuren von Asche, Kohlen und stark calcinierten Thierknochen, Ueberreste von Thieropfem gestossen sein. So lautet der Bericht von Fiedler b), den Stollwerk bestätigt^). Beide glauben, dass hier ein Heiligthum der Matronen gestanden habe, und der gleichen Ansicht ist Theodor Bergk<^). Nur wird man annehmen müssen, dass dieser heilige Raum zugleich dem Mercur geweiht war, da ausser den Matronensteinen auch einige Votivsteine an den Mer- curius Ärvemus gefunden wurden. Sicherer sind die Spuren eines Heiligthums der Atufrafmehae im Berkumer Walde bei Mehlem % Ob die Rekonstruktion der aedicvia^ wie sie in den Bonner Jahrbächern 67 1) Vgl. 110 .... vettistate [cofütAswn] restituit-^ 340 re^tYtiie, 341 vicinia restitmt. Die Insdirift an die Mütter von Nemansus (115) fltekt auf einem Aba- cas von Marmor. 2) Vgl. 173 agru{m) ex maeerie circumdttctum. 3) Gripswalder Matronensteine p. 5 fg. 4) Geldaba p. 167 flg. 5) W. Z. I 148. 6) üeber den Fond berichtet auafuhrlich Jos. Klein B. J. 67, 49 ff. Aach Skalpturenfragmente sind gefanden worden. Vgl. unter Inschr. 205. 52 Max Ihm: Taf. III 1 versucht ist, zutrifft, mag dahingestellt bfeiben. Im allgemei- nen wird man gewiss mit Recht annehmen können, dass, wo eine grössere Anzahl von Matronensteinen zusammen gefunden worden ist, es in der Nähe ein Heiligthum der Göttinnen gegeben hat. So wird das Heilig- thum der Veteranehae sich in der Gegend der Dörfer Embken und WoUersbeim bei Zttlpich befunden haben. Die Steine sind sämmtlich in fränkischen Gräbern gefunden worden, aber man wird sie doch nicht aus der Ferne herbeigeschafft haben. Das gleiche gilt von den Vesu- niahenae in Vettweiss und vielleicht auch von den Gavadiae und VcUuiae in Rödingen bei Jülich. Das Dorf Müddersheim bei ZQlpich, wo bis jetzt zwei Matronensteine zu Tage getreten sind (268. 269X hat wohl seinen Namen von den Göttinnen. Auf Urkunden des 11. Jahrhunderts heisst e& Muoteresheym nai Mi$oderisheifn^). Bergks Behauptung^), dass die Heiligthümer der Matronen auch zur Incuba- tion benutzt wurden, scheint mir unhaltbar. Das Mauerwerk, auf das man im Berkumer Walde in der Nähe der Reste des Heiligthums der Atufrafinehae stiess, steht nach dem Fundbericht mit jenem Heilig* thum gar nicht in Verbindung, während Bergk meint, dass 'die an das Matronenheiligthum bei Berkum anstossenden Gemächer' für die Incubation hergerichtet waren '). Bergk wurde zu dieser Annahme von Traumorakeln hauptsächlich durch das häufige Vorkommen der Formeln ex impeno^ ex itis^, ex imperio ipsarum auf Matroneninschriften ge- führt und ferner durch die Lyoncr Inschrift 394, wo der Tribun sein Gelübde löst loco excuUo cum discubitione et tabula. Wenn man aus jenen Formeln etwas derartiges schliessen könnte, dann müsste man für alle möglichen Götter und Göttinnen Traumorakel annehmen. Denn die Matronen sind nicht die einzigen, auf deren Inschriften jene For- meln vorkommen. In der discubüio der Lyoner Inschrift sieht Bergk eine Anlage, die zur Aufoahne derer, welche das Traumorakel befrag- ten, bestimmt gewesen sei. Ich sehe darin nur die Bezeichnung fOr eine Ruhebank, die zur Bequemlichkeit der Besucher da war. Das- selbe bedeutet aecubitum^) auf der Weihinschrift an die Süvanae und Quadribiae 108 (porticum cum acctdnto). Ebenso sind zu fassen die se- dilia der Inschrift an die Dexsiva und die Cauddlenses 435. 1) Lacomblet, Urkundenb. I n. 192. 218. 2) W. Z. I 149 flF. 3) Vgl. Aus'm Woorth, B. J. 76, 234. 4) Vgl. Sieboarg, De Sulevis p. 19. ( Der Mütter- oder Matronenkultus and seine Denkmäler. 53 Man hat vermuthet^ dass auf manchen Altären und Altärchen der Matronen sich kleine Statuetten der Göttinnen befunden hätten, und da an vielen Orten zahlreiche kleine Thonfigürchen , welche sitzende Frauen vorstellen, gefunden wurden, so war man bald in der Gelehrtenwelt einig, in ihnen Matronen oder matronale Gottheiten zu sehen. (Die Franzosen nennen sie deesses-meres.) Einige gleichen allerdings den Reliefdarstellungen der Matronen sehr, besonders be- merkt man bei einigen den eigenthümlichen Kopfputz, andere tragen Früchte im Schooss, noch andere halten Füllhörner, wie wir sie auf einigen französischen Matterreliefs gefunden haben. Damit ist aber auch die Aehnlichkeit erschöpft. Bei anderen sind Kopfputz, Gewan- dung, Attribute ganz anderer Art. Sie halten alle möglichen Dinge auf dem Schooss, kleine Thiere (z. B. Hunde), dann auch kleine Kinder. Es wird schwerlich möglich sein, alle diese verschiedenen Figuren und Figärchen aus der Mythologie und Religion zu erklären. Der eine wird in einer Figur mit Füllhorn und Früchten eine Flora, der andere irgend eine andere der zahlreichen Göttinnen, die Glück und Segen verleihen, erkennen wollen ; in einer anderen Figur eine Juno u. s. w. Die meisten lassen sich nicht erklären. Wenn solche Figuren, die aus den Rheinlanden stammen, den hohen runden Wulst auf dem Kopfe tragen, wie wir ihn auf den Matronenreliefs fanden, so ist das nicht weiter wunderbar, da dieser Kopfputz eben zur landesüblichen Tracht gehörte. Dasselbe gilt von der Gewandung. Die Matronen sind ein Kollektiv- begriff, eine Dreiheit, die in der Zeit, aus der unsere Denkmäler stam- men (Kaiserzeit), kaum noch gespalten werden konnte, wofern über- haupt diese Dreiheit aus der Einheit hervorgegangen ist. Es kann daher auch keine Rede sein von einer Opferstätte der Matronen, die Freudenberg in Uelmen im Kreise Cochem annimmt, weil dort eine An- zahl dieser kleinen Thonfigürchen mit einem Haufen Scherben gefunden worden ist^). Ich werde nicht eher glauben, dass in solchen Terra- kotten Matronen zu erkennen seien, als bis sich eine klar und deutlich durch Inschrift als solche ausweist^). 1) B. J. 18, 97 ff. Vgl. Bergk, W. Z. I 148. 2) Zur Litteratar führe ich ausserdem an: Jahresbericht der Gesellechaft f. nützliche Forschungen zu Trier 1874—1877 p. 59; 1878—1881 p. 56 flg. Canat, Inscriptions de Chälon-sur-Saone p. 42. Weckerling, Rom. Abth. des Paulus- mnseums in Worms p. 47. Eorrespondeuzblatt der W. Z. JI 1883 p. 9. Haag im 'Königreich Württemberg* I p. 153. Liönard, Archöol. de la Meuse III 84. plXIX 1.2. Gomptes-rendns de l'academie des inscr. 4. s. XIII p. 28. Frohner, 54 Max Ihm: Aus demselben Grunde trage ich Bedenken 2 Reliefs, auf denen nur je 2 Göttinnen dargestellt sind, auf die Mütter zu beziehen. Das Fig. 12. Fig. 13. eine (Fig. 13), das sich im Museum zu Poitiers befindet^), würde noch viel eher Anspruch erheben können, hierher gerechnet zu werden, als das andere im Bonner Museum befindliche^), welches Hettner gleich- wohl zu den Matronen in Beziehung setzt '*) (Fig. 12). Dass es auch Gott- heiten gab, welche gleichsam als Zweiheit verehrt würden, beweisen die beiden jüngst in Britannien gefundenen Inschriften an den Mars Thmgsw und die dum Alaesiagae (460. 461)^), femer die Frankfurter Inschrift 443, wo der Stein Dtuäms hat, was man bisher in der Regel mit Dt- vabt48 erklärte. Vielleicht ist auch in der Alzeier Inschrift OIRh 877 D^ NYMPHIS aufzulösen mit du(abus) Nymphis. Wir kommen damit zu einer letzten Gattung von Matronen, welche Jac. Becker aufgebracht hat^), und die seitdem in der Litteratur einen Collection Julioa Greau. Bronces antiques etc. Paris 1885. Abtheil. 'Figurines' p. 236 n. 1107. Löwi, AEM V p. 183 flg. 1) BuUetin monum. 31 (1865) p. 690 flg. 2) Dorow, Denkmale röm. u. germ. Zeit. Taf. XIX 6. 3) Katalog n. 217. 4) In 461 sind sie namentlich bezeichnet als Beda und FimmUena. Aebn- lich erscheinen 2 Maries *IHvanno und 'DinomogeHmarus* auf einer Inschrift aus St. Pens (dep. de THerauU) RE I n. 286. Vgl. CIL V 3262. 5) B. J. 26, 91 flf. Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 55 festen Platz behauptet hat: den sog. reitenden Matronen. Den Be- weis dafür, dass in diesen Figuren, welche auf zahlreichen kleinen Reliefs dargestellt sind, Matronen zu erkennen seien, ist Becker schuldig geblieben. Um so schlimmer, dass diese Hypothese so viel Anhänger gefunden hat. Denn mit der Aehnlichkeit der Kopfbedeckung und der Gewandung kann man doch hier wahrhaftig nicht operiren. Zudem sind die Attribute, welche diese reitenden Göttinnen führen, den Matronen zum Theil ganz fremd. Nur selten halten sie Früchte oder Fruchtkörbe auf dem Schooss. Die Abbildungen dieser beiden Reliefs (Fig. 14 u. 15), die ich aus der ziemlich grossen Anzahl heraus- Fig. 14. Fig. 15. i"; -. 7- & M i /■s' .■ 1 &r; j kss^v. greife, zeigen schon zur Genüge, wie verschieden die Darstellung ist. Auf dem einen (bei Alttrier gef.) *) hat die Göttin auf dem Schooss ein vierfüssiges Thier und einen Vogel (Raben oder Specht), auf dem an- dern (das aus Castel stammt) ') hält sie mit der Rechten einen kugel- förmigen Gegenstand, mit der Linken fasst sie den Zügel des nach rechts schreitenden Pferdes. Auf anderen Darstellungen lässt sich das, was sie hält, nicht mehr mit Sicherheit erkennen. Bei diesen Dar- stellungen fragen wir doch zunächst, wie die Göttin auf das Pferd kommt Als Schutzgöttin der Pferde und Maulthiere ist bekannt die keltische Göttin Epona und als solche galten auch bis auf Becker die genannten Reliefdarstellungen. Allerdings erscheint auf den Denk- 1) Hettner, Katal. des Bonner Mus. 215. 2) Hettner a. a. 0. 216. 56 Max Ihm: malern, welche als sichere Denkmäler der Eptma gelten können, die Göttin mit mehreren Pferden^). Doch halte ich diesen Punkt nicht für den massgebenden. Es handelt sich vor allem um die Erklärung der Anwesenheit des Pferdes, und daher bin ich geneigt, alle diese Darstellungen auf die Epana zu beziehen und mit Robert die Inschrift des Metzer Reliefs (Epigraphie de la Moselle pl. I 4) zu ergänzen [Epo- nae] Dexte[rius] Decminlus] trotz des Widerspruches Beckers*). Zum Schlüsse darf ich ein merkwürdiges Monument nicht uner- wähnt lassen, einen bei Genf befindlichen erratischen Felsblock, in welchen in roher Weise 4 Figuren eingehauen sind, wie es scheint in sitzender Stellung (Fig. 16). Was sie in den Händen hielten, ist unge- % Fig. 16. wiss. Dieser Stein (441) heisst seit Menschengedenken bei den Bauern jener Gegend pierre aux dames oder pierre aux demoiseUes, Es ist nicht unmöglich, dass er auf den Mütterkult Bezug hat. 1) z. B. Robert, Epigr. de la MoseHe p. 15 ff. pl. I 5. 6. 7. EeUer, Yicai Aurelii p. 25 Taf. III. 2) B. J. 55/56 p. 201. Ueber die Göttin Epona und solche Reliefs verweise ich ausserdem auf Bulletin monum. 1856, 573; 1879. 651. 652. Bull, des an- tiquaires de France 1864, 100. Lindenschmit, Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit II 1. Taf. VI. lU 10. Taf. III. Wiltheim, LuciUburfirensia Üb. 31, 112; 54, 207; 99, 483. B. J. 46, 172; 76, 239; 77, 235; 77, 223. Korresp. der W. Z. 1884 p. 49. Lienard, Archeol. de la Meuse III 62 pl. VIII 2. Dorow, Opfer- steine II 28. Taf. 14. Robert, Epig:r. de la Moselle p. 14 ff. Weckerling, Rom. Abtheil, des Paulusmuseums p. 45 Taf. I 4. 5. Jordan, Annali dell' Inst. 1872, 47. Maruccfai, Bullet, della commis. comunale di Roma 1886, 128. Im Museum zu Si. Germain befindet sich eine ganze Anzahl Gypsabgüsse solcher Reliefs. Der Mutter-* oder MatronenkaliaB und seine Denkm&ler. 57 IV. Fragen wir nach dem Ursprung des Koitus, so kann es, denke ich, heute nicht mehr zweifelhaft sein, ob es ein keltischer oder ger- manischer Kult war. Barth fand mit seiner Behauptung ^\ dass nichts rein keltisches in diesem Kult enthalten sei, keinen Glauben, Alles vielmehr weist darauf hin, dass er der keltischen Religion eigenthüm- lich ist Das geht aus den bisherigen Ausfuhrungen zur Genüge her- vor, so dass es kaum nöthig ist, alle Argumente hier noch einmal zu- sammenzufassen. Ich begnüge mich mit den hauptsächlichsten. Man wird zugeben, dass dieser Kult von den Kelten Süd&ankreichs und Ober- italiens seine;i Weg zu den Germanen finden konnte, aber man wird nicht zugeben, dass die Germanen diesen Kult nach diesen Gegenden verpflanzten. Denn in Oberitalien finden wir die Matronenverehrung bereits unter Galigula bezeugt (35). Am Rhein suchen wir vergebens nach einem so alten Denkmal. Die Kelten sassen bekanntlich ursprüng- lich im nordwestlichen Theil Europas, breiteten sich dann aber durch ganz Gallien (auch über den Rhein, Baden, Württepiberg), die Schweiz und einen Theil Oberitaliens (östlich bis zur Etsch etwa) und Spaniens aus^). Caesar nennt Kelten im engeren Sinne die Bewohner des süd- lichen Gallien. Dass auch hier der Kult der Mütter ein einheimischer war, beweist zur Genüge die in griechischen Buchstaben abgefasste keltische Inschrift von Nfmes (115). Aus welcher Zeit dieselbe stammt, ist schwer zu sagen. Doch darf man sie keinenfalls in eine zu frühe Zeit setzen. Denn unter der römischen Herrschaft hörte der Gebrauch der keltischen Sprache in Gallien nicht auf. Das bezeugt eine ganze Anzahl keltischer Inschriften, die in den nördlichen und südlichen Theilen Galliens gefunden worden sind, und zwar sind die Buchstaben der letzteren die griechischen, die der ersteren die lateinischen '). Die griechische Schrift fand ohne Zweifel von Massilia, dem berühmten Sitz griechischer Bildung, aus ausgedehnte Verbreitung und fand auch ihren Weg nach Nemausus (Namaustis^)), einer unzweifelhaft kelti- schen Stadt 1) Die Druiden der Kelten (Erlangen 1826) p. 125. Vgl. Simrock, Deutsche Myth. p. 345. 2) Liv. V 34. 35. 3) Mommsen, Rom. Gesch. V 91. 4) Ygl. Naftavatxttflo, NttfittvaaTH. Stokes, Bezzeuh. Beiträge XI 123. 58 Max Ihm: Es hat endlich nicht an Gelehrten gefehlt, welche die Heimath des MQtterkultos nicht auf germanischem oder keltischem Boden such- ten, sondern derselben eine viel grössere Ausdehnung geben wollten. In der griechischen Litteratur nämlich ist an einigen Stellen von gleich- . namigen Göttinnen {Mfitigeg) die Rede. Diodor erzählt IV 79, die in Sicilien zurückgebliebenen Eretenser hätten hier die Städte Minoa und Engyium gegründet und in letzterer Stadt mit grossem Aufwände ein Heiligtbum der QBoi Mrjfviqeq erbaut, Göttinnen, die auf Kreta eine sehr grosse Verehrung genössen ^). Im folgenden Kapitel erzählt Diodor dann näheres über den Kult. Sie sollen Zeus heimlich einährt haben und zur Belohnung dafür als Gestirne (of^xTOi) an den Himmel versetzt worden sein. Weiter fügt er hinzu, nicht nur die Einwohner von Engyium, sondern auch die Nachbarorte hätten ihnen grosse Ehren erwiesen und kostbare Opfer dargebracht. Kurz vor Diodors Zeit sollen die Göttinnen im Besitz einer Heerde von 3000 Rindern und einer grossen Masse Ländereien gewesen sein^. Es ist kein Grund, diesen Bericht Diodors, der in sicilischen Dingen gut unterrichtet ist, in Zweifel zu ziehen, und dem Bericht Ciceros (Verr. IV 44, 97) mehr Glauben zu schenken, der erzählt, in Engyium habe es einen berühm- ten Tempel der Magna Mater gegeben. Ich möchte eher an einen Irrthum Ciceros glauben, als mit Boeckh') annehmen, dass der Kultus der QBoi Mijtigeg mit dem der Magna Mater verbunden gewesen sei. Diodors Bericht wird ausserdem bestätigt durch Posidonius bei Plutarch Marc. 20^). Auf diese Mrjtigeg beziehen sich wohl zwei Inschriften auf Schleuderbleien, welche bei Syrakus und Leontini gefunden wor- den sind: N I K H MAT E P Q N und N I K H M H T E P Q N ö). 1) KaraaxivaaaVTH ItQOV t£v Mritigtov dtatpoQtas hifitav ras &€as dvo' ^Tlfiaai nolloig xoOfÄOvyres ro 1$q6v avreiv. ravras Sk inftSgvdijvai ipaalv ix trjs XQrjirfis 6ta ro xaX naga toTs KQijal rifiSa&ai tag S'iitg tavtag Staip^Qovtmg, 2) Diod. IV 80: ßQaxv yitg ttqo fjfimv ilx^v al &€al ßovg fikv U^g rgiaxi' X£ag, /oi^af cf^ nl^&og &(fi$ lafjißavftv fÄeydXag ngoaoSovg. 3) GIGr III za No. 5748. 4) IloXtg iatl Tfjg SixeXiag *EyyvtoVf ov ^tydXriy uqx^^ ^^ navv xtä 6ik ^itiv inifpdvttav Mo^og^ ag xalovat Matigag. tdgvfia Ifyitai Kguriuv yevia&at t6 hgov etc. 5) GIGr m 5748 f. lY 8530 d. Vgl. Wesseling^u Diodor Bd. lU p. 543. Spon, Der Mütter- oder Matronenkultas and seine Denkm&ler. 59 Diese ScUeaderbleie (andere tragen ähnliche Aufschriften, z. B. NUij Mcnigog^ NUt) Id^rpfmvog) stammen aus der Zeit des zweiten Sklaven- krieges auf Sicilien (103—98 v. Chr.). Bemerkenswerth ist, dass, ob- gleidi dodi die B5mer auch den Gebrauch, Schleuderbleie mit Inschriften zu Tersehen, von den Griechen überkommen haben, auf römischen Schleuderbleien Götternamen nicht erscheinen. Hier finden sich viel- mehr nur Nadien von Völkern, Menschen u. s. w. und kurze Ausrufet die den griechischen di^i^ laßi und ähnlichen entsprechen ^). Hoeck leugnet, dass jene MrjtiQeg Göttinnen gewesen und dass ihr Kult von Kreta nach SiciUen verpflanzt worden sei. Er sieht in ihnen nur weis- sagende Frauen^). Damit ist Diodors Bericht nicht vereinbar. Was die Gelehrten sonst noch aber diese kretensischen und sicilischen Matter vorgebracht haben, kann ich wohl übergehen. Mit den keltischen Matres und Matronae haben sie sicher nichts zu thnn, wenn sie auch manche mit denselben in Verbindung setzen wollen, so z. B. Boissiou'), der nach dem Vorgange von Seiden^) auch noch die syrischmi l^atoQtai u. a. hierher zieht Am weitesten aber ging Jac. Becker, der den Mutterkult für einen indoeuropäischen hält und Spuren desselben ausser bei den Griechen, Bömem, Galliern, Germanen noch bei den Lykieru, Gypriem, Sarmaten finden will ^). Auf eine Erörterung dieser Hypo- these, die auf sehr schwachen Füssen steht, kann ich hier nicht ein- gehen. Im übrigen verweise ich hinsichtlich der sicilischen Matres auf Welckers Au&atz 'Drei Göttinnen, vielleicht die Mütter' <'). Welcher bespricht hier ein auf Gypem gefundenes Relief, welches drei stehende Frauen in gleicher Haltung und gleicher Kleidung darstellt. Er ist geneigt, darin eine Art 'Mütter' wiederzuerkennen, was mir gewagt scheint Dieselben aber mit den gallischen Matronen identifizieren zu wollen, kommt ihm nicht in den Siun. Dass die Bezeichnung 'Mütter' für Göttinnen sich auch noch bei anderen Völkern findet, kann doch nicht Wunder nehmen. Viele Göttinnen der Römer finden wir durch das Epitheton mater ausgezeichnet Ich erinnere an Mater Mattda^ HisoelL p. 106 theilt noch die Inschrift APHI MHTPAII KAI AIOZKOPOIZ mit, aber ohne PiovenienEangabe. Dieselbe iit daher mit Vorsicht aufzanehmen. 1) Zangemeister ££ VI p. XVII. 2) Kreta U 375. 3) Insor. de Lyon p. 66. 4) De dis Syris. Synt. II p. 257 flg. 5) Kuhn n. Schleichers Beitr. IV 146. Nene Jahrb. f. Phil. 77, 582. 6) Alte Denkmäler II 154; vgl. Ross, Arch. Zeug. 1848 Taf. 19. 60 Max Ih m : Terra mater, Lua tnater^). Die Letten pflegten fast allen ihren 6öt< tinnen das Epitheton 'Mütter' zu verleihen*). — In Gallia Narbonensis finden wir den Matterkultus vorzugsweise bei den Vocontii (Vaison), den Arecomici (Nimes) und den Allobroges (Ftcwne), nicht minder aber in Lyon. Dann folgen die Sequani, Hel- vetii und Lingones. Am linken Bheinufer sassen ursprünglich Gallier, darnach Gallier und Germanen vermischt. Leider wissen wir von manchen Völkern jener Gegenden noch heute nicht genau, ob sie galli- schen oder germanischen Ursprungs waren. Dass die Germanen des linken Rheinufers schliesslich den Matronenkultus adoptierten, kann ebensowenig wunderbar als zweifelhaft sein. Bine ganze Anzahl der den Matronen beigelegten Beinamen, die wir oben betrachtet haben, trägt unverkennbar germanisches Gtepräge. Unter den linksrheinischen Germanen finden wir hauptsächlich die Ubier (Köln) als eifrige Ver- ehrer der Matronen. Wir wissen, dass dieselben auf Veranlassung des Augustus durch M. Agrippa vom rechten auf das linke Rheinufer ver- setzt wurden'). Dass zur Verbreitung des Kultus am meisten die Soldaten bei- getragen haben, lehrt ein Blick auf die Inschriften. In Oberitalien und Sttdf rankreich findet sich unter den Dedikanten fast kein Soldat^}. Belgica, Aquitania und Spanien, wo nur wenige Denkmäler der Ma- tronen gefunden worden sind, kommen hier nicht in Betracht. Um so häufiger erscheinen Angehörige des Soldatenstandes auf den Denk- 1) Die letztere bei Liv. 45, 33. Vgl. Preller, Rom. Myth.> I 55. 56. J. Grimm, Myth.i^ p. 20. 2) Im zweiten Theil von Goethes Faust erscheinen bekanntlich geheim- nissvoUe Wesen, denen der Dichter denselben Namen gegeben hat. Man hat sich viel den Kopf darüber zerbrochen, über diese Goeiheschen Mütter. Düntzer hat an die sicilischen gedacht (vgl. B. J. 33/34 p. 195). Yischer in seinem dritten Theil des Faust spottet weidlich hierüber, wie über die Goetheschen Mütter überhaupt. Leider können wir weder aus dem zweiten, noch aus dem dritten Theil des Faust etwas für unseren Kult profitieren. Wenn Valentin im dritten Theil sich so über sie auslässt : * Wer sind die Mütter ? Weiss der Teufel 1 Verfluchte Hexen ohne Zweifel?* so ist uns damit wenig geholfen und ebenso wenig befriedigt Fausts ' dunkle * Antwort. Sie sich aber mit Vischer als Wesen vorzustellen, denen der Kaffee über alles geht (sogar über Düntzers Gonjektur), geht doch wohl nicht an. 3) Zeuss, Die Deutschen p. 87. 4) 27. 28. 394. Der Mütter- oder MatroneDknltUB und seine Denkmäler. 61 mUern der anderen Provinzen. In Untergermanien ist am stärksten vertreten die legio I Minervia^) und die legio XXX Ulpia vietrix^ ein Denkmal nennt aach einen exploratar der legio VI victrix^). Die Dedikanten der stadtrömischen Denkmäler sind sämmtlich Soldaten, Mitglieder der kaiserlichen Garde, die sich hauptsächlich aus den germanischen Provinzen rekrutierte. Einige geben ihre Hei- math an: drei Traianenses Baetixsü 1\ ein Sadus 5°, ein ewe$ !ßrÜH>cu8 Claudia ara 12, ein cives Nemens. 13; einige stammen aus FUma Sirmium (Pannonien)^), einige aus Ulpia Oeacus (Moesien) ^); einer giebt sich durch seinen Beinamen als Van" gio^) zu erkennen, ein anderer als Trever'^). Um von dem unsicheren civis Nemensis abzusehen, können v?ir nur sagen, dass die drei Trota- nenses Baetasii^)^ der Trevir und der eivis TribocM, der in Köln das Burgerrecht erlangt hat, die Moires als die Göttinnen ihrer Heimath anrufen. Für die Vangianes ist der MQtterkult bis jetzt noch nicht sicher bezeugt. Der in 375 genannte luUus Victor scheint allerdings identisch zu sein mit dem tribunus coh, I Vangionum CIL VII 988. Nach Britannien ist der Kult vom Festlande gekommen und zwar wieder durch Vermittelung der Soldaten. Von den 28 britannischen Inschriften, auf welchen die Namen der Dedikanten erbalten sind, rQhren nicht weniger als 19 von Soldaten her. Durch 2 Inschriften vertreten ist die legio VI victrix (348. 372), welche bis Hadrian in Germania inf. stationiert war. Mehrfach werden Vexillationen (darunter eine vexUlaHo Oermanorum 351) und Geborten von Auxiliartruppen erwähnt, besonders die cohors 1 Tungrorum (366. 878) und die eo- hora rv QaUarum (381). Nicht übergangen werden darf der decurio alae Augustae Vocontiorum (377). Bei den Vocontiem fanden wir den MQtterkultus in hohen Ehren. Endlich beweist eine Anzahl Beinamen der Matresj dass der Kultus vom Festland hierher gebracht worden ist. 1) 207. 215. 222. 252. 256. 267. 277. 280. 338. 2) 287. 328. 331—334. 3) 313. 4) 1^ 7^. 5) Tb. 6) 9«. 7) 2»>. Vgl. die MaJtrts Treverae, 8) Die BaeUmi waren ein Volk Uniergermaniens oder Belgicaa. Sie wer- den zusammen mit Nerviern und Tongrem genannt. Vgl. Plin. n. b. IV 106. Tao. bist. IV 56. 66. 62 Max Ihm: Wir finden sie genannt tra(ns)marinae (851. 352. 375), tra(n8)marinae patriae (358), suae (349, 373), domesHcae (370. 372). Die wenigen spanischen MQtterinschriften lassen kein sicheres Urtheil zu (396—398, ansicher 468. 469). Der Dedikant Yon 398, der die Moires Äufamae anruft, scheint ein Germane gewesen zu sein. Auch in den Donauprovinzen ist der Mütterkultus nicht unbe- kannt, wie wir noch sehen werden. Aber hier erscheinen die Göttinnen nnter anderen Namen. Die Bezeichnungen Moires, Matronae sind hier (bis jetzt wenigstens) nicht nachgewiesen. — Der vornehmere Stand ist unter den Verehrern der Matronen nicht vertreten. Es ist ein Kultus der niederen Kreise, und so erklärt sich einigermassen das Schweigen der romischen Sdiriftsteller. Dass eine stattliche Anzahl der Inschriften von Soldaten herrahrt, ist schon bemeii^t worden. Doch sind diese in den einzelnen Provinzen keines- wegs gleichmiasig vertreten. In Galiia Narbonensis finden wir unter den Dedikanten keinen einzigen Soldaten, in Galiia Gisalpina verschwin- dend wenige (27. 28. 29), in Lugudunensis nur einen (394): ein weiterer Bewds dafür, dass diese Gtegenden die Hauptsitze des Kultus waren. In Rom dagegen gehören alle Dedikanten dem Soldatenstande an, in Britannien weitaus der grösste Theil, in Germanien ein immerhin be- trächtlicher Thdl. Aber nach höheren Chargen suchen wir unter den militärischen Dedikanten vergebens. Die Mehrzahl sind einfache L^ions- soldaten bzw. Veteranen. Ziemlich selten sind Centurionen ^). Die unter dem Centurionat liegenden Chargen sind in ziemlicher Mannigfaltigkeit vertreten. Unter den equües singuiotes der stadtrömischen Inschriften finden wir ehemalige duplarii (dupUcarif), hosHUarü^ Ubrarii, signiferi, tabulariij tubicines^ victimarii, armarum eustodes^). Von höheren Chargen der kaiserlichen Garde begegnen ein äecurio equUum sing, imperatorwn ncelrarum (14) und ein decurio princeps eqtdtum sing, (11). Ausser einem henefidarius praefedi (380) werden verschiedene Male heneßdarii consu- lairis genannt (195. 196. 340. 357). Ein epüo der 30. Legion erscheint 331 % ein explaratar der 6. Legion 313, ein eomicukrius eines Legaten 334. Nicht ganz sicher ist der gubemator legionis in 348. Von den Auxiliar- truppen sind zu nennen ein eques der ala Frontoniono oder der alo Afro- rum (286), ein decurio der alo Astu/rum in Britannien (347), sogar ein 1) 10. 27. 29. 287. 378. 2) Vgl. daB Ragiiter. Ein sifwifer auch in 370. 3) Vgl. 27 'ojptio ad ordinemy eetiUmo Ugioms XXH\ Der Mütter- oder Matronenkultus and seine Denkmaler. 63 prarfectus cdae ebendort (361). Einige Male lösen auch ganze Abthei- loDgen und Detachements ihr Gelübde: so in Britannien die aia I Sispanarum Asturum (361), die eohors I Tungrorum (366. 378)^), eine vexiOatio^ der 6. Legion (372), der 20. Legion (379), eine vexüUaio (jrerfHanorum{3&iy)\ in Obergermanien die eohors I Hdvetiorum (177), Die h(>chate Charge bekleidet der Dedikant des Lyoner Altars 394 : er ist tribtmus militum der leg. I Minervia, Etwa den gleichen Rang haben der praefectus tüae (361) und der centurio primipilaria (369). Legionstriban ist wahrscheinlich auch der Befehlshaber der ersten helvetischen Gohorte (177)*). Diesen niederen militärischen Chargen entspricht auch der Stand der übrigen Dedikanten. Hervorragende Magistrate sind nicht zu finden ; einen praefectus pagi erwähnt eine wahrscheinlich bei Vaison gefundene Inschrift (136), einen vielleicht nicht militärischen decurio die Heddemheimer Inschrift 190. Die Bewohner des vicus Paeis in Metz weihen den deae Matrae einen mit Bildwerk geschmückten Stein (385). An der Wiederherstellung eines Tempels der Matres in London sehen wir die ganze Nachbarschaft betheiligt (341). Unter den sonsti* gen Dedikanten mögen sich wenige r&mische Bürger befinden. Die Hauptmasse bilden peregrim^ Freigelassene und Sklaven. . Freigelasse- ner des Kaisers Caligula ist Nareissus in 35^). Von den Sklaven sind hervorzuheben ein vilicm stationis irgend eines Kaisers (33), ein vilicus sociorum quadragesimae ad Tu/r . . . (148) und ein kaiserUcher verna ex dispensatore (161). Endlich sind zu nennen zwei Kaufleute der Bheinlande, ein negatiatar frumentaritis 336 und . ein negotiator creta- rius 273^), und ein griechischer Arzt auf der Lyoner Inschrift 392. Von den Peregrinen tragen viele ganz barbarische Namen» und zwar wohl mehr keltische als germanische. Bei der Mehrzahl lässt sich heute eine sichere Entscheidung noch nicht treffen. Ich hebe folgende hervor. Aus Gallia cisalpina : Vmdonus leranus 31, Banio Oucdonis füia 67 (Mutter des Dedikanten); aus Gallia Narbonensis: Oqrtdbos IHanoviakos (?) 115, Adcultus Vassedonis fHius 131; aus Grennania 1) Unbestimmt ist die Gohorte in 364. 2) Eine veaaXMio ist wahrscheinlich auch in 352 erwähnt. 3) Vgl. die Anmerk. 4) LiberH erscheinen ferner (auf Inschr. Oberitalieni u. Sudfrankreiohs) 26. 32. 82. 128. 133. 134. 135. 386 (FreigelasBener der BaeäHy eines vornehmen Lyoner Geachleohtef wie es scheint), Uberima 45. 147. 5) Anders lässt sich das erhaltene ^tairius wohl k^um ergiasen. 64 Max Ihm: saperior: Oxia Messori ßia 162, Perperiva (?) 186; aus Germania in* ferior: Suietius 238, Simmo 240, Unnuasar 242, Victor Stirri (fiUus) 253, ChälehmiHS 270, TcUicmus {-genus) 274, Mia Geneti ßia LeUa 278, SimpUx Sepli {ßius) 286, Vipsania Fähena 323; aus Britannien : M. NatUanius Orbiotälm 346, Mudmus (?) 348) ; aus Lyon : Sammo 393. Viele Namen femer sind griechisch; sie bieten nichts bemerkenswerthes. Die grosse Masse der Namen sind natürlich römische: Namen einst vornehmer römischer Geschlechter und die trivialsten Beinamen, ohne jede Bedeutung, ein schlechter Ersatz, wie Bergk mit Recht bemerkt, für die stolzen Namen der Kelten und Germanen. Von römischen Geschlechtem sind am zahlreichsten vertreten die lulii^) (besonders in üntergermanien) , dann die Vaierii^) (besonders in Oberitalien), Aurdiiy Carneliij Flavii. Hierbei ist aber ganz abgesehen von den Inschriften der equües singuiares. Hier wimmelt es von den durch Trajan und Hadrian aufgekommenen Aelii und Ulpiu Von den Cogno- mina erscheinen am häufigsten Patemus und Matemus % lustus und lu^inus^ Primus und Primtdus^)^ Secundus und 8ecundinus^\ Seve- rus und 8eoerinus\ 8aMnus% Super %.Victar^^) u.a.m. Man hat aus dem häufigen Vorkommen der Beinamen Patemus und McOemus auf eine Beziehung zwischen diesen Namen und dem Mütterkult schliessen wollen, wovon nicht die Rede sein kann. Ein Blick in das CIRh lehrt, wie gewöhnlich diese Beinamen am Rhein sind, die, was die Zahl anlangt, nur von wenigen anderen überholt werden. Ebenso unrichtig ist es, aus dem häufigen Vorkommen der gens lulia zu schliessen, dass sich dieselbe des Mütter- und Matronenkultus mit be- sonderem Eifer angenommen habe^^). Keine andere gens kommt am Rhein und in Gallien so massenhaft vor als die der ersten Caesares. 1) 29. 32. 119. 121, 151. 168. 177. 181. 209. 213. 227. 231. 238. 277. 278. 280. 293-299. 305. 307. 316. 318. 322. 323. 369. 375. 393. 398. 2) 28. 34. 38. 43. 59. 63. 86. 199. 232. 328. 3) 27. 198. 199. 251. 270, 281. 300. 383. 215. 224. 230. 256. 300. 4) 231. 246. 250. 269. 294. 295. 306. 314. 5) 225. 239. 240. 280. 297. 301, 307. 315. 6) 29. 64. 266. 270. 292. 301. 7) 53. 295. 304. 316. 333. 8) 122. 138. 197. 236. 9) 218. 249. 291. 804. 10) 200. 223. 252. 253. 268. 310. 336. 875. 11) Lench, B.J. 11, 142. Fiedler, Gripswalder Matronensteine p. 16. J. Klein, B. J. 67, 56. Tgl. Haag, Aroh. Zeitg. 34 (1876) p. 64. Der Mütter- oder Hatronenkultus und seine Denkmäler. 65 Im ganzen sind Frauen unter den Dedikanten nicht sehr häufig. Aber fast hat es den Anschein, als ob sie sich verhältnissmässig mehr an diesem als an anderen Kulten betheiligten. Doch wage ich hier- über nichts sicheres zu sagen. Das Verhältniss ist in den verschiede- nen Gegenden nicht das gleiche. Von 41 in Köln gefundenen Votiv- inschriften rühren (nach Brambach) 38 von Männern her, drei von Frauen. Unter den ersteren befinden sich 11 an die Matronen gerich- tete, unter letzteren nur eine. Das Verhältniss ist also 38 : 11 = 3 : 1, d. h. für Männer und Frauen ziemlich gleich. Für den Regierungs- bezirk Düsseldorf, die Kreise Düren, Jülich, Bonn, Rheinbach stellt sich das Verhältniss etwa wie folgt 125 : 70 = 7 : 5, also für die Frauen etwas günstiger; für Bonn -Rheinbach allein wieder etwas ungünstiger, 41 : 26 = 3 : 1. Für Lyon ist das Verhältniss 35 : 7 = 6 : 2 (nach Boissieu); für Mailand, Brescia und Verona zusammen 159 : 14 = 28 : 8, also für die Frauen viel günstiger. Ueberhaupt ist in Oberitalien die Zahl der von Frauen geweihten Steine verhältnissmässig grösser als in den andern Provinzen^). In Rom und in Britannien finden wir unter den Dedikanten keine einzige Frau.. Zuweilen lösen auch Männer und Frauen ihr Gelübde zugleich. Diese Denkmäler sind am häu- figsten in Untergermanien ^). Nach den bisherigen Erörterungen über die Namen und bildlichen Darstellungen der Göttinnen, über ihren Kultus, dessen Ursprung und Verbreitung handelt es sich darum, zu einem Urtheil über ihr Wesen und Wirken zu gelangen. Und hier ^hen die Ansichten der Gelehr- ten sehr auseinander. Keysler'), welcher die Göttinnen für die Druiden der Kelten hielt, Reinesius^) und Haeffelin^), welche in ihnen die 1) In Oberitalien: 43. 44. 45. 47 (ctun fiUs). 52. 71. 83. 84. 86. In Narbonenms: 121. 137. 147. In üntergermanien : 201. 206. 213. 278. 290. 298. 300 (2 Schwestern?). 314. In Obergermanien: 162. 186. In Lyon: 388. 389. In Spanien : 397. 2) 231. 244. 292 (2 Männer und 1 Frau). 294. 295. 301. 310. 323. 3) Antiq. aept. p. 446. 4) Syntagma inacr. I n. 175. 5) Act. ao. Palat. V 71. 75. 5 66 Max Ihm: bei den Germanen in hoher Achtung stehenden weissagenden Frauen sahen*), sind längst widerlegt worden 2). Lamey hielt sie, wie schon bemerkt ist, für die 3 Jahreszeiten der Deutschen und es fanden sich Gelehrte, welche diese Ansicht theiiten^). Der Franzose Menestrier wollte sie anfangs als die tres Galliae erklären; da diese aber als Männer dargestellt werden, so deutete er sie später als die drei Parzen. Diese Auffassung fand viele Vertheidiger. So hat jüngst noch Theodor Bergk die Göttinnen die geheimnissvollen Schick- salsschwestern genannt*). Sie ist aber auch vielfach bekämpft worden, zuerst von dem Franzosen Banier, dann von HaelFelin, Lamey, Belloguet u. a. Ganz sonderbar ist Klausens Auffassung unserer Göt- tinnen, der wieder die sicilischen Mütter zum Vergleich heranzieht^), und ebenso unmöglich ist es, sie mit Lorsch in Beziehung zur Isis zu setzen, weil diese auf Denkmälern ähnlich gekleidet erscheint und von Plutarch einmal als firJTi]Q bezeichnet wird^). Diejenigen, welche die gallischen Matronen als Schicksalsgöttinnen im Sinne der römischen Parzen oder der Nornen der nordischen Völker fassen oder sie auch geradezu mit diesen identifizieren, stützen sich auf die britannische Inschrift 371 7), welche lautet MATRIB^i) PARC. PROSA et SANCTIAE^QEMINAE Die Auflösung Matrib{as) Parc(is) scheint allerdings die allein mög- liche zu sein, zumal an demselben Orte (Garlisle) eine Weihinschrift an die Parcae zu Tage getreten ist (532). Trotzdem messe ich jener Inschrift keine so grosse Bedeutung bei. Es fragt sich, ob nicht etwa die Parzen und die Matres hier angerufen werden. Denn der Mangel der Copula spricht nicht dagegen. Femer wäre es auch nicht unmög- lich, dass die Parzen hier das Epitheton * Mütter* führen, wie andere 1) Vgl. Tac. Genn. 8. Hist. IV 61. Auch Caes. b. g. 1 50. 2) Martio, Religion des Ganlois II 155. Lamey, Act. ac. Palat. VI 74. 3) Schmidt, Gesch. d. Grossh. Hessen 11 396. Lehne, Ges. Schriften I 188. Vgl. de Wal, Moed. p. LXXXIV. 4) B. J. 57, 8. W. Z. I 148. .0) Aeneas u. d. Penaten II 869 if. (p. 871 nennt er sie die 'rinderreichen häreuhaften mit Wahnsinn schreckenden Mütter* ; p. 878 schreibt er ihnen 'den düsteren Charakter der das göttliche einsam nährenden Wildniss' zu). 6) B. J. 12, 48. 7) Unsicher ist 355, wo man gleichfans Matribus Parcts lesen wollte. Der Mütter- oder MatronenkultQs und seine l)6nkmäler. 67 Göttinnen auch. Dass in Parc. der Name eines Dedikanten zu suchen sei, woran man allenfalls auch denken könnte, ist wenig wahrscheinlich. Auf alle Fälle aber giebt diese eine Inschrift nicht die Berechtigung, die auf einer Anzahl Denkmäler genannten Parcae ohne weiteres mit den gallischen Müttern zu identifizieren. Die Mehrzahl derselben ist in Oberitalien (516 — 521 Verona und Aquileja) und Südfrankreich (526— 530) gefunden worden. Zwei stammen aus Britannien (531. 532), zwei aus den Donauprovinzen (522. 523), je eines aus Metz (525) und Worms (524)1). Sie führen 4mal das Prädikat ^M^rw^toe (516— 519), 2mal sind sie als deae bezeichnet (524. 531). Die Denkmäler gehören also wesentlich dem keltischen Boden an, gerade wie die der Fati und Fatae. In Aquileja und Ntmes finden wir Denkmäler der einen wie der andern. Besondere Wichtigkeit hat man vornehmlich der Wormser Parzeninschrift beigemessen, der ersten, die auf rheinischem Boden ge- funden worden ist^>. Matroneninschriften sind im Gebiet des deutschen Stammes der Vangiones noch nicht bekannt geworden. Um so zweifel- hafter scheint es mir, jene deae Parcae mit den rheinischen Matronen im besonderen und mit den Müttern und Matronen überhaupt zu iden- tifizieren. Dass die römischen Parzen gemeint sind, glaube ich aller- dings auch nicht. Aber ausserordentlich nahe liegt es, in diesen Parzen die germanischen Schicksalsgöttinnen, die Nornen, zu suchen. Unter dieser römischen Bezeichnung erscheinen die Schicksalsgöttinnen im Mittelalter sehr oft. Für Worms speziell finden sich zwei interessante Belege in den Bussordnungen des Bischofs Burchard (11. Jahrb.): ^Credidisti quod quidam credere solent, ut illae quae a vulgo Parcae Yocantur, ipsae vel sint vel possint hoc facere quod creduntur'? und weiter: 'Fecisti ut quaedam mulieres in quibusdam temporibus anni facere solent: ut in domo tua mensam praeparares ettuos cibos et potum cum tribtts cultellis supra mensam poneres, ut si venissent tres illae so- rores, quas antiqua posteritas et antiqua stultitia Parcas nominavit, ibi reficerentur, et tulisti divinae pietati potestatem suam et nomen suum, et diabolo tradidisti, ita, dico, ut crederes illas, quas tu dicis esse sorores^ tibi posse aut hie aut in futuro prodesse? Si fecisti aut consensisti, unum annum per legitimas ferias poeniteas' ^). Und so findet sich auch 1) AuBsor Fords erscheint anoh die Dativform Pa/rcabus (520. 530). 2} Vgl. Zangemeister, Korresp. d. W. Z. II p. 42. Weckerling, Rom. Abtheil, des Paolusmuseams in Worms p. 79. 47. 3) Friedberg, Ans dentschen Bassbüohem n. 27. 29. p. 94. 68 Max Ihm: sonst immer nur die Bezeichnung Parcae (bzw. Fatcu:^ aber nicht Matronae oder Moires. Wären die letzteren wirklich mit den Parzen identisch, so würden wir uns sehr darüber wundem, wie die so häutige Bezeichnung Matres oder Matronae^ die doch auch römisch ist, im Mittelalter durch die Bezeichnung ParcaCy welche auf inschriftlichen Denkmälern so selten erscheint, hat verdrängt werden künnen. Als besonders interessant sei noch eine Stelle des Saxo grammaticus^) an- geführt: 'Mos erat antiquis super futuris liberorum eventibus Parca- rum oracula consultare. Quo ritu Fridlevus Olavi filii fortunam explo- raturuSy nuncupatis solenniter votis deorum aedes precabundus accedit ubi introspecto sacello, temas sedes totidem nymphis occupari cognoscit. Quarum prima indtdgentiaris animi liberalem puero formam uberemque humani favoris copiam erogabat Eidem secunda beneficii loco libera- litatis excellentiam condonavit. Tertia vero protervioris ingenii invi^ dentiorisque studii femina sorarum indulgentiorem aspernata consensum ideoque earum donis ofificere cupiens, futuris pueri moribus parsimoniac crimen affixit'. Auch hier sind sie sorares genannt. Es wird wohl niemand beifallen, in denselben die Matronen erkennen zu wollen. Ge- meint sind hier wie in den Wormser Bussfragen die 'drei Spinnerinnen', die Nomen. Als die drei Schicksalsgöttinuen sind auch die Parzen auf den Reliefdarstellungen charakterisiert durch Spindel und Spinn- rocken, so z. B. auf dem Metzer ßelief 525 ^). Ebenso wie die Parcae der Inschriften sind auch die Faiae aufzufassen b). Die romanischen Sprachen haben das Wort parca fallen lassen und faium aufgegriffen. Das personifizierte fata hat sich im ital in derselben Form erhalten, im span. heisst es hada, im provenc. fad€^ franz. fee. Die Sagen, die über die- romanischen Feen umgehen, treffen in vielem mit dem deut- schen Volksglauben von den drei Nomen zusammen^). Lersch'^) wollte die drei Parcae von den drei Fatae sondern, weil auf Bildwerken ihre Attribute abweichen: den Parcae kämen Spindel und Spinn- rocken zu, die Fatae dagegen erschienen einfach mit Füllhörnern. Mir ist ein Relief, das die Fatae mit den Füllhörnern darstellt, nicht bekannt. Vallentin behauptet zwar, auch solche zu kennen, führt aber 1) Lib. VI p. 181 (Holder). 2) Vgl. YallentiD, Le culte des Matrae p. 32. 3) Grimm, Myth.« p. 382 ff. 4) Orimm a. a. 0. p. 383. 384. 5) B. J. II 129 ff Der Mütter- oder Matronenkoltiu and seine Denkmäler. ^9 nur ein Basrelief von Orange an, das die Inschrift Fatuis sanctis tra- gen solP). Ob diese Nachricht richtig ist, steht dahin; eine Quelle giebt Vallentin nicht an 2). Dass der Glaube des Volkes an die Schicksalsgöttinnen (Parcae) durch das Ghristenthum nicht beseitigt wurde, haben wir aus den beiden oben mitgetheilten Bussfragen gesehen. Wahrscheinlich hat sich der Glaube bis auf den heutigen Tag erhalten in der Verehrung der drei Schwesteiii, welche in der Regel unter den Namen Einbede^ War- bede und Wiüibede erscheinen, lieber dieselben handelt ausführlich Panzer in seinem 'Beitrag zur deutschen Mythologie' I p. 1—210»). Gerade für Worms liegt eine solche Beziehung sehr nahe. . In dem dortigen Dom befindet sich nämlich ein Relief aus dem 15. Jahrb., welches drei nebeneinander stehende Frauen darstellt. Die beigeschrie- benen Namen lauten Eitibede, Warhede^ WUtbede. Da in Strassburg die mittlere Warbetta heisst, so will Simrock daraus den alten Namen von Worms, BarbetomaguSy erklären, was mir ziemlich gewagt erscheint^). Die Vorstellungen, welche das Volk von dem Wesen der Moires und Matranae hatte, mUssen wesentlich verschieden gewesen sein von denen, welche sich die Römer und die nordischen Völker von ihren Schicksalsgdttinnen machten. Das zeigen vor allem die Reliefdarstel- Inngen, die sich durchaus von den Darstellungen der Schicksalsgöttinnen unterscheiden. Parzen mit Früchten und Fruchtkörben im Schooss sind unerhört. Wenn Banier deshalb eine Identität der Moires und Parcae fhr unmöglich hält, weil die letzteren dem Volk immer als ernste und böswillige Wesen vorschwebten, so hat er so Unrecht nicht. Allerdings ist seine Auffassung von den Parzen nicht ganz richtig. Die Parzen verleiben den Menschen nicht nur böses, sondern auch gutes. Das beweisen die Epitheta, die sie bei den Schriftstellern fähren. Sie heissen einerseits älbaej kUareSy benignaey laetae, andererseits aber nigraey durae, ifwidiosaej malae, ferreae und ähnlich^). Aber jene 1) Le calte des Matrae p. 32. 2) S. Anmerk. 4 zu S. 100. Näheres über die Fatae {Fat%) and ihre Denkmäler 8. unten p. 98 ff. 3) Vgl. Freudenberg, B. J. 52, 123. Simrock, Deutsche Mythol. p. 340 ff. 4) Vgl. Zangemeiater, Korresp. d. Vf. Z. II p. 43. Weokerling, Römiache Abtheil. des Paulasmusenms p. 49. Rieger, Die Schicksalsgöttinnen in Worms (Quartalblätter des bist. Vereins für Hessen 1884 n. 1—4). 5) Vgl. SUt. Silv. IV 3, 145; I 4, 123; II 7, 89. luv. XII 64. Weitere Belege bei Ehiuaen, Die Parzen oder Fata p. 249 flg. 70 Max Ihm: Epitheta sind sehr selten, fast immer wird der neidische und mitleids- lose Charakter der Göttinnen hervorgehoben. Bei den Müttern und Matronen dagegen weist alles darauf hin, dass wir sie ans nur als gü« tige, spendende Gottheiten zu denken haben. Daher sind sie auch auf einer oberitalischen Inschrift indulgentes genannt (38). Sie yerleihen Segen und häuslichen Wohlstand, Fälle und Fruchtbarkeit des Ackers. Darauf deuten ihre Attribute hin: die mit Früchten, Aehren angefüllten Körbe und die Füllhörner. Bezeichnend ist, dass sie einmal im Verein mit Mercur, der als hicrorum potens charakterisiert ist, angerufen werden (38). Sie sorgen femer für das Wohl des Hauses und der Familie. Daher erklären sich die zahlreichen Dedikationen pro se et suis^ pro Salute von Familienmitgliedern, pro natis suis und ähnliche^), denen nicht selten die (besonders am Rhein häufigen) Formeln ex iwr perio oder ex imperio ipsarutn beigefügt sind 2). Ein Unicum ist der Votivstein an die Matronae Ulaufnnehae (254), den der Erbe nach der testamentarischen Verfügung eines Anderen hat anfertigen lassen. Sie sind aber nicht nur die schützenden Gottheiten von Haus und Familie, sondern auch von ganzen Gemeinden und Völkern. Ich erinnere hier besonders an die McUronae et Oenii Ausuciatium (67), die männlichen und weiblichen Schutzgötter der Ausuciaten^) und an die zahlreichen topischen Beinamen der Göttinnen, welche wir haben kennen lernen. Schwanken kann man hinsichtlich der Auffassung der Moires suae, do- mesticae, patemae und matemae. Suus und domesticus sind wohl so ziemlich identisch. Dass mit Matres suae und domesticae der britan- nischen Inschriften 349. 373. 370. 372 die Göttinnen der Heimath der Dedikanten gemeint sind, kann als ziemlich sicher gelten. £s sprechen dafür die weiteren sich in Britannien findenden Epitheta tramarinae und patriae. Siebourg dagegen erklärt das Epitheton suus (bzw. tneus) auch bei diesen britannischen Inschriften nicht als 'heimathlich', son- dern bezieht es auf die Person des Dedikanten, so dass die Mütter auch als persönliche Genien erscheinen^). Dieser Auffassung wider- 1) Vgl. 39 {pro se suisque), 48 {pro natis m»), 83 {pro Munatia\ 84 {pro Corn. Macrina), 1(58. 199. 205. 232. 295. 297. 298. 302. 308. 314. 316. 330. 383 etc. 2) Vgl. 223. 230. 236. 239. 242. 256. 270. 282 u. ö. Am häufigsten ist die volle Formel ex imperio ipsarum, dann folgt imperio ipsarum, dann ex imperio (dieses 217. 223. 225). Einmal heisst es iussu ipsarum (215), einmal aaoh ex visu (66) und ex voto monitus (161). 3) Vgl. p, 15. 4) De Sulevis p. 32 flg. Der Mütter- oder Matr^n^ikultaa und seine Denkmäler. 71 sprechen, glaube ich, Dedikationen wie Matribm Mopatibus suis (336) und Matribus meis Germanis (273). Siebourg stützt sich hauptsächlich auf die stadtrdmische Inschrift 14 Matribus paternis et matemis meiS" que Sulevis, die er so erklärt: ^Saturninus militiae vicissitudine procul a sede iaxxiiliari remotus Matres implorat, quas, ut Romani genios, pairis> et matris suamque ipsius tutelam benigne gerere persuasum habet' ^). Ich glaube nicht, daas die Attribute pa^emae, matemae hier anders gefasst werden können^ als auf den andern Inschriften 330 Ma- trüms Marsacis paternis sive maternis, 329 Matribus Frisavis paternis^ .287 Matribus paternis Hiannanef.y für welche die Siebourgsche Auf- fassung doch kaum zulassig ist. Die Epitheta können wohl nur auf die Heimath des Vaters bzw. der Mutter des Dedikanten bezogen wer- den. In der Regel ist damit natürlich inbegriffen auch die üeimath des Dedikanten selbst. Nur auf der stadtrömischen Inschrift U hebt der Dedikant noch seine eigenen Mütter besonders hervor. Auf einigen Inschriften haben die Matronen zwei topische Beinamen, z. B. in 318 M. Bumanehis et Maviaitinehis^ 314 M. Vatuiabus Nersihenis, 300 (305) Ettrahenis et Gesahenis. Vielleicht ist auch hierfür die Verschiedenheit der Heimath der Eltern massgebend gewesen^). In der Regel wird man aus den Beinamen der Göttinnen schliessen können, dass ihr Kult in den Landstrichen oder den Provinzen, von denen sie jene haben, heimisch gewesen ist. Doch gilt das nicht für alle. Für Dalmatien, Pannonien (394) und Noricum (338) ist der Mütterkult bis jetzt nicht nachweisbar. £benso müssen anders beur- theilt werden die McUres Afrae Italae Gallae (348) und die Moires Itciae Germanae Gallae Sritannae (340). Möglich ist, dass die Dedi- kanten dieser vier Sti^ine, da sie dem Soldatenstande angehören, sich in den genannten Ländern eine Zeit lang aufgehalten haben. In ähn- lichem Sinne ist wohl auch die Dedikation an die Matres omnium gentium (369) aufzufassen. Auch hier ist d^r Dedikant Soldat und als solcher kann er überallhin geschickt werden. 1) Ueber die Beziehung von meisque vgl. p. 80. 2) Vgl. Bergk, Yf. Z. I 153. 72 Max Ihtn: VI. Ziemlich viele der Inschriften lassen sich mehr oder weniger genau datieren. Die Zeitgrenzen, die wir dadurch gewinnen, liegen yerhältniss- massig weit auseinander. Das älteste Denkmal liefert Oberitalien : der Stein 35 ist zu Lebzeiten des Kaisers Caligula gesetzt (37—41 n. Chr.). 64 stammt aus dem J. 103, in welchem Trajan zum fünften Male das Consulat bekleidete. Aus der Zeit des Trajan, Hadrian und Antoninus Pius stammen fast sämmtliche stadtrOmische Inschriften. Von den Inschriften Südfrankreichs lässt sich mit Sicherheit nur eine datieren, die aus Lyon 394, welche unter Septimius Severus fallt 0- Bei vielen Inschriften liisst sich nur der terminus ante quem non be- stimmen. Die von den Soldaten der legio I Minervia gestifteten Denk- mäler fallen nach Domitian, die der Ugio XXX Ulpia victrix nach lOP), wo sie von Trajan gestiftet wurde. Zwischen die Jahre 71 und 120 etwa fällt die Dedikation des exploratar legionis Vlvictricis in Jfllich 313. Hadrian schickte die Legion nach Britannien. Der Kölner Stein 277 ist wichtig, weil er die Theilnahme der 1. Legion am 2. Dacischen Kriege bezeugt. Nach Beendigung desselben im J. 107 kehrte die Legion nach Untergermanien zurück. In diesem Jahre oder bald da- rauf löst unser Soldat sein am Alutusflusse abgelegtes Gelübde. 289 stammt entweder aus dem J. 187 oder 223. Der von einem optio der 30. Legion geweihte Stein 331 fällt, wie der Beiname der Legion be- sagt, unter Severus Alexander, genauer ins J. 233. Der Stein von Besangen (161) fällt wegen der Erwähnung der Augusti nach 161. Nach 211, aber vor Severus Alexander, scheint votiert zu sein 168 (vgl. die Anmerkung). Die meisten britannischen Inschriften werden wohl nach Hadrian fallen. Das steht fest für die, welche an den Wällen des Hadrian und des Antoninus Pius gefunden sind. Einige Male werden die 6. Legion (victrix) und die 20. {Väleria victrix) erwähnt. Die erstere war seit 120 in Britannien stationiert, die letztere bereits seit 43. Doch stam- men die Inschriften der letzteren (378. 379), die ganz im Norden ge- funden sind, frühestens aus dem Ende des 2. Jahrhunderts. Aus der 1) Vgl. die Anmerknng. 2) S. das Register. Der Mütter- oder Matronenkaltus and seine Denkmäler. 73 Zeit des Severus Alexander (222—235) stammt 352, noch etwas später fallt, unter Gordian (238—244), wie der Beiname der ala zeigt, die Inschrift von Benwell (361). Wir werden die Blüthe des Kultus also zwischen Caligula und Gordian (von der Mitte des ersten bis zur Mitte des dritten Jahrhun- derts) zu setzen haben. Hübner will einige Inschriften nach Namen und Buchstabenformen datieren und kommt dabei mit dem Kölner Stein 274, dessen Dedikant Tib. Claudius Taticenus heisst, in die Zeit des Claudius, mit dem Stein von Avigliana 32 gar in die Zeit des Tiber. Diese Ansätze halte ich für vollkommen unsicher*). Nur das kann man mit Sicherheit aus solchen Inschriften sc^iessen, dass sie nicht vor Claudius und Tiber abgefasst sind. Ein Anhaltspunkt, dass irgend eine Inschrift vor den Prinzipat des Augustus zu setzen sei, ist nicht vorhanden. Der römische Grenzwall in Deutschland musste beständig gegen die Angriffe deutscher Stämme vertheidigt werden^). Trotzdem be- haupteten ihn die Römer bis etwa zur Mitte des 3. Jahrhunderts. Von dieser Zeit ab beginnen die inschriftlicben Denkmäler zwischen Rhein und Limes auszugehen. Alemannen und Franken wiederholten unauf- hörlich ihre Einfälle ins römische Gebiet. Bis nach Italien dehnten sie ihre Raubzüge aus, besonders unter den Kaisem Valerian und des- sen Sohn Gallienus (253—268). Vorübergehend gelang es dann Kaiser Probus (276—282) die Alemannen zurückzudrängen und den Limes wiederherzustellen. Nach seinem Tode aber nahmen die Alemannen das Zehntland dauernd in Besitz und nach Julians Tod (363) auch das Elsass. Von da ab breiteten sie sich auch nordwärts aus, wobei sie dann auf die Franken stiessen, die wir schon vorher auf dem linken Rheinufer finden. Den salischen Franken hatte bereits Julian Sitze im nördlichen Gallien anweisen müssen. Franken und Alemannen haben sicherlich viel dazu beigetragen den Mütterkult zu vernichten. Dadurch, dass die Franken vielfach sich der Matronensteine zur Her- stellung ihrer Gräber bedienten, sind jene vor weiterer Vernichtung geschützt worden *). Etwas länger wird sich der Kult in den anderen 1) Vgl. B. J. 82, 167. 2) Vgl. Arnold, Ansiedelungen u. Wanderungen p. 153 flg. Deutsche Urzeit p. 133 flg. 3) Vgl. die Fundberichte zu 232-234, 235—243, 245, 263—267, 292, 306. Freudenberg, B. J. 20, 82. Eick, B. J. ^, 151. i I 74 Max Ihm: Gegenden erhalten haben, in Oberitalien und im sttdlichen Frankreich. Doch aach hiei* wird die Völkerwanderung zersetzend gewirkt haben Dass der Kultus ganz ausgerottet wurde, ist bei der Zähigkeit, mit der ein Volk an seiner Rdigion festzuhalten pflegt, nicht anzunehmen. Ja, es ist nicht unwahrscheinlich, dass er auch dem Christenthume standhielt, wie wir das von anderen Kulten wissen und oben ' von dem Glauben an die Schicksalsgöttinnen gesehen haben. Unter welclier Form er sich in der christlichen Kirche erhalten hat, wage ich vorder- hand nicht zu entscheiden. Manches weist darauf hin, dass die Ver- ehrung der drei Marieen mit jenem Kult in Verbindung steht. Ocfter sind Reliefdarställungen der Matronen als die heiligen drei Marieen an- gesehen und verehrt worden. Das wissen wir besonders von dem Metzer Belief der deae Matrae 385 (vgl die Anmerkung). Schon Wiltheim sprach die witzige Vermuthung aus, dass aus den drei Mairae durch Umsetzung des Vokals die drei Mariae entstanden seien. Auf weitere Verrauthungen über diesen Gegenstand mag ich mich nicht einlassen. Ich begnüge mich, auf das zu verweisen, was Engling, Freu- denberg, Kamp u. a. hierüber geschrieben haben ^}. Nicht unerwähnt lassQn darf ich hier ein Denkmal, das in dem Dorfe Les Baux (Ile de la Gamargue) nicht weit von der Meeresküste sich befindet und das dort unter dem Namen Les Tremoäe bekannt ist (Fig. 17) 2). Die drei Figuren sind in Lebensgrösse in Felsen ein- gehauen. An den Felsen angebaut ist eine kleine aus dem 10. Jahr^ hundert stammende Kapelle^). Das Belief ragt über das Dach dersel- ben hinaus. Die Deutung der drei Figuren ist ganz unsicher. Sicher ist nur, dass das Denkmal aus römischer Zeit stammt — die Inschrift, die darunter gestanden haben soll, ist nicht mehr leserlich — , dass die Figur links einen Mann vorstellt, die beiden anderen dagegen Frauen. Mit dem Mtttterkult hat es daher direkt nichts zu thun. In der mitt- leren Figur, welche die Haare diademartig in die Höhe gekämmt hat, 1) B. J. 18, 127; 44/45 p. 76; 52, 123. Vgl. Fiedler, Gripswalder Matro- nensteine p. 10. Schuermans, Bull, des com. royales 1870 p. 379. De Ciaer, Annalen XLV p. 100. 2) Die wenig gelangene AbbilduDg gebe ioh nach einem Gypsmodell, welches ich der Güte von Herrn Prof. Fröhner in Paris verdanke. Eine Photographie des Reliefs befindet sich in dem Bache von Gilles, Gampagne de Marias dans la Ganle p. 78, das mir nicht sagänglioh war. 3) Gautier-Descottes, Congrds archeol. de France. 43« session. 1876 p. 332. Der Mütter- oder MatroDenkultus und seine Denkmäler. 75 glaubte de Villefosse, welcher eine Beschreibung des Denkmals giebt^), Diana erkennen zu können, weil sie in ihrer Rechten anscheinend einen Fig. 17. Bogen halte. Auf dem Gypsmodell ist davon allerdings nichts zu erkennen. Eine solche Deutung halte ich für sehr gewagt, zumal man nicht weiss, was man dann mit den beiden anderen Figuren anfangen soll. Vielleicht ist es ein Grabrelief. An dieses heidnische Denkmal also knüpft sich die Legende von den 'heili- gen drei Marieen'^), so wurden kurzweg bezeichnet Maria, die Mutter des jüngeren Jacobus, Maria Salome und Sarah, eine Dienerin der letzteren. Von diesen er- zählt die Legende, sie seien mit noch an- deren in Palästina auf einem Schiffe aus- gesetzt und an die Küste Südfrankreichs verschlagen worden, hätten sich hier nie- dergelassen und seien hier gestorben. In der Kapelle soll sich die Inschrift an ^ie lunones Äugustae (118) be- funden und die Stelle des Begräbnissplatzes der drei Mariecn bezeichnet haben. Die Inschrift ist in maiorem Mariarum gloriam interpoliert wor- den, so dass sie allgemein als Fälschung galt, bis neuerdings Otto Hirsch- feld sie auf Grund einer Copie des Metellus wieder zu Ehren gebracht hat^). Dass die Legende in irgend einem Zusammenhang steht mit dem Relief von Les £aux, dem Votivstein an die lunones Äugustae 1) Ballet, mon. 45 (1879) p. 50: 'Soua une arcade, sarmont^ de palmettes et soutenue par deux colonnes, sont places trois personnagas . . . Le premier, en commen^ant par la gaucbe du spectateor, est un homme, drape, les pieds uus, la tete nue, les cheveux coürts. 11 est legcrement tourn6 vers la figare du milieu. Celle-ci doit etre une divinite ; peut-etre Diane ? Son bras droit est nu ; sa coiffure, elevee, etait orn6e d*un diad^me dont on devine eneore lee traces; Bon vStementt serre, est attache sur l'6paule droite ; de la main droite eUe parait tenir un arc. La figure de droite est celle d'une femme voilee, la tete legcre- ment inolinee vers la figure du milieu.' 2) Näheres hierüber bei Lenth^ric, Les villes mortea du golfe de Lyon p. 412 ff. Desjardins, Geogr. d. 1. Gaule I p. 223 ff. 11 p. 75 ff. Gautier*Descottes, Gongrös arch. de France 1876 p. 353 ff. Hirschfeld, Galliscbe Studien II p. 17 ff. 3) Gallische Studien II p. 16 ff. 76 Max Ihm: und dadurch ^) vielleicht auch mit dem Mütterkultus, scheint mir sehr wohl glaublich. VU. Bis jetzt haben wir den Mütter- oder Matronenkult im engeren Sinne betrachtet, d. h. nur die Denkmäler berücksichtigt, welche den üöttinncn die Namen Matres, Matrae oder Matranae geben. Es schei- nen dies aber nicht die einzigen Namen zu sein, unter denen die- selben verehrt wurden. Jedenfalls müssen andere Gottheiten eng mit ihnen verwandt gewesen sein. Hierzu rechne ich die lunones, die Suleviae, die Gampestres und die Kreuzweggottheiten. Von diesen und anderen soll im folgenden gehandelt werden. — Wie bei den Römern jeder Mann seinen Genius hatte, so hatte jede Frau und jedes Mädchen ihre Juno, welcher am Geburtstage geopfert, bei welcher geschworen wurde u. s. w.*). Der Gramma- tiker Gharisius nennt als specifisch weiblichen Schwur neben ecasior und edepol auch eiuno^). Diese Junones der Frauen und Mädchen sind auf Inschriften häufig anzutreffen^), zuweilen in Gemeinschaft mit den Genien der Männer. So löst z. B. auf der afrikanischen Inschrift CIL YIII 3695 die Herrin des Hauses ihr Gelübde Genio coniugis et lunoni suae^). Von diesen lunanes^ über deren Zahl Plinius spöttelt •), sind streng zu scheiden die lunones^ welche auf Inschriften Oberitaliens häufig, seltener in den gallischen und rheinischen Provinzen erscheinen. Hier werden sie immer in der Mehrzahl genannt, und wenn es auch nicht ausgeschlossen ist, dass auch die lunones der Frauen in der Mehr- zahl erscheinen können, wie es z. B. auf einer Inschrift aus Bordeaux Gruter 25, 11 lunonibus Miae et Sextüiae der Fall ist, so sind doch auf allen diesen Inschriften die lunones als Genien der Frauen deutlich 1) S. anten p. 77. 2) Vgl. Tibnll lY 6. III 6, 47. Petron. 25. Ueber die Genien der Männer z. B. Plant, eapt. 977. Hör. ep. I 7, 94. Snet. Gal. 27. 3) p. 198 Keil. Den Schwur meccutar gebrancbte kein Mann, anch keiner in ältester Zeit edepol, Varro bei Gellins XI 6. 4) CIL V 6407. 7472. VIII 1140. X 1023 n. ö. 5) Vgl. CIL V 5869. 6950. 7593 u. a. 6) Nat. bist. II § 16. Vgl. Seneca ep. 110, 1. Der Mütter* oder Matronenkaltus and seine Denkmäler. 77 gekennzeichDet durch Beifügung des Namens der Frau im Genetiv bzw. des Possessivpronomens^). In dem anderen Falle aber stehen die lu- nones entweder für sich allein, oder sie sind durch Beinamen charak- terisiert. Auf drei Inschriften Oberitaliens werden sie geradezu als Maironae bezeichnet (63. 66. 90)^), und es kann kein Zweifel sein, dass sie mit diesen identisch sind. Darin stimmen sämmtliche Gelehrte überein ^). In der äusseren Fassung der Inschriften ist nichts enthalten, das dem widerspräche. Sie werden domesHcae genannt, ein Beiname, den wir bei den Moires ziemlich oft antrafen; einmal auch Gdbiae (288), womit die Maironae Gabiae zu vergleichen sind (222. 231. 250. 251). Mit Unrecht fasst Henzen (im Index zur Orellischen Sammlung III p. 31) die lunones der Inschriften Or. 1322. 1323^) als Genien der Frauen, während er doch bei anderen kein Bedenken trägt, sie mit den Matronae zu identifizieren. In der Putzdorfer Inschrift CIBh 620 lässt sich zu Anfang mit ebenso grosser Wahrscheinlichkeit lunonibus als Matronis ergänzen (vgL 306). Für die Art des Kultus sind bemerkenswerth besonders die In- schriften 20 und 96. Von den in letzterer erwähnten stjfna tria ist bereits oben p. 49 die Rede gewesen. Die Zusammenstellung der lu- nones mit dem deus sanetus Herctdes in 69 ist gleichfalls nicht bedeu- tungslos. Sie erscheinen dadurch wesentlich als Frauengottheiten: L. Vdler%f4s Severus löst sein Gelübde dem Hercules^ dem Gotte der Männer, von dessen Kultus die Frauen ausgeschlossen waren ^), während sich Glodia Comdiana vorzugsweise an die lunones wendet Dieser Inschrift ganz ähnlich ist 401, welche nach Daniel Monterin in Augu- da Praetoria gefunden sein soll«). Bereits Labus hat sie für gefälscht erklärt 7). Was die Verbreitung der Inschriften der lunones anlangt, so ist das Hauptfundgebiet Oberitalien (Transpadana). Die meisten stellen die Städte Aquileja (9&— 99), Verona (87-93) und Brescia (72—79). In letzterer Stadt sind Inschriften der Maironae bis jetzt nicht bekannt 1) Das letztere z. B. CIL VlII 3695. 2) Vielleicht ist aach in 110 zu ergänzen '[Monoms IJononibus*. 3) Aber fälschlich hat de Wal die eben erwähnte Inschrift aas Bordeaux in seine Sammlung aufgenommen (Moederg. n. 63). 4) Nr. %. 94 meiner Sammlung. 5) Macrob. I 12, 28. 6) Totius vallis Augustanae oompendiaria deseriptio p. 6. 7) Marmi Breso. p. 69. 78 Max Ihm: geworden, wohl aber auf dem Land in der Umgegend (z. B. in dem nalie gelegenen Manerbio 81. 82). Einer der Veronesischen Steine ent- hält die Widmung lunonihus Matronis (90). Weiter nach Westen hin nimmt die Bezeichnung lunones immer mehr ab. In Como erscheinen einmal lunones Malronae (66), einmal lunones (65). Mailand dage- gen kennt nur die Bezeichnung Matronae (44—49), die von da an überwiegt, um in Gallia Narbonensis der Bezeichnung Matres und Ma- trae Platz zu machen. (Jallia cispadana weist nur zwei Inschriften der lunones auf (20. 21). Besonders merkwürdig ist die jüngst im alten Laurentum bei Rom gefundene (19); von den sicher datierbaren Inschrif- ten dieses Kultus ist es die älteste (Zeit des Tiberius). Zugleich nimmt der Dedikant einen höheren priesterlichen Rang ein. Er ist u. a. /ta- rnen Dicdis und Martiolis. Der Name des Dedikanten 8p. Tu/rranius Proeulus scheint gesichert durch die Pompejanische Inschrift CIL X 797 (s=s Orelli 2276). In den anderen römischen Provinzen sind die lu- nones selten. In Nimes begegnen sie mit dem Beinamen montanae (117), Äugustae nennt sie die Inschrift aus Aigues-Mortes (118). In N^riS'les-bains (Aquitania) werden sie zusammen mit den Nu/mina Augustorum von den vicani Neriomaffienses verehrt (395), ein bei Trier gefundenes Fragment zeigt sie uns in Verbindung mit dem Genius (384). Ausserdem erscheinen sie in Wesseling bei Köln (271), in Köln selbst (als lunones Oabiae 288) und in Pützdorf bei Jülich (306). Gefälscht ist dagegen die Laacher Inschrift 404, desgleichen 402. 403 (aus Brescia). Endlich sind noch zwei Junonesinschriften aus Noricum bekannt ge- worden (110. 111). In Spanien und Britannien sind sie unbekannt. -^ Der nördlichste Ort> an dem wir die lunones antreffen, ist Mar- quise (d6p. Pas de Calais). Hier ist vor kurzem die Inschrift 382 ge- fanden worden, die von einem L. Cassius Nigrinus geweiht ist Sülevis bmmibus. Mit den lunones erscheinen hier also eng verbunden oder identisch die Suleviae^), Folglich müssen auch diese in den Kreis der Muttergottheite(n gehören, mit diesen mindestens eng verwandt sein. Bestätigt wird das duixh die bekannte stadtrömische Inschrift (18) vom Jahre 160, die ein centurio der legio VII gemina den Stdeviae und Campestres weiht. Ueber der Inschrift befinden sich zwei Reliefdar- stellungen (Fig. 18). In der oberen Nische sitzen drei Göttinnen in langem faltigen Gewände {tunica unipäUa); im Schoosse halten sie 1) Dies ist die richtige Namensform (vgl. 194 Suleviabus), nicht Sulevae, SUUves, Sümae, Sulfae etc.; vgl. B. J. 82, 155. Der Mütter- oder Matronenkultas und seine Denkmäler. 79 Blumen oder Früchte ; in der ausgestreckten Rechten hat jede einen runden Gegenstand (patera?); die beiden äusseren tragen ausserdem Fig. 18. ^|}|IPano8 habet, ünns dioitur domesticus, possessioni consecratus. alter dioitnr (tgresUe, paetoribas consecratus. tertius dicitur orimtäHs\ 4) 'cui est in confinio lucus positus, a quo inter duo pluresve fines oriun- tur, ideoque inter duo pluresve est et lucus finis*. 5) Nat. bist. XII § 3: 'quin et Süvanos Faunosque et dearum genera silvis ac Bua numina tamquam e caelo attribnta credimus*. 84 Max Ihm: nennt 1). Wie neben den Fauni der Faunus erscheint und diu Silvani einen Silvanus voraussetzen, so muss man auch von den Silvanae auf eine Silvana schliessen, und diese ist jetzt in der That auf einer in Roussillon bei Apt gefundenen, im Museum zu Avignon befindliehen Inschrift ermittelt worden^). Für das Wesen dieser Gottheiten lässt sich sonst aus den Inschrif- ten selbst nur wenig gewinnen. Dass sie dem Walde angehören, wii-d zum Ueberfluss noch durch das Beiwort silvestres angedeutet (538. 539). Auf einem Kelief (534) sind die drei Silvanae als Nymphen dargestellt, auf einem anderen (536) als drei Gestalten in langem Gewände mit Zweigen und Früchten in den Händen; neben ihnen steht' der Gott Silvantts dendropJtorus, zu dessen Füssen ein zu ihm aufschauender Hund liegt. Ganz analog sind einige Reliefs aus Oesterreich, welche Fan {Silvanus) und die Nymphen darstellen b). Aus der Zusammen- stellung der Silvanae mit den Quadribiae (108, wo sie als Augustae charakterisiert sind, ebenso wie in 534), femer mit der Bona dea^ dem Fanthaeus (sie) und der DtoMa (535) ergiebt sich kaum etwas. Ver- ständlicher ist die Zusammenstellung mit Sihanus (536). Diese Gottheiten gehören zu der grossen Sippe der Waldgeister, Waldleute, Wildleute und wie sie sonst noch heissen mögen, welche im Volksglauben germanischer, keltischer und anderer Stämme eine hervorragende Stelle einnehmen und unter den mannigfachsten Bezeich- nungen auftreten^). Den iSävani würden genau entsprechen die Soi^ vangs (Sing. Salvang^ Plur. Salvegn) oder Sabnund in Volkssagen von Wälsch-Tyrol ß) ; und die Sitoanoe ('Wildfräulein') haben wir wohl wie- derzuerkennen in den agrestes feminae, von denen in einer Bussordnung des Bischofs Burchard von Worms (IL Jahrhundert) die Bede ist«): 1) Metam. I 192 ' Sunt mihi semidei, sunt rustica numina Nymphae | Fau- nique Satyrique et monticolae SUvani'. Lucan. Pbarsal. III 403. Saxo grammat. lib. II p. 42 (Holder) : *Accedant Fauni Satyris, Panumque oaterva | Mauibus ad- mixta militat ore fero ; | Silvanis coeunt Aquili, Laraeque nocentes | Cum Lamiis collem participare Student'. Vgl. Wiseowa in den Mittheil, des archaol. Insti- tuts. Komische Abtheilung I (18Ö6) p. 161 fi. 2) CIL XII 1103: ,iüvano et Süvan(ä)e. 3) AEM IX p. 40. 44. 45. CIL III 1960. Vgl. auch das Relief an die Nymphen, Pan und Hermes aus Gallipoh AEM I Taf. L CIL III 1958. 4) Mannhardt, Wald- und Feldkulte I 72 ff. 5) Mannhardt a. a. 0. I 113. 6) Wasserschleben , Bussordnungen der abendländischen Kirche p. 658. Friedberg, Aus deutschen Bussbüchem p. 94 n. 28. Der Mütter- oder MatroneDkultns und seine Denkmäler. 85 'Credidisti, quod quidam credere solent, quod sint agrestes feminaej quas silvaticas vaeantj qaas dicunt esse corporeas, et quando voluerint ostendaDt se suis amatoribus, et cum eis dicunt se oblectasse, et item quando voluerint abscondant se et evanescant?' Grefunden sind unsere Inschriften der Sävani bzw. Silvanae an Orten, wo der Silvanuskult in Blüthe stand, hauptsächlich in den Donauländem (108. 534—540). Zwei stammen aus Oberitalien (541. 542 Aquileja und Verona), eine aus Spanien (543 Barcelona). Die In- schriften gehören wohl sämmtlich der späteren Zeit an. Nur zwei sind genauer datierbar: 108 stammt aus dem J. 211, 534 aus der Zeit dos Severns Alexander (222—285). — Die Campestres haben wir bereits oben bei Gelegenheit der stadt- römischen Inschrift Sulevis et Campestribm etc. (18) kennen gelernt. Auch sie müssen in engem Zusammenhang mit den Müttern stehen: zwei britannische Inschriften zeigen uns die Matres mit diesem Bei- namen (361 Matrihus trihus campestribus und 378 Matribus Alatervis et Matrihus campestribus). Bald muss dieser Beiname zu einer selb- ständigen Bezeichnung geworden sein. Auf vier anderen britannischen, die am Walle des Pius gefunden worden sind ^), werden sie bloss Cam- pestres genannt, und dass dies andere Gottheiten sein sollten, als die Matres campestres^ ist nicht gut glaublich. Sonst erscheinen die Cam- pestres am häufigsten in Rom auf den bekannten Inschriften der equi- tes singulares (1—13. 15. 16), aber hier merkwürdiger Weise durch andere Gottheiten von den Matres getrennt, so dass sie also schon gleichsam selbständige Gottheiten repräsentieren. Dass sie aber auch hier noch als Göttinnen aufzufassen sind, zeigt die Inschrift des Tribokers M. ülpius Tertius (12), der auf der einen Seite des Altars die Namen der männlichen Gottheiten, die er anruft, einmeisseln liess, auf der Rückseite die der weiblichen, und unter letzteren er- scheinen auch die Campestres. Ebenso wird man sie als Göttinnen zu fassen haben auf den Inschriften aus Dacien (102), Pannonien (109), Raetien (113) und den beiden württembergischen (175. 176), während mir das bei den afirikanischen (399. 400), wo dii campestres genannt werden, zweifelhaft erscheint. In Afrika ist bis jetzt keine weitere Spur des Mütterkultus entdeckt worden. Die Campestres galten bis jetzt in der Regel als Göttinnen der Feldflur, eine Auffassung, welche die Zusammenstellung mit den Stdeviae (18) zu empfehlen schien, inso- 1) 376. 377. 380. 381. 86 M ax I hm: fern man in diesen letzteren Waldgöttinnen sah. Allein wir sahen, dass diese Ableitung der Stdeviae keineswegs sicher ist Zadem bedeutet Cam- pus nach römischem Sprachgebrauch speziell das militärische Uebungs- feld, und daher fasste schon der Lexikograph Georges Aie OoMpeslres als Kampfgottheiten ^). Diese Ansicht hat Siebourg aufgegriffen und näher zu begründen gesucht^). Sie scheint auch mir die wahrschein- lichere. Man könnte ja allerdings an 'Göttinnen des Blachfeldes' denken, da campus auch die Ebene bedeutet und im Gegensatz zu mons steht, und man könnte dabei ganz passend auf die lunones mon- tanae oder die Stdeviae mofUanae verweisen, die wir bereits kennen gelernt haben. Aber es kommen doch noch andere Gründe in Betracht. Einerseits nämlich gehören die Dedikanten fast ohne Ausnahme dem Soldatenstande an, andererseits sind die Inschriften alle (wenn wir von den stadtrömischen absehen) in Gegenden gefunden worden, die mili- tärisch wichtig und feindlichen Angriffen besonders ausgesetzt waren: in den Donauländern, dem rechtsrheinischen Theil von Obergermianien, dem nördlichsten Theil Britanniens. In den friedlicheren Gegenden des Mütterkultus, in Oberitalien und im südlichen Frankreich sind Inschriften der Chmpestres bis jetzt nicht bekannt geworden, ebenso wenig in Untergermanien und im übrigen Gallien. Wenn es also Soldaten sind, welche an jenen exponierten Orten die Campestres an- rufen, so passt dazu schlechterdings nicht die Auffassung der Cam- pestres als segnender Flurgottheiten, ganz abgesehen davon, dass als eine richtigere lateinische Bezeichnung dann agresHs oder ein anderes Wort am Platze gewesen wäre^). Vortrefflich dagegen passt die mili- tärische Bedeutung des Wortes campester. Als rein kriegerische Göt- tinnen, wie etwa den Mars, der gleichfals mit dem Beinamen campester ei-scheint, darf man die Cbmpe^^res^ deshalb nicht auffassen. Die Mütter sind, wie wir gesehen haben, schützende Gottheiten überhaupt, deren Schutz sich auf alle Gebiete erstreckt. Als Beschützerinnen der Soldaten im Lager und Feld erhielten sie den Beinamen Campestres^ den sie dann als selbständigen Namen weiterführen. Im übrigen ist von den Inschriften der Campesitres noch zu be- merken, dass sie einmal mit der Epona zusammengenannt werden (113) 1) In der neuesten (7.) Aufl. seines Lexikons scheidet er die Campestres der Inschriften bei Orelli 1355. 1794 als 'Eampfgottheiten* von den Campestres der Inschriften 2101. 2102, in denen er 'Gottheiten des Blachfeldes* sieht. 2) De Sulevis p. 37 flf. Vgl. B. J. 82, 156. 3) Vgl. die Nymphae agrestes bei Verg. Aen. III 34, den ^hamts offresHs u. a. Der Mütter- oder MatronenkaltuB und seine Denkmaler. 87 — abgesehen von den Inschriften der eguües sinfftdares (1 a. ff.), auf denen die Epona ebenfalls vertreten ist, und zwar hat sie hier ihren Platz zwischen Diana und den Moires — , einmal sogar mit den Eponae, falls auf die Lesart EPONAB (102) Yerlass ist. Passend ist die Zu- sammenstellung mit MarSy Minerva, Hercules^ Eptma^ Victoria in der britannischen Inschrift 380, ebenso die der di campestres mit dem Mars Atigt*stus (399). Die Mehrzahl der Inschriften gehört dem zweiten Jahrhundert an^ die stadtrömischen sind sämmtlich datiert. Nach Antoninus Pius werden die am Wall desselben gefundenen In- schriften zu setzen sein. Nach 107 fällt die Dacische Inschrift 102 (vgL die Anmerkung dazu). Als. die jüngste erscheint 361 (Matribus iribus campestribus) , welche aus der Zeit Gordians stammt (238— 244 n. Chr.). — Unter der grossen Zahl der di minonm gentium der Römer, welche Martial wenig ehrfurchtsvoll die pld}s deorum nennt ^), nehmen die Lares eine hervorragende Stelle ein 2). Obgleich ihre Wirksamkeit eine ausgedehnte und mannigfaltige war, so lassen sich doch leicht zwei Klassen sondern : die Lares privativ die in der Kegel familiäres oder datnestici genannt werden, weil unter ihrem Schutz das Haus und die Familie stand •), und Aie Lares publici^). Zu den letzteren ge- hören hauptsächlich die Laren» denen der Schutz der Kreuzwege, compito^), anvertraut war: daher il^re Beinamen cotnpitales oder viäles. Diese werden bei Schriftstellern^) und auf Inschriften nicht selten erwähnt. Aber die Inschriften fehlen fast ganz in den von Kelten und Germanen bewohnten Ländern. Verhältnissmässig häufig sind sie in Spanien^. Dass aber auch Germanen und Kelten Gottheiten der Kreuz- wege verehrten, beweist eine ganze Anzahl Inschriften mit der Weihung Bivüs Triviis Qt4adritnis, Namen, welche wir bei den Schriftstellern vergeblich suchen, ausser etwa dass wir den Namen Trivia der Diana 1) VIII 50, 3; vgl. Ovid. Ibis 81. Metam. I 173. 2) Vgl. Sohomann, Opuso. acad. I 363 ff. BoiBsier, Religion des Bomains I 154. PreUer, Rom. Myib. I 81. n 101. 3) Vgl. Prol. zu Plaut. Aul. u. Querolos ed. Peiper p. 6. 4) Plin. nat. hist. XXI § 11. 5) Yarro ling. lat. VI 25. Schol. zu Pers. 4, 28; 5, 35 (vgl. Jahn dazu p. 173 f.) 6) Z. B. OTid fast. 2, 613. Suet. Oot. 31. Plin. n. h. 36 am Ende. Serv. ad Aen. 3, 302. 7) CIL II 2417. 2518. 2572. 2987. Eine Zusammenstellung giebt Karl Klein, Zeitschr. d. Mainzer Vereins I 488. 88 Max Ihm: beigelegt finden ^) und einem deus trivii (Mercur) auf einer britanni- schen Inschrift (CIL YII 163) begegnen. Die Inschriften jener barba- rischen Gottheiten hat zuerst Karl Klein gesammelt'). Er kannte nicht mehr als zehn. Heute ist die Zahl eine bedeutend grössere. Der Hauptsitz des Kultus war in Obergermanien. Hier sind 16 In- schriften gefunden worden, die südlichsten im Gebiete der Alpen (158. 159. 160), zu denen man auch die merkwürdige, leider sehr verderbte Inschrift rechnen muss (95), welche auf dem Gipfel der Pleehenaipe in lebendigem Stein eingehauen ist. Eine stammt aus der Gegend von Laogres (170), die übrigen aus Strassburg (172), Baden (180. 182. 183), Württemberg (174. 178), Mainz und Umgebung (185. 187. 189), Lorsch (188), Butzbach in Oberhesseu (191), Coblenz (192). Aus Unterger- manien sind bis jetzt nur drei bekannt (262 Zülpich, 285^" Köln, 333 Gegend von Xanten). Es folgt Pannonien mit einem (108), Dalmatien mit zwei (100. 101), Dacien mit drei Denkmälern (103. 104. 106). Ganz unsicher ist die Deutung von 418, 425 und 459. Die drei Gottheiten zusammen werden genannt auf 8 Inschriften 3), drei sind Triviis und Quadriviis geweiht^), den ersteren allein nur zwei<^), den letzteren, welche sichtlich den Hauptnamen tragen, alle übrigen ®). Die Frage, ob diese Gottheiten männlich oder weiblich aufzufassen seien, ist verschieden beantwortet worden. Klein ^), Karl Christ^) u. a. hielten sie für männlich, Schreiber®), Eick^^), Bergk^^) u. a. für weib- lich ; Orelli ^^) endlich und Chardin i*) Hessen die Sache unentschieden. 1) Varro 1. 1. 7, 16. Lucr. 1, 84. TibuU. 1, ö, 16. Ovid ex Pont. 3, 2, 71. Verg. Aon. 6, 35. Vgl. CIL X 3795 = Hensen 5707 und Gatti, BuU. d. commiss. comunale di Roma 1886, 181. 2) Zeitschr. des Mainzer Vereins I 483 S, 3) 158. 159. 170. 174. 178. 185. 189. 333. 4) 95 (?). 106. 188. 5) 100. 101. 6) 103. 104. 108. 160. 172. 180. 182. 183. (187). 191. 192. 262. Die In- schriften weisen folgende Namensformen auf: Bibis 185. Bivis 158. 159. 170. 174. 178. 189. Trihis 185. 18§. Tnbvis 159. Trwis 100. 101. 106. 158. 170. 174. 178. 189. Quadribis 103. 108. 191. Quadf^is (-m) 159. 180. 182. 262. 285*. Quadrivis 104. 170. 178. 187. 189. 192. Quadnms (Quadrms) 158. 160. 174. 185. CModru... 333. ^odr 106. 172. Qua ISS. Qu,,, ISS. 7) a. a. 0. p. 487. 8) B. J. 66, 49. 9) Feen in Europa p. 54. 10) Rom. Wasserleitung p. 96. 11) W. Z. I 147. 12) Inscr. helv. 200. 13) Revue aroh^l. 1867 p. 353. Der Mütter- oder MatroneDkultus und seine Denkmäler. 89 Doch kann die Beantwortung der Frage heute nicht mehr zweifelhaft sein. Ghiist beruft sich besonders auf die Zahlbacher Inschrift 187, wo überUefert ist Laribtis competaitbus sive Quadrivi , und ergänzt guadrivialibtis. Das wäre ganz schön, wenn qtMdriviälis nur als latei- nisches Wort nachgewiesen wäre. Muss heissen quadrivüs. Unmöglich ist Ja nun nicht, dass der oder die Dedikanten quadriviis als zweites Adjektiv auf Laribus bezogen wissen wollten, aber mit gleichem Rechte — und das ist entschieden das wahrscheinlichere — kann man an- nehmen, dass die barbarischen Ereuzweggottheiten den römischen als identisch (sive) gegenübergestellt sind. Lares quadrivii neben Lares compUales würde sich doch gar zu seltsam ausnehmen. Die andere Inschrift, auf welche man sich beruft, ist 182, wo es heisst Diis Quadrubis. Auch diese fällt nicht ins Gewicht. Ich brauche nur auf das Dis Maträbus der Metzer Inschrift (385) und Deis Matribus der britannischen Inschrift (347) zu verweisen. Den Ausschlag geben die Inschriften 180 und 191, wo der Zusatz deae über jeden Zweifel erha- ben ist^). Auch die Zusammenstellung mit den Silvanae{\Q%) deutet, trotz Kleins Widerspruch, auf Quadribiae^ nicht auf Quadribii. End- lich kommt hierzu noch ein vieites Denkmal, ein Altar aus Laden- burg (dem alten Lopodunum) mit Inschrift und Reliefdarstellung (183 Fig. 19 p. 90). In der oberen Nische steht der Genius, eine Jünglings- gestalt in dem herkömmlichen Kostüm 2). Darunter drei stehende weib- liche Figuren in langen faltigen Gewändern, auf dem Kopf turbanartige Hauben, wie wir sie ähnlich auf den rheinischen Matronenreliefs gefun- den haben; jede hält in der einen Hand einen langen, auf den Boden gestützten Stab. Was die mittlere in ihrer Rechten hielt, ist nicht mehr zu erkennen. Die zweite Zeile der Inschrift ergänzt Mommsen ») in unmöglicher Weise et Matriibus) LopoDVnensibm. Dazu reicht einerseits der Raum nicht, zweitens war der vorletzte Buchstabe kein D, sondern 0 oder — was wahrscheinlicher ist (man vergleiche die kleinere Gestalt des 0 in der ersten Zeile) — Q. Daher stehe ich nicht an zu ergänzen, was auch schon J. B. Stark vermuthete, und was den ßaumvejrhältnissen genau entspricht ET DE ABQV ADR *). 1) Klein hat die Bichtigkeit der Lesart von 191 angezweifelt. 2) Preller, Rom. Myth. II 199. 3) Archaeol. Zeitg. 1868 p. 27. 4) Man vgl. besonders 178. 180, wo in gleicher Weise die Buchstaben QV am Ende der Zeile stehen, und 333, wo der Genius hei mit diesen Gottheiten zusammen genannt wird. 90 Max Ihm: Ebenso trage ich kein Bedenken, diese Gottheiten in den Kreis der Matres und Matronae einzureihen, wozu die Reliefdarstellung den An- lass bietet Es fehlen aber auch sonst nicht Anzeichen^ dass die Fig. 19. V '- .5':i^,L^fe:J^^ Mütter anch als SchUtzerinnen der Wege und Kreuzwege gedacht wur- den. So rühmt sich ein T, Vindonus leranuSj dass er den divae Ma- tronae das compitum vetustate coniäbsum wiederhergestellt habe (31). Ferner hat HQbner aus der britannischen Ringinschrift 359 mit grösster Wahrscheinlichkeit Matres viäles erschlossen. Es ist daher nicht zu verwundern^ dass das Volk den Göttinnen als Schätzerinnen der Kreuz- wege jene Beinamen Biviae^ Triviae, Quadriviae beilegte und diese nachher selbständig anwandte, wie dies in gleicher Weise bei den Campestres geschah. Im übrigen wird der Kult dieser Göttinnen von dem der römi- schen Weglaren nicht sehr verschieden gewesen sein. Diesen wie jenen Der Matter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 91 errichtete man an Punkten, wo mehrere Wege zusammenstiessen, kleine Eapellchen, compUa genannt ^). Unsere Inschriften bestätigen das. Ein Veteran der 14. Legion stellt den Süvanae und Quadribiae (108) mü- rum a fundamenHs cum stw introito ei porticum cum accubilo väustate conlabsum impcndio suo wieder her. Ein Veteran der 30. Legion er- richtet ihnen bei Xanten ein templum cum arboribt^s (333). Septiminius Victor stellt den Quadriviae arcum templo^) wieder her (172). Ein publicanus, der als solcher besonderen Grund hatte, sich die Schätze- rinnen der Wege günstig zu stimmen, weiht ihnen circumsaq^tum et portam ex voto suscq^to^) (192). Bemerkenswerth ist, dass unter den Dedikanten nur einmal eine Frau erscheint (104). In 180 wird neben einem ürsinus eine Ursinia genannt, deren Verhältuiss zu einander nicht ganz klar ist. Dem Sol- datenstand gehören bzw. gehörten an die Dedikanten der Inschriften 108 (vet. leg. XIV), 333 (vet. leg. XXX\ 170. 185. 189 {leg. XXII), 178 {benefidarius consülaris). Ein augtistaiis coloniae Sarmitfegetusae wird in 103 erwähnt. Von dem publicanm (192) ist soeben die Rede gewesen. Eine ganze Gemeinde, die vicani Bibienses^ löst 182 den Quadrubiae ihr Gelübde. Der Name dieser Gemeinde (Bibiumy) erin- nert unmittelbar an die Biviae (Bibiae). Genauer datiert ist nur die Inschrift von Petronell (108), aus dem J. 211, und die von Langres (170), aus dem J. 226. 333 fällt nach Traian, 108 wegen der Erwähnung der domini nostri nach 161. An den Ki-euzwegen haftete der Aberglaube sehr lange Zeit. Die Kapellchen mit Bildern von Heiligen u. s. w., die noch heute an Kreuz- wegen in vielen Gegenden zu finden sind, gehen auf heidnische Sitte zurück. Es mögen zum Schluss hier zwei Interrogationen aus den Bussbüchern des Bischofs Burchard v. Worms angeführt werden, die sich gegen jenen Aberglauben richten und zeigen, wie fest damals noch das Volk an heidnischen Gebräuchen hing. 'Venisti ad aliquem locum ad orandum nisi ad ecciesiam vel ad alium locum religio- sum quam episcopus tuus vel tuus sacerdos tibi ostenderet, i. e. vel ad fontes, , vel ad lapides, vel ad arbores, vel ad bivia^ et ibi aut cundelam aut faculam pro veneratione loci incendisti, aut panem aut 1) Persins nennt sie pertttsa, d. h. pervia IV 28 (mit Schol.). 2) Vgl. Jahn zu Persius p. 173. Chardin, Revue archeol. 1867, 352. 3) Was dasselbe besagt, wie in 108 mumm cum suo introito. 4) Ein Ort gleichen Namens im Itin. Ant. vgl. CIL III 1. p. 384. 92 Max Ihm: aliquam oblationein illuc detulisti, uut ibi comedisti, aut dliquam sc^ tem corporis aut animae ibi requisisti? Si fecisti aat conscnsisti, tres annos per legitimas ferias paeniteas' ^). ' Comedisti aliquid de idolothyto i. e. de oblationibus qoae in quibusdam locis ad sepulcra mortaorum Sunt, vel ad fontes, aut ad arbores, aut ad lapides, aut ad Inviaj aut portasti in aggerem lapides, aut ligaturas ad cruces quas in biviis ponuntur ?* ^). VIII. Wir kommen nunmehr zu den zahlreichen Gottheiten, welche man mit mehr oder weniger Willkür gleichfalls zu der grossen Klasse der Matres hat rechnen wollen. Auf Beweisführung hat man sich dabei nicht eingelassen, in den meisten Fällen deshalb nicht, weil Beweise nicht vorhanden waren. In dieser Hinsicht ist auf dem Gebiete des Mtttterkultus ausserordentlich viel gesündigt worden. Wenn auf einer Inschrift unbekannte Gottheiten im Plural angetroffen wurden, so hatte man nichts eiligeres zu thun, als dieselben in nahe Verwandtschaft zu den Müttern oder Matronen zu setzen. Die 'Mütter' müssen eben zu Allem herhalten. Ich will nicht leugnen, dass bei manchen dieser Mehr- zahlgottheiten, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, ein Zusammenhang mit den Matrea glaublich ist, und ich werde das im Folgenden immer hervorheben. Bei anderen aber ist diese Möglichkeit vollkommen aus- geschlossen, und in der Mehrzahl der Fälle ist ein sicheres Urtheil vorderhand nicht zu gewinnen. Neue inschriftliche Funde werden hof- fentlich noch manche bis jetzt dunkle Punkte aufklären. Die meisten der auf diese unsicheren Gottheiten bezüglichen In- schriften habe ich in einer besonderen Abtheilung zusammengestellt (405 ff.). Ich habe darunter auch solche Inschriften aufgenommen, in denen man auf dem Wege der Gonjectur Lesarten wie MairibuSj luno- nibusj Stdevis u. s. w. hat herstellen wollen. Diese gedenke ich hier nicht weiter zu berücksichtigen. Einzelnes ist in anderem Zusam- 1) Waflsenohlebeo, Bassordnangen p. 644. Friedberg, Aas deutschen Buss- büohem p. 85 n. 7. 2) Wasserschleben a. a. 0. p. 648. Friedberg a. a. 0. p. 90 n. 15. Vgl. Duoange, Gloss. s. y. Bioius, Der Mütter- oder Matroncnkaltus und seine Denkmäler. 93 menhange bereits kurz erwähnt worden. Im übrigen kann ich auf den Gommentar zu den Inschriften, falls ein solcher Oberhaupt nöthtg war, verweisen. Die Aufnahme mancher Inschriften mag überflassig erscheinen. Doch habe ich mich in diesen Fällen durch Bequem- lichkeitsrücksichten für den Leser leiten lassen, damit eine leichtere Nachprüfung möglich sei. Gesondert von diesen Denkmälern habe ich endlich die der IVoxumae (470 — 495), der Fati und Fcdae (496 bis 515), der Parcae (516—538), nicht weil diese nicht auch zu den * unsicheren Kantonisten' zu rechnen sind, sondern weil die grössere Anzahl der diesen Gottheiten dargebrachten Yotivsteine und das Bedttrfniss einer leichteren Uebersichtlichkeit eine gesonderte Zu- sammenstellung wünschenswerth machten. Ein Gleiches ist mit den Süvmi bzw. Sihanae geschehen, von denen bereits oben das Nöthige gesagt worden ist. Sogar die Nymphen sind in den Bereich des Mütterkultus ge- zogen worden'). De Wal hat ihre Denkmäler ohne Anstand in seine Sammlang aufgenommen, wobei er aber nicht einmal für Vollständigkeit Sorge trug'). Jacob Becker war vorsichtig genug, die Identifizierung der Nymphae mit den Matronae auf die Denkmäler zu beschränken, welche auf keltisch-germanischem Boden gefunden worden sind. Auf die Mittheilung der den Nymphen geweihten Inschriften musste ver« ziehtet werden. Die Sammlung wäre dabei um etwa 300 Nummern reicher geworden, und der Nutzen dieser Vermehrung wäre kdn ent- sprechender gewesen. Die Gründe, welche man für die angebliche Identität der Nymphae und Matres vorgebracht hat, sind hinfällig ge- nug. Man hat u. a. geltend gemacht, dass die Nymphen ähnlich wie die Mutter und Matronen öfters mit topischen Beinamen ausgestattet erscheinen. Als wenn andere Gottheiten als die Matres und Matronae nicht gleichfalls solche Beinamen erhalten könnten 1 Jeder beliebige Gott kann durch einen solchen Beinamen mit einer bestimmten Oert- lichkeit verknüpft werden. Beispiele hierfür anzuführen ist überflüssig. Was nun die Nymphen anlangt, so sind topische Beinamen bei diesen gar nicht sehr häufig. Es können als wahrscheinlich hierher gehörig nur angeführt werden die Nymphae Caparenses^), Varcüenae (Lesart 1) Jac. Becker, Neue Jahrb. f. Phil. 77, 584. Fiedler, Qripsw. Matronen- steine p. 12 u. a. 2) Moed. n. 70—82. 179. 180. 183. 187. 188. 193. 3) CiL II 883. 884 (?). 891 (?); vgl. 806. M Max Ihm: nicht sicher)^), Griadicae^)^ Percemes^). Wenn sie ferner sanctae^), sanciissimae^)^ venerandae^), Augustae'') genannt werden, so sind das Epitheta^ die wenig zu bedeuten haben, da sie sich auch bei anderen Gottheiten finden. Andere Beinamen sind charakteristischer und zeigen deutlich den Zusammenhang der Nymphen mit den heilbringenden Quellen und überhaupt dem Wasser. Hierher gehören die Epitheta sälutaire»^)^ sdluHferae*), medicae^% nürodes (vom natronhaltigen Wasser)^) u.a. Wenn es auch nicht richtig ist, was Welcker und andere annahmen, dass alle Nymphen Personifikationen von Quellen seien ^% so ist doch für die Inschriften der Kaiserzeit fast ausschliesslich die Beziehung der Nymphen zu den Quellen und dem Wasser die massgebende« An vielen Orten, die im Alterthum durch ihre Heilquellen berühmt waren, haben sich Inschriften der Nymphen gefunden, z. B. in Les Fumades (d^p. du Gard)^^), Warasdin-Töplitz ^'^), in den römischen Bädern bei Tueffer (Noricum) ^^), in Bagnferes-de-Bigorre^<^), Lopresti haspöP^), Gyögy beim alten Germisara^^) u. a. Reste von Brunnenhäusern inffmphaea) sind noch mehrfach erhalten. Sie werden inschriftlich nicht selten erwähnt ^^). Auf die Auffindung neuer Quellen weisen hin Weihinschriften an die Nymphae novae^\ Nt/mphae sanetae novae re- pertae m vülam Surdmianam etc^). Verständlich sind Beinamen wie aetemae^^jf perennes^), verständlich die Zusammenstellung der Nym- phae mit den Fontes^). Als bemerkenswerth hebe ich noch folgende Inschriften hervor: 1) CIL II 3067. 2) CIL XII 361; vgl. BE V p. 53. p. 199 ff. 3) CIL XII 1329. 4) CIL VI 3707. X 7860. 5) CIL VI 3706. III 1396. 6) CIL YII 998. 7) CIL III 4423. 1795. 1957. XR 1328. 3109 u. ö. 8) AEM III 164 (Tgl. p. 176). IX 251. 9) CIL III 1397. 10) EE n p. 390. 11) CIL X 6786 p. 679. 12) Vgl. Mannhardt, Antike WMr und Feldkalte p. 31 ff. 35. 13) BE I p. 53. CIL XII n. 2845 ff. 14) CIL m 4117—4119. AEM III p. 164. IX p. 251. 15) CIL III 5146--5148. EE II p. 442. Ebendort fand man eine Weih- inscbrift an die Valetudo CIL III 5149. 16) BE V p. 50. 17) AEM I p. 146. 163. EE IV p. 144 n. 497. 18) EE IV p. 71 n. 176; vgl. CIL IH p. 225. 19) Vgl. BE I p. 289. Möller in der W. Z. II 249 ff. CIL X 7017. 20) CIL III 1129. 21) CIL X 4734. 22) CIL X 5163. 23) CIL III 3382. Vgl. CIL V 5766: Fbnti perenni. 24) CIL VU 171. Der Mütter- oder Matroneakiiltus und seine Denkmäler. 95 CIL IX 6744: Nymphis Geminis^) sacrum G. Fufius Gemini l(iberius) PoUticus ; idem aquam perduxü. CIL V 3106 : Nymphis Lymphisg{ue) AugusHs ob reditum aquarum. CIL III 3116: Nymphis Aug(usti8) sa- crum C, Baecius Leo aquam, quam ntdlus antiquorum in eivüate fuisse meminerit^ inventam impendio [ei vohmtaie] (7. Baed Büß dedicavit (im J. 173). CIL VI 552 heisst es Nymphas posuit^ puteum instüuü. Zu Uz6s (UceHa) in Südf rankreich weiht ein Greis den Nymphen eine aedicuJa — '^quia saepias ussus Iwc sum fönte senex tam bene quam itwenis\^). Die Nympheninschrift CIL X 5163 ist in lebendigen Fels einge- hauen. Darüber läuft ein Aquädukt (von Vaccareccia nach Casinum). Alles das weist deutlich genug darauf hin, dass in der Kaiserzeit an einen Zusammenhang der Nymphen mit dem Wald kaum noch gedacht wurde. Die Nymphae quae in nemore sunt CIL III 6478 sprechen nicht dagegen. Von manchen Nympheninschriften wird berichtet, daas sie im Wald an Quellen gefunden wurden. Zudem ist jene Inschrift Mommsen verdächtig. Ebenso zeigen uns die Beliefdarstellungen die Nymphen deutlich als Quell- und Wassergottheiten. Nackt sind sie dargestellt z. B. auf einem Belief aus ünterheimbach bei Oehringen'^): sie sitzen auf Fels- stücken; Schilfstengel und zwei Seethiere lassen keinen Zweifel, dass wir Nymphen vor uns haben, während de Wal durchaus Matronen in ihnen erkennen wollte^). Die Matronen erscheinen immer in voller Gewandung, die Nymphen meistens nackt oder halbnackt Ihre Attri- bute sind in der Regel Muscheln oder Krüge, aus denen sie Wasser ausschütten. Selten sind sie völlig bekleidet, was z. B. auf einem Relief aus Les Fumades der Fall ist. Hier hält die mittlere eine Muschel, die rechts stehende ein Füllhorn ^). 1) Merkwürdig: w&re es, wenn dieser Beiname yon einem Menschen her- genommen wäre, wie Mommsen vermathete. Er dadite an G. Fnfins Qeminus, Gonsul des J. 29 n. Chr. Doch können es duo saUerUes gewesen und daher die Nymphen als gendnae hezeichnet worden sein. Zum Vergleich heranziehen kann man auch die Alzeier Inschrift ClKh 877, falls die Auflösung du(abu8) Nymphis richtig ist. Vgl. oben p. 54. 2) BE I n. 402 p. 361. 3) Abbild, bei KeUer, Yicus Aurelü Taf. III. 4) Moedergod. p. LXI. 5) Nach Allmers Beschreibung RE I p. 53. Des Weiteren verweiBe ich auf GEL X 6786 ff. (6796 : LymphiSj Lymplhoe identisch mit Nymphae, vgl. GIL V 3106: Nymphis LymphMqite). III 4556. VI 547 ff. AEM lU 164. IX p. 37 ff. RE I n. 71. 72. Revue des sociötes savantes 1877 VI p. 174. 175. Otto Jahn, Archaeol. Beiträge p. 62 Taf. IV. 96 Max Ihm: Selten ist die Singularform Nympha. Eine dea Nytnpha er- scheint auf den britannischen Inschriften CIL VII 278 und 875. (auf der letzteren dea Nympha Br%g.\ eine Nympha regina undarum auf der metrischen Inschrift CIL III 1395. Endlich gehört noch hierher die britannische dea Nimfa Coventina einer im alten Procolitia gefun- denen Inschrift i). Auch diese Göttin ist eine Quellnymphe^). Man stiess bei Ausgrabungen am genannten Orte im J. 1876 auf eine alte Queue, die ihr heilig war. Hier fand sich eine ganze Anzahl ihr ge- weihter Steine, auch zwei mit Inschriften versehene Becher^). An dieser kurzen Uebersicht über die wichtigsten epigraj^hischen Denkmäler der Nymphen mag es genügen. Eine ausführlichere Be- handlung dieses Gegenstandes gehört nicht hierher. Mit den Matronen haben diese Göttinnen schlechterdings nichts zu thun. — Ueber die R^oxumae^) lässt sich nicht viel sicheres sagen^ trotz- dem ein französischer Gelehrter, Aur^s, eine ausftihrliche Untersuchung darüber angestellt hat^). Der Name hat viele veranlasst, auch diese Gottlieiten in den Kreis der Moires einzureihen ^). De Wal hat ohne ein Wort der Begründung die drei ihm bekannten Inschriften in seine Samm- lung aufgenommen ^j. Heute sind 26 Inschriften dieser Gottheiten be- kannt (470—495)^). Da von diesen 26 weitaus die Mehrzahl von Frauen herrührt^), so ist es wahrscheinlich, dass wir weibliche Gottheiten vor uns haben, nicht Ftoxumi, wie Bimard^^) undOrelli^^) wollten. Dazu 1) Eß Iir p. 315 D. 190. 2) Sie heiast gewöhnlioh bloss dea Covetutina (bzw. CaveUna £C III n. 189. 197, Coixmitna n. 192, CouvenUmi n. 185, Cauntina n. 194, CanveniitM n. 191). Als Nimfa wird sie nur einmal bezeichnet. 3) Vgl. Hermes XII p. 257 ff. 4) Die Inschriften weisen folgende Formen des Namens auf: Proxumis {Proxum., Prax.) 471. 473. 474. 477. 478. 481—483. 485-488. 490. Proxmmis (Proxgtm., ProxB.) 475. 476. 479. 480. 489. 491. 493—495. Proxtßumis 470. P{roxumi8) 472. 484. 492 (?). 5) £tode ^pigraphique et metrologiqae des monuments dMies auxProxa- mes. Montpellier 1870; vgl. Ed. Flonost in den Mömoires de l'aoad. da Gard 18B9/1870 p. 105 ff. Das Buch selbst habe ich nicht zu Gesicht bekommen können. 6) Martin, Religion des Gaulois II 195. Bergk, W. Z. I 152. Belloguet, Ethnogenie gaul. III 266. Flor. YaUentin, Le culte des Matrae p. 22 ff. 7) Moedergod. 104. 105. 186. 8) Davon nicht gan^ sicher 492. 9) 471-473. 475—477. 480. 482—487. 489. 491. 492. 495. Die Dedikan- ten sind M&nner in 474. 478. 479. 481. 488. 49a Unsicher 470. 493. 494. 10) In dem Vorwort zu Murat. thes. I col. 32. 11) n. 2038 vgl. Henzen im Index. I)6r Mütter'' oder MatronenkultUB and seine Denkmäler. 97 kommt als weiteres Argument, dass der Stein von Ntmes 471 mit drei weiblichen B&sten geschmückt ist, die doch jedenfalls die Gottheiten dar- stellen sollen ^). Analoge Reliefdarstellungen der Matronen befinden sich auf den Steinen 239 und 295. Auf mehreren der Inschriften erscheinen die Rroxmm mit dem Beinamen suae (472. 473. 475. 478. 484. 485. 490. 491. 495), der auch den Moires nicht fremd ist^). Schlechter- dings unvereinbar aber mit dem Wesen der Mütter und Matronen sind die Inschriften 487 ^oxtmis Ledae und 475 Laliae Primulae Vrox- simi» 2ivA& v{piim^ s{olukim?). Dass Ledae und Ldiae Primulae Ge- netive sind, kann nicht zweifelhaft sein. Um so merkwürdiger ist daher in letzterer Inschrift noch der Zusatz von suis. Diese Fassung ist wohl so zu erklären: Praxumis Laliae Primtdae . Laiia Primtda Proxwms suis vohm solvit^). Dazu kommt endlich noch die arca la- pidea 483 mit der Inschrift P^oxumis Tertia. Als Mütter können daher die P^oxumae unmöglich gefasst werden. Eher kann man sie mit den Genien der Frauen, den lunones^ zusammenstellen, wo der Zusatz des Genetivs ja Regel ist^). Vornehmlich durch jene Inschrift auf der arca lapidea scheint Aur^s zu der Annahme geführt worden zu sein, die Piroammae seien den Vokae Ärecomici eine Art Manen gewesen und als Schützer des Hauses und der Familie verehrt worden. *Leur culte", sagt er, 'essentiellement privä, demeurait enfermä dans Tint^heur des laraires et devait 6tre assimilä, malgr6 cela, aux cultes des Meres, des Junons ou des f^es, avec lesquels on pouvait le confondre quel- quefois' ^). Eine grosse Ausdehnung hatte dieser Kultus nicht. Er beschränkte sich auf einige Theile des südUchen Frankreich. Der Hauptsitz war Nimes. Von den 26 bis jetzt bekannten Inschriften stammen nicht weni- ger als 16 aus dieser Stadt (470—485). Dann kommt Vaison und Umge- gend mit drei Denkmälern (488 — 490). Die übrigen vertheilen sich auf Beaucaire, Baron bei Uz^ Clansayes (im Lande der Tricastini)^ Orange, 1) In 491 Bind die beiden Büsten leider yerstümmelt, wahrscheinlich aber waren es ebenfalls weibliche. Kin Gypsabguss befindet sich im Museum zu St. Germain. 2) Vgl. 193. 198. 336. 349. 373. 3) Vgl. Mommsen su CIL XII 3119. 4) Man vgl. auch die Inschrift Fortunae.sacrum \ Claudiae , lustae. Bullet, municip. I 201. 5) Bull, de la soc. des antiquaires. 1872 p. 100. yaUentin, Le culte des Matrae p. 24. 98 Max Ihm: Avignon und Arles. Die Inschriften sind sämmtlich sehr kurz, die Buchstaben zum Theil roh und schlecht eingehauen, einige Steine von winzigen Dimensionen — alles Dinge, die auf den niederen Stand der Dedikanten schliessen lassen. Zeitlich ist keine der Inschriften genau zu fixieren. Wenn man rathen will, wird man natürlich eher an das dritte als an das zweite oder gar erste Jahrhundert denken. — Unter den Dominae, die auf drei Inschriften erscheinen, sind vielleicht Matronae zu verstehen. Mit Sicherheit wage ich es nicht zu behaupten. Auch andere Gottheiten werden so genannt, z. B. die Nymphen^). Die eine der Inschriften ist in Südfrankreich gefunden worden (437, enthält die Formel pro saJute sua et suofwn), die andere in Dacien (420, enthält dieselbe Formel; der Dedikant errichtet ein fanum D BvQißlaxtj^ &€an(l(av MxtUveog» Vgl. p. 298. 5) p. 304 : n^og ^k trjv svneiS'eiav rov i&vovg awaytovunfflf i0j(€ ^exaiviov avÖQa yofjra, nenXavrjfiivov xaric r^v AtyvTtrov xal nqoaf\fiaaiag ^xfiifiaS^fixota uvag, b. Auf der linken Seite: M . Ulp . Valerius | M . Ulp . Dexter | M , Ulp. Victor I M.Ulp . Alpicus.ex.tabli» | M . Ulp . Saturninus | M. Ulp . Tittts . ex . asti * | M . Ulp . Dexter . ex . arm ^ | item , ex . causa * | P . Ael . Valens | T . Flavius . Bizens c. Auf der rechten Seite: M . Ulp . Aprilis . ex . astiH | M . Ulpius . Victor . ex . libra'' ( P . Aelius . Restitutus | M . Ulp . Niger . ex . asti* | M . Ulp . Pirmus . ex . signif | P . Ael . Antoninus | M . Ulp . Emeritus . ex . sign[i]f I P . Ael . Anpo]nius | M . Ulp . Ingenus . ex . signif Um J. 135. 2 Im J. 108. ^ex tab{iUario) li(hrark))7 Henzen p. 282. *ex {h}asti{liaTio). ^ex arm{orum custode), «S. Marquardt, Handbach V^ p. 364 "^ ex lihra(rio). 108 Max Ihm: 5 Cippus aus Marmor. — Henzen p. 246 n. 8. a. Auf der Vorderseite: I . o . m . lunoni | Miner . Marti . Victori | Mercur . Felicit . Saluti | Fatis . Campestri^ . Silvano | Apollini . Dianae . Eponae . et I Genio . singularium . Aug . yete|rani . missi . honesta . mis- sion I ex . eodem . numero . ab . imp | Traiano . Hadriano . Aug . p . p | I.l.m.v.s I L . Gaeionio Commodo | Sex.Givica Pompeiano cos^ | qui . mil' . coeperunt | Palma . et . TuUo . cos* b. Auf der linken Seite: M . ülp . Secundus . ex . arm | M.Ulp. Sucessus {sk) \ T . Flav . Oresces | T . Flav . Apuleius , ex . sign | P . Aeli . Maximus | M . ülp . Pudens . ex . sign | C . Vale^ . Longus | M . ülp . Ma- suetus . ex . sign | M . ülp . Claudius ez . armor c. Auf der rechtere Seite: M . ülp . Saturnin . Raetus I P . Ael . Tutor I M . ülp . Annius | M . ülp . Marcus | M . ülp . Valens . ex . tab lif • | M . ülp . Bassus I P . Ael . Bomanius i M . ülp Macedo . ex . astil | M . ülp . Pius ^ Campestriibus). «Im J. 136. ^mü{itare). *Im J. 109. » Vakirius). «e» tab{ulario) li{braHo) f(i8ci)7 Henzen p. 282. 6 MarmorcippuB, schöne Buchstaben. — Henzen p. 248 n. 9. a. Auf der Vorderseite: lovi . op[<]imo | maximo . lunoni | Minervae Marti | Victoriae . Herculi | Fortunae . Mercurio | Felicitati . Saluti . Fatis I Campestribus . Silvano | Apollini . Dianae . Eponae | Matnbus . Sulevis . et | Genio . sing . Aug | ceterisq . dis . immortalib | veterani missi I honesta missione ex eodem | numero . ab . imp . Traiano | Ha- driano . Aug . p . p I L . Aelio . Caesare . il . et . P . Coelio . Balbino . cos * | l.l.v.m.s b. Airf der linken Seite: missi . honesta missione | Ti . daudius Lupio I L.Valerius Festus | P.Aelius Surio sig* | T.Claudius Pro- culus I T . Claudius Quartus | M . ülp Titullus tabM M . ülpius Domi- tius opv* I C . lulius Tutor | M . ülpius Flavos arc*^ | M .ülpius Valen- tinus sig I M . ülpius Capito sig | C . lulius Firmus | M . ülpius Yerus sig I L . Attius Ingeuus | C . Harbins Romulus | M . ülpius Dasius | M . ülpius Mucapor | T.Flavius Praesens arm« | M. ülpius Secundus | M . ülpius Martialis c. Auf der rechten Seite: [qui co6per]unt . milit . Orfito . et . Priscino cos' I missi honesta missione . VHI« | ////us Tacitus idus« | ////us Equester ian^ | M . ////us Marcus | M. ülpius Viator | M . ülpius Priscus | M. ülpius Provincialis | M. ülpius Sace////«g{stc) | C . lulius Victor | M. ülpius Ingenus arm^ | Ti. Claudius Canio | T.Flavius Luoianus ast» I M. ülpius Dasius sig |M. ülpius Quintus | M. ülpius Victor her Mutter- oder Matronenkaltus and seine Denkmäler. 109 arm^ | C.Iulius Equester sig | M.Ulpius Marcus | M.Ulpius Similis sig I M . Ulpius LiciDios | M . Ulpius Saturninus | M . Ulpios Bacoras 1 Im J. 137. ^ 8ig(mfer). " tdb{vla]no JSlponae] ? 112 Max Ihmt 17 Marmorara (im Vatioanischen Maseam). — Spon, Miso. 106. De Wal, Moed. 201. CIL VI 7()7. de Villefosse, Comptes-rendus de Tac. d. inscr. 4. serie Xli p. 347. Sulevis.sacr | L Aureli . Pri|nius . et . Mar|cellas . dupP . | et. Fl. Festus I fratres | v . s . 1 . 1 . m' ^dupl{icarii) oder dupKarii^, 'So nach dem Abklatsch, im CIL nar V ,8 ,l,m. 18 VotiYstein mit 2 Reiiefdarstellun^n (abgeb. p. 79). — Orelli 2101. De Wal, Moed. 88. CIL VI 768. de Villefosse, Comptes-rendus 4. serie XII p. 348. Snlevis . et . Gampestribns . sacrum | L . Aurelius . Quintus . 7 leg . YU . geminae | votum . solvit . laetus . libens | dedicavit . Villi . k . sep- tembre . Bradua . et . Yaro cos^ 1 Am 24. Augast d. J. 160. 19 'Frammento d' iscrizione scritta in an pilastro di marmo bardiglio' im alten Laurentum gef. Henzen, Mittheil. d. kais. deutschen areh&ol. Instituts. Rom. Abtheilung I 1886 p. 121. /////^[flO|[«fl]|[m divi] Augus[«] f | [///// p S. oben p. 52. * Im J. 211. 109 Fundort unbekannt. Befindet sich im Pester Mas. — CIL III 3667. [CJampestrlibus | Ael . Vales et | Ponti . Sabin// | //us^ . tr . st/// | ////? ^ Ponti(u8) Sdbin[ian]u87 Die folgenden Buchstaben sind mir unverständlich. f. Noricnm. 110 St. Georgen am Stornberg b^i Villach. — CIL III 4766. V N 0 M B V S VETVS TÄTE RESTITVITA NVS- CASTRVC L • V • S Z. 2 ist compitufHj tcmplum oder etwas dergl. zu ergänzen, Z. 3 conlapsum. Z. 4 C(tslruc[tanus7] l(tb€ns) v{otum) 8{ol9it), Die Form Castrucius entspricht dem Umbrischcn (Gen. Kasirttgiie). Sie findet, sich noch CIL V 2920. 3505. Castricius ist aaf Inschriften häufig. 111 'Eingemauert in einer sehr alten Filialkirche der Pfarre Micheldorf bei Hirt an der Rudolfsbahn auf dem St. Lorenzerbcrge '. — AEM V p. 223. C R A C C I Vs I V N 0 N I B V\s 122 Max Ihm: g. Baetlenu 112 Nassenfels bei Ingolstadt. — De Wal, Moed. 90. CIL III 5900. Sie- bourg, De Sul. p. 14 n. 16. Sulevis I sac | luP. Pater|na . pater | p . s. et . s* | y . s . 1 . 1 .m ^ Die Richtigkeit der Üeberlieferung vorausgesetzt scheint man allerdings einen Iül(iu8) PaUrna annehmen zu müssen; vgl. CIL III 5814: Mia Paterna mater fecü sibi et fUio etc. ^ p{ro) 8{e) et «(mm). 113 Pfoering bei Ingolstadt. — Lingen, Kleine d. Sehr. II p. 81 ff. CIL III 5910. Campest^ et | Eponae ala I | sing [p f\ c B [cui.p.est] \ Ael Bassianus | praef ^ v s 1 fZ] m ^ Campe8t(ribu8). ^ ala I 8%ng(ülarium) p{ia) füdelis) e(ivium) B(omam}- rum) [eui p(rae)e8t] so wohl richtig von Mommsen hergestellt ; vgl. CIL III 5912 und Honzen, Annali 22 p. 7. ^ praefiectus). f. Oallia NarbonenslSi 114 Narbonne. - CIL XH 4330. [-af]a[ { ) \ Allmer giebt dieselbe Inschrift sweimal, Inscr. de Vienne III p. 262 =» IV p. 475 pl. 38—32 n. 269-200. *) Eine Zusammenstellung solcher Gottheiten giebt BuUiot in der Abhand- lung Ex-voto ä la Dea Bibracte in den M^moires de la Society Eduenne N. S. tome III (s^ance du 13. dec. 1875). Vgl. das Referat von Alex. Bertrand in d. Revue des soc. savantes 1875 II p. 362. Buillot sucht zu zeigen (p. 314), dass die Dea Bibracte nicht eine Personification der Stadt Bibracte (Autun, Augusto- dunum), sondern die Quellengöttin des Beuvray sei (vgl. Dea Icauni'YonnCy Üra-Ewre u. a.). Vgl. oben p. 104. 128 Max Ihm: i. Oermania snperior. 155 *Aa Bois de Vaux pres de Vidy* ; jetzt im Museum zu Lausanne. — Martin, Rel. des Gaulois II 174. Schöpflin, Alsatia illustr. I 81. De Wal, Moed. 89. Mommsen, Inscr. helv. 134. Banira . et . Dodinda .[äy \ Daedalus . et . Tato . Icari . filji« . Su- leis' suis qui curam. | vestra agunt iden* | Cappo Icari [fj^ ^ I auf dem Steine sichtbar, kann nach Mommsen ET gewesen sein. ^ Ganz unhaltbar ist de Yillefosse's Vermuthnng (Soc. nat. des antiquaires de France, Sitxung v. 2. Dez. 1885), dass zu lesen sei Hunanibus) Stdeis (vgl. die Inschrift von Marqnise 382). Das % gehört zum fil der vorhergehenden Zeile. ^ Vor Mommsen las man fälschlich Sul/is, ^ iden statt item^ wie vorher qui statt quae, ^ I auf dem Steine sichtbar, kann nach Mommsen L{ibertU8) ge- wesen sein, aber nicht F, was frühere haben. 156 In Allmendingen hei Thun wurden sechs kleine Votivbeilchen von Bronze gefunden. Eines davon tragt die Inschrift Matribas 157 ein anderes die Inschrift Matronis Die übrigen vier sind geweiht dorn Juppiter, Mercur, Neptun und der Minerva. Der Schweiz. Geschichtsforscher VIII 435 Taf. V. Mommsen, Inscr. helv. 211. Hagen, Prodromus n. 128 p. 42. Vgl. Anzeiger f. Schweiz. Alterth. 1872, 378. 158 Avenches. — Mommsen, Inscr. helv. 157. Hagen, Prodromus n. 6. Bivis I Trivis | Quadrujvis 159 — Mommsen, Inscr. helv. 158. Hagen n. 7. Bivis . I Tribvis . | Quadrubis 160 W indisch. — Mommsen, Bullet, dell' Jnst. 1852, ICK) imd Inscr. helv. 247. Quadrui|s.pr9 Me.et 8luis.vo[<]um so|lvit S//i. lllCENN|IV[«V/] US u//i//// I am///ifc/l/IIC/// | llbE . mer[ii]o* ^ Von hier ab mir unverständlich bis auf das merito der letzten Zeile. 2 [Per]cenniu[8p 161 Besangen. — Marat. 94, 4. Orelli 2091, De Wal, Moed. 4. Matrabus A | ug . Martialis | Augg . nn . ver . e | x . disp . ^ ex voto | monitus * Äugg(u8torum) nn{o8trorum) ver{na) ex disp(en3ator€) ; vgl. CIL VIII 3288: Adventua Aug. vem. disp. leg. IIL Aug. 3289; Cassio Auggg nnn Dem disp. leg. III. Aug. 3291: Adventus Aug. vern. ex . disp. leg. III. Aug. RE II n. 598 p. 199: Augustor(um) ex dispetisatoribus. 162 — De Wal, Moed. 5. Creuly, Rev. arch. 1861,1391., Matraj bus . sacr|uin . Oxia | Messori | filia . v . s . 1 . | m Der Mutter- oder Matronenkaltus und seine Denkmäler. 129 163 Besan^on. — Ball, de la soc. des antiquaires 1872, 161. JKaNT R A B W \oMPElV 164 Ebendort wurde das Fragment eines Reliefs zweier sitzender Mütter ge- funden. Die eine hält in der Linken ein Füllhorn, in der Rechten die Patera; die andere hat Früchte im Schooss. Die Köpfe sind zerstört. Abgebildet in der Revue arohöol. 1875 II p. 171. 165 St. Vit bei Besangon. — Memoires du Doubs. 4. serie X 1875 (1876) p.l5. Matrabus 166 'n a 6t6 decouvert dans les fouilles operees äLandunum (im Lande der Lingones, Cöte d'Or) deuz bas-reliefs que nous possedons aux archiyes de D^on'. Oranges, Bull, monum. XXI (1855) p. 338. Das eine derselben (gef. in Bressey- sur-Tille) beschreibt Legonz de Gerland, Dissertation sur Porigine de Dijon p. 158 (abgeb. auf pl. XXI) : ' EUes sont assises et portent des comes d'abon- dance appuyees sur Pöpaule, avec une nappe etendue *8ur leurs genouz, ce qui est particnlier ä ces figures; elles ont aussi ä la main des pateres fort mutilSes* (vgl. Bull. mon. XXI 338. Miliin, Voy. dans le midi I 246). 167 Das andere Relief stellt die drei Göttinnen stehend dar. Die mittlere hält ein Füllborn in der Linken, eine Opferschale in der Rechten ; die beiden anderen halten jede ein Füllhorn. Abb. p. 44 (aus Bull. mon. XXI p. 340 = XXYIII p. 352). 168 Langres. — Grut. 92, 2 ('e schedis Roussati*). De Wal, Moed. 2. [in] h.d.d | deabus . Ma[^]r^ | lulius. Regulas. mi|l es. legionis. VI I AntoniniaBae . A | Absarius .ex vo | pro . se . et . suis | v . s . 1 . m 1 üeberliefert MAIR. Die Inschrift erweckt in dieser Fassung Bedenken. Die Erwähnung der legio VI Antoniniana in dieser Gegend ist aufflUlig. Die leg. VI victrix stand seit Hadrian in Britannien. Ein sicheres Beispiel, das sie uns mit dem blossen Bei- namen Antomniana zeigt, ist mir nicht bekannt. Vielleicht ist zu lesen legionis XXUy die ja in Germania sup. stationiert war^ und yon der Inschriften auch im Grebiet der Lingones gefunden worden sind (vgl. 170). Zudem erscheint ge- rade diese Legion öfter mit dem blossen Beinamen Antoniniana, den sie von Antoninns Caraoalla erhielt, so auf der Cannstadter Inschrift CIRh 1576, auf dem der Göttin Epona und dem Genius Leucorum geweihten, zu Naix (dem alten Nasium) gefundenen Steine (Lienard, Archeologie de la Meuse I p. 30 pl. IX 1. 2. 3; Robert, Epigr. de la Moselle p. 15 ff. pl. I 5. 6. 7), auf einem im Rhein bei Mainz gefundenen eisernen Legionsstempel (Hübner, B. J. 80, 100) etc. Ist das richtig, so fiele die Inschrift nach 212, aber wohl vor Severus Alexander, unter dem die Legion mit dem Beinamen Severiana Alexandriana auftritt. Weiter ist in der Inschrift anstössig der merkwürdige Name eines zweiten Dedikanten A. Absarius, der auch schon in de Vit's Onomasticon verzeichnet ist. Sollte vielleicht eabsärius herzustellen sein? Die capsarii wurden nach den Digest. 50, 6, 7 unter die müites ifnmunes gerechnet. 9 130 Max Ihm: 169 Langres; im. Museum. — Catalogue du mus^e de Langres p. 6 n. 9. Matra(&u5) Auf der rechten Seitenfläche dieselbe Inschrift. M und A ligiert. 170 Is-sur-Tille (nach Gruter 84, 5 in urbe Lingonum), — Orelli 2105. Wiener, De legione XXH p. 16. De Wal, Moed. 96. de Villefosae BE H 151, der als Fundort Is-sur-Tille angiebt. [in] h . d . [d] I [d]\s . deab | Bivis .Trivis | Quadrivis . Aurel | Vic- torinus | mil . leg . XXII . p ^ | im . cos . Germ | superioris ^ | v . s . 1 . m | imp . Aur . Severo . AI .ex . II .^ et | Marcello . cos* 1 p(rimigeniae)\ überliefert ist XXI • P. * im(muni8) co(n)8{ülar%8) Oer- m{aniae) mperioris. IM will Ulrich von Lingen (Kleine deutsche Schriften II 74 fiF.) unnöthiger Weise in BF ändern. Im übrigen hat derselbe den Gruter- schen Text richtig gestellt. » Ueberliefert ist IMP • SE • SEVERO • AV •• | EX • IT- Für SE ist herzustellen AVR •, oder etwa mit de ViUefosse D((>mino) N{oHro), für AV- • EX unzweifelhaft ALEX(andro). * Im J. 226. 171 Gefunden an der römischen Strasse zwischen Langres und Toni. — Bottin, Mem. des antiquaires de France V (1823) p. LXII. Lepage et Charton, Dep. des Vosges II 404. De Wal, Moed. 57. Longnon, Revue archeol. 1877 II p. 132. Revue des soc. sav. 7. serie I (1880) p. 471. Einen Gypsabguss sah ich in St. Germain. in . h . d . d I deabus . lu [nonibus . P//idula . pro . sa |lute . S . Rufi . | Agricole . et | Begalis . et | Petturonis | et . 6rannic[a6?] v . s . 1 . m 172 Strassburg. — CIRh 2072. Chardin, Rev. arch. 1867, 852. Quadr^ | Septiminilus Victor | arcuni tem|plo rest* v s i 1 m ^ QtMdriims), ^ arcum templo re8t(ituit); ar{am) cum templo ist weniger wahrscheinlich, weil die Abkürzung ar für ara ungewöhnlich ist. Vgl. CIL VIII 1310: templum cum arcu et porticibua etc. 173 £11. — Orelli 2080. De Wal, Moed. 3. CIRh 1903. Bergk, W. Z. I 149. Matrabus acru^ | ex macerie circ|umductum Sext|us Clementis fil I v.s.l.i.m 1 agru(m), nicht 8acru{fn) mit Orelli. Ausführlich handelt über die In- schrift Schöpflin, Alsatia illustr. I 478. Was den Namen des Dedikanten angeht, so bietet eine Analogie die jüngst in Köln gefundene Grabschrift eines egjlues) (dae Affro(rum) (Korresp. der W. Z. 1886 p. 13 ; B. J. 81, 92). Hier wird der Dedikant genannt L(uciu8) Orispi f{üiu8) cives Marsacus (vgl. Inschr. 286). 174 Rottweil in Würtemberg; Ara, befand sich seit 1834 im dortigen Gym- nasium, wurde von dort gestohlen. — Murat. 98, 5 (der falschlich Speyer als Fundort angiebt). Orelli 2104. De Wal, Moed. 98. Stalin, Württ. Jahrb. 1835 p. 105. CIRh 1643. Königreich Württemberg I p. 148. Biviis Triviis | Quadruviis | ex voto suscepto | posiit Primus^ | Victor I V . 8 . 1 . i . m Der Mütter- oder Matronenkultus and seine Denkmäler. 131 ^ Haasf will lesen I^m[i]M, aber Primus als Praenomen ist nicht selten, vgl. CIL y 4449. 4483. 7537. 8IIO485. Desgleichen finden sich als Praenomina gebraucht Bufus, Quartm, Faustw, Firmtis n. a. m. Vgl. Mommsen zu CIL V 7025. 175 Beningen (im Museum zu Stuttgart). — Stalin, Württ. Jahrb. 1835 p. 54 n. 43. De Wal, Moed. 84. CIRh 15%. Königr. Württemberg I p. 159. Campestr[i]bu8 | sacrum I P . Quintius . L . fil | Quir . Terminus^ | domo . Sicca | Veneria* . trib | coh XXIIII vol . c . R^ 1 Brambach und die früheren lesen T- ERMINVS. Ich konnte auf dem Abklatsch den Punkt nach T nicht genau erkennen. Jedenfalls steht dem Namen Terminua kaum etwas im Wege. Siebourg (De Sul. p. 23 n. 23) verweist auf Terminälis bei Wilmanns, Ezempl. 2858. Daher ist diese Lesung dem ungewöhnlichen Quir(ina) t(rihu) vorzuziehen. Als Cognomen schlagt Brambach vor [Fi]rminus^ was Haug (B. J. 55/56 p. 159) billigt (FftMINVS könnte, nach dem Abklatsche zu urtheilen, allerdings auf dem Stein gestanden* haben). * Sicca Veneria in Numidien, das heutige Schdkbendr'd'Kif. ® trib(unu3) coh(prti8) XXIV vol{un- tariorum) c(iviuin) Il(omanorum). Dieselbe Cohorte CIRh 1568. 1570. 1700. 176 Boeckingen (im Mus. zu Stuttgart). — Spon, Mise. p. 116. Orelli 2102. De Wal, Moed. 83. Stalin, Württ. Jahrb. 1835 p. 39 n. 30. CIRh 1585. Königr. Württemberg I p. 162. Campestrib | ex yoto | C Sanctinius | Gai fil.Qui[r]i | Aeternus* P////»*l//// 1 Auf dem Steine stand QVli. ^ AETERIJ/s Bramb.; auf meinem Ab- klatsch lese ich AETER>Fs, wohl = Aeternus, nicht Aetemius (ebenso Haug, B. J. 55/56 p. 158). » Stalin las Pc = pani curamt, Brambach P ; auf dem Abklatsche erkenne ich llc\, was pro gewesen sein kann (Ro). ß liest auch Haug, was er mit pr{%mipilari8) auflösen will. Am Schlüsse der Zeile können noch zwei Buchstaben gestanden haben. Ausserdem iist der Stein unten abgebrochen, und ich glaubte auf dem Abklatsche noch Buchstabenreste einer sechsten Zeile konstatieren zu können. Danach könnte man denken an pro se et suis v,8,l.m, 177 Boeckingen; jetzt verloren. — Lingen, Kleine deutsche Sehr. III 50. Stalin, Württ. Jahrb. 1835 p. 48 n. 37. De Wal, Moed. 162. CIRh 1586. KeUer, Yicus Aurelii p. 27. Seno ///i I Matro[ni9] | coh I | Helvet[ior] \ cui |>]ra[e|e]s[f] lul [Vidi]\cim [trib] \ leg VIII lÄug] \ [p] f \ s [l l m]^ * Seno[num] oder Seno[nibu8] ? s. oben p. 15 f. 2 üeberliefert von Z. 5 an QVIRA. . • I ISIVL- . . I CIVS | LEG^^III • • • I lEVSH. Der Name des Be- fehlshabers der Cohorte scheint luUus VieUcius zu sein (vgl. CIRh 1587). In unserer Inschrift ist jedoch Julius Victicius schwerlich noch centurio. Deshalb ergänze ich nicht mit H»ug (B. J. 55/56 p. 158) 3 , sondern trib(unu8). Beson- ders bewährte Centurionen konnten in der Kaiserzeit zu tribuni legionum beför- dert werden. (Marquardt, Staatsverwalt. U p. 365.) 132 Max Ihm: 178 Cannstadt (jetzt im Stuttgarter Mus.). — Otto, De tut. viarum p. 252. De Wal, Moed. 100. Stalin, Württ. Jahrb. 1835 p. 18. CIRh 1577. Königreich Württemberg I p. 156. in h d d I Biviis Trivis Q[w]|adrivis . Satto|nius . luvenilis | [b]{ cos pro s[a]{[Z]ute sua et suor|um posuit v s | 1 . 1 . m id dec Gra|[fo et Sdeuco C05]^ 1 id(%hus) dec(embribu8) Gra[to et Seleuco ca{n)8{uUbu8)] im J. 221. Die bei- den letzten Zeilen fehlen bei Stalin und Brambach. Ich habe über die Inschrift gesprochen in den B. J. 82 p. 191. Wenn ich dort sagte, dass die Entzifferung der letzten Zeile kaum möglich sein würde, so war das zu voreilig. Prof. Zange- meister hat den Stein von Schmutz und Staub gereinigt und unzweifelhafte Buch- stabenreste in der letzten Zeile entdeckt, die das Consulat des Gratus und Se- leucus völlig sicher stellen. 179 In Zatzenhausen bei Cannstadt wurde ein Relief der drei Matronen ohne Inschrift gefunden, das jetzt im Stuttgarter Antiquarium ist (Abb. Taf. II 2). Die mittlere sitzt, hat Früchte im Schooss und auf dem Kopfe die grosse Haube. Die rechts von ihr stehende Matrone hält einen mit Früchten gefüllten Korb, die dritte steht ebenfalls, hält in der Rechten Aehren, in der Linken einen Stab oder Zweig (vgl. oben p. 44). Stalin, Württemb. Jahrb. 1835 p. 23 n. 17. Kö- nigreich Württemberg I p. 157; Karl Christ, B. J. 75, 50. 180 Stettfeld bei Langenbrücken (Baden). — CIRh 2061. Die Inschrift be- findet sich jetzt im Mannheimer Antiquarium, wo ich sie verglichen habe. Ein Gypsabguss im Heidelberger Museum. in h d d I deabus Qu.adru|bis [Cr|rsinus ^ | Coccei | et Cassi | con- iunx Ursi|nia Gaiani^ | ex voto | posuerunt ^ V und R waren ligiert wie in Z. 7. ^ Oaiani (ßia) ? Das Yerhältniss der beiden Dedikanten zu einander ist nicht ganz klar. 181 Neidenstein (Baden), jetzt im Mus. zu Karlsruhe. — De Wal, Moed. 121. CIRh 1722 add. E. Wagfier, Korresp. d. W. Z. 1 (1882) p. 73 n. 261. Matronis | Alhiahenjabus | lul. Yerani|us. Super. prjo.se. et. su|is. v.s . 1. Der Buchstabe l hat in der Inschrift eine eigen thümliche gewundene Ge- stalt und zieht sich unter die Linie herab. 182 Sandweier (im Museum zu Karlsruhe). — Otto, De tutela viar. p. 252. B. J. 9, 75; 66, 49; 71, 40. De Wal, Moed. 99. CIRh 1676. diis Quadrub[i]s^ . vicajni . Bibiensfe«] * | d s p^ ^ Scheint kS gewesen zu sein. ^ Die beiden letzten Buchstaben jetzt nicht mehr sichtbar. ^ d{e) 8{uo) p(p8uerunt) *). *) Irgend ein alter Herausgeber soll (nach K. Klein, Zeitschr. d. Mainzer Vereins I 485) die Inschrift auf folgende gelungene Weise interpretiert haben : Den Manen des Quadruba Vicanua van Bibien gewidmet von E , , , , aus aeinm eigenen Mitteln, Der Mütter- oder Matronenkaltue and seine Denkmäler. 133 183 Ladenburg (das alte Lopodunwn); Altar mit Reliefdarstellung: in drei Nischen drei Fraoengestalten mit langen St&ben in der Hand; über der mittle- ren Nische in einer vierten Nische Darstellung des Genius (stark zerstört). Abbild, p. 90 (nach B. J. 44/45 Taf. II»; vgl. p. 35 ff.), üeber das Denkmal habe ich gehandelt p. 89. Genio G .\J .S.'S .^ \[et.deab .] Qu|[adnm ///] | //// | v.s.l.l.m ^ Omio CHivüoHs) ü{lpiae)8.,, N,.,; die beiden letzten Compendien sind noch nicht befriedigend erklärt. Der Starkschen Deutung S{^timia€) N{e- mOum) (B. J. 44/45 p. 37), welcher Karl Christ (Arch. Zeitg. 1869, 74) bei- pflichtet, widersprach Mommsen (Arch. Zeitg. 1868, 27), wie ich glaube mit Recht. Vgl. Zangemeister, Eorresp. d. W. Z. II p. 49. 184 ZuMümling-Crumbach (Provinz Starkenburg) war in der Eirchhofs- maner ein Relief dreier in einer Nische sitzender Matronen eingemauert. Das- selbe ist jetzt ausgebrochen und befindet sich in der Dorfkirche. Der Sitz der mittleren ist erhöht. Ihr fehlt die grosse wulstartige Kopfbedeckung, welche ihre Genossinnen haben. Alle drei halten auf dem Schooss Fruchtkörbe. (Ab- bildung auf Taf. II 1). Vgl. Knapp, Archiv f. hess. Gesch. II 531 m. Taf. de Wal Moed. p. LIX und oben p. 40. 185 Mainz (im Mus.). — K. Klein, Zeitschr. d. Mainzer Vereins I 487. GIRh 1107. Jac. Becker, Katalog d. Mainzer Mus. n. 89. Bibis 1 . Tribis . QuadruiM » | lul . Bellicus . vet|ra . leg . XXII .p.p. f« I v.ß.lM.m. 1 Das zweite B hat die Gestalt B» ebenso das B in BeUicus. ' Bramb. hat QVADRVII ; auf meinem Abklatsch sehe ich nur ein I, das ausserhalb des die Inschrift umschliessenden dreifachen Rahmens steht. Das vorangehende V ragt, weil der Raum nicht ausreichte, in diesen Rahmen hinein. ^ f)et{e)ra(nu8) legiiotiM) XXn p{rimigefdae) p(iae) {(iddis), * Dieses L hat die gekrümmte Gestalt b. 18o Zwischen Mainz und Zahlbach gef., jetzt im Museum zu Mainz; ziem- lich grosse, aber ungeschickte Buchstaben. — Lehne, Ges. Schriften I p. 187 n. 44 Taf. III 7. De Wal, Moed. 191. CIRh 1140. Jac. Becker, Katalog n. 25. I 0 mM et Ma|trib|us Pe|rperi|va* . p | v s 1 1 . d// » ^ Die oberen Hälften der Buchstaben zerstört. ^ So auf dem Stein; Brambach dachte an Perpertua (für Perpetua), ^ p(08uit) v{oto) 8(pluto) l{aeta) Hibens) d(edicavit)7 Bramb. liest in der letzten Zeile VSIL (im Index: Per- petua PusÜ.)^ schwerlich richtig. Am Ende der letzten Zeile nach D noch Raum für einen Buchstaben; auf dem Stein ist aber nichts mehr zu erkennen. Die Buchstaben der letzten Zeile sind bedeutend kleiner, als die der anderen Zeilen. 187 Zahl b ach, jetzt im Gasseier Mutfeum. — Lehne, Ges. Sehr. I p. 311. OrelU 1664. De Wal, Moed. 101. CIRh 1139. B. J. 66, 49. Laribas | competalilbus . sive | Quadrivi^ | ////? ^ Die unteren H&lften der Buchstaben abgebrochen. Ich habe über die Inschrift gesprochen p. 89. 134 Max Ihm: 188 Kloster Lorsch; in der Kapelle aufbewahrt, wo K. Christ B. J. 66, 48 den längere Zeit verschollenen Stein wiederfand. — K. Klein, luscr. Haasiae transrhen. n. 9. CIRh 1386. Ich gebe die Inschrift nach Zangemeistera CJopie : ! ETTRIB QVA-CAS o. T^-O. G . A I n ._ J0_-- V .V V ...et Tribiia) Qua{drib%a) Gas . . . pro 8dl(ute) dd(ominorum) nn(ostrorum). Was in Cos . . . steckt, ist unsicher. Christ schlägt Cassibua vor. Die Inschrift fallt nach 161. 189 Mainbischofs heim, im Mainzer Mus. — Lehne, Ges. Sehr. I p. 313. De Wal, Moed. 97. CIRh 1383. Becker, Katalog n. 88. Bivis I Trivis | Quadriv|is. Ael.Demetri|us.). leg | XXII p[rji | y .8.1.1. m 1 ^{centurio) leg(ioni8) XXII plriimigeniae)]. 190 Ueddernheim. — CIRh 1470. MatribuB . C | Firmus^ . dec | in suo f * 1 Für F auf dem Stein E mit nicht seltener Verwechselung. > dee{tirio) in suo f[ecü). 191 Butzbach (in Oberhessen); aufbewahrt im Museum zu Darmstadt. Die Schriftzüge sind sehr verwittert, aber die Lesung ist durchaus sicher. — K. Klein, Insor. Uassiae transrhen. n. 64. CIRh 1419. Deab Qua|drib[i]s | Sec[uw]du8^ | ex voto | s 1 1 m 1 N und D waren ligriert. 192 Coblenz. — Eltester, B. J. 50/51 p. 295; vgl. Arch. Zeitg. 1871, 179. Ein Abklatsch befindet sich im Bonner Provinzialmuseum. Quadrivis | circumsaeptum | et portam ex yo|to . snscepto | C . Crispinius | Gladaeus^ . publijcaDUS . v . s . 1 . m 1 Ein Adius Cladaeus Mommsen, Insor. helv. 198. CladiiS CIL Y 346. 457. 1157, KXaSog CIGr 2347 f. 4315 t u. ö. 193 Andernach; jetzt im Bonner königl. Mus. — Lorsch, Centralmus. lU 145. De Wal, Moed. 26. Orelli-Henzen 6866. CIRh 684. Hettner, Katalog n. 61. Matribus | suis | Similio mil|es ex casse^ Oelrmanica.p.fd^ | pler* . Cresimi | v . s . 1 . 1 . m 1 Durch Versehen des Steinmetzen für cUuse, ^ plia) f(ideU) ; die unge- wöhnliche Abkürzung fd auch in der folgenden Inschrift. ^ pler(om Ein Sammo in 393. 241 — Lersch, B. J. 12, 56. CIRh 578. Hettner 48. MätronM | Vatarane[Äa6]|us ^ Atticu[5////] | ////// votum« | [so]]- Vit 1 1 1 . m ^ Der Beiname der Matronen ist sicher. Lersch und Overbeck lasen fälschlich CAMP AN//// 1 VS , woraus die Matrofiae Campanehae entstanden sind. Jacob Becker endlich (Eorresp. des Gesammtvereins V 109) dachte sogar an Matronis Camlpestrib]us, ^ ONVOTVM Hettner. 242 — Lersch, B. J. 12, 53. CIRh 573. Hettner 42. Matronis | Vetera[ne]habus | Unnuasar pro [»Je I et. suis ex imp ipearuM | s . 1 . m 243 — Lorsch, B. J. 12, 54. CIRh 574. Hettner 43. Matronis V[6]l[fe]ranehabu8 | /////cix^ Suinix imperio ig|saruin. v.s.l.m 1 Der Name des Peregrinen ist bis auf die Endung unsicher. Hettner las ASERI^EQX. Dagegen kann als sicher gelten das folgende Su\niXj während man bisher las S///|//EX (ex imperio). Der belgische Stamm der Simud oder 8wuci wird erwähnt bei Tac. bist. 4, 66. Plin. nat. bist. 4, 106. Auf ihn be- zogen hat man die Göttin Sunwcscd {Sunucsal^. 244 *Bei dem neuen Strassenbau zwischen Commern und Zfilpich gefun- Der Matter- oder Matronenkoltas and seine Denkmäler. 141 den* (Frendenberg); jetzt im köD. Mas. zn Bonn. — B. J. 19, 89. CIRh 533. Eiok, Rom. Wasserl. p. 96. Hettner 33. Aufanis | A Val ^ . Veras ^ | et . lostinia | Ursa . v [«] 1 m 1 Ä(ülu8) Valieriua), « VR8VS Eick, nicht richtig. 245 'Im Herbst 1874 wnrde in einer der Gemeinde Enzen (bei Zülpioh) ge- hörigen Sandgrabe am Schiefeisberg im Kreis Euskirchen ein aus Sandsteinen zasammengesetztes fränkisches Grab gefunden. Zu diesen Steinen gehört auch der folgende'. Pohl, B. J. 57, 83. Jetzt im Bonner Provinzialmuseum. An den Schmalseiten B&ume. MatroDi[5] | Hiheraiis ^ M . Antonius | [JQTjilario . v . s | 1 . m ^ Der drittletzte Buchstabe nicht ganz sicher; ich schwankte zwischen P und I. 24g 'Bei dem Dorfe Ober-Elvenich im sog. Heidenfelde gefunden' (246 — 249). Freadenberg, B. J. 33, 192. Die Steine sind jetzt in Bonn im kön. Mu- seum. — CIRh 551. Hettner 36. [-4]lbiaheni8 | [S[luperini[w«] | [J]u8tin[tiÄ] | [t;] . s [. Z . m] üeber der Inschrift die drei Matronen sitzend mit Früchten im Schooss dargestellt. Die Köpfe sind zerstört, an der Inschrift fehlt die untere rechte Ecke. 247 — CIRh 553. Hettner 38. Albiahen[is] | Macrin///^ | ///ui//// | ////? ^ Maerifdus oder Maerinia. 248 — CIRh 552. Hettner 37. [Matronis] Albia|[Äc»is////]tiae | ////// Yera \[v,s .]l .[m] • Der Stein ist, wie Hettner mit Recht bemerkt, von zwei Frauen (Schwe- stern?) gesetzt (zu ergänzen beispielsweise Terentiae lustina et Vera). Ueber der Inschrift in einer von korinthischen Säulen getragenen Nische die drei Ma- tronen sitzend dargestellt. Auf der rechten Seite Pflanzenornament, darüber eine Schüssel mit Obst. 249 - CIRh 554. Hettner 39. [ilZWJahenis | [//2)a]gion[t]us | [2^tr]manu8 et | [Ljucilius Da|[^]i- onins . Sn|[i?]er v.s.l.m Auf der rechten Seite ein Füllhorn. 250 InRövenich bei Zülpich gef.; nicht mehr vorhanden. — Spon, Mise. 106. Orelli 2083. De Wal, Moed. 143. CIRh 557. Matronis | Gabiabus | Gelorius lusjtus I m 251 — Spon, a. a. 0. De Wal, Moed. 142. CIRh 558. [Jfo^lronis 6a|biabas Sueton[t] | Gertus et Patjernus .v.s.l.m Crombach ms. p. 66 bemerkt: *ad latera eius sunt flores incisi*. 252 — Spon, a. a. 0. De Wal, Moed. 141. CIRh 560. üeber der Inschrift soll sich eine DarsteUnng der drei Matronen befunden haben. Gabiabus | C . Campanius | Victor .m.l.I.M.plf^. v.s.l.m 1 m{üe8) l{egionis) I M{inerviae) p(iae) ({iddisy 142 Max Ihm: 253 - De Wal, Moed. 140. ClRh 559. Gabiabus | Victor Sti|rri ^ . s . 1 . m 1 BBI Grombach ms. p. 66. 254 Goich bei Zülpich. — Eick, B. J. 22, 131. CIRh 555. Matronis | Ulaahineh[ts] | sacr | [ejx testamen | Pomp ^ . Aci | s . f . Vana V// I Octaviu[«] | //xomnius « | h . f . c .* 1 *Nach M hat der Stein, soweit die Ausscbweifang des ligierten P reichen dürfte, eine kleine Beschädigung.' Eick. ^ *Für eine Ligatur im Bachstaben N, so dass auch Vainan . . oder allenfalls V, woraus Brambach scbliesst, dass am Ende der zweiten und am Anfang der dritten Zeile der Name eines zweiten Centnrionen ausgefallen, und dass auch die dritte Zeile unvollständig sei (//// ^^ ^ * XXX . Z7 V . V . 5 . 1 . 2 . m). Das scheint mir wenig glaublich. Die Hasta vor 3 kann auf einem Irrthum Crombachs beruhen. Derselbe T. Flavius Victorinus weiht in Köln dem Mercurius den Stein CIRh 335. 288 — Grut. 24, 5 ('ex Arnolde Mercatore'). Orelli 2084. De Wal, Moed. 145. CIRh 394. luDonilbus . [(rja^lbiabus | Masius | votum | retulit ^ üeberliefert IBVS • CA. Das weitere von Masius (M, Äsius^) ab bedenklich. Dentz. — Gmt. 90, 12. Wiltheim, Lucilib. Taf. VIII 19. Liugen, KL d. Sehr. II 96. De Wal, Moed. 93. Deyoks, B. J. 15, 19. CIRh 440. De Ville- fosse, Comptes rendus de l'acad. des inscr. 4. s6rie. XII 347. [Matribu]^ . Suebis | [//Jie]milius | [PHJmitivus | [ex voito . 1 . m | //// 0 . et . Aeliano . c[(w] ^ i Entweder [Orispin]o et Äeliano cio(n)s(uUbus)] (Tgl. CIRh 314) v. J. 187, oder [MasBifn]o et Adiatto. ;Be80nder8 die letzteren werden auf rheinischen In- schriften häufig genannt (CIBh 151. 877. 996. 1549. 1574). Es sind die Consuln des Jahres 223. Ein anderes Consulnpaar kommt wohl kaum in Frage. 290 Altenberg bei Köln. - De Wal, Moed. 135. CIRh 303. Matronis | Gesahenis La|tinia Fusca | v . s . 1 . m 291 Lipp bei Bedburg. — Fnss, B. J. 77, 224. Matronis | Yatuims | Super Quar|[<]ioms //// | Quartionis Die Inschrift ist, wie es scheint, unvollendet geblieben. Das tinZA fehlt. Die Buchstaben VA in Zeile 2, 3 und 5 sind nur durch 2 Striche \\ angedeutet. Desgleichen soll statt Q nur 0 auf dem Steine stehen, wodurch sich Fuss verleiten 148 Max Ihm: Hess, an einen zweiten Beinamen der Matronen zu denken, Superaoartünis^ den er auf Opherten bei Jülich (!) beziehen möchte. 292 'Nordwestlich des Dorfes Floisdorf und nnr einigte Miauten davon ent- femty wurden . . . (1856) mehrere Gräber aufgedeckt, die aus grossen Sandstein- platten zusammengesetzt waren die mitgetheilte Inschriftplatte fand sich an dem zuletzt aufgefundenen eilften Grabe*. £ick, B. J. 23, 73. GIBh 634. ////xtumehis^ | [7]ertini . Simi|lis . Secundus | Lella^ . 1 . m 1 Die richtige Ergänzung bietet, wie es scheint, die in Soller bei Zülpich gefundene*), jetzt im Bonner Provinzialmuseum aufbewahrte Inschrift CIRh579: TE XTVM E I MODEST VSCRISPIN TVR B 0 • L d. h. Textumei Modestus Criapin(us) Turbo HiberH)» Bisher hielt man auch dies far eine Weihinsohrift an die TextumeJiaef was wenig wahrscheinlich ist. Auf der Kückseitc des Steines lasen Freudenberg und Ständer (bei Bramb.) noch die dun- kelen Zeichen o -H- KVlVNI^ . Ich habe nichts davon entdecken können. Jedenfalls hatten diese Zeichen, wenn sie wirklich jemals auf dem Steine gestanden haben, mit der Inschrift auf der Vorderseite nichts zu thun. Ein E links unter der Inschrift rührt von späterer Hand her. ^ Eick sieht fölschlich in Leüa die Heimathsbezeichnung des Dedikanten Tertinius Simüis Secundus. Jac. Becker (Kuhn und Schleichers Beiträge m 206) nimmt zwei Dedikanten an, einen Ter- tinius Simüis und einen Secundius (sie) LeUa. Auch das ist nicht richtig. Wir haben drei Dedikanten vor uns, Tertinius Similis, Tertinius Secundus, Tertinia Lella. Eine lulia LeUa, Tochter eines Genetus, begegnete uns auf der Kölner Inschrift 278. 293 Floisdorf. — Eick, B. J. 25, 33; Rom. Wasserl. p. 109. Klein, Heidel- berger Jahrb. 1858, 121. Bein, Stationsorte p. 80. CIRh 635. Matronis | Abiamar | C . lul Procjulas^ . 1 . m . ^ Eick liest G. JttZ(ta) Procula s .l.m, Brambach, um das Fraenotnen der Frau zu vermeiden, Abiamarc(is) Iul{ia) Procula; beides hat seine Bedenken. Eher ist zu emendieren C . Iül(ius) Proeul{u]s . 2 . m. Ein Dedikant gleichen Na- mens auch CIRh 627; mehrere bei Friedländer, Sittengeschichte IIP 448. In Rödingen bei Jülich wurden im J. 1785 neun Matronensteine (294— 302) gefunden, die ins Mannheimer Antiquarium gebracht wurden. Fast alle zeichnen sich durch schöne Buchstaben aus, drei sind mit Relie& g^sidimuckt. *) Ueber den Fund berichtet Braun, B. J. 15, 2^4: *zu Soller» einem Dorfe, welches an der Zülpicher Strasse gelegen ist, hat man auf einer Stelle, welche man den D in sei nennt .... jüngsthin zwei Gräber entdeckt... welche aus Sandsteinplatten ohne Mörtel zusammengefügt waren .... die Steine sind römischen Ursprungs; einer derselben trägt eine römische Inschrift*. Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 149 Beeproohen sind sie von Lamey (Act. ac Pal. VI) und Haajf (Die röm. Denk- steine im AnÜqoarium va Mannheim). Am meisten Beachtung verdient 294 - ^ Wal, Moed. 136. CIRli 613. Haug, B. J. 55/56 p. 152. Matron Oesahen[j]8^ | M.Iul.Valentinu[5] | et . lulia . lustina | ex imperio igsarum 1 m 1 GßSÄlENIS Haug, Hübner (Arch. Zeit. 1876, 61). Ich glaubte GESAiEN lesen cu können. üeber der Inschrift Darstellung der drei sitzenden Matronen in Hochrelief, wohl die schönste dieser Gattung (s. Abbild, p. 38 *) ). Die beiden äusseren haben die grossen Hauben, alle drei tragen Körbchen mit Früchten im Schooss. Auf der linken Schmalseite Opferdiener mit Erug und Opferschale, auf der r. eine nach 1. schreitende weibliche Figur, die zum grossen Theil zerstört ist. Hübner setzt den Stein um die Wende des 1. Jahrhunderts (Exempla Script, epigr. lat. p. 131 n. 3d9). 295 _ De Wal, Moed. 146. CIRh 608. Haug, B. J. 55/56 p. 152. [Jf]atroms | Gavadiabus . Q . Iu[7] | Severinus . et . Secunldioia . lustina . pro | se . et . suis . ex . img | ips . 1 . m Zwischen der ersten und zweiten Zeile die Brustbilder der drei Matronen, die aus Blumenkelchen hervorragen; die beiden seitlichen mit der Haube, die mittlere mit Locken (s. Abbüd. Taf. HI 2). 296 — De Wal, Moed. 148. Orelli-Henzen 5937. CIRh 609. Matroniß | Gavadiabus | Sex . lul . Securus | et . lul . lanuarius | V. s 1 m 297 - De Wal, Moed. 172. CIRh 611. Matronis | Vatuiabos | Q . lul . Primus | pro se . et . suis | y.s.l.m 293 — De Wal, Moed. 170. CIRh 610. Matronis | Vatuiabus . lujlia . Yegeti | filia MaDdjia . pro . se | et suis . vo|tum . sol|vit . 1 . m An den Schmalseiten Füllhörner. 299 - De Wal, 173. CIRh 612. Matronis | Vatuims | T . Julius .Vitalis | v . s . 1 . m 300 _ De Wal, 137. OrelH-Henzen 5936. CIRh 616. Haug, B. J. 55/56 p. 152. Etrahenis ^ | et . Gesahenis | Bassiana Majterna et Bass|ana ^ Pa- terna I ex imp . ips . 1 . m 1 ETRAEENIS oder ETRAIENIS. * Ein » ist auf dem Steine nicht zu sehen. Hübner (Exempla acript. ep. lat. p. 131) setzt den Stein um die Mitte des zweiten Jahrhunderts. 301 — De Wal 149. ;r, B. J. 42, 107. CIRh 614. Haug, B. J. 55/56 p. 152. M[atro]ms \ 0 ^dijabus | M. A[cmi]lius | Pri/////U8 . et | No- [t;62]lia . Sec|un[da . s . I . m . ♦) Nach der / . Zeitg. 1876, 61. 150 Max Ihm: Die Ergänzungen sind richer. Das Cognomen des Mannes war, wie ans dem Cognomen der Fraa zu schliessen ist, wohl Primulus oder iVtmitiM« oder Primanus. Ueber der Inschrift die drei Matronen in einer von Pfeilern einge- fassten Nische sitzend, stark zerstört. Die beiden äusseren hatten die grossen Hauben; die mittlere erscheint, wie oft, kleiner und jugendlicher mit Locken. Auf dem Schoosse trugen sie Fruchtkörbe. An den Seiten Blattomamente. 302 — De Wal, Moed. 175. B. J. 42, 107. CIRh 615. Haug, B. J. 56/56 p. 162. [Matrölm% | [0(wad]\Bbus \ //////nius | ////ex . pro | //// Die erhaltenen Buchstaben sind durchaus klar und deutlich. Aber erat Haug (Denksteine 28) hat sie richtig gelesen. Doch denkt derselbe fiilsohlich Z. 4 an esc promiaso oder ex propoaUo; ex sind Tielmehr die letzten Buchstaben des Cognomens (z. B. Vlndex), Es folgt die übliche Formel pro se et suis etc. 303 Gästen bei Jülich. — CIRh 607. Matronis | Yataiabus | G . Secundin|iu8 Amandas | ex imp.ips.I.m 304 Bettenhofen bei Jülich zusammen mit 305 in einem Gral>e gefunden. - Lersch, B. J. 4, 182. De Wal, Moed. 147. CIRh 618. Matronis | Gavadiabus | Caldiu^ . Sev[e]|ra8 . e[^] Super | 1 m 1 Ich vermnthe, dass CALDIN auf dem Steine stand (CMini Sevenu et Super). Ein CMiniiM auf dem Kölner Stein 276. 305 - Lersch, B. J. 4, 182; 12, 56 Taf. I. II 1. De Wal, 138. CIRh 617. Hettner, Katal. 50. Matronis | Btttrra|henis^ | et | Ge8a|henis | M . lal . Amanus ^ 1 So statt Ettrahenis. > So auf dem Stein, nicht AMAN(2VS, vgl. CIL VI 268. In einer Nische die drei Matronen sitzend dargestellt ; die beiden seitlichen haben die grossen Hauben; alle drei halten Fruchtkörbe im Schooes. Die Nische ist rings von der Inschrift eingeschlossen, derart, dass Zeile 1 über der Darstel- lung, Z. 7 unter derselben, Z. 2—6 je zur Hälfte links, zur Hälfte rechts stehen*), unter der 7. Zeile eine Opferdarstellnng (Abb. p. 46 Fig. 9). 306 Pützdorf bei Jülich, in einem Grabe gefunden. — Düntzer, B. J. 5/6 p. 339. De Wal, Moed. 196. CIRh 619. lunonibus | M Aemilius | Genialis | pro se . et . Aemilis | Avito . et . Lupula I liberis suis Die Inschrift weist viele Ligaturen auf; in Aemüia sind die vier ersten Buchstaben zu einer Gruppe verbunden. In demselben Grabe wurde ein zweiter Stein mit folgender Inschrift ge- funden (CIRh 620. Kamp, B. J. 47/48 p. 205) : Secundia | Matema . pro | se . et . Gassio | Valent . conia|ge . liberis- que I y . 8 . 1 . 1 . m (so nach Kamp). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch diese Inschrift auf den Mütterkult Bezug hat; vielleicht fehlt zu Anfang eine Zeile, worin die Gottinnen genannt waren (lunontbus oder Matrtmis). De Wal, Moed. 197. ♦) S. die Abbildung B. J. 12 Taf. I. U 1. Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 151 307 Altdorf bei Jülich, jetzt im Kölner Museum. — Grut. 91, 2. Orelli 2087. De Wal, Moed. 152=153. CIRh 621. Düntzer, Katal. H 39. Matronis . Hama|vehis . C . lulius . | [P]rimus . et . C . lulius | Quar- tüs ex iipperio | ipsarum ////l m * ^ Was in der Lücke stand, ist nicht sicher. Man denkt natürlich an v.8.l,mt und so liest auch der neueste Herausgeber Düntzer: ///SLM; vor ihm Lersch (Oentralmus. I 20) : Y • S • L • M. Das ist, so viel ich sah, unrich- tig. Von einem Y ist keine Spur zu sehen, das darauf folgende S zum minde- sten sehr unsicher. Nach ipsarum, dessen letzter Buchstabe nur halbwegs deutlich ist, «sind zwei senkrechte Hasten zu erkennen, wie sie Brambaohs Ab- schrift richtig aufweist. Üeber der Inschrift in einer Nische die drei Matronen sitzend, die beiden äusse- ren mit der grossen Haube ; über der mittleren, deren Kopf zerstört ist, ein Medaillon- bild. Auf den Seitenflächen je ein Opferdiener, unter demselben Blattornament. 308 Müntz bei Jülich. — Korresp. d. W. Z. V 1886 p. 170. Matronis | lulineihiabus | //^Albanius | lustinus | pro 8e.et.su[t«] | imp . ips . I . m ^ Das Fraenomen wird sich erst bei einer neuen Untersuchung des Steines feststellen lassen. Nach der jetzigen Ueberlieferung scheint ein Q (oder C) auf dem Stein gestanden zu haben, also wohl 0{aiu8), nicht S(extu8), wie Hettner vermuthet. 309 Tetz bei Jülich. — Rein, Rom. Stationsorte p. 78. CIRh 606. Auf den beiden Seiten Blattornamente. [Jlförfjroms I Aelianus | ////// ^ | Latinus | 1 m ^ Diese Zeile scheint vom Stein motzen getilgt worden zu sein. Die über- lieferten Zeichen sind unverständlich. 310 — Rein, a. a. 0. p. 78. Becker, Neue Jahrb. f. Phil. 77, 583. CIRh 603. An den Seiten Blattomamente. GrQineh[t]8 ^ i Gratinius | Victor | etGratinie | Alanis f ^ | Mna.l.m 1 üeber Beckers Yermuthung s. o. p. 23. ^ üeberliefert ist ~p; danach möchte ich interpretieren Or Oligschläger (B. J. 5/6 p. 237) will lesen pro se et Mio, Düntzer (B. J. 5/6 p. 339) Mis, Rein a. a. 0. Mis f[üiis) (vgl. Freudenberg, B. J. 23, 151). Ist die üeberlieferung lYLlSI richtig, so liegt ein Versehen des Steinmetzen vor; einzuhauen war lYLIIS. 317 - De Wal, Moed. 199. Rein, a. a. 0. p. 44. CIRh 295. Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 153 Matronis | Aufaniabus | C . Lucilius | Grispns | v . s . I . m . 318 — De Wal, Moed. 161. Rein, Haus Bürgel p. 44. CIRh 297. Matronis | ßumanehis * | et Maviaiti|nehis ^ C . lul . | /////// » 1 üeberliefert wird RVMAEHIS, RVMMEHIS und RVM1€HI8; auf dem Stein stond also wohl RY^i^HIS oder (wie in 313) RVMiBHIS. ^ Der zweite Beiname der Matronen ist unsicher, üeberliefert ist Z. 3 : ITMAVI ATI und ITMAYLAITI (bzw. ITEM - AVLAITI). Rein hat FEM AVIAITI. Brambach stellt her I'EM • AVIAITI. Ich ziehe vor statt des ungewöhnlichen item mit Schmidt B. J. 31, 92 zu lesen et Maviaitinehis. ^ Auch diese Zeile ist unsicher, üeber- liefert ///TA . I . P . P .S und ///TA //// ISDD (Rein hat ETA • S • L • C • R- P • 0). Brambach stellt her mTAaS////DD. 319 — Rein, Haus Bürgel p. 32. CIRh 298. [Matro]ms \ /////bus i /////anus | //// ? 320 Gladbach. — CIRh 260» add. Kamp, B. J. 41, 139. Matron|is Gavadi|abus Pr[»]|[ma]aius ^ ? | ///banus« | ///// 1 So etwa ist herzustellen. Brambach hat FRT | ////MIVS, Kamp PR I AM1V8. 3 Brambach AIANV, Kamp ///ABANVS; also Älbanus oder ein ähnlicher Name. Pr(imu8) Annius Fdbanus, was Kamp will, ist un- möglich. Möglicherweise gehört auch das in Gladbach gefundene Fragment CIRh 260d hierher: IBVS |ni 321 — 327» sind in der Nähe des Rittergutes Grips wald bei üerdingen gefunden. 321—324 befinden sich jetzt im königl. Museum zu Bonn. 321 — Fiedler, Gripswalder Matronensteine p. 15. CIRh 249. Hettner, Kat. 29. Matronis | Octocanab|u8 C . Salvius i Quetus ^ . v . s . l . m 1 Quetus für Quietus findet sich auch sonst, besonders auf provincialen Inschriften. Ueber der Inschrift die drei Matronen in einer Nische sitzend dar- gestellt; der Kopf der mittleren und die Oberkörper der an den Seiten sitzen- den Matronen sind zerstört. An den Schmalseiten Bäume in Flachrelief. 322 — Fiedler, a. a. 0. p. 15 Taf. 1. la. CIRh 250. Hettner 28. Mat \ Octocannis | Q . lul K Quietus . et | [/]ucundus . et . Ürsu|lu8 . imp . ips . I . m 1 Matiranis). » Q(uinti) luKit), üeber der Inschrift die drei Matronen in einer Nische sitzend. Die bei- den seitlichen haben die grossen Hauben, um den Hals tragen sie ein Band, woran ein halbmondförmiger Schmuck hängt, auf dem Schoosse halten sie Frucht- körbe. Abgeb. bei Fiedler a. a. 0. An der linken Sofamalseite ein Füllhorn, an der rechten Ornament in Flachrelief. 323 — Fiedler, a. a. 0. p. 16 Taf. 2. CIBh 251. Hettner 80. 154 Max Ihm: Matronis . Ocltocannabus | G . lul . Seranas | et . Vipsania . Fa|hena . ex . imp. I ibsa . v . s . I . m Die Inschrift hat viele Ligaturen. 324 — Fiedler, a. a. 0. p. 17. CIRh 252. Hettner 31. [JTIatronis i Octoca([n»a]bus | ////us// | ////i//o.v | [5.]l.m. 325 — Fiedler, a. a. 0. p. 18.' CIRh 258. [Jtfa]tronis | [0(rfo]cannabus | fFtJctorini | ////? Stollwerck, Gelduba p. 172 bietet Z. 1 V/atronis', Z. 3 7/ictorini'. 326 - Fiedler, a. a. 0. p. 18. CIRh 254. Octo////|his.C////|////? Für HIS will Fiedler lieber lesen NIS (Octocannis), Nach StoUweroks An- gabe (Geldaba p. 172) ist aber die Lesart HIS durchaus sicher. Z. 1 liest der- selbe Octoc .... Sein Interpretationsversuoh aber Octoeannis his Q{(nu8) . . ., d. h. zu Octocaimae (weihen) diesen (G-ottheUen) Oaius .... ist schlechterdings unmöglich. Ich halte Oetocannekis für sehr wahrscheinlich. Vgl. Seceannehia 228. 327 — Stollwerck, Gelduba p. 173 Taf. I 16. Matronis | Octocan|abus Q .Va|rianiis | ////? Stollwerck hat die Inschrift aus verschiedenen Fragmenten zusammenge- setzt. Ligiert sind in Z. 2 A und N, in Z. 4 R und I. Nach der Zeichnung StoUwercks zu urtheilen, könnte der Name des Dedikanten auch Va[le]rianu8 gelautet haben. 327* Ausserdem fanden sich zwei Fragmente mit den Inschriftresten MAT und ONIS (so nach Stollwerck p. 172. 173, während Fiedler p. 18 [= CIRh 255] MA und NIS angiebt), die wohl zusammengehören (MATrONIS). 328 Xanten und Umgegend. — De Wal, Moed. 134. CIRh 201. Matribus I Brittis . | L.Valerius^ | Simplex. I mil.leg.XXX | U.V.* I v.s.l.m 1 YAERIVS Cuper, Insor. et marm. ant. 250, VAERIVS Turck (s. Fulda, B. J. 53/54 p. 241). » mü(e8) legiionis) XXX üilpiae) v(ictrici8). 329 — De Wal, Moed. 139. CIRh 1970. Matribus | Frisavis paterjnis Es fragt sich, ob FRISAVIS oder TRISAVIS zu lesen ist. Dies ziehen vor Brambach und Bergk (W. Z. I 146). Aber jenes ist besser beglaubigt. Turck*s Manuscript (Fulda, B. J. 53/54 p. 242) weist ERISAVIS auf, was eher FRISAVIS als TRISAVIS ist; Cuper (Inscr. et marm. 250) hat ebenfalls FRI- SAVIS. Die Zeilenabtheilung ist unsicher. 330 — l>e Wal, Moed. 124. CIRh 1969. Matribus . Arsacis ^ | paternis . sive . maternis | M . Aurelius ^. Vero- nius . Ye|nis . bf ^. praefecti . pro | se . et . suis .v.s.l.m 1 Bergk, Yf. Z. I 153 vermuthet Marsaeis, was ich f&r probabel halte; vielleicht waren M und A ligiert (H); vgl. oben p. 18. ^ Turck (B. J. 53/54 Der Mütter- oder Matronenkoltas and seine Denkmäler. 155 p. 243) und Gnper (Inwsr. et marm. p. 349) haben AVR • LV • » fiF Brambachs Vermutiiung, überliefert ist FE (vgl. Cauer, £E lY p. 894 n. 299). 331 — De Wal, Moed. 202. GlRh 219. üeber der Inschrift befand sich eine Darstellung der drei Matronen; auf der linken Seite Opferdiener mit Krag. (Abb. bei Cupar, Inscr. p. 249.) Matribus | Annaneptis | Q Yetius ^ Quintus | opt . leg . XXX . ü . v.p.f .S A^ I Y 8 1 m Maxime et | Patemo coss* 1 YETTIVS Cuper, VETIYS Turok (B. J. 53/54 p. 240), Wütheim (Lucilib. p. 46). Das letztere ist beizubehalten; vgl. CIL Y 4731: P. Veiiui Cupitus, 8110102. ar7. III 1018. ^ opt{io) leg(ionis) XXX ü(1piae) vitetricia) piiae} fiiddis) 8{eoerianae) ÄQexandrianae). ^ Im J. 233. 332 — De Wal, Moed. 133. CIBh 208. Auf der Bedachung zwei Aepfel, an den Schmalseiten Bäume. M,«BrittiB.Ma?|acis.8L,AndaflV// I m.l.XXX U . v.*//// I in. prV///////| ///////// l?' 1 Miatrüma), vgl. 328. ^ Ygl. oben p. 19. » L(uciu8) Ända8[ni8 7l so eher als Landaa ... ^ miüea) l(egiw)G .0(arneiiu89) Äe(]ianus ?). 360 Auf dem Griff eines ebendort gef. Gefassee (s. Abb. Taf. III 3) die Inschrift Matr.Fab | Dubit MatriHma) Fcib(iu8) JDubU(atu8). CIL VII 1285. Bruce, Lap. sept. n. 535. 361 Ben well. — CIL VII 510. Bruce, Lap. sept. n. 22. Matr tribus Campe[s ;Set}ec[io]mttö ? 366 - CIL VII 653. Matribus | coh . I . Tuiigr|[or]u[w///] | //// Die coh, I Tungrorum hatte in Borcovicium ihr Standquartier (vgl. CIL VII 635. 638. 639. 640. 642 etc.). 367 Carvoran (am Hadrianswall). — CIL VII 756. MATRI \bt4S iiV üeber der Inschrift Reliefdarstellung: 'arula, matrona stans (?)* (nach Hübner); auf der linken Seitenfläche Krug und Opferschale. 368 Carvoran. — * Petit autel orne d'un bas-relief representant ä l'interieur d'une niche un personnage sacrifiant; au-dessous Pinscription seule visible*: Matribus BE VI 146. Sollte die Inschrift mit der vorigen identisch sein? 369 Cambeckfort. — Orelli-Henzen 5928. Bull. mon. 1862, 345. CIL VII 887. Bruce, Lap. sept. n. 441. M[a^]ribus | omnium . | gentium | templum . i olim yetus|tate conlab|sum G . lul . Gu|pitianus ^ I P • p • ^ restituit 1 j(centurio) p(r%mi)p{üari8) Hübner. 370 Scaleby Castle, (am Hadrianswall). - Orelli-Henzen 5933. CIL VII 915. Bruce, Lap. sept. n. 479 Matribu[s] | [d]om«sticis | uis^ Mes8o[r] | signifer v s 1 1 1 [8}ui8 Henzen; Visidlius) Hubner. 371 Carlisle. — CIL VII 927. Bruce, Lap. sept. n. 490. Vgl. oben p. 66. Matrib . Parc . ^ pro salut(e) ^ | Sanctiae . Geminae 1 Matr%b{u8) Pafc(w)? a SACT Hübner, SAE+ Bruce. 372 Dykesfield. — CIL VII 939. Bruce, Lap. sept. n. 515. Matri I d.o.m | v.e.i. | [ZJeg.VI | ///p. f// | //// MatriQms) dom{e8tici8) vex(iüatio) leg{iom8) VI [vic(trieia)] p(iae /(ideUs). 373 BownesB. — CIL VII 950. Bruce, Lap. sept. n. 521. Matri|bus suis | m///// | ////? 374 Netherb y. — Die drei Matres sitzend dargestellt, die mittlere hält Früchte im Schooss. Bruce, Lap. sept. p. 403 n. 784. Vgl. oben p. 41. 375 Risingham (das alte HabUaneium), — B. J. 26, 107. Bull. mon. 1862, 345. CIL VII 994. Bruce, Lap. sept. n. 606. Matribu|8 tramalrinis . lul | Victor ^ v . s . 1 . m 1 Derselbe lülius Victor ist es wohl, der die Steine CIL VII 980 und 988 geweiht hat. Auf ersterem wird er als trib, bezeichnet, auf letzterem als trib. eoh. I Vangionutn. Vgl. oben p. 61. Der Mütter- oder Matronenkaltas und seine Denkmaler. 161 376 Gl oster hin bei Warkworth. — C1LVII1029. Bruce, Lap. sept. n. 534. [ai]mpestri[6|t^ c]oh I «//// I ////? 1 Vielleicht coh. I Lingonum^ (CIL VII 1041). ' 377 Newstead (Roxburgshire). - CIL VII 1080. Campestr | sacrura.Ael | Marcus. | dec.alaeAug | Vocontio[r]i | v.s.l.l.m. ^ dee(urio) dlae Äug{ustae) Vocontio[r{um)], Dieselbe äla heisst aia Yocon- i\or{um) extreUnus (sie) Britamdei CIRh 67. 378 Cramond bei Edinborougb. — De Wal, Moed. 122; Myth. sept. mon. p. 11. Orelli-Henzen 5943. B. J. 18, 112; 19, 98; 36, 43; 57, 30. Bull. mon. 1862, 344. CIL VII 1084. Matrib Ala|tervis . et | Matrib . Cara|pestrib coh P | Tungr ins ^ | Ulp ///// P leg XX V V 1 eoh. II will Hübner herstellen. ^ ins{tante) ülp(%o) . . . [das Cogno- men ist völlig unsicher] '>{c€ntwrione) Ugiymis) XX V{(ileriae) v(ictrici8). 379 Castlecary (am Wall des Antoninus Pius). — Spon, Mise. p. 105. De Wal, Moed. 24. CIL VII 1094. Sibbald überliefert Matribus | milites | vexill.io. | leg.XX.VP | Britton 2 | v.s.l.l.m 1 Hübner löst auf vexiü{at]io(num) hgiionum) XX. VI. Ich möchte eher an vexül[at]io{ni8) leg(ionis) XX V(aien€te) [v(ictric%s)] denken, was mindestens ebenso wahrscheinlich ist als Hübners anderer Vorschlag leg(ioni8) VI m{ctrici8). ^Brütonies); vgl. 447. 380 Auchindavy (am Wall des Antoninus). — Orelli 1355. De Wal, Moed. 87; Myth. sept. mon. n. 114 p. 82. CIL VII 1114. Marti | Minervae | Campestri|bus Hercl ^ | Eponae | Victoriae | M Goccei I Firmus | ) leg II Aug ^ ^ Herc(u)l{t). ^ 0 (centurio) leg(ioni8) II Äug(ustae). Zugleich mit dieser wurden ebenda drei andere Inschriften gefunden, welche derselbe M. GoceeHus) Firmus weihte a) I{om) o{ptimo) m(aicimo) Victo- riae victrici pro saltUe impieraioria) n(08tri)'f b) Dianae Apoüini; c) Genio terrae Brüamueae (CIL VII 1111—13). Hübner vermuthet, dass der in a) erwähnte Kaiser Antoninus Pius ist. 381 Castlehill (am Wall des Pius). — Or. Henzen 5942. Bull. mon. 1862, 344. Schuermans, Bull, des commiss. royales 1870, 229. CIL VII 1129. Sie- bonrg, De Sul. p. 25 n. 30. Campes|tribus . et ] Britanni M Q • Pisentius | lustus pref | coh . irä.GaPI v.s.l.l.m ^ Britanni(ae) mit Hübner, schwerlich Britanm(ci8\ was Sicbourg vor- schlägt. 2 pr{a)€f(ectus) coh(orti8) IV OalQorum). Im Jahre 105 stand die Cohorte in Moesien (CIL III D . XXII), 108 in Raetien (D . XXIV). 11 162 Max Ihm: m. Belglca, 382 Marquise (Pas de Calais). — De Villefosse, Complos-rondus de l'acad. des inscr. 4. ser. XII 344. BE IV p. 141. 198. Gypsahguss im Museum zu St. Germain. SVL EVISI VN Ni V S . S A C R 5 S Z. 3 L(ucim) Ca8{sius) Nigrin[us], 383 Hoeylaert bei Brüssel. — Schuermaus, Bull, des coramiss. royales 1870 p. 374 ff. u. 378 ff. ders. im Bull. mon. 36, 673 und in d. B. J. 50/51 p. 304. Matronis ^ | Cantrustei|hiabus . C . Ap|pianius Pat // | nus 2. pro se [et] I suis . I . m So nach Zangemeisters Abschrift. ^ Nur die unteren Hälften der Buch- staben erhalten. ^ Pa[ter]ntt8, Schuermans' Lesart Pacatus unrichtig. 384 St. Mathias bei Trier, grosse Buchstaben. — Korresp. der W. Z. V 1886 n. 140. Genie . e^ | [ IJunonibur«] | //// ? 385 Metz (im Museum); mit Beliefdarstellung : drei stehende Frauengestalten in langem Gewände ; abgeb. p. 43 Fig. 7. Gruter 92, 1 (mit Abbild.). Banier, Dissert. 35. Montfaucon, Ant. expliq. II 2 p. 433 Taf. 192, 3. Orelli 2097. De Wal, Moed. 1. Robert, Epigr. de la Moselle p. 43 ff. Taf. V 1. Lorrain, Cata- logue du musee de Metz (1874) n. 165. in I honore | domus divijnae dis Ma[ S. oben p. 52. 436 Saint-Romain-en-Gal bei Vienne. — De Wal, Moed. 118. Allmer^ Inscr. de Vienne II p. 452. Sanetis | Yirginibus ^ | Sap ^. Avidus | Campana | posuerunt 1 üeberliefert VIRSINIDVS. « Nach Grut 112, 13 CAP; weder mit SAP noch mit CAP ist etwas anzufangen. Albner schlägt 8ae(rum) vor. Ferner liest er Aoitus [et] Campana. Vgl. Marini, Atti d. frat. Arv. II p. 371. 437 St. Innocent bei Chambery, in der Kirohhofsmauer. — Allmer, Inscr. d. Vienne III p. 294 pl. 38—11 n. 269-63. CIL XU 2446. Dominis | exs voto . s . 1 . m | H . Garminius Magnus | pro . salute sua . et I suorum 438 Saint- Saturnin bei Montpezat (Basses- Alpes). — R£ I p. 97 n. 111. Quartus | //surami *.f|v.s.l.m| Osdiavis 1 *La lacune devant SVRAMI peu certaine*. Allmer. 439 Labätie-Montsal6on (Hautes- Alpes). — Allmer, Inscr. de Vienne IV p. 465 pl. 38—32 n. 269-205. CIL XH 1531. Pompeia . Lucilla | Allobrog . | v . s . 1 . m 170 Max Ihm: 440 Genf. -- Gosse, Anz. f. Schweiz. Alterth. 1873,451. CIL Xu 2598. Siebourg, De Sul. p. 16 n. 24. //// I ///ileis . 1 . Bue //// | //// . Senec . TiroHl \ ///upitus a/// | /// . V . 8 . [Z . m] Die Deutung ist völlig unsicher. Hirschfeld bemerkt: 'si est [cum f'\%Ui8 l(ibertei8) 8tie[i8] intelleguntur filii naturales a patre manumissi. Cf. tarnen Lau- sanensem titulum Inscr. helv. 134 Stdeis suis positum* [155]. 441 Troinex bei Genf. — F. Keller, Anz. f. Schweiz. Alterthumsk. 1872 p. 336: 'Der Matronenstein^ Pierre aux Dames, bei Genf. Dieses höchst merkwürdige Denkmal aus gallo-römischer Zeit ist von seinem ursprünglichen Standorte zu Troinexi eine Stunde von Genf, durch den Eigenthümer des Bodens entfernt worden, um auf einer öffentlichen Promenade in Genf aufgestellt zu werden'. *Der Stein, auf welchem diese Figuren ausgehauen sind' — so berichtet Bla- vignao, Mem. de la Soc. d'Hist. et d'Aroheol. de Gen^ve V 492 — 'ist ein un- behauener erratischer Gneissblock von 10 F. Länge, 4 F. Dicke und ungefähr 5 F. Höhe, steht auf einem kleinen Hügel von etwa 100 F. Durchmesser und 17 F. Höhe. Die Skulptur ist am östl. Ende seiner Vorderseite angebracht und stellt in schwachem Relief [kaum 1 Zoll hoch] vier weibliche Figuren mit grossen unbedeckten Köpfen und kurzen Leibern dar, deren Gesammthöhe etwa 2 Fuss beträgt. Ihre Kleidung besteht in einer Art Tunica. In den auf der Brust ruhenden Händen halten sie einen Gegenstand, der einigermassen einem Beutel gleicht*). Der Name dieses Denkmals ist seit unvordenklichen Zeiten Pierre aux Dames oder Pierre aux Demoiseües*, Siehe die Abbild, p. 56 Fig. 16. h. Germania saperior. 442 Avenches; 'epistylium ingens ex marmore albo litteris maximis, quibus aes adhuc inhaeret\ Mommsen, Inscr. helv. 161. Mit der Inschrift : Lugoves Vgl. Gaidoz, Rev. celt. VI 488. 443 Bei Frankfurt a. M. gefunden. — jCIRh 1439. B. J. 20, 102; 44/45 p. 74. Mowat, BE U p. 56. Duabus ^ 8C I Solimarus m | coh . IUI. Vind ' | v . s . 1 . 1 . m 1 Brambach hat DVAjBVS, wovon auf dem Steine nichts zu sehen ist; vgl. oben p. 54. ^ fn(iles) coh(arti8) IV Vind(elioorum), 444 Remagen (jetzt im Bonner Provinzialmus.). — Rein, Stationsorte p. 80. B. J. 26, 115. 185. CIRh 646. Eick, Rom. Wasserleit. 109. Becker, Neue Jahrb. f. Phil. 77, 583. I.o.m I et.Genio loci | Itfarti . Hercul | Mercurio Ani|biomarcis in[i]ilites.leg XXX U v | M ülp Panno | T Mans MarcuM | M ülp L E L LAW// I T Aur Lavinus | v . s 1 m *) Nach Keller 'viel eher eine Frucht oder ein auf Feldwirthschaft bezüg- liches Geräthfi, als ein Beutel', a. a. 0. p. 337. Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 171 Von der Inschrift ist oben p. 103 f. die Rede gewesen. Die Vermuthung Beins, dass in Fanno, Marcus etc. Heimat hsbestimmungen der Soldaten zu suchen seien, hat Becker (Kuhn n. Schleichers Beitr. III 204) mit Recht zurück- gewiescD. Es sind Cognomina, von denen das dritte, wie es scheint, keltischen Stammes ist. Das weibliche Cognomen LeUa begegnete uns bereits auf zwei InschriftcA (278. 292). Wenn auf die früheren Herausgeber Verlas» ist, so lau- tete der Name des dritten Dedikanten LELLAWo. Von dem letzten Buch- staben ist heute nichts mehr zu erkennen, da der Rand des Steines mit dement bestrichen ist. Ich möchte eher an LELLAVVS glauben. Denn ein besonderes Zeichen W (von den Koltologen als M interpretiert, also LeUamo, vgl. Stokes, Bezz. Beitr. XI 119) ist doch kaum anzunehmen. Es sind zwei V, die der Enge des Raumes wegen so nahe an einander gerückt sind, gerade wie in Zeile 6 LEG XXX W. i. Germania Inferior* 445 Zülpich, in der Mauer vor dem Münsterthor. — CIRh 2049. Freuden- berg, B. J. 43, 1B4. Eick, Rom. Wasserleit. p. 97. lieber der Inschrift stark zerstörte Darstellung eines Genius. //////// I //////// I ///i///7de///// I ///tr/////fani///// | ///e//// vitea- lis///l////lae ////// c//// Eick versucht folgende gewagte Ergänzung : [lovi optimo maximo et Genio loci d\i[i] de[dbu8que omnihus et Ma]tr[oni8 AuYani[abu8 . . .] ViteaHis [?] [ . . . Me88ä]la e[t Sabino co(n)B{ulibu8)], 446 Köln. — De Wal, Moed. 176. CIRh 316. Düntzer, Katal. H 31. Diginibus | sacrum | Sex Comminius | Sacratus et | Cassia Vera | ex imp.ips An den Seitenfl&chen Baumzweige in Flachrelief. 447 — De Wal, Moed. 177. CIRh 362. Düntzer, Katal. II 33. in h d d I diabus | Malvisis | et Silvauo | Aur Vere|cuDdu8 | ordi . Brito 1 I V . s . 1 . m 1 ordi{ne) Brito(num) ; numerus Brittonum CIRh 694. 1563(1. 1751 u. ö. Die Britones sind nicht verschieden von den Britanni] Zeuss, Die Deutschen p. 194. Mommsen, EE V p. 177. Vgl. die britannische Inschrift 379. 448 — Düntzer, B. J. 47/48 p. 123; Katal. 42». Klein, Aroh. Zeitg. 1869, 90. Medicinis | Marinia | AntuUa | ex imp . ips | s . 1 An den Schmalseiten Bäume. 449 — Düntzer, B. J. 47/48 p. 124; KaUl. II 86. deabus | Lucretis | lulia.Matelma.votum | solvit . libens | merito Drov|i8 Aelia //mp. Die Lesart der letzten Zeile ist nicht sicher. M und P am Schlüsse scheinen ligiert gewesen zu sein ; die Auflösuug m{ento) p(osuit) nicht gerade sehr wahrscheinlich. 172 Max Ihm: 450 Deutz. — Schwörbel, B. J. 78, 45; 81, 207. pro sap /////] 1 [Herc]ali . Magusan[o//j | ///is Abirenibu[s///] | [Sil\- vano . et . Gen[to/y(| | [Dia ?]ne. Mahal//// I [// Fl]ore Mercu[m///J | leeteimqae d\s dea.[busque] | [o>»ni]bas.Similin[tMs//] | ///nus. vered//// j ////stis . Dirmes/// I ////nus . item . c/// | /////cu/// | /// ? Die Ergänzungen von Schwörbel. Die Vertheilung derselben auf die ein- zelnen Zeilen ist natürlich unsicher. Z. 3 las Schwörbel anfangs [Matrd]nis Äbirenibus, Ich überzeugte mich durch einen Abklatsch, dass nicht -ms, son- dern nur 'is auf dem Steine zu sehen ist. Jetzt will Schwörbel nach nochma- liger Reinigung des Steines vor -is den Ansatz zu einem Horizontalstrich ent- deckt haben und hält nun die Ergänzung dEIS für wahrscheinlich. 451 Pattern bei Jülich. — Orelli 1169. CIRh 623. //p . Al//pierhui// ^ | Corn . Veru/// | Tacitus . ex . //// | 1 m 1 üeberliefert \P - Aj/PIERHVIS und VP • A.IPIERHVII. Daraus hat man MALa^ERVIS herstellen wollen! 452 - CIRh 624. ////mu V/// I Q • Veranius . I[n] |genus . pro se . [ef] \ suis . ex imp . ips . 1 1 m 1 Gromb. hat MVI, woraus Becker B. J. 26, 107 UaUaYehia herstellen will 1 Möglich ist nur, dass wir das Fragment eines Matronensteines vor uns haben. 453 Blankenheim in der Eifel (?). — CIRh 1981. ' Tres mulierum imagines pictae mensas ante se cum vasis et fructibus habent» et ultimae literae tales sunt IL£M\ Mit dieser Notiz Grombachs (Ms. p. 65) ist nicht viel anzufangen. 454 Bei Dormagen gef., jetzt im Bonner Provinzialmuseum. — CIRh 292. Iflibus ^ I Marcus | et. Atius^ | v . s . I . I . m 1 Bisher las man IFLIBVd, aber das S (mit Y ligiert) ist noch deutlich erkennbar. Am Ende der Zeile noch eine senkrechte Hasta. ^ Den zweiten und dritten Buchstaben in dem Namen halte ich nicht für ganz sicher. Zugleich mit dieser Inschrift wurden die zwei Nymphensteine CIRh 290. 291 ausgegraben. 455 'Aan den voet van den Uunerberg [Nijmegen] uitgegraven*. (In deBetouw, Chronyk p. 121). Lutatiis | Suebis Brambach CIRh 95 bezweifelt die Richtigkeit dieser Fassung der Inschrift. Er vermuthet, dass sie aus folgender Notiz Jo. Smetius' (Vater) Oppidum Bata- vorum c. 4 p. 34 geflossen ist : * ad pedem collis, non procul Ubberga, murus vasti operis erutus est, cuius partem hodie etiamnum terra, ut aiunt, occulit, locoque aliquante urbi propiore anno CIDIOXLI inter multa maioris aedificii monumenta, inscriptio, quae LYTATIAS SVEBAS loquitur, in tertia, quae in clivum Bupra urbem reducitur, valle reperta.* De Wal, Moed. 94. De Villefosse, Comptes-rendus de l'acad. des inscript. 4. serie. XII 347. Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. 173 k. BritaDnien. 456 Daglingworth. - CIL VII 72^. . . . . RIB . . .MOL . . ./Nl/ [Mat]rib[u8 et G€n]io l[oci I]un[ia] ergänzt in Assoc. Journ. 25 (1869) p. 304. 457 Binchester. — CIL VII 425. Ueberliefert sind folgende Fassungen: OTRIB0I...T AI Rl SOLIST TRIB-COHOR-I CART *OVAL CARTOVAL CARTOV. . . MARTI VETTO MARTIVSTIO MARTIVICTORI GENIOLOCI GENIOLOCI GENIOLOCI LITIXT- ET BONO ET BONO E V E N T V I Damit ist m. £. nichts anzufangen, und wenn Hübner bemerkt 'videtar non agi de coh. quadam Cartoviorum, sed deMatribns nescio quibus', undBergk B. J. bl, 26 geradezu ergänzt [M]atnb(u8) [et] CartoväUenstbuSy so ist damit auch nichts geholfen. 458 — CIL VII 1344b. Bruce, Lap. sept. n. 719. Sulpuic I Yett I Cann | v s 1 m Bruce will lesen 8ul[e]vi[8] Vett{iu8) Cann .,vslm. 459 Chester-le-Street. — CIL VII 454»«*- Bruce, Lap. sept. n. 542. deabs | uitbus j uias j uadri *V. 3. 4. latent fortasse Viales et QiMdriinae' Hübner, was sehr unwahr- scheinlich ist. 4G0. 461 InHousesteads wurden im J. 1883 zwei grosse Altäre gefunden. Publiziert und besprochen sind sie von Watkin B£ IV p. 49 ff. Hübner, W. Z. III 120 ff. 287 ff. 292. Mommsen, Hermes 19, 232. W. Scherer, Sitzungsber. der Berl. Akad. 1884 p. 571 ff. Pleyte, Verslagen en mededeelingen. 3^« reeks. Deel II (rez. Y. Möller, Korrespond. d. W. Z. V n. 190). deo I Marti . et . duabus | Alaisiagis . et . N . Aug^ | Ger . cives.Tui- hanti * | cunei . Frisiorum | Ver . Ser *. Alexand|riani votum | solverunt ! libeni[e^] | m deo I Marti | ThiDgso | et duabus | Alaesiagis | Bede^ et Fi|mini- lene | et N Aug ^ 6er|m cives Tujihanti ^ | v . s . 1 . m ^ et N(umin{) Äug{u8ti), Gemeint ist, wie aus dem Beinamen des cuneus Frisiorum ersichtlich, Severus Alexander (222 — 235). > Oer(mam) cives Tai- hanti. Vgl. Lacomblet, Urkundenbuch I n. 9: in pago Northtuianti {= Nordtwente), n. 14: in pago norht iueanti, ^ Ver, 8er. noch nicht befriedigend erklärt. 4 Mit der Beda kann man vorgleichen den Namen der britannischen Göttin 174 Max Ihm: Bdcagam-heda CIL VII 1072. Den gleichen Namen hat ferner der bekannte Eirchenhistoriker Beda Venerabüis, 462 ehestere. — BE IV 190. Watkin, Arohaeol. Journal 42 (1885) p. 142. ///rlbus 1 . Com I [////p]ro . salute . De | [J///ä\\xt . Severi | ////? ^ Ich halte die Ergänzung [Mat]ribu8 Com .... für unsicher ; näher liegt [Lä\ribiu com[pitälibu8]] vgl. 187. 1. Belglca, 463 Bavay (Bagacum Nerviorum). — Desjardins, Monum. öpigr. de Bavay p. 32 pl. IV 7. Mowat, Rev. arch. 1880, 48. Nervinifl | C . lul . Tertius | v . s . 1 . m 464 Auf der Niederburg bei Echternach. — Bone, B. J. 55/56 p. 245. I V N 0 ... . QF I Iuno[nü)U8] ? Vgl. 384. 465 St. Av old bei Metz. — Ladoucette, Mem. des antiquaires de France X 163. Robert, Epigr. d. 1. Moselle p. 88. Minuris * | Lucanus | v . s . 1 . m 1 Nach anderer Abschrift MINI IRIS, woraus Robert (Comptes-rendus de l'acad. des inscr. 4. s. XTV 467) herstellen will MINIIR^IS {Minervis), m. Aqoitanien. 466 Auch. — Miliin, Voy. dans le midi IV 470. Numi//// I manu//// I sacr A//// | Rutaen/// | v . s . 1 [. m ?] Diese Inschrift theilt Chaudruc de Grazannes (Bull, monum. XV 169) in folgender, wie ich glaube, interpolierter Fassung mit : NunmU \ Matrum | Bu- taenus \v ,8 .L Schon Miliin hatte Numini Matrum vermuthet. n. Spanien. 467 Osma. — CIL II 2818. Gaidoz, Rev. celt. VI 488. Lugovibus I sacrum | L . L ^ . ürci|co . collelgio . sutoru|in d . d ^ ^ L(ueius) Ir(icimiis)? 468 Muro de Agreda (Aiigustobriga). — CIL II 2848. WVT R V B 0 S ....RONI . . . S RO VIOVII V. S - L • M Z. 1 vermuthet Hübner Matribus, 469 Porcunabei Cordova. — CIL II 2128. ARA-Mi VETERIBVS 1 Wohl schwerlich M(atrü}fM). Der Mütter- oder Matronenkaltus und seine Denkmäler. 175 III Proxvmae. 470 — 485 in Nim es gefunden. 470 — RE I p. 263. BE II p. 154. CIL XII 3112. flV]oxxumis I ///? 471 — Aurös, Bulletin des antiquaires de France 1872 p. 101. CIL XII 3114. P . r . 0 . [a;] | Bituka | v . s . 1 . m Zwischen Z. 1 und 2 drei weibliche Büsten in Relief. 472 — Aurds p. 101. CIL XII 3115. Calv|ina . P ^ | suis | v . s . 1 . m ^ P(roxumis), 473 — De Wal, Moed.186. Aurös p. 101. Bergk, W. Z. I 152. CIL XII 3116. Proxumis . suis | Cornelia . Cupita 474 — Aures p. 101. CIL XII 3117. Proxumis | Grätus | Celeris .f. | v . s . 1 . m 475 -Aurös p. 101. CIL XII 3119. Laliae | Primulae | Proxsumis | suis . v . s Vgl. oben p. 97. 476 — *Le plus petit autel de ce genre\ CIL XII 3118. Hosela | S o t r« I o N i | filia | Proxsum * | v . s . 1 . m ^ Hoscüa I SöUarion Aares p. 101. ^ Proxum Aares. 477 -^ AurÖB p. 101. CIL XII 3120. Paterna | Cari f . Prox | v . s . I . m 478 — CIL XII 3121. [P]ro[a']u[m] | suis | Phronimus | v . s . 1 . m 479 — Aures p. 102. CIL XII 3122. Proxsumis | PoUento | v . s . 1 . m 480 ^ Aurös p. 102. CIL XII 3123. Pompeia | Pompulia | Proxsumis | v . s . 1 . m 481 — Miliin, Voy. dans le midi IV 274. Aurds p. 101. CIL XII 3124. Proxumis | M . Porcius | luvenalis 482 - Aards p. 101. CIL XII 3125. Prox|umis | Quin|tina | et Ve | //// 483 — *Arca lapidea oblonga 8 ped. 3 lat.* CIL XII 3126. Aur^ p. 101. Proxumis Tertia 484 - CIL XII 3127. Urassia | P.s^.v.s.l.m ^ P{roxmn8) s(ui8). j 176 4 Max Ihm: 485 — BE II 154. CIL XII 3128. [i2o]mania | [P]roxamis | suis 486 Beaucaire. — Aurös p. 101. CIL XII 2822 =s 3113. Proxum I Auicia | Notata | v . s . 1 . m 487 Baron bei üzös. — Aurös p. 101. CIL XII 2961. Proxulmis | Ledae 488 Vaison. — Spon, Miscell. p. 96. De Wal, Moed. 104. Aurea p. 101 Vallentin, Le culte des Matrae p. 22. CIL XII 1332. Proxumis | Seneca . Secundi ( fil | v . s . 1 . m 489 — Spon, Mise. p. 96. De Wal, Moed. 105. Henzen 5906. Vallentin, Le culte des Matrae p. 23. Aur^s p. 101. CIL XII 1331. Proxsumis | Potita . C . Cod|oni . f . v . s . 1 . m Unter der Inschrift Reliefdarstellung einer Frau, die eine patera hält. 490 Bei Vaison. — Aurds p. 102. Vallentin a. a. 0. p. 23. CIL XII 1330. Proxum . suis l Lucceius . Fuscus . v . s Aures L • LVCCEIVS , falsch. Dieser und der vorhergehende Stein be- finden sich im Museum zu Avignon. 491 Clansayes (Drorae). — Lud. Vallentin, Bull, de la soc. d'arch. de la Drome 1875, 315. BE II p. 227 pl. XIX. CIL XII 1737. Gypsabguss im Mu- seum zu St. Germain. Proxsumis | suis . Baebia | Erotem[a] ^ 1 So Hirschfeld, während Lud. Vallentin // EROEM // las. Der Name ist unsicher. Ueber der Inschrift zwei verstümmelte (weibliche?) Basten in Relief. 492 Lourmoirin (Vaucluse). — AUmer, Bull, de la Drome 1874, 366. Canacia | v . s . 1 . m . P ^ ^ P(roxumi8 7). 493 Orange. — CIL XII 1224. Proxs(wfwfe) Die Buchstaben sind nur leicht eingeritzt. 494 Avignon. — Caylus, Recueil d'antiquites VII p. 255 pl. 73, 3. Boissieu, Inscr. de Lyon p. 70. AurÄs p. 101. CIL XII 1024. Prox8|umis | Tertu ^ 1 Tert(iu8) v{ovit) ? Hirschfeld. Vielleicht Tertu{aae) vgl. 487. 495 Arles ('Ile de la Camargue* Aurds). — Campion - Roach Smith, Bullet, mon. 1862, 349. AurÄs p. 101. CIL XII 661. Attia Prima 1 Proxsumis 1 suis Der Mütter- oder MatronenkultuR and seine Denkm&ler. 177 IV Fati. Fatae. 496 Capua. — CIL X 3812. /Jea7foivri Ne^iaet \ -Aal Gvvvaoiai d^eoiaiv \ l/i^^iav6g ßüifidv \ Tovda .yLaO^eidqvaaTo \ lustitiae . Neinesi . | Fatis quam voverat . aram . | Numina sancta colens | Cammarius . posuit . | Momrasen bemerkt zu der Inschrift: 'nota hominem in graeco epigram- mate iusto cognomine usum esse, in latino aigno\ 497 Rom. - CIL VI 145. Fatis divinis C Clod[it«5////]anus | ex viso \o[tum///] solvit üeber der Inschrift soll sich eine Reliefdarstellung von drei Figuren be- funden haben. 498 Rom, an der Via Tasso. ~ Henfen, Annali 1885 p. 239 n. 3. lovi . optimo . maximo I lunoni . Minervae | Herculi . Fortunae . Fe- licitati I Saluti . Fatis . Genio . sing . Aug | emeriti .ex . niimero eod[em]^ | missi . honesta . missione | ab . imp . Traiano . Hadriano . Aug | ipso . II . cos^.l.l.m . V .8 1 So scheint gelesen werden zu müssen ; auf dem Stein steht EODHOMC. Uebrigens heisst es auf den übrigen Inschriften der equites singtdarea (1—9) immer ex eodem numero, nicht ex numero eodem, ^ Im J. 118. Die übrigen hierhergehörigen Inschriften aus Rom sind bereits oben mit- getheilt (1—12). 499 Brescia. — CIL V 4296. Siebourg, De Sul. p. 26 n. 19. ////// 1 I Fatoni[m///J | nomine . St //// « | C . f . Cornelia ///» | C. Terenti . Cornepfam] | et . M . Sili . CoTne[liani] \ filior . et /// * | M . No- niu8.aarus.///5| l.d.d.[d]« * Auf dem Steine Liiv. erkennbar, was LIC oder ETO oder etwas ahnli- ches gewesen sein kann (nach Mommsen). ^ St[atiae^] Mommsen. * Wohl richtig Yon Mommsen ergänzt Comelia[nae et]. ' Man erwartet, wie Siebourg mit Recht bemerkt, stto (sc. nomine), ^ Nach Clarus. ist auf dem Steine vor dem Bruch noch eine senkrechte Hasta zu sehen. ^ l{ocu8) d(atu3) d{ecurio' num) [d(ecreU)y]. 500 Calvazesio bei Brescia. — CIL V 4208. Fatis I Dervonibus | v . s . 1 . m . M . Rufinius | Severus 501 Botticino Sera bei Brescia. — Orelli-Henzen 5799. CIL V 4209. Fatabus | Deico | Biei . f | v . s . 1 . m 502 Trient in Tyrol. — CIL V 5012. Pa[^fe///]8 I u////as I et////s | m////ma | ci///ui | v////mi 1 Vielleicht v[.8.l,]m. 12 178 Max Ihm: 503 Doblino bei Trient. — Orelli 1773. CIL V 5005. Siebourg, De Sal p. 27 n. 24. Fatis . Fata[&M5] | Druinus . M . No[wt] | Arri . Muciani . c . [v] ^ actor . praedioruffw] ^ | Tublinat.^tegurium* | a . solo . inpendio . suo fe| cit . et . io . tutela . eius | IIB . ö . CC . conlustrio ^ | fundi . Vettiani dedit * cflarüsimi) [r(tVt)]. M. Nonius M. f. Arrius Mucianus war consul ordi narius im J. 201; vgl. Mommsen zu CIL V 3342. ^ Der aetor praedioi'um ist fast identisch mit vüicus; vgl. Marquardt, Privatalt. I 143. ^ TubUncUiium) der Name hat sich erhalten im heutigen Doblino, and der im folgenden er wähnte fundus Vettianus ist wohl mit Recht anf das nahe gelegene Vezsano bezogen worden, wo die folgende Inschrift gefunden worden ist. * tegu- rium nicht verschieden von tugurium (vgl. H. Jordan im Hermes Vfl 193); es ist ein bäurischer Ausdruck für das übliche aedicüla. ^ et in ttUela(m) eius sesterHtim n{um7no8) ducentos cofdustrio, Siebourg erklärt 'in tutda sc. numinum quibus tegurium sacratum etc.*; Jordan in tuUla{m) eius^ d. h. zur Erhaltung der aedicvHa giebt der Dedikant die Summe (vgl. CIL V 5658). Das Wort conLustfium kommt sonst nicht vor. Mommsens Auffassung *sacrum ita dedicari videtur, ut quotannis ad id lustrentur praedia Tublinatia, adiecta praeterea ea condicione, ut simul lustretnr fundus Vettianus* scheint mir richtig zu sein. Eine bessere Erklärung ist wenigstens bis jetzt nicht vor- gebracht worden, auch von Jordan nicht, dessen Yermuthung, coniustrio bedeute etwa soviel wie honorig omamento (vgl. inlustris)^ Siebourg mit Recht zurück« gewiesen hat. 504 Vezzano bei Trient. — CIL V 5002 (vgl. Annali 18(54, 77). Fatis mas| culis . sacr . | Staumus . Ve| sumi . ßritti . et | Cornelia . S . fil . I Prisca | ex voto posuer 505 Aquileja. — Orelli 1774. CIL V 775. Fatis divin | et . barbaric ^ | v . s . 1 . m | Postumia . P . 1 | Callirhoe 1 Fatis dtrtn(ts) et harbaric{ts). Vgl. oben p. 100. 506 Aquileja. - CIL V 8217. Fatis I v.s.l.m I Tertia 507 S. Giovanni del Carso bei Triest. — Orelü 1772. CIL V 705. Sie- bourg, De Sul. p. 26 n. 16. Fatis . Octavia | Sperata . votum | solvit . lib . mun ^ 1 lib(en8) mun(ere). Ygl. CIL V 5482 munere aoMt. 508 Stein am Anger (das röm. Savaria in Pannonifli superior). -- CIL III 4151. AEM II 12. Ueber der Inschrift drei weibliche verschleierte Geetalten, die sich die Hand reichen; auf der Rückseite des Steines drei ähnliehe Figuren ; auf den Seitenflächen Krug und Opferschale. Die Lesung der Inschrift ist un- sicher. Am zuverlässigsten scheint die Abschrift von Maionica und Schneider in den AEM zu sein : Der Mütter- oder Matronen kultu 8 und seine Denkmäler. 179 FATIS TENAt RIODI ASPI///// 1EV\M\MIIIIII /////////////N///// Mitglieder der gern TenaJtia in Verona CIL V 3765-3771. Z. 2 wohl RIODI... (Siebourg. De Siil. p. 27 n. 25). 509 Köln (jetit. verloren). — De Wal, Moed. 115. CIRh 322. Fatis 510 Xanten; Fragment in Turck'8 Handschrift (vgl. Fulda, B. J. 53/54, 248) erhalten FATIS Ein anderes Fragment (= CIRh 1%8) theilt Turck so mit IVL. F . LI CIO PRO S E TSVIS ' V . S • Aus diesen beiden Fragmenten will Fulda die Inschrift herstellen Fatis I M . lul . F[ejli| cio | pro se | et suis . v . s . 511 Kleine Ära in Säblet bei Vaison (Gallia Narbon.) gef., im Museum zu Avignon aufbewahrt. Unter der Inschrift drei stehende Frauen. — CIL XII 1281. Vallentin, Le culte des Matrac p. 21. Rev. des societes savantes 1875 I p. 170 (vgl. auch B. J. 82 p, 155). Fatis I Cornelius ///iP » Vallentin hat CORNELIVS • • FIL • 512 Nim es. — Murat. I 89, 2 ('e schedis Gnirani'). CIL XII 3046, wo Hirschfeld bemerkt: *fide Rulmani stat', und p. 385: *ita ut Ruimanum pessi- mis rei epigraphicae auctoribus adnumerare non dubitem*. Fatis I T . Pomponius j ex . voto 513 Nim es (jetst im Museum eu Avignon). — Bursian, Aroh. Zeitg. 1853, 898. CIL XII 3045. *Elii kleiner steinerner Altar zeigt in einer Art von Ar- kaden drei weibliche Figuren von roher Arbeit'. Darunter die Inschrift Fatis votum | s . 1 . m 514 Valencia (ffisp. Tarrac.). - Orelli 1771. CIL II 3727 (vgl. CIL V498*). Fatis I Q . Fabius | Nysus | ex voto Auf den Seitenflächen und auf der Rückseite je eine roh gearbeitete weib- liche Bfiste. Falsch. 515 Aquileja. — Orelli 1775. CIL V 37*. Fatis . Aug I sac I Q . Babienus | Proculus | cum . suis | v . s . 1 . m Vgl. CIL V 763. 764. 180 Max Ihm: Parcae. 516 Verona. — CIL V 3280. Parcis . Aug . Atilia . Valer/// 517 - CIL V 3282. Parcis Aug | P . Falerius | Trophimus ^ | ornaraentis | decuriona- üb I restitutor r ver^ 1 Derselbe weiht CIL V 3302 dem Silvaniis. 2 ZcWq G schien Mommsen von späterer Hand herzurühren, stand aber jedenfalls schon vor dem J. 14(53 auf dem Steine. 518 — Orelli 1779. CIL V 3281. loco . public . dat . dd 1 I Parcis . Aug . sacr | L . Cassius . Vervici . f | Nigrinus . VI . vir . aug ^ . v . s 1 . m * loco puhUc{o) dat(o) d(ecurionum) d{€creto). 2 gevir aug(ustälis). Der- selbe weiht dem Silvanus den Stein CIL V 3295. 519 — CIL V 3305. _ IParcis ^ . Augus]t\^ sacr | [///ProftJus.VI vir.au[5f] | [v.s.l.m] l.p.d.dM ^ Parcis überliefert allein Maffei, Mus. Veron. 86, 4. Vorhanden sind heute nur noch die nicht eingeklammerten Buchstaben. Vielleicht ist auch CIL V 3306 zu ergänzen [Parcis] Augustis | [sac]rum | //// C . f . Faber | //// f 520 Aquileja. - CIL V 8242. Decidia.Egloge | aram . Parcabus | et . Bonae . Deae | phialam. arg . p . I Sw M dono dedit * arg{enH) p(ondo) I unciarum VII. 521 Unsicher ist die Lesung der Inschrift CIL V 8235 (ebenfalla ans Aqnileja) : in/// I Libe . ro/// | et Pa//// | Aria//// | piscin//// | sign//// Mommsen schlägt vor: in [honorem domus ddvinae] Libero [et Liberae] et Pa[rci8 ? . ..] Aria . . ,pi8cin[am et] 8ign[a III. . . deäUI. 522 Petronell. — CIL III 4443. Sum . Parc ^ | Ael Vetu | pae//ambri | fi///rma | /////m . 1 Sum{mano) Parc(i8). Mommsen. Die Lesang von Z. 2— <5 unsicher. 523 Augsburg. - CIL III 5795. [P]arci[s] | sacr | . C . | Cossinius | Primus |v,s.p|l.l.m 524 Wics-Oppenheim bei Worms. — Korresp. d. W. Z. 1883 p. 42. deabus | Parcis | [C]aesoni|us Liberal lis yet/// | //// So nach Zangemeisters Abschrift. Die Buchstabenreste am Ende der 5. und die der 6. Zeile lassen keine sichere Ergänzung zu. Der Mütter- oder Matronenkaltas und seine Denkmäler. 181 525 Metz. — Robert berichtet (Ep. du la Moselle p. 50 Anm. 2) über ein Par- cenrelief: *un bas-relief decouvert k Metz en 1755, dont Pinscription a disparu, presente trois femmes veiues commes les m^res, mais que leurs attributs, la patere, le fuseau et la quenouille, oaraoterisent nettement.* 526 Rians (dep. Var); 'k la campagne de la Blanque ohez M. de Gassier sur une fontaine'. CIL XU 348. Parcis | v . s . | C Nicinius | Gral^]as 527 St. Symphorian d'Alanson (Langon, dep. Bouches- du -Rhone). CIL Xn 645. Valeria I Eleuteria | Parcis . v . s . m 528 Kleine Ära mit bäurischen Bncbstabon bei Guourron (dep. Vauoluse, arrond. Apt) gef. -* Allmer, BaU. de la Dromo 1874, 365. CIL XII 1095. Parcis | merito | votum | fe[c]it ^ 1 Auf dem Steine steht MIOIT. 529 Nim es. - Murat. 89, 5. CIL XII 3111, vgl. RE 1884 p. 78. [PJarcis | [i.Fafe]rius Hybr[t(la?] | [t;.] s 1 m 530 Ni m e 8. — RE 1884 n. 516 p. 78. ///so//// I ///sus^Val.Tat | /////. Parcabus | v.s.l.m 1 AUmer schlägt vor [per] 8o[mnium tU8]8us, 531 Lincoln. — Watkin, Archaeological Journal 1885 Bd. 42, 150. Auf den Seiteuflächen Krug und Opferschale. Parcis . deaibus . et . Nu;ininibus . Aug I C . Antistius | Prontinus | ' curator . ter | ar . d . s . d ^ 1 ar{am) ? d(e) 8{uo) d{at). 532 C a r 1 i sl e. — CIL VII 928. Parcis . | Probo | Donatalis | pater . v s | 1 . m Falsch. 533 Zuglio (das alte lulium Carnicum). — Orelli 1778. CIL V 62*. Parcis | Cornelia C . f . | Tallias | ex visu VI SiLVANI. SiLVANAE. 534 Teteny bei Pest. — CIL III 3.3D3. üeber der Inschrift Darstellung dreier Nymphen in Relief. Silvana[6tt]s . Augg | Aur Lipor vet | alae [et] ^ Aur Vales | mil . leg . II . adi . p . f ^ I Severianae et . eius * | et . Aur . S[et;]era . filia 182 Max Ihm: ^ So richtig von Mommsen ergänzt; überliefert ist LI. Siebourgs Vorschlag (De Sulevis p. 19 n. 4) ALAE • I • THR ist überflüssig, das einfache veUranus (dae bietet keinen Anstoss. ^ mt7(es) legiiania) LT aeUdOricis) p(iae) f(ideU8). ^ Mommsen meint, dass nach ET der Name der Gattin des Valens ausgefallen sei. Siebourg schlägt FILIVS für ET • EIVS vor, vielleicht richtig. Die Inschrift fallt, wie der Beiname der Legion andeutet, unter Severas Alexander. 535 Alt-Ofen. — AEM VH p. 87. Bonae Deae | et Panthaeo | Diane SLlvan|[a]bus | 6 lul Valens | praep leg II adi | ex voto 536 Alt-Ofen. — AEM VII p. 86. Siebourg, De Sul. p. 19 n. 6. üeber der Inschrift drei weibliche Figuren in langem Gewände, Zweige und Blumen in den Händen haltend, und Silvanns mit Zweig und Messer, auf dem Kopfe die phry- gische Mütze; zu seinen Füssen ein zu ihm aufschauender Hund. Sil . » et Silvajnis . SAFLA « | Seeundina | v s 1 m ^ Sü(mnö), ^ Siebourg hält an dem Namen Sofia fest, der sonst unbe- kannt ist. Ich möchte eher mit Diner an Mierum) JFl(avia) glauben. 537 Acs bei Komorn. — CIL IH 4304. Ulpia I Candida | Silvanis | v . 1 . m Petronell. — CIL III 4441. S. oben Nr. 108. 538 Deutsch-Altenburg bei Wien. » CIL III 4442. Silvanis | silvestrib|us . sacrum | M.Aurclius | Gapitianus | v.s.l.m 539 Schar fenegg (südlich von Wien). — CIL III 4534. Silvanis | silves|trib [ ///? Ueber der Inschrift: 'Silvani quattuor, quorum unus nudus*. 540 Topolovetz bei Sziszek (dem alten Siscia). — EE II p. 416 n. 844 — EE IV p. 139 n. 474. Siebourg, De Sul. p. 18 n. 1. Die beiden Abschriften lauten : SILVA SILVIA N I S N ' • - I S M I I N C MI-LNC V-SL-M N • S- L- M (nach Tkalöic) (nach Jagiö). Z. 3 y/hre mit Mommsen also etwa herzustellen M- FL- I VC d. h. M.Fl(amu8) Iuc{undu8), 541 Aquileja. - CIL V 817. Calybe | Silvanis | v . s . 1 . m 542 Verona. — CIL V 3303. [5ir|vanab | Flavia | Douata . v . s 1 1 . m Der Mütter- oder MatronenkultuB und seine Denkmäler. 183 543 Barcelona. — CIL U 4499. d . d ^ I Silvanis | M . Antonias | Gr[e9cjeii8 | v . s . 1 . m 1 d(is) d(eabu8) ? vu Dea Svl. 544 In Bath in England (den alten Äqaae SuHs) wurden die Reste eines Tempels der Dea Std entdeckt, auf den sich folgende Inschrift bezieht: C.Protacra[^ Libo I? C]laudius . Ligur [sacer{dotes) restitutoc\o- legio . longa . seria \ßnnorum abolito aedem] \ Deae Sulis M.[inerv]H,e . nimia . vetust[a/6 conlapsam s(ua) pec]\mi3, . refici . et . repingi . cxir[arunt idemque probarunt] Die Ergänzungen, die natürlich z. Th. unsicher sind, von Hübner CIL VII 39. Siebourg, De Sul. p. 16 n. 1. Ebendort wurden auch die folgenden Inschriften 545—550 gefunden. 545 — CIL VU 40. Deae Suli | pro . salute . et | incolumita|te . Mar ^ . Aufid[i] | [Jfja- ximi . 7 . leg I Vi . vic 2 I [J[]ufidius . Eu| tuches . lib . | v . s . 1 . m 1 3far(ci). ^ (cmiuriofds) leg{ioms) VI vicitricis), 546 - CIL VII 41. Deae Suli | [p]ro . salute . et | [ijncolumitate | Aufidi . Maximi ^ | 7 . leg . VI . vic . M . | Aufidius L[c]mnus | libertus . v . s . 1 . m 1 Derselbe Äufidiw Maximus wie in der vorigen Inschrift. 547 - CIL Vn 42. Deae.Su|li . Min . et . Nu|min . Augg ^ . C . | Curiatius | Saturninus | 7 . leg . IT . Aug I pro se su|isque | v . s . 1 . m 1 Min{ervae) et Numin(ibu8) Äugg{u8torum), Die Inschrift fällt nach 161. Die legio II Äugusta kam bereits unter Claudius nach Britannien (Pfitzner, Rom. Kaiserlegionen p. 223). 548 - CIL VII 43. Deae | Suli Milnervae | Sulinus ^ | Matu|ri . fil | v . s . 1 . m 1 Vgl. 344 : Sulinus Bruceti /(üius) und oben p. 82. 549 - CIL VII 44. Deae S//// M Ti . Cl . T//// | sollen//// | ti i//// 1 Deae Siülii. 184 Max Ihm: 550 - CIL VII 53. D . M I G . Galpurnius | Keceptos sacer|dos Deae Su|lis . vix . an . LXXV I Calpurnia Trifolsa . [Kfc] ^ et coniunx | f .c« 1 Nach Häbnor stand auf dem Stein LB 3= Ubierta), ^ f\aciendum) c(uramt), 551 Alz ei in Bheinhessen, jetzt im Mainzer Mus. — B. J. 53/54 p. 142. 190. 295. J. Becker, Katalog n. 84. Dea . Sul 1 I Attonius | Lucanus | ////? 1 SVL auf dem Stein, nicht DEA - SYLI oder DEA • SVI3 (B. J. 82, 155). 552 Block von weissem Marmor, gef. auf der Halbinsel Tanian (Strasse von Kerlsch), wo im Alterthum die Stadt Phanagoria lag. — Stephani, Gompte- rendu de la commiss. aroh6ol. ponr Tannee 1860 (St. Petersburg) p. 106. TtßiQiog ^lovliog ßaailevg | ^Poifif]Täliii]g * q>ikn%aiaaQ Ttai q>i\Xo' QiOfiaiog evaeßi^g zag vno \ Arjzodiiqov dvate&eiaag yiag 2 | iv Qiccv- vaoig * xai Toig nehhag ^ \ xaia tov jcaQomei^evov T€la^(i\va ^ XQ^^V fueitüd^evra avva&QOi\aag anavia y.al nXeovaaag cr/rclxar^ariycr« zy ^«rp Swl ÖL* hiL\[.iaXuag^ uäX^^avdqov Mvqeivov \ tov eniTwv uQiov tjfw fitjvi I l^7r€U.aui) x "^ 1 Tiberius lulius Rhoemetalces regierte 132 — 154; vgl. CIGr 2108 f. 2 5= yitg. Stephani verweist auf Anth. Pal. IX 430, 8, wo y^cct überliefert ist. 3 Die Gegend bezeichnet Arrian peripl. cap. 7, 1 als {/tooft) Biavvixrl, die vom Lande der Kolcher durch den Ophis getrennt sei. * neXarat Hörige, fAia^ft dovXtvovres (nach Hesychius). Hermann, Griech. Staatsalterthümer § 60, 5. ^ Stci)hani, Antiq. du Bosph. Gimm. n. 18. CIGr 2053^: ulafitiva Xevxov Xi- 9ov. Vgl. Boeckh zu CIGr 2056. ^ Ji' Im/aeXtias, auf lateinischen Inschrif- ten curanU oder curam agente ; vgl. 378 in8{tante), ^ Im Monat November des Jahres 448 (Bosporanischer Aern) = 152 n. Chr. Der Mütter- oder Matron^DikultiiB und seine Denkmäler. 185 Register. Ein Sternchen * bezeichnet die Unsicherheit der Lesung. Die Zahlen, de- nen nichts beigefügt ist, bezeichnen die Nummern der Inschriften. Die in eckige Klammern gesetzten Zahlen gehen auf die falschen Inschriften. 1« BeliirioDsweseD« a. Götter und Göttinnen. Abirones (dei?) 450. p. 101. Aerecura p. 99. Alaesiagae p. 54. 101. daaeÄlae8iagAeBedaetFimniilena461. duae Alaisiagae 460. Alateivia p. 17. 20. Albiahenae 246. 247. 249. (s. Matronae). Älbionae p. 22. AUobroges? \ .«o „ .^. Allobrox (deus)? ( ^^- ^' ^^^' Alouni (-ae) p. 103. BedaiuB Angustus et Alouni 423. 424. Ambiomarci (-ae) 444. p. 103. AndrasU p. 20. 27. Apollo 1—12. ApoUo 3faponti8 p. 11. Anmerh. ApoRo aalutaris et medicindlis p. 103. Aserecinehae 216. 217. (s. Matronae). Atufrafinehae 199. 200. 201. 202. 203. 204. (s. Matronae). Aufaniae 210. 244. 259. (8. Matronae und Matrea). Aximus Matronae (et) Aximus (?) 151. (•ae) 3. Bcda s. Alaesiagae. Bcdaius Bedaius Augustus et Alouni(-ae) 423. 424. Belisama (Brilrjact/ni kelt. Dativ) p. 17. Bibracte (dea) p. 127 Anmerkung. Biviae (Bibiae 185). 158. 159. 170. 174. 178. 185. 189. 333. ». 87 ff. (vgl. Quadriviae und Triviae). Bona Dea Parcae et Bona Dea 520. Bona Dea et Panthaeus {sie) Diana Silvftnae 535. p. 84. Britannia (?) 381. Caelum 13. Campestres 1—13. 15. 16. 18. 102. 109 113. 175. 176. 376. 377. 380. 381. 419*. 421*. (vgl. p. 78. 79. 82. 85 ff.) dii Campestres 400. p. 85. Mars Augustus et di Campestres 399. (s. Matres). Cantismerta p. 48. Cas . . . . (?) 188. Casees p. 101. Caudellenses s. Dexsiva. Cautopates p. 19. Comedovi(-ae) Aagusti(-ae) 431. p. 103. Coventina (dea) dea nimfa Coventina p. 96. ,p.37. Dexsiva Dexsiva et Caudellenses 435. vgl. 52. 103. deab uitbus uias uadri (?) 459. deae, di omnes deae 12^. omnes dii 12». di deae 39. di deae fatales conservatores p. 99. di deaeque 42. di deae Biviae Triviae Quadriviae 170. di deaeque omnes 195. ceteri di deaeque 16. cet«rique di 95. ceterique di deaeque omnes 450. ceterique di immortales 6. 7. 8. 9. 10. 186 Max Ihm: Diana (Deana 11). 1—11. 450*. 535. Diana Trivia p. 87, 88. Dinomogetimarua s. Maries. Bis Pater p. 99. Divanno s. Maries. Domesticae 212*. 213. (s. Moires und Maironae). Dominae p. 98. Dominae 420. 437. Domnae (?) 417. Dom. Tr. (?) 418. Drov(i)ae (?) 449. p. 101. DuabuB {Bai.) 443. p. 54. duae (?) Nymphae p. 54. Einbede p. 69. Epona (Ephona 7) 1—11. 16*. 113.380. p. 55 f. 86. 87. Eponae 102. p. 87. 104. Etrahenae Etrabenae et Gesahonae 300. p. 27. 71. (a. Matranae). Fata, Fatae, Fati p. 67. 68. 98 ff. Faia divina p. 99. 100. Faia vidricia p. 99. Fatae (Fati) 1—12. 496. 498. 501. 502*. 506. 507. 508. 509. 510. 511. 512. 513. 514. F. Augusti (-ae) [515] p. 100. F. Deruones 500 p. 100. F. divini (-ae) 497. F. divini (-ae) et barbarici (-ac) 505 p.lOO. Fati Fatae 503. Fati masculi 504. p. 99. Fatorum . . . 499. FaiiMC sanciae p. 69. 100. Faunus f ^' ^'^' Felicitaa 1—12. 498. Feminae s. Fruges. Fimmilena s. Älaesiagae. Flora 450. Föns perennis p. 94. Fanies Nymphae et Fontes p. 94. Fortuna 1. 6-10. 12. 498. p. 13. 97. Fortunae p. 13. Fruges Frugef et Feminae (?) 416. Oab^as (Gott der Zemaiten) p. 28 f. Oabjaugja p. 29. Oabia {dea) dea Idban. OMa p. 27 f. 104. Gabiae 252. 253. 269. (s. Ma;tronae und lunones). Gabie deus (Gab(*ji) p. 28. Geniere der Männer p. 76 f. Genii Matronae et Genii Ausuciatium 67. p. 15. 70. Genius 384. 450. G. alae I Hispanorum Asturum 361. G. C(ivitaiis) \]{lpiae) 8 ... N ... 183. G. der equites singulares 1—12. 16.498. G. imperatoris 12. 13. 16. G. loci 195. 333. 444. 445*. 456*. 457. p. 89. Gesahenae Etrahenae et Gesahenae 300. p. 27. 71. (s. Maironae). Gninehae (?) 310. p. 23. Hera Haera dominaX ^ q« Hera dea ( ^'^^' Herae Äuscorum p. 98. Hercules 1. 6—13. 380. 444. {p.98). deus sanotns Hercules et lunones 69. [401]. p. 77. Hercules Magusanus 450. Jcauni^ dea p. 104. 127 (Anmerk.). Icotii (-iae) 428. p. 103. dea Idban. Gabta p. 27 f. 104. Idennica s. SiHivia. Ifles 454. p. 25. 101. Isis p. 66. luno 1—13. 415. 498. Inno pagi Fortunensis 414. lunones der Frauen p. 76. 97. lunones p. 76. ff. lunones 19. 20. 21. 58. 65. 66 (auf der Seite). 69. 72-80. 85. 87. 88. 89. 96-99. 110. 111. 271. 306. 384. 395. [401—404]. 414*. 415*. 464*. lunones Augustoe 90*. 91. 92. 93. 118. p.75. 78. deae lunones 171. lunones domesticae 261. p. 77, lunones Gabiae 288. p. 77. 78. neminae lunones p. 112. lunones Matronae 66. ^-l ^ 77 Matronae lunones 63. J ^' lunones montanae 117. p. 78. 80. 86. Snleviae lunones 382. p. 78. 128 {zu Nr. 155). lappiter 13. luppiter Ädeeneicus ) »^ luppiier Ägganaicus S ^' luppiter optimns mazimus 1-12. 38. 60. 95. 186. 350. 444. 445*. 498. Der Mütter- oder MatroneiikaltuB und seine Denkmäler. 187 luBtitia 496. p. 87. Lares p. 87, Lares AugtisH p. 104. Lares competale«187. 462. p. 87. 89.103. Lares domesHci \ „ familiäres „ privati „ publici ) Lares viäles p. 87. Liber 521. Lua maier p. 60. Lucretiae, deae 449. p. 101. Lucus (Plur.) 430. p. 101. Lugoves 212*. 442. 467. p. 102. Lima 13. Lutatiae Suebae ? 455. p. 18. Lymphae Nymphae LymphaequeÄt$gustae p.95. Mahal . . . (Beiname einer Göttin ?) 450. Maia p. 13. Maiiae, deae p. 13 flg. Mairae, deae p. 12 flg. Malvi8(i)ae, deae 447. p.lOl. Mare 13. MariecHy die drei p. 74 flg. Mars 1-13. 380. 444. 457. Mars Augustus et di campestres 399. p.87. Mars campester p. 86. deus Mars 460 deus Mars Tbingsus 461. p. 54. Mars dominus p. 98. Mars Toutates p. 19. M. TrituUus p. 30. Martes Divanno et Dinomogetimarusp.54. MttxiQfg (sicüische Mütter) p.58 ff. Matergabia (dea) p. 28 f. Mater Magna p. 58. Mater Matuta p. 59. Matrac p. 8 ff. u. ö. Matrae 116. 119. 132. 133. 135. 136. 137. 139.140. 148. 162. 163. 165. 169. 173. 389. 399*. M. Augostae 141. 142. 143. 145. 146. 149. 150. 152. 154. 161. 386. 387. 388. 390. 392. 393. p. 14. 35. deae Matrae 153. 168. 385. p. 14. 35. 42. M.Augu8tae£barnicae393.p.i6.^5. Lucinae Matrox p. 30. M. Nemetiales 147. p. 16 f. 32. M. Aagustae Obeleses 152. p. 17. 32. 35. Matres 1. 2. 3. 6—11. 114. 120. 124. 125. 128. 129. 131. 134. 138. 156. 186. 190. 337. 341. 346. 350. 354. 355. 356. 360. 363 — 368. .IS. Matres 379. 397. 456*. 457*. 462*. 466*. 468*. M. Afrae Italae Gallae 348. p. 71. Matres Älatewiae p. 17. M. A 1 a t e r V (i) a e (et M. campestres) 378. 451*. p. 17. 20. M. Almabae 122. p. 17. M. Annaneptae 331. p. 19. M. Ar8ac(i)ae s. Marsac(i)ae. M. Aufaniae 398. p. 11. 29. 62. (s. Matronae and Aufaniae). Matres sive Matronae Aufaniae do- mesticae 207. p. 11. 36. M. Italae Germanae Gallae Britan- nae 340. p. 18. M. Britt(i)ae 328. ) M. Britt(i)ae Maxac(i)ae 332K .M. campestres 378. t p.20. M. tres campestres 361. ( 37. 85. deae Matres 345. 347. 353. 362. \v5 deae M. Lot... 357. Q deae M. tramarinae 351. 352. i^ deae M. tramarinae patriae 358.) Qh M. Pannonioruro et Del ma tarn m 394. p. 15. 30. M. domestioae 209. 211. 212.370. 372. p. 62. 70. M. sive Matronae Aufaniae domesti- cae 207. p. 11. 36. Matres (?)dome8ticae ves . . . edones 212. p. 32. M. Elitiv(i)ae 126. p. 17. M. Frisavae paternae 329. p.l8. 71. M. Gallaicae 396. p. 18. M. Italae Germanae Gallae) ^^ Britannae 340. > ^'Jj M. Afrae Italae Gallae 348.3 ^'^' M. omnium gentium 369. p. 15. 71. M. Italae Germanae Gallaex Britannae 340. ( p. 18. M. meae Germanae Suebaer 71. 273. ) M. Gerudatiae 121. p. 17. M. gubernatrices p. 30. M. paternae Hiannanef(?) 287. p. 19. 71. M. Italae Germanae Gallae) ^^ Britannae 340. > Vt M. Afrae Italae Gallae 348. ) ^^' M. Lapodunenses p. 89. deae M. Lot...? 357. M. Marsao(i)ae paternae sive ma- temae 330. p. 18. 19. 71. M. Masanae 286. p.l9. M. paternae et maternae meaeque Suleviae 14. p. 71. 80. M. Marsac(i)ae paternae sive mater- nae 330. p. iS. 71. M. Britt(i)aeMaxac(i)ae 332. p.l9. M. meae Germanae Suebae 273. p. 18. 188 Max Ihm: p.ro. ' 71. Matres M. Mcdioiauiehao 280. p, 19, M. MopatoB Buae33ri. p. 19. 32. 71. MttTQfßo Nafjiavaixttßo 115. p. 9 flg. 16. 32. M. Noricae 3;}8. p. 18. M. omnium gentium 369. p. 15. 71. M. orbis totalis p. 15. Anmerk. 2. M. Pannoniorum ot Delmatarum 394. p. 15. 30. M. Par . . . ? 355. p. 66. M. Parcae 371. p. 66 f. M. paternaeHiannanef. 287. M. Mai'8ac(i)ae pateruae^ sive maternae 330. M. Frisavac paternae 329./ M. paternae et maternae' meaeque Saleviae 14. deae M. tramarinae patriae 358. p. 62. 70. M. Quadruburgenses p. 30. M. 8uae 193. 198. 349. SIS.) p. 62. M. Mopatea saae 33(>. )70.71. M. Suebae 289. IplS. M.meaeGermanaeSuebae273.} 80. M. Suleviae 1. 2. 3. (i— 11.13. p.80. M. tramarinae 375. ) ^- deae M. tramar. 351. 352. ^fow deae M. tramar. patriae 358. 1 M. tres campestres 3f51. p. 37. M. Treverae 3:J4. p. 18. 61 Anm. M. Trisavae a. Frisavae. M.Vacallineae 215. p.11.24.31. (s. Matronae). M. VaUogonsae p. 30. M. Vapthiae (?) 195. p. 19. M. U b e 1 k a e (Jlf. Ubelnae) 123. p. 17. M. veteres (?) 4<>9*. M. vialea 359. p. 90. Matrea (?) domesticae -yes -edones 212. p. 32. Matronae 22—26. 29. 30. 32-37. 39— 48. 50-53. 55. 56. 59—62. 64. 67. 68. 70. 71. 81-84. 86. 151. 157. 226. 275. 309. 312 (Beiname unaieher). 327». 405*. 406*. 407*. 408*. 409*. 410*. 411*. 412*. 413* (vgl p. 11 Anmerk. 3). M. Abiamar. 293. p. 21. 103. M. Afliae272 {Dat. Aflims, vgl p.34f.) 289. p. 25. M. Ahinehae (?) 229. p. 21. M. Alagabiae 316. p. 29. M. Albiahenae 248. p. 15. 22. (s. Albiahenae). M. Albiahenae 181. p. 23. M. Andru8tehiae.206. 279. p. 20. 27. 34. M. Anesaminehae (?) 258. p. 21. M. Arvagaatae 268. p. 26. 39. Matronae M. Asurioinohae 197. p. 25. 31. (8. Aacrecinelvae). M. Atiricnivae (?) 229. p. 21. M. Atufrafinehae205» p. 14. 25. 34. 51. (s. Atufrafinehac). M. Aufaniae 223. 260. 277.^ (Aufanib. p. 32). 317. 335. 445*. Aufaniae Matronae et Ma- p. 15. tres Pannoniorum et \)e\'^24.29 matarum 394 (vgl p. 15). 34. Matres sive Matronae Aufa- niae domesticae 207 (vgl. p. 11. 36). J (s. Aufaniae und Matres). M. Aviaitinehae s. Maviaitinchae. M. Aidaitinehae p. 21. M. Aumenahenae (-aionae) 276. p. 21. Matronae et Genii Au8uciatium67. p. 15. 70. M. Axsinginehae 281. p. 25. M. Braecorinm Gallianatium 54. p. 15. M. Caiminehae (?) 220. p. 21. M. Campanehae p. 30. M. Cantrusteihiae 311. 383. p. 27. 34. sanctae Matronae Ucellasicae Conca- naunae 57. p. 15. 16. M. Cuchinehae 255. p. 23. 47. M. Deruonnae 49. p. 16. 100. divae Matronae 31. p. 36. Matres sive Matronae Aufaniae d o- m e 8 1 i c a e 207. p. 11. 36. (s. Matres). M. Ettrahenae et Gesahenae 305. p. 27. (a. Etrahenae). M. Gabiae 222. 231. 250. 251. p. 15. 27 ff. 77. (s. Gabiae und lunones). M. Braecorium Gallianatium 54. M. Gavadiae 295. 29 p. 16. antiarum 28. j M. Vesuniahenae 256. 263. 265*. 2^56. 267. p. 25. 52. (s. Vemniahenae). M. Yataranehae 241. \ ^ ok M. Veterahenae 234. {^ioa M. Veteranehae 232. 233. 235.( %-^^' 237. 239. 242. 243. ) ^'^• (s. Veterahenae and Veteraneluie). M. Ulanhinehae ? 254. p. 21. 70. Matronae ae 196. 319. Matronae . . . benehae 257. p. 21. Matronae -roin . . iae 315. p. 21. M. Teniavehae (. . . teniavehae ?) 230. p. 21. 32. Medicinae 448. p. 103. Menraandut(i)i (-ae) 427. p. 103. Menmanhia (dea) p. 103. Mercurius 1 — 3. 444. 450. M. Alaunw p. 103. M. Ärvernua p. 51. M. lucri repertor p. 115. M. lucromm potens 38. p. 70. M. lucrorum potens et conservcUor p. 115. M. und Eosmerta (Maiä) p. 13. 45. 47. MriTfQCs 8. MttTCQig. Minerva 1-13. 380. 498. Minerva Belimma p. 17. Stdivia Idennica Minerva p. 81. dea Sul Minerva s. Sul (dea). Minarae (?) 465. p. 103. Mogontia {dea) p. 127 (zu Inscltr. 151). Montanae (?) 433. (s. SuUviae und lunones). Mountes p. 101. Namanehae p. 31. Nehälennia p. 31. 50. Nehaienniae b. Matronae NeJuxlenniae. Nemausus (deus) p. 121 {zu Inschr. 151). Nemesis, Sianotva Nifjuaig 496. Nemetona p. 17. Neptunus 13. Nervini (-iae) 463. p. 103. Namen Augusti 460. 461. Numen Matrnm (?) 466*. Nomen imperatoris 352. Numen (?) Matronarum Vediantiarum 28. Numina Äns^ustorum 387.395.531.547. Numina sancta 496. Nympha dea NymplM ) dea Nympha Brig. \ « op dea Nxmfa Coventina ( ^' Nympha regina undarum ) Nymphae p. 84. 93 ff. N. aeternae p. 94. N. Orestes p. 86. N. Augustae p. 94. 95. N. Caparenses p. 93. N. dominae p. 98. duae (?) Nymphae p. 54. 95. N. geminae p. 95. N. GriseUcae p. 94. N. medicae p. 94. 103. N. Nitrodes p. 94. N. novae p. 94. N. Percernes p. 94. N. perennes p. 94. *N. quae in nemore sunt p. 95. N. salutares p. 94. N. salutiferae p. 94. N. sanctae p. 94. N. saftctae novae repertae in viUam Surdinianam p. 94. N. sanctissimae p. 94. N. Varcilenae p. 93. N. venerandae p. 94. Octocanehae s. Matronae. Osdiavi (-ae) 438. p. 103. Pan p. 84. Panthaeus 535. p. 84. 190 Max Ihm: !'■ 67. Parcae p, 66 ff. 99. Parcae 520. 521*. 522*. 523. 526. 527. 528. 529. 530. 532. [533]. P. Augustae 516—519. Parcae et Bona Dea 520. deae Parcae 524. Parcae deae 531. (8. Matres). Patres, dii p. 101. Polengabia {Oöttin der Zemaitefi^ p. 29. Proxumae (Proxsumae 475. 476. 479. 480. 489. 492. 493. 494. 495; Prox- xumae 470.) 470-495. p. 96 f. P. 8uae (P.S. 484). 472.473.475.478. 484. 485. 490. 491. p. 97. Quadriviae (Quadruviae, Quadniiae, Qaa- dribiae, Quadrubiae) 95. 103. 104. 106. 158. 159. 160. 170. 172. 174. 178. 185. 187. 188. 189. 192. 262. 285». 333. 425*. 459*. p.S7ff. (vgl. Biniae u. Triviae). Silvanae et Quadribiae Augustae 108. p. 89. deae Quadr. 180. 182. 183. 191. Eosmerta p. 13. 47 f. Salus 1—12. 498. Salvand { ^ oi Saimngs ] ^' ^*' Sexarhores p. 101. Sexsarhor {deus) p. 101. Sävana p. 84. Silvanae, Silvani p. 20. 83 ff. Silvanae 108. 535. 536. 542. S. Augustae 534. Silvanae et Quadribiae Augustae 108. Silvani (-ae) 537. 540. 541. 543. d(i) d(eae) ? Silvani 543. p. 83. Silvani silvestres 538. 539. p. 84. Silvanus 1—12. 16*. 447. 450. p. 83. 84. 101. S. agrestis p. 83. 86. 8. dendrophorus p. 84. S. domesticus p. 83. 8. Orientalis p. 83. S. Sinquatis p. 19. S. tutor finium p. 83. Sol 13. Sol divinus 12. Somnus p. 99. Suebae Lutatiae Suebae (?) 455. p. 18. 80. Summanus (?) Sum. Parc. 522. Sul, dea p. 81. dea Sul 545. 546. 549. 550. 551. ij ^foff 2^1 552. p. 81. sacerdos deae Sulis 550. Sul dea Sul Minerva 544. 547. 548. Suleviae (Suleiae 11. 13. 155). 1. 2. 3. 6-11. 13. 17. 18. 105. 112. 127. 155. 194. 285. 344. 440*. 458*. p. 20. 78. ff. S. lunones 382. p. 78. Matres paternae meaeque Suleviae 14. p. 71. 80. S. montanae 107. 434*. p. 80. 86. S. suae qui {sie) curam ve8tra(m) agnnt 155. p. 80. SuUvia [dea) p. 20. Sülivia Idenmea Minerva p. 81 Sunuxsal (dea) p. 139 Anmerk. «. p. 140 (eu Inschr. 243). Sylphen p. 82. Tagavog p. 10 Anmerk. 4. Termunes Augusti 422. p. 101. Terra 13. Terra maUr p. 60. Textumehae (?) 292. p. 21. 32. Thingsus s. Mars. Trivia s. Diana. Triviae (Tribiae 185. 188. Tribviae 159). 95. 100. 101. 106. 158. 159. 170. 174. 178. 185. 188. 189. 333. 425*. p. 87 ff. Dominae Triviae (?) 418*. p. 98. deus tfimi p. 88. TrüMw 8. Mars. Valäudo f. 94. Veswna {dea) p. 25. Tutda Vesunna p. 25. Vesuniahenae 264. p. 25. (s. MatrontM). Vataranehae 236. \ Veterahenae 238. \ p. 25. 31. Veteranehae 240. f (s. Matronae). dii meani compitaXes et hartenses p. 36. Victoria 1—12. 380. p. 13. Victoriae p. 13 {mit Anm. 4). Vihansa p. 104. Vinoviaj dea p. 127 {eu Insdw. 151). Virgines, sanctae (?) 436. p. 103. Ura fons p. 104. 127 Anmerk. Urassae p. 104. ürobroci (-ae) 432. p. 103. Warhede ) Willibede } p. 69. Worbetta ) . . . olationis ? 429. Der Matter- oder Matronenkiiltus und seine Denkmaler. 191 b. Votivgegenstände. acGubitum 8. porticm, aedes aedem cum ara dat 386 {Matris), aedem et . . . 145 {Matris). aedero, signa III, porticnm cnm ma^ eeris et calina et lociim, in quo ea sunt ; votum solverunt loco pri- vato 96 {lunonibus), [aedem] deae Sulis M[inerv]ae nimia vetu8t[ate conlapsam sua pec]unia refici et repingi c«r[averunt] 544. ager agnim ex macerie circumductum 173. (Matrabiui). ara aram dedit 95 (I. o. m. Triviis Qua- driviis). quam voverat aram . . . posuit 496 [Fatisy aram locumque bis legibus dedicavit 20 {lunonibus), aram Parcabus et Bonac Deae pbia- lam argenti pondo I unciarum VII dono dedit 520. aedem cum ara dat 386 (Matris). ar(am?) d(e) 8(uo) d(at) 531 (Par- cabus), arbores 8. templum. arcuB arcum templo reniiimt 112 {Quadrivis). circumsaeptum circurasaeptum et portam ex voto suscepto 192 {Quadr.) ; vgl, p. 91. compitum compitamTetnstateconlabsum ex voto restituit 31 {Divis Matronis); vgl. p. 90. oonoa 60 {Matronis), culina 8. porticus, discubitio loco excnlto cnm discnbitione et ta- bula Votum solvit 394 (Äufanis Matronis et Matribtis Pannoniorum et Delmatarum) ; vgl. p. 62, fanum Dominarnm constituit 420. p, 98. introitus s, murus, locus 8.0. solverunt loco private 96. solvit lib(ens) mun(ere) 507. I(iben8) s(olvit) 105. solvit merito? 433. libens laetus reddit 28. retulit? 288. solvit nuudinis libens laetus me- 62. Votum fecit 528. ... 129. {Vgl die Abkürzungen.) laetus libens fecit 59. merito votum fecit 528. sacrum f(ecit) l(ibens) m(orito) 344. consacravit 67. hanc aram looumqne hie legibus dedi- cavit 20. cf«cff ßgarouSi 115. exs stipe annna ^ XXXV et d . . . 149. ex testamento . . . heres faciendum cnra- Vit 254. p. 70, in suo fecit 190. in tutela(m) eins {sc. tegurii) sestertinm nummos duoentos conlustrio fnndi Yettiani dedit 503 {FatiSy Fatahus), 2. Kaiser nod kaiserliche Familie. Tiberius (14—37). Tiber ins Caesar divi Au^sti filius, pontifex maximus, consul V, Im- perator Till, tribunicia potestate XXXVIII 19 (tw J, 36/37), Caligula (37-41). C. Caesar August us Germanicus 35. Traianus (98—117). imp. Nerva Traianus V consul 64. divus Traianus V consul !<*'. Hadrianus (117-138). imp. Hadrianus Augustus pater pa- triae 4». imp. Traianus Hadrianus Augustus pater patriae 1*. 2». 3». 5«. 6*. 7«. Der Mütter- oder Matronenkaltas and seine Denkmäler. 193 imp. Traianus Hadrianns Augustua 498. Genius imp. Uadriani Aagusti 12»^. Genius imp. Traiani Hadriani Aug. 16. L. Aelius Caesar 11 oos. 6 * (im J. 137), Antoninus Pins (138—161). imp. Hadrianns Antoninus Augustus rius pater patriae 9«. imp. T. Aelius Antoninus Augustus Pins pater patriae 8. T. Aelius Antoninus oos. 8. Anrelius Caesar cos. 8 {im J. 140), Septimios Seyems (193—211). dominus noster imp. L. Septimius Seve- rus Augustus totaque domus eius394. imperatores nostri {Seo&rw und Ca- raeaUa) 14. GaracaUa (211—217). impp. nostri (iSfeöen« nndCaraeaUa)14. miles legionis XXII (?) Antoninianae 168. Heliogabalus (217—222). imp. Antoninus il oos. (im J, 219) 424. Severus Alexander (222—235). imp. Aurelius Severus Alexander II cos. 170. Nnmen imperatoris Alexandri Augusti et luliae Mammeae 352. lulia Mamm(a)ea mater Augusti et ca- strornm 352. ala I Hispanorum Asturum [Severiana Alexandriana] Gordiana 361. legio II adiutrix pia fid. Severiana 534. legio XXX Ulpia victrix pia fid. S(e- veriana) A(loxandriana) 331. cuneus Frisiorum Ver . . . Ser . . . Alex- andrianus 460. Gordianus (238—244). ala I Hispanorum Asturum [Severiana Älexandria/na] Gordiana 361. UnhesHmmte : Caes ... 33. Augusti nostri 161. domini nostri 188. Numina Augustorum 395. 547. Genius imperatoris 13. pro salute 353. 450*. domus divina 153*. 168. 170. 171. 178. 180. 195. 385. 447. 521*. TißiQios*IovXiog ßaaiXivs'Poif^rjrdXxrjs a>t- l6xt(i.aaQ xal (piXogfofiaios cva€ßris 552. 8. CoBsnln« Im J. 36/37 Tib. Caesar oos. V imp. VIII trib. post. XXXVm 19. 103 imp. Nerva Traianus Y cos. 64. divus Traianus Y oos. 1^. 104 Suburanus et Maroellus 1^. 105 Candidns et Quadratus 2^. 106 Commodus et Cerialis 2^. 107 Licinins Sara III et Sossius Se- necio 3«. 108 Gallus et Bradua 4«. 109 Palma et TuUus 5«. 110 Orfitus et Priscinus 6o. 111 Piso et Bolanus 7«. 115 Yerflrilianus et Messalla 8. 116 L. Lamia Aelianus, Sex. Carmi- nius Yetus 9*>. 118 imp. Traianus Hadrianns Aug. H 008. 498. U^ Asprenas II et Libo 12 >. b. 132 C. Serius Aagarinus, C. Trebins Sergianus 1\ 133 Hiberus et Bisenna 2«. Im J. 134 L. lulius ürsuB Seryianus III, T. Yibius Yarus 3». 135 Pontianus et Atilianus 4*. 136 L. Caeionius Commodus, Sex. Ci- vica Pompeianus 5«. 137 L. Aelius Caesar II et P. Coelius Balbinus 6«. 138 Camerinus et Niger 7*. 140 T. Aelius Antoninus et Aurelius Caesar 8. 141 Severus, Stloga Priscinus 9*. {irrthümlich Priscinus und Stloga), 160 Bradua et Yarus 18. 187 Crispinus et Aelianus 289*. 201 M. Nonius Arrius Mucianus 503. 207 Aper et Maximus 14. 211 Gentianus et Bassus 108. 214 Messalla et Sabinus 445*. 219 imp. Antoninus U et Sacerdos 424. 221 Gratus et Seleucus 178. 223 Maximus et Aelianus 289*. 13 194 Max Ihm: ImJ, 226 imp. AureliuB Seyeriis Alexan- der II et Maroellus 170. ImJ. 233 Maxim ns et Pater nus 331. 237 Perpetaus et Cornelianus 433. 4. Miiit&rwesen. a. Legionen. legio I Minervia 207 mües, 338 mües, 394 tfibunus mtl. legio I Minervia pia 215 müe8. legio I Minervia pia fidelis 222 miUs. 252 mUea. 255 mües. 267 müta, 277 miUs. 280 veteranus. legio II adiatrix 535 praepositw. legio II adintrix pia fidelis Severiana 534 miles, legio II Aagasta 380 cerUurio. 547 cen- h«rto. legio IV Flavia felix 102 centurio, exer- ciitatw) eqiuüum) 8ing(ularium) C. Avidi Nigrini leg{cUi) Äug{u8ti) pr(o) pr(aetore). legio VI 379* vexiOcUio, legio VI Antoniniana 168* miles. legio VI victrix 313 explorator. 348 mü. gubernator. 545. 546 centurianes. legio VI victrix pia fidelis 372 vexiüatio. legio Vn gemina 10. 18 centuriones. legio VIII Aagiista pia fidelis 177 tri- himus (?). legio X gemina pia fidelis 406 centurio. legio XIy gemina 108 veteranus, legio XIV gemina Martia victrix 28 mües. legio XX Valeria victrix 378 caUurio. 379 vexiOatio, legio XXII primi^enia 170 mües, im- munis consularts Germaniae superuh r%8. 189 centurio. legio XXII primig. pia fidelis 27 cpUo ad ordinem^ centurto. 185. 194 vetera»ii. legio XXII Antoniniana 168* müea. legio XXX Ulpia victrix 287 centurio. 328 mües. 332 mües. 333 veteranus. 334 comicularius legati legionis. 444 müites. legio XXX Ulpia victrix Severiana Alex- andriana 331 optio. b. Cohorten. cohors I Helvetioram 177. cohors I Tungrornm 366. 378. cohors rV Galiorum 381 praefeetus. cohors IV Vindelicoram 443 mües. cohors XXIV volantariomm civium Ro- manorom 175 trUmnus. cohors I 376. oo[hor8 . . . ? 364. c. Alen. ala Astamm 347 decurio. ala pri(ma) Hispanorum Asturam ^ y?W9» Al^»n^y»n» Gordiana 361 praef. ala Augusta Vocontiorum 377 decurio. ala Afrornm oder Frontoniana 286 eques singuUms consularia. ala I singularium pia fidelis civium Romanorum 113. ala (unbestimmt) 534 veteranus. d. Eqnites singulare s» Vexillationen etc. numerus equitum sing^ularium Augusti 1—10 [veterani missi honesta mü- sione). 11 (decurio princeps eq. sing. Aug.). 12 (missus hon. mdssione). 13 (veter. Augusti). 14 {decurio equUum sing. impp. nostrorum). 15 (decurio faetus ex sing. Augusti). 16 (equites sing. imp.). Der Mütter- oder Matronenkulius und seine Denkmäler. 195 yexillatio Oermanomm . . . 351. vexillatio legionis VI victr. piae fid. 372. vezillatio legionia XX Yaleriae Viotr. (oder Texillationes legionnm XX. VI?) 379 müües. ▼ezillatio? .... 352. ordo Britonum 447. ouneos Frisiorum 460. centuria Claadi . . epetini (leg. XIV) 28. e. Flotte. elassia Germanica pia fidelis 193 {miles pleramate Oresind). classis 417 (veteranus ex classe vestia- riw). f. Militärische Chargen. armorum ctistodes ex arm. cust. 3o. ex armor. ou8t.7^. ex arm. 5^. ex armor. b^, ex arm. item ex oaasa 4^. arc. 6^. arm. 6^- «. 9^- «. beneficiarius consularis 178. 195. 196. 340. 357. beneficiarius praefecti 330. centario 29. centuriones legionnm 10. 18. 27. 102. 189. 287. 378. 380. 406. 421. 545. 546. 547. oenturio p(rimi)p(ilaris) 369. consnlaris Qermaniae superioris s. im- comicularius legati legionis XXX ülp. yiotr. 334. decurio alae Asturum 347. decnrio alae Angnstae Vooontiomm 377. decnrio eqaitum sing, imperatoram no- strornm 14. decurio fiactus ex sing. Augusti 15. decurio prinoeps equitum sing. Au- gusti 11. duplioarius (dnplarius) 17. ex dnpUcario 7^. eques alae Frontonianae Coder Afrorum?) singularis consularis 286. equites singulares legati Aug. 102. exercitator equitum sing, legati Au- gusti pro praetore 102. explorator legionis VI victr. 313. ffubemator leg. VI 348. nastiliarii hastil. 8. ex aatil. 4<'. 5^. ex asti. 4 b. 4^ aat. 60. 9 b. immunis consularis German.superior. 170. legatus Aug. pro praetore s. exercitator. legatus legionis XXX U . ▼ . 8, corni- eülarius. ex librario 4^. miles ex dasse Germanica pia fideli pleromate Gresimi 193. milites s. Legionen und Cohorten, milites vexillationis leg. XX 379. optio ad ordinem, centurio 27. optio legionis XXX ü. ▼. 331. op(tio) v(aletudinarii)? 6 b. praefectus «. benefieiarius. praefectns alae 113. 361. praefectus cohortis IV Gallorum 381. praepositus legionis II adiutricis 535. signiferi signifer 370. sig. 6b. 0.9 b.c. ex signif. 3 o. 4 c. 7 b ex sign. 5 b. ex sig. 3 b. singularis 8. singularis consularis 286 {eques). tabularius 6 b. ex tab(ulario) li(brario)? 4 b. ex tab(ulario) li(brario) f(isci)? 5«. tribunus cohortis 175. tribunus legionis 177 (praef, coTiortis), tribunus militum legionis I Minerviae 394. tubicen 9 b. veterani 8. Legionen. veterani missi honesta missione ex nu- mero equitum sing. Augusti 1—10. 12. 498. veteranns alae 534. veteranus Augusti 13. veteranns ex dasse vestiarius 417. victimariuB 9 b. c. 196 Max Ihm: 5. Mnnicipalwefieii. Stand und Gewerbe. actor praedioram Tublinatium 503. augaatalis 8. seoir, augustalis coloniae Sarmizegotusae me- tropolis 103. c(onductor) f(errariarum) N(oricaruro) 422. carator ter 531. decurio 190. decurionum decretum 47. 499. 518. 519. ornamentis decurionalibas 517. duumvir 423. 424. flamen Dialis Martialis Salius (?) 19. liberti s. p. 198 unter den AbMrgungen. medicus 392. negotiator cretarius 273. negotiator frumentarius 336. pictor 420. praefectus 19. praefectas pagi luni 136. procurator (ferrariaram Noricamm) 422, publicanus 192. sociorum quadragesimac vilicus 148. quaestor 95. sacerdos deae Sulis 544*. 550. 8cul(p)tor 344. . servus 78. sevir 96. 411. 412. sevir augustalis 518. 519. sevir et augustalis 65. sutorum collegium 467. verna ex dispensatore 161. vestiarius 417. vilicus sociorum quadragesimae 148. vilicus stationis 33. 6. Cfeographlscliefl. Trlbns *)• Adganai (vicani7) 53 p. 37, Alba 406. Alpinus mons 95. Alutus fiumen 277 (fuit ad Älutum flur men accus monte Caucasi). Baetasius 8. Traianensis. Bivienses «. vicani. Brittones 379. 447. Caucasi, mons 277. Gaudellenses 435 p. 37. 52. Cemenelensis 27. cives cives Thraces 16. cives Tuihanti 460. 461. cives Nemens. 13. cives Nervius 336. cives Tribocus 12. civitas ülpia S. N. 183. Claudia Ära 12. colonia Sarmizegetusa metropol is 103. Germania superior {immunia consülaris Oerm, «Mp.) 170. Ger man! cives Tuihanti 460. 461. lunius, pagus 136. Laurentum 19. Nemens. s. cives. Neriomagienses s. vicani. Nervius s. cives. Oescus, Ulpia 7^. Pacis, vicus 385 (in Metz). Raetus b^. Sarmizegetusa metropolis 103 {s. colonia). Sicca Veneria 175. Sirmium, Flavia 1^. 7*». Sunix 243. BiawioiSy iv 552. Thraces s. cives. Traianensis Baetasius 1^. Tribocus s. cives. Tublinates 503. Tuihanti s. cives und Germani. Tur. (sociorum quadragesimae vilicus ad Tur.) 148. Yettianus, fundus 503. vicani 51. vicani Bibienses 182. vicani Neriomagienses 395. vicani vici Pacis 385. vicani .... 261. vicuB Pacis 385. Camilia 406 (Alba). Claudia 27 (CemeneHum). Tribus : Fabia 19 {Laurentum). \ Quirina 175 (Sicca Veneria). 176. *) Die toplBchcn Bolnamcn der Matronen sind hier nicht berücksichtigt, dcHgIrichen nicht dio von VölkerschAflen herKcnommenen Boluamen von Alen nnd Cohorten. Der Mütter- oder MatronenkuUas und seine Denkmäler. 197 ■ 7. GrammAtlk und (hrthographle. Vokale. a consaoramt 67. c statt ae — ÄgricoklU, Bede4&h Diane 450. 535. divine 352. Epone 3». Fimmtlene 4ßl. JPIarc450. Gra- tinieSlO. ÄnneusSBS. Jfanimeae852. prefectus 3S1. darcb ae ersetzt — Pantfuneus 535. statt i — cives 12. 13. 336. competa- libuB 187. Deana« 11. Traianenses 1^. 2Vcrcr 2^. statt 14 — tegimum 503. Synkope Dextrins 390. vefrani 8. ««*rant« 185. 280. t statt e — Orescins 37. commtan- «itim 9b. didbus 447. P>>om 7». statt y — Trifosa 550. Synkope domestcis 211. Epenthese Matirifms 211. 0 Ftow« 1«. 6»>. Dativos 2»>. u statt » — Castruc ... 110. Decw- mia 408. optumol\ PampttliaiSO. QuadruviSj Quadrubis s. p. 88. statt 0 — Icutundus 411. stiatt y — Eutw^ 545. Synkope £r ersetzt 2Wft»i» 159. 1 Galus 2^. eolegium 544. m unterdrückt ocru 173. in honore 385. »ectt« tnonte^n. ad ordine21. in tutela ? 503. vestra 155. n C9mund( 180. 550. unterdrückt Oresces 5^. Masuetus 5 b Fa2« 109. statt m -^ inpendio 503. tden 155. assimiliert coUgium 544. c statt g — acru{m) 173. Äue{ustis) 422. Craceius 111. i^Twer 9i>. Tah'- cent«8 274. Sucessus 5*>. ^ statt c — Egloge 520. fc 5*(Mfta471. Zarws 124. Nikanorlb, d assimiliert ^manu5? 305. Verecunius 273. t statt (f — guie 20. quot 95. statt « — Brito. 447. Fctti« 331. 6 statt jp — üonlaftauOT 31. 108. 369. imb{erio) ibsarum^Sß. ibsa{rum)S2S. p Schwund scultor 344. f statt ph — IVi/b«a 550. h fehlt im Anlaut asttliarii (s. unter den militärischen Chargen). fehlt in griechischen Worten ^wia- rantus 96. concam 60. Cresimi 193. Eleuteria 527. zugesetzt B«2?tc?iud 3 b. £JpA(ma7A. 0^ ila;^n^n«7ii5 281. Dea:aiva 485. «x« 149. 437. Proxsumis s. p. 96 Anm. 4. XX Proxxumis 470. Declination. Nom. Sing. civesl2. 13. 336. transi- euiR? 95. Gen. Plnr. BraeGorium 54. Dat.Plur.^^tm«, Vatuims s. p.34. -4m- /iim6.{?)277. dibus9b. MargeßoNa- fxavaixußo 115. itfa^m, Matrabus s. p. 11 flg. (-«, -a5u« vgl. p. 32 ff.). Aco. Plur. yias 552. Abi. Sing, iniroito 108. Pisonil^. seria 544. wso 497. Gonjugation. posiit 174. (ff Jf ßgatovSi 115 (vgl. p. 9). Syntax, du«, deis, dis statt ieo&ti« 182. 347. 385. qui statt gtio« 155. iden statt i^m 155. pro se et suos 433. quot saepe inoium cammiantium peri- dUante popüh ad pontem transi- tum non plaeuit 95. tn tutela eius dedit — cotüustrio fundi VeUiawi 503. agrum ex maeerie cireumductum 173. Bemerkenswerthe Worte. accubitum 108. discubitio 394. oötüustrium 503. pleroma 193. ««ria 544. suoceptor 95. Sunia; 243. te^num 503. 198 Max Ihm: £ ststt F eingehauea 190. 398. Aufanib. statt Aufaniah. (?) 277. ex casse statt ex cUuse 193. Etttrrahenis 305 Mi8i sUtt Mii8 316. 8. AbkllniiBgeB. C ciölonia) 103. CV c{lar%88imu8) viir) 503.' D • D d(<>num) d(at) 19. 93. 407. D . D . N . N cUofnini) n(o8tn) 188. D . S . D d{e) fi(wo) d(a<) 136. 531. D • S • P d(6) «(MO) p(osMefttnO 182. F f{actu8) 15. F necit) 190. 344. F /(ötw), fiilia). F • C /(acieiuiuni) c{uravit) 550. H • F • C Ä(grw) Aa««»mu8) d(t- vifMe) 168. 170. 171. 175. 180. 195. 447. (aasgeschrieben 385). INS insiiante) 378. I . P . M ? i(us8u) p(08uit) m(eHto)7 222. lYS • IPSA iu8i8u) ip8a(rum) 215. L liibene) 268. 271. L Uibertus) Kiberta) 20. 26. 32. 45. 72. 74. 96. 128. 13^3. 134. 155. 407. 410. 411. 505 L • D • D • D l{ocu8) d{erunt) 1-5. 7. 9. 498. L • L • V • M • S liibentes) ^aeti) v{otum) m(erito) siolverunt) 6. L • M l(iben8) m(erito), liibentes) m{eritd), L< M • P l(iben8) m{erito) pio8uit) 224. 285. LPD-DD l(oeo) p(ublieo) d(ato) d(ecurionum) d{ecreto) 519 (vgl. 518). L- S liibens) siolvit) 105. L- V- S^ liibenalviotum) siolvit) 110. L- XIII. PA- VI? 148. M Miatribua) 332. M Miatronis) 239. 405-413? M miüea) 215. 277. 443 (üblicher die Abkürzung MIL). MA Maffribus) 209. MAT Matiribw) 356. MAT Mat(roni8) 82. MATR 3fatr(M), Matriabu8) 167. 391. 392 MATR Moto] siuscepto) l(ibens) liaetus) mierito) 191. S . L . M siolmt) l(ibens) mierito) 21. 228. 242. 253. S * L - M [exs voto] siusc^to) 2(iben8) mierito) 437. S • S • L siusceptum) sioUnt) Uibens) 205. S S • L • L • M «(M«ceptum) s(olvit) Vfbens) Uaetus) mierito) 347. VL vioto) liibens) 408. y- LM vioto) Uibens) mierito) 537. V. L- P v(ottm) Uibens) jkosuU) 107. y . R . L . M viotum) tieddidit) Uibens) mierito) 140. y . S viotum) «(olrt'O 26. 38. 44. 55. 72. 78. 85. 99. 117. 219. 287. 394. 412. 475. 490. 510. 526. y . S . L viotum) siohU) Uibens) 181. 397. ySLL viotum) siolvit) Uibens) U(^' I tus) 370. 405. y.S-L-LM viotum) siolvit) Uibens) Uaetus) miento), ♦) y . 8 . L . M viotum) siohit) Uibens) m(e- rüo). ySL'M vioto) siuscepto)? ^ibens) mierito) [posuü et dediit)} 195. yO'SL-M voitum) siolvit) U^bms) mierito) 106. y • S • M viotum) sioMt) mierito) 527. y-SML viotum) sidvit) mierito) Uibens) 199*. 213. VS-PLL'M vioto) siuseepto) pio' suü) Uaet^) Uibens) mierito) 523. *) Dies nach V • 8 • L • M die bäuflguto Formel. Der Mütter- oder Matronenkaltus und seine Denkmäler. 199 9. BeliefdATstellniigeii *). a. Götter und Göttinnen. Campeetres 8. SuHetnae, Fatae (vgl p. 99), 497* Rom. Stein am Anger. Säblet. Nimes. Valencia {drei Büsten). Ladenbnrg. Abbild, p. 90. Zaipiofa. 237 246 248 506 511 513 514 Genius 183 445 Jappiter 12 Rom. Mars 12 Rom. Matrae, Matre8,Matronae {vgl p.37ff.). 1. »Ugend dargeskiUt: tl30 Vaison. 153* Belley {deae Mairae), tl66 Bressey-sur-Tille. tl84 Manling-Crumbach. Abbildung Taf. n 1 Antweiler ( Matronae Vaeäüi' nehaeY Embken {MaironaeVeteranehae), Ober-Elvenich {ÄJbiahenae). n " Rovenich {Gäbiae) 256 Zülpich {Matron. Vesuniahenae). 258 » ( » Änesaminehae?), 268 Müddersheim {M, Ärvagastae). 274 Köln {McOronae Mahlinehae). 281 » {Matronae Axsinginehae). 282 „ {Matr, Afltae). Abb.Taf. 1 1. t283 „ t284 „ 294 Rödingen (Matron. Oesähenae) Abb. p. 38. 301 Rödingen {Mapron. Gcmadiae). 305 Bettenhofen {Matr. Ettrahenae). 307 Altdorf {Matronae Hamavehaey 321 Gripswald {Matron. Octocanäe). 322 ff {Matron. Octocannaey 331* Xanten (Matres Afmaneptae). 339 Doomburg {In8ehr. nieht lesbar). t342 London. Abb. p. 41. 358 Newcastle {Matres iramannae). Abbüdung p. 42 Fig. 6. t374 Netherby. 392 Lyon {Matrae Äugustae). Abb. p. 40. i- Vgl 48 f. Matrae, Matres, Matronae t394* Autun. 2. stehend dargestellt: ?24* Morozzo ?32 Avigliana. Abb. p. 48] ?35 Pallanza tl67 Cote d'Or. Abb. p. 44. »t343 London. 385 Metz {deae Maitae). Abb. p. 43. 3. stehend und sitzend nebeneinander: tl44 Vienne. tl79 Zatzenhansen. Abb. Taf. II 2. 264 Vettweiss {Vesuniahenae). Abb. Taf. ni 1. 4. Büsten {vgl p. U): 195* Fundort unbekannt {Matres Vapthiae). 239 Embken {Ma^on. Veteranehae). 295 Rödingen {Matron. Oavadiae). Abb. Taf. III 2. 5. Fragmentarisch und unsicher: tl64 Besangon. t214 Bonn (?). 266 Vettweiss {Matrori. Vesuniahenae). 413* Lomello. t441 Troinex {Pierre aux Datnes). Abb. p. 56. 453*? Paroae t525 Metz {vgl p. 68). Proxumae 471 Nimes {3 Büsten). 491 Olansayes (2 weibliche? Büsten). Quadriviae 183 Ladenburg. Abb. p. 90. SiWanae 534 Teteny. 536 Altofen. Silvani 539 Soharfenegg. Silvanus (mit Hund). 536 Altofen. Suleyiae 18* Rom {Sukviae et Campestres). Abb. p. 79. *) Die mit einem Sternohen * beseichneten Dantellungen sind Tenohollon; diejenigen, elohen ein Krens -i" yorgesetst ist, sind ohne Insehriften. 200 Max Ihm: Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler, b. Opferdarstellungen. •18 Rom (Suleviae et Campestres). Abb. p. 79. Morozzo Ayigliana. Abb. p. 48. Pallansa 134* 135* Vaison (opfernder Mann), 224* Antweiler {drei opfernde Oe- stalten). 24 32 35 X Vgl ^'^p.48f 255 Zülpich. Abb. p. 46 Fig. 10. 305 Bettenhofen. Abb. p. 46 Fig. 9. 339 Doomburg {zwei opfernde Ge- statten), 367. 368 Carvoran(op/ern(i« JVoii?). 413* Lomello. 489 Vaison (opfernde Frtt Merkur and seiner (Gefährtin Rosmerta (deren Namen hier som ersten Mal auf dem rechten Rbeinufer auftritt, wahr- scheinlich die trierisch-deutsche Erdgöttin) die vorstehenden zwei Altäre« Wo aber der Ort gestanden, ist damit nicht gesagt, doch anzunehoMO, dass er, wenn nicht hier, doch in der Nähe war. Man darf vielleieht auf den Namen des eine Stande südlich gelegenen Dorfes Neidensiein (alt Ni- densiein) verweisen, in dessen alter, jetzt al^ebrochener kath. Kirche ein römischer Matronenaltar zu einem Weihwasserbeoken benutzt stand, wel- cher nach Earlsrohe kam. Neidenstefai liegt an der Schwarzbaoh (Neben- flusa der Elaena), welche, im Alterthnm vielleicht Neda oder Nida hiess, ein verbreiieter Flossnamen, wie z. B. die Nied bei Frankfurt nnd der davon genannte gleichnamige Ort. Möglicher Weise fftbrte aber anoh die Lobenbach oder eher die Speeh- bach den Namen Neda, woher dann die bei deren Quellen gelegene Römer» Station den Namen Nedia bekommen hätte. In dieser Gegend lag ehemals 1) Auf diese vicani hat zuerst Zangemeister in diesen Jahrbfichern LXXV S. 207 aufmerksam gemacht. — Ebenda 8. 38 ff. K. Christ fiber RosmerU. IfisoeUeo. 339 der Buchenwald „Spechtbuch'', wozu der sog. Eönigsrain (jetzt Feld) und der dortige Königsbrunnen, eine der Quellen der Spechbach, gehörte, bei wekfaem die erwähnte RömerBtrasse vorbeizog. Von diesem Spechtbuch- wald hat sowohl die ^grosse Spechbach^ oder richtiger Spechtbach (Ne- benfluBS der Schwarzbaoh) ihren Namen, woher wieder der Ort Spechbach (dessen Siegel einen auf einen Bach sich niederlassenden Vogel Specht sammt dem Yenning^schen Wappen enth<) genannt ist, als auch die sog. ^kleine Spechbach^, welche jetzt fast wasserlos in tiefer Schlucht südlich von unserer Bomerstätte in die Lobenbach fallt. Hier lagen bei der Land- strasse nach Lobenfeld ehemals einige Gebäude des Dorfes Spechbach, wo- her noch der dortige Flurname „Alter Keller** stammt. Dort, wo wir auf der erwähnten topograph. Karte Nr. 83 das ausgegangene „Klein Spech- bach** verzeichnet haben, in einer Biegung der Lobenbach, lag, gegenüber der Au oder Klosterau besonders die zu Klein - Spechbach gehörige Lei- fertsmfihle. Verfolgen wir nun den Lauf der Lobenbach abwärts, am alten Frauen- kloeter Lobenfeld vorbei, so gelangen wir nach MönchzeU oder Münohzell, wo im Mittelalter ein jetzt verschwundenes kleines Mönchskloster bestand, von welchem die überall bei alten Bauten wiederkehrende Sage geht, es sei durch einen unterirdischen Gang mit Kloster Lobenfeld verbunden ge- wesen, wie ein solcher auch zwischen letzterem und dem Kühberg, einer alten Burg bei Wiesenbach, bestanden haben soll« Neben dem erwähnten Mönchskloster lag auch du «Schloss* zu Münch- zell (im sog. Weiher, beim ,|Brunnenflu8S**), jetzt ein der Schaffnerei Lo- benfeld, bezw. der kathol. Pfälzer Kirchenschaffnerei Heidelberg gehöriger und verpachteter Bauernhof. Derselbe gehörte im 16. Jahrh. der ursprüng- lich niederrheinischen Familie von Zand, deren hier gefundene Grabsteine in neuerer Zeit nach München, wo das Geschlecht noch existirt, verbracht wurden. Auch einen römischen sog. Viergötteraltar fanden wir zu Münchzell im Schabtall des sog. Schlosses eingemauert, worauf noch Merkur und Herkules kenntlich sind« und veranlassten dessen Verbringung in die Samm- lung des Mannheimer Alterthumsvereins. Vielleicht stammt derselbe ur- sprünglich von der römischen Ansiedelung oberhalb Lobenfeld. Karl Christ. 7. Persönliche Bemerkung zur Mainzer Trevererinsohrift. Im Hefte LXXXII (1886) der „Bonner Jahrbücher% S. 205—208, theiH Herr Professor Dr. M. J. Höfner in Bonn die im Mai 1886 in der alten Stadtmauer auf dem Eiogrubeweg in Mainz gefundene Ehreninschrift der Treverer mit und spricht seine Vermuthung darüber aus, in welchem Jahre und bei welchem Anlasse die Inschrifb etwa gesetzt worden ist Er 340 Misoellen. kommt zu dem Ergebniss, dass sie „nur in das Jahr 196 oder in das Jahr 197 bezogen werden kann'' and „dass sie sich anf eine Episode in dem Kriege zwischen Clodins Albinus und Sevems'' bezieht. Das genannte Heft der ^Bonner Jahrbücher^ ist Anfang Febrnar 1887 aasgegeben wor- den; der Aufsatz des Herrn Höfner trftgt das Datum: „im September 1886 **. Durch die Höfner sehe Abhandlung muss der Schein erweckt werden, als ob die Priorität der Veröffentlichung nnd Erklärang d^ Mainzer In- schrift und die Priorität ihrer BeziehuDg aaf die Jahre 196 — 197 und auf den Kampf des Se^eras und des Glodius Albinus Herrn Professor Dr. Höfner gebühre. Um diesem Missverstäudnisse vorzubeugen, muss ich erklären, 1. dass ich die Mainzer Trevererinsohrift bereits im Juni 1886 im Korrbl. d. Westd. Zeitscbr. V, 6 n. 93 veröffentlicht habe und dass, wie eine Vergleiohung zeigt, Herr Höfner nur eine Kopie meines Inschrifttextes bietet (nur sind ihm zwei kleine Versehen untergelaufen : Zeile 6 steht durch einen Druckfehler TR anstatt PR und am Schlüsse derselben Zeile fehlt ein F = FOdelis), das ich bei einei* erneuten Prüfung des Steines gefunden und im Korrbl. d. Westd. Zeitscbr. V, 7 n. 133 (Juli 1886) nachgetragen habe). Dass ich die Inschrift znerst publizirt und dass seine Legende eine Kopie der meinigen ist, erwähnt Herr Höfner nicht. 2. habe ich im erwähnten Korrbl. d. Westd. Zeitscbr. V, 6, n. 93 vom Juni 1886 die Inschrift „auf den Kampf des Severus gegen den britanni- schen Legaten, den von Severus selbst zum Caesar erhobenen Clodius Al- binus" bezogen und vermuthet, dass sie „nicht vor 196 und nicht nach 197 fallen ** kann. Herr Höfner gelangt zu demselben Ergebniss. Dass ich eine der seinigen gleichlautende Ansicht bereits vor ihm geäussert, er- wähnt Herr Höfner, der, wie aus Absatz 1 ersichtlich, meine Publikation gekannt hat» nicht. In der Anm. 2 S. 207 weist er, ohne Nennung des Namens, eine Vermuthung Mommsens über die Beziehung der Inschrift (Korrbl. d. Westd. Zeitachr. V, 7 n. 131) ab. Dass diese Meinungsäusse- rung Mommsens durch eine Vermuthung von mir hervorgerufen ist und su derselben im Gegensatze steht, erw&hnt Herr Höfner ebenfalls nicht. Dem gegenüber muss ich durch vorstehende Erklärung die Priorität meiner Publikation wahren. Mainz, 14. Februar 1887. Dr. Jakob Keller. 8. Auf die Erklärung des Herrn Dr. Keller in Mainz erwidere ich Folgendes : Meine kleine Untersuchung über eine im Hai vorigen Jahres in Mainz aufgefundene Inschrift in Heft 82 dieser Jahrbücher hat mit der Miscelle des Herrn Dr. Keller in Mainz über dieselbe Inschrift im Korrespbl. d. westd. Zeitscbr. Air Geschichte u. Kunst, V, n. 93 nichts gemein, als die Misoellen. 241 diplomatuch genane Wiedergabe der Insohrift. Und aach dies nur durch einen Zufall. Denn meine Untersuchung wurde veranlasst durch eine Mittheilung dieser Inschrift in der Kölnischen Zeitung vom Mai vorigen Jahres. Der Gang der Untersuchung und das Resultat lag mir, der ich mich mit Seve- ms und Glodius Albinus früher eingehend beschäftigt habe, an demselben Tage im Geiste fertig vor und wurde einige Tage darauf niedergeschrieben. In das 81. Heft der Bonner Jahrbücher konnte dieselbe, da der Druck schon zu weit vorgerückt war, nicht mehr aufgenommen werden. Ich habe dieselbe sodann für das 82. Heft abgegeben, und das Datum bezeichnet weiter nichts als den Tag der Ablieferung. Dass sich ein diplomatisch ge- nauer Abdruck der in Rede stehenden Inschrift von Herrn Dr. Keller im Eorrespbl. V, 93 befinde, davon erhielt ich erst Ende Dezember vorigen Jahres Kenntniss und habe diesen Abdruck in der zweiten Correctur be- nutzt. Die erste Correctur meiner Untersuchung hatte die Inschrift in der Fassung der Kölnischen Zeitung. Auch die Note 2, S. 207, welche sich auf V, n. 131 des Korrespbl. bezieht, fehlte in der ersten Correctur. Von einer Benutzung der Miscelle des Herrn Dr. Keller meinerseits kann dem- nach keine Rede sein; ebensowenig davon, dass ich, der ich mich Jahre lang mit dieser Parthie der römischen Kaisergeschichte beschäftigt habe, zu meiner Untersuchung erst durch die Arbeit des Herrn Dr. Keller hätte angeregt werden müssen. Thatsache ist : durch einen Zufall ist die Miscelle des Herrn Dr. Keller früher gedruckt worden, als meine Untersuchung. Um die so stark betonte Priorität des Herrn Dr. Keller ist es indessen eine eigene Sache. Er nimmt die beiden Thatsachen, auf die es bei der Zeitbestimmung der Inschrift einzig und allein ankommt, und die von andern, wie von mir, längst eingehend untersucht und festgestellt worden sind, die Erhebung nämlich des M. Antoninus (Caracalla) zum Cäsar im Jahr 196 und zum Angustus im Anfange des Jahres 198, ohne sie weiter zu prüfen, pure hin und zieht daraus das Facit, das sich aus diesen Zeit- bestimmungen von selbst ergibt. Aus diesem Grunde haben wir die Arbeit des Herrn Dr. Keller auch nachträglich nicht erwähnt^). Bonn. Dr. M. J. Höfner. 9. Römisches aus Müddersheim. In dem nördlich von Zülpich gelegenen Dorfe Müddersheim (Bahnstation Yettweiss) sind bis jetzt nur 1) Das Mannsoript des Herrn Dr. Höfner enthielt die Inschrift in der Fassung der Kölnischen Zeitang, welche derselbe auf Wunsch des Vorstandes nach dem in dem Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift gegebenen Wortlaute bei der zweiten Correctur seiner Miscelle berichtigt hat. Die Redaktion. 16 242 Miseellen. zwei römische Inschriftsteine sm Tage gefördert worden, atid aswar sind beides Matronensteine (Corp. inscr. Hhen. 590 Matronis Armgastis, 2050 Gäbiäbus). Aach in dem benachbarten Yettweiss sind bis jetzt nnr Ma- tronensteine gefnnden worden {Matronae Vesuniahenae C. I. Rben. 580 — 584) ^), an denen Zülpich und Umgegend ja besonders reich ist. Mfidders* heim selbst scheint seinen Namen diesen Göttinnen (den „Mfittem'^) sn ver- danken^). Das Dorf liegt anf den theilweise bewaldeten Höhen, die sich am rechten Ufer des Neffelbaches hinziehen. Dass hier eine römische Nie- derlassung war, beweisen ausser den beiden Insebriftsteinen andere gele- gentliche Funde. Als Herr Baron t. dejr am linken Neffelnfer ein neues Bachbett graben Hess, stiess man auf römische Substructionen. Die Fund- objekte sind, da nicht planmässig gegraben wurde, bescheiden, aber immer- hin derart, dass sie ein gründlicheres Nachforschen als sehr wünschenswertfa erscheinen lassen. Anf dem Acker liegen zahlreiche grössere und kleinere Stücke römischer Ziegel umher, die z. Th. mit dem bekannten wellenförmi- gen Ornament versehen sind. Ein Ziegel mit Inschrift; hat sieh noch nicht gefanden. Nicht minder zahlreich sind Scherben von Töpfen, Gläsern eto. von gröberer und feinerer Arbeit. In einer Tiefe von etwa 3 Fuss wurde ein roh gearbeitetes Thongefass von beträchtlicher Grösse gefunden, das leidlich gut erhalten ist. Es ist möglich, dass an jener Stelle eine Villa gestanden hat. Darauf weisen auch Stücke von Marmorplatten hin, die auf dem Felde in ziemlicher Anzahl herumliegen, femer ein Stück Mauer- verputz, das* deutliche Spuren von rother Farbe an sich trägt. Auch einige Münzen sind gefunden worden. Das älteste Stück darunter ist ein Silberdenar aus republikanischer Zeit (erste Hälfte des 2. Jahihun*> derts V. Chr.). Auf der Vorderseite Kopf der Roma, auf der Rückseite Zweigespann und Name des Münzmeisters C-P ¥Wtiu9j darunter ROMA. Die Münze ist häufig, das Geschlecht der PkUii sonst nicht bekannt (Mommsen, Gesch. des röm. Münzwesens p. 618). Die übrigen Münzen stammen aus der späteren Kaiserzeit. Es sind vertreten Severas Alezander (Cohen, Med. imp. IV p. 26 n. 1 90), Gallienus, Constantinus Magnus, Orispns (ältester Sohn Constantlns, 886 ermordet; die Legende lautet IVL CRISPVS NOB CAES; auf der Rückseite unter dem Opferaltar S -TR, zu Trier ge- 1) Zwei derselben (G. I. Rh. 583. 584) kamen gleich nach dem Funde in das Bonner Provinzialmoseum. Die drei übrigen verblieben im Besitze des Freiherm v. Geyr auf Haus Müddersheim. Einer derselben (581) zeigt heute keine Spur von Schrift mehr. Die beiden anderen (580. 582) hat der Besitzer auf meine Bitte in dankenswerther Bereitwilligkeit dem Bonner Provinzialranseam als Geschenk überwiesen. Eine Abbildung von 580 finden die Leser der Jahr- bücher in diesem Hefte Taf. in 1. 2) Vgl. Bonner Jahrb. 83 p. 52. MiBcellen, 243 prägt), Graüaniui. Henrorgehoben zu werden verdient ein Dupondios aus der Zeit des Postumos. Auf der Vorderseite der bärtige Kopf des Postu- mus mit Lorbeerkranz (undeutlich). Von der Umschrift ist noch leserlich MP C M CAS AVG. Sie lautete voUständig IMPera/or Caesar tAarcus CASSianius LATinius POSTVMVS Pius FOix AWQustus (Eckhel, Doctrina num. VII p. 440). Das Stück muss umgeprägt sein. Die Legende wird nach CAS (and vor AVG) unterbrochen durch die drei Buchstaben AVG, die grösser gestaltet sind als die übrigen. Auf der Rückseite ist noch das Vordertheil eines Schiffes kenntlich, auf dem ein Mann stand. Auch an einigen Stellen auf den Anhöhen des rechten Neffelufers haben sich Scherben von Töpfen und Gläsern gefunden. Auf einem Erddurchschnitt am Wege nach der Antoniuskapelle fand sich einige Fuss unter der Oberfläche eine etwa 7 Fuss lange tellerförmig vertiefte Schichte schwarzen Humusbodens, die sich von dem umgebenden Lehm deutlich unterschied, in dieser Schichte lagen Bruchstücke dunkel gefärbter roher Thongefasse, mürbe Knochenreste und zahlreiche Feuer- steinmesser und Schaber. Nach der Ansicht des Herrn Geheimrath Prof. Schaaffhausen befand sich hier unzweifelhaft eine alte Wohnstätte, eine sogenannte Margelle. Bonn. Max Ihm. 10. Die Burg auf dem Oapitol in Rom. Die Arx oapitolina ist gefunden! unter dem Kloster der Franziskaner von Aracoeli hat man dicke Tuffiiteinmauem ausgegraben, welche ihrer Struktur und ihren Ver- hältnissen nach einer wohlbefestigten Burg angehört haben. Und so ist denn der lange Streit entschieden. Auf dem höchsten Gipfel des Capitolinus, wo die Kirche der „Aracoeli'' sich erhebt, haben die capitolinischen Gänse den Oalliem Verderben geschnattert, und auf dem niedrigeren Gipfel, wo sich die deutsche Botschaft befindet, stand der Tempel des Jupiter. Die deut- schen Archäologen haben Recht behalten. Ni^buhr, Bunsen, Prelier and Hensen haben über Nibby und Canina den Sieg davongetragen. Die bloss- gelegten Trümmer der Fundamente werden, wie der Architect Graf Jaccoui, welcher das Denkmal für Victor Emanuel an jener Stelle baut, versichert, durch die neuen Arbeiten nicht berührt werden. Es sind bis jetzt circa 80 m Mauerwerk aufgedeckt worden. Nach der Seite des mamertinischen Kerkers hin war die Burg am stärksten befestigt, dort schützten sie zwei dicke Mauern, die etwa 1 m von einander entfernt sind. Die Auffindung der alten römischen Burg, der Wiege der römischen Weltherrschaft, die schon in der Königszeit begründet wurde, ist das bedeutendste archäologi- sche EreignisB der letzten Jahre. Professor Achille Gennarelli feiert es in einem schwungvollen Artikel des „Popolo Romano^. Bonner Zeit. 5. Juli 1887. 244 Misoellen. 11. Die Aufgrabung von Sybaris. Die Zeitangen berichten, dass die Regierung Italiens beschlossen hat, die Stadt Sybaris am Meerbusen von Tarent auszugraben. Professor Viola hat sich bereits an Ort und Stelle begeben, um der Regierung über die Vorarbeiten Bericht zu erstatten. Lenormant sagt in seinem Werke über Grossgrieohenland, dass tich die Lage der vor 2400 Jahren zerstörten Stadt ebenso sicher bestimmen lässt, wie man einst die Lage von Olympia bestimmt hat. Am Golf von Tarent, in jenem Geriete, welches man als Magna Graecia bezeichnet hat, war Sy- baris die grösste, reichste und üppigste aller Städte. Das südlicher gele- gene Eroton, die Stadt des Pythagoras und des pythagor&ischen Bundes war eifersüchtig auf Sybaris und zerstörte dasselbe. Die Stadt ward selt- samer Weise begraben, indem man den Fluss Erotis über sie hinleitete. Dieser hat nach und nach eine Erdschicht von 9 m darüber gelagert. Wenn die im J. 510 v. Chr. zerstörte Stadt aus ihrem Grabe ersteht, wird sie uns sicherlich ein ebenso deutliches Bild des glänzenden damaligen hel- lenischen Gulturlebens bieten, wie Pompeji uns das römische Leben vor Augen führt. Das Grab der Stadt befindet sich unweit der Eisenbahn- station Buffaloria in der fruchtbaren, vereinsamten Ebene des Crati, nicht weit von dem freundlichen Städtchen Gassano, von dem aus man jenes Thal überblickt. (Bonner Zeit, vom 3. Juni 1887.) 12. Herculestempel in Tivoli. Bei der grosaartigen Halle in Tivoli, die allgemein als die „Villa des Mäcen" bekannt ist, wurden bei Gelegenheit von Erdarbeiten schon vor einiger ISeit Marmorreste mit In- schriften gefunden, deren Wichtigkeit die Eigenthümerin des Grundes und Bodens dort, die Societä delle forae idrauliche, jüngst zu weiteren Nach- forschungen veranlasste. Im Verlaufe dieser Ausgrabungen wurde die ganze Halle und was darüber liegt, aufgedeckt und eines der grossartigsten und besterhaltenen antiken Denkmale auf diese Weise wieder an das Licht ge- bracht, eines, das wie kaum ein anderes zu widerstreitenden Meinungen über seinen Ursprung und seine Geschichte Veranlassung gegeben hatte. Seit Ligorio „erkannten" die meisten Gelehrten und Liebhaber antiker Eunst darin einen Theil der Villa des M&cen, unter ihnen auch Marquez und Dggeri, denen wir gute Aufnahmen und Abbildungen der Ruinen ver- danken, dagegen erklärte Sebastiani die Trümmer für Theile eines*' Gymna- siums, Chaupy für Beste des tiburtinischen Forums. Der berühmte Nibby gab zwar der herrschenden Meinung nach, wies aber doch darauf hin, dass sehr auffallende Aehnlichkeiten zwischen dem Fortuna- Tempel zu Präneste und dieser ^ Villa des Mäcen*' beständen, die ihn au dem Schlüsse nöthig- ten, letztern Bau vielmehr für das tibnrtiniBche Herakleion, und zwar fOr ein dem Hercules Victor, dem Siegreichen, gewidmetes zu halten. Diese Misoellen.' 245 Anncht wurde schon 1862 durch einen Inschriftenfuud als richtig erwie- sen, aber — die herrschende Meinung kehrte sich nicht daran. Den ver- dienstlichen Ausgrabungen der obengenannten Gesellschaft blieb es vorbe- halten, jeden möglichen Zweifel über die Bedeutung des Baues zu beseiti- gen. Schon die Auffindung einer grossen Anzahl von Marmortafeln mit dem cursns bonorum (Verzeichniss der Ehren, der Aemter) verschiedener angesehener Persönlichkeiten bewies, dass das Gebäude ein öffentliches war. Gleichzeitig fiinden sich andere Inschrifttafeln, auf denen wiederholt die curatores fani Herculis Victoris (die Hüter des Heiligthums des Hercules Victor) erwähnt werden; eine gedenkt auch der aeditui Herculis Victoris. Mit diesen schriftlichen Zeugnissen vereinigen sich die architektonischen, beispielsweise sind Earniestbeile mit der Keule des Hercules (einem bekann- ten Symbol) in erhabenem Bildwerk geschmückt. So bleibt nun nicht der geringste Zweifel bestehen, dass das ganze Hallen -Viereck, welches bisher Villa des M&cen hiess, ein Theil des tiburtiniscfaen Herculestempels ist. Die Ausgrabungen zeigten femer, dass dieser Tempel, genau wie Nibby einst vermuthet, das Gegenstück zu dem pränestinischen Fortunatempel war und aus drei grosen Terrassen bestand, die von riesenhaften Unter- bauten getragen wurden. Offene und blinde Bogenhallen vermittelten die Verbindung zwischen den drei Terrassen. Die oberste dieser Terrassen trägt heute die Kathedrale von Tivoli, in welche die Reste der Gella des Tempels verbaut sind. So finden wir auch im Palazzo Barberini, der heute den pränestinischen Terrassenbau krönt, die Ueberbleibsel des denselben ehemals einnehmenden Fortunatempels. Die Cella des Herakleions in Ti- voli gleicht in ihrer Bauart den die Terrassen tragenden Hallen und stammt mit ihren unregelmässigen Kalkstein-Rhomben aus der Uebergangszeit des opus incertum zum opus reticulatum. Die jüngsten Entdeckungen erklären auch frühere; nämlich im Jahre 1883 fand man neben der Kathedrale verschiedene antike Baureste mit Bildwerk, das die Herculeskeule darstellte, und Inschriften, die einen magister herculaneus nannten. Einige jetzt noch aufgedeckte, mit Marmor und kostbarem Mosaikboden ausgestattete Bau- reste, die auf derselben Ebene und in derselben Aze mit der Cella liegen, gehörten dem Tempel wahrscheinlich ebenfalls an. Neuerdings steigert sich der Werth der Ausgrabungen durch reiche Inschriftenfunde, die fast alle marmornen Piedestalen angehören. Diese weisen auf Statuen hervorragen- der Römer aus Hadrians Zeit, welche in den Säulenhallen aufgestellt wa- ren. Man findet Einzelheiten in den Notizie degli scavi di antichitä. Es sei aueh an den schönen Kupferstich von F. W. Gmelin (Rom 1796) „Halle im obem Stock der Villa des Mäcen'' erinnert. Köln. Zeit. 26. Juli 1887 II. 246 MiBcellen. 13. Vetera oastra. Eine Erwiderung. Im 82. Heft dieser Jahrbücher Seite 102 wird in Betreff des von mir in meiner Schrift „Vetera castra mit seiner Umgebung, Berlin 1881^, anf 64 ha für zwei Legionen berechneten Lagerraums gesagt: „Sehr zu bedauern ist es, dass Gen. v. Veith ein Manerviereck (von 200 m Länge und 100 m Breite), das einzig positive Resultat der zu Ve- tera vorgenommenen Ausgrabungen, nicht auf dem seiner Schrift beigefügten Plan eingezeichnet hat. Er würde dadurch der Alterthumswiasenschaft einen grösseren Dient geleistet haben, als durch den Aufbau einer Umfas- sung, welche über 60 Hectaren umsohliesst, von der sich im Terrain auch nicht die geringste Spur findet." Nur im Interesse der Sache erlaube ich mir folgende Bemerkungen. 1. Jenes Mauerviereck, in der Karte des Prof. Fiedler und Houbens gegeben, ist in meiner Schrift über Vetera S. 7 erwähnt und in den ihr beigefügten Plan 2 deutlich schraffirt eingezeichnet. Dies Viereck zeigte in dem von Häusern und Gärten bedeckten Terrain Steintrümmer und Mauern tief unter der Oberfläche ohne erkennbaren Innern Znsammenhang. Die übrigen Steinreste des Römerlagers sind in Holland zu den Dämmen ver- wendet, und es hat einen gewissen V^erth, dass 2. der Holländer van Schevichaven in seinen „Bgdragen zum Bataver- kriege, Leiden 1875^ S. 158, solches Lager auf mindestens 780 m Seiten- lange = 60 ha berechnet. 3. Wälle und Gräben jenes Lagers sind allerdings verschwunden, aber die Lage der ehemaligen Befestigung ergiebt sich durch die im Itine- rar 370 gegebene Entfernung einer leuge = 2220 m südlich von Colonia Trajana, an der Römerstrasse. Dort am Fürstenberg umschliesst unser Lager den Kreuzpunkt zweier römischer Heerstrassen, lag sachgemäss auf der Höhe des Berges und entspricht der von Tacitus bist. IV meisterhaft beschriebenen Schlacht und Belagerung von Vetera. Die ehemalige Um- fassung des Lagers ist aber im Osten durch den steilen Thalrand des Rheins, im Süden und Norden durch die tiefen Schlnchtgr&ben von diesem Thalrand bis zur porta decumaua und praetoria, endlich im Westen durch Andeutungen im Terrain in der Nähe der porta sinistra bei Eiting, be- zeichnet, so dass dies schon vor 18 Jahrhunderten von unsem germani- schen Vorfahren leider zu gründlich zerstörte Werk des Kauer Angustns auch ohne äussere Wall- und Mauerreste klar vor uosem Augen liegt. In diesem Sinn gaben sehr gute, nur unwesentlich von meiner auf «riederhol- ten Terrainstudien beruhenden Lagerskizze abweichende Beschreibungen von Vetera Oberstlieutenant Schmidt vom Generalstabe im 31. Heft dieser Jahr- bücher S. 103 etc. und Professor Schneider in der Pickschen Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands VH. Jahrgang 8. 324 mit Plan. von Veith. Misoellen. 247 13. Eine ägyptische Statuette ans Württemberg. In diesen Jafarböchern Heft LXXVIII S. 88—125 habe ich Gelegenheit gehabt, eine Reihe ägyptischer Monnmente zu besprechen und zu veröffentlichen, welche sich in den Bonner nnd Kölner Mnseen befinden und z. Tb. wenigstens im Rheinlande gefunden worden zu sein scheinen. Der Werth dieser Denk- mäler lieget vor Allem darin, dass sie die Existenz des ägyptischen Isis- knltns, welcher in nachchristlicher Zeit im ganzen Bereiche des römischen Reiches eine grosse Rolle spielte, auch für die germanischen Provinzen er- weisen. Heute sehe ich mich in der Lage, ein analoges Monument vorzu- legen, welches sich im Besitz des Herrn Prof. Birlinger in Bonn befindet und dessen Publikation derselbe gütigst gestattet hat. Das betreffende Denkmal, auf welches bereits Prof. Schaaffbausen (Jahrbücher LXXVI S. 59) hingewiesen hat, ist vor einigen 20 Jahren in den sogenannten Steinäckern bei Güglingen in der Bietigheimer Gegend in Schwaben neben zahlreichen römischen Geräthen und Münzen gefunden worden. Leider fehlen genauere Angaben über diesen Fund und sind die Münzen unbestimmt geblieben, so dass es, nachdem dieselben jetzt in alle Winde zerstreut worden sind, unmöglich ist, über die Zeit der Vergrabung der Gegenstände etwas Sicheres festzustellen. Auch über die Umstände, unter denen speziell unser Denkmal gefunden wurde, wissen wir nichts, nur das Eine erklärten Leute, die den Fund gesehen hatten, dass es das einzige Stück in seiner Ai-t gewesen sei. Ob sich freilich nicht vielleicht ägyptische Bronzen dabei fanden, welche die Entdecker für römische hielten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen ; diesen scheint nur die von allem sonst gewöhnlich Gefundenen abweichende Form einer ägyptischen Terracotta Eindruck gemacht zu haben. Das Denkmal selbst ist eine Üschebti-Figur mit Inschrift, ganz ähn- lich den Statuetten, welche bereits früher besprochen worden sind; sie er- innert besonders an das Bonner Exemplar, doch ist sie kleiner und hat eine Höhe von nur 12,7 cm. Die Arbeit ist eine sehr sorgsame, die Er- haltung eine treffliche. In der Darstellungsweise, den Attributen u. s. f. zeigt sich keinerlei Abweichung von dem gewöhnlichen Typus ; wir können also Aeusserlichkeiten übergehen und uns gleich der Inschrift zuwenden, welche die Statuette bedeckt und in einer Yertikalzeile (1) und in 7 Ho- rizontalzeilen (2 —8) besteht. Dieselbe lautet auf dem Originale folgender- massen : 248 Miscellen. T J rvr-i '^'^ oo ^^ Transcribirt würde der Text lauten: (1) se-het' Hesiri Ra-uali-ib ar an neb-pa Ast-t-ar-fu-a moächer. (2) T'et en (Hess f.) li u[8cbeb] Hes- iri Ra-uah-ab roes (3) en neb-pa Ast-ir-tu-s roaä-cher er är kat (4) neb ar ära ero neter-ker äs (5) hi scbera am em sa (6) eben echä en ämenti ab- (7) ti tes rer mäk (8) ka-ten. Wörtlich übersetzt bedeutet diese Inscbrift: (l) Verkläre den Osiris Ra-nah-äby welcher geboren ward von der Hausherrin Ast-ar-tu-B, der See- ligen. (2) Er spricht: Oh du üschebti ! Der Osiris Ra-uah-ab, der ge- boren ward (3) von der Hansherrin Ast-är-tu-s, der Seeligen [ist bemfeD] um zu machen die Arbeiten (4) alle, welche man dort in der Unterwelt vollbringt. Siehe da, (5) es ist verjaget das Uebel dort von seiner Person. (6) Führe Sand von Westen nach Osten (7) und umgekehrt. Hier bin ich ! (8) Ich rufe Euch! Die Formel zeiget uns dieselben Gedanken, wie diejenige, welche den Bonner Üschebti bedeckte, auch sie ist nichts als eine Eleprodnkiion des sechsten Todtenbnchcapitels. Die Abweichungen sind meist orthogra- phischer Natur und dabei lässt sich wieder einmal auf unserem Exemplare ein Beweis von der Leichtfertigkeit der ägyptischen Schreiber erkennen. Statt des Namens des Üschebti, welcher hier angerufen wird, also von besonderer Bedeutung war, finden wir nur dessen Anfangs'bnchstaben n und auch im fernem Verlaufe ist ein nicht unwichtiger Theil der Formel übersprungen worden. In etwas wird diese Auslassung dadurch entschnl- digt, dass diese Statuette verhältnissmässig klein ist und daher der Ar- Mitcellen. 249 Leiter sich im Räume beschränkt fand. Hieraus erklärt sich zugleich die kürzere Fassung der Wünsche im Gegensätze zu dem Bonner Exemplare. Nur an einer Stelle findet sich ein Zusatz, da, wo von dem Sandtransporte von Westen nach Osten die Rede ist. Hier fügt der Text, ebenso wie zahlreiche andere Exemplare die Worte bei „und umgekehrt^, eine Bemer^ kung, welche den Sinn der Formel nicht ändert. Wegen der Bedeutung dieser Sätze, ebenso wie für den Sinn der üschebtistatuetten überhaupt, kann auf die frühere Arbeit verwiesen werden; hier ist nur weniges hin- zuzufügen. Der Inhaber der Statuette war ein Ra-uah-äb (auszusprechen Uah* ab-Ra), der Sohn einer Ast^är*tu-s. Beides sind nicht seltene Namen, von denen der erste sogar als Königsname vorkommt und zwar dient derselbe als Vorname des Königs Psammetich I (664 — 610 v. Ohr.) und zugleich als Nachname des Königs Apries (589 — 564 v. Chr.). Auch sonst findet er sich besonders zur Zeit der 26. Dynastie (664 — 525 V. Chr.) und kurz nachher häufig^). Auf Grrund dieses gewöhnlichen Namens ist demnach eine Wiederfindung unseres Uschebti-Inhabers auf andern Monumenten kaum möglich. Auch der Name der Mutter Ast-ar- tn-*s findet sich nicht selten. So wird uns berichtet (Lepsius, Denkmäler III Taf. 271), dass der Sohn einer Frau dieses Namens Pen-Sechet Priester der Statuen des Königs Apries war, also gleichfalls zur Zeit der 26. Dy- nastie gelebt haben wird. Eine andere Ast-är-tu-s war nach den Angaben einer im Serapeum bei Memphis gefundenen Stele (jetzt im Louvre, Sera- peum Nr. 413) die Mutter eines Tef-necht, welcher das Priesterthum des Königs Ramsee II bekleidete und gleichzeitig als Priester in einem Tempel der Göttin Sechet, welchen der König Sahura aus der 5. Dynastie in Mem- phis hatte errichten lassen, angesteUt war. Auch dieser Mann gehört etwa in die 26. Dynastie. Diese beiden Frauen haben mit der auf unserm Mo- nument genannten keinenfalls etwas zu thun. Anders liegt dies bei einer weitern Frau desselben Namens, welche uns auf einem jetzt im Vatikan auf- bewahrten?) beachtenswerthen Denkmale begegnet. Es ist dies ein sehr schön geschnitzter Sarg aus Sykomorenholz, in welchem seinen Inschriften zu Folge einst Ra-uah-ab, der Sohn der Ast-är-tu-s ruhte. Der Deckei des Sarges ist mit einem zwölfzeiligen Texte bedeckt, welcher das 72. Kapitel des Todtenbuches enhält> eines derjenigen Kapitel, welche von den Aegyptern mit besonderer Yorliebe auf den Sarkophagen angebracht wurden. Dies geschah bereits in älterer Zeit; so findet sieh dieses Kapitel, um nur ein 1) Eine Reihe genauer datirbarer Träger dieses Namens finden sich auf- geführt bei Wiedemann, Handbuch der ägypt. Geschichte, S. 623 ff. 2) Dasselbe ist bisher nicht publizirt worden ; nur die auf ihm aufgeführ- ten Namen finden sich bei Lieblein , Dict. des noms Nr. 1156. 250 Misoelleo. Beispiel anzaföhreD, auf dem Sarkophag Seil I. Der Gebraach blieb aber bis in die jüngsie Zeit herab besteheo, wie denn z. ß. der Sarg M. 72 des Leydener Museums uod das Brett Nr. 7499 des Berliner Museums es tragen. Letzteres, welches einst als Sargdeckel diente, zeigt daneben de- motische Texte späten Styles und gehört keinenfalls yor die Ptolem&erzeit| ist vielmehr wohl bedeutend jünger. Am häufigsten freilich findet sich das Kapitel in der sog. saitischen Epoche, vor Allem in der Psammetiehi- denzeit, der auch dieser Sarg im Vatikan angehört. — Die Inschrift des Untertheiles des Sarges bietet nur eine religiöse Formel ohne wdteres In- teresse dar. Biographisches über den Inhaber des Sarges geben die Inschriften nicht, das Einzige, was wir erfahren, ist der Name seiner selbst und der seiner Mutter. Nun ist es sehr bemerkenswerth, dass die hier au^efilhrte Verwandtschaft genau übereinstimmt mit der durch den besprochenen Uschebti gegebenen, Mutter- und Sohnesname sind in beiden Fällen die gleichen, dazu kommt noch, dass beide Denkmäler aus ein und derselben Zeit zu stammen scheinen, so dass es sehr nahe liegt, an eine Identität der beiden Persönlichkeiten zu denken. Dies würde an und ftir sich der Verwendung des Uschebtis zu Zwecken des Isiskultes nicht widersprechen. Wir haben bereits früher (Jahrb. 78 S. 89) gesehen, wie sogar ein Uschebti des in Aegypten begrabenen Königs Nectanebus II in Pompeji beim Isisknlte Verwendung fand. Ebenso gut wäre es möglich, dass das Grab des Ba- uah-ab bereits im Alterthume beraubt ward oder dass einzelne für das Orab bestimmte Uschebtis nicht mit in dasselbe gelegt wurden und später in die Hände von Anhängern des Isiskultes gelangten, welche das kleine Denkmal bis nach Deutschland brachten. So leicht sich aber auch dieser Umstand, dass die auf dem vatikanischen Sarkophag genannten Persönlichkeiten mit den auf dem Uschebti auftretenden identisch seien, auf Grund von Analo- gien erklären, und so wenig sich hieraus ein Rückschlnss auf die Uneohtheit des Fundberichtes des Uschebti ziehen lässt, sicher steht die Identität der Persönlichkeiten trotz der doppelten Namensgleichheit durchaus nicht. Schon früher ward erwähnt, dass die Namen von Mutter und von Sohn gewöhnliche sind und auch sonst auf ägyptischen Monumenten auftre- ten. Eine Identification könnte aber nur dann als sicher erscheinen, wenn beide Namen nur hier vorkämen und sonst nicht erwähnt würden. Dies ist nicht der Fall und es ist wohl möglich, dass es sich hier nur um einen eigenthümlioheu Zufall handelt und dass beide Familien gar nichts miteinander zu thun haben. Aehnliche auf den ersten Blick auffallende Namensübereinstimmungen finden sich auch sonst auf dem ägyptischen Ge- biete nicht selten, so dass die Annahme einer Herkunft des Sarges und des Uschebti aus ein und demselben Grabe als mindestens hypothetisch er- scheinen muss. Wie dem aber auch sein möge, jedenfalls ist der Güglinger 251 * Uschebti durch seineti Fundort eio hdohst bemerkenswertfaes Moment and ein gewichtiges Beweisstück mehr für die grosse Rolle, welche der Isiskult auch in den westdeutschen Gebieten des romischen Reiches gespielt hat. A. Wiedemann. 15. Gastel bei Mainz. Römische Inschrift. Am 19.Jnli wurde zwisohen dem Rheinufer und dem Wasserthurm der Cementfabrik Amoeneberg in etwa 2 m Tiefe nud mit anderen Quadern verbaut ein Sand- stein-Altar gefunden, welcher ins Wiesbadener Museum gelangt ist. Wir beeilen uns» die interessante Inschrift, wie sie Hen* von Gehäusen in einem so eben ausgegebenen Nachtrag zu dem Jahresbericht des genannten Mu* senms, welchen derselbe mir gerade vor Schluss der Drucklegung freund- lichst hat zukommen lassen, unsern Lesern mitzutheilen : /////// H D D N ///M /////// AVG H A S/////I FERN SIVE PASTOR SCO NSISTE IT ES KASTELLO MATrlACORVM ///ESVOPOSVE ///VIT- Villi KAL APRILES ///LIANOETCRI ///PI NO CO////// Also : [In] h(onorem) d(omu8) d(ivinae) n[u]m(ini) Aug(usti) hasti- ferii sive pastor(es) consifrtentes Kastello Mattiacorum [d]e suo posne[r]unt nono Eal(endas) Apriles [Iu]liano et Cri[s]pino co(n)[s(ulibnB)]. Die gegebenen Ergänzungen sind sämmtlich von der Hand des Herrn von Gehäusen, von denen ich doch in Folgendem abweichen möchte. An- statt e suo posuerunt habe ich de suo posuernnt vorgezogen, weil zu Anfang der achten Zeile die Lücke noch eines Buchstabens vorhanden ist. — Die von Herrn von Gehäusen gegebene Ergänzung der Gonsnln- namen scheint mir nicht ganz sicher zu sein, da hinter luliano die An- gabe der Iteration des Gonsulates fehlt. Zudem bietet sich noch eine an- dere Möglichkeit dar. Man kann auch ergänzen Aeliano et Grispino, so dass das Jahr 187 gemeint ist Dabei verschlägt es gar nichts, dass die Gonsuln dieses Jahres auf den uns bis jetzt bekannten Denkmälern in umgekehrter Reihenfolge genannt werden, weil diese Reihenfolge auf pro- 352 , MisceUen. vimsialen MonumeDten niemals strenge eingehalten worden ist. Aach spricht* gegen die Datirung ins Jahr 187 keineswegs die zu Anfang der Inschrift beliebte Formel In honorem domus diyinae. Denn diese Formel kommt in jener Zeit bereits vor. Vgl. G. I. Rhen. 314. Allein eine Ent- scheidung kann hier wohl nur der Charakter der Buchstaben geben, den ich freilich nicht kenne. Die hauptsächliche Bedeutung, welche diese neuentdeckte Inschrift hat, besteht in der Erwähnung der hastiferi im castellum Mattiacomm. Sie sind nichts eigentlich Neues. Denn sie erscheinen schon auf einer ebenfalls zu Castel gefundenen Inschrift (C. I. Bhen. 640), wo sie als hastiferi civitatis Mattiacorum erwähnt werden, welche im J. 236 zu Ehren der dea Virtus Bellona den Mens Vaticanus daselbst wie- derhergestellt haben; ebenso nennt eine Inschrift an Yienne (Allmer, Inscr. de Vienne II p. 328 n. 211} einen Numerius Euprepes magist(er) astiferor(um), der ein 8ig(num) Genii widmet. Aber über ihre Be- deutung gehen die Ansichten auseinander, indem die Einen sie als eine Art von Municipalmiliz angesehen wissen wollten, wie nach dem Vorgang von Lehne (Ges. Schriften I, 284), Mommsen (Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1852 S. 197 f. und zuletzt Gagnat (De municipalibus et provindalibus mi- litüs in imperio romano. Paris 1880. p. 79 f.), Andere dagegen, wie Jac. Becker (Ann. des Vereins f. Nass, Alterthumskunde VII, 51 f.) und vor ihm Henzen (Annali dell' Inst. 1857 p. 26) sie als gleichbedeutend mit dendro- phori aufgefasst haben. Der Zusatz sive pastores auf unserer Inschrift zeigt, was sie gewesen sind. Bonn. Josef Klein. üiüTertiUta-Biiohdntoktrel Ton Ourl Oeorgi in Bonn. Jahrb. cl Vereins vJkerthumsfr.im Rheinl. Htft LXXXlll mi^ yf-l ^ dL""^ -^ ^ /* i« -^ »— ' , f ', ""^ *"! w; :. «/3 ^ CO 1^ iWh Jnst V A. Htnry Bonn. Jahrb. d. Vereins vJlterthumsfrim Rheini Heft LXXXIH. L Taf. IL Relief von Mümlinq - Crumbach. Relief aus ZatzenhaUSen (Stuü^arter Museum,) L'lh.JrnJ V. /. Henrij _Bon!i. J Jahrb. d Vereins v.Alterthumsfr im Rheinl. Heft LXXXIW. Taf.lli Y I >_ <" m -^■^ « /^ L-.._ N CO i.lt/i Jnst V A.Htnry,Bcnn. Jahiii d.Vemns nJlterthumsfr im Rheinland. HeR LXXXIII. Tafel W. ^ 9 K f^ u u a • • JAHRBUCHER DES VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN IM RHEINLANDK HEFT LXXXIV. MIT 6 TAFELN UND 14 HOLZSCHMTTEll. BONN. GEDRUCKT AUF KOSTEN DES VEREINS. BONN, BEI ADOLPH MARCU& 1887. inhalts-Verzeichniss. I. GeBchichte and Denkmäler. Seite 1. Römischer Grenz wall an der Lippe. Von von Yeith. Hierzu Taf. I. 1 2. Hatten die Römer Hafeisen für ihre Pferde und Maulthiere? Von H. Schaaffhausen. Mit 6 Holzsohnitten 28 3. Kleinere Mittfaeilungen aus dem Provinzial-Mueeum zu Bonn. Von J. Klein. Mit 2 Holzschnitten 55 4. Cursus bonorum eines Legaten der 22. Legion unter Gordian HL Von Max Ihm. Mit 1 Holzschnitt 88 5. Die neuen Ausgrabungen bei Obrigheim in der Pfalz. Von C. Mehlis. 103 6. Verzierte Thongef&sse aus dem Bheinland. Von J. Klein« Hierzu Tafel II-IV 108 7. Ein kleiner Münzfund aus Pesch. Von F. van Vlenten 120 8. Ein silbernes Messpult des XIH. Jahrhunderts. Von Sohnütgen. Hierzu Tafel V 127 9. Das Heribertsmünster zu Deutz. Von Schwör bei. Mit 3 Holzschn. 148 10. Meister Eisenhuth. V. Von J. B. Nordhoff. 169 • U. Litteratur. 1. W. Osborne, Das Beil und seine typischen Formen in vorgeschicht- licher Zeit, ein Beitrag zur Geschichte des Beiles. Angez. von Koenen. 176 2. Garolus Friederichs, Matronarum monumenta congessit congesta di- gessit Dissert. inaug. Angez. von Ihm 177 3. £. Merimee, De antiqnis aquarum religionibus in Gallia meridionali ac praesertim in Pyrenaeis montibus. Diss. Angez. von Ihm. . . . 187 4. C. Dewitz, Die Externsteine im Teutobarger Walde. Angez. von Nordhoff. 191 III. Berichte. 1. Die Anthropologen -Versammlung in Nürnberg vom 8. bis 12. August 1887. Von Schaaffhausen. Mit 1 Holzschnitt 196 2. Die Ausstellung kirchlicher E unstgegenstande in Wien. Von Schnütgen. 206 3. Sechste Jahresversammlung d. Gesellschaft f. Rheinische Geschichtskiinde. 230 4. XXVUI. PlenarversammluDg der histor. Commission bei der kgl. bairi- schen Akademie der Wissenschaften 233 ly Inhalts -Yerzeichnigs. ly. Miscellen. Seite 1. AuBgrabangen in Aegypten 234 2. Die ErwerbaDgen des Provinzial-Museams in Bonn im Jahre 1886—87. yon Seh 235 3. Römische Inschrift aus der Umgegend von Cöln. yon Klein. . . . 237 4. Fischein. Römergrab. Yon Koenen 238 5. Gondorf. Römische und fränkische Graber. yon Schaa ff hausen. 238 6. Gondorf. Inschriftliches. yon Klein 240 7. Geschichte der Juden in Deutschland 243 8. Fund von Bleifiguren in Kärnten 243 9. Ein Tempel des pythischen Apollo auf Kreta 244 10. Nochmals Maia-RosmerU. Yon Christ 246 11. Neues Mithraeum von Heddemheiro. yon Seh 248 12. Das Mithraeum von Ostia. Yon 8 oh 249 13. Die Mithraeen in Ostia und Heddernheim und die Ezternsteine. Yon Schierenberg 250 14. Die MithrasinsohrifteD. Yon Asbach 256 15. Römische Inschrift vom Monterbcrg bei Galcar. Yon Klein. . . . 257 16. Die Skulpturen von Nenmagen an der Mosel. Yon Soh 257 17. Ueber yious, Civitas und Castellnm Nouaeeiunu Yon Koenen. . . • 261 18. Die Provinzial-Museen in Trier und Bonn 264 19. Funde auf dem Esquilin in Rom 265 20. Troisdorf. Fund von Graburnen. Yon Wiedemann 265 21. Relief aus Rüdenau im Odenwald. Yon Ihm. Mit 1 Bolzsehnitt. . . 266 y. General-yersammlung des yereins am 18. Juli 1887. . . 269 yi. yerzeichniss der Mitglieder im Jahre 1887 277 L Geschichte und Denkmäler. I. Römischer Grenzwail an der Lippe. Hierzu Tafel I. Drusaß und Tiberius erbauten beim Beginn der christlichen Zelt- rechnung am Niederrhein und an der Lippe zur Abwehr der Germanen ausgedehnte Befestigungswälle, welche historisch und militärisch von Bedeutung, die ersten Anfänge der limites sind, die sich am Rhein und an der Donau entlang, etwa hundert deutsche Meilen weit bis nach Regensburg hinzogen. Der römische Feldmesser Aggenus (S. 8 Lachm.) sagt : «limes est quodcumque in agro opera manuum factum est ad observationem finium''. Nach Marquardts Römischer Staatsverwaltung, (IP S. 151) war der limes imperii ein öffentlicher Weg, oft ein ganzes Terrain, wel- ches der Staat zum alleinigen Eigenthumsbesitz durch Befestigungen sichern konnte. Solche Besitzungen entsprachen an der Lippe den Worten des Dio Gassius LVI, 18, dass die Römer zur Zeit der Varusschlacht einige Bezirke in Germanien besassen, nicht beisammen, sondern wie sie gerade erobert waren, wo sie überwinterten, Städte anlegten, und im fried- lichen Verkehr Marktplätze eröffneten. Tacitus erwähnt in seiner Germania (29) Grenzwälle und deren vorgeschobene Praesidien, spricht in den annalen I 50 vom «limes a Tiberio coeptus^, den Germanicus im Jahre 14 n. Chr. durchbrach, auf demselben sein Marschlager aufschlug, endlich ann. II 7 von den im Jahre 16 n. Chr. durch Germanicus erneuten Grenzwehren zwischen Aliso und dem Rhein. Reste solcher Grenzwehren lassen sich vom Südfuss des Eltenberg, Oleve gegenüber, am linken Ufer der Yssel entlang, verfolgen, bei 2 von Veith: Schermbeck jetzt noch vollständig in fünffachen Wällen und Gräben erhalten, im ganzen Profil 40 m breit, 1 bis 2 m hoch. Weiterhin theilweise zerstört, überschreiten sie die Lippe bei Buchold und Steeger Burgwart, die Emscher bei Hagen, die Ruhr bei Alstaden und Werden, die Wupper bei Barmen und Wipperfürth, die Sieg bei Stromberg und Herchen, ziehen östlich vom Siebengebirge über Kircheip und Asbach zur Wied im Anschluss an den limes des Domitian, der mit Wall- profilen von 12 m, bei 3 m breiter, 2 m hoher Krone und davorlie- genden Grabenspuren, nach Frontinus III 8, 120 millien lang, einer Ausdehnung von Hönningen am Rhein über den Taunus bis zum Main entspricht. GründUch untersucht und beschrieben sind diese Wälle des Do- mitian, und südlich vom Main und an der Donau die limites, deren Anlage dem Kaiser Hadrian zugeschrieben wird, vom Oberst von Co- hausen in seinem bekannten Specialwerk darüber, von Prof. Hübner in diesen Jahrbüchern, zuletzt, noch* LXXX S. 23 und ganz neuer- dings von Ohlenschlager in seinem Buche „Die röm. Grenzmark in Bayern, München 1887 "", in klarer Darlegung der betreffeuden Quellen und der historischen Bedeutung dieser Grenzwälle. Unser Limes des Tiberius an der Lippe hat bisher wenig Beach- tung gefunden, auch nicht in Mommsens Karte UI Band Y seiner Römischen Geschichte, während jene Yssel- Wälle, und das bis Dülmen und Haltern so günstig gelegene, vorgeschobene Befestigungswerk ein wichtiges Denkmal bildet, als Beitrag zu den spärliche Nachrichten über die Ausgangspunkte und Richtungslinien der germanischen Feld- züge zur Zeit des Tiberius, die wir hier in Kürze überblicken. L Historisches. Nach dem Tode des Drusus übernahm Tiberius im Jahre 8 v. Chr. die Kriegführung in Germanien, unterwarf die Usipeter und Teneterer, übersiedelte 40000 Sugambrer auf das linke Rheinufer, die späteren Gugemer. Dann zog Tiberius die Lippe aufwärts über die Weser durch ganz Germanien, ohne Schlachten und ohne Verluste (Vellejus il 9) und erhielt einen glänzenden Triumph. Im Jahre 7 v. Chr. wiederholte er diesen Kriegszug, bei welchem nach Dio 55, 8 nichts Bemerkenswerthes vorfiel, zog sich dann aber in sein Exil nach Bhodus zurück. In dieser Zeit drang Domitius Ahenobarbus mit einem Heer bis Römisoher Orenzwall an der Lippe. 3 Über die Elbe vor. Ihm wird die Anlage der pontes longi zugeschrie- ben, die wir mit dem ortskundigen General von Müffling zwischen Borken und Dfilmen annehmen. Im Jahre 4 n. Chr. sandte Kaiser Augustus den Tiberius wieder nach Germanien, der die Ghamaver, Ghattuarier, Bructerer unterwarf, dann am rechten Lippe-Ufer entlang vordrang, die Cherusker gewann und Bber die Weser ging. Den ganzen Sommer und Winter hindurch verweilte er mit seinem Heer an den Quellen der Julia (Vellejus II 105). Man hat den Namen Julia willkQrlich in Lupia oder Lippe korrigirt, das Winterlager in Aliso gesucht, während dasselbe, wie wir später sehen werden, zwischen der unteren Lippe und der oberen Aa am limes des Tiberius lag, dessen grossartige Wallreste für den vieljährigen Aufenthalt eines grossen Römerheeres sprechen, dessen schwierige Ver- pflegung nur hier in der Nähe des Rheines zu sichern war. Im Jahre 5 n. Chr. drang Tiberius bis zur Elbe vor, und deutet die Unterwerfung der Chauker und Longobarden auf ein Vorgehen aus dem Winterlager in nördlicher Richtung mit Umgehung des Weser- Gebirges, wahrscheinlich über Verden auf das alte Bardowieck zwischen Hamburg und Lauenburg, wohin die römische Flotte dem Heere Vor- räthe euführte (Vellejus II 196 und res gestae des Augustus). In den folgenden Jahren beschäftigten die Maroomannen die krie- gerische Thätigkeit der Römer. Im Jahre 9 n. Chr. erliegen drei Legionen des Varus den Ger- manen im Teutoburger Walde. Asprenas stand mit zwei Legionen wahrscheinlich in jenem Lager an der unteren Lippe, hielt die zum Aufstande geneigten rheinisch-germanischen Völker im Gehorsam, und kam den Flüchtlingen aus jener Niederlage, als sie das ausgehungerte Aliso verlassen hatten (Dio und Vellejus), zu Hülfe. Im Jahre 10 n. Chr. übernahm Tiberius wieder die Vertheidigung des Reiches am Rhein, ging aber die limites, durchzog einige Gegenden der Barbaren (Dio 56, 25), ohne dass es zur Schlacht kam, lagerte dann in der Nähe des Rheins, also wohl im Schutz seiner Befestigun- gen an der Lippe, feierte daselbst durch Festspiele den Geburtstag des Kaisers, und*kehrte nach zweijähriger Abwesenheit von Rom (Suetonius) nach Italien zurück. Im Jahre 14 n. Chr. lagerte das Heer des Germanicus auf dem von Tiberius begonnenen limes (Tac. ann. I, 50). Don wohnten die Bructeri, in der Peutinger'schen Tafel Barcteri genannt, deren Namen unser heutiges Borken bewahrt, von den römischen Heeren von Vetera her also oftmals durchzogen. von Yeith: II. Terrainverhältntsse. Bei den spärlichen urkundlichen Nachrichten aus femer Zeit muss der Kriegsgeschichte das topographische Element zu Holfe kommen, der Grund und Boden unsrer alten Mutter Erde, die ihrem Sohn An- taeus stets neue Kraft zum Kampfe gab. Deshalb sind zur Erkennt- niss der Völkerkämpfe gründliche Lokalstudien unentbehrlich, denn Boden- und Landesverhältnisse bedingen wesentlich die strategischen und taktischen Entscheidungen, so dass auch in tüchtigen kriegerischen Völkern stets der Sinn für richtige Beurtheilung der lokalen Ver- hältnisse lebte. Die besten heutigen Karten genügen da keineswegs, sie müssen durch persönliche Anschauung ergänzt werden. So legte der verstorbene Prof. Bergk einen ganz besondern Werth auf Lokalstudien, und sprach in Bezug auf unsre kriegshistorisch so wichtige Lippe-Gegend bei Vetera^) oft die üeberzeugung aus, dass dem Lager von Vetera jenseits die nova castra entsprechen mttssten, die noch aufzusuchen seien. Generalstabsmajor Schmidt sagt^), dass höchst wahrscheinlich die von ihm im Jahre 1840 aufgefundene römische Befestigung des Annaberg, westlich bei Haltern, den rechten Flügelstützpunkt des von Tiberius angelegten limes in vortheilhaftester militärischer Position biete, die sich von Velen über Gross-Reken und Lavesum zum Anna- berg hinziehe. Mit weitergehender Bestimmtheit sehen wir den limes des Tiberius in dem wichtigen schon von Natur und durch grossartige Wälle festen Terrainabschnitt zwischen Borken, Dülmen, Haltern, Schermbeck, — von Vetera 4V4 deutsche Meilen entfernt: das entspricht jenem Gewalt- marsch des Germanicus im Jahre 14 n. Chr., nach welchem die Römer auf dem von Tiberius begonnenen limes westlich bei Borken lagerten (Tacitus ann. I 50). Dieser Abschnitt ist ganz besonders stark auf der germanischen Seite nach Osten hin. Im Süden durch die 20 bis 30 m breite, 2 m tiefe Lippe, nördlich von Borken über Gemen bis Velen durch die Niederung der Aa geschützt, decken ihn im Osten die sumpfigen Moor- bäche und Brüche, welche bei Velen, Haus Dülmen und Haltern sich 1) von Veith, Vetera castra mit seinen ümgebunf^en als Stützpunkt der römisch-firennanischen Kriege. Berlin 1881. 2) Westialisohe Zeitsehria, Bd. 20« S. 279. Romisoher Grenzwftll an der Lippe. 5 an dte Niederungen der Aa, Stever und Lippe anschb'essen, und wahr- scheinlich inundirt werden sollten. Die Aa ist bei Gemen allerdings nur 5 in breit, V2 Ws 1 m tief, fliesst aber in einem sumpfigen Wiesenthal, und giebt in ihrem Zufluss, dem Oelbach bei Borken, jener Gegend ein vorzügliches Trinkwasser. Die Aa entspringt oberhalb Velen im Schwarzen Venu, welches in der Breite einer deutschen Meile von Velen nach Haus Dülmen hinzieht, von den Sumpfbächen des Heubach, der Halappe, des Eettbach, Dieck- bach durchschnitten, welcher letztere bei Haltern in die Stever, diese in die Lippe fliesst. Jenes Venu und Brook ist ein Hochmoor, mit einer nur 2 bis 3 m starken Morast- und Torfschicht, unter welcher eine Sand- und Lehmschicht liegt. Bei Nachgrabungen fand man im Moor uralte schwarze Eichenstämme, auch an den Dämmen zu deren Befestigung bebauene starke Eichenpfäble, bisher aber nirgends Enochen- reste oder Waffen. Von Jahr zu Jahr wird das Venu durch Ent- wäfiserongsgräben immer mehr kultivirt, besonders zwischen Velen und Coesfeld, so dass es hier nicht mehr den ehemaligen unzugäng* liehen Charakter zeigt, wie ihn Domitius Ahenobarbus zur Zeit Christi vorfand, als er den schmalen Damm zwischen Borken und Dülmen anlegte, „angustus is trames aggeratus"^, über welchen schon bei dessen Verfall Gaecina im Jahre 15 n. Chr. den blutigen Rückzug be- werkstelligte, von Tacitus so trefflich beschrieben, der in seinen Ein- zelnheiten, namentlich in Betreff der erwähnten Waldberge, nicht für das Burtanger Moor, wo man die pontes longi suchte, sondern nur für unsreH&hen passt, auf denen Arminias nach sachgemässen Märschen mit seinen Germanen stand. Die genannten Wasserzüge und Sümpfe umschliessen dort ein Dreieck von 3 deutschen Meilen Basis zwischen Borken und Scherm- beek, 4 Meilen Höhe von Baesfeld bis Haus Dülmen, das ist ein Ver- tlieidigangs- Abschnitt von 9 Q Meilen, wenn man die wichtigen Borken- Berge und die Westruper Haide hinzurechnet. Zwischen diesen Gewässern und Sümpfen erhebt sich das Haide- laod mit Waldtt)ergen bis zu 100 m Höhe Ober den Wasserspiegel der Lippe, von kleinen Bächen durchzogen, zwischen welchen einige Flächen bei Borken, Raesfeld, Heiden, Raken, Lavesura, Lochtrup, Ontrup, Sy then, Haltern, Wulfen etc. wohl seit Jahrtausenden einer spärlichen Bevöl- kerung auf kärglichem Sandboden einige Nahrung durch Ackerbau boten. 1) Tao. ann. I Ba— <>8. 6 von Yeith: Der höchste Punkt jener Waldberge liegt in der sogenaDuten Hohen Mark bei Ontrup. Einst dehnten sich die Waldungen gewiss weiter als heutzutage nach allen Richtungen hin aus, ganz im unmittel- baren Zusammenhang mit den Borkener Bergen, die sich 60 bis 70 m über die Stever erheben, einem wasserreichen Fluss, dort bis 8 m tief eingeschnitten, 10 m breit, durchschnittlich 1 m tief« III. Wege. 1. Einer der ältesten Wege jener G^end, von den Römern jeden- falls benutzt, führt von Vetera über Brünen, Borken, an der Römer- warte des Rekenberg vorbei, nach Ramsdorf, Coesfeld, Nottuln, wo eine curtis regia war, weiter nach Münster, derselbe Weg, auf welchem Germanicus im Jahre 14 n. Chr. die meuterischen Legionen im Eil- marsch von Vetera zum limes des Tiberius führte, hier lagerte, und dann von zwei Wegen, die von Borken ausgehen, den nördlichen nach Coesfeld wählte, um das Land der Marsen zu verwüsten^). Der Weg ist jetzt 5 bis 8 m breit, zeigt nur noch stellenweise durch Seiten- wälle sein hohes Alter und trägt bei Borken den Charakter eines gewöhn- lichen Landweges. Im 14. Jahrhundert hiess dieser Weg bei Nottubi via publica et strata regia prope Dodorpe (Darnp), platea regia*), auch Steinweg, durch den „Caesischen (Coesfelder) Wald*' führend, den Tacitus nennt, und nach einer Nottulnschen Urkunde vom Jahr 834 schlug Karl der Grosse im Jahre 779 die Sachsen zuerst bei Bucholti, dann zum zweiten Mal „in monte Coesio'^, wobei das Lag^ der Sachsen bei Dodorpe von den Franken erobert wurde. Der Weg zeigt nirgends Spuren ehemaliger Steinschüttung, wohl aber Reste von 2 m breiten Seitengräben und bewachsenen Seitenwällen, unten 4 bis 6 m, oben 3 bis 4 m breit, 1 m hoch, ausserhalb wieder breite Gräben. Ganz ähnlich ist aber auch der Weg gebaut, der den Hellweg zwischen Gemen und Heiden bei Homefeld kreuzt, vielfach auf beiden Seiten mit doppelten Seitenwällen von 6 bis 8 m unterer Breite. Ausser andern Wegen sind die sogenannten Kirchwege von d^ Landbewohnern ähnlich wie einst von den Römern erbaut. Es fehlte den Römern hier an gutem Steinmaterial für ihre Strassen, so dass sie bei ihrem höchstens sechzigjährigen Aufenthalt nicht jene solideren Strassen des 1) Tao. ann. I 50. 2) Westai. ZeiUchr. für Alterihumskande Bd. 20. 8. 280. Römischer Grenzwall an der Lippe. 7 linken Bheinafers, sondern mehr solche provisorischen Strassen von Erdwäilen, bei sumj^gem Boden auch KnQppeldämme und Bohlwege anlegten. 2. Die erwähnte Gabelung der Strasse 1 bei Borken fuhrt südlich zu den pontes longi des Hellweg durch das Moor- Venu auf Merfeld» Boldern, Senden« Das ist jener „angustus trames"", von Domitius Ahe- nobarbus „aggeratus^'. Auch jetzt noch ist der Hell weg im Venu dammartig geführt, aber meist 5 m breit Nach einer Urkunde des 13. Jahrhunderts wird dieser Weg zwischen Merfeld und Senden „Wellete, antiquissima via'^ in jener Westf. Zeitschrift genannt 8. Eine wirkliche Römerstrasse, vielleicht auf alten germanischen Grundlagen angelegt und durch Befestigungen gesichert, ist der Weg em rechten Lippe-Ufer von Vetera nach Aliso. Der einfache Erddamm zeigt nur . stellenweise Steinreste, Eies aus der Lippe, ist 4Vam = 15 römische Fuss breit, das ist nach Siculus Flaccus die gesetzliche Mi- nimal-Breite der via publica. Selten haben sich die ehemaligen Seiten- gräben und Seitenwalle erhalten, und oft ist der Weg durch Boden- kultur, oft durch Ueberschwemmungen der Lippe gänzlich zerstört. Vom Fuss der Vetera castra und der zeitweiligen Schiffbrücke über den einst dort vorbei fliessenden Bheinstrom, ging die in der Nie- derung zerstörte Strasse am rechten Ufer der ehemaligen Lippe über Lippmannshof, und wird im Kriegszuge Carls des Grossen erwähnt, als derselbe im Jahre 779 gegen die Sachsen zog und sie beim heutigen Bocholt schlug. A. Vetera-Steeger Burgwart, XH -leugen = 18 millien. a. Der erste Wachtposten lag auf dem Thalrande der Rhein- Niederung beim ehemaligen Lippeham nahe bei Lippmannshof, „am Tomp" 3 millien östlich von Vetera, b. der zweite bei Capellen — 3 millien, c. der dritte bei Luerhas — 3 millien, d. der vierte westlich vom Bauerhof Schanzmann — 3 millien, e. der fünfte nördlich von Schulte Drewenack, wo zwischen der alten, Strasse und dem Yssel-limes ein Viereck alter Wallreste von 300 m Seitenlänge liegt. 3 millien davon f. Steeger Burgwart, am 4 m hohen Thalrande des ehemaligen Lippe- laufs, eine von der Eisenbahn querdurchschnittene Schanze, den Gartroper Hügeln gegenüber^). Sie bildet ein unregelmässiges Viereck 75 m breit 1) HölsermannB Lokal-Untersaohangeii, Müiwter 1878, Seite 72, Zeich- nung mit Profilen Tafel X. 8 von Veit h : 200 m lang, mit 3 m breiteD, 1V2 bis 2 m hohen Wällen, IV2 ba gross, von einer Cohorte zu vertheidigen, bei einem Lagerraum für 3 Cohorten. Auf der nördlich gelegenen Höhe von Hemstege am Dellbach lag wahrscheinlich ein befestigtes Lager als erste grössere Marschstation, auch für einen Brückenübergang auf das linke Lippe- Ufer. Beim nahen Schermbeck beschreibt Hölzermann Blatt XX römische Befestigungsreste. Westlich von Schermbeck zieht sich zur sumpfigen Niederung des Schermbecker Bachs der dort wohlerhaltene Tssel-limes mit seinem fünffachen Wall, auf den wir später zurück- kommen. B. Steeger Burgwart— Westruper Haide an der Stever-Lippe- Mundung, XH leugen = 18 millien. a. Erster Wachtposten Hof Schetter gegenüber — 3 millien. Die Umwailungsreste sind 150 m lang, 75 m breit, von der hier 9 m breiten, sandigen Strasse durchschnitten, die später 15 m breit wird, und mehr- fach 2 bis 3 Seitenwälle von 8 m Sohlbreite 1 m Höhe zeigt. Zwischen der Strasse und der Lippe liegt Haus Hagenbeck, eine mittelalterliche Befestigung mit einer Art von Bastion, 10 m breiten Gräben. In dieser Verschanzung liegen zwei erhöhte Vierecke von 30 m Seitenlänge mit alten Mauerresten und neuen Hofgebäuden. Der Sage nach ging auch hier eine Brücke über die 40 m breite Lippe zum gegenüberliegenden Caesarlager, welches auf den Höhen des linken Thalrandes bei Schulte lag, aber nur noch sehr geringe Spuren von Wallresten zeigt i). b. Die Römerstrasse führte auf dem rechten Lippe-Ufer über Holsterhausen zu einem Wachtposten, Dorsten gegenüber, 3 millien von Schetter. Am Kreuzpunkt der jetzigen Chausseen bilden dort Dünenreste eine Umwallung von 300 bis 400 m Seitenlänge. Die alte Geschichte des gegenüberliegenden Dorsten ist dunkel und unbekannt. Im Mittelalter wird dort eine curtis Durstine genannt. c. Die Römerstrasse ist weiterhin bei Hervest, wo alte Dünen- wälle liegen, südlich neben der Chaussee deutlich erkennbar, ist aber weiterhin durch Hochwasser der Lippe zerstört. Der Wachtposten lag wahrscheinlich bei Geldermann, 3 millien von Dorsten. d. In Lippramsdorf an der Stelle der heutigen Kirche lag ein Wachtposten, 3 millien von Geldermann. 1) H ö 1 z e r m a n n'g Karte B, Fiedler and General von M&ffling's Römerstrassen S. 27. Römisoher Grenzwall an der Lippe. 9 e. St. Annaberg bei Berghaltern trug ein römisches Kastell auf günstig gelegener Höhe, 3 millien von Lippramsdorf. Die Umwallung ist nioht mehr genau festzustellen,. da die ganze Bergkuppe durch tiefe Löcher beim Graben nach Chausseesteinen zerstört und durchwühlt ist. Zwei kleine Hügel auf der Kuppe sollen einen ehemaligen Brunnen und eine Warte bezeichnen. Die Seitenlängen des Kastells werden auf 250 m angegeben, indessen halte ich dieselben nach einzelnen Spuren nur 120 und 170 m lang. Vor dem nördlichen Ausgang wurden vom Major Sc h m i d t in den 40er Jahren römische Alterthümer, namentlich Waffen und Münzen gefunden, in Berghaltern noch in neuster Zeit romische Sigillata-Gefasse. Der nach Berghaltern führende Weg, theil- • weise tief eingeschnitten, zeigt an einzelnen Stellen Seitenwälle. Die Hauptstrasse umging dA Annaberg am südlichen Fuss der Höhe. f. Dammreste der Römerstrasse sind gut erhalten auf dem Pro- cessionswege nach Haltern neben der Chaussee zwischen den Meter- steinen 43,1 bis 42,9. Rechts neben diesem Processionswegc lag in der Römerzeit das Bett der Lippe, und dort ist in den 30 er Jahren eine goldene Augustus-Münze und ein Votivbild des Mercur gefunden (20. Band westf. Zeitschr.). Haltern zeigt Reste einer mittelalterlichen Befestigung, hatte wahrscheinlich an der Stelle der heutigen Kirche auf dem rechten Thalrand des ehemaligen Lippe-Laufs eine römische Befestigung. Die Römerstrasse ging durch das Ostthor, am Kirchhof vorbei, rechts von der Chaussee über die Stever, in deren jetzigem Bett damals die Lippe floss, auf Stevermühr, im 13. Jahrhundert Stever- muthe (Stever Mündung), wo im dortigen Tannenbusch ein 5 m breiter Dammrest der Römerstrasse erkennbar ist. Nördlich von Stevermühr lag der römische Wachtposten, 3 millien vom Annaberg, einst das Re- duit der ausgedehnten Befestigungen zwischen Lippe und Stever auf einer langgestreckten Halbinsel. Wir kommen bei den Befestigungen darauf zurück. Jener Wachtposten zeigt 4 bis 5 m hohe Wallreste eines unregelmässigen Vierecks von 150 m Seitenlänge. G. Westruper Haide bis Heikenberg bei Lünen, XII leugen = 18 millien. a. Von Stevermühr führt die Römerstrasse, jetzt ein Sandweg, durch Westrup, wo Tuffsteine in dem alten Damm gefunden sind, der dort noch 4V2 m Breite zeigt. Der Wachtposten lag in Antrup, 3 millien von Stevermühr. Ein Querdamm sperrt von der Stever bei Streyl über HuUern und Antrup die schmale Halbinsel zwischen beiden Flüssen, mit Wallresten 10 von Veith: vor der Mitte dieser Linie, davor ein ziveiter und dritter Sperrwall, V4 deutsche Meile lang, eine Meile von Stevermühr ^tfernt b. Ein zweiter Wachtposten, 4 millien von Antmp, liegt östlich von Eversum zwischen Sanddünen an der Lippe mit einem Sperrwall bis nach Haus Rönhagen an der Stever. c Ueber Lehmhegge geht die Strasse nach Vinnum (4 millien), ohne erkennbare Wallreste, aber mit Besten ehemaliger Schanzen am Ufer der Lippe oberhalb und unterhalb Pelkum. d. Bork, 4 millien. e. Heikenberg, 3 millien, wo Dr. Hüls enb eck auf Grund alter • Wallreste und der Ortsbestimmungen des Ptolemaeus das römische Aliso mit einer Brücke über die Lippe annimmt^). Im Jahre 1884 ist zwischen Heikenberg und Lünen in deriiippe ein römischer Bronoehelm mit Nackenschirm gefunden, der für 500 M. nach Wien verkauft wurde. D. Heikenberg— Dolberg, XIV leugen. E. Dolberg— Glenne-Mündung, XU leugen. F. Glenne-Mttndung bis Neuhaus-Elsen (Aliso), XIV leugen. Von Vetera bis Aliso i. S. 76 leugen = 114 millien = 169 kilom. = 22V2 deutsche Meilen, also für 6 Marschtage auf den genannten Etappen zu 3 bis 4 deutschen Meilen. So sehen wir diese in leichter provisorischer Art angelegte Strasse mit regelmässigen Etappen und Posten für Wacht- und jedenfalls Sig- naldienst. Von solchen römischen Posten spricht wohl Dio 56, 22, als die Flüchtlinge der Varusschlacht von dem ausgehungerten Aliso an den Strassen-Wachtposten vorbeikamen, die von den Germanen mittler- weile besetzt waren, und nach deren Passirung Asprenas den Fluch- tigen Hülfe brachte. 4. Auch auf dem linken oder südlichen Lippe-Üfer bestand schon in der Römerzeit der sogenannte Heerweg oder Hellweg, der stellen- weise Beste eines Erddammes von 4 m Breite mit Spuren von Gräben und Seitenwällen zeigt, zuweilen von germanischen Grabhügeln begleitet, dabei mit deutlichen Resten von Lägern und Wachtposten, von Vetera bis zum Gaesar-Lager auf den Höhen westlich bei Dorsten, XIV leugen lang. Diese Strasse überschritt von Vetera her den ehemaligen Rhein- 1) Fr. HülBenbeck, Das römische Castell Aliso an der Lippe, Pader- born 1873. Nach Prof. Schaaffhausen (Bonner Jahrb. LXXXII, 8. 196) Sachen Dr. ▼. d. Marok und Dr. Essellen Aliso 3 Möilen oberhalb Lünen bei Hamm, wo wiederholt Eömerreste gefunden sind. Romisoher Grenzwall an der Lippe. 11 lauf bei Poll, und Vfurden noch vor einigen Jahren Beste einer römi- schen Strassenpfiasterang in Ginderich, 8 millien von Vetera gefunden. 6 millien von Qinderich kreuzte die Strasse ein früherer Lippe-Ueber- gang bei Gasselmannshof zu den Aaper Höfen. 3 millien weiter, in der Nähe des limes, liegen Wallreste auf dem vorspringenden Höhenrande der Tester Berge bei Bnchold, — 4 millien weiter die fiömerhügel von Gartrop^), der Steeger Burgwart gegenüber, — 3 millien weiter Gahlen mit einem Wachthügel, — 3 millien weiter das Caesar-Lager auf der Hardt. Von Dorsten fahrt die Strasse über Maerl, Becklinghausen zum Lager von Castrop, XII leugen lang, und von hier zum Hellweg nach Dortmund. Eine Werdener Urkunde vom Jahr 820 nennt jene „villa Gastrop'^ WaUreste eines Lagers sind dort nicht nachweisbar^ wohl aber wurden daselbst römische Wafifen und Münzen gefunden^). Von Becklinghausen geht eine alte Strasse, den weiten Lippe-Bugen ab- kürzend, über Waltrup nach Lünen. Von Dorsten ging ausserdem solche Strasse zum Bömerlager bei Kirchhellen, mit einem Verbindungswege nach Gahleu. Die Kirchheller Strasse überschritt die Emscher bei Oberhausen, die Ruhr unterhalb Mälheim und führte nach Gelduba. Endlich begleitet ein alter Sandweg die Lippe von Dorsten auf Bossendorf bei Haltern, geht über Flasheim und mit Besten alter Landwehren über Haus Mahlenburg (nach Prof. Schneider und Dr. Hülsenbeck römischen Ursprungs) auf LUnen^), mit einem Parallelwege an der Lippe über Westleven, Ahsen, Pelkum, mit Warten an der Lippe und bei Haus Buddenbiirg, dem Heikenberg bei Lünen gegenüber. 5. Die jetzige Chaussee zwischen Schermbeck und Haltern ersetzt die ehemalige Bömei*strasse, nachdem Hochfluthen und häufige Ver- änderungen der Lippe diese Thalstrasse wiederholt zerstört haben. Von jener Chaussee führt von Wulfen über den Bergrücken der Hohen Mark durch Ontrup nach Dülmen ein Weg, der auch als Bömerstrasse bezeichnet wird. Zur Zeit der französischen Herrschaft beabsichtigte Napoleon die Chaussirung dieses Weges, und die Bauern mussten 1) Hölzermann XXI. 2) General von Müffling aber Römerstrasflen, Berlin 1834. 3) Hfilsenbeok'B Aluo S. 125, aoBserdem wichtig Schneider Neue Beiträge, 5.» 6., 11. Folge. 13 von Yeith: Steine heranfahren. Bei Verfolgung des jetzigen Sandweges and des Dammes der in doppelter Führung über Ontrup und Lochtrup geht, sieht man mehrfach 2 m hohe alte Nebenwälle von 8 m Sohlbreite, so bei Lavesum am Hause Rüschof, neben dem 10 bis 20 m breiten Planum des Weges, Reste der alten Strasse, die HSIzermann's Karte giebt, und welche wahrscheinlich der Römerzeit angehörte. 6. Sehr alt ist ferner der Weg, der aus dem Lippethal zwischen Schermbeck und Steeger Burgwart über Raesfeld nach Borken führt, zwischen letzteren Punkten seit Jahren chaussirt. Der alte Weg ist vielfach von Wällen begleitet, auf die wir später zurückkommen. Seine Breite wechselt zwischen 6 und 15 m, und von Kleinchen bis zur Lippe schliesst sich der limes an diesen Weg. Die Lippe diente diesen Wegen, ähnlich wie der Rhein seinen Römerstrassen, als leitender Faden, aber auch als vorliegender, schüt- zender Wasserzug, und beide Flüsse hatten ihre militärische Bedeutung durch den Schiffsverkehr für Transportzwecke. Die Lippe soll einst bis über Lippstadt hinaus schiffbar gewesen sein, während sie im Mittelalter urkundlich nur bis Lünen für grössere Transportkähne be- nutzt wurde. Die Schiffahrt auf der Lippe ermöglichte aber die sonst äusserst schwierige Verpflegung grosser Heere wenigstens bis Lippstadt, wenn die Rheinschifffahrt die nothwendigen Komvorräthe aus dem südlichen Gallien den römischen Legionen bis zu deren Hauptwaffen- platz Vetera brachte. IV. Wallreste des „limes des Tiberius''. A. West rup er Lager. An der Bömerstrasse bei Stcver- mühr (III B f.) wurden die Wälle erwähnt, die sich zwischen Stever und Lippe von Haltern auf Olfen hinziehen mit einem Wachtposten, dessen 4 bis 5 m hohe Dünenreste am Steilrande des ehemaligen Lippe-Laufs ein unregelmässiges Viereck von 150 m Seitenlänge bilden. Diese Höhen bieten jetzt den Anblick eines Thalkessels mit er- höhten Rändern, waren einst ausser dem Wachtposten gleichzeitig das Kemwerk oder Reduit einer vorliegenden Befestigung, deren theilweise gut erhaltene Wälle und Dünenketten durch die Westruper Haide gehen, eine Befestigung 3000 m lang, 1000 m breit, in dem sandigen Boden mit kleinen Waldparcellen und Haidekraut bedeckt. Der frühere Sandweg von der ehemaligen Steverbriicke bei Haltern auf HuUern und Olfen wurde im Jahre 1860 durch eine Bömitcher Grenzwall an der Lippe. 13 ChauBsee v^t 60 m langer Bogenbrflcke ersetzt, welehe 7 m über der hier 15 m breiten, 1 m tiefen Stever liegt. 1200 m östlich von dieser Brücke sperrte im Walde beim Meterstein 2,6 der mächtige Niemen- Wall diese Chaussee, und liess nur einen schmalen Weg auf dem Thalrande der Stever frei. Der Name Niemen wurde früher von einem mythischen Schloss Niemen, dann von nemus (Haide) abgeleitet, in der Anthropologen- Versammlung zu Breslau 1884 auf nimld, d. h. Opfer- stätte, heiliger Hain zurückgeführt. Dieser Niemen- Wall zeigt jetzt neben der Chaussee ein Profil von 40 m unterer Breite, ist meist 6 m hoch, 1100 m lang. Er wurde beim Chausseebau durchbrochen, und fanden sich im Wallkörper die Beste schwarzer Eichenstämme, welche die römischen Erbauer des Dammes für dessen grössere Haltbarkeit im Erdboden ganz zweckmässig einst stehen liessen. Der feste Damm hat stärkere Profile, als unsere heu- tigen Festungswälle mit 30 ni unterer Breite gegen gezogene Geschütze bieten. Der eigentliche Sperrwall an der Chaussee ist 90 m lang, geht dann unter einem rechten Winkel, parallel der Chaussee, noch 1100 m durch die Laubholzwaldungen, die ihn überdecken. Die Wall- kröne ist 4 m breit, und die südliche Böschung des Dammes zeigt in halber Höhe und am Fuss Reste von Parallelwegen, 2 bis 3 m breit. Gegen Hullcrn hin wird der Damm schmaler, zeigt dem Meterstein 3,5 gegenüber nur noch 24 m Breite, IVa m Höhe. Keine Grabenspur für Aushebung der Wallerde ist sichtbar, aber auch erklärlich, da die Erde aus den aufgeschütteten hinteren Dünen entnommen wurde, welche weiterhin sichtbar die einst beabsichtigte Fortsetzung des Dammes begleiten. Diese Dünenkette ist 4 bis 8 m hoch, zieht sich bis zur Lippe-Schleife zwischen Westrup und Antrup, als sollte sich der Befe* stigungswall hier an die Lippe anschliessen. Natürlich haben sich diese Dünen, vor fast zwei Jahrtausenden aufgeschüttet, durch Stürme und Niederschläge verändert, als wären sie nicht künstliche, sondern natürliche Zusammenwehungen, während der Niemenwall hier die un- zweifelhafte Erklärung giebt, dass jene Dünen das gesammelte Material für seine Erbauung lieferten. Solche Sandberge bilden auch über Dülmen nach Borken hin die wichtigen Grundlagen der Befestigungs- reste, erläutert durch die sorgfältigen Zeichnungen unserer Generalstabs- karte, deren Blätter Dorsten und Coesfeld deutlich diese Wälle geben, besonders wenn man sie durch eigene Anschauung prüfend verfolgt. Am westUchen Ende des Niemen- Walles vermittelt eine gebro- chene Walllinie, welche einen Eingang in die Verschanzung offen lässt, 14 vonVeith: die Verbindung zwisclien jenem Wall und dem Beduit oder Wacht- posten. Dieser Verbindungswall ist bei 18 m Sohlbreite 1 m hoch, oben 4 m breit, weiterhin 4 m hoch bei 36 m Sohlbreite. Major Schmidt hielt diesen Wall irrthümlich für die Bömerstrasse nach Haltern^). Wir erhalten so eine geschlossene Verschanzung von 200 ha, die im Bedarfsfall 30000 Mann aufnehmen konnte, wenn der Feind seine ganze Angriffskraft auf diesen wichtigen Punkt zwischen Lippe und Stever richtete. Aber die bereits erwähnten vorliegenden Sperrwälle zwischen HuUern und Olfen genügten auch für geringe Streitkräfte zur schrittweisen Vertheidigung, auf den Flügeln durch Anstauungen jener Flüsse gedeckt. Für solche Anstauung der Stever spricht die Anlage des Niemen- wall in Verbindung mit den Wällen des rechten Stever-Ufers bei Ober- haus, ein grossartiges Vertheidigungssystem mit ähnlichen Anstauungen durch den Sythener Damm für den Grossen Diecks- und Antekau^Bach. Das wichtige D6bouch^ an der Bömerstrasse nach Osten hin war dadurch gesichert, und der limes des Tiberius erhielt hier und wie wir sehen werden bei Hans Dülmen, seinen stärksten Stützpunkt für den rechten Flügel, wenn dieser vom Feinde bedroht war. Prof. Schneider beschreibt in der 11. Folge seiner „neuen Bei* träge, Düsseldorf 1878'^ jenes Etappenlager in der Westruper Haide mit den dort gefundenen zahlreichen Gräbern und mit den theilweise jetzt noch vorhandenen tumulis. Viele derselben sind in den 30er Jahren von Dr. Wesen er aus Dülmen geöffnet, und fand man darin römische Urnen und Münzen aus der Zeit des Augustus. B. Borken-Berge. Eine Vertheidigung des Westruper La- gers forderte die Behauptung der Borkenberge, von deren Höhen das Lager auf 2500 m Entfernung eingesehen wird. Die jetzt mit Nadel- holz bewaldete, eigenthümlich durch Gräben zerklüftete Bergkuppe des Visberg erhebt sich dort 60 bis 70 m über die Niederungen und diente gewiss einst bei ihrer meilenweiten Fernsicht als Wachtposten. Südlich am Fuss der Borkenberge liegt bei Hinzenhofe an der Stever eine Schanze von 150 und 200 m Seitenlänge, einst mit Wasser umgeben. Etwas unterhalb liegt bei Overhaus an einer Flussschleife bis zum Diecksbach eine Verschanzung von 700 m Länge, 250 m Breite, von 2 bis 6 m hohen Sanddünen gebildet, wahrscheinlich zum An- schluss an den Niemenwall, wenn die Stever aufgestaut wurde. 1) Westf. Zeitachr. Bd. 20, S. 260. Römischer Qrenzwall an der Lippe. 16 Sparen alter Wälle ziehen sich ferner am östlichen Thalrande des Diecksbachs entlang, dessen breite Sohle an der Haltern'schen Mtihle 10 m tief eingeschnitten ist. Am Ostende von Stockwiese liegt ein wohlerhaltener Rest des Sythener Walles, ähnlich dem Niemen-Wall, aber unten 15 m, oben 4 m breit Die äussere Böschung des Walles nach dem Bach hin hat 8 m Anlage bei 5 m Höhe. lOO m lang, begleitet der Damm später in geringeren Profilen den Antekaubach, und zeigt auch hier den Cha- rakter eines Anstauungsdammes. Dass die Körner namentlich am westlichen Fuss der Borkenberge längere Zeit wohnten, dafür sprechen zahlreiche römische Oraburnen und Münzen, die dort gefunden, sich in den Händen der Stockwieser Bauern und ihrer Nachbarn befinden. Am Fuss der Borkenberge sind auch einige römische Dachziegel gefunden. G. Wälle bei Haus Dülmen. Auf dem rechten Thalrande des Grossen Diecksbach von Sythen auf Dülmen begleiten Wallreste den 6 m breiten, theilweise dammartig aufgeschütteten Sandweg auf 10 bis 12 m Entfernung. Jener Wall findet sich noch in der General- stabskarte Blatt Coesfeld eingezeichnet, ist aber jetzt seit kaum 50 Jahren meist verschwunden, hatte früher 4 bis 6 m untere Breite bei 1 bis 2 m Höhe. Der Wall hatte schon in der Römerzeit keine besondere taktische Bedeutung, insofern das vorliegende Sumpfterrain unter dem Schutz der Borkenberge einen Angriff der Germanen dort unwahrscheinlich machte, während ein solcher Angriff auf Haus Dülmen bei weiterem Vordringen das Westruper Lager im Rücken, und den Rückzug auf der Lippe-Strasse bedrohen konnte. Etwas oberhalb der Diecks-Mühle, über welche die erwähnte alte Strasse nach Dülmen führt, liegt Haus Dülmen (Dulmenni), äusserlich jetzt ohne Spuren seines hohen Alters. Der Weg von der Hohen Mark und die Chaussee von Haltern gehen durch Haus Dülmen, ein durch seine Wassergräben fester Posten von 200 m Seitenlänge in breiter sumpfiger Wiesenniederung. Südlich bei Haus Dülmen erhebt sich der hohe sandige Thalrand jener Niederung, von Dünenketten durchzogen, die sich an den von Sythen kommenden Damm anschliessen, in einer Frontlänge von 2000 m den Heubach begleiten, nur in der Gegend des Ontruper Weges unter- brochen. Gerade vor der Mitte dieser Linie liegt das feste Haus Dül- men, dem gegenüber sich in den Dünenketten ein viereckig geschlossenes Lager von 600 m Seitenlänge erkennen lässt. Das niedrige Terrain 16 vonVeith: davor bei Schmaloer scheint einst abgetragen zu sein, um jenen Thal- rand noch mehr zu erhöhen, dessen 6 bis 8 m hohe Hügel auf den ersten Anblick wie planlos zusammengeworfen daliegen, so dass man sich fragt, ob Natur oder Kunst jene Dünen bildete. Der Landmann erklärt sie auch für zusammengewehte Berge, da er die regelmässigen Grundrissformen eben so wenig überblicken und beurtheilen kann, wie ein flüchtiger Anblick der Karte. Aber nur solche Dünenketten finden sich in unserer Gegend auf den Befestigungs-Linien, und die Räthsel- lösung für die verschollene Bedeutung dieser Wälle liegt klar und deutlich in der Westruper Halde und bei Sythen zu Tage. Zwischen Haltern, Sythen und Dülmen liegt jener wichtige Best der Römerwälle, der von den Chronisten des 8. Jahrhunderts wieder- holt Valium Westfalorum^) genannt wird, aus jener Zeit, in welcher die Franken unter Pippin im Jahre 758 an der Lippe aufwärts „über die Wälle der Westfalen bei Sytnia^', dem heutigen Haus und Dorf Sythen vordrangen, und die Sachsen in mehreren Schlachten schlugen. Die jetzigen Bewohner jener Gegend wissen freilich vom vallnm Westfalorum und den dortigen Kämpfen König Pippins eben so wenig wie vom römischen Ursprung des vallum, und die alten Sachsen be- nutzten jene Wälle gegen die Franken nach Westen hin, während Tiberius die Front der Vertheidigung nach Osten hin gelegt hatte. An den linken Flügel der Wälle bei Haus Dülmen, welche das wichtige D^fil6 in der Richtung von Vetera auf Münster sperren sollte, Bchliesst sich am Weissen Venu gleich einer rückwärtigen Flanke, dem Sythener Damm des rechten Flügels entsprechend» eine 1800 m lange Dünenkette, deren Ende der 10 m hoch aufgeschüttete Vogels- berg bezeichnet» welcher bei entsprechender Entfernung wahrscheinlich als Warte dienen sollte. D. Lagerreste bei Thier. Auf dem östlichen Abfall der Hohen Mark liegt nördlich von Lavesnm, 3 millien vom Vogelsberg, eine unregelmässige Umschliessung flacher Wälle, theilweise beim Ab- holzen zerstört. Von günstigster Stelle an der Wulfen-Dülmer Strasse, übersah man die ganzen Umgebungen, so dass dort vielleicht das Hauptquartier lag. Die meisten Römermünzen sollen in jener Gebend von Lavesum, nach Angabe des Ortspfarrers, gefunden sein. E. Schanze beim Langen Berg. Zwischen dem Torf- 1) Dr. Leverkns, Westfal. Zeitschrift Bd. 6, 1832 und Annales Met- tenses et LauriBsenses. Römischer Grenzwall an der Lippe. 17 moor des Weissen Venn und dem sumpfigen Boombach (2 m breit) zieht sich aus der Gegend des Radberg eine doppelte Dünenkette zur morastigen Niederung des Heubach, 1000 m lang, 250 m breit. Nach Osten hin sind die Wälle durch einen eingehenden Winkel von 4 bis 6 m hohen Dünen geschlossen, so dass ein Lagerraum von 25 ha entsteht. Alte Wege, einst scheinbar gebessert, vielfach nur durch tiefe Geleise erkennbar, 10 bis 15 m breit, ziehen vom Radberg an der Thierschanze vorbei auf Sythen, eine Abzweigung auf Dülmen. Am westlichen Fuss des Radberges liegen neben dem Wege drei tumuli, 2 m hoch mit 6 m unterm Durchmesser, in denen Grabumen, man sagt römische mit kleinem Fuss, gefunden sind. Das Wallviereck des Langen Berg ist in der Kehle nicht ge- schlossen. Die Flankenlinien hören am Rande des Bruches auf, und deuten die scharfmarkirten Endpunkte auf eine beabsichtigte Verbindung mit den Nebenwerken an der Sumpfgrenze, so dass die Werke selbst gleichsam die vorspringenden Bastione oder Eaponieren der Befesti- gung bilden sollten. F. Schanze bei Gröning. 3 millien westlich vom Langen Berg, bis zum Heubach vorgeschoben, über welchen und über die Halappe ein Weg zum Grenzwall führt, der bei Litter Klus den Hell- weg durchschneidet, liegt zwischen Torfmooren ein von hohen Sand- dünen gebildetes bastionsartiges Werk, in dessen Mitte der Bauer Gröning wohnt. Der Torfstich ist allmählich bis in die Spitze des Werkes vorgedrungen, wo eine Lücke in den Dünen den Eingang jenes Weges geöffnet hat. Die Schanze bietet 40 ha Lagerraum, und scheint auch hier eine Eurtinen-Verbindung mit dem Langen Berg beabsich- tigt gewesen zu sein. G. Dünenwall bei Wehling. Eine Dünenkette mit kleinen Flanken begleitet hier unmittelbar südlich den Hellweg, da wo die östlichen Quellen der Aa zum Bewerbach entspringop. 2000 m südlich davon liegt auf einem Höhenzuge das Dorf Gross- Reken, das alte Rekanon, vielleicht einst ein Centralpunkt des limes, ähnlich wie Thier und Heiden. Die Eirchhofshöhe, unter welcher eine An- schüttung erkennbar ist, in deren Nähe aber keine Wallspurcn zu finden sind, diente vielleicht einst als Signalposten nach dem Düvelsteen und dem Radberg. H. H e 1 1 e r m a n n. In der Nähe dieses Gehöftes, dessen Felder auf alte Kulturen hindeuten, entspringen die westlichen Quellen der 2 18 vonVeith: Aa, des WeDningbachs, der den dort 6 m breiten Hellweg an einer 4 m breiten Holzbrücke durchschneidet. Der Weg ist von Gräben und Seitenwällen begleitet, und die Thalränder des sumpfigen Wiesen- thals erheben sich im Wasserberg und Tannenbülten-Berg 20 bis 30 m über die Niederung. Die bisherigen Wälle bei Hellermann sind abge- tragen, aber an Resten erkennbar, und Wallhecken begleiten den 6m breiten Sandweg, der nach Heiden führt. Westlich ziehen sich aber Wallreste am Hellweg entlang, auf dessen Südseite in 150 bis 200 m Entfernung, mit der Richtung auf Homefeld. I. Düvelsteen. Zwischen beiden Quellen der Aa, 2000 m südlich vom Hellweg, liegen zwei parallele Höhenzüge, die eine Thal- mulde von 600 m Breite, 1200 m Länge umschliessen. Diese flachge- böschten natürlichen Hohen, 8 bis 12 m über der Thalmulde, tragen auf ihren Rücken deutlich 1 bis 2 m hohe Wallreste, theilweise mit Gebüsch bewachsen, theilweise zerstört. An ihrem Südende liegen die Gehöfte und Ackerfelder von Köhne und Nottelmann, einst ebenfalls von kreisförmigen Wällen umschlossen, die jetzt allmählich abgetragen werden, früher 2 m hoch, 5 bis 6 m breit waren. Jene Thalmulde mit den beiden Gehöften macht deo Eindruck eines alten Lagerplatzes, mit einer permanenten Wasserquelle im Innern versehen. In der ümschliessung liegt der sogenannte Düvelsteen, von Sagen und Märchen der Landesbewohner umwebt, die ihn von Fem und Nah besuchen. Die Steingruppe von 6 bis 10 m Durchmesser besteht aus 24 bis 30 Blöcken, von denen einige 2 bis 3 m lang und breit, theilweise in die Erde versenkt sind. Nachgrabungen unter den höhlen- artig zusammengestellten Steinen ergaben vor einigen Jahren Aschen- krüge, deren morsche Wände an der Luft in Scherben zerbrachen. Sie waren ohne Drehscheibe aus freier Hand bearbeitet, und durch Fingereindrücke verziert; sie deuten auf eine altgermanische Grabstätte, zu welcher die hier schon selten vorkommenden erratischen Blöcke, schwarzer Syenit, «an der Sonne glimmerartig glänzend, von weither zusammen geschleppt waren. K. Heiden liegt auf einer sandigen Erhebung über den Wiesen und Haiden seiner Umgebung, und hat gleich Gross-Reken 2000 Ein- wohner. Der alte Kern des Dorfes stand mit der älteren Burg Heiden in Verbindung, welche südlich vom Dorf bei Bruchbach lag, nahe dem Haus Engelrading. Aus alter Zeit ist Historisches darüber nicht nach^ weisbar und auch der sogenannte Stumpe Torn ist dort verschollen. Freigrafen von Heiden werden urkundlich im 15. Jahrhundert genannt. Römischer Grenzwall an der Lippe. 19 L. Schloss Gemen ist nach Angabe des Historikers Nünning^) die ehemalige „arx Ohaemarum", der Ghamaver im sächsischen Gau Hamalant, jener Ghamaver, welche Tiberius im Jahre 4 n. Chr. unter- warft), Zur Zeit des Kaiser Trajan tödteten die Ghamaver mit den be- nachbarten Angrivariem 60000 Bructerer, verdrängten deren Reste über die Lippe •). Die curtis Gamin wurde nach einer Urkunde vom Jahre 1016 von der Gemahlin König Heinrich L, Mathilde, an das Kloster Nord- hausen geschenkt. Die Königin wohnte auf der curtis Konyngenhof (Müggenburg) 1000 m oberhalb Gemen am linken Ufer der Aa. Weiter oberhalb liegt das uralte Velon, dessen Namen im 12. Jahrhundert die Reichsfreiherrn Landsberg- Velen annahmen, in deren Besitz jetzt Velen und Gemen ist, altkultivirte Güter mit schönen Ländereien. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die germanische allgemeine Fluss- bezeichnung Aa hier die Vilia des Vellejus ist*), an deren Quellen Tiberius im Jahre 4 n. Chr. sein Winterlager aufschlug, das er durch jene grossartigen Wälle befestigte (IV). Mit Unrecht korrigirte Lipsius die Vilia in Lupia = Lippe, so dass man das Winterlager eigenthüm- licher Weise nach Aliso versetzte, was aus vielen Gründen ganz undenk- bar ist. Hülsenbeck hat das Verdienst, in seiner bereits citirten Schrift über Aliso S. 171 die Vilia statt der Julia und Lupia wieder- hergestellt zu haben, die er freilich in der Wile bei Stadtberge sucht, während der Lager-limes zwischen der Aa (Vilia) und der Lippe zwischen Borken und Haltern ganz deutlich zu Tage liegt. Das heutige schöne und feste Schloss Gemen des ritterlichen und kunstsinnigen Grafeti Landsberg-Velen ist im Anfang des 15. Jahr- hunderts auf alten Fundamenten erbaut, und bildet ein starkes Viereck mitflankirenden Eckthürmen von Wassergräben umgeben. Leider weisen keine Alterthumsfunde auf die fernste Vergangenheit der Römerzeit zurück, und nur die Lage, 3 millien vom alten Ramsdorf, 6 millien vom alten Velon, unterhalb 3 millien von Pröbsting, 6 millien von Luerhas etc., deutet durch diese regelmässigen Porten bis nach dem alten Anholt, auf jene historisch wichtige Vertheidigungslinie der sum- pfigen Vilia-Niederung hin. 1) Beichsfrh. Landsberg-Velen, Gesch. ds» Herrsch. Gemen in Westf. Zeitsohr. Bd. 20. 2) Yellejas n 105, handschriftlich Camavi statt Ganninefati, 3) Tao. Germ. 33. — Mommsen, röm. Gesch. V, S. 132. — Spruner, Gaukarte (Borootragau). 4) VeUejus II 105. 20 TonTeith: M. Rekenberg. Aber ein interessantes Denkmal aus ältester Zeit ist der römische Wachthügel des Reken oder Bekenberges zwischen Gemen und Borken^). Dieser pietätvoll von Besitzern und Behörden geschützte Hügel liegt neben dem alten Borken-Ramsdorfer Wege, 400 m östlich vom Borkener Eisenbahn-Stationsgebäude. Er hat bei 5 bis 6 m hohen Steilrändem eine Kuppe von 10 m oberem Durch- messer, auf welcher an einer Baumgruppe ein Christusbild steht, als Zeichen des Sieges über das Heidenthum. Die Kuppe setzt sich, 1 m niedriger, 20 m weit nach Westen fort, theilweise zerstört, und scheint hier 10 bis 12 m breit gewesen zu sein. Der aufgeschüttete Berg erinnert an ähnliche römische Wachthügel, auf denen hölzerne Wacht- türme standen. Auf der anderen Seite des 6 m breiten Borkener Weges liegt im Tannengebüsch ein 4 m hoher wallartiger Höhenzug, der Rest einer Befestigung, 2Vs millien vom Wachthügel Haus Döring, fast eben so weit vom östlichen Lünsberg, dessen hocbliegende Kuppe von 12 m Durchmesser wohl ebenfalls einen Wachtturm trug mit dem weitesten Femblick auf Borken, Gemen, Coesfeld, Dülmen. Berücksichtigung verdient hier noch ein eigenthümlicher Wallrest aus ältester Zeit, der von der Müggenburg an der Aa in gerader Rich- tung westlich an Heiden vorbei, eine deutsche Meile weit zum Stumpen Turm führt. Der Grundbesitzer und gründlichste Kenner jener Gegend, Graf Landsberg zeigte mir diesen Wall, nur noch theilweise erhalten, auf der braunen Haide eine schwach markirte aber deutliche Erhöhung, an der Kreuzung des Borken-Dülmener und Gemen-Heidener Weges unregelmässig durchbrochen, hier durch Walkeste erkennbar. Aber im Walde liegen dann deutliche Profile des 1 m hohen, oben 3, unten 8 m breiten Walles mit Seitengräben, und auf der schmalen Krone zeigt sich stellenweise eine 2 m breite, 0,30 tiefe Rinne, aus der in neuerer Zeit Steine entnommen sind. Es scheint zweifelhaft, ob der Wall ein ehemaliger Weg, oder eine alte Besitzgrenze war, vielleicht aber ist er der Abschluss des Borkener limes von den östlich gelegenen Befestigungen. In der historischen Einleitung I nahmen wir die pontes longi zwischen Borken und Dülmen an, in der oft gegebenen Marschrichtung von der mittleren Ems auf Cetera. Schwerlich wollte oder konnte Arminius das römische Heer Caecina's im Jahre 15 n. Chr. im Bourtanger Moor 1) Schneider Beiträge 5. Folge S. 20. Römisoher Grenzwall an der Lippe. 21 bei Goevorden aufhalten oder von Vetera abschneiden i). Es fragt sich nur, w 0 Caecina nach Ueberschreitung des 2 deutsche Meilen langen damals schmalen Sumpfdammes, nach zweitägigen Kämpfen und Mühen, nach Herstellung von 6 bis 8 verfallenen Brücken, sein festes Lager aufschlug, welches dann von den Germanen vergeblich und mit grossen Verlusten angegriffen wurde. Die Höhen des Tannenbülten und Lüns- berges waren zur Vertheidigung Seitens der Römer wohl geeignet und zahlreiche tumuli jener Gegend weisen auf kriegerische Ereignisse hin. Aber es fehlt hier das nothwendige Wasser, so dass wir erst bei Bor- ken, eine deutsche Meile westlich von den letzten Sümpfen, eine zur Vertheidigung geeignete Lagerstätte finden. Die jetzigen Befestigungsreste von Borken gehören nur dem Mittel- alter an, können aber bei ihrer günstigen Lage wohl die Stelle eines festen Marschlagers für 20000 Mann geboten haben. Wahrscheinlicher ist es aber, dass Caecina's Lager südlich von Borken im sogenannten Trier, am limes des Tiberius lag, wo Germa- nicus im Jahr vorher, bei seinem beschleunigten Vormarsch von Vetera her, ebenfalls sein Lager aufgeschlagen hatte. Wir sind hier auf klassischem Boden, durch Tacitus höchst an- ziehende Beschreibungen illustrirt, die zu einer näheren Betrachtung der Umgebungen von Borken führen. N. Borken. Die Urkunden dieser Landstadt von 3000 Ein- wohner reichen nicht über das 12. Jahrhundert hinaus. Damals war eine Johanniter-Gommende in der wohlhabenden Stadt, die im 14. Jahr- hundert befestigt wurde. Sie hat vielleicht ihren Namen von den Burcturi oder Bructeri, welche den Römern im Kampfe oft gegenüber- standen. (Urkundlich i. J. 1200 villa Burken.) Die Stadt Borken liegt in einem ebenen, etwas sandigen Acker- lande von uralter Kultur, an der Borkener Aa, die südlich vor dem Ort den 3 bis 4 m breiten wasserreichen Döring- und Oel-Bach auf- nimmt, welche in ihren Wiesenthälern einige Mühlen treiben. Ein 40 m breiter, nur 3 m tiefer Graben, von einer 4 m breiten Wasserkfinette durchzogen, die leicht anzustauen ist, umgiebt die Stadt. Von den mittelalterlichen Mauern und viereckigen Türmen, von Backsteinen erbaut, bestehen noch einige Reste. Die in den Ecken stark abgerundete vierseitige Befestigung mit ihren 4 Thoren hat 400 und 500 m Seitenlänge, 20 ha Lagerraum, etwa gleich einem 1) Tao. ann. I, 63 „aagustat is trames vastas inüeir palades'* etc. 22 von Yeith: römischen Winterlager für eine Legion von 5000 Mann oder gleich einem römischen Marschlager für 20000 Mann. Es ist wohl möglich, dass dort in der Bömerzeit eine römische Befestigung in solcher Aas- dehnung und Lage bestand, vielleicht als Gentralpunkt der umliegenden ßömerwälle. Von römischen Alterthümern, die dort gefunden wurden, sind nur einige Urnen und Mühlsteine bekannt geworden. a. Im Trier. Verfolgt man vom Südthor Borkens die 7 m breite mit Obstbäumen besetzte Chaussee auf Baesfeld, so sieht man links neben sich die alte 6 m breite, jetzt verlassene Strasse, stellen* weise noch mit 3 m breiten, 1 m hohen Seitenwällen. Beim Meter- stein 1,1 in der Nähe von Maibom überschreitet diese alte Strasse die Chaussee, und dort geht links ein 4 m breiter Weg über den Döring- bach. 100 m von der Brücke stösst man auf ein redoutenartiges Werk von 100 und 150 m Seitenlänge, das sich 4 m über die Wiesen- niederung erhebt An die Kehle dieser Befestigung schliesst sich ein 5 m hoher Damm, mit einer unteren Profilbreite von 20, später von 30 bis 40 m, der deutlich an unsem Niemenwall bei Haltern erinnert Er zieht sich an der Buss-Mühle vorbei zum Oelbach in einer Gesammt- länge von 1000 m. Der Wall grenzt südlich an eine Wiesenniederung, aus welcher wahrscheinlich einst die Erde zu seiner Anschüttung ent- nommen wurde, ist mehrfach von Wegen durchschnitten, mit Nadel- holz besetzt, und wird leider seit mehreren Jahren stellenweise abge- tragen. Etwa in der Mitte der Walllinie liegt ein abgerundeter, 15 m übergreifender Vorsprung, 40 m breit. 100 m weiter östlich davon ist eine nach dem Wiesenrande 30 m vorspringende Redoute, 100 m lang, dicht mit Gebüsch und Bäumen besetzt. Die Katasterkarte und die dortigen Bewohner nennen den mäch- tigen Wall mit seiner Umgebung „im Trier'', doch fragt man in Borken vergeblich nach der Bedeutung des Namens, dem wahrschein- lich der korrumpirte „Tiberius*' zu Grunde liegt. Südlich von diesem Wall, nicht genau parallel, 300 bis 400 m entfernt, geht ein zweiter Wall zum Oelbach, 20 m breit, 4 bis 5 m hoch, stellenweise aus zwei Doppelwällen bestehend, dem Hause Wan- zing gegenüber eingeebnet. Die Fortsetzung des Walles reicht bis zum Oelbach, hat dort einen Wachthügel vor sich, 3 m hoch, 12 m breit, mit Wassergräben umgeben. Diese Linie ist 1500 m lang, setzte sich einst ftber den Oelbach bis zum Borkenschen Fischteich fort, wo jetzt noch Wallreste liegen, und ein 6 m br. alter Weg, mit 4 m breiten, IV2 m hohen bewaldeten Seitenwällen über Buss Albert nach Gemen Römischer €(renswaU an der Lippe. 28 fährt Nach Westen hin ist der Wall am Döringbach unterbrochen, doch ging die erkennbare Fortsetzung jenseits dieses Baches zur Ohaussee in der Richtung auf deren Meterstein 2,1, wo der Damm deutlieh erhalten ist. Eine dritte Wallstrecke liegt 150 m südlich von der zweiten, und 500 m weiter ein vierter Wall zwischen Haus Döring und Fleter- mann. Er ist vor Jahren abgetragen, aber in seinen ehemaligen Rän- dern bei bedeutenden Profilstärken erkennbar, 2000 m lang. Westlich setzt sich die Linie über den Döringbach zur Strasse fort, östlich vom Oelbach über Fletermann zum Unterförster Nonnenbusch, wo Wallreste liegen, in der Richtung auf Heiden. So haben wur zwischen Oelbach und Döringbach vier Parallel- wälle, 1000 bis 2000 m lang, in einer Gesammtbreite von 1000 m. Der südliche Einschluss in der Gegend des Galgenberg heisst im Volksmunde allgemein das „Rüterlager''. Zwischen diesen Wällen und Bächen konnte ein grosses Heer zweckmässig lagern, wie Tacitus in den Annalen I 50 vom Zuge des Germanicus im Jahre 14 n. Chr. erzählt, als er den von Tiberius begonnenen limes überschritt, sein Lager in demselben aufschlug, in Front und Rücken durch den Wall, in A&i Flanken durch Verhaue gedeckt. b. Haus Döring. In der sumpfigen Wiesen*Niederung des Döringbachs li^ als südwestlicher Eckpunkt der Befestigungen Haus Döring an der Stelle eines ehemals römischen Wachthügels^), der sich 4 m über die Wiesen erhebt, kreisrund mit 20 m Durchmesser, von zwei 7 und 5 m breiten Gräben umgeben, die jetzt eine Mühle in der Nähe des Hauses treiben. Nördlich von derselben überschritt der alte Wall den Bach. In der Richtung dieses jetzt abgetragenen Walles führt ein 3 m breiter Dammweg, von Gräben und Gebüsch eingefasst, zur Borken-Raesfelder Chaussee und zu der alten Strasse. Beim Meterstein 2,1 durchschneidet der Hauptwall schräg die Chaussee, 15 bi^ 20 m an der Sohle breit, 2 bis 3 m hoch. Zu beiden Seiten der alten Strasse, wo der Wall einen vorspringenden Winkel bildet, liegen kreisförmige Erhöhungen von 10 m Durchmesser, davor ein grösserer kreisförmig geführter Graben von 8 m Breite, 2 m Tiefe, aus dem die Erde zur Anschüttung des Walles genommen wurde. Leider wurden diese Wälle im Jahre 1883 beim Roden des Landes zerstört, und fanden die Arbeiter neben dem Wall weisse römische Grabnmen. 1) Schneider, Beiträge 5. Folge S. 28. 24t von Veith: c. Hasel ho f. Es schliesst sich westlich hieran die grosse kreisförmige Umwallung des Haselhof, ein 2 m hoher, 16 m breiter Wall von 300 m Durchmesser, theilweise schon zerstört, davor ein 20 m breiter, 2 m tiefer Graben, beim Hause Bungers besonders gut erhalten. Die Fortsetzung der geraden Wall-Linien führt dann an Fahl- bruch vorbei auf Kl. Hidding zur Borken-Brüner Strasse, hier erst vor wenigen Jahren zerstört, neu kultivirt und bepflanzt. Parallel diesem Wall geht östlich ein alter Weg mit Seitenwällen und Hecken nach Fahlbruch. Von Kl. Hidding sind Spuren des alten Walles nordwärts zur Bocholt-Borkener Chaussee bei Bischop erkennbar, so wie zur Aa auf Lepping und Ahmann. So ziehen sich um Borken als Mittelpunkt, Reste einer vierseiti- gen Befestigung, von ca. 2 millien Seitenlänge von Gemen und Müggen- burgüberU.F. Nonnenbusch, Haus Döring auf Ahmann, von der Borkener Aa in der Mitte zur Velener Aa hin durchflössen. Von diesen Borkener Wällen sind eben so wie von den Haltern'schen Befestigungen Aufnah- men in grösserem Maassstabe gemacht, deren Veröffentlichung indessen zu weit führen würde, so dass die Uebersichtskarte hier genügen wird. d. Die Borken-Raesfeld-Schermbecker Strasse überschreitet Haus Döring gegenüber beim Meterstein 2,6 die Borkener Chaussee, hat hier Doppelwälle, auf beiden Seiten von kaum durch- dringbarem Gebüsch besetzt, 24 bis 30 m im Ganzen breit. Vollständig erhalten zeigt sich die alte Strasse beim Meterstein 3,6 am sogenannten Siepenwall, zwei Parallelwege nebeneinander, jeder 6 m breit, durch einen 2 m breiten Wall getrennt, auf jeder Seite des Doppelweges Seitenwälle von 2 m Höhe, 3 m Breite mit 2 m breiten Gräben, im Ganzen 30 m Profilbreite. Eigenthümlich ist dort eine halbkreisförmige Ausbiegung von 100 m Durchmesser. Reste der weiterhin durch die Kultur zerstörten Strasse liegen beim Meterstein 5,3 bei Horstmann, später bei Siebing. Von Raesfeld, dem alten Rabodinghof, geht die Chaussee über Erle nach Dorsten, während die alte Strasse ihre Richtung auf Klein- chen behält. Sie begleitet den Schermbecker Bach auf dessen rechtem Ufer, erreicht als 9 m breiter Weg bei Kleinchen den bereits S. 8 erwähnten Yssel-limes, der unmittelbar westlich neben dem Wege auf- hört. Die hier wohlerhaltene Befestigung hat 5 Parallelwälle von 5 bis 10 m Breite, 1 bis 2 m Höhe, dazwischen IV2 m breite Gräben. Die Kronen der drei stärkeren Wälle sind 4 m breit, das ganze Profil 40 m, RömiBcher Qrenzwall an der Lippe. 26 abgesehen von zwei kleineren Wällen mit Gräben, die auf 20 m Abstand den limes gleich Abzugsgräben begleiten. Unsere Strasse erreicht bei Panhütte eine Höhe westlich von Schermbeck, zeigt hier wieder Seiten wälle neben dem 6 m breiten Wege, schneidet die Wesel-Schermbecker Chaussee beim Meterstein 17,0, geht bei Pisort über die Lippe auf Gartrop und über die Berge nach Hiesfeld. Zwischen Schermbeck und Steeger Burgwart, wo wir S. 8 das erste römische Marschlager der Lippestrasse von Vetera her annahmen, liegen die bereits erwähnten Befestigungen an der Lippe in einem Um- kreise von 3 millien. Hier schloss sich der limes des Tiberius an die befestigte Bömerstrasse Vetera- Aliso, vom Lippe-Fluss gedeckt, welcher allerdings einiger gesicherten Anstauungen bedurfte, um fttr die Ger- manen ein vorläufiges Hindemiss zu werden. (UI B. u. S. 4.) Die Befestigung jenes strategisch und taktisch so richtig gewählten Terrainabschnitts bleibt für alle Zeiten ein Denkmal militärischer Ein- sicht und Energie, charakteristisch für die klug berechnende defensive Natur des damaligen Tiberius, im Vergleich mit seinem kühn angrei- fenden Bruder Drusus. Schon die Idee eines solchen, 9 deutsche Q Meilen umfassenden festen Lagers für das disponible niederrheinische Heer von 30 bis 40000 Mann erscheint grossartig, wenn man bedenkt, dass beispielsweise die Befestigung und Vertheidigung von Paris im Jahre 1870/71, bei freilich ganz anderen Verhältnissen in Mitteln und Kräften, doch nur 4 □Meilen umfasste. Die in neuerer Zeit aufgefundene römische Befestigung in den Siegener Wäldern^) umgiebt die Stadt Siegen auf 1 bis 2 deutsche Meilen Entfernung, und umfasst ein Terrain von etwa 8 □Meilen. Die mit grosser Umsicht und in richtiger Würdigung der Bodenverhält- nisse angelegten Werke zeigen hier allerdings nur Feldprofile von Wällen mit 5 m Sohlbreite, 2 bis 3 m Kronbreite, 1 bis 2 m Höhe, während Grabenspuren, seit Jahrtausenden ausgefüllt, nur noch selten zu erken- nen sind. Diese Art von limes stammt wahrscheinlich aus den Ghatten- Kriegen der Römer, vielleicht aus den Feldzügen des Legaten C. Silius 1) Siegener Yereinsblätter für Alterthumskunde 1881/83 mit Karte. 26 ▼onVeith: mit dem oberrheinischen Heer von 38000 Mann im Jahre 14/16 n. Ohr. ^), oder aas den späteren Feldzügen unter Kaiser Domitian. Von Interesse sind ausserdem in dieser Beziehung die Befesti- gungen Gaesar's im Jahre 58 v. Chr. an der Rhone, 4 deutsche Meilen lang, von 10000 Mann in wenigen Tagen erbaut, mit Posten besetzt und durch Redouten verstärkt'). Was aber das Befestigungssystem und die eigenthümlichen Formen unseres Tiberius-limes betriflFt, so erinnern dieselben an die Werke Vienna's, von Caesar erbaut >), einzelne 500 bis 700 m nach Massgabe des Felsplateaus weit vorspringende Läger seiner 5 Legionen, mit je 10 bis 30 ha Lagerraum, von starken Mauern umgeben, die nur noch in den Fundamenten erkennbar sind, 7 m stark, bei 10 bis 15 m Höhe, mit vorspringenden runden Türmen von 40 bis 100 m Abstand, je nach der Wichtigkeit der einzelnen Linien. Tiberius begünstigte jene Mutterstadt Lyon*s bei wiederholter Anwesenheit und lernte hier die Befestigungskunst seines grossen Ahn- herren kennen, um manche Ideen desselben bei seinem germanischen limes zu benutzen. Die ausgedehnten Erdwerke des limes sind in Front und Flanke, aber auch im Rücken gut gedeckt. Letzterer lehnt sich an den Rhein, in zweiter Linie an den limes, welcher die Tssel von Fundert bis Anholt auf deren linkem Ufer begleitet. Der Tssel-limes ist mit seiner Fortsetzung zum Eltenberg ein Werk des Drusus, aus der Zeit seiner Kriege mit den dortigen üsipe- tern^). Bei Anholt, dessen Schlossturm römische Mauerreste in seinen Fundamenten zeigen soll, schliesst sich an die Yssel die sumpfige Nie- derung der Aa über Bocholt, mit Befestigungsresten bei Hohenhorst und Luerhase in der Richtung auf Gemen^). Von Tsselburg nimmt der Yssel-limes seine Richtung an der Meghelener Schanze vorbei auf Praest, ist hier durch Hochfluthen am prähistorischen Rheinbett zer- stört , bei Hohen Sorge nördlich von Emmerich in seinen DünenzOgen auf Eltenberg deutlich erkennbar. Der Eltenberg^) trug einst das befestigte Hauptquartier, aber auch 1) Tao. ann. I 31 u. II 7. 25. 2) Caesar bell. gall. I, 8, von Kaiser Napoleon m. erläutert 3) Gongr^s arch6ologique de Franoe k Yienne 1862. 4) Yetera casira 8. 23 und Schneider, Kreis Rees anter den Römern, Neue Beitrage, 2. Folge, Düsseldorf 1868. 5) Veten castra 8. 24 f. von y e i t h: Bdndtolier GrenEwall an der Lippe. 27 das Sterbelager des Drusus, dessen Name der von ihm angelegte Brunnen und die weithin bekannten Sagen vom dort verstorbenen König Drusios bewahren. Der grün bewaldete Eltenberg ist das Rheineck Niederger- maniens am divortium Rheni, dem Clever Schwanentarm (Arenatium) gegenüber, in dessen Fundamenten Baumeister S c h i n k e 1 römisches Mauerwerk nachgewiesen hat^). Dort am Niederrhein und an der Lippe liegen hiernach die ältesten und wichtigsten limites, von den genialen Kaisersöhnen Drusus und Tiberius angelegt, welche die historische Aufgabe ihres Ahnherrn Caesar fortsetzten, Germanien für die Weltgeschichte zu erschliessen. Jenen gewaltigen Mitteln und Werken der Römer gegenüber ge- denkt Deutschland in dankbarer Verehrung seines Arminius, dem selbst der Feind ein Denkmal setzte durch die Worte'): „liberator haud dubie Germaniae"". Im Sinne deutscher Heimathskunde durchwanderten wir die für die älteste Kriegsgeschichte wichtigen damaligen Wege, Wälle und Schlachtfelder in der Mündungsgegend der Lippe, um auf diesem so viel umstrittenen, jetzt oft wenig beachteten Gebiet des Ausgangs- punktes der römischen Kriegszüge, die Reste des „limes a Tiberio coeptus" au&usuchen und festzustellen. von Veith. 1) Düntzer, Göthe's Briefwechsel mit Sohultz S. 347. 2) Tac. ann. II 88. H. Schaaffhausen: 2. Hatten die Römer Hufeisen fflr ihre Pferde und Maulthiere? Es ist die gewöhnliche Meinung der Alterthumsforscher, dass die Römer den Gebrauch der Hufeisen nicht gekannt hätten, weil sichere Funde derselben nicht nachzuweisen seien und einige darauf bezogene Stellen der alten Schriftsteller eine andere Deutung zuliessen. Auch wird hervorgehoben, dass au Denkmälern der bildenden Kunst, wo Pferde dargestellt sind, denselben die Hufeisen fehlen. Dass jene Ansicht irrig ist und zahlreiche Funde römischer Hufeisen vorliegen, dies nachzu- weisen, ist der Zweck der nachstehenden Abhandlung. Die Stelle bei CatuU 17, 26 : „Ferream ut soleam tenaci in vora- gine mula'^ wird auf mit Eisen beschlagene Schuhe der Maulthiere be- zogen, aber solea, wahrscheinlich von solum, hiess auch der Schuh, der blos aus einer Sohle bestand, die man mit Bändern befestigte. Der Sinn der Worte deutet mehr auf einen Schuh, der im klebrigen Boden abgestreift wird, als auf ein angenageltes Eisen. Die muliebres soleae wurden auch mit dem griechischen Worte sandalia bezeichnet. Bei Plinius, nat. bist. 33, 11, 140 findet sich der Ausdruck „mulis soleas induere", bei Sueton, Vespas. 23 „mulas calceare". Damit scheint allerdings mehr ein Anziehen von Schuhen, als ein Befestigen von Eisen unter dem Huf gemeint zu sein. In der That hat man Eisen- schuhe gefunden, so im Lager zu Dahlheim bei Luxemburg wie in der Saalburg, und das Mainzer Museum wie das in Trier bewahren solche, / die den ganzen Huf bedekten und, wie man glaubt, für hufkranke Pferde bestimmt waren. Lindenschmit*) hat solche Hufschuhe be- schrieben, die am Dimeser Ort, unterhalb Mainz, in einem römischen Pfahlbau gefunden sind. Derselbe bemerkt mit Becht, der Umstand, dass hier 3 Exemplare mit vielen Schmiedewerkzeugen zu Tage gekommen seien, beweise ihren häufigen Gebrauch. Er hält sie für Geräthe zum Schutz und zur Heilung von beschädigten Pferdehufen, die man in unstatthafter Weise bisher oft für wirkliche Hufbeschläge gehalten h^be. Auch werden Soleae sparteae^) erwähnt, eine Art Schuhe für hufkranke Rinder und Saumthiere, die aus Reisern der Genista geflochten waren. Vegetius') 1) Denkmäler unserer heidn. Vorzeit I 1858. 12. Taf. Y. 2) Colum. VI 12, 13, Veget. Vet. I 26, 3, II 46, 3. 3) I 56, 27. Hatten die Römer Hufeisen für ihre Pferde and Maulthiere? 29 sagt in seiner Vieharzneikunde, dass man den Huf der Zugthiere rein halten müsse und giebt Vorschriften, um den Huf zu behandeln, wenn er anwächst. Er lebte in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts. Von den zahlreichen Uebeln, die der Hufbeschlag veranlasst, spricht er nicht. Winckelmann^) bemerkt, bei Erwähnung einer Paste; auf der ein Mann ein Pferd über dem Hufe zu verbinden scheint, dass die Maul- thiere der Alten beschlagen waren, dass man aber auf keinem alten Denkmale beschlagene Pferde finde. Der beschlagene Huf eines Pferdes auf einem Marmor im Palaste Mattei, den Fabretti die älteste Spur des Pferdebeschlags nannte, ist nach ihm ein neuer Zusatz. Doch giebt Winckelmann zu, dass die Völker Asiens ihre Pferde mit Hufeisen beschlugen, wie Appian in der Geschichte des Mithridatischen Krieges berichte. Hier steht indessen, XH 75, nur, dass Mithridates seine Pferde, die aus Futtermangel kraftlos waren und hinkten, weil sie sich die Hufe abgelaufen hatten, auf Umwegen weggeschickt habe. Ob sie sich die Hufeisen oder die Hufe abgelaufen haben, bleibt ungewiss. Scaliger ist in Bezug auf das Wort solea bei Catull und hypo- daemon bei Appian der Meinung, dass man sie beschlagen habe. Ge- wiss ist, dass alle Reitervölker den Werth der Hufeisen zum Schutze der Hufe kennen. Nach E. Daumas^) beschlagen die Araber ihre Pferde entweder nur vorn oder an allen vier Hufen. Doch werden im heutigen Ungarn die Pferde, die auf sandigem und ebenem Boden laufen, gar nicht beschlagen oder nur an den VorderfQssen. Nach Aristoteles^) legte man den weichen Hufen der Kamele lederne Schuhe an für den Gebrauch im Kriege. Alexander der Grosse^) sah beim Zuge gegen die Gandariden sein Heer erschöpft und die Pferde hatten durch langwierige Märsche die Hufe stark abgerieben. Xenophon räth in seinem Buche über die Reiterei, Cap. 4, die Pferde, um ihre Hufe hart zu machen, jeden Tag eine Zeitlang auf einen Platz zu bringen, der mit Steinen gepflastert ist. J. M. Gesner^) stellt sehr vollständig die alten Schriftstellen und die Ansichten der Gelehrten über die Hufeisen der Römer zusam- men und kommt zu dem Schlüsse, dass unser Hufbeschlag ihnen nicht 1) Sämmtliohe Werke 1825, IX S. 434. 2) Les chevaux du Sahara, Paris 1856, p. 160. 3) De natura animalinm ü c. 2. § 1, Plinius hist. nat. XI 45, 105. 4) Diod. Sic. Eist. XVII 94 ed V7. 5) Script, rei rust. vet. lat. 1735, Lexicon, p. 132 (Soleae). 80 H. Sohftaffhaason: bekannt war. Die Stelle, wo Homer ^) von erzhufigen Bossen (xaXxdnoi* tTtnw) spricht, wird mit Rücksicht auf eine andere') wo er die Hofe tönend nennt, gern so erklärt, dass er mit jenen Worten die wie Erz tönenden Hufe habe bezeichnen wollen ; aber warum soll man nicht schon zu Homers Zeit, wenn auch keine angenagelten Hufeisen, doch angebundene erzene Hufschuhe gehabt haben? Es giebt noch eine Stelle bei Plinius^), die für unsere Frage in Betracht kommt und meines Wissens für dieselbe nicht berücksichtigt worden ist. Sie lautet: Ye- stigium equi excussum ungula, ut solet plerumque, si quis collectum reponat, singultus remedium esse recordantibus, quonam loco id re- posuerint. Herr Professor Jos. Klein hierselbst sagt, dass vestl- gium wegen des folgenden ungula nur von dem Hufeisen verstan- den werden könne und übersetzt die Stelle, wie folgt: „Das Hufeisen des Pferdes ohne den Huf, wenn Jemand es findet und aufhebt, ist für diejenigen, welche sich entsinnen, an welcher Stelle sie es aufgehoben haben, ein Mittel gegen das Schlucksen.'' Wiewohl andere Beweise für den Gebrauch angenagelter Hufeisen zu Plinius Zeit fehleu, wird man die Stelle doch eher auf ein Hufeisen als auf einen Hufschuh beziehen dürfen. Diese sind mit römischen Sachen auch in Frankreich und England, hier zumal in altgallischen Orten, gefunden worden, sie sollen sogar für kranke Pferde noch in Holland in Gebrauch sein^). Auf dem römischen Stein- monument von Vaison im Museum zu Avignon ist aber ein vierräderiger Wagen mit zwei Maulthieren dargestellt, an denen man nicht nur unter den Hufen die Eisen sieht, sondern an den Seiten der Hufe sogar die umgenieteten Nägel. Das wohlerhaltene Relief ist von R. Smith und von Quicherat^) abgebildet, es gleicht denen von Neumagen und dürfte einem Grabdenkmal des 3. oder 4 Jahrb. unserer Zeit angehören. A. Rich^) sagt: „alle Zeugnisse des Alterthums bewdsen ein- stimmig auf das Unwiderleglichste, dass weder Griechen noch Römer die Sitte kannten, den Pferden ein Hufeisen unter die Sohle des Hufes zu nageln, wie wir es jetzt thun. Wohl kannten sie den Schuh, der den ganzen Fuss des Thieres umschloss; war er mit einer eisernen 1) Ilias XIII V. 23. 2) Ilias XYII, V. 183. 3) Nat. bist. 28, 20, 263. 4) Gh. Roach Smith, GoUectanea antiqua, Vol. III p. 128. 5) Ch. Boaoh Smith a. a. 0. Vol. VI p. 21. und Revue des soc. savantes 5. Ser. VI. p. 260, T. 35. 6) Wörterbuch der römischen Alterthümer, Deutsch von C. Müller, Paris and Leipzig, 1862, S. 574. Hatten die Römer Hufeisen fOr ihre' Pferde and Maolthiere? 31 Platte versehen, so hiess er solea ferrea.'^ Sueton^) erwähnt soleae argenteae, womit der Kaiser Nero seine Maolthiere beschlagen Hess, Plmius') soleae ex auro für die der Kaiserin Poppaea. Auf der Ge- neral-Versammlung der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine zu Wiesbaden im Jahre 1876 wurde auch die Frage gestellt, ob die Bömer schon die Hufe der Pferde mit Eisen beschlagen hätten. Eine end- gültige Entscheidung wurde nicht erreicht, aber zugestanden, dass die Wahrscheinlichkeit dagegen spreche. Einige Jahre darauf berichtete die Gartenlaube, 1879, Nr. 35, dass in dem Museum zu Neapel Hufeisen, welche zu Pompeji gefunden worden seien, aufbewahrt würden. Herr Arthur Ilgen, ein Deutscher, der in Neapel wohnt, antwortete auf eine an ihn gerichtete Anfrage, dass er das Museum wiederholt nach Hufeisen durchsucht habe, ohne eines zu finden und auch die Direction desselben um Auskunft ersucht habe. F i o r i n o benachrichtigte Herrn Ilgen, dass man im Museo nationale keine Hufeisen von Pferden aufbewahre, weder pompejanische noch von einem anderen Fundorte und dass, so viel man wisse, die Pferde der Alten nicht beschlagen gewesen seien ^). ßhousopoulos schreibt mir, dass auch in Griechen- land ein solcher Fund nicht bekannt sei. Dass die Hufeisen an Werken der bildenden Kunst, wie an der Statue Marc Aureis und den Pferden auf den Säulen Trajans und des Antoninus Pius fehlen, . widerlegt noch nicht ihren Gebrauch, zumal nicht in der klassischen Zeit, indem der nach dem Idealen strebende Künstler bei Darstellung des Pferdes das zufällige Beiwerk wegliess. Bei dem zweifelhaften Werth der alten Schriftstellen kann man aber zugeben, dass sie in der ersten Kaiserzeit, wenn auch bekannt, doch gewiss nicht im allgemeinen Gebrauche waren, ja es Hesse sich anneh- men, dass die Hufeisen von Gallien aus zuerst in den nördlichen Pro- vinzen des römischen Reiches bekannt wurden, wie ja auch die Gallier vor den Bömem eiserne Schwerter hatten. Manche glauben, dass die Hufeisen erst in fränkischer Zeit in Gebrauch gekommen seien; ein Stück Eisen in Ghilderichs Grab zu Tumay wird mit Recht für ein halbes Hufeisen gehalten. Linden- schmit bildet es nach Montfaucon^) in seinem Handbuch Fig. 240 ab. Wie Baron S 1 o e t angiebt, findet sich die erste deutliche Erwähnung 1) Saeton, Nero, 30. 2) Nat. hiflt. XXXIII 11, 49. 3) Fr. Otto, Annal. d. Yer. f. Nasa. Alterthumsk. XYII, S. 12. 4) Monam. de la monarchie frano. I, 10. pl. VI, 4. 32 H. Schaaffhansen: des Hufeisens in einem Werke des byzantinischen Kaisers Leo VI. Phi- losophus, (t 911), der in seiner Taktik unter den Ausrfistungsgegen- ständen eines Reiters mondförmige eiserne Sandalen mit den Nägeln anfuhrt. Es war nur eine Folge der vorgefassten Meinung und der von namhaften Vertretern der Alterthumsforschung verbreiteten Ansicht, die Römer hätten keine Hufeisen gehabt, dass man eine vorurtheilsfreie Prüfung angeblicher Funde unterliess und deutliche Abbildungen der Huf- eisen auf römischen Bildwerken, Ziegeln und Münzen übersah. Beglaubigte Funde sind hier entscheidend, trotz dem Schweigen der alten Schriftsteller über den Hufbeschlag. Oft wurden solche ohne Weiteres beseitigt. Im Heft LXXIX, S. 282 beschrieb ich das unter auffallenden Um- ständen bei Ochtendung 1884 gefundene, hier in V2 Orösse abgebildete Hufeisen, welches auch nach dem ürtheile des erfahrenen Hufschmieds Herrn Brühl in Bonn, der in Frankreich zahlreiche Maulthiere be- schlagen, das eines Maulthiers war. Es ist vom Hinterfuss, weil es länglich ist, während der Huf des Vorderfusses wie beim Pferde rund- licher ist. Auch hat es Stollen, die meist an den vorderen Hufeisen fehlen. Es ist vom linken Fuss, weil man an der äusseren Seite den Stollen stärker zu machen pflegt, da hier die Pferde stärker aufsetzen. Es ist 10,8 cm lang und 8,4 breit. Da mir der Fund von kleinen Hufeisen in unserer Gegend in der Nähe römischer Alterthümer schon in meh- reren Fällen bekannt war und die Römer nachweislich in der ganzen Nachbarschaft schon den Bergbau betrieben, wie Funde in Niedermendig, Pleydt, Kretz, Kruft, im Brohlthal beweisen, durfte das Hufeisen um so mehr der Römerzeit zugeschrieben werden, als es bekannt ist, dass die Römer das Maulthier vorzugsweise als Lastthier benutzten. Eine Hatten die Römer Hafeisen für ihre Pferde und Mault hiere? 33 Erklärung für den Umstand, dass das Eisen im Innern des Berges gelegen hat, kann nur darin gefunden werden, dass entweder beim Ausbruch der Lava dasselbe in den Erotzenstein eingeschlossen worden ist, oder dass durch Einstürze alten Bergbaues in dem bröckligen Gestein das Hufeisen verschüttet wurde. In der Nähe von Ochtendung hat Professor Klein die Fundamente einer römischen Villa aufgedeckt, in denen Stücke Erotzenstein eingemauert waren; ein dort gefundenes römisches Steinbild mit einer nackten menschlichen Figur, die eine Votivtafel hält, ist in der Scheune eines Hauses von Ochtendung ein* gemauert. Das Maulthier kommt als Lastthier schon in der Ilias^) vor, Nausikaa f&hrt in einem Wagen von Maultbieren gezogen. Aus Griechenland kam es nach Italien. Zu Varro's Zeit wurden die Fuhr- werke auf den Landstrassen von Maul thieren gezogen^); die Eaufleute liessen Oel und Wein auf Eseln aus dem Gebirge nach der Eüste bringen^). Auf einem der Bildwerke von Neumagen an der Mosel ist ein Wagen mit Maultbieren bespannt dargestellt. Das Maulthier eignet sich wie der Esel im Gebirge besser als das Pferd wegen des sichern Ganges und der grösseren Genügsamkeit im Futter. Auch beim Römer- castell Saalburg bei Homburg vor der Höhe wurden schon vor längerer Zeit Hufeisen gefunden. Herr von Cohausen*) sagt darüber : „Es ist hier noch der Hufeisen Erwähnung zu thun als eines Gegenstandes, den die Römer nicht kannten, nie haben sie ihre Pferde mit aufge- nagelten Hufeisen versehen. Die Hufeisen, die man fand, sind neueren Ursprungs, eines sogar in einem Grabe ist in später Zeit in das kaum 15 cm tiefe Grab hineingetreten und so verloren worden. Doch zeugen einige Sporen mit kurzem Stachel von diesem auch durch die Schrift- steller erwähnten Reiterrequisit." Die Funde von Hufeisen auf der Saalburg haben sich indessen so gehäuft, dass Herr von Gehäusen wohl selbst heute seine Ansicht nicht mehr festhalten wird. Herr Baumeister Jacobi schrieb mir unter dem 13. Dezember 1886: „In diesem Sommer wurden auf einer kleinen Fläche von c. 900 qm bei den Ausgrabungen im Castell nicht weniger als 19 Hufeisen zu Tage gefördert; wenn sie auch nicht alle mehr ganz erhalten sind, so legt ihre Zahl doch Zeugniss von dem starken Gebrauche derselben ab, 1) Uias XVII 742 und XXIII 114. 2) Varro, de re rustica II, 8, 5. 3) Varro II, 6. 5. 4) von Gohaasen und Jacobi, Das Römericastell Saalburff, Homburg 1878, 8. 28. 3 34 H. Sohaaffhausen: auch sind die meisten recht abgenutzt. Besonders findet sich die Ab- nutzung vorn, was beweist, dass sie beim Bergsteigen der Pferde ge- braucht wurden. Wenn heute ein Pferd beim Fahren in's Gebirge ein Hufeisen verliert, so spannt der Kutscher dasselbe aus und lässt es neben dem Wagen laufen, damit die Hufe keinen Schaden leiden. Die Gesammtzahl der Hufeisen, die auf der Saalburg gefunden ¥nirden, ist nahe an Hundert. Wenn diese Eisen nicht römisch sein sollten, aas welcher Zeit sollen sie denn dahin gekommen sein? Thatsächlich ist meines Wissens noch Nichts in der Saalburg gefunden wordeti, was nicht römisch ist. Es fanden sich in allen Schichten Hufeisen 80 cm und 2 bis 3 m tief, im Brandschutt, in Kellern, bei Münzen und Email- sachen liegend, es kamen 7 Stück bei römischem Werkzeug vor. In diesem Sommer fanden sich auf der Sohle eines Brunnens auch die Knochen eines Pferdes, auch sind mehrere Pferdeschuhe aus Eisen zu Tage gekommen. Auf Tafel 41 des Werkes über die Saalbarg sind 5 ver- schiedene Arten von Hufeisen, wie sie dort vorkommen, in V4 Gtösse abgebildet. Fig. 11, nur 9,2 cm lang und 5,6 breit, rührt wahrschein- lich von einem Esel her, es hat nur 2 Nagellöcher jederseits, Fig. 8, 9, 10 und 12 sind von Maulthieren oder kleinen Pferden. Die grössten Hufeisen der Saalburg haben eine Länge von 12 bis 13 cm, eine Breite von 10 bis 11, die am meisten vorkommenden haben nur eine durch- schnittliche Grösse von 11 zu 8,5 cm. Die Hufeisen aus den letzten Jahrhunderten, die ich bei den verschiedenen Grundarbeiten fand, sind viel grösser und stärker^'. Im Jahre 1887 sind bis jetzt 11 Hufeisen auf der Saalburg gefunden worden, zwei im Brandschutt 1,50 m tief bei römischen Scherben und einer Münze des Alexander Severus, ein halbes lag unter der Castellmauer in der ohne Mörtel hergerichteten Schicht, es muss bei der Anfuhr von Steinen zum Castellbau verloren gegangen sein. Zwei am 23. Juli gefundene gut erhaltene Hufeisen, IIV2 cm lang, IOV2 ^reit, lagen im zusammengestürzten Mauerwerk bei Scherben von Terra sigillata. Die Saalburg lieferte noch eine andere sehr wichtige Entdeckung, welche die Kenntniss der Hufeisen bei den Römern beweist. Im Jahre 1880 wurde ein Ziegelstempel der 22. Legion daselbst gefunden, auf dem ein Hufeisen deutlich dargestellt ist, die Um- schrift lautet P. R. P. F. Legio XXII. Derselbe ist in dem Werke über die Saalburg auf Tafel 77, Fig. 9 in Vs Grösse abgebildet. Hier ist indessen die Legende vom Zeichner ungenau wiedergegeben« Im Sommer 1886 wurde ein zweiter Rundstempel derselben Legion Hatten die Römer Hufeisen fQr ihre Pferde and Maalthiere? 35 mit demselben Bilde, aber einer besser leserlichen Schrift auf der Saal- burg gefunden. Er ist hier in V2 Grösse dargestellt. Die Legion ist als primigenia pia felix bezeichnet, indem der letzte Buchstabe zugleich aus P und F zusammengesetzt ist. Nach B ü c h e 1 e r ist dies die legitime Namengebung gegen Ende des 2. Jahrh. Unzweifelhaft sind beide Ziegel mit demselben Stempel gezeichnet. Auf Tafel 77 Fig. 3 desselben Werkes sind auf einem Ziegelstempel zwischen den Buch- staben 3 Hufeisen angebracht. Im vorigen Jahre wurden auf der Saal- burg auch zwei Steine aus Dolerit gefunden, auf denen zwei hufeisen- förmige Vertiefungen eingemeisselt sind. Handelmann^) berichtet über solche auf alten Grenzsteinen, sie kommen auch auf vorgeschichtlichen Steindenkmälem im nördlichen Deutschland vor, wie bei Rosengarten in Hannover und beiHattlund in Schleswig 2). Dies hängt vielleicht mit der alten Eintheilung des Landes nach Hufen, gleich 30 Morgen, zu- sammen. Bis jetzt sind 80 verschiedene Stempel dieser 22. Legion auf der Saalburg gefunden, aber keine Steininschriften derselben. Ueber den Aufenthalt der Rhätier sind wir besser unterrichtet; nach Steininschrif- ten lagen dieselben schon 139 n. Chr. auf der Saalburg und waren noch 213 n. Chr. dort. Auch Ziegelstempel der rhätischen Cohorte sind vorhanden. Jacobi glaubt, dass gerade diese Cohorte, die sich aus einem in der Technik so hoch gebildeten Volksstamrae rekrutirte, die Eisenindustrie in unsere Gegend gebracht haben könne. Nach H. DUnt- zer (Jahrb. LXXUI, 43) wurde die 22. Legion von Claudius gebildet, vom Oberrhein kam sie unter Trajan an die Stelle der I. min. nach dem Niederrhein, unter Hadrian kam sie an den Oberrhein zurück (Jahrb. XXXVI, 103), wo sie blieb, wenn sie auch zeitweise nach dem 1) Verh. der Berl. anthrop. G. 1881 S. 407 und 1882 S. 105 sowie Zeitschr. der Ges. f. Schlesw. Holst. Lauenb. Gesch. XII S. 375 a. XVII S. 199. 2) Ch. Petersen, Jahrb. für d. Landesk. v. Schleswr. Holst. Lauenb. VIII S. 175 u. 220, Kiel 1866. 36 H. Schaaffhausen: Niederrhein gekommeu sein mag. Es hindert nichts, die Anwesenheit dieser Legion am Oberrhein bis in das 3. Jahrh. hinein anzunehmen. Auch das WallrafiPsche Museum in Cöln besass einen Legionsstempel mit einem Hufeisen, worin eine II stand (Katal. II 153, i, S. 77). Der Ziegel ist nicht mehr vorhanden und, wie DQntzer vermuthet, gestoh- len. Er war am Dome gefunden mit Münzen von Hadrian bis Valens (Jahrb. XLII, 88). Ein ganz gleicher Ziegelstempel wurde in Utrecht gefunden (Brambach 60, a. 3). Wenn gar keine andern Funde bekannt wären, so würden die auf der Saalburg gemachten allein hinreichen, den Gebrauch der Hufeisen bei den Römern ausser Zweifel zu stellen. Beim Bau eines Abzugskanales unter der Goblenzer Strasse in Bonn beim Hause Nr. 50 wurden im October und November 1886 in 1,30 m Tiefe über der Kiesschicht der Römerstrasse unter einem Basaltpflaster 7 Hufeisen gefunden, wovon eines einen zweimal aufge- drückten Stempel hat^). Dieses ist 15,8 cm lang, 13,5 breit, 6 mm dick, das Eisen selbst ist in der Mitte 50 breit, während es bei unsern Mi- litärpferden nur 32 breit ist, die obere Fläche desselben ist etwas hohl, unten und vorn hat es einen Grifl', der 33 mm lang, 20 breit und 11 hoch ist, die Stollen sind 15 mm hoch. Es hat jederseits 4 viereckige Löcher, die 9 mm lang und 6 breit sind. Ein zweites ist 17,3 lang, 14,7 breit, die Nagellöcher sind 12 mm lang und 10 breit, es ist vorn am meisten abgeschlissen. Ein drittes ist nicht vollständig und scheint keine Stollen gehabt zu haben, es ist stark abgelaufen und hat in der Mitte die Spur eines Stempels. Dabei lag ein Radnagel mit grossem viereckigen, an den Ecken abgeschrägtem Kopfe, wie ich einen ähnlichen 1) von Veith, Jahrb. d. V. v. A. LXXXII, S. 187. Hatten die Römer Hufeisen for ihre Pferde und Maulthiere? 37 aus einem Grabfunde von Andernach besitze. Diese Eisen sind von Herrn General vonVeith dem Provinzial-Museum hierselbst überwie- sen worden. Das Eisen mit dem Stempel ist hier in Vs Grösse abgebildet: Später wurde noch ganz nahe der ersten Stelle 2V2 ni tief ein kleineres, 11,5 langes und 10 cm breites von ähnlicher Form wie das Ochtendunger gefunden, und ausserdem das Bruchstück eines solchen. Jenes ist in der Mitte 24 mm breit und hat 4 Locker jederseits. Der Stempel des grossen Hufeisens zeigt eine Kugel mit dem Kreuz darauf, er spricht nicht nothwendig gegen, sondern ebenso gut für römisches Alter, wenn auch für die spätrömische Zeit. Stempel auf römischen Metallgeräthen sind schon mehrfach beobachtet und nicht nur solche, die aus Buchstaben, sondern aus Zeichen bestehen, die man als Fabrikmarken betrachten darf. In Homburg hat man auf Eisen- sachen eine solche gefunden, die einem kleinen Johanniterkreuze gleicht, das Regensburger Museum besitzt einen eisernen Stempel mit einer radähnlichen Marke. Herr de Witt*) fand in einen römischen Berg- stollen bei Pleydt einen eisernen Spitzhammer, mit dem Dreizack des Neptun gezeichnet. Er ist hier in V4 Grösse abgebildet. Die Marke auf dem Hufeisen ist, je nachdem man dasselbe hält, entweder das astronomische Zeichen der Venus oder das der Erde. Das Alter dieser Himmelszeichen ist nicht genau bekannt Wie mir Herr Dr. T h e 0 d. W 0 1 f f hierselbst mittheilt, glauben Einige, dass die Zeichen für Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn von den Grie- chen überliefert seien. Wahrscheinlich ist, dass sie erst im 10. Jahr- hundert entstanden sind, wo Astrologie und Alchemie in grossem An- sehen standen. Die Zeichen für Erde und Sonne stammen jedenfalls erst aus dem 15. Jahrhundert, weil erst durch das Kopernikanische Weltsystem die Erde unter die Planeten und die Sonne in den Mittel- punkt des Universums gestellt wurde. In den Werken des Arabers Geber, der im 8. Jahrb. lebte, findet sich bereits das Zeichen der Venus, aber diese sind nur in Abschriften des 15. und 16. Jahrb. auf uns gekommen. Winckelmann^) sagt in dem Zeichen der Venus habe man einen Spiegel finden wollen, welcher nach Art der alten Spiegel rund und mit einem Stiele versehen war, Salmasius habe aber 1) Jahrb. d. V. V. A. LXXVII 1884, 8. 210. 2) Gesammelte Werke, IX 8. 222. 38 H. Sohaaffhausen: gezeigt, dass dies Zeichen aus dem ersten Buchstaben des Wortes Phos- phoros ^), womit die Venus benannt worden, gemacht sei und dass dieser vor Alters dem Venuszeichen ähnlich geschrieben wurde. Salmasius glaubt auch, dass das Zeichen für Jupiter aus dem Anfangsbuchstaben fUrZeus entstanden sei'). Es ist wiel wahrscheinlicher, dass die Marke auf dem Hufeisen die Erde darstellt und das Symbol irdischer Herr- schaft ist. Mögen die Astronomen dasselbe auch erst spät eingeführt haben, so ist doch "sein Ursprung in der römischen Kaiserzeit nach- weisbar. Die Bronzestatue der Athena Parthenos hält schon ein kleines Bild der Nike in der Hand, auf syrischen Münzen des Antiochus IV, V und VI halten Zeus oder Pallas in einer Hand die Nike. Herr van Vleuten glaubt, dass die Victoria auf einer Kugel zuerst auf einem Denar des Augustus mit dem Bevers: CAESAR DIVI F vor- komme. Auf gut erhaltenen MQnzen dieser Art ist die Kugel von zwei sich kreuzenden Meridiankreisen umgürtet. Auf einer andern Münze des Augustus wird die Welt noch durch 3 Kugeln bezeichnet, auf denen ASI, AFR und EVR steht. Auf einer Münze des Nero hält Roma eine Viktoria in der Hand, bei Galba steht Fortuna auf einem Globus, auf einem Lucius verus') überreicht der Kaiser der Roma den Globus mit der Viktoria, bei Diocletian hält Jupiter den Globus mit der Viktoria in der Hand, auf andern Münzen ist es der Kaiser, der ihn hält oder auch dem Jupiter überreicht. Madden^) bildet Mün- zen des Probus (276) und des Constantinus magnus (306) ab, auf denen der Kaiser in der rechten oder linken Hand den Erdglobus hält Die christlichen Nachfolger Gonstantins des Grossen nahmen dann als Symbol der kaiserlichen Macht die Erdkugel mit einem Kreuze darauf an. Diese erscheint zuerst auf Münzen des Jovianus (363), die in Ra- venna geschlagen sind^), auch auf denen desArcadius (395—408). Auf Münzen Justinians I. (527 — 565) trägt der Kaiser in einer Hand die Erdkugel mit der Viktoria, in der andern die mit dem Kreuze. Dieses ist auch der Ursprung des Reichsapfels, der zu den Kleinodien des römisch-deutschen Reiches, Krone, Scepter und Schwert gehörte. Wenn nun auch die Stempel auf dem grossen Hufeisen von Bonn uns noch nicht berechtigen, das römische Alter desselben in Abrede zu 1) vgl. Solinus, p. 1237. 2) AI. V. Humboldt, Kosmos III, 8. 468. 3) Cohen, Descript. bist, des monnaies etc. T. in p. 35. 4) Num. Chpon. N. 8. Vol. I, PI. Xj. 5) J. 8abatier, Monnaies byzant. Paris 1862. Hatten die Römer Hufeisen für ihre Pferde und Maulthiere? 39 stellen, so darf man doch auf einige andere Merkmale und Umstände hinweisen, welche dasselbe etwas zweifelhaft machen. Es ist zunächst die Qrösse und die gute Erhaltung des Eisens auffallend. Wenn G u r 1 1 zur Erklärung der letzteren sagt, dass es vielleicht durch Zufälligkeiten bei seiner Herstellung aus Stahl bestehe, so ist uns doch ein so un- verändertes Eisen aus römischen Funden nicht bekannt. Das aufge- fundene Basaltpflaster kann nicht mit voller Sicherheit als ein römisches bezeichnet werden, andere römische Alterthümer sind in seiner Nähe nicht gefunden, es kann dem Mittelalter angehören. Im Jahre 1883 fand man beim Durchstich der Zälpicher oder Luxemburger Strasse bei Cöln die Bömerstrasse nach dem Bericht des Herrn Ing. L. Grude 0,68 m unter der Oberfläche der heutigen Strasse, sie war nicht ge- pflastert, hatte eine Breite von 5,50 m und bestand aus einer 20 cm starken Schicht yon Kieseln mit Ziegelbrocken vermengt, sie schien auf dem gewachsenen Boden unmittelbar hergestellt zu sein, unter ihr lag eine 56 cm mächtige Schicht Mutterboden, unter dem in grösserer Tiefe kiesiger mit Sand vermischter Boden folgte. Die Strasse hatte ein seitliches Gefälle von 25 cm und, wie es schien, Bankets zu beiden Säten. Die Tiefe yon 1,25 m, in der die grossen Hufeisen m Bonn gefunden sind, erscheint gering, wenn man bedenkt, dass der Boden, in dem zu beiden Seiten der Coblenzer Strasse die römischen Gräber liegen, heute etwa 1,50 m unter derselben gelegen ist. Die kleinen Hufeisen, die in ihrer Form weit mehr den sicher römischen gleichen, sind in 2,50 m gefunden worden. Auch hat das gestempelte Eisen an der Unterseite vorn eine Erhöhung, die man den Griff nennt, er fehlt an den ächten römischen Eisen. Man bringt ihn noch heute an, wenn die Pferde scharf beschlagen werden, die im Winter auf eisigen Wegen gehen oder schwere Lasten ziehen. D e m m i n hält den Stempel nicht für römisch. Er bemerkt, dass man das angegebene Zeichen besonders auf mittelalterlichen zweihändigen Eisenschwertern finde ^). Es fehlt nicht an älteren Angaben von Hufeisenfunden, die wir heute mit grösserer Sicherheit, als es damals möglich war, für römische halten dQrfen. E s s e 1 1 e n 2) beschrieb kleine und etwas grössere Huf- eisen von Pferd und Maulthier, die man auf der Hohenburg, 1 Meile westlich von Hamm fand. Wird unter den Thonscherben auch keine terra sigillata erwähnt, so deuten doch die blattförmige römische Lanzen- spitze, der Sporn mit Dorn, die zum Bau verwendeten Lava- und Trass- 1) A. Demmin, Eriegswafifen, 2. Aufl. Leipzig 1886, S. 781, 2) Jahrb. d. V. v. A. XXIX, S. 268, 40 H. Schaaffhausen: stücke mit Bimsteinkörnern auf die römische Zeit. Dieser entspricht auch Grösse und Form der 8 Hufeisen, sie sind 10 bis 12,9 cm lang und 8,9 bis 10 breit. Alle haben Stollen, aber keine Griffe und keine Furche für die Nägel, sie dehnen sich den Nägeln entsprechend aus, ihr Aussenrand ist also vom Einschlagen der Löcher ausgeschweift. Sieben haben 8, eins 4 Nagellöcher. Die Ausschweifung des Aussen- randes haben auch mehr oder weniger die der Saalburg, zumal Nr. 10. Es fand sich in einem Grabhügel zu Grächwyl^), Kanton Bern, ein altes Hufeisen, ein sogenanntes Heideneisen mit Bronzestücken zusammen. Dieselben sollen in Grabhügeln mitunter vorkommen 2). Im römischen Lager bei Schieder in Westfalen wurde nach H ö 1 z e r m a n n ") ein kleines Hufeisen gefunden. Auch an der Römerstrasse bei Neuenherse wurden kleine Hufeisen gefunden, deren Stollen übereinander griffen. Goch et*) giebt ausser dem Hufeisen im Grabe des Ghilderich (f 481) ein solches aus einem sächsischen Grabe Englands an. Ich verdanke Herrn Director H e 1 1 n e r die Mittheilung aus dem Archiv der Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier, 1824, dass man ein kleines Hufeisen mit 6 Löchern an einem römischen Brunnen in Bitburg mit vielen andern römischen Gegenständen gefunden habe. Er selbst fand 1882 in einer römischen Villa zu Wustweiler, Kr. Ott- weiler ein solches. Es ist 12 cm lang, also das eines Maulesels. Die Villa lag^mitten im Walde und es wurde auch keine Spur von späteren Gegenständen daselbst gefunden. Das Bonner Provinzial-Museum besitzt unter Nr. 4782 und 83, zwei grosse Hufeisen, die beim Eisenbahnbau in Linz mit mittelalCer- lichen Gegenständen zu Tage kamen, das eine ist 12,4 cm lang, 12,7 breit, die Mitte des Eisens ist 38 mm breit, das andere hat eine Länge von 14 cm und ist ebenso breit, die Breite des Eisens ist 36 mm. Nagellöcher sind nicht erkennbar. Ihre Grösse und Form spricht ebenso wenig wie der Fundbericht für römisches Alter. Die Sammlung des Vereins von Alterthumsfreunden bewahrt unter Nr. 367 ein 16,2 cm langes und 16,8 breites Hufeisen aus dem Ringwall von Oberpleis, es ist 8 mm dick und in der Mitte 49 mm breit, zwei Nägel sitzen noch darin, die Löcher sind zugerostet. Das Alter desselben ist zweifelhaft. Römischen Ursprungs aber sind sicherlich zwei kleine Mauleseleisen, Nr. 134 und 135 1) Jahrb. d. V. v. A. XVIII S. 87. 2) Vgl. Antiquar. Topogr. des Kantons Bern, S. 64, 138, 161, 180, 349. 3) Die Kriege der Römer und Franken, Münster 1878, S. 99. 4) La Seine inferieure p. 376. Hatten die Römer Hufeisen för ihre Pferde and Maulthiere? 41 die in dem Schutt der römischen Villa zu Friesdorf bei Bonn gefunden wurden; sie sind 8 mm dick und haben jederseits 3 viereckige Löcher, eines ist 11,8 cm lang und 11 breit, das andere 11,6 lang und 10,3 breit, die Eisen selbst sind 25 mm breit. Das letztere hat den wellenförmigen, ausgeschweiften Aussenrand wie das von Ochtendung und die von Hamm, welche E s s e 1 1 e n beschrieben hat. Die Sammlung bewahrt noch unter Nr. 11 ein kleines Eisen, von Freudenberg 1864 geschenkt mit 3 Löchern jederseits, es hat keine Stollen und ist 12,5 cm lang und 9,7 breit, es kann wohl römisch sein, dasselbe gilt von Nr. 290, es ist bei Bruchhausen gefunden, und 10 cm lang, 9,3 breit, es hat vorn einen Griff und jederseits 4 viereckige Löcher in einer Rinne. Im vorigen Jahre wurden vor Köln an der Luxemburger Strasse unter römischen Alterthümern mehrere grosse Hufeisen gefunden, sie kamen in den Besitz des Herrn F. H. Wolff und sind mir von dem- selben für das Provinzial-Museum in Bonn übergeben worden. Er hält die Aussage d^ Arbeiter über die Fundstelle für zuverlässig. Ein rö- mischer Goldring soll dabei gefunden sein. Daseineist 12cm lang und 11 brät, die Breite des Eisens ist vorn in der Mitte 35 mm; das andere ist 11 cm lang, 9,5 cm breit und theilweise mit Rheinkies noch verkittet An beiden sind wegen des Rostes Löcher nicht mehr er- kennbar. I Von den vier im Febr. 1885 in einem alten Schacht der Tufstein- grube zu Kretz^) gefundenen Hufeisen von Mauleseln sind 3 mit Stollen verseben, das grösste ist 10,5 cm lang, 9,5 breit, das Eisen selbst in der Mitte 32 breit, es ist rundlich wie vom Vorderfuss, das zweite ist 10 cm lang, 9,6 breit, das Eisen selbst ist 38 mm breit, das drifte ist 8,5 lang, 8,2 iH'eit, das Eisen 30 breit, es zeigt eingerostete Nägel, die Locher sind zugerostet. Das vierte hat keine Stollen und läuft hinten in Spitzen aus wie ein beutiges Vordereisen, es ist 8,8 cm lang, 9,5 breit, das Eisen selbst 35 mm breit; auch diese sind von Herrn Meurin dem Bonner Provinzialmuseum geschenkt und haben die Nummer 1349. Bei der Heidenmauer zu Kreuznach, die der üeberrest eines Römercastells ist und mit den zahlreichen dort gefundenen römischen und deutschen Alterthümern von Major E. Schmidt beschrieben wor- den ist^), wurde ein Maultierschuh und unter den Hufeisen angeblich auch ein kupfernes gefunden. Dasselbe war aus dem Besitze des Herrn F. H. Wolff in Köln in den des Völkermuseums zu Leipzig übergegangen 1) Jahrb. d. V. v. A. LXXIX, S. 282. vgl. XL VII S. 199. 2) Jahrb. d. V. v. A. XLVII u. XLVÜI, S. 104 u. 109. 42 H. Sohaaffhausen: Herr Dr. H. Obst hatte die Gefälligkeit, dasselbe zur nähern Unter- suchung nach Bonn zu senden. Derselbe bemerkte schon, dass dieser Hufbeschlag weder aus Bronce noch aus Kupfer, sondern aus Eisen bestehe und nur mit Kupfer überzogen sei. Das Eisen sei so stark ver- rostet, dass es sich an einer verletzten Stelle der kupfernen Dmhfillung als Pulver herausschütteln lasse. Dr. Gurlt, dem ich das Hufeisen, das in seiner ursprilnglichen Grösse und Form mit den römischen Maulthiereisen übereinstimmt, es war 12,6 cm lang und 10 breit, über- gab, sagt: „der kupferne Ueberzug, wie die Höcker der Oberfläche, die sogenannten Knospen und Blüthen beweisen, besteht aus Gaement- kupfer, er ist auf einem alten Hufeisen durch galvanischen Niederschlag aus einer kupferhaltigen Lösung entstanden. Uebereste des ursprüng- lichen Hufeisens, das durch Rost und saures Waser fast ganz aufge- zehrt ist, sitzen noch in der hohlen Kupferschale. Ganz ähnliche Bildungen sind mir bekannt von Stadtberge in Westfalen, Rio Tinto in Spanien; ich habe solche alte Säbel, Bajonette, Flintenläufe u. dgl. aus Kupfer gesehen, indem diese Gegenstände zum Fällen kupferhaltiger Gaementwässer absichtlich dienten, sei es, dass die Caementwässer künstlich erzeugt oder dass sie von selbst in alten Kupferbergwerken durch Verwitterung und Wasser wie in Rio Tinto, SchmöUeritz, Ram- melsberg u. a. entstanden sind. In diesem Falle kann ein zufällig verlorenes Hufeisen lange Zeit einer natürlichen Kupferlösung ausge- setzt gewesen sein. Das Löthzinn im innern Bogen ist ein ungeschickter Versuch des Finders, die zerbrochenen Hälften zusammen zu löthen und ist ohne Zweifel neuester Entstehung. .Von Interesse wäre zu wissen, o9 das Eisen etwa bei einem alten (römischen ?) Kupferbergwerke gefunden wurde.'' £s waren nun allerdings im Nahethale unfern von Kreuznach bis in die neuere Zeit alte Kupferbergwerke im Betrieb, welche eingegangen sind. Es ist möglich, dass sie, wie es von den alten Bergwerken im ganzen Rheinthal gilt, schon von den Römern ausgebeutet worden sind, auch könnten die Römer schon dies Verfahren der Kupfergewinnung gekannt haben. A. Gurlt^) sagt: Zuweilen bilden sich in alten Bergwerken wie zu Neusohl und Schemnitz in Ungarn, auf der Insel Anglesea und zu Rio Tinto in Spanien natür- liche Lösungen des Kupfervitriols. Dieselben werden dadurch zu gute gemacht, dass.^man sie über Eisen leitet,' welches das Kupfer als Gae- mentkupfer niederschlägt. 1) Bergbau und Hüttenkunde, Eaeen 1884, 9. 152. Hatten die Bömer Hafeiien för ihre Pferde and Maulthiere? 43 Herr Schierenberg^) zeigte mir im vorigen Jahre zwei kleine Hufeisen, das eine war 11,5 cm lang und 10,5 breit, das andere 12 lang und 10 breit, das erste hatte 4 rechteckige Nagellöcher jederseits, das andere hatte keine. Diese waren 1884 beim Eanalbau in der Stadt Hörn in Westfalen unter dem Strassenpflaster gefunden ; ein dabei gefundener Zahn war ein Maulthierzahn; vor 6 bis 7 Jahren sollen hier massenweise in etwa 5 F. Tiefe solche Eisen gefunden worden sein, sie kamen zum Theil nach Detmold und Münster. Durch Hörn ging die alte Römerstrasse vom Rhein zur Elbe, von Köln nach Magdeburg, der Saltus Teutoburgensis. Hier findet man Spuren von Römerwällen und römische Münzen. Viel- leicht war in der Nähe die Varusschlacht. Zwei Kilometer von dieser Stelle liegen die Externsteine, die vielleicht ein römisches Mithraeum sind. Unter den zum Theil römischen Alterthümem, die bei Hamm in der Nähe der krausen Linde vor längerer Zeit gefunden worden und mir von Herrn von der Marck zugesendet worden sind 2), befindet sich ein Eisen mit grossen Nagellöchern und wellenförmig ausgebogenem Rande, das wohl nichts anderes als ein Hufeisen sein kann, aber wie es scheint nur den vorderen Theil des Hufes geschützt hat. Die Löcher sind so gross, dass man vermuthen möchte, dasselbe sei nicht ange- nagelt, sondern vielleicht mit Riemen angeschnallt gewesen. Es ist 9,6 cm lang, 16 mm|in [der Mitte breit, die Löcher sind 13 mm lang und 5 mm breit. Dr. Gr o ss in Neuveville schrieb mir auf meine Anfrage, ob er in den Pfahlbauten je Hufeisen gefunden habe, dass sie dort, selbst in la T^ne fehlen, wo doch Sporne und eiserne Trensen sich finden. Einzelfunde von römischen Hufeisen seien aber -in den dortigen Torf moorenj nicht selten, diese Eisen seien klein, mit wellenförmigem Rande und mitjänglich vier- 1) Terhandl. d. Berliner anthr. Ges. 15. Mai 1886. 2) Jahrb. d. V. v. A. LXXXII, S. 196. 44 H. SofaaaffhauBen: eckigen Löchern versehen. Nach einer Skizze, die er mir mittheilte, gleicht ein im See von Bienne gefundenes Hufeisen genau dem von Ocbtendung. Ein solches Eisen, 11 cm lang und ebenso breit ward auch im Stein- wall von Waldstein im Fichtelgebirg gefunden, ich sah es in Nürnberg. Das Eisen von Bienne ist 11,5 cm lang und 9 cm breit. Diese Aus- buchtungen sind nur durch das Einschlagen der Löcher entstanden, man pflegt sie jetzt wegzufeilen,. so dass das Eisen dem Hufrande genau entspricht. Jetzt werden die Löcher viereckig, nicht länglich gemacht und der Falz für die Köpfe der Nägel ist kleiner. Man findet auch alte Hufeisen ohne Löcher. Dies erinnert an den noch heute in manchen Gegenden Oesterreich's hen-schenden Gebrauch, dass man das Eisen beim Händler kauft und erst der Hufschmied die Löcher hineinschlägt. Herr Dr. Kohl berichtete mir, dass ihm ein sicherer Fund römischer Hufeisen in der Gegend von Worms nicht bekannt geworden sei; sie fehlen auf einer über 1 km langen Strecke der Römerstrasse Mainz-Strassburg, die genau untersucht worden ist. Dagegen schreibt mir Pfarrer Dahlem aus Elegensburg: „Beim Abbruch einer ungefähr 1 m unter späteren Ueberschüttungen liegenden grösseren Strecke einer römischen Heerstrasse, deren Bau wahi-scheinlich unter Marc Aurel stattfand, kamen Hufeisen inmitten des fast V2 ni dicken Strassenkörpers vor, die wohl beim Auffahren des Kieses und der Steine von den Hufen abgetreten waren. Die sorgfältigste Untersuchung der Schicht, in der sie durch Kalksinter eingebacken waren, zeigte die römi- sche Strasse darüber und daneben durchaus gleichmässig, unverletzt und ohne spätere Nachbesserungen. Ueber der Römerstrasse lagerten die mittelalterlichen, ganz zu Erde zerfahrenen Schichten und dann zu Oberst das solide Strassenpflaster des vorigen Jahrhunderts. Ich halte die meist vorkommenden kleinen Hufeisen wohl weniger für Maulthiereisen als dem mannus und mannulus angehörig, einer Ponny- artigen kleinen Pferderasse, die den alten Kelten bekannt und wegen ihrer Ausdauer bei den Römern beliebt war. Auf der Generalversammlung des historischen Vereins im Jahre 1879 wollten Linden seh mit und von Cohausen meine Beobachtungen nicht gelten lassen, aber meine Beweise mehrten sich inzwischen; auch hält Bär in seiner Geschichte des Eisens die Funde in der Saalburg für unzweideutig." Auch Ohlenschlager betrachtet als sichere Funde römischer Hufeisen die auf der Saalburg und die auf der Kumpfermühlstrasse bei Regen sburg. 0. Keller^) sagt in Bezug auf Funde beim römischen Grenzwall, r)~Berliner Philol. Wochenachrift 1885 Nr. 29/30 8. 984. Hatten die Römer HafeiseD für ihre Pferde und Maulthiere? 45 dass, wenn auch die römischen Schriftsteller nichts von einem solchen Gebrauche überliefern, doch ganz zuverlässige Ausgrabungen in den nördlichen Provinzen die Anwendung der Hufeisen durch die Römer der Kaiserzeit ausser Frage stellen. Herr 8. Jenny schreibt mir, dass ihm der Fund eines Hufeisens, das als römisch bezeichnet werden könnte» in Vorarlberg nicht bekannt sei, niemals habe er ein solches innerhalb römischer Ruinen gefunden, wohl aber die bekannten Huf- schuhe zur Heilung kranker Hufe. Auch das Museum in Salzburg besitzt, wie mir Herr Dr. Pieter mittheilt, Hufeisen, die unter römi- schen Alterthümern gefunden sind, eines von der Römerstrasse in Teisendorf, 12,5 cm lang, 10,9 breit, das Eisen ist vorn doppelt so breit als an unseren Hufeisen, zwei andere, 11,4 cm und 12,2 lang, 9,9 und 10,4 breit, wurden vor dem Linzer Thor gefunden, eines hat wellenförmigen Rand. H e h n ^) sagt, der Hufbeschlag, der dem Alter- thum unbekannt war, sei nach Beckmann, Beiträge 3, 122 erst bei den Byzantinern seit dem 9. Jahrh. bezeugt. Dagegen meint W. T o m a- s c h e k, das Hufeisen hätten Hunnen und Türken erfunden, im Beschlagen seien bekanntlich die Zigeuner Meister. So mannigfaltig sind die Meinun- gen bei einer Sache, die nur durch sichere Funde entecbieden werden kann. Ein weiterer und wichtiger Beweis für den Gebrauch des Huf- eisens bei den Römern ist seine Darstellung auf Münzen. Cohen^) führt als Medaille incertaine du haut empire eine Münze in Kleinerz an mit 2 Hufeisen in der Mitte eines Armringes, der in 2 Schlangen- köpfen endigt. Der Avers ist ein Lorbeerzweig mit 10 jederseits, die Umschrift lautet Triump. Er fragt, ob diese Münzen der Zeit des Domitian angehören. Herr van Vleuten besitzt eine solche in seiner Sammlang. Vielleicht sind es Denkmünzen, die zur Erinnei-ung beim Wettrennen vertheilt wurden, oder Spielpfennige. Jo ist der bekannte Triumpfruf der Römer. Der Lorbeerzweig, der Ring, und die ver- zierten Hufeisen könnten die beim Wettrennen gewonnenen Preise sein. Die hier gegebene Abbildung ist nach einer Münze des Herrn van Vleu- ten und mit Benutzung von Abgüssen der 6 im K. Münzkabinet zu 1) Culturpflanzen und Hausthiere, Berlin 1874, S. 471. 2) Descript. bist, des monnaies etc. T. VI, 1862, p. 543. 46 H. SchaaffhauBen: Berlin befindlichen Exemplare derselben Mflnze angefertigt, die mir von dort gütigst zugesendet worden sind. In einer ausfahrlichen und inhaltreichen Abhandlung hat Baron Sloet^) den Fund von Hufeisen zu Niewensluis beschrieben und aus den von ihm mit grossem Fleiss zusammengestellten Fundangaben und Zeugnissen der Schriftsteller den Schluss gezogen, dass die Römer, als sie festen Fuss im Norden Europa's fassten, den Hufbeschlag nicht kannten. Als im Jahre 1880 und 1881 das Fort Niewensluis am Ufer der Vecht vergrössert wurde, fand man in einer Tiefe von 8 Meter im Kleiboden aufrecht stehende Eichenstamme, die in einem Torfmoor einst wuchsen. Zwischen den Baumstämmen fanden sich viele Hufeisen von Pferden, die in das Reichsmuseum in Lioyden kamen. In der Nähe lag in 2 m Tiefe in einer Sandbank ein zum Kahn ausgehöhlter Baum- stamm. Da die Hufeisen ganz und nicht abgeschliffen waren und keine Pferdeknochen dabei lagen, so hält sie Sloet für Opfergabeo der Germanen. Alle Beweise aber, die der Verfasser beibringt für die Be- deutung, die das Pferd im Leben der alten Deutschen gehabt hat und air der Aberglaube des Mittelalters, der sich an die Verehrung des Pferdes knüpfte, haben nicht die mindeste Beziehung zu dem Gebrauche der Hufeisen. Sloet selbst führt nach Tacitus') an, dass die Deutschen nicht genug Eisen hatten, dass wenige ihrer Krieger Schwerter hatten und dass sie") keine Panzer noch Helme trugen; die der ersten Schlachten- reihe führten Lanzen, die andern schlechte, im Feuer gehärtete Waffen. Er folgert daraus, dass der Faber ferrarius des salischen Gesetzes kein Grobschmied gewesen sein könne, weil diesem die Arbeit gefehlt habe, dieser müsse ein Hufechmied gewesen sein. Aber das salische Gesetz entstand 400 Jahre nach Tacitus und die Franken und Ale- mannengräber zeigen uns den grössten Reichthum an eisernen Waffen und Geräthen, aber keine Hufeisen, so dass ein Grobschmied nOthiger als ein Hufschmied war. Der ausgehöhlte Baumstamm von Niewensluis deutet auf die römische Zeit, denn Vellejus Paterculus^) sagt uns, dass der Einbaum bei den Germanen ein gewöhnliches Fahrzeug sei. Wenn sich bei jenen Eisen keine Pferdeknochen fanden, so können die Eisen verloren worden sein, oder wenn hier Reiter ertranken, so können, 1) Vondst van Hoefijzera te Niewensluis, Verslagen and Mededeel. d. K. Akad. van Wetensoh. Letterk. 3 R. Deel 11, Amsterd. 1885. 2) Germ, o. 6. 3) Annal. IV, 14. 4} Römische Gesch. II, 170. Hatten die Römer Hufeisen für ihre Pferde und Maalthiere? 47 wie es bei der Stadt Neuss beobachtet worden 'ist, die Knochen zer- stört oder weggeschwemmt worden sein, während die Eisen dort liegen blieben. Wenn die Eisen nicht abgerieben sind, so waren sie neu oder gehörten der Werkstatte eines Schmiedes an. Alles dieses ist wahrscheinlicher, als dass die alten Friesen hier ihrem Gotte sollen Hufeisen geopfert haben. Dass die Eisen, die ur* sprünglich auf der Oberfläche des Bodens lagen, mit dem Walde 3 meter hoch von der Flussanschwellung bedeckt worden sind seit der Römerzeit ist gar nicht unmöglich. Sloet sagt, Dagobert (628->638) schenkte das Castell zu Utrecht mit einer kleinen Kirche an die Kölner Diöcese unter der Bedingung, dass der Bischof die Friesen bekehren sollte. Vor dieser Zeit mögen die Eisen am Ufer der Yecht geopfert worden sein. Es ist aber gar kein Grund vorband^ den Friesen den Ge- brauch der Hufeisen zuzuschreiben und den Römern denselben abzu- sprechen. Wenn man im christlichen Mittelalter Pferde segnen Hess und in gewissen Kirchen und Kapellen Hufeisen als Opfer für geheilte Pferde niederlegte, so folgt doch nicht, dass man im heidnischen Alter- thum schon dasselbe gethan hat. Die Germanen verehrten das Pferd, weil sie Sonnenanbeter waren und das Pferd mit seinem schnellen Lauf ein Symbol derselben war. Wodan selbst sass zu Pferde und die Ge* fallenen stürmten in wilder Jagd vorbei. Gaecina sah an der Stelle, wo Varus unterlag, Pferdeköpfe an den Bäumen hängen. Noch heute sieht man Pferdeköpfe an den Giebeln der Häuser in Norddeutschland als Schutzmittel. Ein gefundenes Hufeisen bedeutet Glflck und wird an die Thüre genagelt und in das Fundament des Hauses gelegt. Die Schiffer nagelten Hufeisen an den Mast, auf Grenzsteinen brachte man sein Bild an. Sloet hat alle Sagen, die sich auf das Hufeisen beziehen, athr vollständig zusammengestellt. Als unter Bischof Siegfried, der 1045 starb, zu Weziö in Schweden die erste Kirche gebaut war und die Glocken zum erstenmale läuteten, ritt Odin über die Berge, sein Pferd erschrak über das Geläute und schlug mit den Füssen g^en den Fels. Es verlor ein Hufeisen, welches in der Kirche aufgehangen wurde. In manchen Kirchen, zumal denen des heiligen Leonhard, wur- den so viele Hufeisen geopfert, dass man daraus eine Kette anfertigen Hess, die mehrmal um die Kirche ging. Wenn Sloet von den Germanen sagt, sie waren ein Culturvolk, sie hatten Gottesdienst und Sitte, hielten Volksversammlungen, wählten ihre Häupter, hatten Gesetze und Recht- sprechen und ein geordnetes Kriegswesen, sie trieben Viehzucht, Land- bau und Handel, so reicht dies Alles doch nicht hiD, sie für die Er- 48 H. SchaaffbaaBen: finder der Hufeisen zu halten. Dr. Rueff*) meinte sogar, diejenigen Germanenstämme, welche Pferdefleisch assen, hätten eine genauere Kenntniss vom Pferdehnfe erlangt als andere und hätten wohl Mittel ausersonnen, denselben durch eine künstliche Vorrichtung zu schützen. Bei dieser ganzen Untersuchung sind die Funde das Entscheidende. Sehr oft fehlt dem Bericht über die Auffindung von Hufeisen die ge- naue Angabe der Bodenschicht, in der sie gefunden sind, auch der Zustand der Erhaltung oder der Zerstörung durch Rost hängt von Zu- fälligkeiten ab und lässt an und für sich kein bestimmtes Urtheil über ihr Alter zu, wohl aber ihre Grösse und Form, weil wir jetzt römische Hufeisen mit Sicherheit kennen. Wenn man auf alten Römer^ Strassen Hufeisen gefunden hat, so kommt es darauf an, ob sie in der Schicht ihre Lage hatten, in der auch römische Alterthömer vorkamen, denn dieselben Strassen wurden^ ja auch in der fränkischen und karo- lingischcn Zeit benutzt. Wenn aber die Hufeisen an Orten gefunden werden, wo mittelalterliche Funde gänzlich ausgeschlossen sind, wie auf der Saaiburg, so ist ihre römische Herkunft ganz zweifellos und wenn wir bei zweifelhaften Funden dieselbe Form und Grösse der Eisän wie bei jenen erkennen, so dürfen wir sie mit grösster Wahr- scheinlichkeit auch für römische erklären. Ich habe das in der Lava von Ochtendung gefundene kleine Hufeisen eines Maulesels für ein römisches erklärt^ weil zahlreiche Funde beweisen, dass die Römer in dieser Gegend den Bergbau trieben und weil sie den Maulesel als Lastthier gebrauchten; mitt^lterliche Funde sind hier nicht bekannt und von dem späteren Gebrauche des Maulesels wissen wir nichts. Sloet bezweifelt die Beweiskraft meiner Gründe, meine Deutung findet aber eine glänzende Bestätigung in der Thatsache, dass man ein ganz gleiches Maulthiereisen in den Fundamenten der römischen Villa ta Friesdorf gefunden hat, welches die Bonner Vereins-Sammlung unter Nr. 135 aufbewahrt Im Museum von Leyden befinden steh 4 Huf- eisen, die bei Arendsburg gefunden sind, wo das Forum Hadrianum gestanden hat, ein anderes ist zu Holdeurne gefunden bei einem römi- schen Hypokaustum mit grossen Gebäuderesten. Sloet sagt, als die Römer abgezogen waren, wurden ihre Niederlassungen von den Franken besetzt. Er hält die Eisen von Arendsburg für mittelalterlich, weil daselbst auch mittelalterliche Münzen und Inschriften gefunden worden sind. Das Hufeisen von Eaterveer, welches Pleyte^) abbildet, sieht 1) Zur Geschichte der Beschlagkunde, Hohenheim 18G4. 2) Nederl. Oudheden, 12. Afl., PL IIL Hatten die Römer Hufeisen für ihre Pferde and Maulthiere? 49 nicht römisch aas, wiewohl es klein ist, es ist 11,6 cm lang, 7,8 breit und ist vom rechten Hinterfuss, an der Äussenseite hat es 5, an der Innenseite 3 Nagellöcher. Auch heute pflegt man nach aussen einen Nagel mehr einzuschlagen, weil hier das Eisen mehr verbraucht wird. Die von Sloet abgebildeten 8 Hufeisen können ; ihrer Form und Grösse nach recht wohl römische sein, sie sind 15,2 bis 11,4 cm lang und 14,8 bis 12,6 cm breit. Dass die Römer beim Fort Nieuwersluis an der Vecht einen befestigten Platz gehabt haben können, ist nicht zu bestreiten. Bei Roisdorf findet sich ein uralter römischer Waldweg, der an germanischen Hügelgräbern vorbeiführt und, wie Dr. KesseU) berichtet, die Römerstrasse ist, welche von Heimerzheim über Alfter nach Bonn führte. Er schliesst dies daraus, dass daselbst in grosser Menge kleine durch ihre Formschönheit ausgezeichnete Hufeisen vom Maulesel mit römischem Zierrath und zahlreiche Ueberreste römischer Ziegel an den Seiten des Weges gefunden wurden. Nach einer mir von Herrn Domkapitular Kessel aus seiner Erinnerung mitgetheilten Zeichnung lief als Ornament ein griechischer Mäander auf dem etwas vorspringenden Randwulste des Hufeisens herum. Die Spuren einer ähnlichen Verzierung lassen sich auf dem Hufeisen der oben abge- bildeten Münze erkennen. Das Eisen von Roisdorf war etwa 8 cm gross und ringsum mit Nagellöchem versehen. Nach von Huene^) wurden 1864 zu Strass-Paulin bei Trier verschiedene römische Alter- thümer, meist von Eisen, dabei ein 7 Zoll langer Nagel und ein Huf- eisen zum Anschnallen gefunden. In der englischen Stadt Gloucester wurde nach Bellows^) zusammen mit Gegenständen von unzweifelhaft römischem Ursprung ein Hufeisen gefunden. Er meint, dass die ge- pflasterten römischen Heerstrassen das Beschlagen der Pferde durch- aus nothwendig gemacht hätten. Hübner verweist hierbei auf das Nichtvorhandensein der Hufeisen an den Denkmälern der römischen Kunst und erinnert daran, dass noch heutigen Tages in Italien, Spanien, in dem südlichen Frankreich und wo sich sonst römische Sitte erhalten hat die Pferde nicht beschlagen werden. Man muss aber erwägen, dass die Denkmale, an denen man Hufeisen sucht, Reitpferde darstellen, während man dieselben doch vorzugsweise den Lastpferden und Last- 1) Jahrb. d. V. V. A. LVIU, S. 168. 2) Jahrb. d. V. v. A. XXXVOI, S. 174. 3) Jahrb. d. V. v. A. LX, S. 159. 50 H. S oh aaffh aasen: cseln anlegte und dass die Kunstwerke, an denen man sie sucht, meist der ersten Kaiserzeit angehören, während der allgemeine Gebrauch der Hufeisen, wie die bildnerischen Darstellungen lehren, erst in die spätröinische Zeit zu setzen ist. Es sei übrigens hier bemerkt, dass in dem Werke von P. S. Bartoli: Colonna Trajana, welches G. G. de Rossi herausgegeben hat, auf Tab. 15, Fig. 125 ein römischer Reiter dargestellt ist, dessen Pferd an beiden Vorderhufen Hufeisen hat; auch auf Tab. 39 ist ein solches angedeutet. Hier liegt aber möglicher Weise eine Erfindung des Zeichners vor. Chambers Journal ^) führt noch andere Funde römischer Hufeisen in England an. In Loth- bury und in Fenchurch-Street wurden kleine Hufeisen mit Bruchstücken römischer Töpferwaren gefunden, ebensolche in Wiltshire mit Nägeln, die umgenietet waren. In Norfolk fand man unter römischen Urnen und Speerspitzen ein Hufeisen, welches rund im Umriss und vorn breit war, die schmalen Enden standen hinten eng beisammen. Die ältesten Nachrichten von Hufeisen werden uns aus Ländern berichtet, in denen die Kelten sassen. In der Umgebung von Alaise hat Gast an einen ganzen Werkplatz einer keltischen Schmiede und in einem Grabe das Bruchstück eines Hufeisens gefunden. Alaise war schon vor Ankunft der Römer eine gallische Niederlassung. DelaCroii fand dort ne- ben einem gallischen Streitwagen 18 Hufeisen von Pferden und Maul- thieren ^). Ueber Funde von Hufeisen in Hügelgräbern und römischen Ruinen der Schweiz hat auch Troyon') berichtet. Quiquerez*) hat keltische Hufeisen gefunden, von denen er glaubt, dass sie dem 6. Jahrh. vor Chr. angehören. Wenn er aber meint, dies aus dem Umstände schlies- sen zu dürfen, dass bei Bellelay solche Eisen im Torf 12 Fuss tief lagen, so berücksichtigt er nicht die in Skandinavien gemachte Beobachtung, dass solche Gegenstände durch ihr Gewicht im Torf immer tiefer sin- ken. Er hält viele Funde dieser Art für vorrömisch, einmal lagen die Hufeisen unter einer Römerstrasse, deren Bau er in den Anfang unserer Aera setzt Er unterscheidet von den primitiven Hufeisen die römischen und bildet eines neben jenen ab. Jenen schreibt er den wellenförmigen Aussenrand und konische Köpfe der Nägel zu. Er unter- 1) Ausland 1866 Nr. 13. 2) Revue aroheologique XV Paris 1858 p. 298 u. 589 und XIV 1857 p. 696. 3) Troyon, Habitations locustres, Lausanne 1860 p. 338. 4) Sur les forges primit. dans 1e Jura, Mitth. der antiqu. GeselUch. in Zürich. 1871, XVD, 4, p. 84 ii. Taf. III. Hatten die Römer Hufeisen für ihre Pferde und Maolthiere? 51 scheidet solche mit 6 Löchern für Pferde, und kleinere mit nur 4 für Maulthiere und Esel. Nach rheinischen Fanden müssen auch die mit welligem Bande für römisch gelten, aber man darf diese Form, weil sie roher gearbeitet ist, fUr älter halten. Die Franken werden wie so vieles andere auch den Hufbeschlag von den Römern angenommen hab^. Lindenschmit^) macht auf den Mangel der Hufeisen in merovingischen und fränkischen Gräbern aufmerksam, erwähnt aber kleine alte Haulthiereisen von Fridolfing und Bühlingen. Im Wal- tharius, 1203, horcht Hiltgund auf den Schall der eisenbeschlagenen Hufe der verfolgenden Pferde. In der Lex salica ist von Pferden und Stutereien die Bede, das Kop£zeug und Gebiss derselben wird erwähnt, aber nicht die Hufeisen, dies hindert Sloet aber nicht, in dem Faber ferrarius, der mit 3 andern beim Stallwesen angestell- ten Ministerialien genannt wird, den Hufschmied zu erkennen, wie- wohl er selbst einen Fall anführt, wo ein Goldschmied einen Huf- beschlag fertigte. Es ist der heilige Rligius, der Schutzpatron der Schmiede und Pferde, der 659 als Bischof von Nojon starb, und als geschickter Goldschmied des Königs Pferd mit silbernen Hufeisen be- schlug. Das kleine BeiterbUd Carls des Grossen aus dem Dom zu Metz zeigt keine Hufeisen. Herr Naue sandte mir aus München 4 Hufeisen, die vor etwa 6 Jahren an der Bömerstrasse zwischen Baisting und Pähl beim Spa* derich gefunden sind. Die beiden grössern sind 13,2 und 11,3 cm lang und 12 und 11 breit, das eine hat etwas wellenförmigen Band, im andern stecken noch 3 Nägel mit bogenförmig vorstehendem Kopfe, die vier Nagellöcber jederseits stehen in tiefer Binne, jedes Eisen hat vom in der Mitte eine Marke. Sie sind von einem kleinen Pferde oder vom Maulthier. Die beiden kleineren sind 10,2 und 10,4 cm lang, sowie 10,7 und 9,7 breit, diese scheinen vom Maulesel zu sein. Auch hier ist der Aussenrand des einen leicht ausgeschweift, sie haben jederseits 3 Löcher und sehr schwache Stollen. An dieser Bömerstrasse wurden mehrfach römische Scherben und Münzen gefunden. Die eine jener Marken ist herzförmig und stellt vielleicht ein hinten nach innen gebogenes Hufeisen dar, die andere ist viereckig ; ob in dem Viereck ein Zeichen war, kann nicht mehr gesagt werden, die Marken befinden sich auf der äussern gebrauchten Seite. Eine in das Viereck auslau- fende vertiefte Binne scheint nur eine Schramme zu sein, sie rührt 1) Handbach d. dentsch. Alterthamskande I, 1886, S. 294. 52 H. Schaaffhaasen: nicht vom Stempel her. 6. Jacob i) fand bei ßdmhild Hufeisen and sagt darüber: »ob dieselben vorgeschichtlich sind, kann ich noch nicht entscheidend beantworten. Sie sind von schwachem Eisen und kommen in zwei Grössen vor, ausnehmend kleine mit 4 und grössere mit 6 Na- gellöchem. Sie haben wohl Stollen aber keine Griffe, ihre Ränder sind wellenförmig und die Hufnägel zeigen flache vorspringende Köpfe von eigenthümlicher Form. Sie gleichen genau den von A. Quiquerez in vorrömischen Schmieden des Jura gefundenen und von ihm abge* bildeten Hufeisen.^ Die Funde bei Römhild gehören der la T^ne-Zeit an. In Sachsen fehlt es auch sonst nicht an alten Hufeisenfunden. A. Lungwitz^) bildet verschiedene Hufeisen ab, die theils beim Graben eines Fundamentes zu Borna, Beg.-Bez. Leipzig, im J. 1876, in grösserer Zahl aber bei einem Schleusenbau daselbst 1866 und 1868 gefunden worden sind. Die Eisen sind vermengt worden, die Maulthiereisen sollen aber dem letzteren Fundort angehören, der die Stelle einer alten Fürth durch die Wyhra ist. Diese Form, die er abbildet, gleicht genau dem römischen Hufeisen mit ausgeschweiftem Rande^ Im Fund* berichte heisst es: ^Im Jahre 1295 fand hier ein Durchmarsch von schwäbischem Kriegsvolk statt, welches nach einer alten Chronik viele Maulthiere mit sich geführt hat. Wo sollten sonst die Maulthiereisen herstammen?'' Können aber hier nicht auch zu einer früheren Zeit keltische oder römische Hufeisen verloren gegangen sein? Nach Lung- witz wurden 2 Hufeisen derselben Gestalt 1873 in der Nähe von Pölzig im Altenburgischen bei Ausgrabung von Hünengräbern gefunden, zu- gleich mit Gegenständen aus Stein und Bronze. Sie befinden sich nebst 2 andern, die 2 m tief auf der Hammerwiese bei Lenben gefunden worden sind, im prähistorischen Museum zu Dresden. Dasselbe besitzt ein gleiches, welches 1881 in dem römischen Feldlager Vagoritum in Frankreich ausgegraben wurde. Derartige Hufeisen, die beim Eisen« bahnbau gefunden worden, werden auch im städtischen Museum zu Pirna aufbewahrt. Lungwitz weist auf die Uebereinsttmmung dieser Hufeisen mit den keltischen aus dem Jura hin, von denen er eines nach M^gnin") abbildet. Lungwitz schreibt in seiner Geschichte des 1) Die Gleiohberge bei Römhild, Vorgesch. Alterthumer d. Provinz Sachsen, H. V— Vm, HaUe 1886 u. 87, 8. 31. 2) Antike Hufeisen, Der Hafschraied, Zeiischr. für das gesammte Hufbe- schlagwesen m. Dresden 1886, Nr. 7, S. 103. 3) Hygidne du cheval, Ferrure, Pari« 1879, p. 61. Hatten die Römer Hufeisen ffir ihre Pferde und Maulthiere? 53 Hofbeschlags^) mit Rücksicht auf die von Castan, Quiquerez u. A. ge- machten Funde den ersten Hofbeschlag mit Nägeln ebenfalls den Kelten zu. Nach Aufzählung der vielen neuen Funde in Frankreich zweifelt er nicht, dass die Gallier vor Eroberung des Landes durch die Bömer den Gebrauch der Hufeisen gekannt haben. Im Thal von S^vres, durch welches die von Labienus gesehlagenen Gallier wahrscheinlich ihre Flucht bewerkstelligten, fand man, wie Mathieu es vorausgesagt hatte, Hufeisen. In der gallorömischen Zeit sind die Hufeisen grösser, sie haben einen Falz und 6 bis 8 Nagellöcher, sie deuten auf grössere Pferde. Die Spitzen der Nägel sind an das Hufhom angelegt Bei Erwähnung des Bas-Relieüs von Avignon bemerkt er, dass auch im Louvre zu Paris ein aus der Stadt Borghese stammendes Relief sich befinde, auf dem das erste Pferd eines Wagens an allen vier Hufen be- schlagen sei. Herr v. Yillefosse bezweifelt das römische Alter desselben. Aus der vorstehenden Untersuchung ergeben sich in Betreff der römischen Hufeisen folgende Schlüsse. Den klassischen Völkern vor den Römern scheinen Hufeisen unbekannt gewesen zu sein. In der ersten römischen Kaiserzeit finden sich zwar Mittheilungen ttber schätzende Vorrichtungen für den Huf der Pferde und Maulthiere, die Berichter- statter ttber solche, Plinins, Sueton und Gatull, die alle dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung angehören, sprechen aber nicht von an den Huf genagelten Eisen. Dass germanische Stämme vor den Römern die Pferde beschlagen hätten, dafür fehlt jeder Beweis. In der späteren Eaiserzeit ist der Gebrauch von Hufeisen, wie die zahlreichen Funde und die bildlichen Darstellungen beweisen, zumal für Maulesel, Maulthiere und kleinere Pferde sehr gewöhnlich. Er ist zumal für die nördlichen Provinzen des römischen Reiches nachgewiesen. In Hall- statt und Gurina, wo eine hoch entwickelte Eisenindustrie der alten Rhätier bestanden hat, sind Hufeisen nicht gefunden worden. Nach den Mittheilungen von Gas tan und Quiquerez scheinen die Kelten in Gallien zuerst den Hufbesehlag gekannt zu haben. Die Hufeisen unserer heutigen Pferde sind je nach der Hufgrösse 15 bis 18 cm lang und 11 bis 15 breit, die der kleineren Pferde 12,5 lang und 11 breit, die der Esel 9 bis 9,5 lang und 6,5 breit. Die römi- schen Maulthiereisen, unter welcher Bezeichnung auch die der Maul- esel zu verstehen sind, waren c. 11 cm lang und 8,5 breit, der Aussen- rand ist häufig ausgeschweift, sie haben jederseits 3 länglich recht- 1) Der Hafschmied, 1884, Nr. 6 u. ff. 54 H. S c h a a ff h au s e n : Hatten d. Römer Hufeisen f. ihre Pferde a. Maulthiere ? eckige Löcher, die zuweilen in einer Rinne stehen, meist fehlt ein Griff, auch die Vordereisen haben oft Stollen, und die vordersten Löcher pflegen weiter auseinander zu stehen, als es bei den heutigen Eisen der Fall ist. Uebereinstimmend in Form und Grösse sind das römische Huf- eisen von Ochtendung, das aus der Villa von Friesdorf, das aus dem Bienner See, mehrere von der Saalburg, die von der Hohenburg bei Hamm, das aus dem Stein wall von Waldstein, die, welche Quiqne- rez beschreibt, und die von Borna. Vielen andern fehlt der wellen* förmige Aussenrand. Hufeisen von grossen Pferden aus römischer Zeit sind bisher mit Sicherheit nicht aufgefunden worden. H. Schaaffhausen. Josef Klein: Kleinere Mitiheilungen aus dem Prov.-Museum zu Bonn. 55 3. Kleinere Mittheilungen aus dem Provinzlai- Museum zu Bonn. 18. Der Tönnissteiner Heilbrunnen zur Römerzeit Eine starke Stunde unterhalb Andernach, dem festen und strate- gisch wichtigen Platz der Römer, welcher in der späteren Zeit die letzte Militftrstation von Obergermanien war, öffnet sich auf der linken Seite des Rheines ein enges schmales Thal mit hohen und steilen waldbekränzten Seitenwänden, zwischen denen der vor der Eröffnung der Eisenbahn nach Mayen ehedem begangenste Weg nach dem viel- besungenen Laacher See führte, das Brohlthal. Seitdem die Römer am Rheine festen Fuss gefasst haben, hat sich in diesem Thale eine lebhafte Industrie entwickelt, welche noch heutzutage einer grossen Anzahl von Einwohnern das tägliche Brod sichert. Denn schon zur Römerzeit sind die dort befindlichen TuffsteinbrUche für staatliche und private Bauten ausgebeutet worden. Davon legen uns die vielen Steindenkmäler, welche von den in jenen Brüchen beschäftigten römi- schen Soldaten errichtet worden sind, ein nur zu beredtes Zeugniss ab. und deren Zahl würde ohne Zweifel eine noch bedeutend grössere ge- wesen sein, wenn nicht in fiüheren Jahrhunderten dieselben meist un- beachtet liegen geblieben und so zu Grunde gegangen wären. Neben dem Tuffstein erzeugt jenes Thal auch mehrere mineralische Quellen, von denen namentlich der in einem Seitenthälchen des Thaies gelegene Heilbrunnen^) zu Tönnisstein die bekannteste und zugleich vorzüglichste ist. Sein Wasser ist bereits im vorigen Jahrhundert, zu dessen Beginn der Kölner Churfürst Joseph Clemens*) ihn aufs Neue in Stein fassen und mit Anlagen versehen liess, nicht bloss in der ganzen Umgegend viel getrunken, sondern auch von den Einwohnern Brohls in grossen Quantitäten versendet worden, zumal dessen Gebrauch von ärztlichen Auktoritäten jener Zeit bei manchen Krankheiten mit Erfolg empfohlen worden war. Keinesfalls ist die Quelle damals zuerst entdeckt worden, 1) Ueber den Namen vgl. Wilms, Bonn. Jahrb. LH, 31. 2) Schannat, Eiflia illustrata, herausg. von Baersch HI; 1 S. 71 f, 56 JoBef Klein: ihre Auffindung geht vielmehr in eine bedeutend frühere Zeit zurück, wenngleich dieselbe bis jetzt noch nicht genauer hatte festgestellt werden können. Da die Bömer die Tuifsteinlager des Brohlthales sehr wohl gekannt haben, und da bei ihnen der Glaube an gewisse wunder- bare Eigenschaften der Quellen stark verbreitet war, so ist die Ansicht mehrfach geäussert worden^ dass sie wie dem Tuffstein, so auch den Mineralquellen im Brohlthale eifrig nachgespürt und daher so die Quelle zu Tönnisstein zuerst entdeckt haben werden. PYeilich war dies immer nur -eine Vermuthung. Ein bestimmter Anhalt hatte sich für dieselbe noch nicht ergeben. Denn die römischen Münzen, welche zu wieder- holten Malen, sowohl in der näheren als weiteren Umgebung der Quelle gefunden worden sind, können nicht als solcher gelten. Römische Münzen sind allenthalben im ganzen Brohlthale zu Tage gefördert worden. Erst ein von den letzten Zeiten der Republik an bis auf Gon- stantin den Grossen reichender Fund von etwa 100 römischen Münzen ^), den man im Jahre 1862 beim Aufräumen des Heilbrunnens in der bis auf 42 cm zugänglich gewordenen Quellspalte des Felsens gemacht hat, hat den sicheren Beweis erbracht, dass die Tönnissteiner Quelle von den Römern schon gekannt und benutzt gewesen ist. Diese That- sache hat jetzt durch einen in der jüngsten Zeit eben dort gemachten Fund eine neue Bestätigung erhalten. Vor einigen Wochen Hessen nämlich die Herren Thyssen und Strassburger, welche sich zflin Vertrieb des Tönnissteiner Wassers verbunden haben, zur Neufassung der Quelle und zur Hexstellung von Kellereien in deren Umgebung umfangreiche Erdarbeiten vornehmen. Da das Terrain allmählich durch Aufschwemmung vom nahen Gebirge her erhöht worden ist, so war man genöthigt, um sich dem uralten Sitze der Quelle besser nähern zu können, ziemlich tiefe Abzugskanäle und zugleich um den Brunnen herum eine umfangreiche Ausgrabung auf 2 m Tiefe auszuführen. Bei dieser Gelegenheit wurden vorab in nächster Umgebung des alten Brunnens mehrere Reste einer Röhren- leitung blossgelegt, welche aus je 2 aufeinander gelegten und gut mit Thon verdichteten Hohlziegeln besteht. Die Vermuthung liegt sehr nahe, dass dieselbe zur Aufnahme und Ableitung des dem nahen Ge- birge entströmenden Wassers gedient hat. Dieselbe verliert indes- sen durch den Umstand jegliche Wahrscheinlichkeit, dass die Röhren 1) Vgl. Freudenberg, Das Denkmal des Hercules Saxanas im Brohlthal. Bonn 1862. S. 3 Anm. 1. Kleinere Mitiheilungen aus dem ProTinziaUMuBeam zu Bonn. 57 keineswegs in der Richtung auf das Gebirge zu, sondern mit demselben fast paraUel laufen. Als man dieselben dann weiter verfolgte, stiess man in einer Entfernung von ungefähr 27 m östlich vom eigentlichen Heilbrunnen in einer Tiefe von 1,95 m auf die sehr alte Einfassung einer zweiten Quelle, der jetzt wahrscheinlich durch den nahen neuen Brunnen das Wasser fast gänzlich entzogen war. Zunächst der Erd- oberfläche kam etwa 25 cm unterhalb des oberen Randes der Einfas- sung ein kreisrunder Bodenbelag (Fig. 1) zum Vorschein, welcher nach Fig. 1. Angabe der Arbeiter aus kräftigen Eichenbohlen be- stand. Dieselben waren noch auffallend gut erhalten. Sie mögen daher einer späteren Zeit angehören und JQnger sein als das bei der eigent- lichen Einfassung der Quelle benutzte Eichenholz, welches stark von Fäulniss zerfres- sen war. Nach Wegräumung des Bodenbelages, der eine Art Wandelbahn um die eigentliche Quelle gebildet zu haben scheint, erblickte man, wie beigegebene Abbildung zeigt (Fig. 2), zuoberst ein viereckiges Geschränk von 7 cm dicken und 19 cm hohen Eichendielen, welches in seiner unteren Hälfte von vier 40 cm hohen und 8 cm dicken Steinplatten zusammengehalten wurde, welche nach unten sich bis zu ISVa cm verstärkten. ' Diese ruhten wiederum ihrerseits auf einem Untersatz von vier ebenfalls 40 cm hohen, dagegen oben 37 cm dicken, nach unten sich bis zu 8 cm allmählich verjüngenden Tuffsteinblöeken, welche sowohl an den vier zusammenstossenden Ecken als auch da, wo die obere Steineinfassung auflag, mit Thonerde und Moos in zwar primitiver, aber doch noch jetzt gut abschliessender jrWeise verdichtet waren, um das Durchsickern des Wassers zu verhindern. Während die Holzeinfassung im Lichten einen Durchmesser von 65 cm hatte, verminderte derselbe sich bei den die Holzeinfassung umschliessen- den Steinplatten allmählich bis zu 55 cm und beträgt am Munde des eigentlichen Quellensprudels nur noch 30 cm. Dessen Einfassung springt an zwei Seiten bedeutend vor und der so gewonnene Raum scheint zum Aufstellen der Schöpfgefässe gedient zu heben, wie denn in Wirk- lichkeit dort noch ein römisches Gefäss von gewöhnlichem schwarz- 58 Josef Klein: grauem Thon stehend gefunden wurde, welches von den Arbeitern aus Unvorsichtigkeit zerschlagen wurde. An der südöstlichen Ecke der Fig. 2. Einfassung war ein kleiner, 69 cm langer und 65 cm breiter Trog von Tuff- stein (Fig. 1) angebracht, der wahrscheinlich zur Aufnahme des Überflüs- sigen Wassers bestimmt war. Hierhin nahmen auch die früher erwähn- ten Wasserleitungsröhren ihre Richtung, so dass sie wahrscheinlich die Bestimmung hatten, bei der allmählich stattfindenden Erhöhung des Terrains sowohl das Wasser des Troges abzuführen, als auch die Quelle vor dem Eindringen der Tagewasser zu schützen. Wenn schon über- haupt die Art und Weise der Fassung die Annahme nahe legt, dass •die ganze Brunnenanlage römischen Ursprungs ist, so wird dies durch andere Thatsachen zur Evidenz erhoben. Als man nämlich den in der Quelle befindlichen Schwemmboden entfernte, fanden sich im Schlamme des jetzt ziemlich versumpften eigentlichen Quellloches viele römische Kupfermünzen aus verschiedenen Zeiten und von verschiedener Grösse, Kleinere Mittheilungen aas dem ProvinEial-Museum za Bonn. 59 Es waren ihrer 238^) an der Zahl. Wie aus der in der Anmerkung gegebenen detaillirten Aufzählung sich ergibt, gehören die ältesten den Kaisern Claudius und Domitian an; dann sind die Antonine ziemlich vertreten, aus dem dritten Jahrhundert Gallienus und Claudius Gothi- ciis» am zahlreichsten aber sind die Stücke aus den Zeiten des Yalen- tinianus I, Valens, Gratianus und Magius Maximus. lieber die. Regie- rung des ArcadiuSy also über das Jahr 408 n. Chr. geht keine Münze hinaus. Da die Münzen der zuletzt genannten Kaiser alle mehr oder minder gut erhalten, dagegen alle übrigen sehr stark abgegriffen sind, so werden wir wohl schwerlich fehlgehen, wenn wir annehmen, dass die Quelle in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts n. Chr., wenn auch nicht zuerst aufgefunden, so doch am stärksten besucht 1) Von diesen haben eiob folgende näher bestimmen lassen : Nemausus . . Claudias I . . Domitianns . . Traianas . . UadrianoB . . Anioninus Pias Faustina mater Marcus Aurelius LuoiUa Veri Commodas . . Septimius Severus Garaoaila . . ValerianuB . . Lioinitts pater . Constantinus I . Constantinopolis Roma . . . Crispus . . . Constans I . . Gonstantias II . Magnentias . 1 1 3 2 6 10 3 4 1 3 2 1 1 2 6 2 1 1 6 5 1 Stück Gallienus 17 Stück Yictorinus 2 „ Claudius II 17 „ Quintillus 1 „ Aurelianus 2 „ Tetricus pater .... 4 „ Tetricus filius .... 1 „ „ „ type barbare 2 „ Tacitns 1 „ Probus 3 „ Dioclotianus .... 3 „ Maximian US Hercules . . 5 „ Helena 1 „ Constantius Gallus . . . 1 „ Yalentinianus I ... 28 „ Valens 18 „ Gratianus 16 „ Theodosius I . . . . 1 » Maximus 6 „ Arcadius ..... 3 „ Summa ld4 Stück. Dazu kommen als wegen ihrer schlechten Erhaltung nicht mehr bestimmbar 44 also in Summa 238 Stück unter diesen befinden sich nur wenige Gross- und Mittelerze, etwa 22 Stück, und diese geboren der älteren Kaiserzeit bis auf Septimius Severus einschliess- lich an, alle übrigen sind Kleinkupfer. 60 Josef Klein: worden ist. Denn dass diese Münzen nicht durch blossen Zufall in die Quelle gekommen, sondern mit Absicht in dieselbe hineingeworfen worden sind, das beweist hinlänglich die auffallend grosse Zahl der- selben. Es waren nämlich Gaben, den Quellgottheiten daiigebracht von denen, welche von ihnen entweder Genesung erfleht oder fQr die her- gestellte Gesundheit ihren Dank bezeugt haben. Dies beweist die Analogie ähnlicher Münzfunde aus einer ganzen Reihe von Quellen. Die berühmteste Opfergabe dieser Art ist das sprichwörtlich gewor- dene Gold von Toulouse (irnnim Tolosan'mi)^ bestehend aus 110,000 Pfund Silber und 1,500,000 Pfund Gold, welches die Tektosagen nach dem Zeugniss des Justinus (bist. Philipp. XXXII 13, 9) zur Ab- wehr der Pest auf Geheiss ihrer Priester in den Tolosanischen See*) versenkten. Es war dies wohl die grossartigste Gabe, welche je einer Gottheit als Opferspende dargebracht worden ist. Vor dreissig Jahren ward zu Vicarello am Lago di Bracciano in Etrurien, das seiner heissen Quellen wegen noch heutzutage von Kranken häufig besucht wird, beim Abbrechen der antiken Einfassung der Quelle auf dem^ Grunde des Wassers ein ganz enormer Schatz von römischen Münzen der ver** schiedensten Zeiten gefunden. An rohem Metall, dem gewogenen Gelde der ältesten römischen Zeit {oes rüde), wurden allein 1200 Pfund, von geprägten Münzen viele Tausende, darunter bloss an republikanischen 3800 Stück*) aus dem Boden des Wasserbeckens hervorgeholt. Üebri- gens brauchen wir zur Erhärtung der eben ausgesprochenen Ansicht nicht die Belege aus anderen Ländern zu entnehmen. Deutschland bietet sie uns hinreichend, wenn auch nicht in so imposanten Funden, wie die vorhin besprochenen. Denn, um nicht von den Thermen zu Ba- denweiler b) und dem Salzbrunnen zu Niederbronn im Elsass zu sprechen, aus denen neben anderen Gegenständen eine Menge alter Münzen, aus dem letzteren im Jahr 1592 dreihundert Stück*), zu Tage gefördert worden sind, so sind beim Aufräumen der im April 1803 wiederent- deckten Schwefelquelle zu Nierstein ^) unweit Oppenheim oberhalb Mainz 1) Vgl. Gellius n. a. III, 9, 7. Cic. de nat. deor. III, 30, 7i. 2) Vgl. Marchi, La stipe tributata all« diviaitjl delle acque ApoUinarL Roma 1852. 4. 3) Preascben, Denkmäler von allen phys. u. polit. Revolutionen in Deutsch- land: Frankfurt a. M. 1787. S. 181 ff. 4) B. M. Lorsch, Gesch. der Balneologie, Hydropoaie u. Pegologie. Wurz- burg 1863. 8. 47. 5) Lehne, Das Sironabad bei Nierstein und seine Mineralquelle in Qesam.- melte Schriften Bd. III S..51 ff. Kleinere Mittheilungen aus dem Proyinzial-Museam zu Bonn. 61 ausser Thonfiguren eine Anzahl römischer Münzen aus den Jahren 86 bis 267 n. Chr. in der Quelle angetroffen worden und aus dem Brun- nenschachte des Sauerwasserbrunnens zu Schwalheim im kurhessi- schen Amte Dorheim, eine halbe Stunde von Bad Nauheim, an dem die Römerstrasse dicht vorbeifahrte, in den Jahren 1811, 1827 und 1831 viele Münzen ^) aus der Zeit von Vespasian bis auf Antoninus Pius und noch zuletzt 1862 eine bedeutende Menge keltischer Münzen ^) hervor- gezogen worden. Beim Siedinger Dreis '), einer Sauerquellc bei Gerol- stein in der Eifel, hat man bei ihrer Wiederherstellung im Jahre 1778 143 RömermünzeUy meist des Kaisers Maximinus, gefunden und die in unserer nächsten Nachbarschaft g^egene Roisdorfer Mineralquelle ^) hat bei ihrer in den dreissiger Jahren vorgenommenen Reinigung in einer Tiefe von 20 Fuss Münzen und Scherben römischer Terrakotten geliefert. Ja diese antike Sitte, in solcher Weise der Gottheit seinen Dank für die Genesung zu beweisen, hat sich durch das ganze Mittel- alter hindurch bis in die neueste Zeit im Volke erhalten. Denn nicht bloss das Concil von Arles vom Jahre 457 und die Bussfragen des Burchard von Worms c. 63 eifern gegen diesen nicht aussterben wol- lenden heidnischen Gebrauch, sondern auch noch heutigen Tages wer- den in Mähren, Frankreich und Norwegen Münzen als Opfergaben vom gewöhnlichen Manne in Seen, Bäche und Quellen versenkt. Wie man aber Münzen im Alterthume sehr gerne in frommer Absicht in die Quellen warf, ebenso errichtete man Denksteine und Altäre mit Inschriften als Weihegeschenke mit dem Ausdruck des Dankes für die Befreiung von Krankheit. £s kann uns daher nicht wundem, wenn ausser den Münzen bei den Quellen zu Tönnisstein auch römische Votivsteine zu Tage gefördert worden sind. Es haben sich nämlich drei römische Votivaltäre von Tuffstein gefunden, und zwar noch an dem ursprünglichen Ort ihrer Aufstellung, indem auf jeder Ecke der dem Bergabhang zugekehrten Seite der Brunnenfassung je einer noch aufrechtstehend angetroffen wurde. Der eine derselben, dessen oberer Theil sowie die vom Beschauer rechte Seite abgebrochen sind, misst jetzt in der Höhe 35 cm. Der auf allen vier Seiten vor- 1) Archiv für hess. Gesch. u. Alterth. IV, 248, 253. 2) Mittheilungen an die MitgUeder des Vereins f&r hess. Gesch. u. Lan- deskunde 1S62 Nr. 7 S. 8. Jacob Becker, Archiv fftr Frankf. Gesch. u. Kunst. N. F. Bd. III, 1865. S. 35. 3) Schannat, Eifiia illustr., herausg. von B&rsch, III, 2, 1 S.'41. 4) Vgl. Kessel, Bonn. Jahrb. LVIII, 1876, S. 169. 62 Josef Klein: springaide Sockel hat eine Breite von 37 cm und eine Tiefe von 26 cm^ während das Inschriftfeld bloss eine Breite von 31 cm und eine Tiefe von 2OV2 cm hat. Die in Folge der schlechten Erhaltung des oberen Theilea des Steines ebenfalls lückenhafte Inschrift, deren Buch- staben ziemlich flach und flüchtig eingehaaen sind, lautet: LASS R E "ECO M A , LIT ON E SC i-A SSISEIVS DEM L L M In dieser Inschrift machen^ nur die zwei ersten Buchstaben der zweiten Zeile Schwierigkeiten. Das zu Anfang der Zeile stehende R scheint zu dem Worte GER gehört zu haben, dessen Anfangsbuchstaben GE höchst wahrscheinlich am Schluss der vorhergehenden Zeile gestan- den haben. Denn dass die Flotte näher bezeichnet war, geht aus dem folgenden cHassis eiusdem hervor. — Nicht so leicht ist die Deutung des folgenden Zeichens. Der vertikale Strich des E zieht sich nämh'ch bis zum Querbalken des in der dritten Zeile stehenden T herab, der so gebildet ist, dass er dem Horizontalstrich eines L ähnlich sieht. Vielleicht hat der Steinmetz FEL geben wollen. Indessen der Beiname felix ist bis jetzt für die germanische Flotte, welche wohl allein hier gemeint sein kann, meines Wissens noch nicht anderweitig nachgewie- sen, sondern sie heisst allenthalben pia fiddis^). Eine bessere Deutung vermag ich einstweilen nicht zu geben; mögen dies Kundigere thun. Ich erkläre also das Erhaltene folgendermassen : [c]Z(i55[tÄ Ge]r(manica) fel{ix{?)) et comfn[i]lü \ Dass wir in diesem kleinen Brucli^j^ück jiicht sowohl ei^ SepuV- kraldenkmal als vielmehr den Weihesteia einer Gottheit, vor unshabeui diese Annahme bedarf wohl keiner Bechtfertisung, selbst wenn sie nicht schon durch den Fundort hinreichend motivirt ^äre. Psfis am Schlüsse der Inschrift noch mindestens eine Zeile fehlt, 4arf i^ fest- stehend angenommen werden. Ob und wie viele Zeilen zu ^nfwg verk)- ren gegangen sind, wird nicht eher festzustellen möglich sefn als biß ^ gelingt eine einigermassen sichere und befriedigende Ergänzung d(|8 Wortlautes der ersten Zeile zu eruiren. Zum Schlüsse bemerke ich noch, dass sämmtliche drei Steine von den Besitzern, den Herrn Strassburger und Thyssen, in. g^einuütziger Gebefreudigkeit dem hiesigen Provinzialmuseum. auf meinen Wunsch zum Geschenk gemacht worden sind. ; - ' i\ 19. Ein Votivaltar der Göttin S^unüxsal. Bei der regen Bauthätigkeit, welche in letrter Zeit in E$l|i horrscht, sind auch mehrere römische Inschriften 8u Tage geföiidert worden, die, wenn sie auch zum grössten Theü in sehr trümmerhaftem Z«- Stande erhalten sind, dennoch der Vergessenheit, entrissen w w/erdep verdienen. Kleinere Mittheilangen aas dem Provinsial-Masenm su Bonn. 69 Zunächst wurde an der Aachener Strasse daselbst bei den Fun- damentirungsarbeiten eines Neubaues etwa IV2 m unter der Erdober- fläche ein kleiner römischer Votivaltar von Jurakalk gefunden. Der- selbe bat vorne ein vorspringendes Gesims, über dem sich eine ein- fache dachfSrmige Bekrönung mit zwei schneckenJfSrmigen, jetzt gröss- tentliefls abgebrochenen Voluten erhebt Der an der linken Seite vom Beschauer beschädigte Sockel springt an drd Seiten vor» während die Bflckenwand unbearbeitet ist Auf den beiden Schmalseiten ist ein Baum in Flachrelief dargestellt Die Ära ist 29V2 cm hoch, ITVs cm breit und 11 cm tief, das Inschr^eld 18 Vs cm hoch. Auf der Vorder- seite befindet sich in sehr schönen^ ziemlich tief eingehauenen Buch- staben die einfache Widmung in drei Zeilen : D E A E SVNVX SALI Die hier genannte Göttin Sunuxsal kennen wir bereits aus zwei anderen Weiheinschriften, von denen die eine im sog. Probsteiwalde ^) bei Eschweiler an der Inde, die zweite zu Embken^) bei Zülpich ge- funden wurde, sowie aus der halbbarbariscben Aufschrift^) eines zu Neuss gefundenen Gefässes {Dae Sunxälis), Nach dem Vorgange von K* Klein ^) wird der Name dieser Göttin jetzt allgemein mit dem Na- men der von Plinius^) undTacitus*) erwähnten belgischen Völkerschaft der Sunuci, welche, da sie zwei Gohorten '') zum römischen Heere stellten, nicht ganz unbedeutend gewesen sein können, in Verbindung gebracht und sie selbst als die Nationalgöttin. derselben, wie es scheint mit Recht, angesehen. Kern®) bat das Suffix sipUs für gleichbedeutend mit dem niederländischen sfälig erklärt und demnach Sumussälis durch fartuna 1) G. L Rhen. n. 633. 2) A. 8. 0. n. 569. 3f) Bonn. Jahrb. LIII/LIV, 1873, 8. 310. '4) *Zditeolir. f. d. AltenhomswisB. 1848, 8.1045. Vgl. J. Becker ebenda 1851, S. 133. 5) Nat. bist. IV, 17, 106. 6) Bist. IV, 66. 7) Vgl. C. I. Lat. VII, 142. 1195. — üeber den Umfang ihres Gebietes siehe Bergk, Bonn. Jahrb. LVII, 1876, S. 22 f. 8) Nach einer MittheQung von Habets, Pablioations de la soc. bist, et aroh^ol. dans le dache de Limbourg. t. XVIII, 1881, p. 130 n. 2. 70 Jofief Klein: Sunucofwn UberBetzt. Ihr Nane wird veracbiedea m. den erhalteoen Denkmälern überliefert; sie heisst bald Sunuasml, wie bier ue4 9xd der Eschweiler Votivara, bald [S}ufme6M, wie auf dem Embkener Steine, oder endlich in verkürzter Form Swnxal mit AuswerfuDg des mittleren n auf dem Neusser Gefäss. Ob in der auf einer jet^t. frei- lich verlorenen zu Jülich gefundenen Säulenaufscbrift genannten Deoe Unciae^) wirklich die verkarste Namensform 8uneia$ für SumucaH steckt, wie Bergk^) nach dem Vorgange von Lersch*) vermuthet, ist ziemlich ungewiss. Leider ist die einzige bildliche Ditrstellung, welche sieh auf dem Eschweiler Votivsteine befend, bis. auf den Un* terkörper der sitzenden Gottheit und die Vorderbeine eines rechts ne- ben ihr liegenden Hundes gänzlich zerstört^ so dass sieh aus ihr für die Eenntniss des Gultus nichts gewinnen lässt. ' 20. Fragmente Kölner Inschriften. In dem verflossenen Winter 1886/87 wurde bei Erdarbeiten, welche zu Köln ganz nahe vor dem Severinstbore vorgenommen wur- den, unter anderen Resten des römischen Alterthums eine 46 cm hohe, 18 cm breite und 10 cm tiefe Platte von Kalkstein zu Tage gefördert. Die ganze linke Hälfte der Platte, welche ein Votivstein war, ist jetzt abgebrochen, wesshalb die Anfänge sämmtlicher Zeilen der auf ihr befindlichen Inschrift verloren gegangen sind. Der erhaltene Rest der Inschrift, deren schöne und zierliche Buchstaben auf eine gute Zeit hinweisen, lautet: >I I B V & /INA N A lOFILC//// .... nibus I vina \ na\ o ßio. Dass in der ersten Zeile der Name einer Gottheit genannt war, liegt auf der Hand. Es liegt sehr nahe, an Imones^) zu deo}cefi, de- 1) C. I. Ethen. n. 594. 2) A. a. 0. S. 23 Anm. 1. 3) Bonn. Jahrb. XII, 1848, S. 46. 4) Ueber sie vgl. jetzt ausser der Sammlung von C. Friederich« Matror narum monumenta Bonn 1886 p. 244, namentlich M. Ihm in diesen Jahrbüchern Bd. 83 S. 76 ff. Kleinere Mittheilangen aus. denn. Provinzial-Museum su Bodd. 71 jret). Cult. am Rheioe aieiBlioh verbreitet, war. la d^ beiden folgenden 249ilei) fttedKeo die I^m^w: deip Frau, welche der eb^n bezeichneten .Qottbeit dai WeiheaWin geatzt .bat Eine einigermassen befriedigende Ergäpmngider Namen ^alte^i au. finden ist desshalb schon nic]it mög- lich, weil sich nicht mit Bestimmtheit feststellen lässt, wie viele Buch- staben im Anfange der einzelnen Zeilen ausgefallen sind. Das erste Zeichen der vierten' Zeile kann sowohl I, als auch der Best eines M oder N sein, weit der obere Theil desselben ausge- bmchen idU . ! Wir M>ön es demgemiss mit-dem Bruchstück eines Weihesteines zu thuen, welchen eine Mutter in Giemeinschaft oder für ihren Sohn wahrscheinlich den Junones gesetzt hatte. Nicht lange nachher kam nicht weit von der Stelle, wo das eben besprochene Bruchstück gefunden worden war, ein zweites zum Vor- scheine, welches indessen %\x jenem in gar keiner Beziehung steht. Das Material desselben ist ebenfalls Kalkstein. Es ist 12 cm hoch und 29 cm breit Der Stein ist sehr verstümmelt, wesshalb die In- schrift auf allen Seiten jetzt unvollständig ist. Von ihr sind nur die BACbatehenden BuchsUben erhalten; u I A F I R 1 VPVIAT Mit diesen wenigen Bruchstücken ist freilich nicht viel anzufangen. Nicht einmal gewähren die Bnchstabenreste eine Entscheidung, ob die- selben einer Votiv- oder Sepulcralinschrift angehören, wenngleich ich das Letztere für das Wahrscheinlichere halte. In FIRI der zweiten Zeile stecken unzweifelhaft die Ueberreste eines Namens, sei es nun eines Cognomens wie Firmus oder Firmnttö oder, wenn dieselben mit dem in der folgenden Zeile stehenden Worte enger zu verbinden sind, eines Gentiliciums wie Firmia oder Firmnia. Für die Ergänzung der letzten ^ile bietet sich unwillkürlich iVPYLAE dar. Beide Fragmente sind in das hiesige Provinzialmuseum gelangt Dasselbe ist bislang noch nicht der Fall mit dem Bruchstück einer dritten Inschrift, welches abzugeben leider der Besitzer sich nicht hat entschliessen kännen. Dasselbe ist ^war ebenso unbedeutend wie die vorhin mitgetheilten. Allein, da nicht vorausgesehen werden kann, ob nicht über kurz oder lang der gütige Zufall die übrigen Theile derselben an's Tageslicht fördern wird, so verdient auch dies der Ver- 72 Josef Klein: gessenheit entrissen zu werden. Es ist eine nngeOhr 80 cm hohe, 16 cm breite und 10 cm dicke Platte von Kalkstein, welche oben, un- ten und an der linken Seite abgebrochen ist Anf derselben sind in ziemlich guten Zügen die folgenden Buchstabenreste eingehauen : I I V S CLARA Hinsichtlich der sehr verstümmelten Inschrift habe ich nichts zii he« merken, als dass der zu Anfang der ersten Zeile erhaltene Tertikaie Strich wahrscheinlich der Rest eines N ist. 21. Zum Corpus inscr. Rhen. 654. Im Museum zu Wiesbaden befindet sich nach dem ausdrücklichen Zeugnisse von K. Klein, Becker i) und Brambach^), welche sie gesdien haben, die folgende zu Brohl angeblich im Jahre 1826 gefundene Inschrift: HEBCVLI - I N VICTO - SACP ' VI III III Uli 11)^ F N T I V S -_B A S S ) L E G VI V I C I ET VEXILLAR LEG*EiVSDE/V welche ich nach dem neuesten Herausgeber, Brambach, hier gebe, des- sen Lesung von derjenigen der anderen Herausgeber in einigen für unsere Frage unwesentlichen Punkten abweicht. Nun hat zuerst Fiedler«) und nach ihm Lersch*) und Steinen (n. 977) eine im Jahre 1846 ebenfalls zu Brohl gefundene Inschrift ver- öffentlicht, mit dem nachstehenden Wortlaute: 1) Inscr. NasflOY. 19 in Annalen des Vereins f. Nass. Alterth. n. Oeibb. IV, 1856, S. 500, 3) G. I. Rhen. 654. 3) Neue Mittb. a. dem Oebiet hiBt.-antiq. Fonohaiig I 3 n. 96. 4) Centralmuseam rheinl. Insohr. III 142. Kleinere Mittheilongen aus dem ProyinzialMaseam zu Bonn. 73 H ER C VL I I N V I C T 0 S A C RVM C ■ T E R ENTIVS Bj\SS VS>LEG.VIVI CTRICIS ET VE XILAT 10 LE El Obgleich Fiedler und Lersch richtig bemerkt haben, dass die In- schrift zur damaligen Zeit im Gartenhause der Papi^fabrik des H^rm Fuss zu Brohl aufbewahrt werde, hat doch Steiner in ziemlich leicht- fertiger Weise beide Steine, den zu Wiesbaden und den zu Brohl be- findlichen, wegen ihres fast gleichen Wortlautes für identisch erklärt. Und seitdem er diesen Machtsptadk «tnmlfÜ gethan hatte, hat sie dann Brambach, trotzdem noch Freudenberg sie als verschieden gcQpndert hatte, abermals identificirt und. sogar den zu Brohl aufbewahrten für eine schlechte Copie des Wiesbadener erklärt, indem er in der An- merkung sagt: „sed haec male lecta et edita, me iudice, ab illa (Wies- badensi) non discrepat, et venditoris seu eius qui inventarium Wiesb. conscripsit errore Heddernheimio attribuitur." Dennoch sind beide Inschriften völlig von einander verschieden. Denn die Brohler Inschrift hat sich noch bis vor einigen Wochen, wo sie von ihrer Besitzerin, der Frau Wittwe Went6, auf meine Bitte dem hiesigen Provinzialmuseum geschenkt wurde, an ihrem alten Platze an dem Gartenhause der Pa- pierfabrik daselbst befunden. Ich habe sie nach meiner Abschrift oben wiedergegeben. Sie befindet sich auf einer Ära aus Tuffstein, welche mit Einschluss von Sockel und Bekrönung eine Höhe von 67 cm, von denen das Inschriftfeld 42 cm für sich in Anspruch nimmt, und eine Breite von 32 cm hat. üeber dem einfachen Gesims erhebt sich eine mehrfach beschädigte Bekrönung, welche zu beiden Seiten in schnecken- förmige Voluten endigt. Auf der Mitte der Bedachung liegt ein Kranz. Wir haben es demnach mit zwei verschiedenen Widmungen, welche ein und derselbe C. Terentius Bassus dem tiercules dargebracht hat, zu thun und der zukünftige Sammler der rheinischen Inschriften wird sie beide aufführen müssen. Eine neue Matroneninsfchrift a^us Bemageit , , Im Juni dieses Jahres nahm der Ackerer Wilhelm Hillen in Re- magen an seinem in der Milchgasse telegenen Hause Reparaturen vor. 74 Josef Klein: Als bei dieser Gelegenheit die sfidlie)ie SeitQnwand bis auf die Fonda- mentsoble niedergelegt wurd^, faud sich ausser einem hflbsch oma- mentirten aber stark beschädigten Kapital das Bruchstück einer Platte von Jurakalk als Werkstück in die Fundamente der Mauer hineinver- arbeitet. Dieselbe ist jetzt oben und. an der linken Seite vom Be- schauer abgebrochen, in Folga dessen . sie b)oss eine Höhe von 22 cm und eine Breite von 21 cm hat. Aul der V.orderfläche derselben sind die Ueberreste einer ziemlich tief eingehauenen Inschrift erhalten, deren elegante und schöne Buchstaben auf eine verhältnissmässig gute Zeit hinweisen. Die Inschrift lautet: . R o N V . 0 hl S V VvSwLwl Die Buchstaben der ersten Zeile gehören unverkennbar zu einem Gentilnamen, worauf auch die letzte Silbe niu{s) hinweist. Wie der- selbe aber vollständig ergänzt werden muss, ist mit Sicherheit nicht mehr zu ermitteln, weil nicht festgestellt werden kann, wie viele Buch- staben in der Lücke zu Anfang jeder Zeile verloren gegangen sind. Jedenfalls aber darf als gewiss angenommen werden, dass mindestens 10 Buchstaben ausgefallen sind, da zu Anfang der zweiten Zeile noch das zu dem Gentilnamen gehörende Gognomen sowie das Schluss-S des Geotilnamens gestanden haben. Es fehlt also heute mehr als die Hälfte der Inschrift. Für die Ergänzung des Gentilnamens gibt es sehr viele Möglichkeiten, wie Acerronius, Apronius, Autronius, Baro- nius, Caetronius, Duronius, Focuronius (G. I. Rhen. n. 745), Gallatro- nius (C. I. L. IX, 4202), Laronius, Mucronius (C. I. Bhen. 129), Obul- tronius (C. I. L. IX, 6078"i; 6079*«), Petronius, Satronius (CLL, IX, 5000), Sempronius, Speronius (C. I. L. VIII, 5647), Taronius, Varro- nius, Verronius u. s. w. Dass das den Schluss der zweiten Zeile bildende Wort durch (matr)ONIS zu ergänzen ist, darüber wird wohl schwerlich ein Zweifel sich erheben. Um so mehr ist es daher zu beklagen, dass der Anfang der dritten Zeile, welcher wahrscheinlich den Beinamen der Matronen enthalten hat, verloren gegangen ist. Es ist dieses jetzt schon das dritte auf den Matronenkultus bezügliche Votivdenkmal, welches dem Boden von Remagen entnommen ist Denn ausser dem vor 'in^hreten De- cennien beim Bau der linksrheinischen Eisenbfthn gefundenen and jetzt dem Provinzialmuseum von unserem Vereinsmitgliede, Herrn Kleinere MittbeilaDgen aus dem Provinzial-Museum zu Bonn. 75 Grafen Yon.FflrBtßnberg-Stammheim, geschenl^ten, interessanten Altare» welcher neben dem Jappiter Optimus Maximas, dem Genius Loci, den) Mars und Hercules zugleich den Ambiomarcis geweihet ist (C. I. Rhen, n. 646), ist vor nicht langer Zeit das Bruchstück eines zweiten Altars zu Remagen zu Tage gefördert worden, auf dem die Endung ABVS des aus der ersten Zeile noch vorhandenen Wortes mit grosser Wahr- scheinlichkeit, wie bereits Freudenberg ^) erkannt hat, auf einen den Ma- tronen gesetzten Yotivstein hinweist. Dass auf un3erem Steine der Name des Dedikanten an erster Stelle vor dem Namen der Gottheit genannt wird, ist zwar eine Ab- weichung von der Regel, aber eine solche, welche auch sonst auf In- schriften^) nicht gerade selten vorkommt. 23. ^ Ein WMhestein aus Pier. Als mich im Sommer vorigen Jahres amtliche Obliegenheiten nach dem im Kreise Düren liegenden Dorfe Pier führten, durchwan- derte idi, dngedenk der häufig in dieser Gegend gemachten Funde von Alterthümem den Ort, nach solchen spähend. Und so gewahrte ich sehr bald an dem am Markte in der Nähe der Kirche gelegenen Haiuse des Maurers Eoppenhagen oben am Giebel desselben einen von dem übrigen Baumaterial sich auszeichnenden Stein duigemauert, dessen Material und Gestalt auf rSmischen Ursprung hinzuweisen sehienen. Obgleich wegen der beträchtlichen Höhe des Standortes eine genai^ete Untersnchnng nicht ausführbar war, zumal mir keine so grossen Lei- tern zur Verfügung standen, so liess sich doch von unten durch die dien Stein bedeckende Mörtel* und Kalkschichte hindurch das Vorhan- densein mehrerer Reihen von Buchstaben erirennen. Nachdem, der Stein nach längeren Verhandlungen von dem Besitzer dem . hiesigen Provinzialmuseum überlassen und, so weit es mogUch war, gereinigt worden war, ergab sich, dass wir es mit einem kleinen römiaefaen Vo- tivahare zu thuen haben. Derselbe besteht aus rothem Sandstein und 1) Veröffentlicht von J. Freudenberg in diesen Jahrbüchern LXI, 1877, S. 185. Auch dieser Stein ist jetst auf meinen Wunsch dem Pro? inzialmuseum Yon seinem Besitzer Herrn St. Martinengo überwiesen worden. 2) Vgl C. I. Lat. V, 5790. 6619. 6654. Revue epigr. du midi de laFranoe I, p. 24 n. 34. C. I. Rhen. 317. Bonn. Jahrb. LV/LVI, S. 239. UX, S, 40. 76 Josef Klein: hat eine Höhe von 59 cm, eine Breite von 88 cm und eine Tiefe von 17 cm. Auf den beiden Schmalseiten befinden sich bildliche Darstel- lungen in Flachrelief, auf der rechten die eines Füllhorns mit Früchten, auf der linken die einer Arabeske. Ganz ähnliche Füllhörner begegnen uns auf einer ganzen Reihe von Matronensteinen, sowie auf Nehalen- niaaltären^). Die Arabeske unseres Steines dagegen weist bei aller Aehnlichkeit mit denjenigen, die sich auf mehreren Altären des Rhein- landes finden, dennoch im Einzelnen grosse Verschiedenheit auf. Die Vorderfläche trägt die nachstehende Inschrift: PRO SAL VEi I M» E R A T 0 r\ A V Q V S T I m\ TER MAGNAI^ CONSACRANl\ L M Fro Salute fmperafor[t8] Augusti m[a]ter (sol) magnae consaeram l{ibmtes) mierito). Der Stein ist an der rechten Seite vom Beschauer abgebröckelt, wesshalb nicht mit Sicherheit festzustellen ist, ob nielit an Ende der Zeilen Bachstaben verloren gegangen sind. Mit Rödteiobt auf den Rattm wenigstens ist es sehr wohl möglich, dass in Z* 2, 3 «nd 4 csn Buchstabe ursprünglich noch da gestanden hat. Der Name des Kaisers, für dessen Wohl dieser Altar der Mater Magna gewidmet ist, ist auf dem Steine nicht genannt. Er wird in- dessen einer der Herrscher des dritten Jahrhunderts n. Chr. sein; dem auf diese Zeit weist die Form der Buchstaben hin, wenngleich geringere Sorgfalt der Schrift keineswegs in den rheinUtndischen Inschriften ab ein in jeder Beziehung sicheres Kriterium jüngerer Zeit angesehen werden darf . Was dem Steine ein besonderes Interesse verleiht, ist der Um- stand, dass er eine Widmung an die Magna Mater enthält Denn der Kult der phrygiscben Götternrntter^ der sonst aemlich gleichmissig über die einzelnen Provinzen des römischen Reiches verbreitet gewesen ist, scheint nach den wenigen in den Rheinlai^den gefundenen Inschriften uud bildlichen Darstellungen zu schliessen, nicht gerade viele Anhänger 1) Vgl. Janssen, Romeinsche Beeiden en gedenlüteeneh yän Zeeland. Taf. X, Fig. 20c, Xni, Fig. 24d. ' Kleinere MittheiluDgen aus .dem ProTinzial-Moseam za Öonn. 71 in denselbeorgefanden XU haben. Und dies ist um so aufEe^Uender, als docb nach dem Zeiignisß des Tacitus Germ. c. 9 u. 45 die germa- niachen Völk^cjhaften eine . der CybeJe verwandte Gottheit verehrt haben^ mag diese nun von ihnen Freja, wie Scbenck^) wollte, benannt worden, odier nach der Ansicht des neuesten Bearbeiters*) der Verehrung der Miater MaeQ& bei den Römern mit 4er auf rheinischen Inschriften mehrfach vorkommend^ Hludana^) za identificiren sein. ]il{a]ter statt Mairi ist entweder ejn Irrthum dessen, der die In- aebrift ijoaeipii^t hat, oder ein Fehler des Steinmet;(en, deren ähnliche auf rheinischen Inschriften mehrfach uns begegnen. Die Widmenden unserer Inschrift nennen sich c ziettlich ähnliche Flaaehe beaesaea Iiideasea hatd^ dieBelbe keinen FüsS) dafür, aber war sie mit:eiaeia AeAlcel vereehen und ihr Ausgusa anders geformt, zttdem gab daa auf ihir dargestellte Gesicht die Z<(ge dn^s Knaben wieder im Gegensatz ssu.Atlien Ubrigw^ welche Mftones- geaichter darstellen. Ferner besitzt S4ich das Königlich« Museum 2U Berlin ein solches Gesichtsglsis nach Angabe Wecl^arliqgs, welches Ver- schiedenheiten von dem abea beschriebenen Typus aufweist Dasselbe stimmt 2war insofern • mit dem der jGhav^etschen Sammlung Qberein, dass es keinen Fuss hat Aber es weicht auch wieder darin von die- sem und aUen übrigen vorUa erwähnten ab» dasa^ein Ausguss cylinder- förmig ist und zwei kleine Henkel hat, welche an dum unteren Theil deiselbea: ansitzen. /. Wenn demnach das zu Pier gefundene Grab auf eine gewisse Wohlhabetiheit der Bewohner jener Gegend hinweist, so sind doch bis jetzt wenigsten» so(wohl «inerhalb des Ortes selbst, als auch in seiner ikächsten Umgebung Beste römischer Bauten noch nicht zu Tage g^ftrdert worden. Es ist dies imnüerhin auffallend^ zumal in der ganzen ^Gegend zahlf eiche Spiiren römischer Aosiedlungen angetroffen werden^ Allzu grosse Bedeutui^ möchte, indessen dieser Thatsache nicht beizulegen eein, aus dem »einfachen Grondei' weil in solchen Dingen nicht bloss deir Zulall, sondern auch dte Unachteamkeit eise grosse Bolle spielt. 24. Neue romische Funde in Bonn und Köln. Bei den Fundatrientirungsarbeiten, welche augenbliddi<^h ffir den Neubau des Herrn Professor Dr. Koedter hierselbst' auf dem Terrain des ehemaligen im Jahre 1794 abgebrannten Klosters Engelthal i) an der Ecke zwischen der nach ihm benannten Engelthaler- und der Theater- strasse ausgeführt werden, sind römische Alterthümer zu Tage gefor- dert worden. Freilich die Hoffnung, welche man hegte, dass der nach dem Berichte der Elosferchrohik") an jener Stelle ehelnals gelegene römische Tempel des Mars noch'fn seinen Fundamentresten wieder aufgedeckt' werden wärde, hat sich nicht erfftUt und wird sich auch kaum 1) Beiträge xur Oesohichte der simmtlioken frühertn und jetzigen Kirchen und Klöster der Stadt Bonn. Bonn 1861. S. 101. 2) Abgedruckt bei E. A. MülW, Oeeohichte der SUdt Bonn. Bonn 1834. S. 34. Vgl. Freiidenberg, Bonn. Jahrb. XXIX/XXX 8. 104. . Kleinere Mitiheüangen ai^t dem Pronnzial-Museum su Bonn. 81 erfikllen koOQeiiy da lUiCtb mi^r MiUliei)u9g darselbeii Chronik von. dem Tempel bereits bei Erbauung ifß Klo^tetis im J, 900 nur noch einige Ueberreste vorhanden waren und diese gänzlich zerstört wurden. Zum Ersatz dafür wurden aber atiss^r ' i^eiHreren sehr vergriffenen und scUsc^t.erJiattßiim MAnaen, wter dcaoeu kh zwei Mittelerze des M. ^Srippa wdide^Antonintts. Piiis sah« und ausser einigen Thongeßchir- vQi' g^^^h^üdi^r Art gmcbstücke von VotivaUärei^ von Kalkstein, so- wie ein kleines schmales SäulenstUck ausgegr^^Qü, welche von Herrn Prot Kolter ißr6 UniversitÄtsmi^ettm üb^wiesen worden sind. Zu- eirst..Q(em(e ich; w?il relativ am besten erhalten, den Untertheil einer Acii, mi% httbscb gegliedertem« ringsum vorsptringendem ^ckel. Ganze H^e 83 cm, Ü9he der Inschriftaäche 13 cm, Breite 18 cm, Sockel- biwt^ .27Vs:om* Von der Inschrift, der^n Buchstaben eine ziemlich gute Form aufweisen, sind noQb folgOiMl« zwei Zeileq erhalten: APCk^LlNI ./ ..>■/,•' . . y S L L , . Also: .. . ., . 4. » • * JffoUini v{otfmj s(fllvit) Kibens) l{aäu$). Was in dett vorlifergehenden jetzt iteggebrodienea Zeilen gestan- den hat tiAd^wkl viele Zeilen überhaupt' verloren gegangen sind, ist B^hw^ zu^Biage*; Indessen ^dbe ich weniger, dass ausser dem Apollo noeh andere' Gottheiten auf < der Ära genannt waren, als dass vielmehr ^er Nttkne des^WJddiändein in d^r Ltteke enthalten gewesen ist Dabei daif nianiBidlh nicht daran siossen, dass ders^be dich an erster Stelle auf dem Steäl^ Vto 4et Gottheit, cter er sein Gelübde entriohtet hat, genannt hat ;t denn drases findet sich audi sonst; worüber ich auf die anl StriteiTS'^angctfabrtien Beleg« hinweise: ' > ' Von^ de^i^ Vttrehtnng des' Apollo zu Bonn > hatte man schon Eennt- nttS''#k ' ' Die^Wettefomier ip^MN^'Mlt^ Wims iaeius ohne den gewöhnlich 'b^igefl^fin Zusatz yok fkdrUo kommt avchdonst vor. "') I>a8 zweite Bifudhstüok, wielches zum Vorsdiein gekommen ist, war der Obertheil einer kleinen Ära von Kalkstein. DieseUie zeigt eine mit Voluten auf beiden Jettda versehene Bekrönung, auf deren Mitte oben ein Kranz liegt Das erfialtene Stück ist 17 cm hoch und 6 82 Jote^Kletn: 22 cm breit. Von der Inscbrift, welcbe ^emalB die yorderseite trug, ist jetzt bloss die folgende Zeile erhalten : MATRIBX Leider fehlt jetzt die nähere Bezeichnung der Mmtres sowie der Ifene des Dedikanten. Die Inschrift wird der von M. IJkm in diesen Jahr- bachem LXXXIII 8. 186 Nr. 207—241 aos Bonn efesallltilellenMatle^ denkmälern einzureihen sein. Endlich drittens ist ebenfalls der obere Theil einer sehr kkineli Ära ausgegraben worden, die, gerade* wie die voyhergenaMten, mit einer Bekrönung versehen, oben am Sims 12 om, am der 8ehHftflMhe 8 cm breit und im Ganzen jetzt 12 cm hoch ist. Auf ihr sind noch die Reste einer Zeile enthalten, deren BiKhstaben zum' Thet) zetfstSi^ sind. Ich habe Folgendes zu erkennen geglaubt: ... CCMM / Ob der erste Buchstabe wirklich for ein C anzusprechen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Von dem am Ende der Zelle befindlichen Buch- staben lässt mit Sicherheit sich ' bloss dei* Querstrich erkennen. Es bleibt die Wahl zwischen V.und A». In49Men «MichtQ icb mih eher für V als fdr A entscheiden, wßil dor Zwi^cbwrftttiiiv/zwi^ehw; d^m vorhergebenden \ und dem Querstricl) ffif A etpa« z^ grpssJst.. JUe Ergänzung des Wortes ist völlig unaioher. WM!'^:>dQi^ ;4ASQ)i#iA hat, enthält diese Zeile die Naw^ fies W^dmmdeiav ^n 4ßfm ^ Vorname und der QescUochtsname. abgekürzt sind«; M^ 4M^m $tein scheint eine WidmuQg.an die Matronen entbaUon fia hfJiwn« ...>...: . Diesen leider, stark fragmeQtirten. Inpchrifsl^iMm. reilm ttb .H^i andere ebenfalls nicht besser- erh^Mene an,.wekh§ vor Kuis^m in-^öln vor dem Weyherjthor gefunden worden und EigmthWV dies ?^vinzial- museums geworden sind. Beid« siod .Sqmlcmtotwie. Dvft^terial beider ist Kalkstein» \ / :. .ri ;.w Der eine ist eine jetzt an der linken Seitß vom Bleacbaif^ : niid unten abgebrochene SVb cm dicke Platte». Wdi^« : jetet .«^ 29 OW» unten 18 cm breit und» am mohten BanAs ^gemessen) >(>9in .h«ch ist. Auf derselben befindet sich die ,naehsteheiule InschnjQti . WAlqhe»> ,Pm4i der Gate und Eleganz der Buchstabsnzeichen zu untheiJePf der besten Zeit angehört: ON»A£ F ■ • Kleinere MittkeilaDgfeti ftof dem ProvinKial-Museum zu Bonn. 8B DTeErgitiKOng des Fehlenden ist natürlich gäojilicb anmögUch. Nur bemerke kh, dtss von der senkrechten Hasta des Buchstabens der £vMten Zeile der untere Theil abgebrochen ist £r kann daher so- -weM E als aocli F gewesen sein. Inctossen halte ich das Letztere hier für da& Wahrscheinlichere. ' Von dem zweiten Grabsteine ist glückliche Weise etwas mehr erhalten. Er besteht aus einer 17 cm tiefen, unten jetzt 56 cm breiten und rechts vom Beschauer 41 cm hoh^, oben und links verstttmmel- teii Steinj^latte, deren Rückwand spater zu einer hübsch gegliederten Basis umgearbeitet ist IMe Inschrift deren schmale und etwas ge- druckte Buchstaben auf einie si>ätere Zeit hinweisen, lautet: I < N mSTANT I B VS lGIS-SVISBENEMER Die Bttchfltidieii der vorletzten Zeile sind öVb cm, die der letzten Zeile 5iaNt.4len'i^orhergelieiidäa in.iettge Yerbindui^ gebracht werden können, bedarf wieiid;>k)ünec näheren Darlegung« •> . •' ' ' . 25. , , ; , Neue Votivaltäre aus dem Brohlthale. .w /JKaum war: der Antog dieser Mittheilungen gedruckt, als auch schon ein neuer Fund aus dem Brohlthale, der an Steininschriften so WgidbigBii\F«iistitt8, ganz aus der N&be von Tönnisstein gemeldet wurde. Im September d. J. wurden nämlich beim Wegräumen der pbe^f^iü^dma^en in den am linken Ufer des Brohlbaches gelegenen Tuffsteinbrüchen des Herrn Baron von Geyr auf Burg Schweppenburg^ 84 Jo*ef Klein: aus welchen auch die bei Brambaeh (G. I. Bhen« 672. 678) edirteo beiden, dem Hercules Saxanus und den Suleviae gewidmete AltAie herstammen, mitten in ziemlich tiefem Schutt zwei römisckeVotivaMUre hervorgehoben. Leider wurden dieselben, weil die Arbeker nicht aofoit dieselben als solche erkannt hatten, theilweise zertrümmert. Der eine derselben, welcher aus ziemlich weichem, gelblichem Tufistein besteht, ist jetzt an allen Seiten zu einem formlosen Stein- block verstümmelt, welcher, an den besterhaltenen Stellen gemessen, 45 cm hoch und 58 cm breit ist. Derselbe ist der untere Theil eines ziemlich grossen und hohen Monumentes gewesen, auf dessen oberem Felde in beinahe Lebensgrösse eine m&nnliche Figur mit nM^er Farbe ausgeführt war. Leider ist dasselbe unvorsichtiger Weise von den im Steinbruch beschäftigten Arbeitern zerstört worden, und die Nach- suchungen nach den Steinstücken mit den Besten der Figur, welche auf meinen Wunsch in freundlichster Weise angestellt wurden, haben nicht das gewünschte Besultat ergeben» da höchst wnhiächeinlieh die zer- schlagenen Steinbrocken schon in die lYassmflhle gewandert waren. Auf dem erhaltenen Block, auf welchem rechts vom fiesdianer nodi ein Best des Sockels erkennbar ist, befindet sich ebenfalls in rother Farbe aufgetragen der folgende Best einer Inschrift, deren dnzelne Buchstaben 14cm hoch sind: 5 V B - C V IV Die beiden jetzt bloss theilweise noch vorhandenen .Buchstaben der erhaltenen ersten Zeile sind SS. Wenngleich ^ von dem «weiten S nur noch schwache Spuren augenblicklich auf dem Steine sichtbar sind, so steht dasselbe doch vollends fest. Denn ab ich den Stein gleich nach seiner Auffindung sah, war dasBdbe noob ganz dMtlkiL vorhan- den, so dass kein Zweifel über seine Existenz aufkommen kann. Bei der auch sonst bekannten Theilnahme von Detachements der Germa- nischen Flotte^) an den Arbeiten in den Steinbrüchen des Brohlthales liegt es sehr nahe in erster Linie anzunehmen, dass dieäe anch hier genannt ist und die beiden Buchstaben SS Ueberresle den Wortes daiSis sind. Die vorhandenen Worte der letzten Zeile sind ohne Zweifel SVB 1) Vgl. Freadenbtirg, Das Denkmal des Hdrculea SAxänui im Brbfalth^. Bonn 1862. S. 20 u. 22. Kleinere MittheUangen «im dem ProTinsial-Maseum zu Bonn. 85 CVRb ra ergftnxen, eine stehende» auf Inschriften häufige Formel, welche gleichkeddntend mit dem dafür auch auf Inschriften vorkommenden Auadnutk cmrvmk oder eurom agtmte Ist, um denjenigen zu bezeich- DleDy unter dessen Leitung ^) be&w. Aufsicht das Denkmal errichtet worden ist Uigleioh bester erhalten ist der zweite Yotivaltar, trotzdem dass auch er beim HerabroUen aus der Höhe des Steinbruches ein Stttck d^ fundenen Herkulesaltären hftufiger angetreffw Kerlen, so-köMto a«eli in F der Gentilname wie etwa Fabius, Flavius enthalten sMn; denn wir finden auf diesen Altären mehrfach) dai» die Pen^onen bloss mit dem Gentilicium und dem Cognomcn^) angefahM werdtti. Am Ende von Zeile 8 ist von R im WoMe GER nech die flenk- rechte Hasta und der Ansatz des oberen Randes eit alten; das Wort ist 6er[m(anicae)] zu ergänzen. ^ • In der 5. Zeile ist hinter dem dritten Baehstaben C noch der Tordere Strich eines V im Bruch des Steines sohwaeh erkennbar. Von der letzten Zeile, welche durdi einen auf beidaißeilet:sfita zulaufenden Bruch des Steines ganz zerstört ist, ist Uoito der schwache Best eines einzigen Buchstabens erhalten, bestehend in dem hislereii Strich eines V. ..... Die letzten vier Zeiten der Inschrift bereiten der Erkttning 'keine grossen Schwierigkeiten; denn sie lassen sich nach einem aaf diesen Inschriften fast regelmässig wiederkehrenden Gebrauche sehr wohl er- gänzen. Darnach wird zuerst der Häü^tdedikant mit Beifügung des Truppentheiles; dem er zur Zeit der Errichtung des Denkmals ange- hörte, dann seine Genossen'), welche mitbetheiligt waren (commüüih nesj müüeSj vexillarii)^ genannt, woran sich dann zuletzt zuweilen die Erwähnung desjenigen schliesst, unter dessen speziellem Gommando (gut sub eo sutU^ qui sunt $ub Q. AcutiOf gut sunt sub cura) die Wid- menden stehen oder unter dessen technischer Obsotge. (sub cura ^) das Denkmal errichtet worden ist Demgemäss siBd diese vier Ictaten Zeilen etwa folgenderraassen zu ergänzen: da8s(i6) Qer{ni{anieae)p{iae) f{ideiis)] et oonimüi[tanes eHassis) eimd{em)j qui s^uh cul[ra äiuB smt\ v(otum) [s{olverunt) Jiibentes) fn{eirUo)]. Yielleidit ist es hier sogar richtiger die Worte daseis dusdem wegzulassen, iveil der vorhandene Baum und die symmetrische Ausfttllung der Zeilen ge^ Sbr Voritaa- densein auf dem Steine zu sprechen scheinen. Die ganze Inschrift dtirfte demnach in folgender Waise etwa wie* der herzustellen sein : 1) Vgl. Brambaoh, G. L Bhen. 668. 664. 666. 2) Vgl. BrambMh a. a. 0. Nr. 651. 65d. 6». 666. 671. 3) Vgl. Brambach a. a. 0. Nr. 662. 66a 666. 672. 680. Kleinere Mittheilungen »m dem V^ovinsial-Maseom zu Bonn. 87 Herculi Siaxano] IXabius f) N6lnU[8 .... class{i8) Oerlmiani" cae) p{iae) flidelis)] et cimmäiiUmes qui s\ub cu\ra dus 8un£\ v{o- i%m) Is^olverunt) Mjibmtes) m{eriU>)]. ,^^ Zi^m ^hl^sse bemerke ich ^och^ dass beide Altäre dem hiesigen Prövinziai-Hiiseum vcin dem ^errn Baron von Geyr-Schweppenburg und Herrn Mittler von Brohl geschenkt worden sind, wofür ich nicht unterlassen vrill, den gebahrenden Dank den beiden Geschenkgebem aach an dieser Stelle auszusprechen. BQnp. Josef Klein. 88 Max fhmi 4, Cur8U8 bonorum 8in88 Logaton der 22» Logion unter Gordian III. . . . . . •' Inschriften mit der Laufbahn von Männern senatorischen Standes gehören in den Rbeinlanden zu den grössten Seltenheiten. Die geringe Zahl derselben, anter denen die viel behandelte metrische Indchrift aus Bonn (Bramb. 484) wohl die erste Stelle einnimmt^)} ist nenerdmgs durch einen glücklichen Fand um ein höchst wichtiges Denkmal be- reichert worden, welches um so werthvoller ist, als es aus Verhältnisse massig später Zeit stammt. Es fällt unter die Regierung Oordians III, also in eine Zeit, von welcher ab die datierten Inschriften in den Rhein- landen bereits anfangen selten zu werden. Der Stein wurde Ende März d. J. bei Gelegenheit von Kanal- bauten in der Hinteren-Ghristophsgasse in Mainz gefunden. Man stiess auf römisches Mauerwerk; ausser dem Inschriftstein kam auch eine Anzahl gestempelter Ziegel zu Tage'). Dr. Jacob Keller in Mainz wird demnächst den ganzen Fund, welcher durch das Stadtbauamt sorgfältig aufgenommen wurde, genauer beschreiben. Derselbe theilte kürzlich den Text des Inschriftsteines im *Korrespondenzblatt der West- deutschen Zeitschrift^ mit"). Gleichzeitig gab ich im 'Rheinischen Museum für Philologie'*) auf Grund meiner eigenen Abschrift und eines vortrefflichen Abklatsches in Kürze den wesentlichen Inhalt der Inschrift an, soweit er mir festzustehen schien. Inzwischen habe ich in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Keller den Stein nochmals genau un- tersucht und gebe nun im folgenden den Text der Inschrift mit mög- lichster Genauigkeit. Der Stein ist leider stark zerstört. Es war eine Ära (aus röthlichem Sandstein), wie aus einem kleineren Stück, einer Volute in Rosettenform, hervorgeht, welche das Eckstück des Krönungs- gesimses gebildet hat. Die Hinterfläche des Steines ist abgesplittert, 1) Vgl. Hettner, Katalog des Bonner Mui. n. 67. Joi. Klein, Die Verwal- tungibeamten von Sizilien p. 119 ff. 2) Die Inschrift und die Ziegel sind dem Mainser Museum einverleibt worden. 3) VI 1887 Nr. 7 p. 146 ff. 4) Bd. XLn. Heft 3 p. 488. Cttnos hononim eine« Legaten 4er 22. Legion unter Gordian III. B9 die Dkke dea edutteneii beträgt 0^ m^). Die H5he ist 0,B8m, davon 0,14 m Sockrihöhe, die Breite des Sockels Ö»60 m» ded Qbrigen 0^ m. Die Buchstaben sind sehr Idetat^ durehgängi^ nidit mehr als 2 cm hoch; in der letzten Zeile, welche auf dem Sockel steht, sind sie doppelt so gross. Sie sind von sehr guter Gestalt und sorgOlItig eingehauän. Die oberen Zeilen fehlen ganz; es können abA nur we- nige gewesen sein. In den folgenden fehlt dann immer der A^afang und dag Ende der Zeile, und zwar ist der Defekt in dem oberen Tbeil der Inschrift grOsser, als in dem unteren, dergestalt, dass die Inschrift- fläcbd nach oben hin spitz zul&uft. i) loh folge den Angaben Dr. Kellers. 90 Max Ihm: • Der Tenor jlec vbschrift, welche ttntel* dem.Ckdiflulttides Atliciii ua4 {^raetnt^Uis (Z. 21)i dso Im »Jahife 242 g^eBefad «Mirde,. S$t klar. IM« t;o^ilWi^a;tn^m;Z»30 2K)igt^ dUsa Wir es mit einer Yotivinsctefit aui thiiq balMSD. Za Aofang mOsseQ die Nftibea der OMtkeiten g»» atouden hajbep. . v Z. lierkeiNi^ ich nicht wie K^Ueriein S,: aeodeni einfii;. 4k9w daa iiatefeiEnde ^s rechten Schenkels eines A und hinter dem B das ^bere £nde des linken Schenkels- eines. V. Ich ergänse d^]aBte[«. Der AnfftDg könnte also etwa ge}aatet hab^n» wie Keller avciebt.and wie ihn die afrikanischen Inschriften CIL YUI 87 10k 9233 nahei Isg^a [liovi) aiptimo) fn{aximo) ceterisgue dis de]abu[sque amnibus]. Diesel- ben Inschriften^) sichern auch die Ergänzung der folgenden Zeilen \pro] 8a[lu]le o{tgue incolumitate] d vu{i^s\r%%s\ Welche Namen des Kaisers und der Kaiserin auf dem Steine standen, Iftsst sich natflrlich mit Sicherheit nicht angeben. Auf der In^chtHSt von Ain Bfta CIL YIII 8411 heisst der Kaiser .<2afmMt49 noster semetis^imus imp{eratar) Miar- cus) Antonius Gordiama Pius Felix Äug{ueiU9) invietuSr die Kaiserin Sabinia Tranquülina Augiusta) eoniux Aug{usü) nosM^. Aehnlich auf den anderen angeführten Inschriften« Alle dilQse Namen können nicht wohl auf unserer Insohrift gestanden haben. Daher begnügt sich Keller auch mit der Ergänzung [JUH/arei} Anioni 0]ordiam TU [Fdiäs Aug{u$t%) et S^hmae lVoinq¥^inae[. Die Bezeichnung tm- p{eratar) oder diowiinua) n(Qster) wird wohl aber nicht gefehlt haben. Den Beinamen invictua fohrte Gordian bereits Im Jahre 242, wie der britannische Stein CIL VII 844 zeigt, der gleichfalls nnter dem C!on- sulat des Atticas uiid Praetextatus geweiht worden ist Sicher ist dann die Ergänzung Z. 6: [Miusgue] ä{rdimafmm ohne Beziehaiig bleiML Wie die (tharge atigekfirrt war, ist natttflieh unsicher. Der Zusatz milii^ fiiM), «/b^eacb die Begel, kernte fehlen 0). .Bben$o '>ist ik Frage/ ob die an elfter Stelle genannte Legiou noch einen weiteten Beinarnftn hatte. Den Beinamen GorAüma fQhrenxl; aL die folgenden Legionen: leg{io) II adi{9ftriaf) j^ia) fdäeHa) CIL UI 8520; legiia) Ol BMea dt in 5768; %(ki) VI CIL Vn 12Sat; hgiio) X gemi^mm) Opelli 8)48; legiiö) XUI '^mina) CIL VH 827. 690 a. ö.; %(io) XIV gem(ii^}, CIL III 1^11. Dass die legio I Minsmia diesen Beinftmen hMtO) erMiren wir mit Sidierheit. erst ans dieser Inschrift. Mit eini- ger Wahrscheinlichkeit aber hat ihuHcttner amchsoho& auf der Fries* dorfer Inächrift Bramb. 614 erschlossen^). Für die Bekleidung des heiast es gar toiaque damus dioina eorum. Vgl. dagegen die Frieadorfer Inaohrift Brambach 514 =» Hettner, Katalog n. 78 : toUusque damus dwinae eorum. 1) Der L. Btmpanku L. f. AfmiaMu einer Inaohrift von Setia, welcher ifiam de eua pecuma 8temund{am) euraoii (GIL X 640^ kommt kaam in Betiaohi« 2) Det Bamnverhaitiriaae wegen, anf welche ich weiter aniea noch sa spreohen komme, iat ea wahracheinlioh, daaa deeemvif, nicht Xetr äol den Steine atand^ vonoageeetK^, daaa niciii die AoMhfaing der Acuter evafr mit der a Zeüa begann und 4cr Reat von Z. 7 nach Äfmitmiug unbeachrieben war. 8) Vgl. CIL V 4336 = Orelli 4910 m. ö, 4) Hettner, Eatolog n. 78. d2 Mftx Ihtt: TribunstB ia: mehreren LBgioneA ist ee kaum nOthig Beuyide anza- ffthreii^). Z« 9« Nach Grordiananm liest Keller IL Ich halte IN fllr sicher. Das surirnuit in Z. 10 kann wohl nicht anders als auf das Tribunat bezogen werden, und das geht kaom anders, als dass ea Verbam eines BelatifBataBs ist Im Rhein. Ma& erg&nzte ich •« [piibua vice$ 2e]* g(aii) leg{umis) sustinmt und glaube damit im wesentlichen da« rich- tige getroffen zu haben. Da: »fste Baehstabe in Z. 10 sdDieint aller* dings eher ein C als ein Q zu sein. Danach w&re sU' lesen tn^eg) legioÜ) sudümUj da der Zusatz legii&ms) fehlen kann. Ob der Dedir haut in beiden Legionen Stellvertreter des Legaten war» oder nur ia einer derselben, wonach sich die Ergiozung richten mfisste, ist nicht auszumachen. Neu ist fOr die Bezeichnung der Stellvertretung der Gebrauch des Verbums susHnere* Die abliebe Beaeichnung ist viees agere^). Es folgt die Qoästur. Auch hier sind Kellers Ergftazungw aicht stichhaltig. Er hält den letzten Buchstaben in Z. 10 für ein S. Der- selbe ist ganz unsicher. Eine senkrechte Hasta ist noch schwach an- gedeutet. Auf die Quästur kann nicht gleich die Prfttw folgen, weil dflnn mit dem -410111 in Z. 11 nichts anzufangen ist Die einzig mOg- liehe Eiigilnzung ist, ¥4e ick glaube, giuaesfor) ptip) {priaetore) per....] tiam. Nicht nöthig ist die HinzafQgung von pravinckm; wenn es da» stand, musste es abgekttrzt sein. Von Provinzen kommen nur in Be- tracht IkimaHoi Qaiatia und Raetia. Die Regel tot, dass die Provinz im Oenetiv hinzugesetzt wird. Für die Ausdrueksweiae mit per habe ich nur ein Beispiel gefunden: einen gittaestar) pro pr(aet&re) per prani$icimn Btmtum^et BUhyniam^ Z. 11. 12 enthalten eine der schwierigsten Stallen der Inschrift. Das in dem dritten C eingeschriebene I ist zwar nur halbwegs deutlich, scheint aber doch sicher, so dass zu lesen ist civit. M und I sind 1) Vgl. u. «. CIL V 4Sd5. IX 9467; ferner Grelli-Henseii 6454: tfib(Hno) laUdam Ugiianis) IV SejfMöoe «fem VII geminae. 2) vieet agem oder agme vieea (anoh «bgeküni) z. B. CIL III 3469. 4289. EbeA BO übKeh itt das bloiie vice mit dem GeneÜT s. B. CIL III 261. Mmmu mMnete bat Oioero öAcvs; Tgl. Cato »ei. § 84 mumeribfU üe^^gme mom pomurt tim tMbm amHneri; ad Um. 10, 12, 3 ^ quad eomtUu ebeNmij eommiert munut mustmebait more maiorum; Yerr. III § 199. 3) Ephem. epigr. Y p. 79 n. 217. Carsut honorüm eines Legttt6ii der 93. Legion unter Gordian ID. 98 ligiert; däss der Buclistabe nur ein misslimgeues Msei« möchte ich bei der Soi^Higkeit, mit welcher die Inschrift eingehauen ist^ mcfat annelusieii. Nach admi ein deatllober Pankt. Keller liest zwieifelod Kurator) e... cwü{aH) adm{ni8ir(xndae). Etwas derartiges muss darin gesteckt haben. Nur ist es, glaabe ich, nöthig, mehrere dväates an- zunehmen, und zwar mindestens drei, deren Namen im folgenden ent- hatten sind. Für das zweite C in Z. 11 weiss- ich keine andere Auflö- sung, als c{ohmae) oder eiohnüs). Von dem Namen der ersten eth hfda oder ävUas ist der Anfangsbuchstabe L, der zweite Buchstabe eher ein I als ein E, der dritte, für welchen Keller noch die uitere Biundung eines C oder Q angiebt, ist ganz unsicher. Für das BaUq in Z. 12 bieten eich nur zwei Städt^iamen dar: Halieamassuß iuKlein*- arien iin4 Hälieyae {läXinvai) bei Lilybaeum auf Sizilien. Die Schrei- bung mit q rechtfertigt sich bei der letzteren besser als bei der erste- ?en.^ Dazu kommt, dass wir von der Stellung von Halkamass zur Rdmerseit nur wenig wissen, von letzterer dagegen, dass sie zu Gieeros Zeit zu den eUntates Uberae etünnmnea von Sizilien ^iblte^). Es ist femer anzunehmen, dass die Gemeinden, über welche Afimmws als ^uroihr gesetzt war, in ein und derselben Provinz lagen, wie dies 4er Fall ist bei dem Ugatus ditn Saditiani Atheim Thespii9 Plateis Um m Thessalia^ Wenn also Haiiq{uensi$^) riditig^ ist, so müssten auch die übrigen Städte auf SiziüeU' ta suchen sein. Als erste bietet sich Aann lMiMi «beBnehiiet wfafd^). Die' Bewohner Yk^men LU^ikmu Die Buchstaben AN zu Aüfimg der la. Zeile- kSnnen aber nicht dazu gehören, da der Raum für L^jyMjcin. z» gross^ ist« Wir mUssen also eine weitere Abkilt- zung amrahmen und das 4m. der 12. ^ Zeile einer andaram sizilischeli 1) Cic. Verr. lU 6, 13; vgl III 40, 9l!. Marquärdt, StaatÄviarw. 1» p.244. 2) Or.-Henzen 6483 =» CIL VIII 7059. 7060. Derselbe war auch Ugatus dhi Hadriani ad ratianea eioitatium Syriae putandas. Die BezeichDung eurator findet iioh auf der Inschrift Hemen 6506: 'emrator ciV^^dTtilm tmt«wr'«df*tim prih tmeiae SieOiae. Der älteste bis jetzt bekannte kaiserliche Anfsichtsbesimte Üb^ befreite CFemeindeh in einer Provinz ist der vom Eaiseif Nervs über Sinyma ein- gesetste (Pbilostrat. vit. sopfa. I 19), dann der von Traian misiUB in pravindam AcKahm ad ordMi)aiivduim sUOim Uberamm cMMmm (Plin. ep. 8, 24, 2). Vgl. Mommsen» Staatsrecht n> p. 1037 f. . . 3) El g«liörte vermathlioh zn den von Angnstus auf SizlUen gegründeten MiUtirkolcnien. Vgl. Harqnardt, Staatsverwaltung I p. 246. Henzen, Anüaii deU* Init. 1867 p. 115 fi. Borghesi, Oenvree II 208. H Ms« t\kmt Stadt zutheilea. Also beiBpielswme [Segea]tm{Qntm) oder [Th^n»i^ t]cm(arum). Die Endimg der aa vierter SteUe geDaaotea GemeiAde ist gl^hfaUs -tain[orum. Der fiachatobe yor dem T kann ein I pAin, kaon «bat auch mit der vor ihm atehenden Hasta ein N gebildet babeii. Davor ein undeutliches, aber sicheres A. V«r A der untere Theil einer senkrechten Hasta, die zu einem P oder T oder F oder I ergänzt wer- den kann^ aber nicht einem E oder B oder R angehörte, weil die Hasta zu nahe an dem A steht. Dana ist bis zu dem Q noch Kaum fiür drei Bachstabra, die ganz unsicher sind. Der zweite (von Q aus) schien mir ein C, der folgend« ein E sein zu können* Sie sind aber fast ganz verwischt Die Ergänzung \Ihep]an[i]Um{firum)t, aa die ich dachte^ ist unmöglich, da aa dem Buchstaben vor T, faUa derselbe ein N ist, keine Spur einer verlängerten Hasta, di« das I auAdrO^kea kj^nnte^ zu sehen ist Wie die LOcke am Ende voa Z. .13 und am Anfang von Z. 19 auszttftiUen ist, ist unklar. Möglicherweise war aoch eine ffiofte Cha- meinde genaomt Z. 13 ist zu ergänzen F]Zi^ -^ nicht ^}6uir,r wie ich anfangs las r*- iurm(ae) 1 [t^uity^n) jRÖm(a»<>rYM)]. Daa Zeichen nach türm., hsite Ich mit. Keller für eiae überhöhte I. Spuren des E und Q von eqiuüum) sind gerade noch, sichtbar^ Die Bezeichnung der Vorsteberachaft in eineir der, 6 iunme der römischen ^tter schwankt auf den Inschriften« Weitaus am häufigsten ist die Bezei(^uQg smr tquUm» üoükWMmmj»hoe AfUCabfQ der tuim^^^). Wird die iwtma to- zugefägt, so steht isie meist am ScUuss, seltener, wie in.unnqrem>]?att«, Bwisthen stmr und e^f^ümm JZoMmomiii. Also bb. B. ^efiir ^^i^iikmB/^ wumorum tmwae I^) jpder< «€v»r ..^unfHie I emUmn JXotmmonm^). Diese drei Arten der Bezeiohftuug sind die häufigsten.. Der Zusatz eguihm Bamanarum fehlt selten^). Einige Male ist die Nummer der tn^rma nicht angegeben^). Auch das blosse sevir findet sich ohne jeden 1} Vgl. d^ei jindioes ZQ CI{i V, VIH, IX» X; VI 1494. 1522. 1531. 1532. Ii&ß3. 1553, 2) CIL V 4347. 7447. Vi, 1332. 13^. 1333. 1464. 1529. 1530. IX 3154. X 8291. 3) CIL 111 2830. V. 63e0. ß419. 69?4. 6975. Yl 1415. 1422. 4) amr twtnae primae bei Heo^A 604Q ^ Wilmaims 1^13; und «»»> itirma V bei Wilmanns 1193. 5) 8mr tHrmae cqiiUwnBqm. CIL III 550, 6076. 1X2213; einmai^afioh Mvtr iwmarutn $^mt Bom, IX 1584^ vonüt suflavunex^aatellem .ist «emr t^fifparpM eguestrium lU 6154. X 5178^ ^w. 9mr egtustrimn turmorum V 1874- Yl Carans konoraiA eines Legatati der ^. Legion unter Öordian tÜ. 'd& Züsttte^). YefeAD^dt sind Bezeithnungen wie ^ißmt MHn«^ 'äuhMHä^) oAet sevit e^itum Botnanorufn turmi^ äticendis^): Diese k^hdrg« ge- Mite nkM teit !ztim ewrsAB honorum, hat in Folge dessen in der Reibe der Aemte^ (Vigtativirat — Qaästiir — Tribunat odej^ A^flHät — PrMur) kei&en festen Platz. Meisteas bekleidete tkr jinifgä Sedatorier diese CHarge schon Yor dem VigiritivJrat*), seiteaer feWteehen Vij^i- Yirat und QuäBtur^), nar vereia^elt^ wie ia tinsei'ei'Iaischrift, erst naeh der QuÄstur'»). . . Am Ende von Z. 13 sind sicher die Bnchstab^ AD> ' dann iet n^ch der untere Rest einer senkrechten Hasta sidhCbar, dferzä^ einem L gehÖÄ haben kaan. Ich schlug im Bhein. Mail diä \EfgSniung aälVfiüiuä) inhr tfibi$]n{iekis) rcT. Dieselbe ist ansricher. Das erste 2elclien iü Z. t4 ist dicfat genaa zu bestimihen. Keller' seh wanlcfe BWiseheA de« Ltgatttreh NE, IT und r€. Eine Ligaiur y6n FT' oder-ISP 'Wäre hbügllch. ' Siehei* ist abfer 'nnv, dasä ein N voi'handto wan Gainz idasäelbe gflt ^on dem ersten Zeichen der folgenden tkih, wo Keller rMsdhen* einfachätn N und der Ligatut* FT' schiVa'^kt. Aiif eh utii die Mittel des d. Vähi^htmder«» bekleidet. Die bisher bekahnten riiche^ dMrerbai'cin Denk- mäler, welche dasselbe erwähnen, reichen bloss bis'tMtt SüdiS jt^'ä. Jaht^adetts v>. Dase es ein aa^iserordentlichiäs Aiüt 'wat,''2^gt der häufig ^MMderkdhrende, abef nicht regelttäiS8!g& Zusatz ^' si-inäi^) t(HmBiuUö\ der auf «onserer Inschrift nicht gestahderi hat;^ Indei^^Bieg^l ];^7^ .^ 64d|^. , Ygl CIL YIU 627 im tquesbrea Wtma» «dUae^ (f 4ttH>, 4l^im- ,d^ M. ]1147|| l Dieselbe Stempel- i&8cbrift) und zwar mit dem ebenfalls S nnd E verbindenden Querstrich, der zugleich den Buchstaben F wiedergiebt, hat Bursian auf einer bei Wachendorf, ^/4 Stunde Ton Sigmaringen gefundenen, im Besitze des Fürsten von Hohenzollern befindlichen Scherbe eines Gefässes von rothem Thon gesehen. Vgl. Bonner Jahrb. XXXVI, 159. 110 Josef Klein: versehene kleine Gefässe, indessen keines zeichnet sich so sehr durch die ungemeine Schärfe der Konturen und die Regelmässigkeit der ein- zelnen Ornamente aus, wie das besprochene. Wegen der Aehnlichkeit der Verzierung in Form und Technik verlohnt es sich mit diesem Ge- fasse einige andere zusammenzustellen. Nr. 3. Höhe 5V4 cm; Durchm. am Rande 8 V2 cm. Gefunden am Niederrhein, jetzt in der Sammlung unseres Vereins (Inv. Nr. 1005) aufbewahrt. Material : Terra sigillata. Bis auf eine kleine Beschädi- gung am Rande wohl erhalten ist sie von derselben Schönheit und Feinheit des Thones wie jene und hat fast die pjleiche Form. Ober- halb des flachen Bodens erweitert sich der Gofässkörper rasch zu einem schalenartigen Umfang und steigt dann senkrecht in die Höhe bis zu einer rundlichen Einschnürung unterhalb des leicht Obertragenden Randes. Als Ornament läuft, eingefasst von zwei concentrischen ein- geschnittenen Linien, ein aus je zwei läni^liclien Blättern be>trhender Kranz rings um den Bauch des Gefäs^es herum. Im Verhältniss zu der Verzierung des vorhergehenden Gefässes ist diese eine äusserst einfache zu nennen, welche aber dessen ungeachtet ihre Wirkung nicht verfehlt. Nr. 4. Höhe 5 cm; Durchm. am Rande 8 cm. Fundort Köln; jetzt im Bonner Provinzialmuseum (Inv. Nr. 1798). Die Kuppe ist hinsichtlich ihrer Form und der Thonbeschaffenheit der vorigen gleich. Indessen die eingeschnittenen Verzierungen sind verschieden. Zwar kehren auch hier die losen Blätter wieder, aber sie sind hier in anderer Art gruppirt und anstatt der die einzelnen Felder abschliessenden Palmzweige finden wir ein senkrecht an der Wandung aufsteigendes Gewinde von Halbbogen. Das Ganze wird von einem oben breiten, unten schmäleren, aus je zwei Kreislinien gebildeten Bande eingefasst. Die Gruppe dieser mit eingeschnittenen Ornamenten versehenen Gefässe möge eine jetzt ebenfalls im hiesigen Provinzialmuseum (Inv. Nr. 4424) befindliche kleine Kuppe abschliessen. Nr. 5. Sie ist 5 cm hoch und hat am Rande einen Durchmesser von 7 cm. Sie stammt aus einem Grabe von Remagen. Der Thon, aus dem sie gemacht ist, besteht im Gegensatze zu allen im Vorher- gehenden beschriebenen Gefässen aus einer weichen gelblichrothen Masse, die sich leicht abreiben lässt und die mit einem Firniss über- zogen ist, welcher weder den Glasglanz noch die Widerstandsfähigkeit gegen die Einflüsse der Bodennässe und der Witterung, wie jene, be- sitzt. Ebenso lassen die Ausführung der eingeschnittenen Verzierungen Verzierte Thongefasse aus dem Rheinland. 111 und die Schärfe derselben manches zu wünschen übrig. Alles dieses weist unzweideutig auf eine spätere Zeit hin, wo die Kunst der Fabri- kation sowohl als auch der Zeichnung auffallender Weise eine Ver- schlechterung erfahren hatte. Damit stimmt es denn auch, dass die Gräber, aus denen das kleine Gefäss zu Tage gefördert worden ist, der späteren Periode der Römerherrschaft am Rhein angehören. Viel- leicht hängt mit dem Verfall der Kunsttibung auch die eigenthümliche Erscheinung zusammen, dass auf unserer Kuppe alle Verzierungen in schräger von der Rechten zur Linken laufenden Richtung eingeschnit- ten sind, während sie bei den mir wenigstens bis jetzt bekannten mit derartigen Ornamenten versehenen Thongefässen senkrecht vom Fuss zum Rande emporsteigen. Alle diese Umstände verleihen dieser klei- nen Gruppe von Thongefiissen ein erhöhtes Interesse, weil sie, da ihre Fundorte unzweifelhaft festgestellt sind, gesammelt und als Ganzes behandelt, die Blüthe und den Verfall der einst am Rheine auf hoher Stufe stehenden Töpfer-Industrie in einer ganz bestimmten Branche ihrer Fabrikation vergegenwärtigen. Die folgenden Nummern vereinigen in sich eine Sammlung von Gefassen, die hinsichtlich ihrer Form zwar sehr von einander verschie- den sind, aber ebenso wie die vorhergehenden sämmtlich eine und dieselbe Gattung von Verzierung aufweisen. Vor allen bemerkens- werth ist Nr. 6. Höhe 28 cm ; grösster Umfang am Bauch 13 cm. Fund- ort: Köln auf dem Eigelstein. Diese Henkelkanne ^) von Terra sigillata, welche in der Sammlung des Herrn Merkens in Köln sich befindet, ist von seltener Schönheit und Eleganz. Um die Wandung des birnförmig gestalteten Körpers laufen zwei concentrische, von langgezogenen Pünkt- chen gebildete Doppelringe, welche gleichsam die Umrahmung bilden für den dazwischen liegenden Blumenschmuck. Dieser selbst besteht aus reichen und hübsch gewundenen Ranken mit kleinen Trauben, welche sich auch über den Rücken des Henkels hinaufziehen und in einem Trauben unten auf dem Kruge enden. Was diesen Verzierungen eine besondere Bedeutung verleiht, ist der Umstand, dass dieselben mit weissem Thonschlamme reliefartig in sogenannter Barbotin-Technik aufgelegt sind. Diese Ornamente konnten aber nicht aus Modeln her- 1) Mit dieser Kanne sind die von Dr. Bone in diesen Jahrbüchern LXXXI S. 61 Taf. 1, 17 und S. 72 beschriebene cylindriscbe Flasche mit Henkel und die Lampe von Glas zusammen gefanden worden. 112 Josef Klein: gestellt werden, sondern massten aus freier Hand vermittelst eines trichterförmigen Instruments aufgetragen werden. Um so mehr ist daher die grosse Sicherheit technischer Geschicklichkeit, sowie der feine Sinn für dekorative Motive an der Merkens'schen Henkeikanne zu bewundern. Nr. 7. Höhe 18 cra ; Fundort : Bonn im Kolb'schen Garten an der Heerstrasse. Auch dieses ebenfalls im Privatbesitz befindliche Trink- gefäss von Terra sigillata ist mit Barbotin-Verzierungen geschmückt Um den Mantel desselben zieht sich gleichsam wie ein Band eine dreifache Linie paralleler Pünktchen herum. Auf dem untersten der auf diese Weise gebildeten zwei Felder sind zwischen je zwei vertikalen Strichen in regelmässig wiederkehrender Folge Verzierungen angebracht, welche der arabischen Ziffer 6 äusserst ähnlich sind. Zu diesen Ver- zierungen in aufgelegter Barbotin-Technik fügt das zweite obere Feld einen höchst interessanten weiteren Schmuck hinzu, nämlich die in derselben Technik aufgetragene Aufschrift in Capitalschrift EXCIPE, deren einzelne Buchstaben gleichfalls wie die die beiden Felder tren- nenden Linien aus kleinen Punkten gebildet sind, wie dies die zur Veranschaulichung besonders gegebene Abbildung (Taf. II, 7a) erkennen lässt. Trinkgefässe mit weiss aufgemalten oder in Barbotin ausge- führten Sprüchen kommen in unserem Eheinlande sehr häufig vor und sind ein spezifisches Produkt unserer heimischen Thonwaarenindustrie zur Römerzeit. Diese Trinkgeschirre haben durchweg die Form kleiner Becher, Kuppen und Henkelkrüge und sind aus einem röthlichen, schwarz überstrichenen resp. gefirnissten Thon angefertigt. Ungleich seltener nehmen sie grössere Verhältnisse an, am seltensten bestehen sie aus Terra sigillata, wie das hier beschriebene. Daher begreift es sich auch sehr wohl, warum selbst reiche Sammlungen von dieser Ka- tegorie von Gefässen in der Begel nur wenige Exemplare aufzuweisen haben. Das hier besprochene Geiäss weicht von den ähnlichen in die- sen Jahrbüchern^) beschriebenen darin in der Form ab, dass, während diese unter dem Rande bald mehr bald weniger eingeschnürt sind, die Körperwand unseres Gefässes, nachdem es sich über dem Fusse scha- lenartig erbreitert hat, sich allmählich nach oben rundet und dann fast geradseitig und wenig enger werdend bis zu dem schwach vortre- tenden Rande emporsteigt. — Noch verdient hervorgehoben zu werden, dass das dunkle Roth, wie es im ersten Jahrhundert n. Chr. angetroffen 1) Heft XXI Taf. L LXXI S. 113 ff. Taf. III Fig. 2. 3. Verzierte TbongellUte aas dem Rheinland. llft wird, bei diesem Gefftss mdir einem v^blassten,' etwas ins Gelblkhe himaberspielendeii Roth Plats gemacht hat. ^ Was die auf 4em Qe- fasse angd)i*achte AufKhrift< anlangt» so bezieht sich diesdbe, wie die meisten auf Gefässen dieser Art, auf das Trinken und eilclärt somit die Bestimmung desselben. We ansenge ist als ein Ausruf des Oe* fisses selbst an den Zecber, wie mir seheint, zn fassen. Dieselbe Auf- fonleFung, nur erweitert durch den Zusatz et trade sodcii uörei und interedsant diireh die spraohliche fbrm ^<^e statt exeipe kehrt lauch noch einmal wieder auf dem prachtTolIen^ in ^m BeSite des Pariser Eanstfailndlers Gharvet übergegangenen BarbotingefSss, welches J. P. Heier in diesen Jahrbfichem (H. LXXI S« 110 u. Taf. III, 1) eingehend besprochen hat. Nr. 8. Höhe 13 em. Durctam. 12 em., jetzt in* der Sammhing des rheimsehen Museums Taterläsdäecher AlterthUmer/ der hieeigea Uni- versität. Dieses urnenartige Gefäss mit weitem Bauch und engem Halse auf niedrigem Fusse von Temra sigillata hat auf die gleiche Weise wie bei den'Jvorher beschriebenen hergestellte Verzierungen. Dieselben werden von zwei breiten Randstreifen eingeschlossen, von denen der untere aus. zweij der obere aus drei parallelen: ^onoentrischen LMen so gebildet wird, dass bei dem letzteren zwischen die tmtersle und die mittlere Linie noch eine parallele Beihe Punkte zwischengesetzt ist. Das eigentliche Ornament besteht aus drei' Kreisen von je fOnf- zehn runden Trauben ähnlichen Blüthen, welche einen in der Mitte befindlichen runden Schild umschliessen. Sie werden ihrerseits dnixh je drei Stäbe mit schräg eingereihten rnnden Firtlchten von einander getrennt Die Ornamente sind mit solchem Geschick auf den Ku« dem Rheinland. 117 Zidaiwfcbänder theite vod schräg sMinaiider Btöhenden Liiii€D, wie atif anii^vefn Geftese, tbeils vo& aaeinander gereihten kleinen Qua4Ta- tian gi^biMöt, Das^ Letztere i$t der F«ii bei dem folgenden Gefäss, welches zu Gondorf an der Moael mit einer Gürtelschnalle, einem Trinkbecher- von Glas» sogeoaniktem Tümmler, einem Kurzschwert und einem Ka«)me Yon Bein zusammen in einem Grabe gefunden worden ist ' < : Nn 4. H^ Scm^ Umihng am Bauch 24Vs cm. Diese kleine toucfaige Urne v(nq^' geschwärztem Tbon hat auf dem oberen Tb^ile der Wandang unmittelbar unter. dem eingeschnürten Halse zunächst ein Band von fünf in unregelmlUsigen Abständen auf derselben vertheilten Roeetten» Darunter folgt ein doppeltes von kleinen Vierecken gebilde- tes Zickzackband, zwischen dem ebenfalls je sieben Bosetten oben und unten angebracht sind« Beide Gefässe. zdgen, dass trotz der Anleh- nung in Form und Ornamentik an römische Vorbilder schon zur Zeit ihdrer Entstehung ein ganz anderes dekoratives Prinzip obwaltete. Das- jenige, was wir in der römischen Ornamentik eine wesenthche Bolle stielen sahen, das Pflanzenelement« fehlt fast gänzlich und an seiner Stelle triU die sogenannte anorganische oder geometrische Verzierung immer stärker in den Vordergrund. Tat IV. Eine grünglasirte Vase aus der Sammlung Herstatt. Als vor mehreren Jahren Prof. aus'm Weerth eine kleine Anzahl in den Bheinlanden gefundener grünglasirter Gefässe von Thon in die- sen Jahrbüchern (LXXIV, 147) zur allgemeinen Kenntniss brachte, waren dieselben noch so wenig als römische Fabrikate bekannt und anerkannt, dass derselbe sich damals bemüssigt gesehen hat, durch Hinweis auf das Urtheil einer Auktorität in dieser Branche, des Herrn Aug. FrankS) deren acht römische Herkunft zu belegen« Seit jener Zeit ist durch mehrfache Funde mit Sicherheit festgestellt worden, 4ass die Bömer. Thongefässe mit Glasur von sowohl grüner als auch gelber Farbe her^^ustellen verstanden haben. Die bis jetzt bekannt gewordenen Exemplai*e von grünglasirten römischen Gefässen aus dem Rheinland zeigen alle ohne Unterschied ein helles Grün, wie es an den mittelalterlichen Kacheln, und Töpfen bemerkt wird. Dieses zufällige Zusammentreffen in dem Charakter der Farbe mag wohl vornehmlich di|9 Ziweifel, .di^ frühi^r gegen die Afchtheit solcher Geschirre laut 118 Josef Klein: geworden sind, wach gerufen haben. Die grüne Farbe der rheinischen Stücke, für deren Fabrikation ein Etablissement in der nächsten Nähe von Bonn nachgewiesen ist, deutet, wie Herr Prof. aus'm Weerth richtig bereits erwähnt hat, auf Salz-Glasur hin. Ganz neuerdings ist die Zahl dieser grünglasirten römischen Töpferwaaren um ein höchst interessantes Stück vermehrt worden, welches aus mehr als einem Grunde verdient in weiteren Kreisen be- kannt zu werden. Es ist dies eine Henkelvase, welche am 4. Mai 1885 in einem grossen römischen Sarge zu Köln vor dem Weyherthor, an der Luxemburgerstrasse, der alten nach Zülpich führenden Römer- strasse, gefunden wurde. Sie hat eine Höhe von 23V2 cn^ und misst in ihrer grössten Breite zwischen den beiden Henkeln 24 cm. Auch sie ist mit jener hellen grünen Glasur überzogen. Die beigegebenen Zeichnungen auf Taf. IV stellen das Gefäss, welches von guter Erhaltung ist, in c. V2 ^^^ natürlichen Grösse dar. Es ruht auf einer kleinen runden, jetzt restaurirten Fussplatte, nimmt dann rasch an Weite zu, welche bis zu V4 der ganzen Höhe ihren grössten Durchmesser erreicht, dann aber, sich nach oben hin rundend, verengt es sich allmählich, bis es ein wenig unterhalb des schwach überragenden Randes, welcher geradseitig und nur unbedeutend aus- ladend ansteigt, sich wieder erbreitert. Hinsichtlich der Form erinnert sie unwillkührlich den Leser unserer Jahrbücher an den vor mehreren Jahren bei S. Severin gefundenen und im Jahrbuch LXIV S. 124 Taf. X, 3 beschriebenen doppeltgehenkelten Glaskelch. Die Bedeutung, welche die Vase als glasirtes Thongefäss hat, wird besonders erhöht durch die auf ihrem Gefässmantel angebrachte bildliche Darstellung in Barbotin-Technik, wodurch sie neben der im Bonner Provinzialmuseum befindlichen und in diesen Jahrb. (LXXIV S. 150 u. Taf. VII, 1 u. la) beschriebenen kleinen Urne mit Gladiato- renscene einen Platz beansprucht. Dieselbe wird durch die beiden Henkel in zwei gleiche Felder eingetheilt, deren jedes auf den beiden Seiten durch zwei blätterlose Baumstämme begrenzt wird. Von diesen gehen auf den Seiten sowohl als oben parallel mit dem Gefässrande lange Zweige mit nicht näher bestimmbaren Früchten aus. Sie die- nen gleichsam der Darstellung als Einfassung, welche unten in einer punktirten Linie ihren Abschluss findet. Zugleich haben sie auch noch im Vereine mit den auf mehreren Stellen in der Darstellung angebrach- ten Blattzweigen die Bestimmung, den Hintergrund als Landschaft zu charakterisiren, gerade so wie dies auf dem grünglasirten Becher des Verzierte Tfaongeftsse aus dem Rheinland. 119 hiesige« Provinzialmuseums (Jahrb. LXXIV Taf. VII, 1) und auf dem in den Besitz des Pariser Kunsthändlers Charvet gelangten Barbotin- gefäss der ehemaligen Disch'schen Sammlung (Jahrb. LXXI Taf. III, 1) geschieht. Dieser landschaftliche Hintergrund wird in sehr schöner Weise vervollständigt durch die beiden Henkel Denn diese sind in Form von verwachsenen Baumstämmen gebildet, um welche sich der Länge nach in grossen Krümmungen Schlangen winden, deren phan- tastische und drachenähnliche, nach dem Innern der Vase gekehrte Köpfe mit weit aufgesperrtem Rachen über den Rand derselben her- vorragen. Auf den beiden Feldern des Gefässmantels sind sechszebn Thiere dargestellt, welche theils einander verfolgen, theils sich gegen- seitig bekämpfen. Auf dem einen Felde sehen wir Hirsche und Rehe, eifrig verfolgt von wilden Thieren, denen sie eiligen Laufes zu ent- kommen suchen. Diese letzteren sind nicht mit Sicherheit zu bestim- men, obgleich der Verfertiger der Vase sie durch eine Mähne, welche durch Punkte angedeutet ist, näher zu charakterisiren sich bemüht hat. Es können Wölfe, oder Leoparden, oder sogar Löwen dargestellt sein. Offenbar sind die Thierfignren in der Darstellung nicht ganz geglückt, während das Blätterwerk unstreitig besser gelungen ist und eine grössere Uebung zeigt. Auf der anderen Seite des Gefässmantels bestehen die fliehenden Thiere aus Hasen und Rehen, deren Typus signifikanter ausgeprägt ist. Ihnen setzen in raschem Laufe nach links grosse assyrische Hunde mit weit geöffnetem Rachen nach, um sie zu erhaschen, während eines der entfliehenden Thiere sich im Laufe umwendet, um seinen Verfolger abzuwehren. Die lebendige Auffassung der Situation sichert der ganzen Darstellung eine gewisse Wirkung auf den Beschauer, welche durch die geschmackvolle, elegante und an gute Vorbilder anlehnende Form des Gefässes, sowie durch die sinnige Verzierung der beiden Henkel ge- hoben, aber auch durch die im Einzelnen nicht immer glückliche Aus- führung beeinträchtigt wird. Bonn. Josef Klein. a>20 . ;: FtiVAA Yl««Miit' 7. Ein kleiiiM- MOnzfiihfl aus Pescb: Pesch liegt etwa 6—7 km w^t^iid^y^stlicb vqp M(Miste)i;eifpI; hier wurden .vor Kurzem in jgerjinger, Tiefe beim Ausschachten ein^s Hpfea 54 SilbermüDzen aus der zweiten Hälfte de^ XV, Jahrhunderts gefun- den, welche in einepp »kleinen Topf, gieghurgei; Arbeit primitivster Art> mit Daumeneindrücken am Fussrand^^ vergrabei^ waren. Das Getäsa wurde beim Finden z.^rbrochen. Eine kurze Besprechung dieses Fun- des sc|ii^n mir schpp deshalb, angezeigt, weil ein Vergl^ch^ ipit.dem von mir um 76. Hefte dieser Jahrbücher beschriebenen Lengsdorfer Funde, welcher beinahe derselben Zelt entstammt;^ recht beachten^werthe Verschiedenheiten in der Zusammensetzung ergibt Pesch gehörte einst zum Her^ogthujn Jülich; ich beginne des- halb mit diesem Lande, obgleich nur zwei Münzen zu verzeichnen ^nd. I. Jfllieh und Berg. Wilhelm IV. 1475-1511. 1. Breiter Mülheimer Groschen von 1498. Num. Zeit, von Leitz- mann 1855 No. 117. Lengsd. F. 29. Auf der V. S. ein Löwe mit umhängender Wappenfahne, 2. Mülheimer Groschen von 1483. N. Z. 113. L F. 28; auf der V. S. über dem Wappen das Brustbild des Herzogs mit dem Schwerte. n. KitivKMi. 8. Dietrich IT., Gr. von Mörs, 1414—1463; Weissgroschen oder Raderalbus, Cappc 1081 für Riel. L. F. 3. 4. Hermann IV. von Hessen als Verwalter des Erzstiftes. Ra- deralbus für Bonn; Cappe 1169. L. F. 9. 5. Hermann IV. als Kurfürst 1480—1505. Tournosgroschen für Deutz. Cappe 1177. L. F. 10. Von dieser Münze, welche die Jahres- zahl 1482 trägt, waren 5 Exempl. vorhanden. m. Stadt K51n. 6. Der breite Groschen, Cappe 1248. L. F. 12. Da ich a. a. 0. über die Lesung dieser Münze meine Ansicht ausführlich erörterte. Ein kleiner MnnsAind «u» Pesch. 121 kann ich hier darobor tdnw^ggelieii ;. möchte, nvx bfimürkeD^ dassdie damals von mir vorgeschlagene Ergänzung der Umschrift, bei allen fftir bfikannteo HUnzfiMTschern ungetheüten Beifall gefunden hat. 7. Der Weifisgroschen^ Gappe 1257, war Smal vertreten; L. F, 15« IT. Stadt Aachen. 8. Das Exemplar des Aachener Groschens, welcher auf dem Av. das Bildniss Karl's d. Gr. zeigt, ist so abgenutzt, dass die Jahreszahl nicht mehr entziffert werden kann. y. Kur-Hftinz . 9. lieferte i?ur 2 Raderalbus Adolfs IL von Nassau 1461—1475, deren R. S. in Cappe Taf. lY No. 65 abgebildet ist, wo diese Maoze aber unter No. 499 des Textes irrthümlicherweise Adolf I. zugeschrie- ben wird. L. F, 38. . YI. Kvr-Pfals. 10. Weissgroschen von Friedrich I. 1449—1474 für Bacharach. L. F. 42. yn. Hiederlande. ä. Brabant (nach van der Chijs, de munten der voormalige Hertog- dommen ßraband en Limburg). 1. Karl der Kühne 1467^1477. 11. Doppelter Patard. V. S. : uatmeu z Dei s 0ßtt s bx s B6 s bm t tsiiP (Hand). Auf einer Leiste zwei gegeneinandergekehrte, sit^nde Löwen; oben zwischen ihnen ein Feuerstahl. B« S.; BtSLWt 8 HKG 8 ppLfii 8 VW s 0116 8 9fi s 1476. Das burgun- dische Wappen auf einem Blonenkreuze ruhend. v. d. GIl, der diese Münze unter No. 7 bringt, nennt dieselbe: ifdübbele aiuiver of dtAbel vaurijzei^^ also doppelten Stüber oder dDp<* peltes Feaereisea. Der Feoerstahl ist der Ordenskette des goldenen Vliesses entnommen« und hat den Namen der Mttnzart veranlasst; wir werden auf diese Münzbezeichnungen später zurückkommen. Die Hand bezieht sich auf die Mflnzs&tte Antwerpen. 12. Einfacher Patard. Y. & Dieselbe Umschrift wie bei der eben beschriebenen AMnze; auch die Hand. Ein sitzender Löwe hält das aufrechtstehende, nur wenig geneigte Wappen von Burgund, welches einen Löwen im Mittekcbildchen hat. R. S.: behedig 8 iießejdi'FK'n s we 8 »^ a) 1474^ ^ 1:175. (i^ts. 122 F. van Yleuten: tere hat auf der V. S. DVZ);'ein mit gothischem Blattwerk verziertes Kreuz. y. d. Gh., 6, dem jedoch das Exemplar von 1474 unbekannt ist, nennt diese Münze: ,j8tuiver of enkel vuurijaen^ Die Umschriften der beiden Rückseiten sind dem 27,9 (28) Psalm entnommen: «Hilf, Herr, Deinem Volke, und segne Dein Erbe" ; scdvum fac paptdum tuum Do- tnine et benedic hereditati iuae. 2. Maria 1477-1482. 13. Doppelter Patard; wie No. 11 mit der Umschrift auf der V. S.: m»ßi» s DEi 8 e s DVGifiS'' s BB' s Bß'' s z s LI (Thurm). Die R. S. zeigt die Jahreszahl 1478, während bei einem zweiten Exemplar v. J. 1481 der Thurm, das Münzzeichen von Daalhem in Limburg, fehlt; Y. d, Ch. 2. 14. Einfacher Patard mit dem bei Karl d. K. beschriebenen Typus. Wie V. d. Ch. 3 haben 4 Exemplare : Bß»B s z s iti und 1478 während 2 . Bß s z s Li (Thurm) 1479 und 1 „ BßszsLini 1481 als Varianten dieser No. aufweisen; die verschiedenen Jahreszahlen sind V. d. Ch. bekannt. 3. Philipp unter der Vormundschaft Maximilians 1482—1494. 15. Einfacher Patard. Der bekannte Typus; es sind jedoch der österreichische Querbalken und ein Adler an die Stelle der Wieder- holungen im 1. und 4. Quartier des Wappens getreten. Die Umschrift der V. S. lautet: men' MB€hiDVGVo äv% BVße»« bbkb^ lIoz. Die Rückseite zeigt bei dem vorliegenden Exemplar deutlich: SIim> o PKTKßD^ KKB'CnSV'o IR o BIVKßD'o RV . Unter No. 10 beschreibt v. d. Gh. eine sehr ähnliche Münze, welche er als „sehr, Ja äusserst selten* bezeichnet; bei ihm zeigt die V. S. die Umschrift: fpenev» o ks o dv o »vfiMFßie o BßKBnnsi«, wäh- rend die R. S. simp o PffTKßD o lUKB'GaBV o I o BßSK'o 1482 hat. Die Versuchung, in , Bitard" eine noch unbekannte Prägest'atte zu ent- decken, lag nahe, doch wurde ich durch den folgenden Buchstaben K und den Rest eines s» vorsichtig gemacht; und als ich nun unter dem Worte einen doppelten Perlrand sah, während die MüDze sonst nur einen einfachen hat, war mir sofort klar, dass hier ein Doppelscblag vorliege. Vergleicht man die Verschiedenheiten bei v. d. Gh. und bei unserem Exemplar: Ein kleiner Münzfand aus Pesch. 123 lo Bß»o U82 so müssen wir in dem n in in eine Stempelverschiedenheit der beiden Münzen erkennen; das B aus BßK ist stehen geblieben, desgleichen der erste Strich des ß, während beim zweiten Schlage die vier letzten Buch- staben von Paiard und der Anfang von fabricahts auf dem leeren Platze eine Stelle gefunden. Die Verschiedenheiten der Umschriften der beiden Vorderseiten zeigen, dass auch diese mit andern Stempeln hergestellt wurden. Wenn ich auch der Gefahr, die numismatische Litteratur mit einer neuen Prägestätte: Büard in Brabant oder Limburg zu bereichern, glücklich entronnen bin, so bedaure ich doch den Doppelschlag sehr, denn eine Bestätigung der Lesung bei v. d. Ch. wäre mir schon deshalb sehr wünschenswerth erschienen, weil mich der Name der Provinz nach jifabricatus in^ sehr überraschte, und man dort füglich einen Städte- namen erwarten durfte. Wäre v. d. Ch. nicht ein so zuverlässiger Beobachter, so würde ich versucht sein, in der von ihm gebrachten Legende der B. S. in Bß»! zwischen ß und » ein Abkürzungszeichen anzunehmen, würde in dem Bß das Prägezeichen für Brüssel erken- nen, und das » in hergebrachter Weise anno ergänzen. Unter No. 7 bringt v. d. Gh. von denselben Münzherren einen doppelten Patard mit den zwei gegenübersitzenden Löwen und der Um- schrift: Duplex patardua u. s. w.; nach der Veröffentlichung dieser beiden Münzen scheint es mir geboten, die hier gebrauchten Münz- bezeichnungen einfach zu acceptiren; da die anderen Namen zu Irr- thümern Anlass geben^ und desshalb auch nicht ohne Widerspruch geblieben sind. So spricht der Graf Maurin Nahuijs in der Bevue de la numismatique beige v. J. 1868 auf S. 413 gegen die Bezeichnung : ^datMe hriquet oder dubbel vuurijeer^ in Bezug auf die Stücke mit den zwei sitzenden Löwen, und will dieselben: y^simplement briquet (vuurijßery nennen, indem er sich auf eine Urkunde aus der besagten Zeit beruft, an welcher die besprochenen Münzen als Muster derjeni- gen Geldsorten, welche in Betracht kamen, mit den Siegeln befestigt waren. Hieraus dürfte zu folgern sein, dass schon kurz nach der Prägezeit eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich dieser Münznamen herrschte. Der doppelte und einfache Patard haben eben unbegreif- licherweise bei ähnlicher Präge dieselbe Grösse und annähernd das- selbe Gewicht; sie unterscheiden sich hauptsächlich durch den Fein- gehalt. 1Ä4 F. vaa Vlente»;. b. Planffern. 1. Karl der Kühne. 16. y. S. Das Btttguttdidehe Wappen im einfachen, tmvemertcfel Waf pefiscMIde aufrecht .stehend. Umschrift knstauTS 8 Del 8 Bsm % 0V!X g Bvne 8 ee § mu« g B. S. Sit nomen Domni benedictum (FeuerM^hl); m. stark sty^ lisirtes Blumenktreuz, in der Mitte eine Lilie. 3 Ex. Den Daijts in sein^f BedebreibttBg der Münzsammlung der Genter Universität Tim 1847' nennt die Münze double Sol; also doppelten Stüber und gibt Tai XIII 75 eine Abbildung. Dieselbe scheint mit den von ons ge* braebiben 2 Patardstücken gleichwerthig zu sein, da die yerschiedeoen Exemplare von No> 16 3,03 bis 3,1 gr wiegen, wahreod die 2 Patard- rtüoke awischen 8 und 3,05 gr schwanken, und die Patardstücke etwa 2,85 gr aeigen. 17. Einfacher Patard unserer No. 12 äbnMch; die Unterschrift der V. S. endet Ge 8 hlh; Löwe und Wappen stehen hier auf einer Leiste, unter dieser Leiste ist ein Stern, oder der Rand ^nes Spornes sichtbar. Die R. S. zeigt in der Mitte des Ereuzies eine Lilie, und hat die Jahreszahl 1474. D. D. T. XII 74 ohne Sporn resp. Stern. 2. Maria. 18. Doppelter Patard von 1478; bei D. D. XIV 81 endet die Um- schrift der V. S. Genua« 8 k)u während unser £x. nur R hat c. Geldern. 19,. Einfacher P^rd von Karl d. K. von 1479, Der sitzende Löwe wendet den Kopf nach der r. Seite, 20. Einfacher Patard von Maria Y. S. mttßitt o Dvei^» o se o z o 0^ o €16' ^v. Der sitzende Löwe wendet den Kopf nach links. Die R. S. hat die bebannte Umschrift G. P. 8 e r r u r e macht schon in der rev. d. 1. num. beige 1847 S. 20 auf diese Münze auf- merksam, indem er sagt; bien que la Oueldre $e füt soustraite ä sa dominatianf Marie cQtistaia cependant ses droits ^ faisant battre mm* naie. Er kennt jedoch keine GohjlmUnzen und bringt nur den. eben beßchriebene^ Patard, nach einem schlecht erhalte9^n Excmplai*, bei welchepi die Jahreszahl nicht zu entziffern war. Nach der Lesung Serrure's endet die Umschrift der V. S. Ge»- ?v»p., da bei dej«: uns £iii kleiner Mänffiud 9as Peteb. 125 Yorliegenden Münze )if 9^^ Schluss unswoifelbaft i&t, ao wardeo, riehr tiges Lesen des mangelhaften Exemplars in, der revue vontusges^st, zwei verschiedene Stempel dieser seltenen MdMe vorliegen. . Dnaer Esemplar sebeint keine Jahreszahl zu haben. Obgl^h die Münze gut erhalten ist» so sind zwischen! WE und MUfiQie noch zwei verwischte Zeichen. Der Stellung nach müssen dieselben jedoch vor benedk und nicht nach tue gelesen ^€irden. Ich glaube Spuren von eiP zu erkennen; dies würde zu dem Text des Fsalmes, . siehe N04 12, vorzüglich passen, obgleich et bei den andern einfachen jpatard- stücken fehlt. Eine Jahreszahl war. also auf der Münze niemals vor^ banden^). Serrnre glaubt» dass dieser Patard bald nich dem Be- gieningsantritt Maria's geschlagen wurde; sollte er nicht vielmehr der Huldigung VQm Januar 1481 sein Entstehen verdanken??) d. Holland. 21. Zwei Stüberstück von Maximilian als Vormund t^hilipp*s; Typus der No. 16. e. Bisthum Lttttich. 22. Patard von Ludwig von Bourbon (1456—1482) von 1478. Reneiise Taf. 14 Fig. 7. f. Bisthum Utrecht. 23. Tournosgroschen von David von Burgund 1457—1494 von 1478 mit me[$iiE''Fe Dne dkvid. 2 Ex. ' 24. Grote von Deventer mit dem Wappen David's von 1471 (2 Ex.) u. 1472. Isenb. Münzf. 146 a. L. F. 49. Till. Sonstige Münzen. 25. Eine Baseler Münze mit der Madonna, stark abgenutzt. 26. Groat von Heinrich VI. von England, in Galais geschlagen, vinn» 8 GKLisie. 4 Exempl. Die Jahreszahl 1489 auf unserer No. 1 ist die späteste, und darf, da diese Münze zur Landesmünze des Fundortes gehört, das Jahr 1490 oder 91 als Yergrabungszeitpunkt angenommen werden. Von dem Lengsdorfer Funde unterscheidet sich der heute be- sprochene hauptsächlich durch das Vorwiegen der niederländischen 1) Das Münzwerk von y. d. Ghijs über „Gelder laod'' liegt mir nicht vor, 2) SchlosserB W. G. y. 1849 B. X 8. 311. 126 F. van Vleaten: Ein kleiner Münsfund ans Pesch. Prägen; während in dem Vorkommen der rheinischen Oeldsorten eine gewisse Gleichartigkeit vorwaltet, zeigt der L. F. mehr Beziehungen zu dem Süden, und Vorliebe für kleinere Stücke. Weitgehende Schlüsse hieraus ziehen zu wollen, wäre jedoch ein unnützes Unternehmen ; die Landesmünzen und die Prägen benachbarter Territorien berechtigen zu derartigen Erwägungen, das Vorkommen fremdländischer Geldsor- ten dag^en ist von zu vielen Zufälligkeiten abhängig. Auffallend ist es, dass vom Kurfürsten Dietrich IL nur ein Exemplar vorhanden war, während doch der später vergrabene Lengsdorfer Fund eine Menge Baderalbus desselben aufzuweisen hatte; wie ja überhaupt, entsprechend der beinahe fünfzigjährigen Regierungsdauer, die Münzen Dietrichs in allen rheinischen Funden jener Epoche zu den häufigsten gehören. In Bezug auf die burgundischen Münzen wäre es aber dringend anzurathen, dass die Bezeichnung: einfacher und doppelter; Patard für die beschriebenen Stücke mit einem und zwei Löwen bei Aufstellung von Catalogen in Zukunft beibehalten, oder doch wenigstens der Aus- druck: „Feuereisen '^ auf die doppelten Patard-Stücke mit zwei Löwen beschränkt würde. Durch den heute besprochenen Fund wurde ich veranlasst, gerade diesen Abtheilungen der Gataloge meine Aufmerk- samkeit zuzuwenden, und hatte dadurch Gelegenheit mich davon zu überzeugen, dass in dieser Hinsicht grosse Unsicherheit, theilweise so- gar Verwirrung herrscht Bonn. F. van Vleuten. Sohnütgen: Ein silbernee MesapaH des Xm. Jahrhunderts. 127 8. Ein silbernes Messputt des XIII. Jahrhunderts. Hierzu Tafel V. Aus einer alten und vornehmen Familie Belgiens ist in der jüngsten Zeit ein durch Formvollendung wie Seltenheit hervorragender kirchlicher Gebrauchsgegenstand dem grossen antiquarischen Geschäfts- betriebe anheimgefallen. Dieser hat ihn durch die Gebrüder Bourgeois nach Köln und in die reiche, in mächtigem Aufschwünge begriffene Sammlung des Freiherrn Albert von Oppenheim geführt, der für dessen Verbleib in Köln alle Gewähr bietet. Es handelt sich um ein dem XIIL Jahrhundert angehöriges silbernes Messpult, welches auf der beigefügten Lichtdrucktafel von drei verschiedenen Seiten ist abgebil- det worden. Einer genaueren technischen und archäologischen Beschreibung desselben werden einige Bemerkungen über die ver* schiedenen kirchlichen Pultformen des Mittelal* ters vorangehen müssen. Hier muss in erster Linie zwischen den Lesepulten und den Messpulten unterschieden werden. Jene dienten vornehmlich zu den Vorlesungen der Epistel, des Evangeliums u. s. w., vielmehr zum Auflegen der betr. liturgischen Bücher. Diese, d. h. die Messpulte, hatten nur den Zweck, dem celebrirenden Priester den Gebrauch des Plenariums (Missale) zu erleichtern. Soll zunächst über die Entwickelung der Lesepulte ein kurzer Ueberblick versucht werden, so wird zwischen unbeweglichen und beweglichen zu unterscheiden sein. Jene hatten einen mehr mo- numentalen Charakter, und der grössere Schutz, den dieser gegen 2^rstörung bietet, ist der Grund ihrer zahlreichen Erhaltung. Die ersten und ältesten derselben sind natürlich auf den Ambonen zu suchen, d. h. auf den beiden Bühnen, die schon in der altchristlichen Basilika in Verbindung mit den Gancellen den Chor (Priesterraum) vom Langhaus (Volksraum) schieden. Sie waren in der Regel aus Marmor gebildet und reich mit Sculpturen verziert. In Salonichi hat sich (wenigstens zum Theil) ein solcher Ambo erhalten, der bis in das V. Jahrhundert 128 S^lhnütgeo: zurQckreicht. Aus den folgenden Jahrhunderten besitzen die italieni- schen Kirchen noch zahlreiche Beispiele von Ambonen. Dass sie min- destens schon im VII. Jahrh. ein Pult aufnahmen, um die Benutzung des Evangeliars zu erleichtern, beweist die Notiz im Leben des Kö- nigs Dagobert, dass der hl. Bischof Eligius, der bekanntlich Gold- schmied war, IM aQipem Aufbraga..eJ9. «leetwum'' afu^efetstigt habe, welches also von Metall gewesen sein wird. Vielleicht ist es das- selbe, welches sich ursprünglich in St. Hylaire zu Poitiers, später in St. Denis befand und vom Abt Suger vergoldet wurde. Aus dem IX« Ji^hrh. hat sich solch ein aulgesqt^tes Pult von, Marmor ao dem Ambo in St Maria Maggiore zu Xoscanella, wie an 4er Kanzel von St nAmbrogio in Mailand erhalten. Jede3 von beideii b< eip AAUr, dort von. Marmor, hier von. Bronze, auf s^nen Flügeln. Die für diesen Zweck typisch gewordene und in allen folgenden JahrbuiKlerten Hfieder- kehrende Figur bat sich ohne Zweifel aus der symbolischen Beigabt 4ie& hl Evangelisten Johannes entwickelt, die vorher und manchfach auch viel apäter noch mit den Attributen der drei übrigen Evangelisten die Vorderseite des Evangeliumambo in der Weise verzierte» dass er die Spitze behauptete, unter ihm der Engel sich befand, links der Stier, rechts der Löwe, wie z. B. in Madonna del Castello (XI. Jahrb.). In St. Marco in Venedig trägt ein Engel mitEaucbfass das Pult (X. Jahrb.), in der Kirche zu Grado wiederum ein Adler,. der. auf eiaer Säule sitzt (X. Jahrb.), ebenso in St Michael zu Pavia CX. Jahrb.), wie an der be- rahmten Kanzel im Baptisterium zu. Pisa mit der Jahreszah} 1260» Der Ambo in St Bartolomeo zu Pistoja (1250). hat 2 Pulte, der in St Gfiovanni dort sogar 3 Pulte,, deren eines, von einem Adler gestützt wird. In St demente zu Rom (XII. Jahrb.) hat dec Eyai»gelienambo ein auf zwei viereckigen SäulenstQmpf^ ruhendes Putty derEpisteh ambo eine auf 4 runden Marmorsäulen liegende Marn^orplatte, wie in St Lorenzo. Der Ambo Heinrich II. im Manater zu Aachen hat keinen Pultaufaatz, den in Deutschland auch keine von den. wenigen roiüau^chen KanselUi die: sich erhalten haben, aufweist Auf den Lettnern, die skh hier in, der spätromanischen Periode aus den Cancellen mit ihrm Ambonen etit* wickelt haben, begegnet er nur vereinzelt so in Halbeirstärlt mit einem Bronzeadler. Auf den gothischen Steinkanzeln, die noch in groeset Anzahl vorhaaden sind, wird er vergebens gesucht Dagegen finden sich in Deutschland unbewegliche (also monumentale) Pulte in anderer Foim In der alten Stiftskirche zu Fritzlar frie im Dome Z\i Fl*ank- Ein silbernes Messpalt des XIII. Jahrhunderts. 129 furt erscheint als Träger des spätgothischen Sakramentshäuschens eine Steiofigur in der Kleidung eines Subdiakons, der eine zum Auflegen des Evangelienbuches bestimmte Steintafel mit beiden Händen vor der Brust hält. Eine ähnliche noch etwas frühere Figur von Stein befindet sich in der Martinskirche zu Heiligenstadt. Das Weifen- museum zu Herrenhausen bei Hannover bewahrt zwei ungefähr 2 Me- ter hohe spätgothische Diakonenfiguren von Holz, welche ursprüng- lich auf dem Chore von Bardowick gestanden haben. Eine weisse Albe mit über der Brust gekreuzter blauer Stola und ein schwarzes Häpp- chen bildet die liturgische Ausstattung des einen wie des anderen. Der eine hält mit beiden Händen vor sich eine Platte zum Auflegen des Buches, der andere eine dicke und grosse Kerze (Sanktus- oder Wandelleuchter). Während solche Figuren als Pultträger selten begegneten, kamen häufiger Adler pulte vor, die meistens aus Bronze gegossen, ausnahms- weise aus Holz geschnitzt sich noch in manchen Exemplaren in unsere Zeit hinübergerettet haben als beredte Zeugen für die Tüchtigkeit der Metallgiesser im späten Mittelalter. Ihre Hauptthätigkeit haben sie in Dinant und Maestricht entfaltet, aber auch in Westfalen (Dortmund) scheinen sie sehr wirksam gewesen zu sein. Auf der Alterthümer- AuJbtellung zu Lüttich im Jahre 1881 paradirten 7 solcher Adlerpulte aus Bronze, die aus belgischen Kirchen entlehnt waren. Dasjenige aus Tongern (circa 1372) ist das älteste und das bekannteste durch seine Nachbildung im Kölner Dome. Im Gegensatze zu Frankreich, welches gemäss Viollet-le-Duc : Dictionnaire du mobilier Bd. I S. 177 kein einziges Bronzepult gerettet hat, begegnet es in Deutschland noch öfter, so im Münster zu Aachen, in Erkelenz, in der Franziskanerkirche zu Düsseldorf (aus der Abtei Altenberg stammend), in St. Johann zu Köln, in der Marien- und Reinoldikirche zu Dortmund, in der Kirche zu Marienfeld. Bei allen diesen ist der öfters auf Löwen ruhende Unter- bau architektonisch aus Strebepfeilern, Strebebögen Nischen u. s. w. ge- bildet, während bei dem in der Kirche zu Hai in Belgien (vgl. Rcu- sens, Elements de l'archöologie chr6tienne II, 429), sowie bei dem in S. Stefano in Venedig (vgl. die Abbildung bei Malier u. Mothes, Ar- chäologisches Wörterbuch I, 24) eine Säule als Träger erscheint. Der mehr oder weniger stilisirte, in einigen Exemplaren sehr erhaben auf- gefasste Adler, dessen Stelle nur ausnahmsweise ein Greif oder Pelikan einnimmt, hat auf dem Bücken eine Vorrichtung, um das Buch zu halten. Gay in seinem Glossaire arch^ologique bringt ein im Londoner 9 130 Schnütg^en: Privatbesitze befindliches Exemplar zur Anschauung, welches von Fi- guren und Leuchtern umgeben ist. In St. Severin zu Köln hat der Bronzeadler des XIV. Jahrh. einen hölzernen spätgothischen Fuss. In St. Symphorien zu Nuits ist nach VioUet-le-Duc Seite 178 das ganze der Mitte des XY. Jahrh. angehörige reiche und schöne Pult aus Holz gebildet, ebenso das einfachere in der Kirche zu Zammel (vgl. Reusens L c. 11,430). Die hölzernen Lesepulte können als Uebergangs- stadium von den unbeweglichen zu den beweglichen betrachtet wer- den, da wenigstens bei manchen von ihnen die Versetzung von der einen Stelle des Chores an die andere leichter bewerkstelligt werden konnte. Sie wurden seltener am Altare gebraucht, am häufigsten bei der Becitation und Absingung des Breviers. Ihren Untersatz bildete in der Regel ein kastenartiges Geschränk, welches zur Aufbewahrung der meistens sehr grossen und schweren Pergamentbücher: Antipho- narien, Gradualien etc. diente. Krönte dasselbe nur e i n Pult, so hatte dieses grosse Dimensionen. Diese waren geringer, wenn ein auf einem Ständer ruhendes Doppelpult in der Form eines Satteldaches aus dem zuweilen architektonisch behandelten (vgl. Gaumont, Ab^c^daire S. 719) Untersatze sich entwickelte, in welchem er sich öfters hin und her wenden, auch niedriger und höher, je nach Bedürfniss, stellen liess. Von beiden Arten haben sich, namentlich in Verbindung mit dem Chorgestühl, zahlreiche Beispiele (so in St. Lorenz zu Nürnberg) erhal- ten, mehrere auch in den Rheinlanden (Xanten, Aldenhoven, Jülich). Sie scheinen erst im XV. Jahrh. eingeführt zu sein. Bevor wir zu den beweglichen, d. h. leicht transportabel Lese- pulten übergehen, werden wir die Pulttafeln nicht unerwähnt lassen dürfen, die nicht selten mit den grossen Osterleuchtern verbun- den waren, zumal mit den aus Bronze gegossenen. Diese Tafel, welche sich meistens auf- und niederklappen liess, hatte nur den Zweck, das Buch aufzunehmen, aus welchem bei der Weihe der Osterkerze das Exultet gesungen wurde. In der früheren Zeit oft auf eine Rolle ge- schrieben, wurde dieses von dem Diakon auf dem Ambo gesungen, neben dem viele alte Miniaturen die riesige Osterkerze zeigen, die sich in einigen italienischen Kirchen noch jetzt auf dem Marmorleuchter an seiner Seite befindet. Mehrere solche mit masswerkdurchbrochenen Pultklappen versehene, aus Bronze gegossene Osterleuchter haben sich in belgischen Kirchen erhalten, der grösste und prächtigste von ihnen in St. Leonard zu L^on, mit dem Datum 1483, der ungefähr 6 m hoch, unten von Vierfüsslern umgeben, von einer Ereuzigungsgruppe bekrönt, Ein silbernes Messpalt des XIII. Jahrhunderts. 181 mehrere Leuchter astartig aus sich herauswachsen lässt. Aehnliche Leuchter, zum Theil mit 3 Armen, befinden sich auch in Deutschland, so in Xanten, wo sich auch an den beiden Mittelpfeilem des inschrift- lich im Jahre 1501 in Maestricht gegossenen herrlichen Leuchterlettners von einem solchen Messingpültchen die Ansätze erhalten haben. Sind diese Lesepulte schon als beweglich zu bezeichnen, indem sie mit Leichtigkeit auf- und niedergeklappt werden konnten, dann leiten sie zugleich zu denjenigen über, deren Bestimmung war, bald hier, bald dort verwendet zu werden, am Altare, im Chore, auf dem Lettner, in der Taufkapelle, beim Todtenoffizium etc., auch ohne Um- ständlichkeiten aufbewahrt zu werden. Leichtigkeit und Beweglich- keit mussten sie desshalb auszeichnen, Holz und 'Eisen [das Material sein, aus dem sie am besten hergestellt wurden. Dass sie schon sehr früh in Gebrauch kamen, zumal in kleineren Kirchen (Pfarrkirchen), in denen sie seltener nöthig waren, ist nicht zu bezweifeln, obwohl aus der romanischen Periode kein einziges Exemplar übrig geblieben zu sein scheint. Welche Gestalt sie ursprünglich gehabt und wohl lange bewahrt haben werden, ergibt sich aus den zahlreichen Abbil- dungen, in denen die Lese- und Schreibpulte sich in Verbindung mit den Darstellungen der Evangelisten erhalten haben. Schon die karolingi- sche Periode schmückte gern und fast regelmässig mit ihnen die Einlei- tungstafeln zu den einzelnen Evangelien, die den betreffenden Evangelisten in seiner Thätigkeit darzustellen pflegen. Er erscheint gewöhnlich zwi- schen einem Paare solcher Gestelle, von denen das kleinere das Dinten- fass, das grössere das Evangelienbuch trägt. Die durch Jahrhunderte ziemlich constant gebliebene, an klassische Reminiscenzen anknüpfende Form besteht meistens in einem dünnen, mehrmals zu runden Knäufen sich verjüngenden Pfosten, der auf drei in Krallen auslaufenden Füssen ruht und von einem capitälartigen Aufsatze bekrönt ist, zuweilen auch von einer dem Fusse entsprechenden Ausladung. Abbildungen aus dem VIII. und XI. Jahrh. finden sich bei Louandre : Les arts somptuaires, wo auch ein einzelnes, dem XII. Jahrh. angehörendes Lesepult abge- bildet ist, dessen gedrechselter Pfosten auf 4 ganz einfachen Füssen ruht. Sollte ein solches zugleich leicht transportabel sein, so bildeten zwei Scheeren, die am Kreuzungspunkte durch eine Eisenstange auf die Distance des aufgeschlagenen Buches miteinander verbunden waren, die gegebene Form. Die beiden hinteren Streben, die natürlich länger sein mussten, als die beiden vorderen, brauchten mit diesen nur durch ein Stück Leder oder Leinen, im Nothfall durch ein Paar Gurten ver- 132 Schnütgen: bunden zu werden, um das bis zur Brusthöhe hinaufreichende Gestell gebrauchsfähig zu machen, welches ebenso schnell entfaltet als zusam- mengeklappt werden konnte, ein ungemein leicht zu handhabendes Möbel. Wenn ihm die Leiterforni gegeben wurde, welche sich bei der Herstellung aus Holz empfahl, so konnte auch eine feste Pulttafel, die sich für die Aufnahme durchbrochener, noch mehr eingeschnittener Ornamente eignete, aufgelegt werden, und die Verbindungen der Holz- streben boten für die künstlerische Austattung in Gestalt durchbroche- ner Panneele die dankbarste Stelle. Die Kirche zu Hai bewahrt ein solches Leitergcstell, welches bei Reusens 1. c. U, 4S2 abgebildet ist. Häufiger findet sich, auch in Holz angefertigt, die Scheerenform, mei- stens in der einfachsten Ausführung, die in der Regel nur durch ein Profil den hier fast ausschliesslich herrschenden, spätgothischen Ur- sprung erkennen lässt. In St. Maria Lieskirchen zu Köln, in der Pfarrkirche zu Linz und in vielen anderen Kirchen haben sich solche überaus schlichte Exemplare erhalten. Wenn nur zwei unten durch einen Querriegel verbundene Leisten die Träger der Pulttafel bilden, wie bei dem gegenwärtig in Wien, Catalog Nr. 368, ausgestellten Exem- plare, so ist die Einrichtung noch einfacher, aber weniger praktisch. — Beliebter waren die Eisengestelle, weil sie eine elegantere Gestaltung er- möglichten und zu künstlerischer Behandlung besonders einluden. Das älteste derartige Muster, welches sich zugleich durch die Eigenart seiner Gonstruktion auszeichnet, findet sich bei YiolIet-le-Duc 1. c. 182 abgebildet. Es besteht aus nur zwei im Kreuzungspunkte beweglichen Stangen, die sich unten wie oben gabeln, hier, um das ausgespannte Leder zu halten, dort, um fest aufzustehen. Die gewöhnliche Gon- struktion liess diese Eisenpulte aus 4 dünnen Stangen bestehen, von welchen die Angelpunkte sowie die Ausläufer sich zur Ornamentirung am geeignetsten erschienen. Für diese empfehlen sich noch die dünnen Querbänder, zumal diejenigen, zwischen denen das Leder funktionirte. Die beiden Exemplare in der Cathedrale zu Tournay (vgl. Reusens 1. c. 431) und im Museum Clugny zu Paris (vgl VioUet-le-Duc 1. c. 183) sind so reich in ihrer Ausstattung, wie gefällig in ihrer Form, zugleich vor- zügliche Vorbilder für stilistische Eisenbehandlung. Interessant wegen der Verbindung der Leiter- mit der Scheerenform ist das Muster, wel- ches Caumont: Ab^c6daire Seite 718 mittheilt. Von der hoch aufra- genden, durch zwei ausgeschnittene M gegliederten Pulttafel klappt sich die obere Hälfte noch einmal auf, die Benutzung eines sehr grossen Buches ermöglichend. Viel einfacher, aber ebenso mustergültig sind Ein silbernes Messpult des XIII. Jahrhunderts. 133 die beiden sehr schlank behandelten Paare, die sich in Oberwesel und Xanten erhalten haben, hier aus dem Anfange des XV. Jahrb., dort aus der Mitte des XIV. Jahrb., sowie das vereinzelte spätgothische Exemplar in Dome zu Osnabrück. Nicht minder häufig als diese Pulte, begegnen, mehrfach frei- lich in veränderter und arg beschädigter Gestalt, die Decken, mit de- nen sie an Festtagen belegt wurden. Denn dass gewisse, in der Regel länengestickte und reich figurirte Tücher, welche zum Inventare man- cher Kirchen und Museen gehören, nur diesem Zwecke gedient haben, kann keinem Zweifel unterliegen. Nicht so sehr ihre lange schmale Gestalt beweist es, die ihre Verwendung als Altar- (namentlich Vesper*) Tücher oder Schultervela noch nicht unbedingt ausschlösse, als viel- mehr ihre eigenthUmliche Behandlung, d. h. die Anordnung der auf ihnen angebrachten Darstellungen. Diese füllen nämlich, in der Regel medaillonartig eingefasst, das Tuch seiner Länge, nicht seiner Breite nach aus, wie ein Altarbelag es erfordern würde und auch in den zu Soest, Laer und Paderborn erhaltenen Exemplaren (vgl. Jahrb. Heft LXXIX, Seite 257, den Aufsatz von Aldenkirchen) nachweist. Das Hauptbild behauptet die Mitte und die unter ihm, aber mit derselben Richtung angebrachten Gruppen bilden die Verzierung der Vorderseite des Pultes, während die in der entgegengesetzten Richtung gruppirten Figuren seine Rückseite bedecken. In dieser Weise sind z. B. die Darstellun- gen auf der reich figurirten Decke geordnet, die in der Stiftskirche zu Xanten wohl als ursprünglicher Behang zu dem dortigen Lesepult ge- hört. Drei Vierpässe, durch thiergemusterte Borten geschieden, bilden die Felder, zwei figurenreiche, mit Fransen verbrämte Friese die Aus- läufer des interessanten Behanges, dessen Grundstoff aus dunklem, dessen eingestickte Figuren und sie rings umspielende Rankenzüge aus hellem Leinenfaden bestehen. Derselben Zeit und Gegend entstammt das ganz ähnlich behandelte leinene Velum, welches zur Zeit aus der Sammlung Leven zu Köln in das germanische Museum übergegangen ist, wie das Fragment eines solchen in dem Kunstgewerbemuseum zu Berlin. Auch die circa 2 Meter lange und noch nicht V2 Meter breite in St. Godehaid bei Hildesheim befindliche Leinendecke, in die mit Wollenfä- den Ornamente und Thierfiguren eingestickt sind, war ursprünglich wohl ein Pultbelag. Unter den vielen kostbaren Geschenken, welche Bischof Conrad von der Eroberung Constantinopels 1209 heimtrug und seiner Domkirche zu Halberstadt widmete, erscheint auch eine Pultdecke, in einem Brandenburger Inventar als „Pulpettuch", in einem solchen der St. 134 Schnfitgen: Sebalduskirche zu Nürnberg (1652) als «PalttUchlein* bezeichnet Auch das merkwürdige frühromanische blauseidene Velum mit seinen theils im Platt-, theils im Ueberfangstich ausgeführten sjrmbolischen Darstel- lungen (XL Jahrb.), welches bei der Eröffnung des St. Ewaldi-Schreines in St. Cunibert zu Köln am 2. Oktober 1879 zu Tage trat, dürfte demselben Zwecke gedient haben. Gerade der Umstand, dass das mitt- lere, also zur Aufnahme des Buches bestimmte Feld nur mit geome- trischen Musterungen (mäanderartig) ausgestattet ist, während die beiden anderen abweichend zu ihm gestellten Felder äusserst reiche, die Symbolik der Jahres- und Tageseintheilung behandehide Medaillons aufweisen, legen jene Deutung besonders nahe. Nachdem wir in Vorstehendem einen Ueberblick zu gewinnen ge- sucht haben über die Entwickelung des Lesepultes, das eine lange und weitverzweigte Geschichte hat, werden wir jetzt unserer Hauptaufgabe uns widmen müssen, Beiträge zu einer Geschichte des Messpultes zu erlangen, um unserem PUltchen in ihr die Stelle zuzuweisen, die ihm gebührt. Diese Stelle wird, um dieses gleich zu sagen, eine überaus bevorzugte und ganz exceptionelle sein, weil weder aus dem Bereiche der Originale, noch aus dem der Abbildungen (auf Wandgemälden und in Miniaturen) vor dem XV. Jahrh. ein Altar- pult bekannt ist ausser dem vorliegenden, welches der zweiten Hälfte des XIIL Jahrh. angehört. Auf alten Darstellungen der hl. Messe erscheint der Altar in der Regel nur mit dem Kelche ausgestattet. Wenn zu seiner Linken auch das Buch dargestellt ist, so macht es den Eindruck flach aufzuliegen, der allerdings bei dem Mangel perspektivischer Behandlung nicht leicht zu überwinden war. Ist dennoch der Vereuch gemacht worden, es erhöht erscheinen zu lassen, wie auf einem Wandgemälde des XIIL Jahrb. in Assisi, so bildet ein Kissen seine Unterlage. In dieser Ver- bindung begegnet es öfters in alten Schatzverzeichnissen, so in dem der Abtei Silvacane vom Jahre 1289: „Unum auriculare ad tenendum libros super altari'', in dem der Kirche des hl. Antonius zu Padua vom Jahre 1396 : „Item duo cussinelli pro missali de serico cum armis Comitis Daciarii^. Aus der romanischen Periode^scheinen sich solche Kissen, die abgenutzt wohl anderweitig verwendet wurden, nicht erhal- ten zu haben. Desto zahlreicher hat die gothische Periode, namentlich des XV. Jahrh., sie zurückgelassen. Bald aus gemusterten orientali- schen und italienischen Seiden- oder gemischten Stoffen hergestellt, bald aus eigens dafür eingerichteten Gobbelinstucken, bald aus Sticke- Ein silbernes MesepuH des XIII. Jahrhunderts. 135 reien bestehend, bald aus geschnittenem Leder, lassen diese Kissen frei- lich nicht mit Sicherheit erkennen, ob sie in den GhorstQhlen, auf den Knieebänken, am Altare, oder auf dem Altare Verwendung fanden. Manche mögen, nachdem sie dem letzteren bevorzugten Zwecke ge- dient hatten, später jenen anderen Bestimmungen anheimgefallen sein. Diese Altarkissen haben sich, längst nachdem das Altarpültchen ein- geführt war, immer noch behauptet. In den „Instructiones" des hl, Carl Borromäus: „De pulvinari missalis^ sind sie ausdrücklich vorgeschrie- ben und die „scabella" (Pültchen) nur dem kurzsichtigen Priester „ad mtssale altius tollend um "* gestattet. Die Weichheit der Kissen schützte die oft reich und kostbar mit Reliefs, Filigranstreifen, Steinfassungen etc. ausgestatteten Einbände gegen zu starke Reibung und wurde von dem die symbolischen Beziehungen besonders hochschätzenden Mittel- alter als ein Sinnbild der christlichen Herzen und ihrer Bereitwilligkeit betrachtet, das Wort des Herrn aufzunehmen. Praktische Rücksichten mögen es vorwiegend gewesen sein, welche die Kissen allmählich ver- drängten zu Gunsten der dem Missale eine angemessenere Stellung sichernden Pulte. Ihre Anwendung lag zu nahe, als dass sie nicht schon früh sollte versucht worden sein. Die älteste ein Pültchen (von Silber) betreffende Notiz finden wir in einem Inventare der Cathe- drale zu Angers vom Jahre 1297. Ein Original aber scheint sich we- der aus diesem, noch aus dem folgenden Jahrhundert nicht einmal in Abbildung erhalten zu haben, wenn nicht etwa das in der St. Marien- kirche zu Salzwedel vorhandene ^mit von Ranken umschlungenen Thier- figuren" (nach Lotz Kunst-Topographie) verzierte älteren Ursprunges sein und bis in das XIV. Jahrh. zurückreichen sollte. Die sogen. „Messe des hl. Gregorius^, deren Darstellung mit dem XY. Jahrh. in Aufnahme kam und bald sehr beliebt wurde, empfiehlt sich wegen des reichen Altarapparates, den sie zu entfalten pflegte, ganz besonders für die Forschung nach Abbildungen von Messpültchen. Ein solches ist auf den bezüglichen Darstellungen im städtischen Museum zu Köln (Nr. 196 und 252) deutlich erkennbar, nicht minder auf dem Bilde (Nr. 320), welches den hl. Erzbischof Agilolfus bei seiner letzten Gelebration dar- stellt. Das auf diesen drei aus der Kölnischen Malerschule um die Mitte und am Schlüsse des XV. Jahrh. hervorgegangenen Gemälden abgebildete, natürlich zum grössten Theile durch das Missale bedeckte, daher in seiner Gestaltung nur theilweise erkennbare Pültchen ist von grosser Einfachheit und offenbar die Nachahmung eines hölzernen Exemplares. Dieser Art sind auch die Originale, die vereinzelt in ia6 Schnütgen: Kirchen (2* B. Pfarrkirche zu Kempen, St. Patrokli in Soest, St. Ma^ rienkircbe in Salzwedel, Pfarrkirche in Königsberg) und in Museen (z. B. städtisches Museum in Köln, Nationalmuseum in München) vor- kommen. Die beiden Seitenbretter, deren schiefe Ebenen der Pulttafel den Neigungswinkel bestimmen, sind entweder nur mit einem unteren Einschnitt versehen oder mit geschnitzten, zuweilen bemalten Orna- menten, wie im Stift Kremsmünster (vergl. Catalog der Wiener Aus- stellung 1887 Nr. 369), oder auch mit Masswerkdurchbrechungen, gewöhnlich in Fensterform. Solche Durchbrechungen, in der Regel in Rosettenform und nach Analogie von Schrankpanneelen, bilden mei- stens, wie an dem einen der beiden dem XV. Jahrhundert angehörigen Exemplare im Nationalmuseum zu München, den Deckel der Pulttafel, an der unten eine Haltleiste angebracht mit einem verzierten Aus- schnitte in der Mitte. Dass auch figürliche Darstellungen nicht aus- geschlossen waren, beweist das schöne Pültchen in Kempen mit der Reliefdarstellung der Goftesmutter. Zwei eingeschnittene Spruchbänder : ^Ave maria gracia plena, dominus tecum" und „Ich glaub in 60t va- ter Allmächtige^ beleben die Tafel des anderen Exemplares in München, dessen Haltleiste die Inschrift „Eruel graff zu Orttenbelch^ trägt. Eine gewöhnlich auch nicht unverzierte Querleiste pflegt die beiden Seiten- bretter rückseits zu verbinden. Diese durch die Natur der Verhältnisse gegebene Form ist lange stereotyp geblieben. Eine Abweichung von derselben war eigentlich nur durch das Bedürfniss geboten, die Tafel beweglich und verstellbar zu machen. Diese Eigenschaft gestattete, das Buch zu heben oder zu senken, aber auch das Pültchen auf einen geringeren Umfang zu reduciren und dadurch für die Verwendung auf Reisen, sei es für den Bischof bei der Visitation, sei es für den Hof- caplan eines Fürsten, um so geeigneter zu machen. — Den letzteren Zweck scheint auch das Messpültchen gehabt zu haben, welches den Kern dieser Besprechung bilden soll. Die beigelegte pbotolitho- graphische Abbildung zeigt es in Nr. 1 aufgeklappt und von der Seite, um den Pultcbarakter erkennen zu lassen, in Nr. 2 die rückseitige Bortenverzierung, in Nr. 3 die zugeklappte Tafel. Diese hat eine Breite von 30 cm, eine Höhe von 26Va cm, einschliesslich der 6 cm, welche die untere Leiste umfasst. Das rechteckige Gestell, in welchem die Tafel sich bewegt, hat einschliesslich der Doppelklauen auf jeder der 4 Ecken eine Höhe von 6V2 cm, von denen gerade 3 cm durch das Rankenornament in Anspruch genommen werden. Die 8 vierzehigen noch ganz romanisch stilisirten Klauen, auf Ein tilbernes Messpalt des XIII. Jahrhunderts. 187 denen das Gestell ruht, sind aus einer und derselben Form hohl ge- gossen und das dünne untere Fussplättchen hat eine kleine Oeffnung, welche die Folgen der Ausdehnung der Luft in dem hohlen fiaume zu yerhindem die Bestimmung hat. Auf diesen Klauen, deren als grosse Ausnahme zu betrachtende paarweise Anwendung auf den Ecken den Eindruck solider Stützen erhöht, ruht eine profilirte Leiste, in deren Hohlkehle mit dem Punzen kleine Kreise in ganz geringer Ent- fernung eingeschlagen sind. Diese Kreise wiederholen sich in dem fla- chen Börtchen, welches mit dem rings umherlaufmiden Zinnenkranze den oberen Abschluss des Gestelles bildet. Zwischen diesen beiden Börtchen entfaltet sich das überaus fein empfundene, in Zeichnung wie in Technik meisterhafte Rankenornament , welches den eigentlichen Glanzpunkt des herrlichen Geräthes bildet Es ist fast ausschliesslich auf dem Wege des Treibens entstanden. Ihm verdanken die einzelnen Rankenzüge, ihm die Binder, unter denen sie abzweigen, ihm alle erhaben aufliegenden Blättchen, in die sie auslaufen, ihre Entstehung. Diese Blättchen sind theils drei-, theils fünflappig, theils ausgebreitet, theils in der Mitte umgeschlagen und dann natürlich um so plastischer; einige von ihnen gestalten sich zu langen gekrümmten Fruchtähren, die in der Silhouette erscheinen. Sämmtliche Blättchen sind in ihren Umrissen aus der Silberplatte ausgeschlagen, nicht etwa durch Pres- sung oder Stanzung entstanden. Dies beweisen nicht bloss ihre zwar kleinen, aber manchfach^ Verschiedenheiten, sondern auch ihre scharfen Umrisse. Von diesen durch ihre Form und vielfache Gestaltung cha- rakteristischen Blättchen wird der Künstler eine grosse Anzahl ange- fertigt haben, als es sich darum handelte, die einzelnen Rankenzüge zu beleben. Die einen liess er flach und ungebuckelt, um sie vor- nehmlich in den grösseren Zwickeln sich ausbreiten zu lassen, die an- deren bearbeitete er mit dem Treibhammer, um sie desto gegliederter erscheinen und innerhalb der Rankenzüge wirken zu lassen. Auch diese sind einzeln aus einem schmalen und dünnen Silberstreifen ge- trieben und nachdem in die Furche ein zartes Perlstäbchen gepunzt war, auf die flache Silberplatte aufgelöthet worden. Wo die Haupt- ranken zu den Nebenzweigen sich verästeln und in die Blattstengel übergehen, oder wo zwischen den einzelnen Schneckenwindungen ein Zweig die Verbindung herstellt, bildet ein ebenfalls gepunzter und auf- gelötheter Binder den hochaufliegenden Uebergang, der die eigentlichen Höhepunkte des Reliefs bezeichnet. Da der Künstler bei der in auf- gelötheten Zweigen, Stengeln und Blättern bestehenden Ausgestaltung 138 Sohofitgen: der einzelnen Ranken und Schnecken, yon denen die meisten bis zu siebenfacher 6Uederung sich ausfüllen, nicht irgend einem Schema, sondern nur seinem Geschmacke und seiner Phantasie oder Laune folgte, so hat er bei der Uebereinstimmung in der allgemeinen Anord- nung eine sehr grosse und lebendige Verschiedenheit im Einzelnen erreicht Auf die einzelnen Borten hat er die Schnecken vorn und an den Seiten zu je 8, hinten zu 9 derart vertheilt, dass sie an den Ecken auslaufen, einander zu- oder abgewendet, mit Ausnahme der Rückseite. Sie gehen nicht von einem Mittelpunkte aus, die Vorderseite ange- nommen, auf der ein emailiirtes Wappenschildchen die Mitte bildet. Auf den Ecken stossen die Ranken ziemlich hart aneinander, au£fal- lenderweise durch keine Eck Verstärkung: Strebepfeiler oder dergl. von einander geschieden. Im Inneren dieses Gestelles befindet sich auf jeder der beiden Schmalseiten eine Silberleiste mit 7 Zähnen oder Zacken, deren Lücken naturgemäss sich erweitern mit dem abnehmenden Neigungswinkel der Pulttafel resp. des Stangenapparates, der sie hält. Dieser, aus zwei vertikalen, durch eine Querstange verbundenen runden Silberstäben bestehend, bewegt sich auf der Rückseite der Pulttafel in zwei auf drei Viertel ihrer Höhe angenietheten profilirten Oesen, in denen sie unmittelbar gegen die Tafel gedrückt, deren vollständige Flachlegung in das Gestell ermöglicht auf eine hinten im Inneren angebrachte schmale Leiste. Die Tafel selbst besteht aus dem eigentlichen Träger und aus dem Halter des Buches, der durch ein vielgliedriges, die ganze Breite einnehmendes doppelt funktionirendes Chamier mit jenem verbunden ist. Dieses Chamier, in der Mitte der Haltleiste wulstartig markirt und in die beiden Seitentheile des Gestelles mündend, lässt nämlidi sowohl die Pulttafel bewegen, als diese Haltleiste, die sich, sobald jene aufgerichtet wird, zu ihr in einen rechten Winkel, also gerade so stellt, dass sie das Buch zu halten vermag. Die Zweckmässigkeit die- ser Einrichtung wird nur noch von ihrer Einfachheit übertroffen. — Ueberaus einfach ist auch die technische Behandlung dieser 6 cm hohen Haltleiste, welche unten und in der Mitte, d. h. über dem Charnier- wulste mit einem schmalen Profile bedeckt, oben mit einem breiteren Sims abgeschlossen ist, der aus zwei flachen Hohlkehlen besteht. Die untere derselben ist mit einem gepunzten Perlenfrtese geschmückt, die obere mit vereinzelten Knöpfen, welche ebenso viele Niethen für die untere Platte bilden. Diese leuchtet durch den durchbrochenen Vier- passfries hindurch^ der zwischen resp. hinter den beiden oberen Pro* Ein silbernefl Measpolt des XIII. JahrhuDderta. 139 filen eingeschoben ist In die Mitte der Vierpässe ist je ein über Eck ge- stelltes Quadrat eingesetzt, welches ebenfalls mit einem Knopfe alsNiethe verziert ist. Die Schraffirung der Zwickel unterbricht je ein platter Dreipass. Dass die unterhalb des Gharnierwulstes befindliche Borte, die mit dem Grunde der oberen Borte eine Platte bildet, nur mit EreuzschraiTur versehen ist, beruht auf feinem der Bedeutung der einzelnen Glieder ganz entsprechendem Gefühl. Die Deckplatte, welche eine Höhe von 24 cm hat, besteht, wie die Haltleiste, aus der Unterlage, der ausgeschnittenen und aufgeniethe- ten Auflage, und aus dem diese rings umfassenden, ebenfalls auf jene festgenietheten Profilleistchen. Letzteres setzt sich aus einer breiteren Hohlkehle und zwei sie flankirenden mit gepunzten Kreisen verzierten Kehlchen zusammen. Die Knöpfe, welche die mittlere Hohlkehle in gleichen Abständen gliedern, erfüllen auch hier zugleich den wichtigen Zweck Niethköpfe zu sein. Diese äusserst geschickte Verbindung von praktischen und ästhetischen Erfordernissen erfüllt in noch viel ausge- dehnterem und höherem Maasse die ausgeschnittene Figurentafel, die neben der getriebenen Borte den Glanzpunkt dieses einzigen Geräthes bildet. Dieses, aus einer dünnen Silberplatte mit dem Meissel ausge- hauene und darauf nachgefeilte Bild stellt die Krönung Mariens, d. h. den Heiland und seine Mutter dar, die auf einer fast die ganze Breite einnehmenden Bank sitzen. Ueber jeder dieser beiden Figuren öffnet sich ein etwas gedrückter Spitzbogen, in den zwei Nasen eingespannt sind. In der Mitte werden die beiden Bögen durch eine Gonsole auf- gefangen, auch auf den beiden Seiten iiihen sie auf einer solchen. Den mittleren Zwickel füllt ein Kreis aus, in den ein durchbrochener Vier- pass gespannt ist, je ein kleinerer ebenso behandelter Kreis bildet die Ausstattung der beiden schmaleren Seitenzwickel. Den linken Bogen durchbricht ein kleiner niederschwebender Engel, um der Gottesmutter die Krone auf's Haupt zu drücken. Zur Herstellung dieser Tafel hat ausser dem Meissel, welcher in Ermangelung der Säge die Umrisse schuf und auch wohl die breiten Gewandfalten, nur noch der Grab- stichel mitgewirkt. Er hat das scharf ausgeschnittene Sedile verziert, welches vorn nur durch eine einfache Arkadenreihe gegliedert ist und dessen Sitzfläche eine kräftige Kreuzsohraffirung markirt. Von ihm lösen sich durch ihre Gewandumrisse die beiden Figuren hinreichend ab, deren obere Hälfte sich von der Silberunterlage um so schärfer abhebt. Maria ist mit dem Kopfe ganz im Profil dargestellt und ihre betend emporgerichteten Hände decken sich fast vollständig. Christus, 140 Sohnütgen: etwas grösser als sie, ist halb en face behandelt und die segnend er- hobene Rechte zeigt die Innenseite. Dass den Häuptern der Nimbus fehlt, ist für diese Zeit aussergewöhnlich, aber nicht beispiellos. Viel- leicht hat das Bestreben, das Ausschneideverfahren nicht zu sehr in's Detail zu treiben, zu dieser Ausnahme Veranlassung gegeben. Bei beiden Figuren sind die Gewänder schwer und breit behandelt in massiger, aber desto kräftigerer Anwendung von Falten. Diese schei- nen meistens mit dem Meissel eingegraben, namentlich, wo es sich darum handelte, die Hauptzüge zu markiren oder Ober- und Unter- gewand von einander zu scheiden. Die in diesem breiten und mächti- gen, allmählich flach auslaufenden Metallschnitte ausgehobenen Con- teuren, die durch eine Art borstiger Schraffirung noch verstärkt wer- den, geben den Figuren, deren Metalldicke einen halben Millimeter kaum übersteigt, einen vollständig plastischen Charakter, obwohl der Treibhammer sie ganz unberührt gelassen hat. An dieser sehr auf- fallenden, die Figuren charakterisirenden Eigenschaft nimmt auch der Kopf, zumal der des Heilandes theil, in dem der Meissel eine vollständige, dazu sehr reiche und volle Modellirung der einzehien Theile erreicht hat. Die Haare sind mit dem Grabstichel behan- delt, ebenso die ganz sporadisch angebrachten Gewandborten, aus de- ren rautenförmigen Verzierungen die gewirkten Aurifrisien der üeber- gangsperiode wiederklingen. Die aufgelegten Rosetten, welche sich als Httt^ und Mantelagrafife, sowie als Buchverzierung verwendet finden, verbinden, wie sämmtüche Rosetten und Knöpfe, die Sitz und Archi- tektur verzieren, mit dem vorzüglich zur Geltung kommenden deko- rativen Zwecke zugleich den praktischen der Verniethung. Die vergol- deten fünfblätterigen Rosettchen mit ihren Silberknöpfchen, die den Silbergrund viel wirksamer beleben, als ein eingravirtes Teppichmuster, welches man hier hätte erwarten können, zu erreichen vermöchte, ver- vollständigen als Sterne den erhabenen Eindruck der ganzen Darstel- lung der Krönung Mariens. Dass hier bei dieser ein Engel verwendet erscheint, auf den die mittelalterliche Symbolik bei dieser Scene in der Regel verzichtete, hat wohl vornehmlich in der breiten Anlage seinen Grund, welche die Gestalt der Tafel erforderte. Diese verlangte nicht bloss eine mehr sta- tuarische Behandlung der beiden Pei*sonen, sondern auch eine vollständig getrennte, welcher der Engel als bekrönendes Werkzeug am besten ent- sprach. In dieser Eigenschaft erscheint er verhältnissmässig sehr klein, in besonders flacher Behandlung und dem Masswerke untergeordnet. Ein sibernes Meespult des XIII. Jahrhunderts. 141 Diese Art die Krönung Mariens darzustellen, ist eine aussergewöhnliche (vgl. die ähnliche Darstellung oben im Bogenfelde des Westportals am Dome zu Wetzlar bei aus'm Weerth Eunstdenkmäler LUX, 4). Und ^0 sie zur Anwendung gelangt, wie auf dem reichen frühgothischen Metalibuchdeckel im Stifte St Paul in Kärnten, da schwebt der Engel aus Wolken nieder, um die noch freie Krone aufzusetzen, nicht um die bereits aufgesetzte gleichsam festzudrücken. Noch ungewöhnlicher ist die Auffassung im Tympanon der Liebfrauenkirche zu Trier, wo sämmtliche Figuren stehen und Christus bei der Krönung von einem Engel unterstützt wird. Gewöhnlich vollzieht nämlich, zumal auf den älteren, dem XIII. und XIV. Jahrh. angeliörigen Darstellungen, Christus die Krönung seiner Mutter selbst. In der Kegel sitzt sie zu seiner Bechten, um mit gefaltenen Händen von seiner ausgestreckten rechten Hand die Krone auf ihr schwach geneigtes, im Profil dargestelltes Haupt zu empfangen. So in den Curvaturen an mehreren (M^langes d'arch^ologie IV Seite 231 und 238 abgebildeten) Bischofsstäben, so namentlich auf der herrlichen Elfenbeingruppe im Louvre zu Paris (Abbild, bei Reusens: Elements d'arch^ologie II, 513), welche nicht bloss in der Gesammtauffassnng, sondern auch in der Detailbehandlung, sogar im Gesichtsausdrucke sehr grosse Aehnlichkeit mit der Darstel- lung auf unserem PQltchen aufweist. Sehr verwandt ist auch die Marmorgruppe, welche, von den Standfiguren der 12 Apostel flankirt, die Frontalausstattung an der Mensa des Hochaltares im Kölner Dome bildet. Sie ist um etwa sieben Jahrzehnte jünger, als die soeben er- wähnte Gruppe und als deutsche resp. kölnische Arbeit ebenso charak- teristisch wie diese als französische. Mit beiden theilt die Art der Darstellung das obere Relief im Tympanon des Nordportals der St. Sebalduskirche zu Nürnberg, sowie das berühmte Imhofsche Altarge- mälde in der Lorenzkirche daselbst, welche den wiederum um min- destens ebenso viele Jahrzehnte späteren Ursprung auch durch den verminderten Idealismus zu erkennen geben. Nicht selten wird Chri- stus mit der Linken die Krönung vollziehend dargestellt, zuweilen sogar mit beiden Händen, die aber auf der Altartafel der ungarischen Kapelle im Münster zu Aachen die Krone nicht einmal berühren, sondern nur segnend nach ihr ausgebreitet sind (vgl. Abbildung bei Bock, Seite 72), während er sie auf einem Epitaphe an der Südseite der St. Sebalduskirche hoch über ihrem Haupte hält. Die Regel bleibt, dass wenn der Heiland allein die Krönung vornimmt, seine Mutter, etwas kleiner als er, in ehrfurchtsvoller Haltung neben ihm auf der- 142 S c h n^ t g^ e n : selben Bank sitzt. Dass sie vor ihm allein kniet, wie auf dem Ge* mälde von Fiasole im Louvre, ist als grosse Ausnahme zu betrachten. Wenn aber ihre Krönung auch zugleich von Gott dem Vater, oder von der ganzen heiligen Dreifaltigkeit vollzogen wird, eine Darstellung, welcher die spätere mittelalterliche Periode den Vorzug gibt, dann ist die knieende Haltung Mariens die gebräuchlichere. Uebrigens gibt es auf dem Gebiete dieser Darstellung zahlreiche Varianten (von denen manche bei Alwin Schultz : Die Legende vom Leben der Jungfrau Maria, Seite 76, 77 u. 78 angeführt sind), die im Grossen und Ganzen genom- men in demselben Masse realistischer erscheinen, als sie sich von der romanischen und frühgothischen Periode entfernen. Auf sie näher ein- zugehen ist hier nicht der Platz, zumal noch zwei wichtige Fragen Beantwortung heischen, nämlich wo und wann unser merkwürdiges Geräth entstanden sein möge. Für die Voruntersuchung möchte sich die Frage ergeben, ob sich für die beiden charakteristischen Techniken an demselben, für die getriebene Bortenbehandlung einer- seits, für das Ausschneideverfahren andererseits noch sonstige Beispiele resp. Analogieen finden. Das au^elöthete Bankenomament wurde schon im frühen Mittel- alter, namentlich aber in der romanischen Periode gerne angewandt Anfangs wurden aus dünnen und ganz flach aufliegenden, später aas etwas dickeren und erhöhten Metallfäden, die auf ein Plättchen auf- gelöthet wurden, Zierborten gebildet für Tafeln, ReUquienschreine u. s. w. Der Schneckenfiligran stellte in der üebergangsperiode den Höhepunkt dieser Ornamentik in den Werkstätten der Kölner Goldschmiede dar, während sich in Trier und in den Werkstätten an der Maas eine an- dere, nicht minder reiche Filigrantechnik entfaltete. Diese besteht in aufgelötheten dünnen Fäden, die in gestanzte Blättchen, Fruchtkömer etc. auslaufen und nicht selten mit bunten Steinen, sogar mit gegosse- nen oder getriebenen Figürchen untermischt sind. Neben diesen Fili* granstreifen, gewöhnlich mit ihnen abwechselnd, erscheinen aus der Hand getriebene, meistens aber aus Formen gepresste Borten, die auch gewöhnlich ein Bankenmotiv variiren. Beide Verzierungsarten finden sich häufig nebeneinander, so an dem herrlichen Evangelienbuch- deckel des fr^re Hugo aus der Abtei Oignies. Zwischen beiden Tech- niken liegt gewissermassen in der Mitte die Bortenverzierung an un- serem Pültchen, die ganz auf dem Wege des Ausschiagens und Trei- bens einerseits, des Auflöthens anderseits entstanden ist. Von Filigran ist hier ebenso wenig die Bede, als von aus der Platte berausgetrie- Ein silbernes Messpalt d^s XIII. Jahrhanderts. 143 benem Rankenwerk. So häufig diese beiden letzteren Techniken, zu- mal in der Uebergangsperiode, begegnen, so selten erscheint jene an- gewendet. Eines ihrer glänzendsten Beispiele bildet der berühmte Evangelienbuchdeckel in der Bibliothek zu Siena, in die er im Jahre 1359 direkt ans Constantinopel auf dem Wege des Kaufes gelangt sem 80)1. Offenbar beruht die Behauptung von Labarte, der von ihm eine farbige Abbildung bringt, dass er eine einheitliche Schöpfung des X. Jahrh. sei, auf einem Irrthum. Die meisten der 25 Zellenemailtafeln, die ihn schmücken, mögen bis in diese Zeit zurückreichen, einige sind ohne Zweifel späteren Ursprunges, und das alle mit einander verbin- dende, den ganzen Qrund bedeckende getriebene Rankenwerk kann unmöglich byzantinischer Herkunft sein. Insoweit die Abbildung er- kennen lässt, ist seine Herstellungsart dieselbe, wie an unserem Pttlt* chen, aber es ist weder so reich und complicirt in der Ausgestaltung, noch auch so streng in der Formengebung. Durch diese Eigenthüm- lichkeiten, wie durch die Art, wie die Banken vertheilt sind, gewinnt der Gedanke Nahrung, dass die Veränderung, welche der Deckel ganz gewiss erfahren hat, im XHI. Jahrh. in Italien (vielleicht in Siena) vorgenommen wurde. Der Einfluss, den gerade um diese Zeit die italienische Kunst nach Frankreich hin, namentlich auf seinen benach- barten Süden, ausgeübt hat, mag sich auch auf diese Rankenmotive ausgedehnt haben, die in Frankreich vorher schon höchst beliebt waren und weil er Architektur, den von ihr so sehr gepflegten Friesen, ent- lehnt, von selbst einen strengeren Charakter annehmen mussten. Fast noch seltener als dieses Verfahren, Ranken auszuhauen, zu treiben und aufzulöthen, scheint von den mittelalterlichen Goldschmie* den die Technik gepflegt worden zu sein, aus Silberblech Figuren aus- zuschneiden, auszugraviren und zu vergolden, um sie dann von einem contrastirenden Grunde sich abheben zu lassen, mag dieser in Metall, farbiger Masse oder emem Gewebe bestehen. An dem Tragaltare des hl. Andreas (X. Jahrh.) im Domschatze zu Trier sind die beiden Schmal- seiten durch aus Goldblech ausgeschnittene Thierfiguren (auch Evan- gelistensymbole) verziert, deren Durchbrechungen der rothe Glasgrund belebt, eine Art Nachklang aus der fränkischen Periode, zugleich ein so wirkungsvoller wie origineller Versuch, ein orientalisches Teppich«^ muster in Metall nachzuahmen. Die St. Michaelskirche zu Hildesheim bewahrt ein Missale aus dem Jahre 1159, dessen wohl gleichzeitiger Vorderdeckel mit der aus Metall ausgeschnittenen und vergoldeten Christusfigur verziert ist, durch deren Lücken der Grund roth durch« 144 Sehnütgen: scheint. — Im städtischen Museum zu Köln befindet sich ein kleiner Pergamentcodex, der um die Mitte des XIII. Jahrh. in grünen Sam- met gebunden und mit der ausgeschnittenen und vergoldeten Silber- platte des segnenden Heilandes auf der Vorderseite, des Agnus Dei auf der Rückseite überdeckt ist, in vorzüglicher Zusammenwirkung der vergoldeten Figuren und des weichen stofflichen Grundes. Emailtäfelchen oder farbige Metallfolien durch fensterartige Oe£fnungen an Beliquien- schreinchen und namentlich an den Aufsätzen von Ostensorien hin- durchscheinen zu lassen, war eine der gothischen Periode sehr geläufige Yerzierungsart. Bei diesem Ausschneideverfahren aber den farbigen Gontrast nur durch die Abwechselung von Silber und Gold zu erstre- ben, wie auf unserem Pültchen, dürfte als grosse Ausnahme zu be- trachten sein. Der Meister desselben fühlte sich zu sehr als Gold- schmied im engeren Sinne des Wortes, als Zeichner, Treiber und Graveur und wusste auf diesem Gebiete solche Erfolge zu eireichen durch die vollendetste Detailarbeit, dass er auf den Schmuck der Farbe verzichten durfte. Hätte er sie in reicherem Masse angewandt, so würde er von dem künstlerisch viel hervorragenderen Schmuck die Aufmerksamkeit abgelenkt haben. Desswegen hat er sich darauf be- schränkt, sämmtliche Yerzierungsknöpfe, die zugleich Niethknöpfe sind, im Silber zu belassen und ausser ihnen nur noch den Grund der Pult- tafel, welcher die vergoldeten Figuren mit der sie bekrönenden Archi- tektur um so besser zur Geltung kommen lässt. Hierbei durfte der Flächencharakter nicht wesentlich beeinträchtigt erscheinen, denn so sehr dem Künstler offenbar daran gelegen war, sein Werk auch durch die Wahl des Gegenstandes auszuzeichnen, er durfte die Gebrauchs- fähigkeit nicht aus dem Auge verlieren. Gerade desswegen wählte er auch wohl die Ausschneidetechnik, die ja auch bei höchster Vollendung, wie im vorliegenden Fall, ein unorganisches Gebilde bleibt im Unter- schiede von der Technik des Treibens und auch des Gravirens und Emaillirens. Auf die Frage nach Heimath und Alter unseres Gegenstandes würde vielleicht das emaillirte Wappenschildchen auf der vorderen Borte desselben ganz bestimmte Antwort geben, wenn es gelungen wäre, es zu entziffern. Es hat aber allen Erklärungsversuchen der ange- rufenen Heraldiker gespottet. Die Form des Schildes weist auf die zweite Hälfte des XIII. Jahrh. hin, wie sie mit der eines Siegels Phi- lipps des Schönen vom Jahre 1286 ganz genau übereinstimmt. Das untere Feld zeigt in ziegelrother opaker Farbe einen springenden Ein silbernes Messpult des XIII. Jahrhunderts. 145 Löwen auf goldenem Grande, das obere Feld zwei fünfblätterige hell- blaue Bösen auf weissem Grunde. Die Technik ist Grubenschmelz, die Ausführung desselben roh, das einzige Mangelhafte am ganzen Ge- r&th. Offenbar war der Urheber des Schildes kein Schmelzkünstler von Beruf und es ist daher zu vermuthen, dass der Meister des Gan- zen auch diesen ihm ungeläufigen Schmuck verfertigt hat. Solche emaillirte Wappenschildchen begegnen an frühgothischen Gebrauchs- gegenständen, kirchlichen wie profanen, vornehmlich Leuchtern und Gassetten, in Italien und namentlich in Frankreich sehr häufig, wäh- rend in Deutschland um diese Zeit der kurz zuvor noch so eifrig und glanzvoll gepflegte Grubenschmelz schon fast verschwunden war. Die Farbe des Emails lässt auf französischen Ursprung schliessen, das Wappenschildchen selbst aber legt den Gedanken nahe, dass es sich nicht so fast um einen Gegenstand des öffentlichen, als vielmehr des privaten kirchlichen Gebrauches gehandelt habe. Dieser Gedanke wird noch verstärkt durch die verhältnissmässig geringe Ausdehnung des Messpültchens, wie durch die Leichtigkeit es zusammen zu klappen. Nicht so sehr für den Gebrauch in der Hauskapelle eines geistlichen oder weltlichen Würdenträgers scheint es bestimmt gewesen zu sein, als vielmehr zur Benutzung auf Beisen. Dass es auf diesen einen Fürsten begleitet, zum Inventar seiner Altarausstattung mit dem Trag- alt&rchen, dem kleinen Kelche, dem Triptychon, den niedrigen Leuch- tern etc. gehört habe, liegt am nächsten anzunehmen. üeber den französischen Ursprung dieses merkwürdigen Geräthes lässt der Charakter wie des Ornamentes, so der Figuren nicht den geringsten Zweifel. Das Ornament ist den Bankenzügen nachgebildet, welche in dieser Feinheit und Eleganz nur den Friesen des französi sehen Uebergangsstiles eigen sind. Der Goldschmied hat sie nur in's Metall übertragen, desswegen, seinem Materiale entsprechend, die Ban- ken noch mehr als der Stein gestattet, von dem Grunde losgelöst, die Bänder, unter denen die Aeste abzweigen, noch stärker betont. Auf diese Weise konnte er den lebendigen und üppigen Formen, in denen die Uebergangsperiode ihre Stärke empfand und ihren Stil zu behaup- ten suchte, am erfolgreichsten zum Ausdrucke verhelfen. An ihnen hielt er desswegen auch fest, obwohl er sich sonst architektonisch wie fignral als vollkommenen Gothiker zu erkennen gibt. Die einfachere, nüchterne Omamentationsweise, der Verzicht auf den Treibhammer, zu denen dieser neue Stil ihn genöthigt haben würde, entsprach weder seiner Neigung, noch dem Eindrucke, den er hervorrufen wollte. Auf 10 146 Schnütgen: diesen aber mochte er in den Borten um so weniger verzichten, als die Tafel selbst, die anbedingt flach gehalten werden musste, ihn ohne- bin schon zu diesem Verzichte nöthigte. Seiner Treibfertigkeit durfte er in den Borten die Zügel schiessen lassen, welche die Tafel ihm an- legte. Für diese wählte er desswegen auch den frühgothischen Stil, dessen construktivem Charakter es entsprach, die Technik des Hammers durch die des Grabstichels und des Meisseis zu ersetzen. Nirgendwo tritt aber die frahgothische Figur schon von Anfang an mit der Grazie und Vollendung auf, wie in Frankreich, wo die unmittelbar Yorherge- hende Epoche durch ihre Erfolge in der figOrlichen Gestaltung den Weg gebahnt hatte. Mit den strengen architektonischen Linien, welche in Haltung und Gestaltung, in Umrissen und Schattenlinien der neue Stil erforderte, verbinden sich die weichen aber ernsten Formen, die der romanischen Epoche, zumal in Frankreich, eigen waren. So bil- dete sich denn hier schon gleich nach der Mitte des XIII. Jahrh. ein Figurenstil heraus, der Strenge mit Anmuth verbindet und in dieser Beziehung den reizenden Gebilden der frühen sienesischen Schule, die in Simone Martini ihre höchsten Triumphe feierte, noch zuvor kam. Ernster und strenger, desshalb etwas weniger anmuthig zwar, aber noch erhabener und transcendentaler als sie sind die beiden Figuren auf unserer Tafel. Sie theilen mit den gleichzeitigen italienischen Metallfiguren die breite Faltenbebandlung, die sie von diesen entlehnt haben dürften. — Aus diesen hier und auch schon vorher festgestell- ten Eigenthümlichkeiten und Beziehungen ergibt sich aber als Resultat die hohe Wahrscheinlichkeit, dass unser Altargeräth im Süden Frank- reichs entstanden sei, vielleicht in Avignon, wo um die Mitte des XIII. Jahrh. auch auf dem Gebiete der Kleinkünste eine gewaltige Betrieb- samkeit herrschte und ein sehr entwickelter Stil. Dass nämlich dieser Zeit, deren nähere Bestimmung sich auf die beiden ersten Jahrzehnte von der zweiten Hälfte des Xni. Jahrh. be- ziehen möchte, unser Gegenstand entstammt, ergibt sich bereits ans den vorhergehenden Ausführungen, lässt sich aber auch noch durch andere Gesichtspunkte belegen. Dem Formenkreise der Uebergangs- zeit, deren Ende in Frankreich schon mit dem Auslaufe des XII. Jahrh. beginnt, gehört das vorliegende Ornament an, welches in den Klein- künsten noch längere Zeit nachklingt, zumal in den metallischen. Des neuentstandenen Stiles, den die Architektur schuf, von der Plastik sehr schnell begleitet und unterstützt, haben sich hier bereits die Darstel- lung und ihre architektonische Bekrönung bemächtigt Die letztere Ein silbernes Messpalt des XIIL Jahrhanderts. 147 zeigt in ihren breiten, gedrückten Bögen und vor Allem in ihren noch vollständig romanisirenden Consolen die letzten Eeminiscenzen der üebergangsperiode. Von dieser aber verrathen die beiden Figuren weder in ihrer Haltung, noch in ihrer Bewegung, am allerwenigsten in ihrem Faltenwurf irgendwelche Spur. Die langen SchleifFalten des üebergewandes, die breite und knappe Fältung des Ueberwurfes ath- men vielmehr vollauf den neuen Stil, der mit dieser Bestimmtheit erst gegen 1260 bis 1270 auftritt Ein Meister, der im alten Stil aufge- wachsen war, den neuen sich zu eigen gemacht hatte, mithin ein älte- rer aber strebsamer Goldschmied, wird wohl der Schöpfer dieses Wer- kes gewesen sein, welches sich übrigens auch durch seine technische Virtuosität und durch mancherlei oben bereits angedeutete praktische Kunstgriffe als das Erzeugniss eines gereiften Mannes ausspricht. — Neben der technischen, ästhetischen und archäologischen Bedeutung aber, die bisher hervorgehoben wurde, hat unser Gegenstand auch noch einen eminenten vorbildlichen Werth, indem er sich für die Nachahmung (ich sage nicht für die Gopie) im höchsten Masse empfiehlt, sowohl was die ganze Einrichtung, als was seine Ausstattung im Einzelnen anbetrifft Für den kirchlichen Gebrauch, also für den Altardienst, würde er freilich einer Vergrösserung bedürfen, die ihn, wenigstens bei ausschliesslicher Anwendung von Metall, wohl etwas zu schwerfällig und unhandlich machen würde. Um so mehr würde er sich für den profanen Gebrauch eignen, sei es als Lese-, sei es als Aufstellungs- oder auch als Schreibptiltchen. Das Geschränk könnte dann leicht zur Aufnahme von Heften, Blättern, Schreibutensilien eingerichtet, die Palttafel selbst mit Ornamenten, auch mit durchbrochenen, verziert werden, die ihrer Bestimmung, ein Buch aufzunehmen, noch mehr entsprechen würde, als eine so erhabene und feierliche Darstellung, wie die vorliegende. Die Art der Bortenverzierung würde gerade so mustergültig sein, als der Stangenapparat zur Aufrichtung der Tafel Mit einem Worte: An diesem seltenen Geräthe Lst Alles höchst inter- essant, schön und lehrreich, desswegen verdient der glückliche Besitzer alle Anerkennung und reichen Dank, dass er so grosse Opfer gebracht hat, um es an sich und an seine Vaterstadt zu fesseln. Köln. Schnütgen. 148 Schwörbel: 9. Das Heribertsmunster zu Deutz und seine Geschichte. Die meisten Grotteshäuser der grossen rheinischen Stifter lassen noch heute deren ehemaligen Glanz und Bedeutung erkennen. Die jetzt noch stehende Deutzer Abteikirche dagegen ist durch ihre einfache, das Gepräge einer Dorfkirche tragende Bauart nicht geeignet, diese Vorstellung in dem Beschauer zu erwecken. Die Fluthen gewaltsamer Zerstörung, welche über Deutz wiederholt hereingebrochen, haben auch das Heribertsmünster, wie die Deutzer Abteikirche während des Mittel- alters vorzugsweise genannt wurde, erfasst und den Oberbau dreimal fast vollständig vernichtet, zweimal im letzten Drittel des 14. Jahr- hunderts, ^um dritten Male im Jahre 1583. Trotzdem sind wir in der Lage, uns von dem ehemaligen HeribertsmQnster eine annähernd rich- tige Vorstellung zu machen, da der Unterbau sowie einige vor 1583 ausgeführte bildliche Darstellungen noch vorhanden sind; auch die Geschichte des Gotteshauses, insbesondere die gelegentlich der Zerstö- rung gepflogenen Unterhandlungen, mancherlei Anhaltspunkte für die Rekonstruction liefern. Beginnen wir zunächst mit der Gründung, die in baugeschidit- lieber Hinsicht auch heute noch von Interesse ist Dieselbe hängt mit dem tragischen Geschicke zusammen, welches Kaiser Otto III. in Italien erreichte. Heribert, aus einem alemannischen Grafengeschlechte ent- sprossen, war als Domherr von Worms i. J.997 an die Spitze der kaiser- lichen Kanzlei berufen worden^). Er begleiteteiden Kaiser auf seinem zwei- ten Zuge nach Italien und empfing dort die Nachricht von seiner Berufung auf den erzbischöflichen Stuhl von Köln (999—1021) »). Im J. 1001 zog er abermals mit dem Kaiser über die Alpen. Auf diesem Zuge nun, so wzählt uns der Deutzer Mönch Lantbert^), ist Otto IH. mit seinem Kanzler 1) Stumpf, Reichskanzler II S. 75. 2) „Otto, allein durch die Gnade Gottes Kaiser, schenkt dem Erzkanzler Heribert seine Gunst und Köln nebst einer £Ue Pallium. '^ Lautbert, yita Herib. c. 5. Abgedruckt in M. G. IV, S. 739 ff. 3) Ibid. c 7. Das Heribertsmünster zu Deutz und seine Geschichte. 149 Übereingekommen, wer von ihnen wohlbehalten zurückkehre, solle aas seinen Eigengütern für den anderen, durch welches Geschick dieser auch immer zurückgehalten würde, ein prächtiges Kloster gründen. Zugleich übergab er ihm für diesen Zweck die besten Güter seiner Vorfahren und bekräftigte diese Schenkung unter Hinzuziehung von Zeugen durch eine Urkunde ^). Die trübe Stimmung, welche sich in diesem Vertrage ausspricht, war gerade bei diesem Kaiser, dem Sprössling der mäch- tigsten Herrscher des Morgen- und Abendlandes, welcher sich auf der schwindelnden Höhe, wohin das Geschick ihn gestellt hatte, vereinsamt fühlte, nicht selten und erwies sich damals leider als gerechtfertigt. Denn wie bekannt hauchte der jugendliche Kaiser zu Anfang des J. 1002 in Italien seinen Geist aus, und die deutschen Grossen hatten die traurige Pflicht, den Leichnam ihres kaiserlichen Herrn mit gezogenem Schwerte gegen die Tücke der Welschen zu schützen und in die deutsche Heimath zu geleiten, wo er an der Seite Karls des Grossen feierlich beigesetzt wurde*). Sobald Heribert diese Pflicht erfüllt, war er darauf bedacht, das dem Kaiser gegebene Versprechen zu erfüllen, und verwandelte das ehemalige römische Castrum zu Deutz in eine Benedictiner- Abtei. Was die Wahl dieses Ortes betrifft, so erzählt uns sein Biograph, der die EntSchliessungen seines Helden gern auf übernatürliche Eingebungen zurückführt, ein Traumgesicht habe ihn dazu bestimmt, allein wir dürfen wohl vermuthen, dass realere Gründe ihn dazu veranlasst haben: die günstige und zugleich feste Lage des Ortes, vor allem aber die Schen- kungen des Kaisers. Denn das Deutzer Gastrum, welches der Abtei ganz einverleibt wurde, sowie der vierte Theil des Königsforstes waren Königsgüter, die nur durch eine Schenkung in den Besitz des Erzbi- schofs Heribert übergegangen sein können. Da die junge Stiftung schon am 1. April d. J. 1003 ins Leben trat, wie mehrere Schenkungsurkunden von diesem Tage beweisen^), so müssen wir annehmen, dass die Bauthätigkeit, von welcher Lant- bert berichtet, sich vorwiegend auf den Bau der neuen Klosterkirche bezieht. Denn für die vorläufige Unterkunft der Mönche werden die 1) Auf diesen Vertrag ist auch Besag genommen in der von Ersb. Heribert bei der feierlichen Einweihung am 3. Mai 1019 ausgestellten Urkunde. Lac. Urk. I n. 153. Die von Lantbert erwähnte Urkunde scheint verschwunden zu sein. 2) Tietmar, chron. IV c. 33. Vgl. über Otto's Tod ebendas. c. 30 u. 31. 3) Lacombl. Urk. I n. 136, 137, 138. 4 150 Schwörbel: im Castrum vorhandenen Gebäude wohl ausgereicht haben. Die fieber* hafte Hast, mit welcher derselbe betrieben wurde, musste der techni- schen AusHihrung zum Nachtheil gereichen, so dass es uns nicht über- rascht, wenn wir erfahren, in einer Nacht, als die Matutin beendet, und die Brüder hinausgegangen, sei die Kirche vollständig eingestürzt, obwohl der gute Mönch auch bei dieser Gelegenheit nicht unterlässt» an unglückliche Vorzeichen, an die Macht des Teufels und die Ver- gänglichkeit alles Irdischen zu erinnern. Hiermit schliesst die Geschichte der ersten Klosterkirche ab, welche an derselben Stelle gestanden, wo heute die Pfarrkirche steht Ueber ihre bauliche Anlage ist uns nichts überliefert; wir wissen nur, dass dieselbe von einheimischen Bauleuten errichtet war. Nachdem die erste Kirche in Trümmer gesunken, traf Erzbischof Heribert sofort umfassende Vorkehrungen für den Neubau der Abtei- kirche. Von der Ueberzeugung ausgehend, — und das ist bezeichnend für die Geschichte des rheinischen Bauhandwerks jener Zeit -*-, dass das eingetretene Unglück der Unfähigkeit seiner bisherigen Bauleute zugeschrieben werden müsse, liess er «erfahrenere Baumeister, als die früheren waren, vom fernen Auslande kommen und übertrug ihnen die Leitung des ganzen Baues** i). Ob die zum Neubau herangezogenen fremden Baumeister Italiener oder Griechen waren, lässt sich nicht genau feststellen, doch scheint ersteres der Fall gewesen zu aein^}. Bedeutungsvoll ist jedenfalls die Thatsache, dass Erzbischof Heribert, welcher an der Seite eines hochgebildeten und kunstsinnigen Fürsten vielfache Gelegenheit hatte, die Leistungen auf dem Gebiete der kirch- lichen Baukunst diesseits und jenseits der Alpen zu vergleichen, das Ausland höher stellte und seine Baumeister dort suchte. Abgesehen von dem oben berichteten Einstürze der Deutzer Ab- teikirche, wissen wir auch aus andern Quellen, dass die kirchliche Baukunst im 10. Jahrhundert bei uns auf einer ziemlich niedrigen Stufe stand. Die Samenkörner, welche Karl der Grosse ausgestreut, 1) „Primis peritiores architectos ab externis finibus exquirens et eis disci- plinam totius structurae committenB.'^ Lantb. v. Her. 2) Wie die Datirung der bei Stumpf abgedruckten Urkunden zeigt, hat Heribert im Winter 998 u. 999 längere Zeit, 1001 den grössten Theil des Jahres, endlich 1002 den Januar bis eu seiner Heimkehr in Ravenna zugebracht. Daher ist die Annahme gerechtfertigt, dass er von dort auch seine Baomeister hat kommen lassen. DaB HeribertsmünBier sa Denis und seioe Oesohichte. 151 waren theils durch die innem Kämpfe, welche unser Vaterland bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts durchtobten und wiederholt seiner Auf- lösung nahe brachten, theils durch die Einfälle der Slaven, Normannen und Ungarn spurlos verweht. Wenn wir daher im 11. Jahrhundert einer ausserordentlich regen Bauthätigkeit in Köln begegnen, Heribert selbst noch den Grundstein zu St. Aposteln legte, Maria im Kapitol 1049 eingeweiht wurde, St Georg und St. Maria ad gradus neu errichtet, an Severin, Gereon u. a. grosse Umbauten vorgenommen wurden, die bauhche Technik hier zuerst zur Wölbung grösserer Flächen überging, so liegt dieVermuthung nahe, dass die in Gegenwart einer grossen Volks- menge am 8. Mai 1019 eingeweihte neue Abteikirche in der einen oder an- dern Weise einen Einfluss auf die Entwickelung der kirchlichen Baukunst in Köln ausgeübt hat, sei es, dass ein Theil der daran thätigen Werkleute sich dort ansiedelte, sei es, dass die einheimischen Meister die hier ange- wandte Technik nachahmten. Sehen wir also, was die fremden Meister in Deutz geschaffen haben. Der Oentralbau. Was zunächst den Unterbau betrifft, so besitzen wir noch den Bericht des Lantbert über die Grundsteinlegung, welcher lautet^): „Er (Heribert) lässt die früheren Steine von der Stelle wegschaffen und bestimmt sie zur Errichtung der Oekonomiegebäude des Klosters. Nachdem sodann der Boden nach Art eines Schiffsbaumes tief ausge- graben, lässt er auf festem Boden ^) die Fundamente legen." Aus dem Berichte des Herrn Oberst Wolf, welcher das römische Prätorium des Deutzer Gastrums suchte und zu diesem Zwecke im J. 1880 die Fundamente der Pfarrkirche nach aussen theilweise bioslegen Hess, entnehmen wir Folgendes: «Man grub zuerst nördlich; später auch südlich neben der Kirchenmauer und fand richtig alte römische Fun- damente, welche einem regelmässig ovalen Bau angehört haben Die Fundamente des ovalen Baues auf der Nordseite, aus Mörtelguss bestehend, liegen auf +6,09. In der Höhe von +7,42 beginnt ein regelmässiges Mauerwerk aus Hausteinen, dessen Stärke, da man inner- 1) „Priores a loco lapides efferens extruendis destinat officinis monasierii. Inde ad modam navalis mali in altum effotsa terra fandamenta firmat in solida petr».^ 2) Petra hier ss grober Kies. 152 Sohwörbel: halb der Kirche nicht graben konnte, nicht ermittelt wurde. Auf der Südseite besteht dagegen das Fundament (+ 6,09 m) bis zu einer Höhe von 0,55 m aus Mörtelguss, 1,3 m hoch aus vier Lagen Basaltsteinen mit dicken Mörtelschichten verbunden, darüber waren 0,5 m hoch noch vier Lagen regelmässig gemauerter Tuffsteine* ^). Der Gedanke, hier ein römisches Bauwerk zu suchen, liegt ja wohl nahe. Auch berichtet Lantbert, an der Stelle, welche Heribert für die Klosterkirche ausersehen, habe sich eine uralte heidnische Kul- tusstätte befunden (ubi antiquitus colebatur area daemonum), ohne jedoch seinen Ausspruch näher zu begründen, obgleich zu seiner Zeit gewiss noch mancherlei Anhaltspunkte dafür vorhanden waren. Das Wort area bietet uns auch keinen Aufschluss, denn die Römer bezeich- neten damit freie Plätze, wie sie nach Vorschrift Vitruvs*) bei Anle- gung einer Stadt für die Tempel, den Markt und andere gemeinsame Zwecke abgesondert wurden. Gegen die Annahme eines römischen Prätoriums spricht zunächst die ganz eigenthümliche Form dieser Fundamente. Die Römer bedien- ten sich nämlich bei militärischen Anlagen, wenn nicht zwingende Gründe eine Abänderung nothwendig machten, typisch ausgeprägter Formen, die den Handwerkern geläufig waren und überall leicht nach- gebildet werden konnten. Für das Prätorium bildeten Quadrat oder Rechteck die allgemeine Regel, mit welcher die hier gebotene Form sich nicht vereinigen lässt. Aber auch das Material spricht entschieden dagegen. Die Verwendung von Basaltsäulen beim Unterbau ist nach meinen Beobachtungen ein charakteristisches Zeichen für mittelalter- liche Bauwerke. Wir haben also in dem Unterbau der jetzigen Pfarrkirche, welcher eine Stärke von beiläufig 2 m besitzt, weil er sowohl für die 0,75 m starken Aussenwände der noch vorhandenen Kirche auf der Innenkante, wie für die 1,10 m starken Strebepfeiler auf der Aussenkante Raum gewährt, die von Lantbert beschriebenen Fundamente des Heriberts- münsters vor uns, deren römische Technik sich durch die daran ar- beitenden Ausländer leicht erklären lässt Ueber den Oberbau giebt uns eine Urkunde vom 24. Dez. 1382, 1) Westdeutsche Monatsschr. I, 1 S. 54. 2) Yitruv. I, 7: „Divisis angiportis et plateis constitutis arearum eleotio ad opportunitatem et usam communem civitatis est explicanda aedibas sacris, foro reliquisqae locis communibos. Diu Heribertsmünster zu Deuts und seine GeBchichte. 153 worin die Kölner sich verpflichteten, innerhalb 5 Jahren die in Deatii; zerstörten Kirchen und Klostergebäude wieder herzustellen, ein ziem- lich anschauliches Bild 1). Die hierher gehörigen Bestimmungen dieser Urkunde lauten: Die Schale der Abteikirche, welche noch hängt, soll abge- brochen und ganz neu aufgeführt werden. Die Pfeiler sollen genau auf dem Grund und Fuss, worauf sie früher gestanden und in derselben Stärke, welche sie früher ge- habt, und wie die stehen gebliebenen noch jetzt haben, gebaut werden derart, dass die drei Seitenmauerli, welche unter den drei Bogen bleiben, 4' Dicke haben sollen, die Mauer über den genannten drei Bogen soll so dick sein, wie sie vorher gewesen, und wie die andere ist, welche noch steht, und gleich ihr aufsteigen bis an das Gewölbe. Das Gewölbe soll sorgfältig hergestellt werden, so dass es fest und gut ist. Die Fenster in den Bogen und über den Bogen sollen von derselben Weite und Form sein, wie sie früher gewesen, und wie die übrigen am Münster noch vorhandenen sind. Item soll man in dem Münster die 10 Altäre an derselben Stelle wieder aufrichten, wo die zerstörten gestanden. Item soll das Chor wieder aufgeführt und auf die Pfeiler ge- stellt werden in der Höhe und Form, wie es früher gestanden. Des- gleichen die Chorstühle und die zwei nach dem Chore führenden Treppen mit ihren ^eisernen Lehnen der hohe Altar mit seinen Stufen und die Krypta. Kaum hatten Abt und Convent bescheinigt, dass Kirche und Klo- ster sich wieder in dem früheren Zustande befinde^), so traf sie das- selbe Unglück, sie wurde in den Kämpfen der Geschlechter und Zünfte von neuem zerstört b). Aber auch dieses Mal musste die Stadt Köln den an der Kirche verursachten Schaden wieder herstellen. Aus den hierüber gepflogenen Verhandlungen ist für uns von Wichtigkeit, dass der Kölner Rath in einem Schreiben an den Papst die Zerstörung der Abteikirche damit entschuldigt, sie sei in der Form eines star- 1) Enn, Quellen, V n. 288. 2) ürk. V. 26. Okt. 1389. Enn. QueU. V n. 432. 3) Die Besetzung von Deutz wird erzählt von dem Verfasser von Dat nQwe boich. Kölner Chron. I S. 204 f. Die fiesoheinigong über die zweite Wie- derherstellung erfolgte am 10. M&rz 1400. 154 Schwörbel: ken Thurmes erbaut gewesen. Zur näheren Erläuterung dieses Vergleichs möge hier der kurze Bericht eine Stelle finden, welchen der Chronist Hermann von Weinsberg über die ebenso zwecklose wie bar- barische Zerstörung dieses Gotteshauses im Jahre 1583 hinterlassen hat „Also brachen sie das Kloster zuerst im Innern ab. Hierauf fingen sie am 19. und 20. Aug. an S. Heriberts-Münster an. Dies war im Innern ein runder Thurm und Kirche mit acht sehr starken Pfei- lern in der Gestalt der Gereonskirche zu Köln mit einem weiten Ge- wölbe; das war unverletzt vom Brande des runden Bleidaches, das auch nicht hoch gewesen; un3 es stand das Chor hinter der Kirche nach Osten im Kloster. Mit diesen Pfeilern des Münsters hatten sie viele Arbeit; denn dieselben waren sehr dick. Sie hieben dieselben unten durch, setzten Stützen darunter, zündeten diese an und liessen einen Pfeiler nach dem andern umfallen.* Unterstützt werden diese Angaben durch zwei bildliche Darstel- lungen 1), welche vor der Zerstörung von 1583 angefertigt worden sind. Die eine befindet sich auf dem bekannten Prospekt des Anton Woensam von Worms aus dem Jahre 1531 2), die andere auf einem kolorierten Prospekte aus dem Jahr 1570, welcher im ß^ölner Stadt-Archive auf- bewahrt wird. Beide Abbildungen bieten in der Manier ihrer Zeit eine perspektivische Ansicht, sind also nur für den Centralbau zu verwerthen. Doch hier treten ganz bedeutende Abweichungen hervor. Während der Holzschnitt des Anton von Worms eine Rotunde zeigt, welche nur im Osten ein Rundfenster hat, im übrigen zweitheilige gothische Fenster mit dem frühgothischen Kreis als Abschluss, lässt der andere das Ok- togon deutlich hervortreten, sowie die Rundfenster und den Rund- bogenfries. Unstreitig verdient letztere Darstellung den Vorzug aus dem Grunde, weil dieselbe mit dem Inhalte der oben erwähnten Urkunde übereinstimmt. Auch sprechen zu Gunsten dieser Abbildung, 1) Die älteste bildliche DarstelluDg des Heribertsmünsters befindet niefa auf dorn Deutzer Wappen. Dasselbe zeigt das Heribertsmünster inmitten des römischen Castrums mit der UebersohrifL „opus arcbiepisoopi Coloniensis*' in einer für ansere Zwecke za freien Darstellung. Die Entstehung dieses Siegels, wovon eine spätere Nachbildung sich in dem Kölner Stadtarchiv befindet, fällt aller Wahrscheinlichkeit nach in die Zeit von 1230—1240. 2) Das sehr defekte Original dieses berühmten Holzschnittes wird im Mu- seum Wallraff-Richartz zu Köln aufbewahrt, in weitem Kreisen bekannt durch die Bearbeitung von Levy-Elkam. Neuerdings herausgegeben von J. J. M e r 1 0 als Beilage zu dessen Schrift *Köln im Jahre 1531*, Köln 1886. Das HeribertBinÜDster za Dentz und seine Geschichte. 1&5 soweit dieselbe Deutz berührt, noch andere Momente, insbesondere die perspektivische Wiedergabe der niedergelegten Urbanskirche, welche dem im Düsseldorfer Staats-Archive aufbewahrten Aufrisse aus dem Jahre 1808 vollständig entspricht. Aus vorstehenden Angaben und Hülfsmitteln lassen sich für den Grundriss und die architektonische Gliederung des Heribertsmünsters folgende Punkte feststellen. Die Anlage bildete einen Centralbau von ungefähr 24 m lichter Weite. Der innere Kern bestand aus 8 starken Pfeilern, welche oben mit Rundbogen verbunden waren und sich seitlich in 6 Kapellen, drei zu jeder Seite, öflfneten, deren Abschlussmauern 4' = 1,25 m Stärke besassen und mit Lichtöflfnungen versehen waren. Die äusseren Um- fassungsmauern scheinen octogonale Gestalt gehabt zu haben, denn die mehrfach erwähnte Urkunde spricht von „dry muyren, die under den dryn bogen bliven seien''. In der Längenachse lag nach Westen eine viereckige Vorhalle mit dem Eingange, nach Osten ein ziem- lich langgestreckter Chor. Oberhalb der Bogen erhob sich ein Tam- bour mit glatten Seitenflächen, jedoch von Rundfenstern durchbro- chen. Den Abschluss bildete ein Kuppelgewölbe, welches mit einem Bleidache abgedeckt war. Ueber die Art dieses Kuppelgewölbes wissen wir nichts Bestimmtes, ebenso wenig über die Gewölbe der Seitenräume. Zur Aufnahme des Seitenschubs der Kuppelgewölbe führten starke Strebepfeiler an den Aussenkanten des Tambours hinab, wo ihn alsdann einfache Strebemauern aufnahmen und ab- wärts leiteten. Ausserdem waren die glatten Maucriiächen des Tam- bours nach aussen durch einen Rundbogenfries unterhalb des Ge- simses gegliedert. Wären uns Ausbildung und Stellung der alten Pfeiler, welche den Innern Kern ausmachten, bekannt, so könnten wir den Grundriss des Oktogons vollständig wieder herstellen. Leider ist es mir bis jetzt nicht möglich gewesen, der schon vor Jahren angestellten baugeschicht- lichen Untersuchung diesen Abschluss zu geben, obgleich das Ziel so nahe liegt. Die Pfeiler der jetzigen Kirche können für eine Rekon- struction selbstverständlich nicht in Betracht kommen, vielmehr wird es hierzu einer örtlichen Nachgrabung behufs Aufsuchung zweier Pfeiler bedürfen. Diese Nachgrabung jedoch kann nach meiner Berechnung mit geringen Mitteln und ohne Störung des Gottesdienstes an einem Tage erreicht werden, da ja kein Grund vorlag, weshalb man in spä- terer Zeit die Fundamente dieser Pfeiler vernichtet haben sollte, 156 Schwörbel: nachdem man 1583 traurigen Andenkens deren Oberbau zerstört faatte^). Soviel einstweilen über den Gentralbau, welcher in seiner Anlage von dem Aachener Münster, dessen Umfassungsmauern ein regelmässi- ges Sechzebneck bilden, vielfach abweicht und sich mehr der Kirche S. Vitale in Ravenna nähert, dessen Grundriss hier offenbar als Vorbild gedient hat, jedoch mit Vereinfachung der architektonischen Gliederung im Aufbau und Erweiterung des Chores, wie solcher dem Bedürfnisse entsprach; denn statutengemäss zählte der Deutzer Convent 40 Mönche, welche vorwiegend auf die Benutzung des Chores angewiesen waren. 1) Uebcr meine Bemühungen in dieser Beziehung kann ich Folgendes be- richten. Im Januar 1882 machte ich dem Präsidenten des hiesigen Kirchen Vor- standes von meiner Untersuchung Mittheilung und bat um Erlaubniss eu einer eintägigen Nachgrabung in der Kirche, erhielt aber den Bescheid, zunächst die Genehmigung der Königl. Regierung vorzulegen. Infolge dessen trug ich Herrn Baurath van den Brück meinen Wunsch vor, indem ich denselben zugleich von dem bisherigen Ergebniss - meiner Forschung in Kenntniss setzte. Durch dessen gütige Vermittlung erhielt ich auf eine diesen Gegenstand betreffende schrift- liche Anfrage folgende Antwort: Deutz, den 6. März 1882. ;,Ew. Wohlgeboren benachrichtige ich hierdurch ergebenst, dass die Kö- nigliche Regierung mittelst Verfügung vom 28. Febr. or. B. 3768 Ihnen gestattet, behufs Ausführung einer baugeschichtlichen Untersuchung die Fundamente eines Pfeilers in hiesiger kathol. Pfarrkirche bloss zu legen, es hat jedoch zuvor dar hiesige Kirchenvorstand seine Zustimmung zu geben ^ Der Königl. Baurath : V. d. Brück. Trotz dieser günstigen Entscheidung sowie des VerspreohenSt die Unter- suchung nach dem Gottesdienste zu beginnen und am nämlichen Tage zu been- den und den früheren Zustand wieder herzustellen, wurde meine Bitte abgeschla- gen. „Wenn der Kirchen vorstand auch anerkannte", heisst es in der Antwort, „dass diese Nachgrabung von Interesse für historische Forschung sei, so konnte er doch dieselbe wegen der dadurch nothwendig entstehenden Störung des 6ot* tesdienstes nicht genehmigen und beschloss Ablehnung des Gesuches.' Eine gleiche Zurückweisung erfuhr später der Präsident des Vereins von Alterthums- freunden, als er beim hiesigen Kirchenvorstande den Gegenstand von neuem in Anregung brachte. unter diesen Umständen darf man sich nicht wundem, wenn das Resultat meiner Bemühungen längst in die Oeffentlichkeit gedrungen und verwerthet worden ist, wie im Gentralblatt für Bauverwaltung vom 8. April 1882 geschehen. Hoffentlich werde ich bald in der Lage sein, den Thatbestand genauer angeben zu können. K Das HeribertamünBter zu Denis and seine Oeschiohte. 157 Die Ohoranlage mit der Krypta. (Yergl. den Grondriss und L&ngendurchschnitt derselben.) Ueber den Chor sind wir dürftiger unterrichtet als über den Cen- tralbau, doch reichen die darüber erhaltenen Notizen hin, uns der Hauptsache nach ein richtiges Bild davon zu geben. Einen sichern Anhaltspunkt gewährt uns die Krypta unter der östlichen Hälfte des jetzigen Chores. Dieselbe ist ausser den Funda- menten des Centralbaues der allein übrig gebliebene Theil des Heri- bertsmünsters, befindet sich aber zur Zeit in einem völlig verwahrlosten Zustande. Durch ihre Lage einigermassen geschützt, wurde sie dennoch bei jeder Zerstörung, welche die Kirche betroffen hat, in Mitleidenschaft gezogen, am meisten natürlich 1588, nach welcher der einst so stolze Bau 80 Jahre hindurch in Trümmern gelegen hat. Nachdem ihr die Gothisirung des Chores zu Anfang des 16. Jahrhunderts das Licht entzogen hatte, scheint man dieselbe in der Folgezeit nur als Grab- gewölbe der Klosterbrüder betrachtet zu haben. Zu diesem Zwecke wurde an der rechten Seite ein Raum von 1 m Tiefe hergerichtet, desgleichen der Zwischenraum zwischen der Krypta und der erweiter- ten Chorabsis. Bei Erbauung der jetzigen Kirche hat man die Krypta im Westen ungefähr 1 m verkürzt und die schadhaft gewordenen Ge- wölbepartieen nothdürftig ausgebessert ; die alten Zugänge wurden ge- schlossen und von der jetzigen Sakristei aus ein mit Fährlichkeiten verbundener schmaler Zugang geschaffen. Die an den Seiten befind- hchen Grabgewölbe sind jetzt erbrochen und zum Theil ihres Inhalts beraubt, so dass die mit Schutt vermischten Gebeine fusshoch den Boden bedecken, wodurch dem Beschauer ein trostloses Bild der Verwüstung entgegentritt und der Aufenthalt in diesen Räumen, denen der Zutritt von Luft und Licht ohnehin versagt ist, bedeutend erschwert wird. Die Anlage ist dreischiffig und besass von Anfang an nur geringe Dimensionen. Die Längenachse beträgt gegenwärtig 7,19 m, vor ihrer Verkürzung im Westen etwa 8,0 m. Die Querachse, welche jetzt nur 6,08 m besitzt, scheint ursprünglich eine gleiche Ausdehnung wie die Längenachse gehabt zu haben. Denn die vorhandenen, mehr Wand- nischen ähnlichen Kreuzvorlagen hatten früher jedenfalls eine grössere Ausdehnung, wie das Grabgewölbe zur Rechten erkennen lässt, und 158 Sohwörbel: man wird kaum irren, wenn man das griechische Kreuz als ursprüng- liche Grundform der Krypta annimmt. S'yv i^Ä^vj:. 1/ „ VÜL \Ji/_ Vi / . ' \ / _\^ r.vitr::::rÜ:v:^ Die Kreuzgewölbe sind aus Tuffstein solide aufgeführt, während an den Seitenwänden Bruchsteine verwandt sind. Jedes Schiff hat drei Gewölbefelder. Die Säulen, welche die Gurtbogen und Gewölbe- rippen tragen, sind einfach gegliedert. Ihre Kapitale, in Sandstein ausgeführt, bestehen aus Hängeplatte und Schmiege, welche in umge- kehrter Ordnung an den SäulenÄssen wiederkehren. Als Säulenscbafte Das HeribertsmÜDster su Denis und seine Geschichte. 159 dienen Monolithe aus Drachenfelser Trachyt mit abgestumpften Kanten. Ob letztere ursprünglich diese prismatische Form hatten oder, was wahrscheinlicher ist, erst später erhielten, konnte nicht ermittelt wer- den. Eine Gothisirung ist auch an der Absis, die ursprünglich jeden- falls halbrund gewesen, wahrzunehmen. Im Osten hatte die Krypta drei kleine, wahrscheinlich kreisförmige, Lichtöffnungen. Hiernach können wir die östliche Ausdehnung des Chores ziem- lich genau berechnen. Dieselbe betrug ungefähr 16,0 m, bildete also annähernd ein Drittel der ganzen Längenachse, zwei Drittel der Achse des Centralbaues und scheint dem Durchmesser des innern Kerns gleich gewesen zu sein. Was den Chor betrifft, so liess Abt Heinrich von Neuss (t 1512), wie die Klosterchronik erzählt, „den vordem und hintern Theil des Chores verlängern^, d. h. er hat dem bis dahin halbkreisförmigen Chor- abschluss eine gothische Form verliehen, wodurch der Krypta das Licht entzogen wurde. Die Breite lässt sich aus der jetzigen Breite des Chores, welcher auf alten Fundamenten ruht-, leicht ermitteln; die- selbe betrug im Lichten ungefähr 8,0 m. Die Umfassungsmauern waren unten von einer Bogenlaube durch- brochen. Diese Auffassung wird bestätigt durch eine Notiz, welche die mehrerwähnte Klosterchronik von Abt Rupert (1117—1135) berichtet, „er habe den auf Schwibbogen sich erhebenden Chor durch einen wunderbaren Schmuck vollendet^ ^). Hiermit stimmt die Vorschrift in der Urkunde vom 24. Dec. 1382 überein, „dass der Chor wieder auf- geführt und auf die Pfeiler gestellt werden soll, wie er früher gestan- den". Ueber das Gewölbe und die Lichtöffnungen ist uns nichts be- kannt. Seine Höhe kann nicht beträchtlich gewesen sein, weil derselbe auf den uns erhaltenen Abbildungen kaum angedeutet ist. Eine von Gelenius hingeworfene Streitfrage über die Entstehungs- zeit von Chor und Centralbau kann hier nicht übergangen werden. Nach seiner Darstellung^) nämlich hat Erzb. Heribert nur den Chorbau mit der Krypta als Klosterkirche errichtet, sein Nachfolger Pilgrim sodann (1021—1036) ^das nur kleine Heiligthum des Heribert durch Hinzufügung des mittleren Centralbaues erweitert^. Dem widerspricht jedoch die einheitliche Gliederung der ganzen Anlage sowie die lange 1) Choram in monasterio fornicibus erectum tnirabili decore perfecit. 2) De admir. Col. p. 382 „Suocessor Pilegrinus sanctaarium admodum an- gostam adjectione medii circuli ampliavit." 160 Schwörbel: Bauzeit von 1003—1019^ welche wir uns für die Ausfahrung der Chor- anläge allein nicht erklären könnten, zumal dann nicht, wenn die An- gabe Ennens^), der Chor sei von Abt Rupert im 12« Jahrhundert aberwölbt worden, richtig wäre. Einen directen Beweis far den Irr- thum des Gelenius liefert die Notiz in der Elosterchronik, dass schon der erste Abt Fulbert in der Kapelle des h. Johannes d. T. begraben Worden sei. Stammt diese Notiz in ihrer dermaligen Fassung aus dem 16. Jahrhundert, so ist sie nichts desto weniger richtig, denn vom 6. Abt des Klosters wird von erster Hand aus dem 12. Jahrhundert bezeugt, „in capella s. loannis Baptiste ad caput Fulberti, primi abbatis huius ecclesie, sepultus quiescit^. Die genannte Kapelle, welche rechts vom Eingange lag, und mit ihr der Gentralbau müssen also beim Tode des ersten Abtes im Wesentlichen vollendet gewesen sein. Zum Schlüsse noch einige Bemerkungen über die Benennung der Kapellen und Altäre sowie die innere Ausstattung des Heriberts- münsters. Die Kapellen werden nur gelegentlich als Grabstätten der Aebte erwähnt. Sehen wir von der Kapelle des h. Michael, welche stets mit dem Zusätze ,,in claustro*" oder ,in ambitu* angeführt wird, ab, sowie von der Kapelle der h.h. Kosmas und Damian, welche mit dem Zu- sätze ,apud infermitorium'' erscheint, so werden von den sechs Ka- pellen desOktogons nur fünf genannt: 1. die Kapelle des h. Johannes des Täufers, 2. die Kapelle des h. Benedict, 3. die Kapelle des h. Ste- phanus, 4. die Kapelle der h. Helena, 5. die Kapelle des h. Thomas. In der sechsten scheint Erzbischof Heribert, der Stifter des Klosters, seine letzte Ruhestätte gefunden zu haben. In der zuerst genannten Kapelle befand sich auch das Taufbecken, obwohl die Kirche nachweisbar erst gegen Ende des vorigen Jahrhun- derts als Pfarrkirche benutzt wurde. Die Aebte betrachteten sich nämlich von Anfang an als pastores primarii* der Gemeinde. Die hier- aus entstehenden Streitigkeiten mit den Pfarrern, welche besonders gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit aller Heftigkeit geführt wurden, können hier nicht weiter berücksichtigt werden. Altäre werden zehn genannt. Der Hauptaltar war dem gött^ liehen Welterlöser und seiner unbefleckten Mutter geweiht (Lac. Urk. I n. 153). Ausser dem Hochaltar gab es noch zwei Altäre im Chore und einen in der Krypta. Diese waren den h.h. Jungfrauen (altare 1) Ann. d. h. V. H. 13—14 S. 83. Das Heribertsmünster su Deuts und seine Geschichte. 161 virginam), der h. Gertrud und der h. Katharina gewidmet. Unter den sechs Altären des Oktogons mnss einer den Namen des Elosterstifters getragen haben. Erzbischof Heribert nämlich wurde von Papst Gre- gor VIL heilig gesprochen und Erzbischof Anno IL beauftragt, Ober dem Grabe seines Vorgängers einen Altar zu dotiren^). Von durchgreifenden baulichen Veränderungen findet sich ausser der bereits angeführten Gothisirung des Chores in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts keine Andeutung. Bei dem grossen Brande, welcher am 25. Aug. des Jahres 1127 ausbrach und einen Theil von Deutz in Asche legte, hat das Münster, wie von Abt Rupert, welcher diesen Brand als Augenzeuge beschrieben hat, ausdrücklich hervorgehoben wird, keinen Schaden erUtten^). Ueber innere Ausstattung und Verschönerung des Münsters sind gleichfalls nur dürftige Notizen auf uns gekommen. Vom zweiten Abte Rudolf wird berichtet, er habe das Münster durch Gemälde geschmückt und der Kirche eine nach seinem Namen benannte Glocke geschenkt. Abt Heinrich von Neuss liess sämmtllche Glasfenster erneuern. Die übrigen Notizen betreffen den Chor. Diesen hat Abt Rupert „durch einen wunderbaren Schmuck vollendet^, wie die Chronik berichtet, ohne anzudeuten, worin dieser Schmuck bestanden. Vielleicht bietet eine Aufklärung über den Chorschmuck des Abtes Rupert, was vom Abte Heinrich von Neuss u. A. gerühmt wird, dass er nämlich «die Teppiche, auf welchen Bilder aus dem alten und neuen Testamente eingewebt waren, habe wieder herstellen lassen, damit dieselben im Chore aufgehangen werden könnten*. Es ist ja bekannt, dass derar- tige Teppiche, theils aus dem Orient eingeführt, theils in heimischen Klöstern gewebt, schon im frühen Mittelalter zur Ausschmückung der Kirchen verwendet wurden. Der zuletzt genannte Abt hat auch schöne Chorstühle anfertigen lassen. Vortreffliche Paramente erhielt die Kirche durch Abt Hartpern in der zweiten Hälfte des 12. Jahr- hunderts, Franko von Leiten in der zweiten Hälfte des 14. Jahr- hunderts und Wilhelm von Breidbach gegen Ende des 15. Jahr^- 1) Die Dotations - ürkande bei Lac. Urk. 1 n. 224: „Cum enim ibidem tertios anteoessor noster beate memorie Heribertus, eiusdem loci fundator et taior, in eodem videlicet, quod ipse dedicavit, oratorio digne sit tumalatus.^ Die Bezeichnung der Grabstätte als Oratorium passt trefflich für das Oktogon. 2) »Salvamque et incolume reliquisse cum daustro monasterium.'' Hup. de inoendio Toit. c. 4. Abgedruckt im U. Bde. d. Ausg. y. Birckmann. S. 781 ff. a. im Xn. Bde. d. M. G. S. 629 ff. 11 16d Sohworbel: hunderts. Die der beiden zuletzt genannten waren, aus Goldbrokat angefertigt. Der kostbarste Schmuck aber, über welchen keine gleichzeitige Kunde auf uns gekommen, ist der Schrein des h. Heribert Der- selbe gehört zu den hervorragendsten Leistungen mittelalterlicher Qold- schmiedekunst. Was die Zeit seiner Entstehung betrifft, so will man dieselbe mit Erhebung der Gebeine Heriberts im Jahre 1147 in Zu- sammenhang bringen. Doch sind dem vorherrschend romanischen Charakter dieses Schreines schon so viele gothische Motive beigegeben, dass die VoUendung jedenfalls nach dem Jahre 1200 statt gefunden hat^). Eine ausführliche Beschreibung dieses Schreines kann hier nicht gegeben werden. An der einen Schmalseite thront die h. Maria von zwei Engeln umgeben, Christus auf dem Schoosse haltend, auf der an- dern steht der h. Heribert in bischöflichem Ornate, zu beiden Seiten die Personifikationen der Humilitas und der Charitas, über ihm Chri- stus in Halbfigur, die Rechte segnend erhoben. An den Langseiten befinden sich die Figuren der Apostel in sitzender Stellung, dazwischen sind an den Pilastern 14 Propheten in Email ausgeführt Auf dem Satteldache sind Scenen aus dem Leben des h. Heribert in 12 Me- daillons dargestellt Ausser diesem Schreine befindet sich auch der Bischofsstab, der Trinkbecher und ein Chormantel im Besitze der Kirche. Der im 17. Jahrhundert ausgeführte Neubau. Nach der im Jahre 1583 eingetretenen Zerstörung blieb das He- ribertsmüDster fast ein Jahrhundert hindurch in Trümmern liegen. Die fortdauernde Unsicherheit des öffentlichen Verkehrs nach Beile- gung der truchsessischen Wirren, der darauf folgende jülich-klevische Erbfolgestreit mit seinem langen Vor- und Nachspiel, zuletzt der dreissig- jährige Krieg mit seinen entsetzlichen Folgen erklären zum grossen Theil diese lange Verzögerung, doch scheint auch in der Brüderschaft das Bedürfniss zur Wiederherstellung ihres Gotteshauses nicht sehr lebendig gewesen zu sein. Abt und Gonvent waren bei Ausbruch des 1) Der Schrein ist abgebildet bei aus'm Weerth, Eanstdenkm&ler des ohristl. Mittelalters Taf. 44> besprochen III S. 8 f. Sodann im Organ f. christl. Kunst, Jahrg. 1865 n. 19 u. 20. Das Heribertsmüiister za Deute and seine Geschichte. 163 Krieges mit ihrer beweglichen Habe nach Köln geflüchtet^) und hatten eine Zeit lang die Absicht, sich bleibend daselbst niederzulassen'). Nachdem der Abt Nikolaus Yreden den 19. Juni 1594 in Köln gestorben war^), kehrte sein Nachfolger Gerhard Föller mit den Mönchen wieder nach Deutz zurück, traf aber während seiner langen Amtsführung (f 1625) keine Anstalten zum Wiederaufbau der Kloster- kirche, sondern begnügte sich mit Herstellung einer kleinen Kapelle, wo jetzt die Sakristei sich befindet Erst unter dem Abte Johann Hasert (1641—1672) wurde der Bau der jetzt noch stehenden Kirche unternommen und zu Ende geführt. Diese letzte Erneuerung des Heribertsmünsters trägt ganz den Stempel der Zeit, in welcher sie entstanden. Dieselbe zeigt nichts mehr von dem alten Olanze, welcher einst die Lieblingsstiftung Heri- berts umgab, wohl aber manche Unregelmässigkeit. Von einem in festen Formen ausgeprägten Stile kann daher keine Rede sein. In der Gewölbekonstruktion und der Fenster - Architektur vorwiegend spitzbogig, sind an der Fa^ade und Thurmbedachung ausgeprägte Formen der Spätrenaissance angewandt. Das Langhaus hat durch möglichst ausgedehnte Benutzung der alten Fundamente eine eigenartige Gliederung erfahren. Ohne Rück- sicht auf die ursprüngliche Bauform, welche aus der Fremde hierher verpflanzt nie feste Wurzeln geschlagen hat, damals aber gar nicht mehr verstanden wurde, hat man die' Kirche im Westen verkürzt und den gegebenen Raum nach dem Vorbilde der romanischen Basilika in drei Schüfe eingetheilt, welche nicht in dem sonst üblichen Verhält- nisse zu einander stehen. Das Mittelschiff, durch spitzbogige Pfeiler-Arkaden nach den Seitenräumen geöffnet, hat ungefähr die doppelte Höhe der Seiten- schiffe und ist mit Kreuzgewölben überdeckt, deren Gurte und Rippen gleiche Ausbildung haben, welche sich auf Kragsteinen, mit unförm- lichen Pinienzapfen abschliessend/sammeln. Die massiven Pfeiler tragen am Kämpfer einen weit ausladenden Kamies. In den Seitenschiffen tritt der ehemalige polygone Charakter noch deutlich hervor. Die Abschlussmauern bilden ungleich gebro- chene Linien. Von den drei Gewölbefeldern an jeder Seite ist das 1) Herrn, v. Weinsbergs Chronik 1583 u. d. 18. Juli n. 6. Aug. 2) Ebendaa. anter d. 16. Jan. 1584 u. ö. 3) Ueber sein Leiohenbeg&ngniss berichtet ausführlich Herrn, v. Weinsberg. 164 Schwörbel: mittlere ein Rechteck, die beiden andern haben die Gestalt eines Rhombus. An den Ecken sind zur Verstärkung der äussern Strebe* pfeiler unförmliche Filaster vorgesetzt, auf denen Gurte und Rippen aufsetzen. Die Fenster des MittelschilSes sind zweitheilig, die der Seiten- schiffe dreitheilig mit flachem Spitzbogen. Die westliche Abschlussmauer des Langhauses ist schmucklos, jedoch durch zwei spitzbogige Fenster durchbrochen ; der Giebel mit einigen Gesimsbändem versehen und einem Steinkreuze bekrönt, von einer weit ausladenden Volute getragen. Vor dem an dieser Seite vorhandenen Haupteingange befindet sich eine kleine rundbogige Vor- halle. Dieselbe zeigt im Grundrisse 5 Seiten des Achteckig und ist ganz von Hausteinen im Renaissance-Stil aufgeführt. Der Chor hat mit dem Mittelschiffe des Langhauses gleiche Höhe; der Chorabschluss ist aus dem Achtecke gebildet, jedoch mit ungleichen Seiten, woran zum Theil die im Norden angebaute Sakristei, zum Theil eine mangelhafte Technik in der Ausführung die Schuld trägt. Der ganze Raum ist mit drei rechteckigen ,Gewölbefeldem fiberspannt; am Ghorabschlusse sind Spitzkappen angewandt. Gurte, Rippen, Krag- steine und Schlusssteine haben dieselbe Ausbildung wie im Langhause. Die Fenster an der Nordseite sind ausgefallen, die vorhandenen sind zweitheilig. Eine Zuthat des 17. Jahrhunderts sind zwei viereckige Tbürme zwischen Chor und Langhaus mit rundbogigen Fensteröffnungen; der südliche dient zugleich als Glockenthurm. Die Bedachung des Mittelschiffes und Chores istgothisch, die der Thürme im Barockstil ausgeführt ; die Seitenschiffe haben querstehende Satteldächer mit Walm. lieber die Mitte des Chores erhebt sich ein schlanker Dachreiter. Die innere Ausstattung ist dürftig. Altäre, Chorstühle, Kanzel eta stammen sämmtlich aus dem Ende des 17. und dem Anfange des !& Jahrhunderts und sind im Barockstil ausgeführt. Die Grabplatten der im Chore begrabenen Aebte sind fast völlig abgeschlissen ; gut erhalten jedoch die des Johann Häsert, f den 3L Januar 1672, unter welchem die jetzige Kirche erbaut wurde. Dieselbe ist in die Südwand des Chores eingelassen, mit dem Bildnisse des ge- nannten Prälaten geschmückt und besteht aus schwarzem Marmor. Das Heribertsrnflniter sn Donts und seine Geschichte. 165 Glockeninschriften. In dem sOdlichen Mitteltharm hängen drei Glocken: AD • HONOREM • SANOTISSIM^ • DEI • GENITRIOIS • MARI^ • EIVSDEMQVE • PR^CONIS ■ S • lOANNIS • BAPTIST^ ■ ET • S • VRSVL^ - VIRGINIS • AC • MARTYRIS f REVERENDISSIMVS - DOMINVS- D • JOANNES HASERT- ABBAS • MB • FVNDI • CVRAVIT • ANNO • 1662 • lOHAN - LEHR - ME • FE- crr •coLONi.ä: • I662 t Auf dem Mittelfeld Brastbild einer Jungfrau mit dem Sprache SICVT SA6ITTA IN MANV POTENTIS 2. Die grö88te Glocke mit der Aufschrift : MECHTILDIS VOCOR CONVOCO FIDELES ist neu umge- gossen durch BENRIOVS RODENKIRCHEN A - D • 1879 • 3. üeber der ersten hängt eine Glocke mit folgender Inschrift: AD • HONOREM- SANCTISSIM^- DEI -GENITRICIS -VIRGINIS- MARIiE . S • lOANNIS • EVANGEUST^E • ET ■ S - BLASY • MAR- TYRIS t REVERENDISSIMVS etc. wie unter 1. 4. Von den im Dachreiter hängenden Glocken hat die eine 0,56 m Durchmesser und 0,48 m Höhe. Auf dem obern Schriftbande: SANGT HERIBERTVS PATRONVS HVIVS LOCI • CRISTIA- NES VON ONCKEL GAVSZ MICH» Auf dem untern: RrDs^GERHARDVS FOLLER ABBAS TVITIENSlSx ME FIERI FECIT ♦ ANNO DOMINI » 1616 . Beide Zeilen sind getrennt durch einen Fries, in welchem Figu- ren mit Laubwerk verschlungen sind. Unterhalb der Schrift das Wappen des Abtes. 5. Die andere Glocke im Dachreiter hat 0,70 m Durchmesser und 0,63 m Höhe. Die am Hals befindliche Inschrift ist 4zeilig; auf dem Schlagring steht der Name des Giessers und das Datum. Z.l. AD HONOREM S- DEI GENITRICIS VIRG:MARI^ ET S- PATRIS NOSTRI BENEDICTI RMVS d* JcJ" Z. 2. DNVI (?) VITVS ZEILKENS ABBAS ME FIERI FECIT [Engels- kopf] $c7 166 Schwörhel: Z.3. Anno saLVtIs restaVratae {c^qVo paeDeratVs eXeeCItVs bonnaM fKopf] ^ Z.4. TERTIO EXPVGNABAT VIGILANTER ET CONST ANTER, Auf dem Schlagring : M j^Z lOHANN Je/ WIKRAHT Jc7 ME ^ FECIT $c/ ANNO 59 1703 [Engel]. Unterhalb der Schrift befindet sich auf der einen Seite das Brustbild Christi in Medaillonform, auf der andern Seite das Wappen des Abtes. Epilog. Die Umstände, unter welchen die Abteikirche in eine Pfarrkirche verwandelt wurde, bieten baugeschichtlich zwar kein Interesse dar, verdienen aber vom kulturgeschichtlichen Standpunkte eine kurze Er- wähnung. * Westlich von der reich ausgestatteten Abteikirche lag seit uralter Zeit die dem h. Urban geweihte Pfarrkirche. Sie hatte die Form einer dreischiffigen Basilika mit dreiseitigem Chorabschluas. Ein quadrat^i- scher Glockenthurm verlängerte das Mittelschiff im Westen. Dieser Thurm war aus naheliegenden Gründen der Zerstörung am meisten ausgesetzt. Eine solche traf ihn auch 1583. Kaum hatte die Gemeinde denselben mit grossen Opfern ^) wieder aufgebaut, als der dreissigjährig-e Krieg eintrat, in welchem die Kirche, insbesondere der Thurm infolge einer Explosion des darin angehäuften Pulvers abermals zerstört wurde'). Nothdürftig wieder hergestellt, diente sie bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wieder als Pfarrkirche. Nachdem die Oesterreicher sie in ein Magazin verwandelt, war sie so in Unstand gerathen, dass sie für kirchliche Zwecke ohne gründliche Reparatur nicht mehr benutzt werden konnte. Hierzu aber fehlten der Gemeinde die Mittel. Daher 1) Zur Fertigstellung des Thurmes war die Gemeinde genöthigt, ein klei- nes Kapital von etwas über anderthalb hundert Reichsth. bei der Abtei aafzu- nehmen (Düsseldorfer Staats-Arohiv, d. 72 des Deutz betr. Rep.). Das Pfand- objekt umfasste ungeföhr 21 Morgen, welche die Abtei bis su ihrer Auflösung in Besitz behielt. £ine anonyme Anzeige an den Amtmann v. Sand, die Wi»- dereinlösung dieses Pfandobjekts betreffend, konnte nicht wieder verfolgt werden, weil die Beweisstücke nicht beigegeben waren. 2) Kölner Stadt-Arohiv, Rathspr. n. 78 vom 23. Dez. 1632 a. ö. Theatr. Europ. II S. 768 mit einem Kupferstiche von Merian. Das HeribortBxnfinster zu Deatz tind seine Geschichte. 167 gestattete man der Gemeinde, ihren Gottesdienst in der Abteikirche abzuhalten, die Pfarrkirche dagegen zu einer Tabaksniederlage zu ver- miethen. Von dieser Erlaubniss hat die Gemeinde einen so ausgiebi- gen Gebrauch gemacht, dass sie ihre alte Pfarrkirche sogar zu den Gemeindelasten heranzog. Durch eine Verfügung des regierenden Dom- kapitels (d. d. Arnsberg den 14. Juni 1802J hieran gebindert, wandte sie sich an den Fürsten von Nassau- Usingen, welchem das Amt Deutz inzwischen zugefallen war. In der hierauf ergangenen Resolution vom 8. März 1803 heisst es: „Mit Befremden hat man aus der von Bürger- meister und Vorsteher der Stadt Deutz unterm 28. Dec. v. J. über- gebenen Vorstellung und deren Beylagen zu ersehen gehabt, dass die dasige Pfarrkirche aus dem Grunde, weil sie dermalen zu einer Tabaks- niederlage diene, somit bürgerliches Gewerb treibe, mit militärischer Einquartirung belegt und zu allen sonstigen bürgerlichen Lasten an- gezogen werden solle. Da indessen die bemeldete dermalige Vermiethung in der guten, mit Dank zu erkennenden Absicht geschehen ist, um durch das dafür erhaltende Pachtgeld besagter Kirche wieder aufzuhelfen und sie in brauchbaren Stand zu stellen, — mithin solches nicht als Be- treibung eines bürgerlichen Gewerbes angesehen werden kann, und es immerhin unschicklich bleibet, eine Kirche mit Einquartirung zu be- legen oder sie zu sonstigen bürgerlichen Lasten heranzuziehen, so werden die Supplicanten abgewiesen . . . und zur Erstattung der dem Pastor verursachten Kosten angewiesen/ Durch diese Entscheidung ermuthigt, stellte der letzte Pastor der Urbanskirche bei der nassauischen Regierung den Antrag, diese Kirche wieder in Stand zu setzen, zumal die Pfarrei gross, die Mitbenutzung der Abteikirche zu Inconvenienzen führe. Nach dem beigefügten Ko- stenanschlage waren hierzu 2950 Rth. erforderlich, die jährlichen Ein- künfte der Kirche an Zinsen und Grundpachten aber betrugen 52V2 Bth. Da der zum Gutachten aufgeforderte Amtmann das Bedürfniss nicht für dringend hielt, so wurde der Antrag einstweilen abgelehnt und bald auf andere Weise überflüssig gemacht. Durch Aufhebung der Abtei nach 800jährigem Bestehen war der Fürst von Nassau als deren Rechtsnachfolger in den Besitz der Abtei- kirche gekommen. In grossmüthiger Weise aber entäusserte er sich seines Eigenthumsrechtes an die genannte Kirche zu Gunsten der Ge- meinde. „Zugleich wird Euch bekannt gemacht", heisst es in der hierauf bezüglichen Verfügung an den Amtmann vom 10. Jan. 1804, „dass Wir beschlossen haben, solche den dortigen Einwohnern zum 168 Sohwörbel: Das Heribertsmüniter zu Deuiz und seine Geschichte. gottesdienstlichen Gebrauch zu überlassen.^ Auch wurde der Amtmann ermächtigt, die zum Verkaufe ausgebotene schöne Orgel des Franzis- kanerklosters in Brühl, welche Kurfürst Clemens August geschenkt hatte, für die neue Pfarrkirche anzuschaffen, weil die vorhandene sehr schlecht, und die von der Abtei schon 10 Jahre vorher bestellte neue Orgel noch nicht fertig war. Die Orgel der ürbanskirche stellte die Gemeinde auf Antrieb des Amtmanns dem neuen Landesherrn zur Ver- fügung, der sie der reformirten Gemeinde in Wiesbaden überwies. Deutz, 1882. Schwörbel. J. B. Nordboff: Meister Eisenhuth. 169 10. Meister Eleenhuth. V. Seemann's Eunstgewerbeblatt 3 Nr. 7 ^) enthielt jangsthin über die Arbeiten Eisenhuths fdr hessische Landgrafen eine längere Publi- catioDy worin sich an archivalische Nachrichten kunsthistorische Wahr* heiten und gewisse Irrthflmer lehnen; diese zu berichtigen, die ersteren für die allgemeine Kunstgeschichte des Meisters zu verwerthen, sei letzterem noch ein Mal^) ein bescheidener Baum in diesen Jahrbfichern vergönnt. Archivalische Mittheilungen über Künstler und Kunstwerke sind stets verdienstlich und damit leisten auch Geschichtsfreunde, welche den Wandlungen des Kunstlebens, der Technik und Formen auf den oft verschlungenen Pfaden nicht nachgehen oder nachgehen können, der Kunstwissenschaft stets dankenswerthe Dienste. Die ArchivaUen der beregten Publication sind darnach angethan, das bisher gewonnene Lebensbild des grossen westfälischen Künstlers gerade während seiner mehr unstäten als sesshaften Schaffensjahre auszubessern und zu ver- vollständigen; es sind die ersten Jahre nach seiner Heimkehr aus Ita- lien 1585. Er hat darnach nicht, wie ich zuletzt (IV, 38) vermuthete, erst 1588/89, vielmehr schon ein Jahr früher seinen Wohnsitz zu War- burg aufgeschlagen, und daher bleibt die Inschrift eines seiner Werke, worauf sich diese Vermuthung stützte, vorerst noch ein Räthsel. Von der Vaterstadt aus wirbt er in Westfalen wie in Mitteldeutschland um Kundschaft theils auf seinen Reisen, theils durch das Fürwort ein- flussreicher Qönner. Da vollführte er auch, wie seine Kupferbildnisse beweisen, verschiedene Aufträge für die Ferne, und, wie aus den ge- nannten Archivalien hervorgeht, für Hessen, und zwar für beide land- gräflichen Häuser zu Gassei und Marburg. Namentlich wurden von ihm gefertigt und abgeliefert einige Becher und mehrere Denkmünzen mit Bildnissen — wovon leider nichts mehr erhalten oder zur Zeit zu 1) Anlage der Zeitschrift far bildende Kunst (1887) B. 22. 2) Die früheren Artikel sind angegeben Bonner Jahrbb. (1886) H. LXXXII, 136. 170 J. B. Nordhoff: finden ist. Denn auch die im Avers verbildlichte Medaille des Land- grafen Wilhelms IV. hat, wie man schon den Schriftzagen und dem Bildniss ansieht, sicher mit Eisenhuth nichts zu thun. Seine Gönner zu Cassel waren Jost Burgi, Hofuhrmacher (starb 1579), und der Ka- pellmeister Johann Heugell; zu Marburg vertraten seine Sache der Kammersekretair Nicolaus Becker und Johan Wolf^), der Leibarzt und Professor der Medicin. — Letzterer ist vielleicht ein Anverwandter des Renoldus Lupus, dessen Bildniss er 1578 oder 1588 stach (HI, 149). Diesseits der Berge knüpft sich Eisenhuths Künstlerruhm unge- trübt erst an die Paderborner Metallwerke; zu Cassel genoss er an Ehren anderen Meistern nichts vorab und zu Marburg bedurfte er ge« radezu der Fürsprache: Neider und böse Zungen benärgelten ihm eine Arbeit und dadurch seinen Ruf — das bekennt er wiederholt in einem Schreiben an die oberhessische Landgräfin von 1588 29/2. Er hatte ihren Auftrag „deroselben Conterfei'' in Kupfer zu stechen und ngegen gepurliche Zahlung uffs fleissigste zu verfertigen'', in einer Weise erfüllt, „das menniglich, wehr dessen nur Verstandt hat, solchs gewiss loben und nicht im geringsten thatteln oder verachten werden'. Er könne sich nicht genug verwundern, „dass solch Kunststuck, daran ich doch menschmoglichen Vleiss gethao, durch Andere, die der Kunst villeicht unerfahrener, veracht werden will/' Er hofft, die Land- gräfin werde selbst das Stück ihrem Ebenbild ganz ähnlich und ge- mäss finden, „daran nicht das geringste verachten und sich dessen von anderen auch nicht bereden lassen, die der Kunst oder Gelegen- heit keinen Verstandt haben". Indem er so die unberufenen Schwätzer geisselt, bittet er um die Zahlung der ausbedungenen fünfzig Thaler. Eisenhuth war als Künstler sogar in Italien berühmt (III, 145 f.) und das fragliche Bildniss als Stich unstreitig musterhaft; wie man zwischen den Zeilen liest, hefi*tete sich der Tadel wohl an die Natur- treue. Wäre die Aufnahme für den Stich durch andere Hände erfolgt, so hätte Eisenhuth ihnen jedenfalls die Schuld zugeschoben — da nichts davon verlautet, muss er sie selbst an Ort und Stelle gemacht haben; das bestätigt zugleich unsere frühere Aeusscrung, dass Eisen- huth vielleicht schon von 1585 an in Marburg Arbeit und Lohn fand (IV, 138 III, 150), und, wie die in der Urkunde von 1601 (UI, 144) ausgesprochene Bekanntschaft mit einem Kaplan zu Wettesingen ergibt, haben sich seine Verbindungen nach Hessen noch lange erhalten oder 1) Vgl. v. Romme], Geschichte yod Hessen V, 218. Meister Eisenhuth. 171 später wieder erneuert. In den Archivalien verlautet noch das Eine oder Andere darüber, wie EQnstler und Kundschaft verkehrten, das Metall für die Bestellungen aufgebracht, wie letztere vergütet wurden. Gegenstand der Besprechung sind ferner das Haus (vgl. III, 143) des Jasper Eisenhuth zu Warburg von 1524, den man für den Vater des Künstlers ansehen darf (I, 140 III, 143) und das an jenem Hause noch vorfindliche, vermuthliche (Familien-) Abzeichen beider, nämlich ein Eisenhuth mit Visier; dann hätte der Sohn dreierlei Zeichen ge- führt, ein redendes Wappen, die Marke auf dem Fürstenberger Bücher- zeicben (1, 140) und die Namensinitialen A und E. Diese erhielten sich mit den Umrissen von Schild und Helm deutlich auf einem Siegelab- drucke des Meisters und bekräftigen unsere Ansicht von den beiden Paderborner Silberbildern, woran sie zuerst auftauchten (III, 148). üeber das redende Familienzeichen geben hoffentlich noch Siegel näheren Aufschluss. In jener Publication werden Eisenhuth sogar vier Thonkacheln aus dem Schornsteine eines oberhessischen Hauses zugeschrieben, deren Aussenseiten je verschiedene Menschenbilder, doch in gleicher Umrah- mung verschönen ; ja er soll nicht bloss ihr Zeichner, sondern auch der Modelleur sein. In letzterer Eigenschaft kann er entweder die Thonbilder selbst oder das Modell für die Form gemacht haben. Ir- gendwelche Theilnahme Eisenhuths an der Thonbildnerei ist an sich nicht undenkbar; denn wie ich im vorigen Jahre noch an zwei Arbei- ten nachwies (IV, 139), Hess er sich ebenso gern zu kunstgewerblichen, wie metallbildnerschen Vorwürfen herbei ; zu einer Zeit, als der akade- mische Geist die Kunstübung noch nicht in Einzelzweige zerrissen hatte, bewältigte ein einziger Meister leicht mehrere davon, in der kleinen wie in der grossen Kunst ohne Unterschied. Das verhiess dem ganzen Kunstleben eine wunderbare Harmonie in den Stilformen und Maass- verhältnissen (Farben) — indess die spätere Kunst an dem Verluste dieses einheitlichen Gepräges krankte. Auch die dort bildlich wiedergegebenen Kachelbilder, die Einthei- lung und Ausschmückung ihrer Rahmen, sowie gewisse Eigenheiten der FüUungsbilder, z, B. die Früchte am Boden der Erde (terra) er- innern einigermaassen anEisenhuth's Art; doch das Alles und der Auf- enthalt in Hessen genügen nicht, für ihn eine nähere oder entfernte Urheberschaft an jenen Stücken zu begründen. Passt es denn nicht ebenso gut für die deutsche Kunst- und Formenwelt jener Zeit über- haupt? Datiren die Kacheln nicht schon nach 1585, und wenn ihre 178 J. B. Nordhoff; Entstehung auch mit des Meisters hessischem Aufenthalte harmonirt, gab es dann in den schönsten Tagen der deutschen Kleinkunst nicht noch genug andere Hände für formschöne Hafnerarbeit, für die Ent- würfe wie für die Ausführung? Ihre Hauptsitze waren vom 14. bis ins 17. Jahrhundert gerade Franken und Baiern i). Es mangelte doch auf Blättern und in Büchern nicht an Mastern, denen man passende Mo- tive für allerhand Kunstarbeit entnehmen konnte. Können denn hier die Füllungsbilder und der Rahmen stilistisch auf ein und denselben Entwurf, können zumal auf Eisenhuth die trockene Ausschmückung der letzteren und vollends das ungelenke Säulenpaar zurückgehen? Nicht einmal das Figurliche der weit edleren Füllungen stimmt in Auf- fassung und Behandlung mit dem Formencanon des Warburger Künst- lers. Nein Eisenhuth ist weder der Urheber des Entwurfs noch der Bildnerei. Gerade „die bei den menschlichen Gestalten hervortretenden cha- rakteristischen Einzelheiten'', welche als Zeugen angerufen sind, erhe- ben zunächst lauten Widerspruch. Gleich dem ersten Blicke müssen Rahmen und Füllungen einer ganz andern Formenwelt entstammen, als jener Eisenhuths, gleichviel ob diese in seinen plastischen oder malerischen Werken verglichen wird. Weit richtiger sind die Thon- bilder in der Anatomie, weit „antikischer*' ihre Körper und ihre Köpfe, weit regelmässiger ihr Gewandwurf. Eisenhuth liebt lange Gestalten, individuelle Antlitze, kurze Unter-Extremitäten, er hängt vielleicht als der letzte Künstler noch an der Gewandung und Faltenäugelung, die aus den Niederlanden ja auch bei Dürer und Aldegrever nachklangen (III, 151, IV, 137, 141). Wie grundverschieden sind die allegorischen Gestalten des Rahmens und jene, welche Eisenhuth in gleicher Zahl und Anordnung 1589 bei dem Portrait Schrader's anbrachte. Wie hoch überragen seine Bilder den Kachelrahmen in der Lebhaftigkeit der Fi- guren, in der malerischen Anlage und ornamentalen Gruppirung. Wie grossartig und wechselvoll sind seine landschaftlichen Hintergründe, wie majestätisch die Lage der Zweige und Blätter seines Baumschlages (III, 146) gegenüber der gleichartigen Kachelpartie. Kurzum die Thonkacheln sind mit Ausschluss des Rahmens Nach* bilder der vier in Kupfer gestochenen Elemente des H. Goltzius vom Jahre 1586, darin erscheinen das Feuer (ignis), die Erde (terra), das Wasser (aqua) und die Luft (aer) als zwei weibliche und zwei mann- 1) G. Semper, Der Stil A^ 11, 153. Meister Eisenhatli. 173 liehe Menschenfiguren — in Uebereinstimmung nämlich mit dem Ge- schlechte ihrer lateinischen termini. Die vier Blätter und ihre Bildwerke sind längst von Bartsch^) genau beschrieben, und zwar nach einer anderen Serie, als mir gerade zu Gebote steht. Die letztere weicht davon kaum in den Maassen (15 : 21 V2 cm), doch erheblich und zu ihrem Vortheile in der klaren Anzeige des Kupferdruckers und der Blattfolge ab. Blatt 1 : Ignis führt die Unterschrift : H. Goltzius Inventor A^ 1586 — Frederick de Widt excu(dit) ; die Verse des Unterrandes, von welchen Bartsch nur den Anfang copirt, sind meistentheils dem Ovid (Met. I, 26) nachgebildet: Ignea convexi vis et sine pondere coelum (coeli) Emicuit, sammaq(ue) locum sibi legit in arce. 2. bei der terra: Densior his teUus, elementaq(ne) grandia traxit, Et pressa est gravitate sui medioq(ue) resedit. 3. bei der aqua: Undosus latique maris circumfluus humor Ultima possedit solidumq(ue) coercuit orbem. 4. bei dem aar: Proximus est aer illi levitate locoq(ue), Quo Spirant et cuncta et fovent animalia vitam. Diese Vorlagen sind im Thone stellenweise abgeändert, wie es der Zweck, das Material und das Gesammtbild an die Hand gaben. Zunächst nahmen die Allegorien im Thone weit bedeutendere Maasse an, als auf dem Papiere. Damit die Füllungen sich dem Bahmen> welcher als rundbogiges Thor erschlossen ist, ein- und anpassten, sind die oberen Ecken im Halbkreise abgestutzt, es sind die Titelinschriften oben an die Seite gerückt, da sie hier mehr Spielraum und beim For- men weniger Gefahr hatten als zu Häupten, endlich wurde in den Hintergründen nur bei der Aqua der Baumschlag beibehalten, bei dem ASr die Flugvögel und überall die biblische Staffage, z. B. die Her- abkunft des h. Geistes beim Ignis fortgelassen, weil sie sich in verhält* nissmässiger Zartheit wohl schwerlich formen Hessen; aus ähnlichen praktischen Gründen erhielt Ignis eine andere Armlage und wich der Salamander auf die linke Seite. 1) Le Peintre • Graveur. Nouvelle Edition III, p. 100, 101 : „Les quatre morceaox ont 6i6 gravea par un des disoiples de H. Goltzias et boos sa con- duite.« 174 J. B. Nordhoff: Das Rahmenwerk endlich hat mit den Füllungen wohl den Haf- ner, keinenfalls den Entwurf gemein. Abgesehen von dem Architek- tonischen und Ornamentalen ist die Bekrönung des Bogens, ein Mas- karon zwischen den beiden heraldischen Löwen, weitaus die gelungenste und die kraftvollste Partie. Kleinlich und leblos nehmen sich dagegen aus die beiden Qeharnischten zu Seiten des Thores, einförmig unsym- metrisch die vier Allegorien, wachsfigürlich die Menschengestalten. Da mögen die Einzelheiten noch so naturgetreu erfunden sein, das Ganze Bahmenwerk ist eine trockene Gomposition, ein Weckmittel der Lange- weile. So gut wie Eisenhuth verzichtet auch Goltzius auf den Ruhm seines Entwurfes. Dieser ist entweder vom Hafner selbst irgendwel- chem Bildwerke abgeschaut oder von einem Ortsmeister eigens gemacht, oder noch einer Mustervorlage in Blättern oder Büchern entlehnt Die Flaumacher und Musterzeichner waren in der Regel Goldschmiede, Maler, Formschneider oder Tischler ^), die allgemeinen Mustervorlagen waren klein und so angelegt, dass verschiedene Professionen ein und dieselbe für ihre verschiedenen Zwecke verwerthen, sie ihrem Stoffe und der Grösse ihres Werkes anpassen konnten. Gleichwie damals ein Künstler mehrere Kunstzweige in seiner Hand einte, so vermochten wieder verschiedenartige Kunstzweige von ein und demselben Entwürfe oder einer beliebigen Ausführung zu profitiren; so frei, geschickt, er- finderisch und elastisch war damals das Kunstvermögen, so erstaunlich die Kunstfertigkeit; bis ins Kleinste vorgezeichnete Arbeiten gab es so selten, als ein blindes Copiren eines Planes ohne schöpferische Zuthat. Ein offener Rundbogen, ein rundbogiges Nischenwerk zur Aufnahme eines auszuzeichnenden MittelstUckes wie hier, war damals in Deutsch- land gäng und gebe, so für Büchertitel (Holbein), für kleine Einzel- figuren oder Gruppen und daher auch für Portraits — eine Anordnung, welche der Bildhauer ebenso gerne traf, wie der Tischler und der Kleinkünstler überhaupt. Wo auch die Vorlage für den Rahmen zu suchen ist, jedenfalls hat der Hafner dessen Verbindung mit den Füllungen, sicher für letztere die Gestalt des Bildlichen gegenüber den Goltzius'schen Vorlagen und die Grösse der Kacheln bestimmt. Diese besitzen als Erzeugnisse des Kleingewerbes einen Werth, welcher der fränkischen Hafnerarbeit Ehre macht; als solche wollen sie nicht mit dem Maassstabe edlerer Kunst- 1) Vgl. B. V. Eitelberger in der Zeitschrift für bildende Kunst (1876) XI, 81-85. Meister Eisenhuth. 175 zweige, sondern nach den besten ihrer Art beurtheilt sein. Der Pro- cess ihres Werdens war auch nicht so einfach, wie man glauben sollte, — denn obgleich er sich nur in gewissen Stadien klärte, gewährt er im Kleinen immerhin einen lehrreichen Einblick in den damaligen Kunst- betrieb. Am Schlüsse der Publication wird einem Originalentwurfe zu dem Titelblatte für Burgi's später erst erschienenes Werk über Tri- angulation eine Anzeige mit kleiner Abbildung gewidmet und dabei die Vermuthung geäussert, derselbe sei von Eisenhuth nach den Anga- ben des Verfassers skizzirt. — In der That bewegen uns alle Umstände, dieser Vermuthung beizupflichten ; insbesondere schlägt das Landschaft- liche in des Meisters Art und nicht minder das steife Oval der Bild- fläche, welches zugleich Burgi's Bildniss einzufassen bestimmt war. Nicht viel leichter war auch die ovale Bildfläche für Schrader's Portrait i). 1) Anlftsslioh meiner Beecbreibang desselben (IV, 136 ff.) theilt mir Herr E. Wemicke in einem dankenswerthen Sohreiben vom 4. März d. J. mit, »daie es vom Juristen Ludolf Schrader noch ein Kapferstiob-Fortrait giebt, welches der auch in Bucher's Gesch. d. technischen Künste I, 412 und II, 26 erwähnte, ebenfalls aus Braunschweig stammende, Goldschmidt und Kupferstecher Franz Friedrich 1581 (anno aet. 50 des Dargestellten) gestochen hat und das inMart. Friedr. Seidel's Bildersammlung (Fol.) mit Erläuterungen von Geo. Gottfried Küster in Berlin 1751 sub Nr. 42 zum Abdruck gekommen ist. Der Stich ge- hört zu den etwas bessern dieser Sammlung, weicht aber von dem Eisenhuthschen Bilde in mehreren Punkten ab; namentlich hat der Dargestellte ein Barett auf.** J. B. Nordhoff. n. Litteratnr. 1. Das Beil und seine typischen Formen in vorgeschicht- licher Zeit, ein Beitrag zur Greschichte des Beiles von W. Oshorne. Warnatz und Lehmann, Hofhuchhändler. Dresden 1887. 4P mit 19 Tafeln in Lithographie. Bei so überaus grosser Anzahl und Mannigfaltigkeit der in den letz- ten Jahrzehnten zu Tage geförderten prähistorischen Gegenstände, fallt es schon dem Prähistoriker schwer, sich einen Blick über dieselben zu ver» schaffen, so dass immer dringender die Nothwendigkeit an die Fachleute herantritt, in Specialarbeiten einzelne Arten von Hinterlassenschaften der Prähistorie eingehend zu betrachten und systematisch zu ordnen, wie Dr. O. Tischler in Königsberg die Fibeln, Dr. J. Naue in München die Schwerter in Monographien behandelt haben. Allein man dürfte einen Schritt weiter gehen. Während letzgenannte Autoren sich beschränken auf bestimmte, scharf begrenzte Zeitabschnitte der Vorgeschichte, könnte die stufenweise Entwickelung der einzelnen Artefacte von deren Uranfangen bis zur historischen Zeit bearbeitet werden. Einer solchen Arbeit begegnen wir zum erstenmale in dem bezeichneten Werke von W. Oshorne. Es werden darin der Reihe nach sämmtliche bekannt gewordenen Formen des Stein-, des Kupfer*, des Bronze- und Eisenbeiles besprochen und in durch- aus charakteristischen Abbildungen vorgeführt. In recht geschickter Weise hat Oshorne auf die Uebergangsformen von den älteren Typen auf die jüngeren aufmerksam gemacht und — was durchaus nicht so leicht ist — jeder Einzelheit eine besondere Benennung gegeben. Wir haben es mit einer „Entwickelungsgeschichte^ des Beiles im wahren Sinne des Wortes zu thun, die ihren Werth für Culturgeschichte und Forscher erkennen lässt, zu Arbeiten gleicher Methode einladet und insbesondere dem Wunsche Aus- druck gibt: der Verfasser möge recht bald zur Bearbeitung eines zweiten Gegenstandes prähistorischer Zeit übergehen. Neben der systematischen Behandlung des Stoffes sind in dem Werke mannigfache culturhistorische Beleuchtungen in einer Form angebracht, welche bei der wissenschaftlichen Stoffen angemessenen Kürze und Deut- lichkeit des Stils, dem es nicht an Lebendigkeit fehlt, das Werk auch Laien zugänglich macht. Stets wird es für Sammler prähistorischer Gul- turreste ein erwünschter Leitfaden sein, um die überall so häufig vorkom- Carolas Friederiohs, Matronanim monnm. congessit congesta digessit. 177 menden prähistoriscben Beile zu bestimmen and planmässig zn ordnen. In keiner grösseren Büchersammlang der Museen und Alterthumsvereine dürfte ein solches Werk fehlen. Der Preis (10 M.) ist schon in Anbetracht der eleganten Ausstattung und der zahlreichen Tafeln (19 Tafeln mit 186 Figuren in Y2 °^^* Grösse) ein niedriger. Die Tafeln erhalten dadurch noch besonderen Werth, dass die abgebildeten Beile meist Originalzeichnungen aus den bedeutendsten Museen für Pr&historie sind und ein Verzeichniss beigegeben ist, in dem ausser den Fundorten der Exemplare auch die Sammlungen angegeben sind, in denen sich dieselben gegenwärtig befinden. Constantin Eoenen. 2. Garolus Friederichs, Matronarum monumenta congessit congesta digessit . . . Dissert. inaug. Bonn 1886. 46 Seiten. Gross 8^. Im Druck ist die vorstehende Arbeit erst im Juni dieses Jahres er- schienen, zu einer Zeit, wo der Druck meiner Arbeit über den Mütter- oder Matronenkultus bereits so weit vorgeschritten war, dass ich nicht mehr die Möglichkeit hatte, die Dissertation von Friederichs zu benutzen. Die Be- sprechung derselben bringt es ganz von selbst mit sich, dass ich in ein- zelnen Punkten auf meine Arbeit zurückgreifen muss. Ich liefere daher zu derselben in gewisser Beziehung einen ergänzenden Nachtrag. Friederichs giebt keine Geschichte des Matronenkultus, sondern be- gnügt sich damit, die Denkmäler der MatreSf Matronae^ lunones und wie sie sonst noch heissen mögen, zusammenzustellen, wobei er auch die In- schriften der Gottheiten berücksichtigt, welche möglicherweise zu den Müt- tern oder Matronen in irgend einer Beziehung stehen könnten, also die der Fatae^ Farcae^ Süvanae, Lugoves^ Digenes u. s. w. Die Aufgabe, aus der Menge der Monumente eine Geschichte des Kultus zn gewinnen, Über- l&sst er anderen. Er selbst steht auf einem rein negativen Standpunkt, dem er in der kurzen Einleitung Ausdruck giebt : ' quibus {sc. manumerUis) conlatis et pertractatis quae natura sit harum dearum accurate definire ne- queo'; und weiter: ^certa de origine, de genere et ceteris ad Matronarum deammque similium religionem pertinentibus statui non possunt*. Ob die- ser Standpunkt berechtigt ist, darüber zu entscheiden, ist nicht dieses Ortes. Friederichs bringt also die Denkmäler, 494 an der Zahl, zusammen und ho£ft damit die Fundamente zu legen, 'quibus post superstrueretur aedifidum'. Vorausgeschickt ist der Sammlung ein ^ index auctorum', wel- cher 74 Nummern umfasst und chronologisch geordnet ist. Der Werth dieser chronologischen Anordnung leuchtet nicht recht ein. Es sind Ar- beiten darin aufgeführt, welche auf den Matronenkultus doch nur ganz vorübergehend zu sprechen kommen und für denselben eine ganz unter- geordnete Bedeutung haben. Wenn die historische Seite der Behandlung 12 178 Max Ihm: dieses Gegenstandes überhaupt so viel Interesse verdient, so durften die Autoren, bei denen sich die ersten Notizen über diese GötUnnen finden, nicht mit Stillschweigen übergangen werden; so könnt« Garn den mit seiner ^ Britannia', Seiden mit seinen ^Syntagmata de dis Syris' ^) ange- führt werden. Der älteste Autor, welchen Friederichs nennt, ist Spon (1676). Manches lässt sich im Autorenverzeichniss noch nachtragen, das wichtigste ist namhaft gemacht. Was die Lesung der Inschriften anlangt, so vermisst man zuweilen die Benutzung neuerer and besserer Quellen. U. a. sind nicht berücksichtigt Haugs Denksteine des Grossherzogl. Anti< quariums in Mannheim, Jacob Beckers Katalog des Mainzer Museams, Düntzers Verzeichniss der römischen Alterthümer des Museums Wallraf- Richartz in Eöln^), welche im Einzelnen besseres bieten als Brambaclis Corpus der Rheinländischen Inschriften. Geordnet sind die Inschriften nach den Provinzen. An der Spitze steht Rom (1 — 17); es folgen die Donauprovinzen (18 — 55)^), Gallia cis- alpina (56—145), Gallia Narbonensis (146—223), Galliae tres (224—238), Spanien (239—247), Britannien (248—295), die beiden Germanien (296— 494). Von einer weiteren Ordnung ist nicht die Rede, sicheres steht neben unsicherem: daher das digerere im Titel der Arbeit nicht ganz streng ge- fasst werden darf. Die Sndices am Schlüsse der Sammlung bieten übri- gens einen willkommenen Leitfaden. Ausser den Göttern und Göttinnen sind hier die in den Inschriften erwähnten Kaiser, Gonsuln, das Militär - Wesen, die Reliefdarstellungen und Saria registriert. Eine Hauptsache bei einer solchen Denkmälersammlung, wie sie Frie- derichs giebt, ist möglichste Vollständigkeit. Dieser Forderung ist der Ver- fasser nicht ganz gerecht geworden. Zunächst fehlen die ^ anepigrapha ', welche doch auch zu den ^Matronarum monumenta' gehören. Dieselben hätten wenigstens im Register unter den 'imagines dearum' (p. 46) ange- führt werden können, wo sich der Verfasser mit der Bemerkung begnügt *cf. praeterea imagines quae extant apud Barsch, apud Bruce in Lapidario, apud Wylie cett.^ Gerade in archäologischer Hinsicht sind einige dieser Reliefs ohne Inschriften interessant, weil ihre Darstellungen von dem her- gebrachten Typus mehr oder weniger abweichen^). Von den Insohriften der MatreSy Matranaej lunoneSt Stdeviaej Campestres und der Kreuzweg- gottheiten fehlen bei Friederichs hauptsächlich folgende ^) : 1) Zweite Auflage Leyden 1629. 2) Erschien 1885 in dritter Auflage. 3) Dacien im weiteren Sinne mit Einschluss von Istrien und Venetien. 4) Vgl. besonders Nr. 144. 166. 167. 179. 184 meiner Sammlung. 5) Abzusehen ist natürlich von denen, welche der Verfasser noch nicht kennen konnte (19. 100. 285». 312. 384 meiner Sammlung). Garolus Friederichs, Matronaram monum. congessit congeeta digeBsit. 179 2 und 3^), zwei der grossen stadtrömischeD Inschriften der equites 20 and 21, Inschriften an die lunones ans Garpi und Parma, von denen besonders die erste wichtig ist (= Orelli-Henzen 6120). 54 Matronis Braecorium QäUianaHum. 105 StOeivis) etc. = CIL III 1156. 106 Trivis Quadr(ivi8) etc. = Archaeol. epigraph. Mittheil, aus Oester- reich III p. 45. 111 lunonibus etc. = Archaeol. epigr. Mittheil. Y p. 223. 162 Matrabus sacrum etc. = Revue archiol. 1861, 391 *). 163 Matrabus = Bulletin des antiquaires 1872, 161. 213 Itdia Tertia Domesticis = Bonner Jahrb. 59, 40. 327 Matronis Ociocanabus Q. Varianus . . . ^). 399 und 400 dis CampestrUms = CIL Vm 2635. 10760. Bei der Aufnahme der Inschriften unbestimmter Gottheiten (Lugoves, JHgenes etc.) ist der Verfasser nicht konsequent verfahren. Wenn er 407 — 409*) aufnahm, konnte er auch wohl 405. 406. 410 — 413 berücksichtigen; desgleichen 428 {Icotiis\ da er 429 {Olationis) hat n. s. w. Von den 26 Inschriften der Proaumae hat Friederichs nur einen kleinen Theil (470. 473. 481. 485. 488. 489. 491) ß), während über 20 im 'Bulletin des an- tiquaires de France' 1872 p. 101 und 102 verzeichnet sind. Die Inschrif- ten der Parcae sind, so viel ich sehe, vollständig beisammen. Zu denen der Fati oder Fatae sind nachzutragen 496 ^) und 498. 504 hat F. wohl nur deshalb weggelassen, weil hier ausdrücklich Fati mascvli genannt werden. Von den Inschriften der Silvanae (bzw. Silvani) fehlen wieder mehrere: 535 — 541 und 543. Davon sind sicher den Silvanae, nicht den Süvanh geweiht 535 und 536 (= Archaeol. epigr. Mittheil. VI p. 86. 87). 1) meiner Sammlung. 2) Hat auch de Wal, Moedergodinnen n. 5. 3) Publiziert von dem verstorbenen Rector Franz Stollwerck in Uer- dingen in dem Bache *Die celtabisch-römische Niederlassung Gelduba* (üerdin- gen 1877) p. 173 Taf. I n. 16. Im Besitze Stollwercks befanden sich die kleineren Stücke aus dem bekannten Gripswalder Inschriftenfunde. Die grösseren Steine kamen gleich in das königliche Museum nach Bonn, für welches Stollwerck auch die Stücke seiner Sammlung bestimmt hatte (vgl. Gelduba p. 174). Es waren dies ausser dem genannten Votivstein an die Matronae Octocanae und einem an- deren Bruchstück die Insohriftfragmente Brambach GIRhen. 253. 254. 255. 258. Wie ich einer Mittheilung von Herrn Heinrich Mauritz in Uerdingen entnehme, sind die Steine nach dem Tode Stollwercks veräussert und von dem städtischen Museum in Grefe Id für wenige 30 Mark käuflich erworben worden. 4) 138. 137. 133 bei Friederichs. 5) 214. 213. 212. 215. 176. 177. 217 bei Friederichs. 6) Aus Capua; griechisches und lateinisches Distichon CIL X 3812. f 180 Max Ihm: Alles io Allem fehlen bei Friederichs etwa 100 Nnromern. Demge- genüber hat F. allerdings nicht weniger als 31 Denkmäler aufgenommen« welche in meiner Sammlang fehlen. Es fragt sich, ob ich berechtigt war, dieselben ausznschli essen. Ich gehe sie daher hier in Kürze durch. Nr. 19 = Ephem. cpigr. II p. 310 n. 406. Grosse S&ule von Kalk — stein in Karlsburg (Dacien) gefunden. Von Z. 1 und 2 ist erhalten ^ M AR I q Otto Hirschfeld vermuthete d[ea]h{tis) Su[l(evis)'} Maric(is) ^), womit Fri^ — derichs einYerstanden ist, ohne jede Wahrscheinlichkeit. Man vergleicb.^ Hirschfelds eigene Angaben: 'in der ersten Zeile ist D BSV ziemlich sicher; ob zwischen D und B ein oder zwei ßnchstaben ^), ob A oder gestanden, ist fraglich; am Schluss fehlt höchstens ein Buchstabe. Z. 2 könnte C, vielleicht auch 0 oder Q sein\ Den Beinamen Maricae bezieh' Hirschfeld auf den Marosfluss. Suleviae als deae bezeichnet sind bi i jetzt nicht nachgewiesen; desgleichen sind topische Beinamen bei ihnem unbekannt ^). Nr. 28 = CIL III 4174 (aus Savaria). Lesbar sind in der tJeber- lieferung von Schönvisner nur die Worte S€mitatrictbvlis\ und Claudia^ mv^ deren Mittheilung sich daher de Wal (Moedergod. n. 102) begnügt Das erste hat jedenfalls einen sehr problematischen Werth, so dass es sich kann verlohnt, von der Inschrift Notiz zu nehmen. De Wal fasst SemUcUrice^ allerdings als semitarum deae und auch Georges registriert in seinem Lexi- kon das Wort semitcUria als 'Vorsteherin der FusssteigeM Auch die In — Schrift aus Noricum Nr. 34 = CIL III 5524 J{(m) o{ptimo) m(axtino) ei viis semUüms— que^) etc. scheint mir mit den Matronen nichts zu thun zu haben trots der Biviae^ Triviae, Quadriviae. Granz in der Luft schwebt dann Nr. 47 = CIL V 8213 (aus Aqnileja) ;D E A B V S Im JRINTHVSJ 1) Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften (Wien). Phil.- bist. Classe Bd. 77 (1874) p. 385. 2) Mommsen vermnthet d Jlf | Ma- traniae \ L. LucUitis .uxo\iri8 \ dono \ d, d. Die Bemerkung Mommsens dazu: 'titulus perturbatns totus pertinere videtur ad dedicationem factam Matronis' scheint mir zur Aufnahme der Inschrift nicht ausreichend. Uebri- gens hält sie Friederichs für verdächtig und hat ihr, gleichwie den Nr. 92 und 93, im Register keine Stelle angewiesen^). Nr. 151 (mit Fragezeichen) = CIL XII 497 (Aix) bietet nur /// /// /// /// /// /// conservatr /// us H Vy womit meines Erachtens nichts anzufangen ist. Friederichs macht die drei von Fragezeichen begleiteten, etwas orakel- haften Bemerkungen: [Matribus] Gon8ervatr[icib]u8'i — lijmoni conser- vatr[ici\ v. 8, [IJ] m? — .... conserva[e] . . . ? Nr. 156 = CIL XII 659 (Arles), eine vermeintliche Parzeninschrift, deren Ergänzung d[i8] inferis sive [Parldis] sehr zweifelhaft ist. Nr. 190 (mit Fragezeichen) = CIL XII 2436 (bei Chamb6ry), Lesart unsicher. Allmer, Inscr. de Yienne III p. 299 n. 628 hat Mercurio et Marti etc., Hirschfeld ///c/// | //rcurio \ ///matri |. Mommsen ergänzt [Mejrcurio \_et'] Matnls], Nr. 193 = Allmer, Inscr. de Yienne III p. 286 n. 613 (Atlas n. 26973); Fragment aus Albens (bei Chamb^ry) mit /////// IS //////eis Friederichs bemerkt sehr kühn: *restituendum mihi videtur [damin]is [Par]cis*; in der Anmerkung: ^fortasse [Matr^is [Par'jds^ ; und im In- dex p. 40 endlich August ?]is [^Par]ci8. Wenn damit alle Möglichkeiten der Ergänzung erschöpft wären, könnte man billiger Weise nichts gegen die Aufnahme des Fragments einwenden. Friederichs hätte AUmers Be- merkung (III p. 286) berücksichtigen müssen. Derselbe sagt: Tinscription, dont provient ce ft'agment remarquable par la grandeur et la beautö de ses lettres, a certainement appartenn ä un ^difice considärable '. Dasselbe gilt von Nr. 196 = AUmer III p. 297 n. 626 ^) ; Fragment aus St. Innocent mit den Buchstaben . . . ONIS, Friederichs ergänzt natürlich [Matr]onis, während Allmer bemerkt: ^reste d'un Epitaphe qui se lisait sur le fronti- 1) S. p. 9 Anmerkg. 2 (zu Inschr. 92). 2) AÜae n. 269im. 182 Max Ihm: spiee d'nn monument foniraire en forme de temple, elev6 par an affranolii ä ses patron8\ Er ergänzt [patr^onis, Nr. 195 (mit Fragezeichen) = Ailmer III p. 284 n. 612. F. ergänzt wieder sehr kühn; [Mat]r(is) Äug{ustis) [Me]r[curio] . . . ^ während die üeberHeferung lautet . . . RAVG | .... IM . . | MERCA . . . | LICIMD . . . | ...INVS... Nr. 202—204 ans Nimes (CIL XII 3063. 3064. 3066) bieten weiter nichts als zu Anfang Jtm... Nichts hindert, statt Iun[onibus\, wie Frie- derichs will, zu ergänzen lunloni], mag man dabei an die Göttin denken oder an die luno einer Frau. Bei 203 verweist F. überdies auf eine In- schrift aus Nimes, Revue ^pigr. du Midi I p. 405 n. 448, welche der Inno einer Frau gesetzt ist. Nr. 211 = De Wal, Moedergod. n. 59 (aus Reinesius) L- ET IVNO- NIB OB I IMPER-PONI | NEMAVSENSES scheint auch mir sehr ver- dächtigt). Nr. 216^). OADOV von Friederichs wieder sehr kühn zu Qu(idru[biis] ergänzt. (?) Nr. 219 = CIL XII 496 (bei Aix) IVNONI | EX VISV | TREBIA LVCILLA. Ich sehe nicht ein, weshalb man mit Gewalt eine so unge- wöhnliche Abkürzung Itmoni{bii$) annehmen solP), da doch die Ueberliefe- rung lunoni keinen Anstoss bietet. Mit dem gleichen Rechte hätte der Verfasser dann auch die Inschrift von Arles aufnehmen müssen: yl V N 0 N I VERRI\<(- &Escens ET ae /^,MLIA- ATTIC Vgl. Congrfes archöol. de France. 43. Session 1876 p. 244*). Nr. 241 = CIL II 2404 Rebur\rinus \ lapida\nm Ca\staecis \ v. l , [^ .] m. Die hier genannten Gottheiten sind unbekannt. Sie zu den Matronen in Beziehung zu setzen, dazu liegt kein ausreichender Grund vor, da Spanien für diesen Kult so gut wie gar nicht in Betracht kommt. Aus demselben Grunde ist auszuschliessen Nr. 246 = CIL II 3098 (ver- 1) In der Anmerkung bemerkt Friederichs 'fortasse inter falsos et nua- pectos habenduB est titulus*. 2) Das Citat am Rande 'ib. p. 127', das man nur auf die Revue epigr. beziehen kann, ist unrichtig. 3) Der Verweis des Verf. auf die Veronenser Inschrift 57 = CIL V 3234 ist unzutreffend. 4) =: CIL XII 653. Garolus Friederiohs, Matronarum monum. oongessit oongesta digessit. 183 loren) mit der Dedikation LVMlIS. Hier liegt es ausserdem sehr nahe mit Oadias zu yerbessem LYNPHS = Lpmphis» Nr. 258 = CIL VII 261 D M | VSLL. Friederichs ergänzt zwei- felnd d{eahus) M{ah'ihu$)^), Die Inschrift, an sich schon werthlos, war besser wegzulassen, da man bei D M an alles mögliche denken kann {deo Marti etc.). Ebenso war wegzulassen ein noch werthloseres Fragment Nr. 282 = CIL VII 772, das nur die beiden Buchstaben D M ent- hält. Wegen Hühners Bemerkung: 'fragmentum Tix videtur sepulcrale esse propter formam' möchte F. wieder ergänzen d{edbus) M(atnbus). Nr. 261 == CIL VII 346 (Old-Carlisle) mit der Dedikation I((m) o(ptimo) m{äximo) et vik{anis) ist zu streichen. Von deae vikanae ist nicht die Rede^). Nr. 272 = CIL VII 507 LAMIIS- | TRIBVS. Die gespenstischen Laroien haben mit den Matronen doch wohl nichts zu thun. Nr. 302 = Brambaoh, Corp. inscr. Rhen. 108 (Holledorn in Hol- land); Fragment mit ////ON//// ////OCV // Friederichs scheint seine Ergänzung [ilfa/r]on[«^] für absolut sicher zu halten. Nr. 325 = Brambach 299; Fragment mit der Inschrift L- CARmS, in Bürgel gefunden. F. bemerkt dazu ^sine dubio [??] spectant hae litterae ad aram Matronis dedicatam^. Nr. 349 = Bonn. Jahrb. 73, 59 ; Fragment aus Deutz, das Schwörbel so mittheilt HER . . . | GESA ... | R . . . Das Eorrespondenzblatt der Westd. Zeitschrift I p. 4 bietet CESA statt GESA. Schwörbel verweist auf die Matronae Gesahenae. Friederichs setzt mit Recht ein Fragezeichen zu der Inschrift. Nr. 373 = Bonn. Jahrb. 67, 156; Inschrift aus Belgica, deren erste Zeile bei Friederichs lautet [^i]^ [t;]ana2)(us). Diese Lesart beruht auf reiner Conjektur, worüber F. kein Wort verliert. Nach aus'm Weerth steht in Z. 1 ///I//ANAE, und wenn nun auch aus'm Weerth in epigraphicis nicht immer zuverlässig ist, so darf man doch nicht ohne weiteres Buch- staben ändern. Ein Irrthum ferner ist es, wenn F. angiebt, an dem Steine befände sich eine Reliefdarstellung zweier Frauen. Davon steht in dem Bericht von aus'm Weerth nichts. Dieser sagt bloss: in diesem Jahre wurden wiederum bei den weiteren Ausgrabungen zwei Brunnen in Belgica aufgefunden und in einem derselben ebenfalls zwei sitzende weibliche Fi- 1) Ebenso Hübner. 2) Vgl. Matronenkultus p. 36. 184 Max Ihm: goren von rothem Sandstein mit abgeschlagenen Köpfen und die folgende sehr beschädigte Inschrift'. Möglicherweise liegt doch eine Dedikation an die Diana vor (DEANAE), wenngleich aus'nt Weerth bemerkt, daes der vom zweiten Buchstaben (I oder E) erhaltene Rest zu entfernt von dem folgenden A stehe, um unmittelbar daran zu gehören. Nr. 426 = Brambach 604 //// | CMINVS | ///L, in Tetz gefunden, wo auch die Matronen bekannt sind. Selbst wenn es das Fragment eines Matronensteines sein sollte, was F. wieder als sicher anzunehmen scheint, ist und bleibt es werthlos. In der Anmerkung verweist F. auf Brambach 299 (325 seiner Sammlung), ein allerdings ebenso werthloses Fragment (s. oben), Nr. 463 (mit Fragezeichen) = Brambach 723 (aus Erenznach). Z. 1 lautet nach Brambachs Abschrift MAIrI - D. Heep (Bonn. Jahrb. 27, 68) liest MAIrID und erklärt Malt]ri[bus\j Hübner (Bonn. Jahrb. 37, 164) MATRI - Deum. Dazu bemerkt Brambach höchst richtig ^ utrumque incer- tum'. In der Gegend von Kreuznach sind bis jetzt Matronensteine nicht gefunden worden. An sich ist daher die Hübnersche Ergänzung die wahr- scheinlichere (vgl. Bramb. 1667). Nr. 471 (mit Fragezeichen) = Bramb. 14295. Fragment von der Saalburg, im Museum zu Homburg aufbewahrt: Q V I D R T Friederichs giebt q a \ i r \ t. Was damit anzufangen ist, sagt er nicht. Yermuthlich dachte er an Qu[adrivis\. Nr. 484 (mit Fragezeichen) = Bramb. 2070 (aus Ingweiler). D.C.R.DIVIXTA.•ERE^J TIAN' capUa iria V-SJ Ohne erkennbare Beziehung auf den Mütterkultus trotz der capita tria. Damit ist die Reihe der Inschriften, welche in meiner Sammlung fehlen, erschöpft. Ich glaube kaum, dass sich ihre Aufnahme gelohnt hätte. Wenn man freilich solch kühne Ergänzungen ^) als sicher betrachtet, dann könnte man die Zahl der Matronendenkmäler noch um ein erkleckliches vermehren. Friederichs hat femer eine Anzahl Inschriften, die in meiner Sammlung zwar auch erwähnt sind, die ich aber aus bestimmten Gründen nicht besonders numeriert habe. Nr. 70 (bei Friederichs) theile ich unter 1) Umgekehrt findet der Verf. Brambachs Ergänzung in 348 (GIRhen. 440) Maonmio et Äeliano 'audacius*, während dieselbe doch die wahrscheinlichste ist, da ausserdem wohl nur noch lCri8pin]o in Frage kommt. Garolus FriederiohB, Matronaram monum. oongessit oongesia digeBsit. 185 519 mit, 319 unter 320, 355 unter 208, 384 in der Anmerkung p. 142, 413 unter 292, 442 unter 306. 446 bei Friederichs ist zu streichen (vgl. Matronenkultus p. 28); 160 ist offenbar identisch mit 161 (125 meiner Sammlung), 218 mit 220 (118 meiner Sammlung). In den spärlichen Anmerkungen zu den Inschriften bringt Friederichs zur Erkl&ruDg fast nichts neues bei. Den meisten Raum nehmen in den unter den Text gesetzten Anmerkungen die Angaben über die Provenienz ein. DasB dieselben sehr klar und übersichtlich gegeben sind, kann man nicht gerade behaupten. In der Lesart der Inschriften ist vieles zu be- richtigen ^), da, wie schon bemerkt, nicht immer neuere und bessere Quellen benutzt worden sind. Ich hebe einzelnes hervor. Der Name der vicani in der in Näris-les-Baios gefundenen Inschrift 224 ist nicht NERIOMCIENSES, sondern hlERIOMGIENSES ; vgl. Robert Mo'wat, Revue arcbeol. 1878 I p. 188 ^). Der Beiname der Matronen auf dem Kölner Stein 334 (Bramb. 333) ist nicht Vallamneihiaej sondern, wie Düntzer im Katalog des Kölner Museums richtig angiebt, Vällamcteneihiae. Desgleichen steht in 337 Oäl- dinms auf dem Stein, nicht Cadinius, wie Brambach (G. I. Rhen. 343) las. In 402 beruht der Name Taleheniua auf Conjektur. Falsch ist die Ergänzung G[abi]abus auf dem Rodinger Matronenstein 436 (Bramb. 614). Der Raum und die Analogie der übrigen Rodinger Steine verlangen die Ergänzung G[avadi]äbus. Der Beiname Gabiae findet sich auf diesen Steinen überhaupt nicht. Aus demselben Grunde darf in 437 (Bramb. 615) nicht [Giib]iabuSf sondern es muss [Gavadj^us ergänzt werden, möglicher- weise auch [Vatu]iabti8. Zu 309 konnte Bergks Vermuthung Marsacis statt des überlieferten Arsacis wohl erwähnt werden. In 322 ist wohl eher ein männlicher Dedikant anzunehmen, nicht eine Iid(ia) Pusua. Zu 428 = Bramb. 606, wo Z. 1 und 2 überliefert sind ////RONIS | AELIANVS spricht Friederichs in der Anmerkung die Vermuthung aus : ' fortasse legen- dum est Afliäbttö ( aci iarv/c i ^^^^^^^^ ^^^^^ ^^^^ hören, da auf den in Untergermanien gefundenen Matronensteinen nur sehr selten die blosse Bezeichnung der Göttinnen als Matronae ohne Beinamen vorkommt. Eine der kühnsten Ergänzungen, welche Friederichs vorschlägt, ist die der bri- tannischen Inschrift 277 == Ephem. epigr. IV p. 201 n. 680. Auf dem Steine steht : 1) Manches beruht auf Druckfehlern: in 169 ist AdcuUua in einem Wort zu schreiben, desgleichen in 63 Ide und in 184 Matris) in 358 ist zu schrei- ben Qfdetua; in 361 Candidus et PoUemus; in 425 Gratinius Victor et GnUima', in 466 eompetaUbus] in 485 Dodinda. 2) Vgl. de Caumont, Ball, monum. XXI 1856 p. 60. 186 Max Ihm M A T RIBV S CO Der Fundort ist Procolitia. Ich ergänzte zweifelnd Matribus co[hars ? ^). Friederichs schlägt vor Matrüms Co{n) [ventinis] ^) und beruft; sich auf die gleichfalls in Procolitia entdeckten Inschriften der dea nimfa CwenHna^). Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Ergänzung ist doch gar zu gering. Obgleich Friederichs in dem kurzen Vorworte ausdrücklich bemerkt, dass sicheres über den Kult, seinen Ursprung, sein Wesen sich nicht sagen lasse, so hat er doch von dem Wesen der Oöttinnen eine ganz bestimmte Vorstellung und diese giebt er am Schlüsse seiner Arbeit in einer Anmer- kung, die ganz so aussieht, als wäre sie erst nachträglich zugefügt worden (p. 36), zu erkennen. Die Sicherheit, mit der er seine Ansicht vorbringt, stimmt wenig zu seinen Worten in der Vorrede. Er greift wieder auf die Nymphen zurück, wie es vor ihm Jacob Becker u. a. m. gethan haben. Friederichs wundert sich, dass ans Untergermanien nur so wenig Nymphen- steine bekannt sind. Er zählt deren drei, welche er p. 26 (Anmerkg. 4) und p. 36 (Anmerkg.) mittheilt. Dann führt er an, dass die Nymphen auch mit barbarischen Beinamen ausgestattet erscheinen (ßriselicae^ Per- cemes etc.). ^Quibus coromemoratis', schliesst er, Mn dubitationem iam non [?] vocari posse mihi videtur Matronas ex parte idem valnisse in Germaniis ac Nymphas in aliis terris', d. h. also: die Matronen wurden am Rhein als Göttinnen der Flüsse und überhaupt des Wassers verehrt^). Ich muss gestehen, dass ich diesen Beweisgründen gar keinen Werth bei- messen kann, und dass ich diese 'Nymphentheorie' für völlig verfehlt halte. Wenn zufallig bis jetzt in Untergermanien nur so wenige Nymphen- steine bekannt sind ^), wer sagt uns, ob nicht diesem Mangel in den nächsten zehn Jahren abgeholfen wird? Manche von den zahlreichen Quellen der Eifel mögen den Römern bekannt gewesen sein, und es ist anzunehmen, dass die Römer die Oöttinnen dieser Heilquellen, die Nymphen, auch durch Votivsteine ehrten ^). So ist erst kürzlich wieder im Bad Tönnisstein 1) Vgl. CIL VII 653 ^ Matronenkultus n. 366. 2) Im Index ohne Fragezeichen. 3) Vgl. MatronenkultuB p. 96 mit Anmerk. 2. 4) * Silvarum, fluminum, aquarum deae colantar Nymphae . . . eadem loca obtinent in Germania potissimam inferiore Matres vel Matronae' bemerkt der Verfasser. 5) Eine grössere Anzahl ist übrigens in Obergermanien gefunden worden. 6) Vgl. Matronenkultus p. 93 ff. CaroluB Friederichs, Matronamm monam. congessit congesta digessit. 187 im Brohlthal eine Nympheninschrift zn Tage gefördert worden, über welche Prof. Klein in diesem Hefte der Jahrbücher näheres mittheilt. — Anhangsweise erwähne ich hier eine 1880 in Gonsenheim bei Mainz gefundene Nympheninschrift, welche Bonn. Jahrb. 69, 118 in ungenügender Weise mitgetheilt worden ist. Prof. Zangemeister giebt die zuverlässige Lesung im Korrespondenzblatt der Westd. Zeitschrift VI (1887) p. 189 ff. Zeile 1 — 4 des jetzt im Mainzer Museum befindlichen Fragments sind von Z^angemeister unzweifelhaft richtig ergänzt : [Nf/]mphis Latiren[tib']us pro scdfäe [imp{eratoris) C]aes{ari8) M{arci) Ä{ureli) \_Severi Alejxandri. Der Name des Dedikanten ist unsicher. In der 3. und 4. Zeile sind die Worte Severi Alexandri ausgemeisselt, aber die Buchstaben XANDRI noch sicher erkennbar. Das interessante an der Inschrift ist der Beiname der Nym- phen. Gewiss ist darin ein Lokalname zu suchen, wie auch Zangemeister annimmt unter Berufung auf die Nymphae Griselicae u. a. (vgl. Matronen- kultus p. 98. 94). Ebenso stimme ich Zangemeister darin bei, dass eine Beziehung auf Laurentum kaum möglich ist. Gefunden wurde die Stein- platte bei Blosslegung der römischen Wasserleitung, da wo zwei Arme derselben, der eine von Drais, der andere von Finthen kommend, zusam- mentreffen. Bonn. Max Ihm. 3. E. Merim6e, De antiquis aquarum religionibus in Gallia meridionali ac praesertim in Pyrenaeis montibus. Diss. Paris (A. Picard) 1886. 8^. 112 Seiten. Abgesehen von einer Einleitung (p. 1 — 10), worin sich der Verfasser über seine Aufgabe, seine Quellen u. s. w. auslässt, zerfallt die Abhand- lung in zwei Hauptabschnitte. In dem ersten, dem umfangreicheren und wichtigeren (p. 11 — 77), werden die einzelnen auf Gewässer bezüglichen Kulte zusammengestellt. Der zweite enthält in drei Kapiteln (de dis, de cuUor^bus et cultu deorum, de superstitionibus apud aquas etianmunc rema- nentibus) allgemeinere Bemerkungen über die vorher angeführten Götter und ihren Kultus. Der Verfasser beschränkt sich in der Arbeit auf den südwestlichen Theil Frankreichs. Die Resultate, die er erzielt, sind daher auch nur beschränkte und zum Theil problematisch. Immerhin ist die Zusammen- stellung im ersten Abschnitt dankenswerth und, so weit ich die Quellen verfolgen kann, sorgfaltig. Einen Theil der Inschriften hat der Verfasser selbst verglichen. Wenn seine Quellen (Du Mege, Vallentin u. a.) manch- mal nicht sehr zuverlässig sind, so ist ihm hierin keine Schuld beizumessen. Die Eintheilung, welche M6rim6e für seinen ersten Hauptabschnitt gewählt hat> halte ich für wenig glücklich. Er scheidet die Kulte in solche, die 188 Max Ihm: sich auf Qaellen, solche, die sich anf Flüsse, Bäche, Seen und solche, die sich attf warme Heilquellen {aquae calidae) beziehen. Diese Eintheiiong lässt sich nicht durchführen. Bei den Nymphen kann mau doch nicht gut zwischen fanies und aquae calidae (bzw. fontes mediccUi) scheiden. Und dieser Einsicht kann sich auch der Verf. nicht verschliessen. Vgl. p. 10: ^quamquam omnes qui ad aquas pertinent cultns ex eadem religione natos ac^) inter se simillimos fuisse fatemur' etc.; p. 60 giebt er zu, dass Nymphensteiue sowohl apud c^quas calidas, als auch apud oe- teros fimtes gefanden worden seien, hilft sich aber mit dem Argument, dass das erstere öfter der Fall sei, als das letztere. Im ersten Kapitel (de rdigionibus ad fontes pertineniibus) spricht er 1) de fönte Nemauso (p, 12 flF.), 2) de DivonOj Burdigalensi fönte (p. 26 ff.), 3) de Divona Cadurcorwm (p. 31 ff.), 4) de Vesunna Petroeorwrum et de deo Telone. Verf. geht davon aus, dass bei Städtegründnngen die Alten darauf sahen, dass Quellen vorhanden waren*). Solche Quellen wurden nachher als ^(mu£^ xnattu, ijaxdigioi, inwwfioi, als schützende Oenien ver- ehrt. Von den in dem Kapitel behandelten Quellgottheiten ist durch eine grössere Anzahl von Inschriften nur der deus Nemauaus bekannt. Auf 12 Inschriften (p. 17 Anmerkungen) wird er deus Nemausus oder bloss Nemattsus genannt^). Zusammengenannt wird er femer mit dem luppiter qptimus maximus (einmal luppUer optimus maaitnus HeHopclüa- nu8*)), mit Süvanus und dem Lüter pater^)j mit den Lares, der Minerva und den unbekannten Gottheiten ürnia und ÄvicaniiAS ^), An dem fons Nemausus sollen dann nach Härimee noch eine ganze Anzahl anderer Gott- heiten verehrt worden sein, vorab die Nymphen, und das sei ja nicht wunderbar, ^ quippe earum cultus cum reliquis aquarum düs arte eoniunge- batar\ Bei den Nymphen angelangt, entgeht der Verfasser der Versuchung nicht, auch die ' Mütter' heranzuziehen (p. 22) und führt die beiden Mfitter- inschriften von Nemausus an, femer Inschriften der lunones, Parcae^ Proz- aumae etc. Alle diese sollen als« 0€ol naQed^ zugleich mit dem Nemau- sus verehrt worden sein. Auf die Mütter und ihre Beziehung zu den Nymphen kommt der Verfasser p. 62 ausführlicher zu sprechen. Er stimmt so ziemlich mit Friederichs und den anderen überein, ohne doch den Mütter- kultus im entferntesten zu übei'sehen. 'Easdem prope partes', sagt er, ^Galli Matribus assignavernnt, quas Nymphis Bomani Graecive'; und weiter 1) Soll wohl atgue heissen. 2) Cic. de rep. II 6. Serv. ad Georg. II 382. Plin. nat. hiat. 31, 2. 3) Anf einer griechischen Inschrift 6EQ NEMAYCS2. 4) Herzog, Gall. Narb. n. 240. 5) Herzog, n. 241. 6) Herzog, n. 342. E. Merimee, De antiquis aquarum religionibuB in Gallia eto. 189 ^inter deas medicas, at aliqaando Comedovae, Sülevae, Sirona^ aliiqne na- tnrae ac locis addicti genii, ilfa^e^ repon6bantar\ Warum? ^Qaippe qoae aqaarnm salabrium tutelam haberent, apnd quas tituli eamm band semel inventi sant* : ein schlagende^ Orund 1 Was er noch weiter ausführt, kann ich übergehen. Seine Berufung auf ein Eelief aus Les Fumades ist we- nig stichhaltig (ygl. Matronenkultus p. 95), und die Zwischenbemerkung über die Comedovaej Sukvae, Sirona und die cMi geniiy die uns fast sammt und sonders noch sehr dunkel sind, hätte er auch besser unter- drückt. Die Quelle in Bordeaux, welche Divona hiess, ist inschriftlich nicht bekannt, sondern wird nur in einem Oedicht des Ausonius erwähnt (p. 154 ed. Peiper), allerdings mit ganz klaren Worten : S<üve, fons ignote ortu, sacer, älme, perennia VUree, glauce^ profunde, sonore^ tnlimiSy qpace, Salve, ttrbis genius, medieo pctäbüis haustu, Divona Celtarum lingua, fons addite divis. Dass es in der Stadt Gabors, dem alten Divona Cadurcorum^ eine solche heilige Quelle gab, muss nach dem, was M6rim6e ausführt, unsicher bleiben. M6- rim6e möchte einen solchen Quellkultus annehmen, erstens weil es in Ga- bors eine berühmte Quelle giebt (2a fontaine des Chariretuß), deren älterer Name aber unbekannt ist, sodann weil Div-ona von den Eeltologen in der Regel als sandus fons erklärt wird. Eine inschrifbliche Andeutung findet sich nicht. Mit Recht erklärt sich dann der Verfasser (p. 33 ff.) gegen die Be- hauptung BulHots und anderer, dass es in der Stadt der Petrocorier, Fe- sunna^ einen gleichnamigen heiligen Quell gegeben habe. Dazu bieten die beiden Inschriften an die Tutda Vestmna nicht den geringsten Anhalt (ReTue öpigr. I n. 60 und 61). Merim^e leugnet auch eine Göttin Vesunna : in den Inschriften sei nur von der Tutela, d. h. dem Schutzgeist ^) der Stadt Veswnna, die Rede. Von einer Beziehung auf die Yesuna der Italiker will er nichts wissen. Ich meinerseits glaube nicht, dass hier zufällige NMnensähnliohkeit im Spiele ist, wie Merim6e annimmt. Er zieht übrigens zum Vergleich auch die Vesuniahenae heran (vgl. Matronenkultus p. 25 Anmerk. 6). Mehr Anspruch darauf, eine Quellgottheit zu sein, hat ein äeus Tele (p. 37), dessen Name aber durch die 2 Inschriften nicht ganz feststeht. Ein Dorf und ein Quell bei P^rigueux heisst noch heute Toidon (im J. 1313 Tohn). Eine Beziehung auf einen Quell ist daher möglich, aber nicht sicher. Das folgende Capitel (p. 40 ff.) de religionibus ad locus fluvios rivos- gue pertinentibus ergiebt ein rein negatives Resultat. Du M^e hatte 1) Ueber die Tutda als genius loci vgl. Preller, Römische Mythol. 11® p. 202. J 190 Max Ihm: fälschlich (oder absichtlich ?) aaf einer Inschrift Beo \ Garu . . . | nio gele- sen und den Namen der Garumna hier wiederfinden wollen. Nach M6ri- mee steht Deo Carri auf dem Stein, über welchen Gott er sich dann des weiteren auslässt. De BaicoriaOy Äherbelstef Ilurone diis handelt er dann im folgenden Paragraphen. Wegen gewisser Anklänge an topische Namen hat man in diesen barbarischen Gottheiten Flussgötter erkennen wollen. Das ist alles unsicher, und Mdrim^e ist auch weit davon entfernt, diese Hypothesen für unzweifelhaft zu halten. £r bemerkt sehr verständig : Me bis obscurioribus Pyrenaeorum montium genüs fateor nihil nisi ex no- minum antiquorum cum recentioribus similitudine aut ex eorum sensu co- nici posse, quae quidem ratio quam facilem errori ansam praebeat non me fallit\ Denn aus den spärlichen losch riften, welche jene Götter erwähnen, lässt sich schlechterdings nichts schliessen. Im 3. Paragraphen (p. 49 ff.) discutiert der Verfasser die litterärischen Nachrichten der Alten über die heiligen Seen bei Tolosa und das Tolosa- nische Gold (vgl. Strabo IV 1, 13 etc.) und bemerkt p. 53: 'ubi fuerint lacus illi, quaestio est a nostris persaepe agitata, inani tarnen, si dioere fas est, Opera. Nostra quidem aetate neque Tolosae neque in nrbis vicinia lacus est\ Dann kommt er auf die Kulte zu sprechen, die sich an warme Heil- quellen, an denen die Pyrenäen besonders reich sind, knüpfen, und zwar zunächst auf die Nymphen, deren Inschriften, 15 an der Zahl (meistens in den Thermen von Bagnires-de-Bigorre, bei Lez etc. gefunden), er mit- theilt. Im Museum von Auch soll sich das Fragment befinden Num . . . | Man ... I Sacr . . . | Butaen \ t; . s . 2 . m. Merim^e ergänzt Z. 1 Nt4m[phis]^ was ich für sehr unwahrscheinlich halte. Früher wollte man Numini Müh trutn lesen (vgl. Matrouenknltus n. 466). Auch die weitere Ergänzung {b. p, 12) Manu[tiä\ Sacra.,. ^ Riäaen(a) ist sehr gewagt, geschweige denn sicher, wie M^rimee anzunehmen scheint. Wie er sich das Verhältniss der Matres zu den Nymphen denkt, darüber ist bereits oben das nöthige ge- sagt worden. Ausser Nymphensteinen wurden in den Ruinen der Thermen von Bagn^res-de-Luchon drei Inschriften gefunden, welche einen deus Ilwo nennen. Merim^e schliesst daraas, dass auch dies der Schutzgott einer Heilquelle war. Das ist möglich, aber nicht sicher. Den Namen des Gottes hat man in Luchon wiederfinden wollen. Eichtig ist die Bemer- kung (p. 69), dass nicht selten Badeorte mit warmen Heilquellen ihre Namen von Göttern erhalten haben, so Luxeuil-les-Bains von LmsoiuSf N6ris-les-Bains von Nerius, Evaux von Ivavus, Bourbonne-les-Bains von Borvo u. s. w. In den Thermen des bei Luchon gelegenen Dorfes Lez wurde ausser 2 Nymphensteinen die Inschrift gefunden Leai \ deo | C . Sabi | Hort f, Sacaze (Les anciens dieux des Pyr6nees p. 25 n. 77) hält die E. M6rim6e, De antiquis aqaaram religionibus in Gallia etc. 191 dort gefundenen Inscliriften für verdächtig. An einen Qnellgott zu glauben, liegt kein sicherer Grund vor. Das gleiche gilt von dem deus Ilunnus, dem deus Aghon (?), dem Beidrissis (?) und dem dem [H']ariaOy die M6- rim6e noch anführt. Der Name des letzteren steht auch nicht fest. Zwei Inschriften erwähnen ihn : a) . . arixo \ deo | . . . und b) Marti \ . . arixoni \ . . eriania \ v.s .l.m*^). Man hat [H^arixoni und [C]arixoni lesen wollen ; beides ist gleich unsicher. Ueber den zweiton Theil der Arbeit, dessen Inhalt bereites oben kurz angedeutet wurde, lässt sich nicht viel referieren. Es sind allgemeine Be- merkungen über die Namensformen der pyrenäischen Götter, über die sich wenig sicheres sagen lässt, zumal die Lesai*t vieler Inschriften noch gar nicht zweifellos ist ; über die Beziehungen derselben zu topischen Namen ^), über die Namen der Dedikanten, über eine mit Reliefs geschmückte silberne Schale, eine angebliche Gabe an die Nymphen n. s. w., und endlich über noch heute in den Pyrenäen bestehende Spuren heidnischen Aberglaubens. Bonn. Max Ihm. 4. C. Dewitz, Die Externsteine im Teutoburger Walde. Eine ar- chäologisch-kritische Untersuchung. Hierzu 15 Tafeln Autographien. Breslau 1886. In Commissionsverlag der Hinrich'schen Buchhandlung in Detmold. 82 Seiten 8°. Die Externsteine bei Detmold ^), diese altersgrauen Gebilde der Natur und der Menschenhände, sind schon geraume Zeit Gegenstand der Unter- suchung und Forschung und daher auch einer breitschichtigen Literatur geworden. Indess sich ihre Naturgeschichte leicht klärte, ward ihre Eunst- archäologie allmählich ein Inbegriff von Behauptungen und Widersprüchen, von kühnen Hypothesen und gründlichen Erörterungen. Die Grottenräume (Kapelle), die Höhlungen überhaupt und die Sculpturwerke sind langehin 1) Der Stein ist im Museum zu St. Germain, die Buchstaben sind roth bemalt und ergeben folgende Lesung: Marti \ Arixoni | Rianios \ IHons \v,s,l.fn. Ebenso sind die zahlreichen Gypsabgüsse von Insohriftsteinen des Museums alle sehr schön roth bemalt. Mit dieser Ausmalung der Buchstaben, die keineswegs immer richtig ist, hat Herr Salomon Reinach der Wissenschaft einen sehr schlechten Dienst erwiesen; aber er meinte, *pour le public' sei das nöthig gewesen. 2) Zu der dunklen Inschrift Fano \ Heraus | corritse \ he sacrum etc. be- merkt der Verf. p. 85 *Herauscorritsehe utrum deus an locus fuerit dubitari po- test, cum non deo aut deae, sed fano cippus dicetur*. An einen Gott mit so kompliziertem Namen zu glauben fällt schwer; ebenso wenig wird eine lioka- lität darin zu suchen sein (vgl. Matronenkultus p. 98). 3) Ansicht der ganzen Steinreihe von W. Schuch im Maler, u. Romanti- schen Westfalen. A^ zu S. 104 u. 105. 192 J. B. Nordhoff: ihrer einstigen Bestiminang und Benutzung entzogen, gewisse Theile später hinzugekommen, geäudert oder zerstört, und wenn auch einzelne Sculpturen deutlicher die Sprache des Stiles reden, so entfernen sie sich inhaltlich wieder um so weiter von den (historischen) Ideenkreisen der Neuzeit. Erst nach und nach brachte die genauere Betrachtung des Befundes und der Vergleich mit anderweitigen Erscheinungen der Eunstarchäologie, und zwar auf dem Boden gewisser sohriftgeschichtlicher Haltepunkte, mehr Licht in das Gewirre von Behauptungen und Ansichten, oder vielmehr in die Ent- stehung und Bedeutung des ganzen Denkmäler-Gomplexes. Es war daher eine zeitgemässe und lohnende Aufgabe, die Irrwege der seitherigen For- schung als solche zn bezeichnen, ihre dauerhaften Resultate zu best&tigen und zur Grundlage weiterer Aufhellung zu machen. Dewitz lässt mit Recht einzelne müssige Hypothesen bezüglich der Entstehung von vom herein auf sich beruhen, bekämpft sodann die beiden Ansichten, dass die Externsteine eine Anlage der Römer (im Dienste des Mithras S. 15) oder auch der Franken (Karl d. Gr.) seien, und erklärt (mit Maassmann und Giefers S. 8) ihre Hauptwerke für romanische Anlagen der Mönche des Klosters Abdinghof zu Paderborn. Diesen wurde die Stein- gruppe urkundlich 1093 geschenkt und ein Grottenraum enthält die Con- secrationsinschrift 1115^). Dewitz verallgemeinert seine Datirung auch auf Bestandtheile, die sonst einer spätem Zeit zugeschrieben wurden. Seine Arbeit unterscheidet sich vortheilhaft von den meisten früheren dadurch, dass reichlicher, als dort, die allgemeinere Archäologie als Zeuge auftritt, und dass sich das Ganze und Einzelne in genauer Beschreibung und Ab- bildung (15 Autographien) wiederspiegelt. Den letzteren legt er (S. 2) eine hohe Bedeutung bei; denn eine blosse Beschreibung würde „nie ganz ob- jectiv, sondern mehr oder weniger durch individuelle Eindrücke beeinflusst sein^ ; wie mir nun scheint, unterliegt den letzteren eine Zeichnung in dem- selben Maasse, wie eine Beschreibung — es kommt bei beiden doch gleich- viel auf die genaue Betrachtung des Gegenstandes und den Ausdruck an. Hier wie dort bietet doch am Ende nur das Original die Gontrolle. Ist jede Beschreibung ohne Zeichnung fadenscheinig, so gilt sie dem ernsten Forscher, welcher nur Richtiges voraussetzt, so viel wie gar nichts. Und die Zeichnungen : — klagt denn der Verfasser nicht selbst wieder und wie- der^) über die Unzulänglichkeit und Unrichtigkeit der Bildwerke, welche er von den Extemsteinen vorfand ? Statt der noch häufigeren Aussetzungen 1) Sie war noch 1620 bekannt und wurde erst später wieder entdeckt. 0. PreuBS, in d. Zeitschr. für Geschichte und Alterthumskunde, Monster 1872, S. 149, 150. Gleichwohl datirte man 1G21, offenbar aus Nachlässigkeit, die Haaptkapelle mit 1621. Das. S. 151. 2) S. 2, 18, 22, 24, 26, 37, 38, 42, 43, 46, 46, 48, 51, 69, 76. C. Dewitz, Die Mitternsteine itA l^eutoburger Walde. 193 an den Schriften der Vorarbeiter empfahl sich aus verschiedenen Gründen eine allgemeine Kundgabe über die Verdienste oder Missverdienste derselben, oder vielmehr über den Stand der betreffenden Forschung. Es bedurfte auch nicht eines so breiten Apparates, um die Hypothese zu Gunsten der Römer zu stürzen ; dafür, dass sie bei ihren Zügen oder vom Castell Aliso aus die Steine hergerichtet hätten, gibt es weder an denselben ein An- zeichen, noch in der Nähe einen durchschlagenden Fund ; kaum gewahrt man im ganzen Lande ein römisches Steinwerk, es sei denn die ,^ vereinzelte Strecke einer Römers trasse oder etwa eine Uferbefestigung für eine Brücke. Zudem lässt sich das Castell ebenso wenig mehr nach Ringboke oder Elsen (S. 13, 14) verlegen, als das Varianische Blutfeld in die Dörenschlucht (S. 5, 13), oder „in den Theil des Gebirges, in welchem dje Extemsteine sich erheben". In jener Schlucht ist unlängst genug gegraben und gleich- falls nichts gefunden. Ausser den vom Verfasser bezeichneten Lagen des Castells kommen doch noch mehrere an der mittleren Lippe in Anschlag und einige mit erheblichem Gewichte (vgl. bloss Pick's Monatsschrift für die Geschichte V^estdeutschlands 1878 S. 144 fp., 1881 S. 564 f.); ebenso wird das Schlachtfeld auch im Süden dieses Flusses gesucht. Vgl. Hülsen- beck, Paderborner Gymnasial- Programm 1878, wo auch § 11 mit scharfen Beweismitteln den lippischen Gebirgen der Name des Teutoburger Waldes bestritten wird, wovon Dewitz (vgl. S. 3 u. Titel) keine Ahnung zu haben scheint. Auch lagen sich Schlachtfeld und Castell keineswegs nahe (Lütt- gert, Lingener Gymnasial-Programm 1873 S. 11). Keine ernstliche Beach- tung verdiente sodann die Nachricht, Karl der Gr. habe nach dem Siege bei Detmold in der Nähe des Schlachtfeldes eine Kapelle s. adjutorii er- richtet (S. 6), weil darin von den Externsteinen keine Rede ist, und weil deren Sculpturen in Karolingerzeit an Grösse und Technik ihres Gleichen nicht haben; die Nachricht ist an Alter und Inhalt haltlos, ebenso wie gewisse Momente der Dewitz'schen Widerlegung jener Kunstverständigen (S. 78), welche speciell das grosse Relief dem Frankenkönige zuschreiben. War Karls d. Gr. Anwesenheit in Sachsen „niemals von grosser Dauer**, so lässt sich das doch nicht sagen von seinen Missionären, denen gerade die Bau- und Kunstübung anvertraut war; wenn ferner die heidnischen Sachsen gleich nach der Heimkehr der Franken Alles zerstörten, was sie an ihre Unterdtücker erinnerte, wie konnte denn zu Paderborn die von einem Feldobersten Earl's hergestellte Marienkapelle dort noch bis ins toeue Jahrtausend und vielleicht noch weit länger bestehen? (Meinwercus iuxta principale quoque monasterium capeilam quandam capellae in ho- riore s. Mariae virginis a Geroldo Caroii M. Imperatoris consanguineo et signifero constructae contignam . . . construxit . . . Vita Meinwerci ed. Overham 1681 c. 48). Indem der Verfasser für Grotten und Bildwerke eine jgleichni&ssige Entstehung (S. 81) in romanischer Stilzeit fordert, rückt 13 194 J. B. Nordhoff: er diese doch (von 1093 oder) 1115 bis ins 13. Jahrhundert (wie weit?) hinab (S. 77) nnd lässt daran auch Stücke Theil nehmen, welche sonst bereits der Neuzeit zuerkannt wurden. Er mochte empfinden, dass die Ungleichheit zumal der Bildwerke doch auf einer gewissen Zeitverschieden- heit beruhe; und er selbst spricht vereinzelt von Verwitterung, von Ver* ausserungen der Besucher oder spätem Zuthaten (S. 4, 5, 35); namentlich weist das Steinmetzzeichen, welches Dewitz auch den romanischen Werken beizählt (S. 25, 27, 40), von den älteren Zeichen so sehr ab, als es mit jenen des Spätmittelalters und der Neuzeit harmonirt. Es besteht aus geometrischen Elementen der Spätzeit genau wie die Hausmarken und Handwerker- „Merks'* und conj^ruirt in seinem Ober- oder Untertheile mit den Proben, welche E. Friedländer in der Zeitschrift für Geschichte und Alterthumskunde 1872 Nr. 416, 443, 546 (596) beibringt. — Mindestens sehr gewagt erscheint mir die Anwendung von Weingärtners bekannter Hypothese (1860) über die Entstehung des Thurrabaues auf die vormalige Kapelle oben auf dem zweiten Felsen (gen Osten S. 35), denn das Grab Christi, dem sie als Bekrönung oder Abschluss dienen soll, liegt doch (nach Giefers) „vor dem ersten Felsen, am Fusse desselben, wo dieser schon mit Rasen bedeckt ist". Beide stehen also nicht in dem geschlosse- nen „Verhältnisse einer Ober- und Unterkirche". — Sein Schlusssatz (S. 81), dass „sowohl Grotten wie Sculpturen Werke der Paderborner Mönche sind", lässt sich nach dem Wortlaute und dem Geiste einer früheren Aeusserung (S. 70) nur so verstehen, als ob die Väter von Abdinghof nicht bloss die Gönner und Förderer der frommen Werke, sondern auch die Bau- leute und Steinmetzen derselben gewesen wären, um so mehr, als sich dieser Sinn ganz mit der Giefers^schen Ansicht deckt; thellte Dewitz letz- tere nicht, so hätte er das unzweifelhaft bemerkt, wie er ja sonst für ge- gentheilige Ansichten nicht mit Gorrecturen und Widersprüchen spart. Dieser Sinn ist aber in solcher Unbedingtheit und Fülle sicher falsch. Bi- schof Meinwerk von Paderborn, der die Mönche unter seiner Residenz ansiedelte, bediente sich selbst für seine epochemachende Bauthätigkeit wohl nur der Laienhände und sein Biograph, selbst ein Mönch jenes Klosters, welchem (1093) die Externsteine geschenkt wurden, nennt uns unter den Brüdern keine Bauleut« und Steinmetzen — er, welcher uns so eingehend von Meinwerk^s Bauleben erzählt, kennt nur Laien und einmal legt er das geradezu lehrreiche Geständniss ab, Meinwerk habe seinen Künstlern Haus- plätze zu Paderborn angewiesen; und diese lagen an der Westseite von dem Kloster Abdinghof. (Areas autem versus Occidentem ex utraque parte Patherae contiguas, diversis curiae servitoribus et artificibus . . . . depn- tavit. Vita Meinwerci c. 33). Es waren also bürgerliche Handwerker. Da- gegen ist von selbst klar, dass die Paderborner Elosterleute wie als Bau- herrn, so auch als (theoretische) Bauleiter an den Externsteinen wirkten — C. Dewitz, Die Extemsteine im Teutoburger Walde. 195 ja wie ich nächstens darthan will, waren sie es, die im 11. Jahrhunderte die Meinwerk^schen Banerrungenschaften durch Westfalen nach dem Nieder- rhein und bis in die Niederlande verpflanzten. Sie waren 1014, nicht 1015, wie Dewitz S. 6 angibt, nach Paderborn berufen, wahrscheinlich aus Loth- ringen, worin damals die Cluniacenserregel riesige Fortschritte machte (vgl. Hirsch, Jahrbb. d. deutschen Reichs unter Heinrich IL ad an. 1022 III, 234 ff.) nicht aus Clugny, wie ea S. G heisst. Denn dass der Bischof sie von hier in der Begleitung Heinrichs II. mitgenommen habe, widerstreitet dem Itinerar des Kaisers (W. Giesebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiserzeit II A^ S. 613, Westf. Urk.-Buch, Supplement S. 107). Erst durch Meinwerk und diese Mönche erlangt Paderborn als Stätte der Cultur und Kunst die hohe Bedeutung, welche Dewitz irrig schon im 10. Jahrhunderte erblickt (S. 6,70), seitdem „entfaltete sich" nicht in Westfalen (S. 6) die Kunst- thätigkeit, sondern seitdem verbreitete sie sich: glorreich entfaltet war die Baukunst bereits zu (Essen und) Corvey (vgl. Mithoff, Kunstdeukmäler und Alterthüraer im Hannoversehen VII, 225). J. B. Nordhoff. IIL Berichte. Die Antbropologen-Yersammlung Id Nürnberg vom 8. bis 12. August 1887. Der Vorsitzende der Gesellscbaft Geb. Ratb Vircbow eröffnet di» Yersammlung im grossen Saale der Museirms-Gesellschaft um 9 Ubr. £r sagte : Wir sind bier im Herzen von Deutschland. Bevor Columbus di» neue Welt entdeckte und für den Handel neue Wege schuf, waren Nürn- berg und Augsburg die Stapelplätze zwischen dem Norden Europas und dem Süden. Schon in jener Zeit gab es geographisch-anthropologische Bestrebungen. Die thatkraftigen Bürger von Nürnberg, ein Behaim, ein Pirkheimer, haben schon damals mitgearbeitet an der Lösung von Problemen, die uns heute beschäftigen. Die Anthropologie ist ein Inbegriff der zahl- reichsten Forschungen. Wir erfassen, was wir erreichen können, nicht um es zu besitzen, sondern um es zu ordnen und zu erklären. Hier an diesem Ort sind wir veranlasst, an die Geschichte des Kunstgewerbes zu denken. Wie ist der Mensch dazu gekommen, ein Künstler zu werden? Er beginnt mit dem rohesten Werkzeug, aber die Geschicklichkeit der Hand und des Auges nimmt zu. Das Kind legt heute diesen Weg etwas schneller zu- rück. Je mehr ein Volk bei einer gewissen Form beharrt, um so mehr wird es dieselbe schöner zu gestalten suchen. Oft gibt der ZufaU ein neues Muster, welches dann als eine Schöpfung des Geistes erscheint. Die Archäologie der Naturvölker hat ihre Parallele in der Vorgeschichte. Die Leute der Steinzeit kamen zu einer gewissen Höhe der künstlerischen Zeich- nung, wie die Rennthierperiode zeigt. Anfangs wollte man alle diese Dinge für Fälschungen halten, aber die Betrügereien beginnen erst dann, wenn die echten Funde seltener werden. In alten Beständen des Britischen Museums hat man jetzt ähnliche französische Höhlen funde entdeckt aus einer Zeit, in der man diese Dinge gar nicht werthschätzte. Die rohen Geräthe sind nicht immer die altern, denn in der Metallzeit kam die Steinarbeit in Verfall. Seit der russische Besitz in Alaska an die Vereinigten Staaten gefallen ist, entdeckte man dort Leute der Rennthierzeit mit niedem Formen der Gesellschaft, deren artistische Entwicklung namentlich in Anwendung der Farben überraschend ist. Vircbow führt zahlreiche neue Funde an, Die Anthropologen-VerBammlung in Nürnberg, vom 8.— 12. August 1887. 197 die eine Eupferperiode auch in Deutschland wie in Ungarn, der Schweiz und der iberischen Halbinsel Termuthen lassen. Das erste Kupfer findet sich in der neolithischen Steinzeit. Die älteste Schicht von Hissarlik zeigt uns diesen Uebergang. Im Lonvre befindet sich ein Idol ans Kupfer aus dem Ruioenfeld von Telho in Südbabylonien, das bis 4000 vor Chr. zu- rückreicht. Die Bronze scheint um 2000 vor Chr. zu beginnen. Hierauf heisst Herr Medicinalrath Merkel die Versammlung im Namen der Königlichen Regierung willkommen, Bürgermeister v. Seiler begrüsst sie im Namen der Stadt, die ohne Akademie und Universität doch für alle geistigen Bestrebungen offenen Sinn habe und durch Gewerbe und Handel mit allen Ländern in Verbindung stehe. Sie habe die erste Polytechnische Schule gegründet und das Germanische National-Museum. Dr. Hagen schildert die geologischen Verhältnisse der Gegend. Nürnberg liegt da, wo der bis 500 m hohe Keupersteilrand sich nach Osten bis an die Pegnitz abdacht. Die Ebene war in der Vorzeit kaum besiedelt, sondern sumpfig, das Juraplatean ist wasserarm, aber wohl 80 Höhlen sind bekannt, in denen der Mensch mit diluvialen Thieren lebte. Esper, Rosenmüller, Graf Münster waren hier die ältesten Forscher. Slavische Stämme erscheinen in Oberfranken im 5. Jahrhundert zum Theil als friedliche Colonen. Redner macht auf die von den benachbarten Vereinen veranstaltete prähistorische Ausstellung im Saale des Gewerbemuseums aufmerksam. Ranke erstattet den Jahresbericht und weist auf die wachsende Anerkennung hin, welche die anthropologische Forschung findet. Baiern hat eine Professur für diese Wissenschaft gegründet, in Mönchen ist eine prähistorische Sammlung ent* standen, das neue Museum für Völkerkunde in Berlin nennt er eine Ruhmes- halle deutscher Forscher. Die deutschen Regierungen haben Verordnungen erlassen gegen unbefugte Ausgrabungen. Es gilt, die Ethnographie der deutschen Stämme zu erkunden und die der Rassen ; wir müssen eine Cen- tralstelle für coloniale Gesundheitspflege haben zur Bildung von Reisenden, in den Colonieen selbst müssen wir selbstständige Beobachtungsstationen errichten. Er nennt einige Arbeiten zur physiologischen Anthropologie, zumal die Virchow's, und schliesst sich seiner Deutung des Schipka- kiefers an. Wichtig erscheint, dass manche niedere Rassen, z. B. die Buschmänner, jüngere Bildungszustände verrathen und dass das Weib über- haupt in mancher Hinsicht auf der kindlichen Form stehen geblieben ist. Dies haben Huschke und der Berichterstatter schon vor vielen Jahren behauptet. Virchow hält eine die Entwicklung hemmende Einwirkung des Weibes auf die männlichen Nachkommen für möglich, weil nicht selten Kinder Mütter werden. Ranke bekennt sich zu der bedenklichen Schluss- folgerung Turn er 's, der in seinen Untersuchungen gefunden haben will, dass es keine Rasse gebe, die in allen Merkmalen niedriger stehe, jede Rasse habe vielmehr ihre Vorzüge und ihre Mängel. Er bekräftigt dieses 198 Sohaaffhausen: Ergebniss mit den Worten: So spricht die Wissenschaft gegenüber der Hypothese. In der Nachmittagssitzung legte Grempler die prachtvollen Funde der fortgesetzten Grabungen von Sackrau vor. Es wurde ein Frauen- und ein Männergrab blossgelegt. Man fand einen Brustschmuck, aus neun halbmondförmigen Goldblechen bestehend, das eine zierte ein Garneol, ferner goldene Armringe und Fibeln, einen goldenen Torques, eine Silber- schnalle, eine Milleüorischale, ein violettes geschliffenes Glas, Reste eines eisernen Schwertes, eine Goldmünze Claudius' II., der 269 bei Naissos in Obermösien die Ostgothen besiegte. Auch ein Stück Seide hatte sich erhalten. Kleinschmidt sagt, der Name Sackrau deute auf eine alte Begräbniss- stätte, das Wort heisse : „gemeinschaftliches Opfer^. Noch heute sei bei den Russen eine Todtenfeier am 40. Tage üblich. Montelius spricht über die hohe Cultur des alten ägyptischen Reiches, die bis zum Jahre 4000 vor Chr. hinaufreicht. So alt ist hier auch die Bronze. Er leugnet den Gebrauch des Eisens in dieser Zeit trotz der Annahme von Lepsius und trotz des vereinzelten Fundes in der um 3000 errichteten Cheopspyramide, in der ein eisernes Werkzeug zwischen den Steiublöcken gefuuden wurde. Auch in Mykene fand Schliemann kein Eisen, wo es im Hinblick auf den zwischen Aegypten und dem vorgeschichtlichen Hellas durch die Phö- nizier vermittelten Verkehr nicht gefehlt haben würde. Es fehlt auch wohl nicht in den Gräbern, weil man es als ein dem Typhon geweihtes Metall für unrein gehalten hat, auch der Rost kann es in dem trockenen Boden des Landes nicht zerstört haben. Ein Franzoso habe mit Stein- werkzengen den Syenit bearbeitet, auch in Mexiko habe man kunstreiche Sculpturen ohne Metall gemacht. Erst im neuen Reiche von 1500 vor Chr. an werde das Eisen in Gräbern häufig, es gebe kein Hieroglyphenzeichen dafür. In den Gemälden ist das Eisen blau dargestellt. Schaa ff hausen bemerkt, dass das ägyptische Wort für Eisen ba-en-pe, Stoff vom Himmel, heisse und auf den Gebrauch des Meteoreisens deute, welches von den rohesten Völkern zu Werkzeugen benutzt wird. Er spricht dann vom Ge- wicht der Bronzekelte, welches beweise, dass sie auch als Geld gedient haben. Schon Boucher de Perthes behauptete dies, indem er Kelte von 80 gr, von 240 (3x80) und von 240 (3x80) beobachtete; V4 der römischen Litra ist 81:86. M. St. de Rossi sagte, dass in Umbrien Stücke von Kelten sich dem römischen Gewichte anschlössen, was Gozzadini bezweifelte. Die Gewichtsbestimmung der Kelte muss darauf Rücksicht nehmen, dass die Alten selbst bei den Münzen es mit dem Gewichte nicht so genau nahmen wie wir, und dass Verschleiss und Oxydation das ursprünglicho Gewicht vermindern oder auch erhöhen kann. Man benutze desshalb zu solchen Untersuchungen vorzugsweise die besterhaltenen Exemplare. In Pompeji waren, wie Nissen berichtet, nicht weniger als 5 bis 6 Gewichts- Die Anthropologen- Yersaminlung in Nürnberg vom 8. — 12. Angust 1887. 199 Systeme in Gebrauch. Manche Kelte sind so klein, dass sie als Werkzeuge nicht gebraucht worden sein können. Die Spartaner hatten Eisenstäbe, die Briten Eisen- und Kppferbarren von bestimmtem Gewicht, die Gallier das Ringgeld. Nach Heuglin benutzt man in Africa eiserne Pfeilspitzen als Geld. Nach Schwein furth gebrauchten die Bogos wie Schaufeln gestaltete Eisen zu demselben Zwecke. Dieser Reisende bildet in den Artes africanae einen eisernen Dächsei der Monbuttu und Apiugi ab, er ist wie ein Hohlkeit gestaltet und hat eine knieförmig gebogene Handhabe aus Holz, es ist das gewöhnliche Beil im nubischen Nillande. Sollte es nicht aus Aegypten hier im Alterthum. eingeführt sein? Es wird vielleicht möglich, aus dem Ge- wicht das Alter der verschiedenen Keltformen zu bestimmen. Der Redner zeigt einen Eelt, der 550, und einen andern von derselben Form, der genau die Hälfte, 275 Gramm wiegt; 546 Gramm ist die alexandrinische Mine, aber auch die olympische und altitalische, von der Y2 ^^^ altrömische Pfund ist. Von diesen Kelten ist der erste bei Köln, der andere bei Kreuznach gefunden, sie haben genau dieselbe Form mit zwei Hohlkehlen und zeigen denselben Grad der Oxydation. Die Form der Kelte lässt auch auf Wanderung der Stämme schliessen, die eigenthümlichen doppelhenkeligen Kelte der iberischen Halbinsel, die in Deutschland fehlen, nach Evans : Anc. Bronze Impl. p. 97 u. 105 aber in England und Irland vorkommen, erinnert an Tacitns (Agricola XI), der es für wahrscheinlich hält, dass die Siluren übers Meer nach Britannien gekommen seien und dort sich niedergelassen hätten. In der Sitzung am Dienstag berichtete zuerst Schaaffhausen über die Herstellung des anthropologischen Katalogs. Er legte den Beitrag von E. Schmid in Leipzig vor nnd stellte die von Hartmann und Rüdinger in nahe Aussicht. Vircbow sprach über die Charakteristik der deutschen Stamme, die sich auch im Häuserbau und in der Dorfanlage ausspreche. Das altsächsische Haus mit seinem Rauchloch wird noch im Westen von Oldenburg gefunden. Wie war das fränkische? An Hausurnen, die das vorgeschichtliche Haus wiedergeben, sind unter dem Dach Zeichen ange- bracht, die man für Rauchabzugslöcher halten kann. Das Gebiet von Bam- berg nnd Nürnberg war zur Karolingerzeit slavisch. Die Franken haben Sachsen und Schlesien für das Deutschthum wiedergewonnen. Virchow empfiehlt Messungen der Militärpflichtigen, wie die badische Gommission sie ausführe. Ammon sagt, auch auf dem Schwarzwald finde man noch Häuser ohne Schornstein, mit Rauchloch. Im alemannischen Hause befänden sich die Wohnung, die Tenne und der Stall unter einem Dach, das Haus stehe mit der Langseite nach der Strasse. Das fränkische Haus steht mit der Giebelseite an der Strasse, Stall und Tenne sind davon getrennt. Diese Typen werden heute noch festgehalten. Zwischen Murg und Kinzig läuft die Grenze beider Volksstämme. Montelius schildert die vorklassische Zeit Italiens. Die Steinzeit ist uns aus Funden von Gräbern bekannt. Die 200 SohaaffhauBen: Bronze hat sich ans dem Süden nach dem Norden, nicht umgekehrt yer- breitet, in Süditalien findet man die prähistorischen Bronzen Griechenlands. Die Gräber von Bologna zeigen den Uebergang der Bronze zum Eisen. Der Einflass der Etrusker zur vorgeschichtlichen Metallcultur Italiens ist noch nicht genügend aufgeklärt* Es ist nicht wahrscheinlich, dass die Etrusker von Norden kamen und zuerst die Poebene besiedelten. Sie sassen früher südlich vom Apennin in Etrurien, und kamen erst später in die Gegend des heutigen Bologna. Die Etrusker kamen nach Herodot aus dem westlichen Asien nach Etrurien. Auch Livius lässt sie erst später nach dem Norden sich verbreiten. Um 1500 vor Chr. gibt es schon einen Bronzehandel Italiens mit dem Norden. Montelius nennt die Bronzecultur in Norddeatschland und Skandinavien eine autochtone, stellt aber nicht in Abrede, dass in vorgeschichtlicher Zeit zwischen Nord und Süd ein lebhafter Handelsver- kehr bestanden hat und Metallobjecte aus den Ländern des Mittelmeera gegen Bernstein umgetauscht worden seien. Er bestreitet die Angabe Hostmanns, dass nur Stahlmeissel die Bronzeornamente gemacht haben könnten. Versuche in Kopenhagen hätten das Gegentheil gezeigt. Die Fibel nennt er die Leitmuschel des Prähistorikers. Tischler spricht über die Technik der alten Bronzen. Versuche haben ihn gelehrt, dasB das Ornament auf denselben mit bronzenen Werkzeugen hergestellt ist, man sieht nicht selten wiederholte Schläge des Werkzeuges. Man sieht die Arbeit des Meisseis, nicht die eines Stempels. Naue spricht über die Aufdeckung von Gräbern zwischen dem Ammersee und Staffelsee. Die altern Gräber liegen im Norden auf Hochplateaus, sie zeigen Bestattung, die jüngeren Leichenbrand. Rollsteine, nicht Erde bilden den Hügel. Die Geräthe bilden einen Uebergang zur altern Hallstattperiode, die Gefasse sind mit Graphit geschwärzt, auch roth bemalt und mit kreideartiger Masse eingelegt. Später schwinden Schmuck und Waffen, es herrschen Gefässe vor, kleine Schalen und Urnen, auch Hängezierrathen mit Klapper- blechen. In der jungem Hallstattperiode giebt es auch Drechslerarbeiten. Die Menscbenreste zeigen ein kleineres und zarteres Geschlecht, als es in den fränkisch-alemannischen Reihengräbem gefunden wird. Eidam schildert die fränkischen Höhlen und die Hügelgräber des Landes; die meisten ge- hören der jüngeren Hallstattperiode an. Ein Schädel mit Scbläfenring hat mehr eine slavische als germanische Gesichtsbildung. Der Verein von Alter- thumsfreunden in Gunzenhauscn (vgl. 43. Jahresb. des bist. Vereins f. Mittel- franken 1887) hat Grabhügel bei Ramsberg, Mischebach und Dittenheim geöffnet. In dem grössten bei Ramsberg fand sich ein Steingewölbe ohne Mörtel ; zwischen den Steinen fanden sich Scherben, im Grabe fehlten diese Gefässe. Auf der Sohle des Hügels lagen die Bronzen den Körpertheilen entsprechend als Ohrringe, Halsring, Brustzierrath, Ai-mringe, Gürtelbeschlag, von der Leiche war nichts mehr erhalten. Die Gefässe, geometrisch ge- Die Anthropologen- Versammlung in Nürnberg vom 8. — 12. Augast 1887. 201 ziert, waren mit Graphit geschwSrzt. Die Schlangenfibel entspricht der jüngeren Hallstattperiode nnd weist auf das 5. bis 4. Jahrh. vor Chr. Ein zweiter Hügel war ohne jede Beigabe, vielleicht ein Opferhügel. Ein Stein in demselben zeigte eine Rinne^ drei andere seltsame durcheinanderziehende eingekratzte Linien, ähnlich der Oghamschrift. Auch ein Gefäss hat sie. Frl. Torma hat solche in Siebenbürgen gefunden. Aus Troja, Cypern, Guriua sind ähnliche bekannt. Sind es Zeichen einer asiatischen Schrift? Die Geräthe eines Grabhügels von Mischebach setzen Ündset und Tisch- ler in das 8. bis 10. Jahrh. vor Chr., also in die reine Bronzezeit. Auch hier sind die Gefasse nicht beigesetzt, sondern zwischen den Steinen zer- streut; sie sind nicht gemalt und ohne Graphit. Wegen Rohheit der Thon- gefässe möchte Eidam die Bronzen für importirt halten. Man fand Spi- ralen, Nadeln, Bronzebuckeln, ein Messer, ein Schieferbeil, eine Pinzette, es fehlen die Waffen. In den Hügeln des Altmühlthals fehlte bisher die Stein- setzung und jedes Metall. Im grossen Hügel bei Dittenheim, der ganz aus Erde besteht, fanden sich zwei schön ornamentirte Urnen beigesetzt, keine Waffen, aber zwei kleine Silbermesser und die Reste eines prachtvollen, zweirädrigen Streitwagens, die Räder mit starken Eisenreifen hatten nur 4 Speichen. Es fanden sich neben Bronzebeschlägen noch Holzreste. Bronze- platten sind kunstreich mit Eisen eingelegt. Er ist in das 5. oder 4. Jahrh. zu setzen. Die Gallier hatten Streitwagen nach Diodor. Nane bildet solche anf sizilianischen Münzen des 4. Jahrh. vor Chr. ab. Das Grab zeigt Bestattung, die um diese Zeit neben der Verbrennung statt- findet. Schiller spricht über ein Hügelgrab bei Kellmünz. Zapf weist auf die Zwerglöcher des fränkischen Jura hin, die einer Untersuchung harren. Am Nachmittag fand unter der lehrreichen Führung des Herrn Dr. Essenwein die Besichtigung des Germanischen National-Museums statt. Den grössten Theil der prähistorischen Alterthümer enthält die Samm- lung Rosenberg, die dem Museum 1881 testamentarisch vermacht wurde und über 4000 Nummern umfasste. Den Katalog mit jetzt 6400 N. hat Fräul. J. Mestorf verfasst. Im Saale der Gewerbehalle hatten die Vereine von Ober- Mittel- und Unterfranken ihre prähistorischen Funde ausgestellt. Da standen zwei Skelette des Höhlenbären, eine Karte erläuterte die prä- historische Zinngewinnung. Die neolithische Zeit war durch Messer und Flachhauer aus Schiefer bezeichnet. Angelgeräthe, Weberschiffchen, Nadeln, sind aus Knochen gefertigt. Aus Bronze sind Schwerter, Dolche, Kelte, Sicheln, Nadeln, Arm- und Beinringe. Eisengeräthe der la Tfene-Periode sind wenig zahlreich. Schläfenringe und Wellenornnment sind specifisch für die slavische Bevölkerung im östlichen Franken. Abends folgte ein Fest in der Rosenau mit einer sehr gelungenen theatralischen Aufführung im Freien. Schon am Vorabend des Congresses hatten Nürnberger Damen in ergötzlicher Weise die Gäste mit einem prähistorischen Kaffee unter- 202 Sc haaf fhau sen: halten. Heute ersohien plötzlich in bengalischem Licht ein Bild der Pfahl- bauzeit. Eine kunstsinnige Nürnbergerin war die Hauptdarstellerin an beiden Abenden und erntete reichlichsten Beifall. Am Mittwoch brachte ein Zug die Anthropologen und ihre Damen nach Bamberg. Zuerst wurde die Stadt durchschritten, der Michaelberg erstiegen und von der Terrasse des Gartens der alten Benedi ctinerabtei die herrliche Rundsicht auf die Stadt genossen. Dann wurde die Gemälde- sammlung daselbst und die prähistorische Sammlung in der Maternkapelle besichtigt, wo die Funde aus den Hügelgräbern vom Dornigberge und manches andere aufgestellt sind. Pfarrer Hermann von Frauendorf hat in den Be- richten des bist. Vereins zu Bamberg 1840, 42 und 46 diese Gräber, die er den Hermunduren zuwies, schon beschrieben. Sie zeigen sowohl Be- stattung als Leichenbrand, nur wenige bildeten eine Grabkammer, die meisten waren lose aufgeschüttete Steinhügel. Ihnen wurden Kelte, Ringe, Spiralen, Nadeln, Schnallen, Fibeln aus Bronze enthoben, aber auch Schwerter und Messer aus Eisen. In den meisten Hügeln lagen die Reste mehrerer Leichen ; bei Kindern fanden sich aus Thon gebrannte Thierfiguren. Häufig waren Pferde- und Schweineknochen als Ueberreste des Leichenschmauses. In einem Schädel steckte noch ein meisselförmiger Kelt. Am Stafifelberg sind die einzelnen Stufen des Berges durch Aufschüttung und Abtragung des Bodens in steile schiefe Ebenen verwandelt, gegen die Hochebene hin ward ein Stcinwall errichtet, der noch heute 3 bis 4 m hoch ist. Auch wurde dem Bamberger Dom mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten ein längerer Besuch zugedacht, ebenso der Bibliothek. Eine reichbesetzte Tafel vereinigte dann die Gesellschaft und ein Gartenfest in dem beleuch- teten Haine vor der Stadt machte den Schluss. Die Rückkehr fand erst nach Mitternacht statt. In der vierten Sitzung am Donnerstag beschreibt v. Török einen jungen Gorillaschädel, er meint, die Anatomie der Anthropoiden biete keinen Beweis für die Abstammung des Menschen. E oll mann erkennt die Descendenzlehre als die unentbehrliche Grundlage der heutigen Natur- forschung, selbst die Theologen fingen an, sich mit derselben zu befreunden. Der Vorsitzende fasste seine ablehnende Haltung gegen die Descendenzlehre in folgende Worte zusammen: „Hinsichtlich der Abstammung des Menschen ist noch nicht eine einzige Thatsache vorgebracht worden, alles sind theo- retische Deductionen, deren Bedeutung ich nie bestritten habe, aber ich bekämpfe den dogmatischen Standpunkt. Wir stehen nur einer praktischen Frage gegenüber; ein Zwischending zwischen Mensch und Thier ist nie beobachtet worden. Man unterhält sich mit blossen Einfallen, die keinen Werth haben, und wirft Fragen auf, die niemand beantworten kann.'' Hierauf fand die Vorstands wähl statt. Schaa ff hausen wurde für das nächste Jahr zum Ersten Vorsitzenden gewählt und Bonn als Ver- Die Anthropologen- Versammlang in Nürnberg vom 8.— 12. Aug^ust 1887. 208 sammlnngsort. Zu Geschäftsföbrern wurden die Professoren Klein und Rumpf daselbst ernannt. Es folgt darauf der Vortrag von Sepp; er sagt^ die Griechen nannten ihr Gotteshaus ekklesia. Die Deutschen und Briten sagen Kirche, was der Vortragende vom keltischen kirk, Fels, ab- leiten will. Es seien geweihte Bezirke gewesen, die so hiessen. Die ersten Glaubens boten ig. Deutschland waren Iriänder und Schotten, sie waren aus den Druidenschulen hervorgegangen und brachten den Namen der Kirche mit. Auch die Steinkreise, lu denen der Baalstanz aufgeführt wurde, trugen einst diesen Namen, sie hiessen kirn. Vielfach tanaste man noch im Mittel- alter in den Kirchen, in Lübeck bis ins vorige Jahrhundert, in Sevilla ge- schieht es noch jetzt. Die Kirchen sind vielfach in Steinkreisen gebaut worden. In Gilgal bei Jericho errichtete jeder Stamm der Juden einen Stein, der Tempel zu Jerusalem ist in einem Steinkreise erbaut. R. Much schildert die Verbreitung der Germanen vor ihrem Eintritt in die Geschichte. Nach Pytheas wohnten im 4. Jahrhundert v. Chr. Germanen im Norden; nach Caesar und Tacitus hatten ursprünglich Kelten alles Land vom Süden her bis zum Main und dem Nordrand Böhmens und Mährens inne und auch am Niederrhein reichten nach Caesar die keltischen Menapier bis auf das rechte Stromufer hinüber. Die Ortsnamen und Funde sprechen dafür, dass auch das Land zwischen dem Niederrhein, dem Main und den Weserzu- Aussen einst den Kelten gehört habe. Die germanische Lautverschiebung voUxog sich in vorgeschichtlicher Zeit, vor derselben wohnten die Völker nahe zusammen. Die Waal heisst bei Cäsar Vacalus, das ist keltisch, bei Tacitus Vahalis das ist germanisch, bei Sidonius Vachalis. Das c hat den Weg zum h durchgemacht, das Wort muss vor der Lautverschiebung aus dmn Keltischen entlehnt sein. In der germanischen Sage hat sich die Vor- stellung eines grossen Waldes als Südgrenze des Landes erhalten. In der Edda heisst er Myrkvidhr, d. i. Dunkelholz. Dasselbe Wort in altsächsischer Gestalt ist Mirikvidui und bei Tietmar von Merseburg Name des Erzge- birges. Ein anderer Name desselben Gebirges Fergunia ist nach germanischen Lautgesetzen gebildet, Hercyuia ist keltisch, beide sind aus dem älteren Perkunia entstanden. Germanen wohnten in der norddeutschen Tiefebene und im südlichen Skandinavien, sie waren, wie auch Montelius annimmt, die Träger der nordischen Bronze-Cultur. Benedict erläutert an einem Dia- gramm die Messung der Prognathie. Er verlangt eine mathematische Mor- phologie. Waldeyer bemerkt, dass wir in der Untersuchung des Gehirns noch weit zurück seien, dass unsere anatomische Kenntniss meist aus den Secirsälen stamme, wo das Individuum uns unbekannt sei. Man fange an, auf Rasseverschiedenheiten im Gehirnbau aufmerksam zu machen, man werde gewiss auch Familienähnlichkeiten finden. Sehr wichtig seien die technischen Fortschritte in der Conservirung dieses Organs. Ammon berichtet über die Arbeiten der Commissipn für die Statistik der badischen Bevölkerung. Die J 204 Schaaff hausen: roiader massige Grösse der Heerespflichtigen beträgt im Schwarzwald zu- weilen 50 Procent, am geringsten ist sie in der Rbeinebene, wiewohl hier die industrielle Bevölkerung lebt, auf der Baar und im Markgräfler Land. Die Brachycephnlie herrscht in den 15 bisher antersuchten Bezirken vor. Dolichocephalie ist häufiger bei den Grossen, Brachycephalie dreimal so häufig bei den Kleinen. Es gibt keine Beziehung zwischen dem dS^opMndex und der Haarfarbe, auch keine zwischen der Eörpergrösse und Farbe. Ver- erbung zeigt sich besonders in Betreff der Grösse, sie macht sich bei ver- schiedenen Eltern oft in gekreuzter Richtung geltend. Schaaff hausen zeigt das Bild eines bei Glogau gefundenen fossilen Hhinoceroshornes. Manche glauben, dass es ein aus Sibirien verschlepptes sei, da ein ähn- licher Fund in Deutschland bisher nicht gemacht wurde. Diese Hörner wurden in Nord-Asien, wo sie abgelöst vom Schädel des fossilen Thieres gefunden werden, für Vogelklauen gehalten und gaben Veranlassung zur Sage -vom Vogel Greif. Im Norden von Asien ist nie ein Knochen ge- funden worden, der auf einen Riesenvogel deutete, wie sie in Madagascar und Neu-Seeland gelebt haben. In vielen christlichen Kirchen des Mittel- alters wurden sogenannte Greifenklauen aufbewahrt, die aber, insoweit sie noch untersucht werden konnten, nicht Rhinoceroshörner sondern Hörner anderer Thiere z. B. Büffelhörner sind. Das Hörn von Glogau ist hier in V4 Grösse abgebildet. Es lässt sich nicht mehr feststellen, ob die Angabe des Fundes am sumpfigen Ufer eines Nebenflüsschens der Oder richtig ist. Möglich wäre, dass hier das Rhinoceros länger gelebt hat als in anderen Gegenden Deutschlands. Wenn indessen auch die Hornsubstanz nächst den Knochen des thierischen Körpers sich am längsten er- hält, so ist doch in gemässig- ten Himmelsstrichen dieselbe an Resten der vorweltlichen Thiere bisher nie beobachtet worden. Als einen der wichtigsten urgeschichtlichen Funde neuester Zeit be- zeichnet der Redner den in der Höhle bei Spy in Belgien, wo zwei Skelette vom Typus des Neanderthalers gefunden wurden, die wohl den gering- schätzigen Urtheilen über den letztem ein Ende machen werden. Er legt die soeben fertig gewordene Abhandlung von Fraipont und Lohest über diesen Fund vor und macht auf die verschiedenen Merkmale niederer N^- •""^^^V ■^^^ l)ie Antkropologen- Versammlung in Nämberg vom 8.— lä. Aagust 1887. ^ Bildung an diesen Menschenresten aufmerksam. Zuletzt bemerkte er, dass zur Feststellung der Beziehungen zwischen Geistesthätigkeit und körper- lichem Organ vorzugsweise zwei Betrachtungen besonders lehrreich seien, n&mlich die der niedersten Menschenrassen und die der durch höchste Oeistesbefahigung hervorragenden Menschen. Langer zeigte^ dass die Sehädel dreier musikalischen Koryphäen, die von Haydn, Schubert und Beethoven, von sehr verschiedener Form sind. Daraus folgt, dass man die Uebereinstimmung im Gehirnbau wird suchen müssen und die Schädel- form noch von andern Einflüssen abhängig ist. Das Profil von Beethovens SchädelabgusB zeigt von dem der Todtenmaske und dem der Bildnisse er- hebliehe Abweichungen, die in der eiligen Anfertigung des Abgusses ihreti Grund haben müssen. Schillers Schädel schien falsch zu seiü, weil der Umriss der Maske darauf nicht passte. Aber nur der falsche Unterkiefer war die Ursache der mangelnden Uebereinstimmung. Von hohem Werthe für die Anthropologie würde die Untersuchung des Schädels von Sbake* speare sein. Vor zwei Jahren wurde in den amerikamscben und englischen Blättern viel von einer Erhebung der Gebeine Shakespeai^s gesprochen, weil seine zahlreichen Verehrer wissen wollten, welches von den vörkandeneu Bildnissen des grossen Dichters das ähnlichste siei. li) Darmfttadt befindet sich eine angebliche Todtenmaike Shakespeares, für deren Echtheit sehr viele» spricht. Hermann Grimm beschrieb sie und bildete sie ab in der ZMt* Schrift: Künstler und Kunstwerke, II, Berlin 1867. Ich gab auf Wunsch der deuteohen Shakespeare Gesellschaft ein Gutachten darüber im Jahrbücli derselben, X, Weimar 1875. Ein Vergleich derselben mit dem Schädel würde entscheidend sein. Die englische Geistlichkeit hat zu einer Eröffnung defr Grabes ihre Bewilligung ausgesprochen, aber der Gemeiiklerath von Strät- ford weigert sieh, dieselbe £U ertheilen. Ein im vorigen Jahi'e von deitt Redner im Interesse der Wissenschaft an denselben gestellter Antrag würde abschlägig beschieden. Hierimt schlössen die Verhandlungen des CongreiBses. Am Freitag fand schon um G^g Uhr die Fahrt in deb fränkischen Jura dareh das sohdne Pegnitzthal statt. Bei Ki'ottentee liierte die ganze Genelflsohaft im Wal4e und nun folgte in Abtheiludgen die Besiöhtigung der umfabgreiohen Höhle, die mit zahllosen Kerzen und Aluminiumliofat erhellt War und mit ihren weiseschlmmemden Decken^ die wie Torhänge herabhiugenj und mit den zierliche]» Säulen, die wie Orgelpfeife^ neben^ einander standen, während auf dem Boden runde Pilse in allen Grössen zu wachsen schienen, einen märchekihaften Eindruck gewährte* Noch einmal sassen Alle in Rupprecbtsstegen an einer festlichen Tafel zusammen. Am' Abend sehloss ein K^lerfest zu Hersbmck den gennssreichen Tag. Schaäff hausen. ^06 Sobnütgent Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien, welche das k. k, österreichische Museum fQr Kunst und Industrie in diesem Jahr für die Zeit vom 19. März his 31. August veranstaltet hat, zählt zu den periodischen Spezialausst«llungen, welche in diesen Räumen alljährlich stattfinden. Der Zweck derselben ist ein vorwiegend praktischer, insoweit die Beeinflussung der modernen Kunst, vor Allem des Kunstgewerbes, das Hauptziel der Veranstalter ist, welche bald aus dem Museums-Vorstande allein bestehen, bald, wie im gegenwärtigen Falle, ans einflussreichen Per- sönlichkeiten, die ihn verstärken. Welch reiche Früchte diese Einrichtungen getragen haben, beweist ein Blick auf die Österreichische, vornehmlich die Wiener Knnstindustrie unserer Tage, die in diesem Museum ihren Aus- gangs- und beständigen Mittelpunkt hat. Neben den praktischen Interessen vertritt es aber auch streng wissenschaftliche, namentlich archäologische, wie manche seiner Ausstellungen und Veröffentlichungen beweisen. Der letztere Zweck trat bei einer Ausstellung kirchlicher Alterthümer, die schon vor 27 Jahren in Wien stattfand, entschieden in den Vordergrund und archäologische Tendenzen haben zumeist die ähnlichen Unternehmen her- vorgernfen, welche in unserer Heimath zuerst in*8 Leben getreten sind, sich immer wiederholt haben, um gegenwärtig in der Grefelder Paramenten- Ausstellung ihre Fortsetzang zu flnden. Im Unterschiede von ihnen hatte die soeben geschlossene Wiener Ausstellung einen ausschliesslich prakti- schen Zweck, denjenigen nämlich, zunächst in Oesterreieh der kirchlichen Kunst durch Vorführung guter alter Vorbilder wieder neue Anregung zu geben. In den Kreisen des Museums, welches über seine nächsten die profane Kunst betreffenden Aufgaben, die weiteren Gesichtspunkte nicht verliert, auch seine kirchlichen Kunst^Obliegenheiten glücklicherweise nicht vergisst, scheint nämlich die Anschauung verbreitet, dass auch in Oesterreieh in dem letzten Jahrzehnt die kirchliche Kunst nicht nur hinter der weltlichen entschieden zurückgeblieben sei, sondern überhaupt viel eher Rücksohritte als Fortschritte gemacht habe. Vortrefflich waren die Anfönge, die sie auch dort zu Lande gemacht hatte, im Anschlüsse vornehmlich an die Anregung, die von der Rheinprovinz und ihrem knnstgeschichtlichen Mittelpunkte, dem Kölner Dome, ausgegangen war. Hervorragende Künstler, anfangs beson- ders Architekten, stellten frisch und begeistert ihr ganzes Können in den Dienst der neuer wachten kirchlichen Kunst. Was sie von tüchtigen Kunst- handwerkern noch vorfanden und zu beeinflussen vermochten, unterstützten sie zur AusfEihrnng der zum Theile grossen und lohnenden Aufgaben, die ihnen von hohen Gönnern und unternehmenden Gorporationen gestellt Die Ausstellang kirchlicher Kunstgegenstande in Wien. 207 wurden. Die mittelalterlichen Kunstwerke, zunächst die der Architektur, wurden grundlich erforscht und studiert, die neuen Bauten, die sich an sie anschlössen, fingen bald an, ihren Geist zu athmen. Die dienenden Künste folgten schnell nach, auch die Kleinkünste. Mögen letztere durch den allzugrossen Einfluss der Baumeister von der Architektur vielfach allzu abhängig, die Nachahmungen alter Formen in manchen Fällen allzu sklavische gewesen sein, die besten Leistungen aus den fünfziger und sechziger Jahren verdienen alle Anerkennung, weil sie hohen Ernst und edles Streben verrathen. Leider zogen die begabtesten Meister allmählig vom Gebiete der kirchlichen Kunstthätigkeit sich zurück« Lohnender waren die Aufgaben, welche die profane Kunst ihnen stellte, denn diese suchte sich bald der glänzenden Erfolge, welche auf dem kirchlichen Kunstgebiote unverkennbar vorlagen, zu bemächtigen. Dank den Mitteln über die sie verfügte, und der ganzen Zeitströmung, die ihr von oben und von unten entgegenkam, entfaltete sie eine grosse Energie, und in fast zu. schnellem Laufe ging sie auf ihre Ziele los. So gross auch die Zahl der Künstler war, die auf das verlockende weltliche Kunstgebiet übertraten^ der Nachwuchs auf dem kirchlichen blieb noch stark genug, aber der Geist schien ihm immer mehr zu entweichen. Anstatt den mittelalterlichen Vorbildern, deren Studium sich doch so erfolgreich bewährt hatte, immer enger sich anzuschliessen, entfernte er sich immer mehr von ihnen, allerlei modernisirenden Neigungen zu Lieb, denen mannichfach in der oberfl&ch* liebsten Weise das Wort geredet wurde. Leider verstummte mehr und mehr das Gegenwort. Von einer eigentlichen berufenen Kritik war kaum noch die Rede, die unbedeutendsten Erzeugnisse fanden hingegen wort- reiche Lobredner. Wer kaum als Geselle in einer tüchtigen Werkstatt« zu gebrauchen gewesen wäre, machte sich als Meister breit und beging unter unverständiger Patronage ungestört und unbehindert allerlei Gebilde, deren stilistische Bezeichnungen nur als Anmassnng und Lüge erschienen. Wenige Meister nur retteten sich und ihren Schülern den Schatz des sorgfältigen Studiums und ernsten Strebens, für den endlich wenigstens der Anfang der Erkenn tnisB und Würdigung aufzugehen scheint. So ist es fast überall, hier mehr dort weniger, in Deutschland, so scheint es auch wohl in Geste* reich zu sein, wo sich zugleich noch viel mehr als bei uns der kaufmännische Geschäftsbetrieb der kirchlichen Kunstthätigkeit bemächtigt und sie fast zum Monopol ausgebildet hat. Das österreichische Museum verdient daher hahe Anerkennung und reichen Dank, dass es nach einem Heilmittel gesucht und es in einer Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände gefunden hat. Diese umfasst alte und neue Sachen vom frühen Mittelalter bis in die Gegen- wart. Der praktische Zweck, für den der Vergleich ein besonders wichtiger Faktor ist, liess auch auf die Erzeugnisse der letzteren nicht verzichten. Was sich von ihnen, also von den modernen Arbeiten bereits seit kürzerer !20d Sohn6t£f6üi oder iSngerer Zeit in d«D Händen der Besteller befindet, hat in der alten Abtheilang unter dem Namen des Eigen thümers Aufnahme gefunden, was noch im Besitze der Yerfertiger ist, bildet unter deren Kamen, meistens als verkäufliche Waare, die andere Abtheiluog. Besprechung und Beurtheilung dieser Leistungen ist Sache der Zeit- schriften und Fachblätter, welche die Behandlung der modernen Kunst- erzeugnisse, sei es als Haupt-, sei es als Nebenzweck, sich zur Aufgabe gestellt haben. Auch an kirchlichen Organen hierfür fehlt es weder in Oesterreich, noch in Deutschland. Eine solche Besprechung gehört aber nicht in die ^Jahrbücher*', für die mir der ehrenvolle Auftrag geworden ist, über die Wiener Ausstellung einen U eher blick zu geben. Dieser darf sich an dieser Stelle nur auf die alte Abtheilung beziehen und auf diese auch, wenigstens im Allgemeinen, nur insoweit, als es sich um archäologische Gesichtspunkte, allerdings im weiteren Sinne des Wortes handelt. Fragen wir zunächst nach der Art der ausgestellten Objekte, nach ihrer Anzahl wie nach ihren Hauptausstellern den G atalog. Er lag schon am Tage der Eröffnunng in sehr hübscher Ausstattung fertig vor und führt im Inhalts-Verzeichnisse fünf Gruppen auf: 1. Buchausstattung und Bucheinbände. 2. Textile Arbeiten. 3. Holzarbeiten. 4. Metallarbeiten und Email. 5. als Arbeiten verschiedener Art Elfenbein und Bein; Alabaster, Marmor, Stucco und Kehlheimerstein ; Thon, Wachs und Glas; Varia. Dass in diesen Gruppen die Königin der kirchlichen Kunst, die Architektur fehlen musste, ist selbstverständlich. Selbst Entwürfe zu ihr waren durch die Grenzen des Raumes ausge- schlossen. Auch für grössere Gemälde und Altarwerke schien der Raum nicht besonders geeignet and auch aus anderen Gründen eine Beschränkung auf kleinere Gemälde und Holzfiguren angezeigt. In dieser Umgrenzung beschreibt der Catalog auf 113 Seiten 1047 Nummern. 42 derselben, die ▼ornefamlioh den Glanzpunkt der metallischen Abtheilung bilden, sind als gans aussergewöhnlicher höchst schätzbarer Beitrag, die Abbildungen aus früheren Veröffentlichungen beigefügt, sei es als in den Text gedruckte Illustrationen, sei es als Extra-Tafeln. Die Nachträge umfassen noch ein Hundert weiterer Nummern mit 2 Illustrationen;, und auf ein Hundert von Gegenständen mag sich auch noch belaufen haben, was zu spät eingegangen war, um noch in den Nachträgen Beschreibung oder Erwähnung finden au können. Es besteht hauptsächlich in höchst merkwürdigen Stickereien und Metallsachen aus drei Klöstern det Bukowina, sowie in verschiedenen Leih- gaben aus Privatbesitz. Der letztere hat sich im Ganzen der Ausstellung gegenüber etwas kühl verhalten, denn mehrere hervorragende Privatsamm^ Ittngen der Kaiserstadt fehlen ganz. Dafür sind freilich andere, naraent- üoh die von Figdor und TraUn sowie vom Fürst Liechtensteia und Graf Die Aosstellang kirchlicher Eanstgegenstande in Wien. 209 Wiicsek am so glänzender Terti*eten. Der öffentliche Knnstbesitz, za dem wohl auch der den Klöstern gehörige gerechnet werden darf, ist, insoweit es sich um den deutschen Tbeil des Reiches handelt, fast ausnahmslos zur Ver- fügung gestellt worden, w&hrend die ungarischen und polnischen Theile sich eine sehr grosse Zurückhaltung auferlegt haben. Nachdem die kaiserliche Familien-Fideicommiss-Bibliothek und die Hofburg-Capelle ihre Schränke geöffnet, yerschiedene Erzherzöge aus ihren Schätzen mitgetheilt hatten, durften die alten österreichischen Abteien und Stifter, deren conservatiTO Interessen auch im Anfange dieses Jahrhunderts einem erheblichen politi* sehen Widerstände nicht begegnet sind, ihre Kostbarkeiten nicht Torent- halten. Sie sind zwar längst bekannt und die meisten von ihnen ver- öffentlicht, aber ihr zweifelloser Ursprung und ihre künstlerische Bedeutung ▼erschafft ihnen immer wieder neue Geltung. Rechnet man dazu, was einzelne Kirchen, was Sammlungen und Museen geschickt haben, so ver- vollständigt sich das herrliche Bild, so herrlich, dass eine Wiederholung desselben kaum noch erwartet werden kann, lieber jeden einzelnen Gegen* stand gibt der Gatalog, der überall die Hand des Fachmannes erkennen läset, knappe, aber durchaus klare und präzise Auskunft. Bestimmung und Material, Technik und Stil, Urspmngszeit und Massverhältnisse werden genau angegeben und was von besonderer Wichtigkeit ist, die Schriften verzeichnet, in denen einzelne Objekte bereits ex professo behandelt und beschrieben sind. Alle diese Vorzüge sichern dem Gataloge einen hohen dauernden Werth. Einem Rundgange durch die Ausstellung wird am besten die systematische Anordnung des Gataloges zu Grunde gelegt, der inner- halb der einzelnen Ghruppen die Gegenstände ihrer Bestimmung gemäss zu- sammenstellty um in diesen Unterabtheilungen für die Reihenfolge da« Alter massgeblich sein zu lassen. Beginnen wir also mit der Gruppe der illustrirten Handschriften, welche nach derjenigen der Stickereien und Metallarbeiten die reichste ist. Sie stellen in wahrhaft glänzender Reihe die Entwicklung der Schrift und Miniatur durch acht Jahrhunderte dar, aus der karolingischen Epoche bis in die letzte Zeit der Renaissance. Die ältesten sind Evangelienbücher mit den Evangelistenbildem. Ihnen folgen Sakramentarien, Breviarien, Missalien, Antiphonarien, Horarien; Armenbibeln, Gebetbücher u. s. w. schliessen die Serie. Die ältesten Codices gehören noch den Klöstern, in denen sie ent- standen, oder für die sie gemacht sind. Im Besitze von öffentlichen Bi- bliotheken finden sie sich nur vereinzelt. Dem Geschäftsbetriebe verfallen alte kostbare Handschriften glücklicherweise äusserst selten. Nicht bloss in Deutschland sind sie in der Geschichte der Malerei für die älteste Periode bis tief ins XL Jahrb. hinein die einzigen, für die folgende Zeit sehr gewichtige Zeugen. Nur aus ihnen sind die massgeblichen Einflüsse Air jene zu erkennen und zu bestimmen. Und welche Bedeutung haben 14 210 Sohnütgen: aie in ikonographischer und culturgeschiolitlicher Beziehung 1 i^uch die techDische ist nicht zu vergessen, obwohl sie für unsere Besprechung in den Hintergrund tritt Sie bilden desswegen schon seit langer Zeit, namentlich aber seit einigen Jahren den Gegenstand sorgfältigster Forschung, deren bedeutungsvolle Frucht ein eminenter Fortschritt in Bezug auf die Kennt- niss der karolingischen Malerei, ihres Ursprunges und ihrer Entwickelnng ist. In dem Codex millenarius von Kremsmünster klingen noch klassische Reminiscenzen nach neben den irischen Einflässen, die ihn beherrschen und wie in der einfachen Färbung, so namentlich im Ornament sich geltend machen bis zu den Fischmotiven, aus denen die Buohpulte der Evange- listen sich zusammensetzen. Auch in den blattgrossen Purpnrinitialen der Evangeliarien aus Prag und Oöttweih wirkt dieser Einfluss noch nach, während der Wyssehrader Codex in seinen schwungvollen Initialen, wie in seinen grossen figürlichen Darstellungen ganz selbstständige Grestaltung zeigt. Wie er mit zwei anderen Evangeliarien das XI. Jahrh. vertritt, zeigen ein Brevier, Ceremoniale, Missale die eigenartige Behandlung, welche das XII. Jahrh. in der Contour- und colorirten Federzeichnung pflegte. Diese steigert sich noch im XIIL Jahrh., welches reich vertreten iat. Den Glanzpunkt aber in der langen Serie der illuminirten' Codices bilden fünf Manuscripte aus dem Anfange des XIY. Jahrh.: die „Walislaw's Bilder* bibel^, das ^Passionale der Aebtissin Eunigunde", die berühmte Biblia pauperum aus St. Florian, das Speculum humanae salvationis aus Krems* münster und die Concordantia caritatis ans Lilienfeld. Die Bilderbibel enthält 188 Blätter und auf jeder Seite zwei Bilder aus dem alten und neuen Testamente, die noch manche romanisirende Beminiscenzen aufweisen, eine wahre Fundgrube für die Archäologie und ihre Hülfswiflsenschaften. Noch viel besser als hier sind die zahlreichen ganz ausgemalten und voll ausgereiften frühgothiachen Darstellungen in dem Passionale, künstlerisch wie ikonographisch in dieser Periode nur noch von der nebenanliegenden Bilderbibel übertroffen mit ihren überaus edlen und zarten Umrisszeichnungen. Sie ist längst facsimilirt und nur auffiallend, dass sie von den Künstlern bei der Ausstattung von Kirchen und von Büchern so wenig benutzt wird. Ihr schliessen sich Speculum und Concordantia wie ihrem Inhalte, so ihrer künstlerischen Bedeutung nach würdig an. Neben diesen vornehmlich der Belehrung dienenden Büchern stellte schon das XIY. Jahrh. die für den Chorgesang bestimmten in den Vordergrund, in denen der Initial zu neuem die ganze Illustration beeinflussenden Leben ersteht und die Randver^ zierungen ihre glänzende Laufbahn beginnen. Hier mischen sich unter die deutschen Produkte bereits die italienischen und burgundischen, nachdem die französischen schon früher eingetreten waren. Die Manuscripte, welche nicht dem officiellen kirchlichen Gebrauche, sondern der Privat-Andacht dienten in Form von Gebetbüchern, Horarien, livres d'heures, zeichnen sich Die Ausstellung kirchlicher EunstgegenstäDde in Wien. 311 nicht bloss durch die höchste Vollendung in der Zeichnung und Composi- tion, sondern auch durch die grösste Zartheit in der Farbe und Ausführung aus, wfirdig der grossen flandrischen Meister und der Schulen, aus denen sie hervorgegangen. Die Gebetbücher Karls des Kühnen, Philipps des Schönen und Karls Y. fehlen nicht in diesem feierlichen Aufzuge, zu dem Tran in Wien aDein 30 heryorragende Nummern gestellt hat, für einen Privat- sammler ein beispielloser Erfolg. An Reichthum werden sie ÜEist nur noch überboten durch das Pracht-Missale aus Zara, welches italienischen Ur- sprungs ist und durch den Pergamentcodex mit den Heiligen aus der Sippschaft Maximilians L, der aus Spanien stammt. Die 5 Bibeln aus den Klöstern Putna, Dragomirna und Suczewitza, welche nicht über das XVII. Jahrb. hinaufreichen, haben in den figürlichen Darstellungen den alten byzantinischen Charakter, wenn auch mit allerlei Absehwächungen, be- wahrt, während die Ornamente zum Theile von persischen Erinnerungen zehren und die vegetabilischen Randeinfassungen die späte Ursprungszeit am deutlich- sten verrathen. Der Grund ist theils in Blattgold, theils in Farbe ausgeführt; die Ikonographie ist griechisch, während die Inschriften serbisch lauten. Den zweiten Theil der ersten Gruppe bilden die illustrirten Druck- werke, welche circa 70 Nummern, unter ihnen Seltenheiten allerersten Ranges, umfassen. Sie beginnen mit drei Block bü ehern, den bekannt- lich vor Erfindung des Letterndruckes durch Holzplatten hergestellten mit Text versehenen Bilderbüchern. Zwei von ihnen sind Armenbibeln, also eine Sammlung von Holzchnitten mit Darstellungen aus dem alten und neuen Testament, die von einigen erklärenden Zeilen begleitet sind; das dritte ist eine Apokalypse. Bibeln, Heiligen-Legenden, Passionsbücher, fast alle noch vor 1500 gedruckt, bilden den weiteren Inhalt dieser werthvollen Sammlung, die bis auf den „Seelentrost" von 1478 und den „Schatz- behälter* von 1491 fast ausschliesslich Eigen thum des Herrn Trau. An sie schliessen sich wiederum vorwiegend aus demselben Besitz, wie aus'dem des österreichischen Museums nur Heiligthumsbücher an, d. h. mit Holz- schnitten oder Kupferstichen ausgestattete Verzeichnisse der Heiligthümer, also der Reliquien und ihrer Behälter in einer Wallfahrtskirche. Diese meistens recht primitiven, weil für die Andacht vornehmlich gemachten Ab- bildungen haben natürlich um so grössere Bedeutung, wenn die Originale nicht mehr vorhanden, was leider die Regel ist. So sind ans dem Wiener Heilthum von 1502, welches nicht weniger als 274 Abbildungen von Re- liquienbehältern aufweist, nur drei von diesen noch vorhanden, resp. nach- weisbar. Dieses Wiener Heilthum, welches den Vorzug hat, auch eine Abbildung des alten Heilthumstuhles zu enthalten, war in einem colorirten und in einem ungefärbten Exemplare ausgestellt. Von letzteren hat das österreichische Museum durch seinen Bibliothekar Dr. Ritter eine Facsimile- Reproduction herausgeben lassen. Das „Heilthum zu Rom*' vom Jahre 1500^ 212 SohDütgen: sowie das zu Trier vom Jahre 1512 verdienen als Seltenheiten besondere BeachtnDg. Zwischen ihnen steht der Zeit nach (1509) das Heiltham au Hall in Tirol, welches aus 145 eingeklebten Holzschnitten von den be- treffenden Heiligthümem besteht, zwischen denen die umfflngliche Beschrei- bung mit der Hand eingetragen ist, ein f&r die Drucklegung unmittelbar vorbereitetes, aber nicht zum Drucke gelangtes, dadurch natürlich um so merkwürdigeres und werthvolleres Exemplar. Von dem Heilthnm zu Ad- dechs liegen zwei Ausgaben vor mit wenigen Holzschnitten, während die grosse Tafel, die sich von demselben im Nationalmuseum zu München be- findet, in 5 Reihen eine sehr grosse Anzahl von Reliquiaren, auch Gewän- dern aufweist, die farbig aufgemalt und mit Inschriften versehen sind. Sie ist eine Stiftung des Abtes Johann von Andechs und des Herzogs Sigmund von Baiem und trägt die Jahreszahl 1497. Den Heilthumsbüchern sind nämlich die Heilthumstafeln vorangegangen, zuerst durch Handzeichnung und wohl zum Zwecke der Inventarisirung her- gestellt, später durch Holzschnitt resp. Kupferstich vervielfältigt; diejenigen von Aachen und Maastricht scheinen die ältesten zu sein. Sie sind, ob- gleich gewiss, wie die ersten Holzschnitte und Kupferstiche überhaupt zur Zeit massenhaft verbreitet, nachgerade zu den grossten Raritäten ge- worden. — Eine Serie von mehrfach auf Pergament gedruckten Gebet- und Erbauungs-Büchern bringt die interessante Gruppe der illustrirten Druckwerke zum Abschlüsse, deren hohe vorbildliche Bedeutung für die heutige in so hohem Aufschwünge begriffene Textesillustration unverkenn- bar ist, auf deren nähere Ausführung an dieser Stelle aber verzichtet werden muss. An die Gruppe der Buchausstattung schliesst sich aufs engste die der Bucheinbände an, von denen circa 50 Muster vorliegen. Sie illu- striren diesen kunstgeschichtlich, noch mehr kunstgewerblich bedeutsamen und gerade in unsern Tagen besonders beachteten Kunstzweig in seiner Entwickelung vom zehnten Jahrhundert an gut, wenn auch nicht lückenlos. Die alten Ritualbücher wurden als besondere Werthstücke, als Denkmäler, betrachtet und entsprechend behandelt, resp. ausgestattet. Die Holztafeln, in die sie gebunden wurden, bedeckte allerlei kostbarer Schmuck, der sich aber meistens auf die Vorderseite, das Frontale, beschränkte. Ein Elfen- beinrelief ist gern als Mittelzier verwendet, allerlei Metallschmuck umgibt es. Filigran, Email, getriebenes und gravirtes Ornament. Den Höhepunkt in dieser Art der Ausstattung bezeichnet die romanische Periode, die hier durch drei Exemplare vertreten ist. Bei dem einen nimmt die Mitte ein sehr altes Elfenbeinrelief in der Form einer Diptychontafel ein, deren Hetallfassung äusserst einfach, aber ursprünglich ist. Bei dem folgenden Bande gehört die Elfenbeinschnitzerei dem XI. Jahrb., der sie umgebende Silberrand mit eingravirten Ranken erst der spätgothischen Epoche an« Die AusstelluDg kirchlicher Eamtgegenstände in Wien. 213 Als letzter Au&läafer der romanischen Periode ist ein Lederband zu be- trachten^ dessen seltenen Schmnck durch Hornplättchen geschützte Miniatur- bildchen ausmachen. Den frübgothischen Stil vertritt ein Deckel mit der getriebenen Darstellung der majestas Domini. Die Mandorla, die den Hei- land umgibt, der Begenbogen, auf dem er steht resp. sitzt, sind durch schmale rothe und blaue Emailstreifen gebildet, die der vergoldete Metall- streifen trennt, um eine feine und vornehme Wirkung hervorzurufen, welche die Durchbrechung des Hintergrundes und die Verzierung des Rajodes mit Emaütäf eichen und Steinen noch steigert. Als Metallband reiht sich ein Deckel an, dem die Inschrift (1446) ein etwas höheres Alter sichert als ihm sonst beigelegt werden möchte. Ein durchbrochener Strahlenkranz, den fünf gegossene Löwenköpfe schmücken^ lässt den ge- musterten Sammetgrund durchscheinen, ein in spätgotbisohen Masswerk- musterungen durchbrochener Band bildet die Einfassung dieses einfachen, aber höchst wirkungsvollen Frontales. Drei silbergetriebene Einbände, deren Deckel sich in Ghamieren bewegen bei fest behandeltem Rücken, hat Herr von Lanna ausgestellt. Der eine zeigt auch geätzte Ornamente, der andere armenische Schriftzeichen ; sämmtlich gehören sie dem XVIL Jahrb. an. Nur bis in den Anfang desselben reichen auch die Metalleinbände an den fünf Bibeln zurück, die bereits oben als Eigenthum von drei Klöstern der Bukowina erwähnt wurden. Wie ihre innere Ausstattung, so zeigt ihr äusserer Metallschmuck aufs deutlichste die byzantinische Tradition. Die flachen Beliefdarstellungen, unter denen eine mit dem Weltgericht, sind roh behandelt, nicht minder die Evangelistenbüder auf den Ecken. Die Borte, die das Mittelbild umsäumt, ist bald graviert, bald durchbrochen. Bnckelartige mit Rippen verzierte Knöpfe sind Schutz und Schmuck zu- gleich. Besondere Beachtung verdient die Behandlung der Rücken, die hier aus Reihen doppelt funktionirender Gharniere, dort aus zahlreichen in einander greifenden Drahtmaschen bestehen. Bald glatt, bald gewunden, bald im Silber-, bald im Ooldton verbinden auch sie mit dem praktischen Zwecke die dekorative Wirkung in sehr vortheühafter Weise. — In der Zeit des Barocks sind metallische Einbände als Ausnahmen zu betrachten, bei denen dazu dem Sammtgrunde, wie ihn auch das Missale aus Lam- bach zeigt, durch zahlreiche Durchbrechungen zur Mitwirkung verholfen werden sollte. Die Metallzier hatte ja schon in der gothischen Periode angefangen, sich auf die Ecken und die Metallrosette zu beschränken, dem Leder die weitere Ausstattung überlassend. Allerlei geometrische Musterungen und Ranken, theils von Figuren, theils von Ornament im Blinddruck und im Reliefschnitt belebt, gliedern den anfangs noch wenig organisch behandelten Dekel. Als ein hervorragendes Muster der ge- schnittenen nnd gepunzten Ledertechnik erscheint die Bibel aus der Hof- bibliothek, auf deren gothischem Frontale ein Engel die Wappenscfailde ^ kJ 214 Sohnütgen: hält, ein höchst dankbares mnstergrültiges Motiv. Dass die folgende Pe- riode, welche die eigentliche Glanzzeit des Einbandes bezeichnet, durch die Einführung der Goldpressnng und der Ledermosaik, auf der Ausstellong so schwach vertreten ist, hat wohl vornehmlich darin seinen Grund, dass diese Prachtexemplare nur selten einen kirchlichen Charakter haben. Das Buch war inzwischen, dank der Erfindung der Buchdruckerkunst, zu einem eigentlichen Gebrauchsgegenstande geworden und die grossen Fortschritte auf dem Gebiete seiner Ausstattung, zu welchen der Orient den Weg ge- zeigt hatte, kam namentlich den hervorragenden Profanwerken zu gute, die aufs kostbarste einbinden zu lassen, eine Liebhaberei der Bibliophilen wurde. Die zweite Gruppe der Ausstellung umfasst: Teztile Arbeiten, namentlich alte Gewebe und Stickereien, auch mehrere Posamente und Spitzen. Gewebe, die bis in das vorige Jahrtausend zurückreichen, gehörten früher zu den allergrössten Seltenheiten. Seitdem aber die Nekropolen der altkoptischen Christen in Aegypten untersucht worden sind, zählen selbst solche Gewebe, die bis in die altchristliche Periode hinaufgehen, zu Tausenden. Herr Theodor Graf in Wien hat im Jahr 1884 die erste derartige Sammlung nach Europa gebracht und bald dem österreichischen Museum für Kunst und Industrie überlassen, dem der bekannte Orienta- list Prof. Dr. Karabaczek zu ihr einen eingehenden wissenschaftlichen Katalog anfertigte. Die glänzenden Erfolge des ersten Entdeckers hat andere Forscher zu weiteren Untersuchungen angeregt, deren Resultate so ergiebig waren, dass der Kunstmarkt, zumal der deutsche, mit ihnen ge- radezu überschwemmt ist. Fast alle Museen, namentlich die von Berlin und Düsseldorf sind in den Besitz von umfassenden derartigen Sammlungen gelangt, deren Erwerbung in der letzten Zeit nicht einmal erhebliche Opfer forderte. Ob das Kunstgewerbe aus ihnen grossen Yortheil 2dehen wird, bleibt zweifelhaft. Die archäologische Wissenschaft aber wird sich noch viel mit ihnen zu beschäftigen haben, und an ihrer Hand wohl zu ganz oder theilwebe neuen Anschauungen in Bezug auf die Entwickelung der Teztil- kunst gelangen. Wenn diese aber auf sicheren Grundlagen sich aufbauen sollen, dann wird eine Ueberwachung der Funde unbedingt erforderlich sein. Hiergegen scheinen die Hauptausbeuter der Leichenfelder, als welche schlaue Griechen und Araber angegeben werden, sich bis jetzt energisch gesträubt zu haben. Sie haben ein Interesse daran, im Trüben zu fischen, die Spuren zu verwischen, vielleicht gar absichtlich in die Irre zu führen. Und doch kommt Alles darauf an, ganz zuverlässig zu erfohren, wo, unter welchen Umständen, in welcher Verbindung die einzelnen Stoffe — um diese handelt es sich hier ja zunächst — gefunden sind, die sich oft gegenseitig zu erklären und zu bestimmen vermögen, wenn anders die Gemeinsohaftlichkeit ihrer Herkunft über jeden Zweifel erhaben ist Als Die Ausstellung kirchlicher Eunstgegenstände in Wien. 215 feststehend scheint angenommen werden za dürfen, dass die Leichen, wie der Männer, so der Franen und Kinder zunächst mit der Fest-Tonika, also dem langen bis auf die Knöchel herunterreichenden Untergewande bekleidet waren, welches nicht als neues f&r die Sepulkralausstattung eigens ange- fertigtes, sondern als bereits getragenes Kleid in das Grab mitgegeben wurde. Diese Tunika war in Bezug auf den grösseren oder geringeren Reichthnm ihrer Ausstattung Ton der sozialen Stellung des Betreffenden, beziehungsweise von der Art abhängig, wie er sich im Leben kleiden durfte. Bei den Männern sind gewöhnlich die Achseln mit runden Me- daillons, Brust und Rücken mit langen über die Schultern laufenden schmalen Streifen (angusti olavi) geschmückt, nicht selten auch noch mit vierekigen Scheiben, welche die Brust und mit runden, welche rechts wie links die untere Parthie zieren. Bei den Tuniken der Frauen scheint der Schmuck sich Tomehmlich auf die Yerbrähmung des unteren Saumes, wie am Gewände selbst, so an seinen Aermeln beschränkt zu haben. Diese Schmuckstücke sind dem immer aus Leinen, bald dünnerem und feinerem, bald dickerem und gröberem, bestehenden Gewände gewöhnlich in Wollen- faden gobelinartig eingewebt. Manchfach aber, zumal wenn sie breiter gehaltoi (lati clavi) reicher ausgestattet, mit Purpur gefärbt, sind sie extra, sei es auf dem Wege der Weberei oder der Stickerei hergestellt, um auf- genäht zu werden. Als aufgeheftete Medaillons erscheinen ausnahmsweise auch gemusterte Seidenstoffe, deren vegetabilische und animalische Ver- zierungen, zumal wenn letztere in Jagdscenen sich finden, an persische und sassanidische Darstellungen erinnern. Ob sie aus persischen Fabriken stammten, oder aus heimischer Industrie, etwa in Alexandrien hervor- gegangen, oder ob sie gar von Byzanz eingeführt waren, welches schon am Ende des lY. Jahrb. das Land unterjochte, entzieht sich einstweilen nicht nur jeder sicheren Bestimmung, sondern selbst jeder begründeten Vermuthung. Die bisherigen ohnehin etwas vagen Anhaltspunkte für die Bestimmung ähnlich dessinirter Seidengewebe reichen hier nicht mehr aus und um so mehr macht das Bedürfniss nach neuen zuverlässigen Kriterien sieh geltend. — Diente die Tunika (zuweilen in mehreren übereinander- gezogenen Exemplaren) dazu, die Leiche zu bekleiden, dann wurde das Obergewand, die toga oder das pallium, benutzt, um sie zu bedecken. Aus einem grossen viereckigen Tuche bestehend wurde sie für den sommer- lichen Gebrauch ebenfalls aus dünnem Leinen, für den winterlichen aus einer Art Rnbberstoff, einem zottigen Leinengewebe gebildet. Vier grosse gobelinartig eingewirkte und gleichfalls langharige Schilde, von Wolle verzieren gewöhnlich die Ecken. Nachdem die mumifizirte Leiche damit umhüllt war, wurde sie auf ein Sykotaorenbrett gebunden, um in, dem Anscheine nach, sehr seltenen Fällen auf einem Tannenbrettchen in- schriftlich Namen und Lebensumstände des Bestatteten beigefügt zu 216 Sohnütgen: erhalten. Eine grosso Ausnahme scheint es auch gewesen zu sein, wenn ein Porträtgemälde beigelegt wurde, denn von einem solchen haben sich verhältnissmässig nur wenige Exemplare gefunden. Für die Sammlung des Herrn Graf sind sie nachgerade auf dreissig angewachsen. Die meistens ganz dünnen Sykomoren-, zuweilen stärkere Tannenbrettchen von circa 25 cm Breite und circa 35 cm. Höhe haben einen ganz dünnen Malgrund erhalten. Auf diesen sind die Brustbilder entweder mit Wasserfarbe oder mit Wachsfarbe aufgetragen. Sie stellen Kinder und Greise, Männer und Frauen dar, letztere in der Regel mit rosarother, also pnrpui*ner Tunika und mit Halsschmuck wie Ohrgeschmeide. Obwohl nur wenige die eigent- liche Künstlerhand verrathen, manche dilettantenhaft behandelt sind, zeichnet alle eine flotte Manier, die meisten eine gute Modellirung aus. Die Carnation ist durchweg klar und frisch, der Ausdruck sehr lebendig und anmuthig, die Technik eine so vorzügliche, dass die Farbe, trotzdem die Brettohen viel- fach zerbrochen und beschädigt sind, die ursprüngliche Frische fast ganz bewahrt haben. Dass es sich hier um die Abbildungen der Verstorbenen handle, die sie begleiten, ist nicht anzunehmen. Die heitere Lebenslust, die aus ihnen spricht, schliesst diesen Gedanken aus. Da sich an ihnen kein religiöses bezw. christliches Abzeichen findet, so waren sie von der „Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände" ausgeschlossen, der Herr Graf von seinen mit christlichen Emblemen verzierten ägypti- schen Stoffen 27 Nummern anvertraut hat. Spezifisch christliche Darstellungen bilden ja überhaupt bei diesen Funden eher die Ausnahme, als die Hegel. Die meisten Verzierungen sind dem vegetabilischen und animalischen Gebiete entnommen und ganz allgemeiner Art. Die persön- lichen Darstellungen, die in reichster Abwechselung als einzelne Er- scheinungen, aber auch als G-ruppen wiederkehren, sind zum Theil der heidnischen, namentlich der römischen Mythologie entlehnt. Auf und ab- steigende Reihen von Standfiguren, die von kleinen Medaillons in abweichen- der Richtung unterbrochen werden, bilden eine besonders häufig vorkommende Dekoration. Bei ihnen begegnet öfters der Nimbus, der in dieser Gestalt doch wohl nur als ein christliches Sinnbild zu betrachten ist. Auf den ausgestellten Stoffresten findet er sich mehrfach, sowohl bei den schon wohl der mohamedanischen Epoche angehörigen beiden grösseren Köpfen, neben denen die betreffende griechische Inschrift: (Hl. Dionysos etc.) die Gewiss- heit der christlichen Bedeutung noch erhöht, als auch bei den wohl weiter zurückreichenden kleineren Darstellungen. Zahlreich sind diese namentlich auf den clavi einer Tunika vertreten. Auch einen von Thieren umgebenen Heiligen sowie eine Reiterfigur schmückt der Nimbus. Sogar der Kreuz- nimbus, der stets den drei göttlichen Personen vorbehalten geblieben ist, kommt vereinzelt vor. Noch häufiger ab der Nimbus, begegnet das Elreuz und zwar stets in der griechischen Form, bald mit den rechtwinkelig, Die AasatelluDg kirchlicher Kunstgegenstande in Wien. 217 also geradlinig auBlanfenden, bald mit den sich erweiternden Balkenendi- gnngen, in welcher G-estalt es den Beinamen des koptischen führt. Bald sind die Balken leer, bald mit Punkten, Tupfen, Rosetten ausgefüllt, bald ohne Umrahmung, bald von einem Kreise eingefasst, dessen Zirkel orna- mental, auch mit Thiergebilden ausgestattet sind, in einem Falle auch mit dem Alpha und Omega. In der einen wie in der anderen Gestalt ist der obere Bfllken nicht selten durch einen Ring ersetat, wodurch das Ganze die Gestalt eines verchristlichten Nilschlüssels gewinnt. Dieser Ring er* scheint sogar einmal mit dem Monogramme Christi in der ältesten Form ausgefüllt. Eine Leinendeke ist mit in blauen, grünen und rothen Wollen- fäden eingestickten Ereuzchen ganz besäet. Ein colossaler Teppich von circa 6 m Höhe, dessen reiche Musterung trotz der vielen Löcher und Lücken vollständig erkennbar ist, hat in seinem weissen Rande abwechselnd rothe und schwarze Kreuze. Die breite daran sich anschliessende Borte ist mit Palmetten gemustert. Mit ihr wechselt wiederum ein weisser Streifen ab, in den auf der Langseite zehn Nilschlnsselkreuze ebenfalls gobelinartig eingewirkt sind. Das grosse rundbogig geschlossene Mittelfeld enthält ebensolche Kreuze und in den oberen Ecken zwei gegeneinandergekehrte Vögel, die auch einen christlichen Charakter zu haben scheinen. Christ- liehe Sinnbilder beherrschen hier also vollständig diesen riesigen Teppich, der hante-Hsse gewebt, zugleich ein technisches Meisterwerk ist. Noch mehr Interesse, als diese uralten gewebten Stofife verdienen die gleichfalls hier ausgestellten Reste eines grossen gedruckten Figurenteppichs. Von den auf Leinen mit blauer Farbe aufgedruckten 32 cm hohen Heiligen« figuren sind drei, welche durch die griechischen Inschriften als Petrus, Markus, Lukas bezeichnet sind, vollständig erhalten, von zwei anderen nur die unteren Hälften. Die Figuren sind mit ailb zwei concentrischen Kreisen gebildeten Nimben ausgestattet. Ihre Bekleidung besteht in der langen Tunika und in dem Pallium, welches den rechten Arm frei lässt. Sie sind vorzüglich gezeichnet, so edel in der Bewegung und in der Linienführung, dass sie die Vermnthung, griechischen Ursprungs und sehr hohen Alters nahe legen. Da das Christenthum schon sehr früh in Aegypten Eingang, Bischof Annianus schon im Jahre 62 in Alexandrien Aufnahme gefunden hat, so würden selbst bis in das erste Jahrhundert zurückreichende christ- liche Darstellungen in Aegypten nicht zu befremden brauchen. Auch durch die Technik wird diese frühe Datirung nicht ausgeschlossen, denn Plinius erzählt, dass die Aegypter es verstanden haben, durch verschiedene Beitzen, die sie auf die gewebten Stofife auftrugen, unsichtbare Muster zu bilden, die bunt, sogar mehrfarbig wurden, wenn sie eigens präparirt in den Farb- kessel getaucht wurden (vergl. Semper der Stil Bd. I. S. 203). Dieses combinirte Drucken und Färben, wenn auch nur in einem Tone, liegt hier vor. In diesem selben bläulichen Tone sind auch die Ornamente ger 218 Sohnütgen: halten, welche die Figuren einfassen als Ziokzackrand mit eingelegtem Blatt und welche die bunte Umrandung bilden, in der Kreise, Rosetten und ihre Constellationen zu Musterungen sich zusammensetzen. Dieser merkwürdige Stoff übertrifft an Schönheit Umfang, Inhalt, Alter alle Zengdrucke, die bis dahin bekannt geworden sind, auch den im Berliner Kunstgewerbemuseum befindlichen von Lessing entdeckten und als sassa- nidisoh beschriebenen kleinen Adler, der einen Ganymed h<. Et ißt ihm daher eine genauere Untersuchung als sie hinter Glas stattfinden kann, und eine eingehendere Beschreibung, als sie hier möglich ist, gar sehr zu wünschen. Fast zu lange haben wir uns bei den koptischen Geweben aufgehalten, deren Beschreibung knapper ausgefallen wäre, wenn nicht ein besonderer Umstand gestattete, die Beschreibung der an sich für unseren Zweck bedeu- tungsvolleren mittelalterlichen Paramente hier wesentlich zu beschränken. Die hervorragendsten derselben sind nämlich auf der am 11. Okt. eröffneten Grefe Ider Teztilausstellung erschienen, wo sie von unserer Seite grössere Beachtung beanspruchen und verdienen, als in Wien. Die „Jahrbücher* werden gewiss nicht darauf verzichten wollen, ihnen dort im Zusammen- hange mit den übrigen in reicher Fülle vorhandenen Kostbarkeiten eine be- sonders intensive Aufmerksamkeit zu widmen. Beschränken wir uns also bei den Paramenten, die in Geweben und Stickereien bestehen, auf einen Ueberblick. — Für die meisten derselben, also für die Mehrzahl der litur- gischen Bekleidungsstücke lag bereits in der karolingischen Periode eine ausgebildete Form vor. Aus dieser frühen Zeit hat sich aber kein ein- ziges Exemplar vollständig erhalten, wohl aber manches Bruchstück. Die romanische Periode aber ist hier durch mehrere wohl erhaltene Ornate vertreten, unter denen die wt>hl noch dem XI. Jahrh. angehörige Brixener Glokencasel den ersten Platz einnimmt. Sie hat im Unterschiede von fiist allen alten Messgewändern die ursprüngliche Form gi^z unverkürzt be- wahrt. Die gewaltige Adlerfignr, die ihre Musterung bildet, seigt auf byzantinischen, das ganz schmale Börtchen, welches über die Schultern laufend vom wie hinten ein Gabelkreuz bildet, auf palermitanlsohen Ur- sprung hin. Hat an ihr die Stickerei gar keine Verwendung gefunden, dann beherrscht diese ausschliesslich die beiden folgenden etwa am ein Jahrhundert jüngeren Caseln aus dem Stifte St. Paul. Quadrate bilden bei beiden die Hauptformen für die zahlreichen Darstellungen, Gold und viel- farbige Seide das Material, in denen diese auf dem Leinenfond ausgeführt sind, gleich vorzüglich in Zeichnung wie in Technik. Sie haben auch noch die glockenförmige Gestalt, die erst im XIV. Jahrh. za der rautenf^migen mit abgerundeten Ecken reducirt wurde, desswegen hat auch die noch dem Anfange dieses Jahrb. entstammende Seidenoasel aas dem Stifte Melk, die mit geometrischer Musterung und grosser Daretellong der Kreuzigung be* Die Ausatellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien. 219 stickt ist, noch diese alte Form. Die beiden frtthgothischen Playiale aus St. Paal and aus St. Michael in Salzburg mit ihren kleinen Kapuzen (aus denen sp&ter die anfangs auch ganz kleinen Schilde sich entwickelt haben) theilen mit den vorher genannten Gewändern die technische Ausführung, die namentlich bei letzterem durch den Ooldfond eine sehr brillante ist. — Der Beutel aus dem Eapuzinerkloster in Wien ist eine überaus delikate romanische Seidenstickerei, nicht minder die ebenfalls mit Perlen vei^ br&hmte Aermelborde an den im Uebrigen mit der Stricknadel herge- stellten Bischofshandschuhen aus Brizen, die ein byzantinisches Zellen- schmelz-Medaillon schmückt. An Alter steht ihnen die aus demselben Schatze stammende Mitra, deren Schmuck nur in gewebten (wohl sioiliani- schen) Borten verschiedener Breite besteht, nur wenig nach. Mit ihr mag die erst im XVII. Jahrb. zu einer Bursa verarbeitete Parura aus Brunn die ürsprungszeit theilen. Die frühgothische Periode vertritt am glänzend- sten das berühmte Salzburger Antipendium, welches ganz mit der Nadel hergestellt ist bis auf einige merkwürdiger Weise in Metall getriebene auf- geheftete AppHquen. Hier sind Anordnung, Zeichnung, Ausführung, Er- haltung gleich vorzüglich. Aus derselben Zeit stammen auch einige gut ausgeführte gestickte Gaselkreuze, die aber beschnitten sind, von den im XYI. Jahrh. immer knapper sich gestaltenden Messgewändern in Mitleiden- schaft gezogen. Sie sind fast alle durch Flachstickerei entstanden und durch das Bestreben ausgezeichnet, durch schwere Betonung der Gewandfalten und stark aufgetragene grünliche und gelbliche Lichter die Figuren, um so lebendiger und wirkungsvoller von dem in der Regel goldenen Rautengrunde sich abheben zu lassen. Bei einem dieser der Akademie zu Prag gehörigen auch durch die Grösse seiner Figuren hervorragenden Kreuze wird die Wirkung noch erhöht durch die mit Perlen ausgefüllten und von ver- goldeten Metaliwulsten eingefassten Nimben. Von geringerer Bedeutung sind sieben gestickte Gaselkreuze, die Ghristus am Kreuz und unter ihm Maria und Johannes in der schematischen Weise darstellen, die sich bis tief in*s XYI, Jahrh. fortsetzt. Die Reliefstickerei, die stilistisch als eine Verirmng, technisch aber als eine Errungenschaft zu betrachten ist, er- scheint auf mehreren Gewändern des Brünner Domes, namentlich auf einer Gasel von violetter Atlasseide, die die Jahreszahl 1487 trägt und ihre ur- sprüngliche Gestalt bewahrt hat. Maria ist im Strahlenkranze dargestellt von vier Engeln umgeben, unter ihr eine gekrönte Standfigur mit Wappen. Sogar der Mantel von dieser und das üntergewand der Gottesmutter sind reich mit Golddessins ausgestickt. Ranken bilden ringsumher die Ein- üusung. — Bevor wir, mit diesem glänzenden Gewände an die Schwelle der Renaissance gelangt, ihre reichen Erzeugnisse auf unserer Ausstellung prüfen, müssen wir noch einiger älterer Stickereien gedenken. Zunächst handelt es sich um zwei gestickte Mitren; die eine aus Admont hat inter- 220 Sohnütgen: essante Borten: goldenes ßankenwerk auf Netzgrand und metallene Aue- läufer wie an der Spitze, so an den herabhängenden Bändern, die andere ist auf goldbesticktem Grunde mit Medaillons ausgestattet, die mit rund- lichen Goldpailletten umsäumt sind. Zwei mit Satteldächern bedeckte Re- liquienschreinchen aus Melk sind aus Seide gebildet und in einfacher aber sehr wirkungsToller und mustergültiger Weise mit aufgestickten Buchstaben resp. Namen verziert. Farbige Kordel bildet ringsumher die Einfassung, ein aus Goldfäden gedrehter Knopf die Giebelbekrönung. Der etwas aossergewöhnlicher Weise in Stramin gestickte spätgothische Teppich vom Nonnberg hat ein Monogramm als Mittfil-, die Evangelistensymbole ab Ecken Verzierung. Der grosse gestickte „Sibyllen ^-Teppich, der zu den noch in den letzten fünfzehn Jahren aus Hildesheim massenhaft ver- schleppten und verschleuderten Alterthümern zählt, gehört in die Classe der in den hannoverschen Klöstern gegen den Schluss des Mittelalters mit Vorliebe angefertigten Dekorationstapisserien, wie sie sich besonders in den Stiftern von Wienhausen, Lüne u. s. w. noch zahlreich erhalten haben. Ihre vornehmlich der christlichen Naturanschauung und der heidnischen Mythologie entlehnte Ikonographie gestattete auch sie als Fussteppiche zu benutzen. Als Wandbehang dagegen diente der von Figdor ausgestellte Gobelin, auf dem der Tod Marlens iu ganz vortrefflicher Zeichnung er- scheint, in die aber das Gold keine Aufnahme gefunden hat Das kleine aber reizende Seidendeckchen vom Nonnberg mit den in Gold aufgestickten grün contourlrten Figuren von 10 fliegenden Engeln, deren Köpfchen gemalt sind, war wohl zu einem Kelchtuche bestimmt. An dieses deutsche Mach- werk schliesst sich der Entstehungszeit nach eine sehr interessante italie- nische Casel an, die erst vor Kurzem in den Besitz des österreichisohen Museums gelangt war. Die breiten Stäbe sind in der sogen, burgundischen Technik, einer Art Lasurstickerei auf Goldfäden, ausgeführt und stellen übereinandergeordnete sitzende Figuren unter dekorativem Baldachin vor. Stäbe wie Gewand haben noch ihre ursprüngliche Gestalt und der sehr . dekorative und doch vornehme Stoff des letzteren besteht in grossen Granatapfelmustern, die dem gelben Seidengrunde in schwerer Silber-Fris^- Technik eingebunden sind. Diese Casel eröffnet die lange Reihe der präch- tigen Renaissance- Ornate, welche in den grossen Vitrinen vornehmlich darch ihre Goldstickereien reichen, wenn auch fast nur ornamentalen Glanz ver- breiten. Die Ranken auf der grünen Nikolsburger Casel zeichnen sieh durch edlen Linienfluss aus; die Goldarabesken auf dem Kremsmünsterer Mesege- wande, die dichter und mit Pailletten durchstreut auf deu Stäben, viel loser im Uebrigen gehalten sind, heben sich von dem rothen Atlasgrunde sehr feierlich ab. Ein ebenso schöner nur etwas jüngerer aber vollständiger Ornat aus Prag hat zugleich den Vorzug, auf beiden Seiten mit dichten Goldranken bestickt zu sein, hier auf weissem, dort auf rothem Atlasgrnnd. Die AusBtelluQg kirohlioher Kuiistgegeiistäxide in Wien. 221 Auch der Dom von Linz and die Sohottenkirche in Wien haben vorzüg- liche Barock-Gewänder geschickt, eine Dalmatik ans späterm aber noch edel behandeltem Goldbrokat das Stift Lamhach and endlich das Mechita- ristenkloBter in Wien kaum ein Jahrhundert alte Paramente, die in Con* stantinopel von armenischen Frauen angefertigt sind. — Mit Beliefspitzen ist eine Gasel überzogen, deren hellrother Grand einen wirkungsvollen Contrast bildet zu den fein ausgeführten Blumen. In dorchbrochener Technik sind auch eine überaus feine Eelchdecke von Figdor gehalten, sowie mehrere in Gold und Farben ausgeführte Lolnenstickereien, die so vornehm in der Wirkung, wie fein in der Tecknik sind. Bevor wir den Ueberblick über die zweite Gruppe schliessen, müssen wir noch einer sehr interessanten Serie von Stickereien unsere Aufmerk- samkeit schenken, die erst lange nach Eröffnung der Ausstellung einge- troffen waren und daher in dem Cataloge keine Erwähnung mehr haben finden können. Es sind die durch ihre Bestimmung und Form, durch ihre Ausstattung und technische Behandlung merkwürdigen liturgischen Stickereien aus den l)ukowinischen Klöstern Put na, Dragorairna und Suczewitza. Sie bestehen in Stolen, Manipeln, Eelchdecken, Teppichen mit den Darstellungen der Grablegung Christi, des Todes oder der Himmelfahrt Mariens, endlich in Grabdecken. Nur wenige von ihnen reichen bis in den Ausgang des XV. Jahrh. zurück, die meisten gehören dem XVI., einige erst dem XVII. Jahrh. an. Die serbische Inschrift, mit der jede geschmückt ist, enthält ausser ikonographischen Angaben fast immer auch eine Zeit- bestimmung. Ihr ganzer liturgisch-ikonographischer Apparat wird von orientalischen und griechischen Traditionen beherrscht. Diesem Formen- kreise gehören auch die figuralen Darstellungen an, die auf ihnen eine grosse Rolle spielen. Haltung, wie Bewegung^ Ausdruck wie Ausstattung der ein- zelnen Figuren erinnern aufs lebhafteste an solche Vorbilder. Die omamen«- talen Beigaben hingegen weisen schon mannichfache andere Einflüsse aufy persische auf der einen, italienische und deutsche auf der andern Seite. Die sehr sorgsame und reiche Technik zehrt noch entschieden von den griechi- schen Beminiscenzen, das Gold hat starke Verwendung wie zu den Ge- wändern, so namentlich zu den Attributen und Inschriften gefunden, auch das Silber ist nicht vernachlässigt. Für die farbigen Theile ist meistens Seide, in einigen Fällen auch, namentlich bei den späteren Erzeugnissen, Wolle gebraucht worden. Dis Ausführung in dem einen, wie in dem andern Material ist eine sehr sorgsame. Neben dem Plattstich erscheint der ältere Kettenstich und, zumal für die Hintergründe, der kräftige Emailstich. Den Fond bildet anfange Seide, später auch Sammt. — Von den Kelchdecken gehen zwei, die eine quadratische Gestalt haben, bis in das Jahr 1481 zurück. Die unlängst auf neuen Stoff aufgenähten Stickereien stellen unter einem von ein^m Vorhange überspannten Baldachin den Heiland hinter 222 S 0 h n.ü t g e n : einem Altare stehend dar, dessen Vorderseite mit einem Patriarchalkreoze und den betreffenden Monogrammen verziert ist. Rechts wie links Yon ihm erscheinen je drei mit Namen versehene Apostel, denen er auf der einen Decke die hl. Hostie, auf der andern den Kelch reicht in ganz ähn- licher Weise, wie anf der vatikanischen Kaiserdalmatik, die bekanntlich dem XII. Jahrh. angehört, unmittelbar neben Christus steht ein, wie er selber, mit Kimbns geschmückter £ngel. Eine dichte Goldinschrift bildet die Umrahmung. Die Untergewänder sind in Silber, die Mäntel in Gold ausgeführt, farbige Fäden nur für die Gontonren, Perlen nur benutzt um Christus wie den Engel rings damit einzufassen. Die beiden anderen nicht unerheblich jüngeren Kelehdecken setzen sich aus fünf kleinern Sammtquadraten zu- sammen, die ein griechisches Kreuz bilden. Das mittlere Quadrat ist mit einer grossen Kelchkuppe geschmückt, in der ein Kind li^t; je fünf Engel, von denen der vorderste in ganzer Figur ein Flabellum — Stange mit Sera- phimscheibe — trägt, flankiren es. Auf jedem der vier anstossenden Qua- drate ist ein Engel mit Stola unter einem Bogen dargesteUt. — Von den fünf Stolen, die je eine Länge von 2Y2 — ^^^ ^^^^ Breite von ciröa 22 cm haben, ist eine als Geschenk der Fürstin Marghitta, Gemahlin von Simeon Moghila und mit der Jahrezzahl 1607 bezeichnet. Sechs übereinandei*- geordnete Standfiguren von Heiligen steigen auf jeder Seite zur Mitte auf, die durch drei Brustbilder markirt ist. Auf dem rothen Seidenfond ist nur wenig Farbe gebraucht, desto mehr Gold. Qanz ähnlich, aber etwas einfacher sind die andern Stolen gemustert, während die fünfte eine viel reichere Behandlung erfahren hat. Medaillons mit figurenreichen Darstellun- gen aus dem Leben und Leiden des Herrn gruppiren sich auf beiden Seiten übereinander um sich in der Abendmahlsscene zu vereinigen. Geometrisch ge- musterte Ansätze mit Quasten bilden die Ausläufer. — Die sechs Manipeln, die wohl alle erst dem XVII. Jahrh. angehören, haben die trapezförmige Manchettenform, wie sie sich bei den Abyssiniern bis heute erhalten hat, das Mittelfeld ist mit Figuren oder Kreuzen in Gold bestickt, der untere und obere Rand mit Inschrift in Silber versehen. Ringe dienen an den Schmalseiten zur BefestigUAg. — Zwei grosse und zwei kleinere Teppiche mit der Darstellung der Grablegung Christi (Aer) werden wohl als Antimon sia, also als Ersatz für einen (Altar*) Tisch d. h. für einen Trag- altar zu betrachten sein. Die Griechen pflegten nämlich den Altar bei seiner Consekrirung mit einer mehr oder minder reich verzierten Decke zu belegen, die der Bischof nachher nicht selten in Stücke zerschnitt, damit sie in Ermangelung von den bei den Griechen viel minder üblichen steinernen Tragaltärchen zur Aufnahme der Oblaten und zur Darbringung des hl. Opfers benutzt würden. Da die Griechen den Altar mit Vorliebe als das Grab des Heilandes betrachteten, so war die Grablegungsscene ihnen als Schmuck für ' das Antimensiam besonders naheliegend und geläufig. Die Ausstellung kirchlieher Ennstgegfenstände in Wien. 223 Von den beiden kleineren Decken stammt die eine aus dem Jahre 1490. S&mmtliohe in Oold und Silber ausgeführte DarsteUnngen sind auf neuen Seidenstoff übertragen. Christus liegt im Grabe, zu seinen Häupten sitat seine hl. Mutter, in der Mitte mit aufgerichteten Armen Magdalena, die linke Hand hält der hl. Johannes, zwischen ihnen und ringsherum comple- tiren die Gruppe die anderen Personen, zu denen vier Engel die untern, vier die obere Parthie ausfüllen, je zwei derselben mit Flabellen in den Fländen. — Die andere kleine, ohne Zweifel jüngere Decke ist oblong und zeigt den Heiland nur von den drei Marien, sowie unten und oben von j6 zwei Engeln umgeben. Diese tragen je ein FlabeJlum mit Seraphimscheibe, jene knien oben mit ausgestreckten Händen. — Die beiden anderen viel grösseren Antimensien stammen aus dem Jahr 1592 und 1598. um das ältere läuft eine Inschrift in Silber, ein Omamentband in Gold, die Evange- listensymbole bilden die Ecken, unten wie oben erscheinen Engel, von denen je zwei Flabellen-Scheiben mit Inschriften halten. Am Kopfe sitzt ausser der hl. Mutter Maria Jakobe, in der Mitte Magdalena, zu Füssen Johannes, Joseph von Arimathia und Nikodemus. Auch hier sind Pwlen zur Verbräbmung benutzt. -— Noch viel reicher ist die letzte Decke be- handelt, die eine grosse Goldinschrift umsäumt, daneben eine Serie von 33 Medaillon mit Büsten unten durch eine Darstellung des Todes Maria unterbrochen. In den Ecken wiederum die Evangelistensymbole und unten wie oben jo zwei Flabellen tragende Engel. Zwischen ihnen gruppiren sich, wie vorher, die sechs typischen Personen, oben erscheint dazu in Medaillon- form die Taube als hl. Geist von zwei anderen ebenfalls dreistrahligen Me- daillons (die wohl Sonne und Mond versinnbilden) fiankirt. Gold und Silber sind hier spärlicher verwendet, die Fleischtheile überaus fein behandelt, sehr wirkungsvoll auch der reich gemusterte Grund. — Ein Teppich von ähnlicher Grösse und Behandlung mit der Jahreszahl 1510 stellt den Tod Marions vor. Christus empföngt im Strahlenkranze unter einem Bogen schwebend die Seele seiner hl. Mutter, die von den zwölf Aposteln und zwei anderen heiligen Priestern umgeben ist. Engel, zum Theil mit Sera- phim-Flabellen, umschweben die traditionell geordnete Gruppe, die noch durch das kleine Bilduiss der Stifterin in fürstlicher Kleidung vervollständigt wird. Grosses Rankenwerk, unten einige burgartige Anlagen einschliessend, umgeben die reiche Darstellung. — Viel kleiner und älter ist ein quadratischer Behang, der unten den Tod Marions, oben die Aufnahme ihrer Seele in den Himmel zeigt, indem Gott Vater von Engeln umgeben das von Christus getragene kleine Kind empfingt. Perlen contouriren auch hier die aus Gold- und Silberfaden mit farbigen Falten gestickten Figuren. — Drei Grab decken bringen diese merkwürdige Sammlung zum Abschlüsse. Die älteste derselben mit dem Datum 1476 stellt die Fürstin Maria, Gemahlin Stephans des Grossen, wohl ungefähr in natürlicher Grösse dar, die Hände 224 Sohnütgen: übereinandergelegty die Aagen geschlossen, im Schmucke einer schönen Krone and reichen Geschmeides, in einem von schweren Granatapfelmaste- rnngen dicht besetzten Gewände. Ein auf zwei Halbsänlen sich entwickeln- der arabischer Bogen bekrönt sie baldachinartig; Medaillons mit Doppel- adler, oder Monogrammen füllen die Ecken; eine mächtige Goldumschrift vollendet die ganze Stickerei, die auf rother Seide vornehmlich in Gold und Silber ausgeführt und trotz ihres Alters vorzüglich erhalten ist. — Dem im Jahre 1607 gestorbenen moldauischen Fürsten Jeremie Moghila ist die folgende Grabdecke gewidmet, welche ihn lebend und auf einem Stuhl sitzend in guter Oharakterisirung darstellt. Ein reicher Mantel um- gibt ihn, eine Mütze ziert sein Haupt. Die oberen Winkel füUt rechts eine doppelchorige Kirche, über der die „dextera manus Dei", rechts ein Wappen aus. Unten bilden je ein grosses in Gold und Silber ausgeführtes Blatt die seitliche Ausstattung. Die B]attwerkmustei*uugen, die den Sammt- grund beleben, verrathen persische Anklänge. — Aus demselbcH Jahre stammt die Grabdecke des Fürsten Simeon Moghila, der stehend mit der Krone abgebildet ist, die Hände über der Brust gekreuzt. Das Untergewand ist in Silber gestickt, der Mantel mit grossen Blumen auf Sammtgrund gemustert. Zwei aufsteigende Blumenständen bilden mit zwei Wappen die seitliche Zier, ein Ornamentband und eine kleine Siiberumschrifb die Ein- fassung. — Die weniger summarische Behandlung, welche diese liturgisch, stilistisch und technisch merkwürdigen Stickereien hier erfahren haben, mag ihre Entschuldigung finden in deren Eigenart, sowie in dem Umstände, dass der Gatalog sie ganz unerwähnt gelassen hat und eine anderweitige Wür- digung ihnen auch vorenthalten geblieben zu sein scheint. Mit ihnen hat die zweite Gruppe der Ausstellung in unserer Be- sprechung ihren Abschluss gefunden. Die dritte Gruppe umfasst Holzarbeiten: Kirchenmobilien, Altäre, Reliefs und Einzelfiguren. Dass ihre Zahl ein Hundert nicht er- heblich übersteigt, könnte aufiallend erscheinen angesichts des Umstandes, dass kein kirchlicher Kunstzweig der Vergangenheit einen so grossen Nachlass aufzuweisen haben möchte, als jener der Holzarbeiten. Es darf aber hierbei nicht übersehen werden, dass kleinere Kirchenmöbel aus dem Mittelalter selten und für die Aufnahme grösserer diese Sääle nicht aus- reichen würden, dass Holzfignren aus dem frühen Mittelalter äusserst rar und in der Regel sehr roh, aus der spätem Zeit vielfach zu handwerks- mässig sind und in zu grossen Dimensionen in diese Räume nicht recht gepasst hätten. Ein vollständiges Entwickelungsbild ist es daher nicht, was sich hier darbietet, aber ein höchst lehrreiches ohne jeden Zweifel. Bei dem Versuche es zu analysiren, begegnen wir zunächst dem derben aber höchst charakteristischen und merkwürdigen Thronstuhl aus Norwegen, den Hinutoli dort erwarb, Figdor auf einer Kunstauktion in Köln erstand. Die Äosstellnng kirchlicher Ktmstgegensiande in Wien. 225 DazQ gibt es keine Analogieen dentecher Herkunft. Viel vornehmer ist das berühmte Faldistorium vom Nonnberg mit seinen romanischen Löwenköpfen und Beliefs aus Elfenbein, sowie mit dem gothischen Holzgestell und den wohl im Anfange des XV. Jahrb. aufgemalten Miniaturen. Drei geschnitzte Faltstühle aus dem XVI. und XVII. Jahrb., einer mit Armlehnen versehen, sohliessen sich an, ebenso mustergültige als seltene Exemplare, die Fxgdor in seiner auch an alten Hobeln sehr reichen Sammlung zu vereinigen ge- wusst hat. Das Sängerpult desselben Besitzes und das Messpültchen aus Kremsmünster, beide aus weichem Holz, welche um die Wende des Mittel- alters nach süddeutscher Sitte mit eingeschnittenem Flachomament ver- sehen und mit etwas Farbe belebt sind, verdienen besondere Beachtung, wie der spätgothische Tabernakel mit seinen MasswerkfuUungen. Die beiden mit Satteldach bekrönten Reliquienschreinchen aus Klosterneuburg haben den Vorzug einfacher aber sehr harmonischer Anordnung und ursprüiglicher Bemalung. Das oblonge Kästchen aus Wilhering, welches ringsum mit durchbrochenen und vergoldeten Bleireliefs umkleidet ist, wie sie das XIV. Jahrb. zur Ausstattung von glanzversilberten Schreinchen mit Vorliebe verwandte, hat leider eine vollständige Erneuerung erfahren. Die wenigen Schnitzaltäre sowohl wie die einzelnen Reliefs zeichnen sich weder durch hohes Alter, noch durch hervorragende Schönheit aus. Es fehlt aber doch nicht an spätgothischen Flachgruppen, welche besonderer Beachtung werth sind. Diese verdienen noch mehr die Einzelfiguren, die ohne sehr zahlreich zu sein, zu einer guten chronologischen Serie sich ver- einigen. Diese beginnt freilich erst mit der frühgothischen Periode, über welche Holzfiguren überhaupt sehr selten hinausreichen. Will man den Fi- gurenstil aus den früheren Epochen kennen lernen, so muss man sich den Elfenbeinsculpturen zuwenden, die auf der Ausstellung in aussergewöhn- licher Zahl und Güte vertreten, aber in einer anderen Gruppe untergebracht sind, desswegen hier noch nicht behandelt werden können. Eine kleine sitzende Holzmadonna des Grafen Wilczek weist noch romanische Beminis- cenzen auf, eine andere mit alter Bemalung hat frühgothischen Charakter, von dem die ebenfalls bemalte schlanke und edle St. Georgsfigur nur noch Erinnerungen zeigt. Einen gewaltigen Grucifizus von etwas übertriebenem Ausdrucke, wohl ein ehemaliges Triumphkreuz, hat Graf Wilczek ge- schickt, einige gute Statuetten und Gruppen des XV. und XVI. Jahrb. Fürst Liechtenstein, vier vortrefif liehe Evaz^elistenfiguren Frau Lang. Das Statu^ttchen der klugen Jungfrau und die St. Catharinenbüste aus dem Besitze des Museums sind von aussergewöhnlicher Schönheit. An sie schliesst sich das italienische Frührenaissancefigürchen der hl. Margarethn, dem der ganze Reiz der reichen Bemalung erhalten geblieben, würdig an. Auch die beiden grau angestrichenen und nur in den Garnationstheilen bemalten Standfigürchen von Maria und Johannes (unter dem wohl nicht 15 226 Schnütgen: mehr vorhandenen Kreuze) dürfen ihrer flotten Behandlung wegen nicht unerwähnt bleiben. Nirgendwo aber zeigt sieh diese hier deutlicher, als an der lebensgrossen Madonna, die dem Tihnan Riemensohneider zuge- schrieben wird. Der Realismus, der sie bereits beherrscht, charakterisirt in noch viel höherem Maasse die Sculpturen der beiden folgenden Jahr* hunderte, die hier auch nicht fehlen. Einige sind von tiefem Gefühl und vorzüglicher Durchführung, so eine Pietli mit weinendem EngeL — Unter diesen Figuren fehlt auch die sogen, kleine Plastik nicht. Sie ist vor- nehmlich in den sogen. Athoskreuzen vertreten, d. fa. in Kreuzen mit ganz kleinen geschnitzten Darstellungen aus dem Leben Christi, die von Mönchen auf dem Berge Athos nach alten byzantinischen Vorbildern seit Jahrhunderten handwerksmässig bis in die neueste Zeit angefertigt werden, um (zuweilen mit Reliquien versehen) als Bevotionsobjekte zu dienen. Je weiter sie in der Zeit zurückreichen, desto strenger ist ihr Stil, obwohl sie dessen Eigenthümlichkeiten bis jetzt zu bewahren gesucht haben. So häufig sie aus den letzten Jahrhunderten begegnen, so selt.en kommen solche vor, die sich durch ihre metallische Ausstattung als mittelalterliche Erzeugnisse mit Sicherheit zu erkennen geben. Griechische Kirchen seheinen sie noch in manchen Exemplaren zu besitzen. Bald sind es getriebene oder gra- virte Inschriften, bald Filigranornamente und Niellen, bald siebenbürgischer Emailschmuck, der sie bestimmt. Von Pilgern mitgebracht erhielten sie ihre in der Regel in Borten und Streifen bestehende Fassung gewöhnlich erst, wenn sie am Orte ihrer Bestimmung angelangt waren. Grösse und Anordnung sind bei ihnen verschieden, meistens haben sie zwei^ zuweilen drei Querbalken, ausser diesen wohl auch noch zwei birnförmige AusHtnfer, die seitlich zu jenen emporstreben. Diese Kreuze sind hier in ausserge- wöhnücher Anzahl erschienen. Zwei derselben stammen aus dem Kloster Putna, das eine ausüehmlich gross mit an den Schmalseiten rrngsumherlaufen** den Inschriftfriesen und mit einem Metallknaufe, der in eine Httlse ansläufb, also das Aufeteoken auf eine Tragstange, oder auf ein Postament ermög- licht. Das andere ist mit Borten von Filigran-Email geschmöckt, Avie das XV. Jahrb. es in Ungarn und in den südlich angrenzen4en Ländern zu so reicher und glänzender Entfaltung gebracht hat an liturgischen Geftesen, aber auch an Schmuokgegen ständen. An einem besonders grossen und reich ausgebildeten Kreuze aus Dragomirna ist die Filigrantechnik ohne Schmelzwerk, aber in sehr entwickeltet Weise verwendet, während ein anderes aus dem Dome von St. Polten glänzenden Steinschmuck und fein durchgeführtes Niello aufweist. Auf einer Nachahmung dieser Kfeuze und ähnlich behandelter Medaillons und Kapseln mögen die auf der Ausstellung auch nicht fehlenden Gebetnüsse beruhen, die fast alle in der spätgothi- schen Periode enstanden sind. Die letzten von ihnen, die flandrischen Ur* spmnges, sind vollendete Kunstwerke von höchster Feinheit, aber auch die Die Ausstellung kirchlioher Euastgegenstande in Wien. 227 geringsten derselben übertreffen an Selbstständigkeit der Erfindung und an Correktbeit der Darcbfuhrung alle diese Miniaturgrüppcben vom Berge Athos, die auf scbematiscber Wiederholung und handwerksmässiger Yer- vielföllJgang beruhend, fast als eine Art von Verknöcherung erscheinen. — Da in diese dritte Gruppe auch die wenigen Gemälde Aufnahme gefunden haben, welche hier vorhanden, so werden wir ihrer noch mit einigen Worten zu gedenken haben. Ein Flögelaltärchen aus der Schule von Siena mit der Jahreszahl 1338 ist ein überaus anmuthiges und edles Werk, ebenso ein Altar mit doppelten Flügeln, der aber mindestens ein halbes Jahrhundert jünger ist. Ein Triptychon mit Miniaturen vom Nonn- berg und ein grösseres Gemälde vom Jahre 1410 zeichnen sich zugleich durch den Vorzug aus, dass ihnen der ursprüngliche Rahmen erhalten ge- blieben ist, an letzterem sogar mit Minuskelinschrift in Silber auf rothem Grunde. Auf graue Leinwand sind mit wenigen Lokalfarben 12 Dar- stellungen aus dem Leiden Christi derb und kräftig um 1500 aufgemalt, um, ein Fasten- oder Hungertuch zu bilden. — Gering au Zahl, aber vor- züglich an Qualität sind auch die vom Grafen Wilczek und vom Stifte Herzogenburg gesandten Glasmalereien. Sie bestehen in herrlichen früh- gothischen Grisaille-Ornamenten mit farbigen Einfassungen, sowie in geome- trisch gemusterten Feldern mit Standfiguren und Brustbildern, selbst mit Donator und Donatrix, aus der Mitte des XIV. Jahrh., wahre Muster har- monischer Stimmung. Aus derselben Zeit stammt ein Feld mit Wappen, sowie eine Grisaille-Tafel mit zwei kleinen Darstellungen. Das XV. Jahrh. ist nur durch drei kleinere Bilder, die Frührenaissance nur durch eide Madonna im Strahlenkranze vertreten. Die vierte Gruppe, welche die Metallarbeiten und das Email umfasst, übertrifft alle anderen an Werth und Bedeutung. Was hier an Kelchen, Ci- borien und Monstranzen, an Oelgefösscn und Reliquienbehältern der mannich- faohsten Art, an Taufgefassen und Aquamanilien, an Krummstäben und Rauchfässern, an Kreuzen und Crucifixen, an Lampen und Leuchtern, kurz an kirchlichem Geräth aus der altchristlichen Periode bis in das vorige Jahrhundert vereinigt, ist geradezu überwältigend, eine vollständige Ge- schichte dieses so hervorragenden Kunstzweiges. Und was hier an Her- stellungsverfahren vorliegt, an Guss-, Treib-, Giselir-, Filigran- und Gravir- Arbeiten, an Zellen- und Gruben- Schmelz, an Relief- und Maler-Email, an Niello- und Tauschirnng, an Stein-Fassung und Verzierung, bietet einen vollständigen lieber blick über sämmtliche dem Goldschmiede, der in ge- wissem Sinne den Architekten, Maler und Bildhauer in seiner Person zu vereinigen hatte, im Hittelalter geläufige Techniken. Eine oberflächliche Aufzählung oder Zusammenstellung würde hier ohne besonderen Nutzen sein, eine eingehende systematische Behandlung aber einen Raum bean- spruchen, der hier auf einmal nicht in Beschlag genommen werden kann, 228 Schnütgen: zumal nach dem bereits TerbrauchteD. Es dürfte sich daher empfehlen, ans den einzelnen Hanptbestandtheilen dieser Gruppen gelegentlich wieder kleinere Gruppen zu bilden unter eigenen üeberschriften wie „der Kelch nnd seine Geschichte^, „die Monstranz und ihre Entwickelung" n. s. w. u. 8. w. In diesen wären dann den einzelnen hier yorhandenen Objekten die Stellen anzuweisen, die ihnen in diesen langen und vielgestal- tigen, der wissenschaftlichen Durchforschung noch sehr bedürftigen Ent- Wickelungsstadien zukommen. Die letzte Gruppe umfasst Arbeiten verschiedener Art, zunächst ans Elfenbein und Bein. Sechs romanische Krummstäbe, fast alle noch im ursprünglichen Stiflerbesitz, treten zugleich auf, einzelne von ihnen auch sehr merkwürdig und lehrreich durch die Art ihrer Bemalupg, die beim Elfenbein wie beim Marmor ein besonderes Interesse beansprucht. Die Pyxis von Figdor, von der es zweifelhaft bleibt, ob sie ursprünglich schon für Hostien bestimmt war, gehört zu den letzten Ausläufern der altchrist- lichen Periode, während das XI. Jahrh. durch zwei mit Hoch-Reliefs um- kleidete Tragaltärchen aus dem Stifte Melk vorzüglich vertreten ist Die beiden uralten reich reliefirten Hornreliquiare aus dem Prager Dome sind ebenso grosse Seltenheiten wie Merkwürdigkeiten. Mehrfach erscheinen Reliqnienkästchen. Eines derselben mit eingravirten und farbig ausge- strichenen kleinen Kreisen und grösseren Segmenten dürfte orientalischer oder nordischer Herkunft und viel älter sein, als der Katalog angibt. Eine sehr elegante Verbindung von Elfenbein und Bronze zeigt ein der Frührenaissance angehöriges Schmuckkästchen. Die zahlreichen Elfenbein- tafeln bilden eine vorzügliche Illustration der kleinen Plastik vom X. bis in^s XVIII. Jahrh. Dem Alter wie der Bedeutung nach stehen an der Spitze die beiden Tafeln von Figdor, die aus der Rheinprovinz stammend zuerst auf der Kölner Ausstellung 1876 Beachtung fanden und seitdem auch literarisch sind gewürdigt worden, ursprünglich wohl die beiden Flügel eines Triptychons. An sie schliesst sich unmittelbar und durchaus würdig das herrliche Relief aus Heiligenkreuz an, welches den hl. Papst Gregor darstellt, dem eine auf seiner Schulter sitzende Taube in's Ohr diktirt. Die Relieftafel mit der Darstellung des Todes Mariens scheint eine griechische Orginalarbeit zu sein. Das bemalte Diptychon aus Kloster- neuburg wird französischen Ursprunges sein, deutscher Abstammung wohl das sehr edle Triptychon aus dem Besitze des Fürsten Liechtenstein, dem sich das etwas spätere Diptychon aus Kremsmünster würdig an die Seite stellt. Noch etwas später ist das Flügelaltärchen aus St. Florian, wohl eine spanische Arbeit. Auch an guten Statuettchen fehlt es nicht. Zu den besten zählt die Madonna auf altem Metallfusse aus dem Prager Domschatze. Als Abschluss dieser Elfenbeingrnppe erscheint eine Serie von Cruzifixen der letzten Jahrhunderte. Sie vervollständigt den Ueberblick über die Die AuMiellung kirchlicher KunBigegenatände in Wien. 229 Geschichte des Kreuzes und des Gekreuzigten, zu dem die Metallgruppe zahlreiche Beiträge liefert aus dem frühen Mittelalter bis an seinen ausser- sten Schlnss. — Die Alabaster -Statuetten und -Reliefs reichen fast alle bis in^s XIV. und XV. Jahrb. zurück. Die spärliche Bemalung, die ihnen meistens zu Theil wurde, verleiht ihnen einen eigenthümlichen Reiz, ob- wohl sie in der Regel mehr die Hand des Kunsthandwerkers, als des eigent- lichen Künstlers verratheu. Die beiden italienischen Marmorreliefs des Fürsten Liechtenstein sind gute Leistungen ans dem XV. resp. XVIIL Jahrb., die beiden Reliefs aus Kehlheimerstein in neuerer Zeit gut ausgeführt im Anschlüsse an Arbeiten des XVL Jahrb., das Tragaltärchen aus Kehl- heimerstein mit der Jahreszahl 1506, welches Graf Enzenberg geschickt hat, ist mit eingravirten bezw. geätzten Darstellungen versehen, die durch wenig Farbe gehoben sind. Auch einige colorirte Thonreliefs verdienen Beachtung, noch mehr ein bemaltes Wachsrelief aus dem XIV. Jahrb., als grosse Rarität. — Die gothischen Glasbecher, meistens Maigelein- und Nuppengläser, ursprünglich zu profaner Benutzung bestimmt sind erst später kirchlichen Zwecken dienstbar gemacht worden, nämlich der Aufbewahrung von Reliquien in Altären, wozu sie im XV. und XVI. Jahrb. mit Vorliebe verwandt wurden. Pas Wachssiegel des consekrirenden Bischofs wurde entweder zu den Reliquien in das Gefäss gelegt, welches meistens mit einem Schief erplättchen bedeckt wurde, oder es bildete kapselartig den eigentlicbeu Verschluss der Oeffnung, wie bei dem weissen Glase, welches mit gelblichem Wachs verschlossen ist um ein ovales Siegel in rother Farbe aufgedrückt zu erhalten. Ganz ähnlich Ist ein kleines unscheinbares, aber merkwürdiges durch Guss hergestelltes Bleigefass behandelt, welches dem- selben Zwecke diente. Quadronen verzieren den Fuss, Nuppen den Bauch, die Henkel sind zum Theile abgebrochen, ebenso der Rand, dem ein Wachs- pfropfen etwas umförmlich aufgedrückt ist. Das Siegel geht bis in's XIV. Jahrb. zurück, dem auch das Gefäss angehören dürfte. — Auffallend spärlich sind geschnittene und plastische Lederarbeiten vertreten, die namentlich in Spanien und Italien, aber auch in Deutschland für kirch- liche Zwecke mannichfach gebraucht wurden, vornehmlich als ReHquien- täschchen, Tabernakelthürchen, Hausaltärchen, noch mehr als Etuis für kostbare liturgische Gefässe oder Bücher. Zu den schönsten, wenn auch nicht zu den ältesten Erzeugnissen dieser Technik zählt das Triptycbon aus dem österreichischen Museum durch die Anwendung von Gold und Farbe zu ganz eigenartiger Bedeutung erhoben. — Es soll den Schluss unserer Besprechung bilden mit dem Ausdrucke des verbindlichsten Dankes ao seinen Besitzer, bezw. an dessen Vorstand der diese herrliche Aus- stellung veranstaltet und alles aufgeboten hat, siö so anregend und lehr» reich, wie nur immer möglich sa machen. Sohnütgen« 230 Sochste Jahresvenammlung der Gesellschaft far Bheinisohe Qeschichtskunde. Sechste Jahresversammlung der Gesellschaft für Bheinische Geschiohtskunde. Dieselbe ist am 15. Dezember 1886 in Köln gehalten worden. Nach einem Vortrage von Professor Dr. Lamprecht ans Bonn über „die Entwickelang des rheinischen Bauernstandes im Mittelalter und seine Lage im 15. Jahrhundert^ wurde Bericht erstattet über den Fortgang der wissenschaftlichen Unternehmungen. Seit der fünften Jahresversammlung gelangten zur Ausgabe: 1. Briefe von Andreas Masius und seinen Freunden 1 538 — 1573, herausgegeben von Max Lossen. 2. Das Buch Weinsberg, Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert, bearbeitet von Konstantin Höhlbaum. Bd. L 1518-1551. Von den Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahr h. lag der fünften Jahresversammlung die 2. Lieferung des ersten Bandes vor. Der Bearbeiter Dr. H o e n i g e r hat diese Arbeit neuerdinge wesentlich fördern können. Die erste Bearbeitung der Schreinsurkunden ist nun- mehr für sämmtliohe Sondergemeinden von Köln vollständig bewältigt, ein Register von 45,000 Zetteln belehrt in jedem Augenblick über den Inhalt der Urkunden und erläutert ihren Zusammenhang. Eine umfangreiche Er- gänzung der bisherigen Sammlungen bot das P^rrarchiv von S. Golumba in Köln; die neu gewonnenen 470 Urkunden aus dem Columba-Schrein werden in der Edition zwischen den Schreinsurknnden von S. Brigida und denen von Niderich ihre Stelle finden. Mit den Schreinsurknnden der Laurenz-, Brigiden- und Columba-Gemeinde beschäftigt, hat Dr. Hoeniger den Wunsch, im ersten Drittel des neuen Jahres den ersten Band der Schreinsurkunden abzuschliessen. Von der durch Professor Dr. L o e r s c h vorbereiteten Ausgabe der Rheinischen Weisthümer darf die Veröffentlichung eines ersten Bandes für das Jahr 1887 in sichere Aussicht gestellt werden. Er wird die knrtrierischen Aemter Koblenz, Vallendar, Boppard, Welmich, Ober^ wesel, Bergpflege, Münstermaifeld und Mayen umfassen und ist der Voll- endung nahe. Aus Privatkreisen, wie aus den Staatsarchiven zu Düssel- dorf, Koblenz und Maastricht hat das Material dieses Bandes im Lauf des Jahres noch erhebliche Bereicherung erfahren. Neben der vorzugsweise von ihm besorgten Herstellung der Abschriften für die Ausgabe hat der Eönigl. Archivar Dr. Max B a e r die Durchforschung der Bestände des Koblenzer Staatsarchivs und die Verzeichnung aller dabei aufgefundenen Seohate Jahresversammlung der Geselkohaft fdr Rbeiaisohe GeBohiohtskondd. 231 Weisthümer für den Zettolkftialog stetig fortgesetet« so dass schon ji^tat ffir eine Baihe weiterer Bande von Weisthümem des Karfarstenthaing Trier nnd der anstossenden Territorien die haaptaäcUichite Gründlage ge* schaffen ist. Die Bearbeitung der ebenfalls von Professor Dr. Loersch über- nommenen Ausgabe der Aachener Stadtreohnungen des 14, nnd 15. Jahrhunderts ist wesentlich bedingt dorch die stetig fort- schreitende Ordnung des dortigen Stadtarchivs und seines neueren Urkun- den- und Akten-^wachses. Von den Urbaren derErzdiöoese Köln, deren Bearbeitiing Professor Dr. Crecelius besorgt, sind die des nördlichen Theiles der Kheinprovinz, besonders die älteren Heberegister des Klostecs Werden in Angi-iff genommen; die Bearbeitung des Textes ist bereits abgeschlossen. Erhebliche Schwierigkeiten, welche die Veröffentlichung verzögern, bereitet die Erlättternog der alten Ortsnamen und ihre Ueberführung auf die heu«* tigen Formen. Es besteht die Absicht, zunächst in dem geographischen Index nur diejenigen Ortsnamen festzustellen, weldie ohne langwierige Sondetforschung erläutert werden köonen; dann aber sollen K^ten dan Besitz des Klosters Werdeu, der Stifter Essen und Xanten zugleich yer- anschaulichen. Die Ausgabe des Buches Weinsberg^ bearbeitet von Dr. Höhlbaum, wird in einem zweiten Bande während des Jahre» 18S7 zu Ende geführt werden. Der dritte, der sich anreihen soll, wird urkundliche Erläuterungen zur Stadtgeschichte von Köln im 16. Jahrhundert und eide Würdigung der Person und der Werke Hermanns von Weinsberg enthalten. Die Arbeiten Dr. von Belows für die Landtagsakten der Herzogthümer Jülich-Berg stehen unter der Leitung von Prof. Dr. Ritter. Als vorläufiges Ergebniss seiner Studien konnte von Below den zweiten Theil seiner Schrift über „die landständische Ver- fassung in Jüüch und Berg bis z. J. 1511^ veröffentlichen; ein dritter und letzter Theil wird demnächst erscheinen. Die Matrikeln der Universität Köln werden von Dr. Hermann Keudsen und Direktor Dr. Wilhelm Schmitz fflr die Ausgabe bearbeitet. Die Stadien sollen sich auf die bis jetet veröffent- lichten Matrikeln anderer älterer Universitäten Deutschlands ausdehnen, zunächst auf die Heidelberger and Erfurter, damit der Zusammenhang zwischen diesen Hochschulen aufgedeckt und die Eigenaart der kölnisohen festgestellt werden kann. Für die Regesten der Erzbischöfe von Köln bis zum Jahre 1500, deren Ausarbeitung Professor Dr. Menzel leitet, sind die bereits gedruckten Urkunden aus Lacomblets Urkundenbuch und andern Werken weiter verzeichnet worden, bn Anschluss an die von Theodor 232 Sechste Jahresversammlung der Gesellschaft für RheiDische Gesohiohtskande. Sickel in der 7. Lieferung der „Kaiserurkuiiden" veröfifentlichten Doku- mente von Ensbischof Wichfried (925 — 953) ist sodann das ältere Urknn- denwesen der Erzbischofe untersucht worden. Planmässig schreitet dieses junge Unternehmen der Gesellschaft fort. Ebenso ist die Vorarbeit für die 1. J. 1885 beschlossene Ausgabe der ältesten Urkunde n der Rheinlande bis zum Jahre 1000, gleichfalls von Professor Dr. Menzel übernommen. Einstweilen sind in Trier, Metz und Koblenz geeignete Mitarbeiter gewonnen. Zu den W^erken, die über Jahresfrist in Bearbeitung sind, hat der Vorstand neuerdings auf den Antrag des Herrn Professor Dr. Janitschek in Strassburg i. E. und nach genauer Prüfung durch seine Mitglieder, die Professoren Dr. Menzel und Dr. Lamprecht^ die Herausgabe der sog. Ada-Handschrift in der Stadtbibliothek von Trier be- schlossen. Früher der Abtei von S. Maximin bei Trier gehörig, steht sie, wie die paläographisch-diplomatische Untersuchung von Professor Menzel ergab, doch nicht mit dieser in einem inneren Zusammenhang. Unter allen bekannten rheinischen Handschriften gewinnt sie dadurch eine Stellung ein* ziger Art, dass sie das älteste kostbar ausgestattete Manuscript der Provinz ist: ein Evangeliar von der Wende des 8. und 9. Jahrhunderts, mit Grold auf Pergament geschrieben, reich mit Zierstücken versehen, mit Initialen, Randleisten u. s. w., mit den Vollbildern der vier Evangelisten. Die Unter- suchung und Wiedergabe der Miniaturen verspricht wesentliche Aufklärung über den Gang der karolingischen Kunstentwicklung überhaupt ; die Prüfung der graphischen Ausführung des Textes, verglichen mit der andrer Hand- schriften verwandter Natur, wird der Paläographie förderlich sein, die Be- trachtung des Textes selbst der Geschichte der Vulgata; der Einband, eine bemerkenswerthe Goldschmiedearbeit aus dem 15. Jahrhundert mit einem antiken Cameo als Einlage, bedarf eingehender wissenschaftlicher Be- schreibung. Für die verschiedenen Seiten der Aufgabe sind bewährte Kräfte gewonnen : mit dem Antragsteller und Prof. Dr. Menzel werden sich die Herren Geh. Rath U s e n e r und Professor Dr. K e k u 1 6 in Bonn und Domherr Schnütgen in Köln in die Arbeit theilen. Der Abschluss der Edition lässt sich zu Ostern 1887 erwarten, bestimmt aber im Laufe des nächsten Jahres. Der Vorsitzende schliesst mit der Bemerkung, dass die rege Thätig- keit der Mitarbeiter grössere Veröffentlichungen in steigender Zahl für das Jahr 1887 verheisst. XXYIII. Plenarver9. d. hiet. Comm, b. d, kgl. bair. Akad. d. Wies. XXVIII. Plenarversammlung der histor. CommissioD bei der königl. bairischen Akademie der WisBenscbafteo. Vom 28. Sept. bis 1. Oct 1887 fand dieselbe unter Vorsitz des W. Geh. Ober-Regierungsraths von Sybel statt. Seit der letzten Versammlung sind folgende Publicationen erfolgt :* Jabrb. der deutseben Geschiebte : Ge- schichte des ostfränkischen Reiches von £. Dümmler. 2. Aufl. Bd. I u. II. Deutsche Reichstags- Akten, Bd. IX (1427 — 1431), herausg. von Dr. Kerler. Forschungen zur deutschen Geschichte, Bd. XXVI, Hfb. 3 Allgemeine deutsche Biographie, Lief. 117 — 125. Der Commission liegt auch der C!. Band der Reichstags- Akten (1406—1410) gedruckt vor. Für die von Hegel herausgegebene Sammlung der deutschen StAdtechroniken würde die Bearbeitung der niederrheinich-westfälischen Chroniken unter Leitung des Prof. Lamprecht fortgesetzt und der erste Band, welcher die Chroniken von Dortmund und Neuss enthält, im Druck nahezu vollendet. Ad der Bearbeitung haben sich ausser Lamprecht die Herren Hansen in Münster, Franck in Bonn, Ulrich in Hannover und Nörrenberg in Marburg bethei- ligt. Der folgende Band wird die kleinen Aachener chronikalischen Stücke und die Chroniken von Soest vollständig bringen. Dazu kommt ein neu aufgefundenes Gedicht über die Soester Fehde in einer Paderborner Hand- schrift. Der Druck des 1. Bandes der vatikanischen Akten zur deutschen Geschichte in der Zeit Ludwigs des Baiern, herausg. von Oberbibliothekar Dr. Riczler, ist begonnen. Für die Geschichte der Wissenschaften besteht die Aussicht, dass die Geschichte der Kriegswissenschaft und die Geschichte der Medizin bald der Presse werden übergeben werden können. Von den Jahrb. der deutschen Geschichte ist der 1. Band der Geschichte Karls des Grossen in der zweiten, von Simson besorgten Ausgabe im Drucke fast be- endet. Die Zeitschrift: Forschungen zur deutschen Geschichte, hat mit dem 26. Bande ihren Abschluss erhalten. ly. Miscellen. 1. Ausgrabangen in Aegypten. lieber diese Ausgrabungen, welche Seitens des Vizeköoiglichen Museums in Bulak im Winter 1886 bis 1887 ausgeführt worden sind, hat der Direktor des Museums, Herr Qri- baut, in der Junisitzung des ägyptischen Instituts einen interessanten Be- rioht erstattet. Die Freilegung des grossen Tempels von Luxor ist weiter gefördert worden. Ueberrasohend war der Fund einer hieroglypbischen Inschrift, welche berichtet, dass die Tompelanlage zur Zeit des Kaisers Tiberius erneuert worden sei. Auf dem tbebanischen Westufer ist südlich vopi Bamessenui ein w^en seiner Anlage wichtiger kleiner Tempel ans der achtzehnten Dynastie (etwa 1500 v. Chr.) entdeckt worden ; dort wurde auch eine schöne Statue einer Königin der 18. Dynastie, angeblich der Mutter Thutmofiia^ IL, gefunden. Das reichste Ergebniss haben die Aus- grabungen von Achmim (dem Chemmis der Griechen) geliefert. Mehrere Stelen des n^ittleren Reiches (etwa 2000 y. Chr.), auch einige aus dem alten (2400 v. Chr.) wurden zu Tage gefördert. Hier wurde auch ein überaus interessantes Stück, ein aus gebranntem Thon hergestelltes Modell eines altägyptischen Hauses, das wohl dem Todten mit ins Grab gegeben war, — der Louvre, das Britische Museum und das Museum von Bulak besitzen bereits derartige Stücke — gefunden. Achmim hat ausserdem 24 Ii^schriften geliefert, w.elphe aus griechischer Zeit stammen und in einer noch nicht entzifferten Schrift, vielleicht in der Sprache kleinasiatischer Söldner, die in ägyptischen Diensten standen, abgefasst sind. Zwei grosse grie- chische Papyrushandschriften mathematischen Inhalts beschliessen die Reihe der Achmimer Funde. Im Tempel von Esneh, der noch zum grössten Theil unter Schutt begraben liegt, wurde eine Inschrift Thutmosis' III., des Grün- ders der Tempelanlage, gefunden. Abydos, die ägyptische Todtenstadt, lieferte in einem Tage eine Menge von Todtenvasen, Grabinschriften, ge- schnittenen Steinen, Skarabäen n. s. w. ; ausserdem kamen hier durch einen Zufall etwa 80 Stelen, welche der verstorbene Mariette in einem Privat- hause zu Abydos versteckt hatte, an den Tag. Bei Ptolomais wurde ein römischer Altar aus Granit aufgefunden, lieber Sint und seine uralten Misoellen. 236 Grüfte im libyBohen Gebirge war nur wenig Erfreuliches za berichten. Die zahlreichen Grabkammern, welche die unmittelbar vor dem westlichen Thore der Stadt belegene Felshöhle noch vor wenigen Jahren aufzuweisen hatte, sind bis auf drei gänzlich verschwunden, und mit ihnen ist der Wissen* Schaft ein einzig dastehendes Material verloren gegangen. Aeltere Reisende haben behauptet, dass ein Jahr rastloser Arbeit nicht ausreichen würde, um einem Aegyptologen das Abschreiben s&mmtlicher in den FOrstengräbem von Sint (Lykopolis) vorhandenen Inschriften zu ermöglicheo. Und von diesen Denkmälern, deren man jfingst noch 80 zählte, sind nur 3 übrig geblieben. Unter den Augen der ägyptischen Behörden haben die Bewoh- ner von Sint die aus dem lebenden Felsen gehauenen Säulen und Reliefs behufiB Kalkbrennerei weggebrochen. Was die Freilegung der Sphynx von Gizeh betrifft, so will Gr^baut, wenn irgend die Geldmittel reichen, dies Unternehmen zu Ende fähren. Ob dasselbe die aufgewendete Mühe lohnen und die Hoffnung, dass an dieser Stätte uralte, noch vor der Zeit der Py- ramidenerbauung errichtete Denkmäler zu Tage gefördert werden, recht- fertigen wird, bleibt abzuwarten. Vossische Zeit. 9. Aug. 1887. 2. Die Erwerbungen des Provinzial-Huseums in Bonn im Jahre 1886 — 37. Die Sammlungen haben sich nach dem Jahresbericht des Herrn Museums-Director Prof. Klein um 806 Nummern vermehrt, un- ter denen sich 40 Nummern Geschenke befinden. Es wurden 7 grössere und 2 kleinere Grabungen unternommen. Die nördliche und östliche Um- fessungsmauer des Bonner Gastrum wurde an einigen Stellen blossgelegt. Diese Untersuchung soll im Herbst fortgesetzt und knöglicher Weise zum Abschluss gebracht werden. Bei Dhaun wurde ein umfangreiches römisches Gebäude freigestellt, in dtjä sich ein Estrich und Feuerungskanäle vorfanden, ferner zahlreiche Gef^ssscherben, Fensterscheiben, Bronzereste, Eisennägel, eine knöcherne Haarnadel, luv. 4812 — 20. Auch in Brenk bei Oberzissen wurde ein römischer Gebäuderest aufgedeckt, der eine kleine ländliche Niederlassung zu sein scheint, wofür die geschützte Lage am Bergabhang mit Aussicht auf den Rhein spricht, eine Bronzefibula, Perlen, der verzierte Griff eines Bronzeschlüssels, ein thönemer Spinnwirtel waren die Funde, luv. 4911—15. Eine Vs Stunde südöstlich von Neuss wurden mehrere Versuchsgräben gemacht, welche bestätigten, dass dort eine grössere militärische Anlage war. Ein Stock der Umfassungsmauer und die Ecke eines Casernements wurde blossgelegt und ebenso einige das Lager durch- schneidende Strassen. Eine Terrasigillataschale und Thonlampe, beide mit Stempel, eSne Thonmaske, eine Brönzecassette, Ziegel der XVI. Legion und Münzen wurden gefunden, Inv. 4870—85. Die „alte Strasse^, welche am römischen Grabfelde bei Remagen vorbei bis zur Ahr geht und dann durch die Siuziger Flur sich fortsetzt und bei Niederbreisig in die Coblenz-£öluer 236 Misoellen. Heerstrasse einmündet, ist die die Bheinebene durohsohueidende Bömer- Strasse. Herr Reuleaox bat an der betre£fenden Stelle im Ahrbett 6 in parallelen Linien mit 4 m Abstand quer zur Flussricbtung geordnete Pfahle entdeckt, von denen einer für das Museum ausgehoben wurde, Inv. 4910. Man sieht auf dem rechten Flussufer die Trümmer eines aus Basaltblöcken gebauten Brückenkopfesi ein zweiter wurde auf der linken Seite ausgegra- ben. Durch die auf der Höhe von Pommern fortgesetzten Arbeiten wurde die innere Einrichtung der im vorigen Jahre in ihren Umrissen aufgedeck- ten Bauten erforscht und die Umfassung der ganzen Anlage ermittelt. Es liessen sich 6 Gebäude nachweisen. Von Heizungsvorrichtungen ist keine Spur vorhanden, dagegen wurde in einem am Wege von Pommern nach Garden liegenden Gebäude ein Hypocaustum mit Praefurnium aufgefunden. Mehrere Gebäude hatten EeUer, zu denen gut erhaltene Treppen von 7 bis 9 Stufen hinabführten. Die vielen gallischen und römischen Münzen, Inv. 4120—40, 4684—4711, 4896—4906, zeigen, dass die Niederlassung wäh- rend der ganzen Dauer der Römerzeit am Rhein bewohnt war. Unter den Thongeftissen ist ein Heukelkrug mit eingeschliffenem Thonstöpsel zu nennen, Inv. 4620, unter den Bronzen mehrere Fibeln und ein Phallus, Inv. 4679 — 80, 4888—89, 4682. Auf dem Hunsrücken wurden bei Ilennweiler, Brau- weiler, Oberhausen und Seesbach 27 Hügelgräber geöf&iet. Sie ergaben eine reiche Ausbeute an Thongefässen, Inv. 4155, 78, 79, 4207, 62, 4669— 70, 4575, 4591, 4747 — 48, femer einen gewundenen Schmuckring, 4740, Ueberreste eines Wagens mit eisernen Radreifen und bronzeverzierten Spei- chen, 4142 — 43, einen Bronzeeimer 4201, Bronzedolch 4754 und Bronze- nadeln 4755 — 63. In Remagen wurde die Aufdeckung des römischen Grabfeldes beendigt und eine erhebliche Anzahl werthvoUer Gegenstände ge- wonnen, Inv. 4267 — 93, 4369—4462. Erworben wurden 21 römische Gläser, darunter eine grosse Aschenurne, Inv. 4520, ein mit Glasfaden umsponnenes Trinkhorn, 4238, Flasche und vier Becher, 4276, 4328, 4377, 4539, 4869, von Bronzen : ein Körbchen 4535, ein Mörser 4536, eine Cassette 4786-^9, Griffe und Appliquen 4841—52, vier Statuetten 4294—97, ein Bronze- medaiilon 4840, der Beschlag einer Schwertscheide mit 3 Portraitbüsten 4320. Von Thonsachen wurden zahlreiche Figuren und verzierte Gef^e gdiiauft; erworben wurden 6 Inschriftsteine und 3 Bleitafeln mit Inschrifib- resten, Inv. 4299, 4523 und 24. Von germanischen Alterthümern erhielt die Sammlung 14 Steinbeile und 10 Bronzekelte Inv. 4713 — 4736. Von mittel- alterlichen Sachen sind ein romanischer Weihwasserkessel von Frauenberg 4319, eine christliche Grabinschrift von Remagen 4368, ein Nassauer Henkel- krug 4781 und ein Goldgulden des Bischofii Otto von Ziegenhain 4324 be- merkenswerth. Seh. Hiscelleii. 237 3. RömiBche Inschrift ans der Umgegend von Göln. Vor einigen Wochen befand sich im Kunsthandel ein römischer Grabstein, welcher unter anderem auch dem hiesigen Provinzialmasenm zum Kauf angeboten wurde. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, denselben zn erwerben, da der Preis, welcher für ihn gefordert wnrde, ein geradezu exorbitanter war. Ebenso war es nicht möglich, trotz eifriger Nachforschungen, den wahren Fundort des Denkmales zu erfahren, und nur das steht fest, dass dasselbe bei einem Dorfe in der Nähe von Köln zu Tage gefördert worden ist. Dasselbe be- steht jetzt aus drei Bruchstücken, welche sich jedoch noch sehr gut zu- sammenfügen lassen. In seiner ganzen Höhe misst es 1,35 m, ist 71 cm breit und 11 cm tief. Der obere jetzt von oben nach unten in zwei fast gleiche Hälften gebrochene 69 cm hohe Theil ist vorne zu einer oben rund abgeschlossenen ilachen Nische ausgearbeitet. In derselben ist eine mit einem faltenreichen Oewande bekleidete weibliche B^gur, deren Gesichtszüge bis zur Unkenntlichkeit zerstört sind, stehend dargestellt, lieber dem Kleid ist sie in einen langen bis zu den Füssen reichenden, vorne über der Brust geschlos- senen Mantel eingehüllt, den sie mit der Rechten erfasst hat, w&hrend die vorgestreckte Linke eine kleine viereckige Gassette trägt. Die unter der bildlichen Darstellung befindliche 66 cm hohe freie Fläche des Steines ist för die vier Zeilen bestehende Grabschrift der Ver- storbenen rcservirt. Die Buchstaben der sehr gut erhaltenen Inschrift, welche gemäss ihren Formen der besseren Zeit angehört, sind in der ersten Zeile 5Y2 dJj in der zweiten 5 cm, in der dritten und vierten 4}/^ cm hoch. Die Inschrift selbst lautet: PACATIAE FLOR ENTIAE VRBANIA LELLVA. MATER. FIL F . C Facatiae f'lorentiae ürbania LeUtM mater fil{iae) /[acmndum) c{firavÜ). Es ist also eine Grabschrift, welche eine Mutter TTrbania Lellua ihrer verstorbenen Tochter Pacatia Florentia gesetzt hat. Die Inschrift bietet nichts Absonderliches, mit Ausnahme des Cognomens der Mutter, Lellua, welches neu zu sein scheint. Dasselbe wird wohl auf denselben Stamm zurückzuführen sein, wie die Namensformen Lella und Lellawo. Wäh- rend der letztere auf einer Remagener Inschrift (C. I. Khen. 646) vorkom- mende Zuname einen Mann bezeichnet, findet sich der Name Lella auf zwei rheinischen Inschriften (C. I. Rhen. 333. 634) zur Bezeichnung von Frauen. Denn dass in der Floisdorfer Inschrift /////a^umehis | [Tlertini Simi\lis Secundus \ Lella l.m weder Lella mit Secundus enger zn verbin- den, noch Lella mit Eiok, dem ersten Herausgeber der Inschrift in diesen 238 MlaoeUen. Jabrbüchero (XXIU, 73), fflr die Helmathsbezeichnang des Dedikanten Teiünins Similis Secandus anzusehea ist, ist schon vou M, Ihm (Jahrb. LXXXIII, S. 349) hervorgehoben worden. Bonn. Josef Klein. 4. FischelD. Römergrab, Da jedes Romergrab schon allein, ja ganz besonders seiner Fundstelle wegen, eine historische Bedentang hat, so unterlasse ich es nicht, über ein und zwar über das erste Romergrab zu berichten, welches in dem Dorfe Fischein bei Grefeld zu Tage gefördert worden ist. Dort wnrde nämlich im Jahre 1860 in der Nähe der Kirche, auf dem „Uölenhofe^, eine Mauer fundamentirt, bei welcher Gelegenheit ein Leichenbrandgrab gefunden wurde, das nach einer mir von dem Histo- riker Herrn J. P. Lenzen gemachten freundlichen Mittheilung folgende Be- schaffenheit hatte: ^Das Grab hatte eine Länge von ca. SVs Fuss, war dt. iVs Fnss breit und ca. 2 Fnss hoch, und zwar aus grossen Dachsiegel* platten zusammengefügt. Der Inhalt bestand ans einem Krage und einer Schale von Terra sigillata, wobei auch eine Münze lag. Diese beiden letzt- genannten Theile des Inhaltes sind durch Unachtsamkeit des Finders ver- loren gegangen.^ Ich bemerke, dass der mir zur Ansicht vorgestellte „Krug*' ein einhenkeliger weissthönerner ist und die Form dieser Art von Arbeiten zeigt, wie sie in Gräbern aus der Zeit der Antonine besonders häufig, zuerst jedoch schon unter Trajan vorkommt. Constantin Koenen. 5. Römische und fränkische Gräber in Gondorf an der Mosel. Die Niederburg von Gondorf wurde vor etwa ^ Jahren von Herrn Bankier Peter Clemens in Coblenz hergestellt und zu einer reizenden Villa umgebaut, die jetzt im Besitze des Herrn Baron von Liebig ist. Bei Anlage der Mosel- bahn wurden hier in grosser Zahl Gräber blossgelegt. Seitdem wurden wiederholt hier Funde gemacht. Herrn v. Liebig ist es zu danken, dass den unbefugten Grabungen der Händler bald Einhalt geschah und eine sorgfältige Untersuchung des ganzen Grabfeldes in's Werk gesetzt wurde, dessen reiche und zahlreiche Funde in dem Hause desselben Aufstellung gefunden haben. Viele Gräber wurden in dem die Burg umgebenden Gar- ten aufgefunden und verschiedene Steinsärge sind daselbst aufgestellt. Auso- nius erwähnt Gondorf nicht. Venantius Fortunatus gedenkt seiner in der Moselreise, Vers 45 : „Weiterhin fahrt mich der Strom, wo Kontrua kähne- gefüllt ist, Wo aus grauender Zeit rühmlich die Burg sich erhebt*' Vgl. Jahrb. VII 1845, S. 115. Er nennt zwischen Trier und Coblenz nur diesen Ort. Nach Ledebnr, Maingau, S. 34 kommt es als Kontrave u. a. in ür* künden vom J. 980 vor. Im Mittelalter heisst die Niederlassung turris et fortalicinm. Man darf den Thurm, der jederseits 6,25 m breit ist, für einen Miscelleo. 239 romischoD Befestigangsthuno halten^ demi. g^g^nüber von Gondorf, in Nieder- fell, wo römische Funde schon früher gemacht worden sind, mündet . eine ton Boppard kommende Rdffler&traBse und von Gondorf fährt eine solche über die Hochfläche von Lehmen nach Uünstermaifeld. Der Thorm der Gondinrfer Bmrg war ein voi^trefiflieher Beobachtungsposten mit Auseioht auf dae Hosel* tbai auf* nnd abwärts und er schjatste den Uebergang über den Flnae. In Cobem wurden keine römischen .Steinsärge mehr gefunden; es scheint nur in Gondorf eine grössere römische Ansiedelung gewesen zu sein. Im Guten des Herrn von Liebig wurde ^ine 4 Foss starke Mauer auf S m Länge blossgelegt, die 2 Fnss tief unter d^r Oberfläche lag. In dieser Mauer war eine mit einer Schieferplatte versdiloasene Nische, in weldier ein Kinderskelei lag .und awei Grosserzmünzen, eine der Colonia Nemausus und eine von Augustus. Am 24* April 1886 sah ich dia Grabfunde in Begleitung dee Herrn Professor J. Klein. Im Haujse sind 3 Inschriftet9ine aofgeatelh» ein altchristlicher mit dem Monogramm Christi^ von Marmor, einer mit deir Zeichnung des goldenen Schnittes, ^br roh gearbeitet, er lag 12 Fuss tief und diente als Deckel eines Sarges, die Inschrift ist viel- leicht, gefäLsoht; ein dritter ist aus Kalk und kaum lesbar». Drei Särge wurden gemessen, sie waren aussen 2^10 m, 2,16 m und 2,19 m lang und 73, 76 und 70 cm breit und etwa 80 cm hoch. Der Deckel war nach beiden Seiten abgeschrägt. Ein kleiQer Sarg war untei^ etwas veijttagt, oben 55, unten 45 cm breit und 1,9 in lang. Ich besitze di^raus den Schädelf er ist weiblich und von schöner germanischer Bildung. Auch ein Inschrift- stein, mit L R und mit Palmetten verziert, war an einer Seite zum Sarge ausgehöhlt. Steinsärge sind wohl schon 400 ausgegraben worden, Aschenurnen fanden sich etwa nur 30; fränkische Gräber gab es etwa 100, sie waren von Steinplatten umstellt, sie enthielten 'Ei!senwa£Pen, mit Steinen verzierte Mantelspangen und das bekannte Glas, den Tümmler. Unter dem Kopf des Todten lag meist ein blauer Dachschiefer. Nach Mittheilung des Ver- walters, Herrn Hühnermann, standen oft 3 S'altge übereinander, in den obem Schichten waren sie von We^ nach Ost gerichtet und meist ohne Inhalt. Es giebt auch walzenförmige Särge, deren Deckel und Unterseite abge- rundet sind, aie lagen von We0t nach Os^. Die unteraten Särge wevien von Nord nach Sfiden gerichtet, sie enthielten werihvolle Gläser, Fla^ehen ^nd einselne Münsen, neben den Särgen , standen Schalen, oft mehrere überein'? ander, auch; Henkelkrüge. Die Skelette sind in feinen Lehm eingebtiUj;> den das Wusaer durch die enge Fuge unter dem Deckel eingeflötat hat. Tiefer als die Särge Jagen Todte in. Holasärgen, von denen ni^r die Nägel erhalten waren. Auch hier fanden sich Gläser, Schalen aus Terra a^llata und römische Münzen. Hier standen an den Füssen die Schüsseln, an der Hand Krüge oder Gläser. In den Schalen lagen Knoohen tom Bebbuhn, vom Schweine, von Fischen, dabei eine Ajogel. In einem Steinsai^g war an der 240 lÜBcellen. Seiten^rand eine Höblting anagehaaen för ein kleines Olas ; in einem andern hatte ein Skelet eine Eisensehiene, die vom Knie abwärts lag; das Schien- bein dieser Seite war noch einmal so dick wie das andere. In einem dritten lag bei römischen Gläsern ein liederschuh, welcher noch nach Gerbsäure riecht Das Leder ist durch ausgeschlagene Dreiecke vensiert. Ein Glas bat braan- rothen Bodensatz, eine Flasche mit hellem flüssigen Inhalte wurde wahrschein- lich ans der Sammlang gestohlen. Unter den Alterthümern der Porte de Hai in Brüssel sieht man Kwei Flaschen aus einem gallorömischen Grabe, die noch mit weissem und rothem Wein gefüllt sind. Vgl. auch Jahrb. LXIII S. 166. In diesem Sommer sind noch 14 römische Gräber aurgedeckt worden, darunter einige Kindersärge ; es wurden Sigillata-Schalen, Thonkrüge und Tbonschfis* sein mit Speiseresten gefunden, auch Glasfläschchen und Trinkbecher, silberne und bronzene Ohr- und Fingerringe, sowie Sohnallen. Ein Grab war aus Schieferplatten zusammengesetzt, bei den ganz Terwesten Knochen lagen noch Lederreste yon Sandalen. Auch zwei Stücke eines Mühlsteins aus Niedermendiger Lava wurden ausgegraben. Soha äff hausen. 6. Inschriftliches aus Gondorf. Was die in der vorhergehenden Miscelle erwähnte Steinplatte anlangt, welche, mit der Zeichnung des goldenen Schnittes versehen, als Deckel eines Sarges gedient hat, so besteht dieselbe ans rothlichgelbem Sandstein und ist 78 cm lang und 55 cm breit. Auf der Vorder^ fläche ist jetzt die nachstehende Inschrift nicht eben sorgfaltig eingemeisselt : c k h V L 1 M P 1 V L 1 0 . C IXI c A E s AI •MPCKG Der Inhalt der Insohrift, der nichts als ein Oonglomerat rein äusser- lich zu Worten sich zusammenfügender Buchstaben ist, zeigt schon, dass das Ganze nur ein müssiges Himgespinnst eines Spassvogels ist. Seihst wenn dies auch nicht so einleuchtend wäre, so würde schon das Aussehen der Buchstaben, welche nicht das Mindeste von antiker Form an sich haben, selbst einen Anfönger in epigrapbischen Dingen über die Entstehungszeit der Inschrift nicht lange im Unklaren lassen. Sie ist ein ganz plnmpes modernes Falsum. Eben so acht und von jedem Verdachte frei, wie der vorhergehende zweifelhaft, ja nnächt, ist der zweite, einem christlichen Grabdenkmal Misüellen. ^1 angehörende Inaohriftstein von Jurakalk. Er ist an beiden Seiten stark beschädigt, oben jetzt 26 cm, unten 23 cm breit, 81 cm hoch und 7^2 cm dick. Von der sehr verwitterten Inschrift ist folgendes noch lesbar: /T LEP I DVS \tP I I X I T AN X 1 1 . MS • ADIVS ET PACI ////////WLW^ POS VI \ * + t, Dieselbe ist wohl folgendermassen zu lesen: .... [e]t Upidus in pa [v]iimt an(nos) duodecim fn(en)s{e8) adius ei Faei [r« J. Spee Bibliothekar n A wl^^**"' I Secretäre, Dt. A. Wiedemann, J * Hendant: Rechnungsrath Fricke in Bonn. Ehren-MItglleder. S. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kronprinz des Deutsohen Reiches und von Preussen in Berlin. Dechen, Dr. Ton, Exoellenz» Wirkl. Geh. Raib, Oberbergtiaupimann a. D. in Bonn. Düntzer, Dr., Professor und Bibliothekar in Cöln. Falk, Dr., Excellenz, Staatsmlnister a. D. und Oberiandesgerioht9-Präsident in Hamm. Greiff, Excellenz, Wirkl, Geh. Ob..Reg.-Rath und Ministerial-Director in BerUn. U eibig, Dr., Frofesso^, 2. Seoretar des Archäologischen Instituts in Rom. Lindenschmit, h,, Direotor des R9m.-Germ. Gentralmuseums in Mainz, Otte, Dr. theoL in Merseburg. Schöne, Dr., Geh. ßeg,-Rath und General-Director der Königl. Museen in Berlin. Urlichs, Dr. Ton, Hofrath und Professor in Wiirebmg. Ordentilqhe MHgileder. Die Namen der auswärtigen Secretäre sind mit fetter Schrift gedruckt. Abel, Chr., Dr. iur., Präsident d. Ges. f. Andrea e, Otto, Fabrikbesitzer iu Mni- Arohäol. u. Gesch. d. Mosel in Metz. heim a. Rhein. Aohenbach, Dr., Exe, Staatsminister A n d r e a e , Professor und Historienmaler a.I>. u. Oberpräsid. in Potsdam. in Sinaig. Aohenbach, Berghauptm. in Clausthal. Antikeo-Cabinet in Giessen. Adler, Geh. Ober-Baurathu.Prf. inBerlin. Antiquarieeh-historiBoher Terein A e g i d i, Dr., Geh. Rath u. Prof. in Berlin. in K reuznaoh. Aideiklroben, Reotor, ausw. Soor, in ArchiT der Stadt Aachen. Viersen. Arndts, Max in Cöln. Alleker, Seminar-Direotor in BrtibL Arnoldi, Dr. praoi Arzt zu Wioningen Alterthums-Verein in Mannheim. a. d. Mosel. Alterth ums -Verein in Worms. Asbaeh, Dr., Gymnasiallehrer itt Bonn. Alterthums-Verein In Xanten. BadoTerwaltung in Bertrich. Altmann, Bankdirector in Cöln. Baedeker, Carl, Buchh. in Leipzig. 1) Der Vorstand ersucht, Unrichtigkeiten in den nachstehenden Verzeichnissen, Veränderungen in den Standesbezeichnungen und den Wohnorten gefälligst dem Rendanten, Herrn Rechnungsrath Fricke, schriftlich mitzuthdlen. 278 YerzeiohniBs der Mitglieder. Baedeker, J., Buchhändler in Essen. Bardeleben, Dr. Ton, Exo., Wlrkl. Geh. Rath, Oberpräsident in Coblenz. Bartels, ausw. Soor., Pfarrer in Alterkülz. Beck, Dr., Seminardirector in Linnieh. Becker, Dr., Archiyrath u. Staatsarehi. var in Coblenz. Beissel Ton Gymnioh, Qraf aaf Sohloss Sobmidtheim, Eifel. Bemberg, von, Kittergutsbesitzer in Flammersheim. Benrath, Dr., Professor in Bonn. Bennert, J. £., Kaufmann in Goln. Berlepsoh, Frhr. Yon, Regierangs« Präsident in Düsseldorf. Bernoalli, Dr., Prof. in Basel. Bern uth, Yon,Reg.-Präsid.a.D. in Bonn. Bettingen, Justizrath in Trier. Bibliothek der Stadt Barmen. Bibliothek der Universität Basel. Bibliothek, Stand. Landes- in Cassel. Bibliothek der Stadt Gleve. Bibliothek der Stadt Coblenz. Bibliothek der Stadt C«In. Bibliothek der Stadt Crefeld. Bibliothek, Ffirstl. in DonauesohlBgen. Bibliothek der Stadt Düren. BiJ>liothek der Stadt Emmerich. Bibliot6oa.Nazionale in Florenz. Bibliothek d. Etrar. Mus. in Florenz. Bibliothek der Stadt Frankfurt a. M. Bibliothek d. Universit. Freiburg i. B. Bibliothek, Stifts- in St Gallen. Bibliothek der Universität Gdttingen. B i b 11 0 th e k der Universität Halle a.d.S. Bibliothek der Stadt Hamburg. Bibliothek d. Universität Heidelberg. Bibliothek der Universität Kdnigs. berg in Pr, Bibliothek der Universität Löwen. Bibliothek der Universität Lüttioh. Bibliothek der Stadt Mainz. Bibliothek, Gräfl. v. Mirbaeh'sohe zu Harff. Bibliothek der Aka demie in Münster. Bibliothek, Stifte- in Oehringen. Bibliothek der Universität Parma. Bibliothek der Universität Perugia. Bibliothek der Universität Prag. B i b 1 i o t h e h d.Stimmen ausMariaLaaoh, Exaeten b. Baexem, Holland. Limburg. Bibliothek der Stadt Trier. Bibliothek der Univ. Tubingen. Bibliothek, Gräfl. Stolberg'sehe in Wernigerode. Bibliothek, Königl. in Wiesbaden. Binsfeld, Dr., Gymn.-Dir. in Coblenz. Binz, Dr., Geb. Rath und Professor in Bonn. Blanchart-Surlet, Baron de, Schloss Lexhy b. Texhe. Blank, Emil, Kaufmann in Barmen. Bliimner, Dr., Professor in Zürich. Boob, ausw. Seoretär, Geh. Oommerzien« rath und Fabrikbesitzer in Mettlach. Rock, Adam, Dr. jur. in Aachen. Boeeking, G. A., HQttanbesitzer zu Abentouerhütte b. Birkenfeld. Boeeking, K. Ed., Huttenbesitzer zu Gräfenbaoherhütie b. Kreuznach. Boeddioker, Dr., 8anii-R. in Iserlohn. Boeddinghaus, Wm. sr., Fabrikbe- sitzer in Elberfeld. Boetzkes, Dr. in Düsseldorf. B o n e , Dr., Gyron.-Oberl. in Düsseldorf. Borggreve, Wegb -Inep. in Kreuznaoh. Borret, Dr. in Yogelensang. Bossler, Dr., Carl, Gymnas.-Director in Worms. Bracht, Eugen, Prof. der Kunstakad. in Berlin. Brambach, Dr., Prof. und Oberbiblio- thekar in Carlsrahe. B reicher, Kammergerich tsr. in Berlin. Brunn, Dr., Prof. in München. Bücheier, Dr., Geh. Reg.-Kath, Pro- fessor in Bonn. Bück lere, Geh. Commerz.-R. inDülken. Bürgers, T., Kaufm. in Plittersdorf. Bürgerschule, H5he#e in Bonn. Bürgersehale, Höhere in Heohingen. Burkhardt, Dr., Pastor in Bldsjen. Caesar, Aug., Dr., Landger.-Präsident a. D. in Bonn. Cahn, Carl, Bankier in Bonn. Camphausen, Exe, Wirkl. Geh. Rath, Staatsminister a. D. in Cöln. Cantzenbaoh, Ferdin., Pharmazeut in Trier. Cappell, Landger.-Dir. in Paderborn. Carnap, von, Rentner in Elberfeld. Carstanjen, Adolf von, in Godesberg. Getto, Carl, Gutsbesitzer in St Wendel. Christ, Carl, Gelehrter in Heidelberg. Chrzescinski, Pastor in Cleve. Civil- Casino in Coblenz. Civil-Casino in Coln. Ciaer, Alex., von, Lieutenant a. D. and Steuerempfänger in Bonn. Ciaer, Eberhard von, Referendar a. D, und Rentner in Bonn. Conradt, Dr., ausw. Seor., Professor a. Gymnasial- Oberlehrer in Essen. C o n r a d y, Kreisrioht. a. D. in Miltenberg. Conservatorium der Alterthümer, Grossherzogl. Badisohes in Carlsruhe. C o n z e , Gottfried, Provinzial-Landtags- Abgeordneter In Langenberg (Rheinl.). Verzeiohniss der Mitglie. und Professor in Berlin. Curfcius, Dr., Qeh.-R., Prof. in Berlin. D a h m e n, Gold- u. Silberfabrik, in Cöln. Deichmann-Schaaffhausen, Frau, Geh. Gomm.-Uäthin in Vaduz. Deiters, Dr., Provinzial*Sohulrath in Coblenz. Dell US, Dr., Professor in Bonn. Delius, Landrath in Mayen. Dideriohs, Hypofchek.-Be wahrer a.D. und Landgerichts. Assessor in Bonn. Die ok ho ff, Baurath in Bonn. Diergardt, Freih. von, Morsbrueh. Dilthey, Dr., Professor in Göttingen. Dobbert, Dr., Prof. in Berlin. Doetsoh, Oberbürgermeister in Bonn. Dogn6e, Dr. £. M. 0. in Lüttioh. Dungern, Freih. Yon, Präsident d. herz. nass. Finanzkamroer in Wiesbaden. Dutreux, Toni, Rentn. in Luxemburg. Biohhoff, Otto, in Sayn, Eiok, Carl Alfred, Rechnungsführer in Meohernioh. Elton, Gust., Generali, z. D. in Bonn. Eltester, Ton, in Coblenz. Eltz, Graf in EltTÜle. Eltzbaoher, Moritz, Rentner in Bonn. Endert, Dr. van, Oaplan in Bonn. Engelskiroheo, Arohlteet in Bonn. Eskens, Fraul. Jos., Rentnerin in Bonn. Esser, M. in CÖln. Esser, Dr., Kreisschullnsp. in Malmedy. Eyans, John zu Nash-Mills in England. Eynern, Ernst von, Kaufm. in Barmen. Faust, Heinr., I^aufm. in Uerdingen. Feiten, Dr., Gymnasiallehrerin Bonn. Finkeinburg, Prof. Dr., Geh. Rath in Godesberg. Flandern, Kgl. Hoheit Gräßn von, in Brüssel. Flasoh, Dr., Professor in Erlangen. Fleokeisen, Dr., Prof. in Dresden. Flinsoh, Major a.D. In Immenburg b. Bonn. Fl o r e n 0 0 u r t, Chassot von, in Berlin. Follenius, Geh. Bergrath in Bonn. Fonk, Landrath in Rüdeshelm. Forst, W., Baumeister in Cöln. Franks, Aug., Conservator am Briüdh- Museuro in London. Franssen, Pfarrer zu Ittervort bei Boermond, holl. Limburg. F renken, Dr., Domcapitular in Cöln. Fricke, Reohnungsrath u. Oberberg- amtsrendant in Bonn. Friedorichs, Carl, Oommerzienrath in Remaoheid. Friedländer, Dr., Professor, Geh. Reg.-Rath in Königsberg in Pr. Friedrich, Carl, Gelehrter in Nürnberg. Frings, Frau, Commerzienrath Eduard, auf Marienfels b. Remagen. Froweln, Landrath in Wesel- Fuchs, Pet, Professor und Dombild- hauer in Cöln. Fürth, Freiherr von, Landgeriohtsrath a. D. in Bonn. Fürstenberg, Graf von, Erbtruchsess auf Schloss Herdringen. Fürstenberg-Stammheim, Graf v., Staromheim bei Mülheim a. Rh» Fuss, Dr., Gymn.-Dir. zu Strassburg im Elsass. Gaedechens, Hofrath, Dr., Professor in Jena. Galhau, G. von, Gutsbesitzer in Wallerfangen. GalifTe, Dr., ausw. Soor., Prof. in Genf. Gatzen, Amtsrichter in Tholey. Georg! , W., Univ.-Buohdruckereibes. in Bonn. Goebbels, Caplan an St, Maria im Capitol in Cöln. Goebel, Dr., Gymn.-Director in Fulda. Goldschmidt, Jos., Bankler in Bonn. Goldsohmidt, Rob., Bankier in Bonn. Gottgetreu, G., Reg.- und Baurath in Cöln. Greef, F. W., Commerzienr. in Viersen. Groote, von, Landrath in Ahrweiler. Grüneberg, Dr., Fabrikant in Cöln. Guilleanme, Frz., Fabrikbes. in Bonn. Gurlt, Dr. Adolf, in Bonn. Gymnasium in Aachen. Gymnasium in Arnsberg. Gymnasium in Attendorn. Gymnasium in Bochum. Gymnasium in Bonn. Gymnasium in Carlsruhe in Baden. Gymnasium in Cassel. Gymnasium in Cleve. Gymnasium in Coblenz. Gymnasium an Aposteln in Cöln. Gymnasium, Fried rieh- Wilh.- in Cöln. Gymnasium, Kaiser Wilhelm- in Cöln. Gymnasium an Marzellen in Cöln, Gymnasium in Crefeld. Gymnasium in Dillenburg. Gymnasium in Düren. Gymnasium in Düsseldorf. Gymnasium in Duisburg. 280 Veneichniss der Mitglieder. Gymnasium in Elberfeld. Gymnaaiam in Emmerich. Gymnasium in Essen. Gymnasium in Freiburg in Baden. Gymnasium in Gladbach. Gymnasium In Hadamar. Gymnasium in Hanau. Gymnasium in Hersfeld. Gymnasium in Höxter Gymnasium in Mannheim. Gymnasium in Marburg. Gymnasium in Moers. Gymnasium In Montabaur. Gymnasium in MÜnstereifel. Gymnasium in Neuss. Gymnasium in Neuwied. Gymnasium in Rheine. Gymnasium in Rinteln. Gymnasium in Saarbrücken. Gymnasium in Siegburg. Gymnasium in Soest. Gymnasium in Trier. Gymnasium in Warendorf. Gymnasium In Weilburg. Gymnasium in Wesel. Gymnasium in Wetzlar. Gymnasium, Gelehrten- in Wiesbaden. Haassi Eberh., Apotheker in Viersen. Uabets, Jos., Reichsarchivar, Mitgl. d. Kgl. Akad. d. Wiss. in Maastricht Hagemeister, von, Oberpräsident in Münster i. W. Ham mache r, Frau a. Annaberg b.Bonn. Hanstein, Peter, Buchhftndl. in Bonn. Hardt, A. W., Kaufmann und Fabrik- besitzer in Lonnep. Harless, Dr., Geh. Archirrath, Staats- arohivar in Düsseldorf. Hasskarl, Dr. in ClcTe. HftllS« Ferd., Professor und Gymnasial- Director, ausw, Secr., in Mannheim. Hauptmann, Rentner in Bonn. Hauptmann, Carl, Maler In Bonn. Hauptmann, Felix, Dr. in Bonn. Heckmann, Fabrikant in Viersen. Heereman, Freth. Ton, Regierungs- rath a. D. in Münster, Westf. Heimendahl, Alexand., Geh. Com- merzienrath in Grefeld. Heinsberg, von, Landrath in Neuss. Henry, Buch- u. Kunsthändler in Bonn. Herder, August, Kaufmann in Eus- kirchen. Herder, Ernst, in Euskirchen. Her fei d, Frau Josephine, geb. Bourette in Andernach. Hermann, Baumeister in Gleve. Hermeling, Pfarrer in Nothberg Reg.- Bez. Aachen. Herstatt, Eduard, Rentner in C5!n. Her statt, Friedr. Joh. Dar. in C51n. Hettner, Dr., Director des ProTinz.- Museums in Trier. Heuser, Dr., Subregens u. Professor in Cdln. Heuser, Robert, Stadtrath in Cdln. Heydemann, Dr., Professor in Halle. Heydinger, Pfarrer in Schieid weiler bei Auw, Reg.-Bez. Trier. Heyn, Oberstl. in Bonn. Hilgers, Freih. ron, Generallieutenant und DlTisions-Commandeur in C51n. Hilgers, Dr., Geh. Reg..Rath in Aachen. Hil legem, Six yan, in Amsterdam. Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark in Dortmund. Historischer Verein für die Saar- gegend in Saarbrücken. Hochgürtel, Buchhändler in Bonn. Höstermann, Dr., Arzt in Andernach. Hohenzollern, Se. Hoheit Fürst Ton, in Sigmaringen. Hoefner, M. J., Dr., Professor a. D. in Bonn. Hülscher, Dr., Gymnasial- Direotor in Recklinghausen. Höpfner, Dr., ProTinziaLSohulrath in Coblenz. Hoiningen-Hüne, Ton, Dr. iur., Amts- richter in Saar-Union. Hompesch, GrafAlfir. von, zu Schloss Rurich. H o y e r, Premier-Lieutn. im 2. was tfal. Husaren-Reg. Nr. 11 in Düsseldorf. Hübner, Dr., Profeseor in Berlin. Hü ff er, Dr., Professor und Geh. Rath in Bonn. Hüffer, Alexander in Bonn. Hultsch, Dr., Professor In Dresden. Uumbroich, Rechtsanwalt in Bonn. Hupertz, General-DIr. in Meohernioh. Huyssen, Militär -Oberpfarrer in Mün- ster I. W. Ihm, Max, stud. phil. in Bonn. Jaehns, Max, Major im Gr. Generalstab in Berlin. Jenny, Dr. Sam., in Uard b. Bregenz. Jordan, Otto, Kaufmann in Coblenz. Joerres, Dr., Reetor, in Ahrweiler. Jö rissen, -Pastor in Alfter. Joest, Frau August, in Güln. Joe st, Eduard, Kaufmann in Oüin. Is enb e ck, Julius, Rentner in Wiesbaden. Kalinowski, Ton, Generalmajor z. D, in Bonn. Karsch, Paul, Reg.-Baumeister, Linz a. Rhein. Kaufmann, Oberbürgerm. a. D. in Bonn. Ven^lohnisa der Mitglieder. 281 Kaulen, Dr., Professor in Bonn. Kekul6, Dr., August, Geh..Rath und Professor in Poppeisdorf. Kekal6, Dr., Heinh., Prof. In Bonn. Keller, Dr. Jakob, Reallehrer in Mainz. Keller, Fabrikbesitzer In Bonn. Kempf, Hauptmann im Ingenieur-Corps in Cöln. Klein, Dr. Jos«, Professor in Bonn. Klerings, Gastwirth in Bertrieh. Klingholz, Rentner in Bonn. K n eb el,Landrath inBeokingen a. d.Saar. Kooh, Heinr. Hub., DiTisionspforrer in Frankfurt a. M. Koenen, Gonstant, ArohSologe in Neuss. Koerie, Dr., Professor in Rostock. Kohl, Dr., Gymnasial.Oberlehrer zu Kreuznaoh. Kolb, Fr., General-DIreotor in Viersen. Kr äfft, Dr., Geh. Gonsistorialrath und Prof. in Bonn. Kr am er, Franz, Rentner in Cöln. KraHS, Dr., Prof. und ausw. Soor, in Freiburg 1. B, Krupp, Geh. Commerzienrath in Essen. Kühlen, B., Inhaber einer artistlseh. Anstalt in M.-Gladbaoh. Kur*Commission in Bad-Ems. Lampreoht, Dr., Professor In Bonn. Landau, H., Gommerzienr. in Coblenz. Landrat hsamt, Kl$mgl. in Aachen. Landrathsamt. Kön. in Altenklrohen. L andrathsamt, Königl. in Daun. Landrathsamt, Königl. in Erkelenz. L andrathsamt, K5nigl. in Euskirchen. L andrath8amt,K9n. in Geilenkirchen. Landrathsamt, Königl. in Heinsberg. Landrathsamt, KSnlgl. in Kempen. Landrathsamt, KSnigl. iu Rheinbach. Landrathsamt, KSnigl. in Wesel. Landsberg, Dr. Ernst, ausserordentl. Professor in Bonn. Landsberg-Steinfurt, Freih. von, Engelbert, Gutsbes. in Drensteinftart. Langen, Eugen, Gommerzienr. in C51n. Lasaulx, Ton, Bürgermeister in Re- magen. Lautz, Geheimer Justfzrath in Bonn. Leber, Gymnasiallehrer in Bonn. Leemans, Dr., Dir. d. Relohsmuseums d. AlterthQmer in Leiden. Lehfeldt, Dr. Paul, PriTatdoeent a. d. teohn. Hochschule In Berlin. Leiden, Frans, Kaufmann u. k. niederl« Gonsul in Cdln. Lempertz, H. Söhne, Buohhdlg. inGöln. Lennep, ran in Zeist Leutsoii, Dr. von, Geh. Hofrath u. Professor in QSttlngen« Leverkus, Fabrikbes. In Bonn. Lewis, S. S., Professor am Gorpus Ghristi*Golleginm in Cambridge. Leydel, J., Rentner in Bonn. Leyen. Ton der, Emil in Bonn. Lieben ow. Geh. Reoh.-Rath in Berlin. Lieber, Regier.-Baurath in Düsseldorf. Linden, Anton in Düren. Lintz, Jac, Verlagsbuohh. in Trier. Loe, Frh. Ton, Generali. Exoellenz in Coblenz. Loersoh, Dr., Professor in Bonn. L o h a u s , Ober- Verwaltungeriohts-Rath in Berlin. Lttbbert, Dr., Professor in Bonn. LQbke, von, Dr., ausw. Beer., Professor in Garlsruhe. Maassen, Pastor In Hemmerleh. MKrtens, Baurath in Bonn. Marcus, Verlagsbuohhftndler In Bonn. Marx, Aug., GiTll-Ingenieur in Bonn. Mayer, Heinr. Jos., Kaufmann In Göln. Meester, de, de RaTestein, Ministre plenip. zuSohloss Rayestein b. Mecheln. MebliS, Dr. C, Prof., ausw. Seor., Stu- dienlehrer in DÜrkheim. M er kons, Franz, Kaufmann in Cdln« Merlo, J. J., Rentner in C^Hn. MoTissen, Ton, Dr., Geh. Commerzien- rath in Cüln. Michaelis, Dr., Prof. in Strassburg. Michels, G., Kaufmann in CSln* Mirbach, Frhr. Ton, Reg.-PrSsident a. D. in Bonn. Mitsoher, Landger.-Direotor in C51n. Möller, F., Oberlehrer am Lyeeum in Metz. Mörnerv. Mor lande, Graf inRolsdorf. Mohr, Professor, Dombildhauer in GÖln. Mommsen, Dr., Professor In Charlot- tenburg. Moorin, Dr., ausw. Seor., Plarrer, Ehren- Präsident des bist. Vereins f. d. Nieder- rheln in Wachtendonk. M Osler, Dr., Prof. am Seminar in Trier. Mo vi US, Director des Sohaaffh. Bank- Vereins fai Cöln. Müllenmeister, Kaufmann In Aaefaen. Müller, Dr. med. in Niedemendig. Müller, Dr. Albert, Gymnaslal-Diieotor SU Flensburg in ScUeswig. Müller, Pastor in Cöln. Müller, Frau Wittwe Robert, Rentaerin in Bonn. Münz- u. Antiken-Gabinet, Kais. Königl. in Wien. Mus^e royal d*Antiqnlt6s, d*Armures et d* Artillerie in Brüssel. Muse OH) die Königl. in Berlin. 282 Verzaiclioba der Mitglieder. Muse am in Nymwegeo. Musiely Laurent yon, QutAbesitzer zu SchloBS Tliorn b. Saarburg. Nagelsohmitt, Heior., Oberpfarrer in Zülpich. Neil, y on, Job. Pei., Gutsbes. in Trier. Nelfl, Dr., Sanitätsrath, KreisphyBikuB in Bittburg. Nelletsen, Theodor in Aaohcn. Neufville» W. yon, Rentner in Bonn. Neuhause r, Dr., Professor in Bonn. Niessen, C. A., Bankier in Cöln. Nissen, Dr. H., Prof. u. Geh. R. in Bonn. Nitzsch, Dr.| Gymn.-Dir. in Bielefeld. Obersohulrath, Grossberzoglioh Ba- diseber in Oarlaruhe. OeohelhSuser , von,. Dr. phil. in Heidelberg. Oppenheim« Albert, Freiherr von, k* Säohs. General-Conattl iii Oöln. Oppenheim,' Dagobert) Geh. Regie- rungs-Rath in Cöln. Oppenheim, Eduard, Freiherr von, k. k. GeneraLGonsul in Cöln« Ort, J. A., Rittmeister In Leiden. Overbeok, Dr., ausw. Seen, Prof. in JLteipzig. Overbeok, Oberförster zu Fraulautern bei Saarlouis. Palm, F. N., Buohdruckereibesitzer in Aaehen. Papen, Ton, Prem»-Lieut. im 5. Ulanen- Regiment in WerL Pauls, £', Apotheker in Bedburg. Paulus, Prof. Dr., Consenrator d. k. Württ. Kunst, n. Alterthumsdenkmalo, ausw. Soor, in Stuttgart. Pauly, J>r., Reetor in Montjoie. Pflaume, Baitrath in Cöln. Piek, Rieh., Stadtarcbivar in Aaehen. Piper, Dr., Professorin Berlin. P lassmann, Direotor dee Landarmen- Wesens zu Münster in Westfalen. Pleyte, Dr., W., ausw. Secr.* Coaaer- vator am Retohs-Museum der Alterth. in Leiden. Polyteohnioum in Aaehen. PoiniAer->Esehe, Ton, Regier. - Prä- sident In Stralsund. P rieger, Dr., Rentner in Bonn. Proff-Irnioh, Freiherr Dr. toiI, Land- gerichts-Rath z. D. in Bonn. Progymnasium in Andernach. Progymnasium in Bruchsal. Progymnasium in Dorsten. Progymnasium in Malmedy. Progymnasium in Rietberg. Progymnasium in Sobernheim. Progymnasium inT^aberbisohofsheim. Progymnasium in Trarbaeh. Progymnasium in St. Wendel* Provinzial-VerwaltunginDusseldorf. Prüfer, Theod., Arohiteot in Berlin. Q uaok , Rechtsanwalt u. Bankdireotor in M.-Gladbaoh. Radziwill, Edmund, Kloster Beuron in HohenzoUern. Randow, von, Kaufmann in Crefeld. Rath, von, Rittergutsbesitzer in Lauers- fort bei Crefeld. Rath, Emil vom, Comm.-Rath in Cöln. Rath, vom, Frau Eugen, in Cöln. Rautenstrauch, Valentin, Commer- zienrath in Trier. Rautenstrauoh, Eugen, in Cöln. R a u t e r , Oskar, Direotor der rheinischen Glashütte in Ehrenfeld. Rautert, Oskar in Düsseldorf. Real-Gymnaslum in Düsseldorf. Real-tiymnasium in Mülheim a. d. R. Real-Gyranasium in Trier. Real-Gymnasium in Witten. Real-Progymnsium in Booholt. Real-Progymnastum in Eupen. Real-Progymnasiam in Saarlouis. Real-Progymnasium in Sehwelm. Real-Progymnasium in SoUngen. Real-Progymnasium in Viersen. Realschule in Aachen. Realschule in Essen. Recklinghausen von, Wilh., in Cöln* Rein kons, Dr., Pfarrer in Bonn. Remy, Jul. in Neuwied. Renesse, Graf Theod. von, Sohloss Sehoonbeeok b. Busen, Belg.-Limburg« Rennen, Geh. Rath, Eisenbahn-Direo- tions-Präsident in Cöln. Reuleaux, Heinrtoh, Techniker in Re- magen. Re u 1 e a u X, F., Geh.-R. Prof., in Berlin. Reu seh, Kaufmann in Neuwied. Rheindn, Hermann, Rentner zu Villa Herresberg b. Remagen. Rioharz,Dr.,Geh.Saaität8r.lnEndenicii. Ri d d e ^ Victor, ApOthekenbes. in Goch. Rieth, Dr., Rechts-Anwalt in Cöln. Rleu, Dr. du, SeoretSr d. See. f. Nieder!. Litteratur in Leiden. Rigal- Grünland, Fxhr. tob, in Bonn. Ritter- Akademie in Bedburg* Robert, Membre de Tlnstttut de Fraaoe in Paris. Roettgen, Carl, Rentner in Bonn. Rolffs, Commerzienrath in Bonn* Rosen, Freiherr von, Generalmajor u. Commandeur der 33. Infant.-Brig. in Altena. Rosbaoh, Gymn.-Lehier ia Trier. VerxeicUnioa der Mitglieder. 28» Roth, Fr.yBergrath in Burbaoh bei d logen. Salm-Salm, Durohlancht Fant zu, Id Anholt. Salm-Uoogstraeteni Hermann, Qraf von, in Bonn. Salz en b erg,6eh.0.-Baurath in Berlin. S a n d t, Yon, Ueh. Rath, Landrath in Bonn. Sauppe, Dr.| Geh. Reg.-Rath u. Prof. in Göttingen. Sohaaffh aasen, Dr. H., Geh. Mediol- nal-Rath a. Professor in Bonn. S oh ad 7, Dr., BibÜothelcar in Baden- Baden. Schallenberg, Pet. Jos., Bierbrauerei' besitzer in Cöin. Sohambaoh, Prof. Dr., in Alteaburg. Soiiauenburg, Dr«, Realsohul-Direotor in Grefold. Soheppe, Oberst a. D. in Boppard. Sc her er, Dr., Professor in Berlin. Sohl okier, Ferd. in Berlin. Sohierenberg, G. A. B., Rentner in Frankfurt am M. Schilling, Rechtsanwalt beim Ober- landesgerioht in Cöln. Schlottmann, Dr., Prof. in lialle a. S. Sohlumberger, Jean, Fabrikbesitz- u. Präsid. d. Landesaassohusses f. Elsass- Lothringen in Gebweiler. Sehmidt, Oberbaur. u. Prof. in Wien. Schmithals, Rentner in Bonn. Sobnelder, Dr., ausw. Secr., Professor in Düsseldorf. Schneider, Dr. R., Gymnas.-Director in Duisburg. Schneider, Friedr., Dompräbendat in Mainz. Schneider, Landger.-Director in Bonn. Schnütgen, Domherr in Cöln. Sc hörn, KammerprSs. a. D. in Bonn-. Sehoeller, Guido, Kaufmann in Düren. Sohoeller, Edgar in Düren. Sehoeller, Julius, Frau in Düren. Sohönaich-Garolath , Prinz, Berg- hauptmann in Dortmund. Schön feld, Frederick, Baumeister in Lippstadt. Schoeningh, V erlagsbuchhandler in Münster in Westf. Schulz, Caplan in Aachen. Schultz, Franz, Director in Deutz. Schwan, stSdt. Bibliothekar in Aachen. Schwann, Dr.,SanitlStsrath inGodesberg. Sohwartz, Dr. Ed. in Bonn. Sohwoerbel, Rector in Deutz. Sei ig mann, Jacob, Bankier in Cöln. Sels, Dr., Fabrikbesitzer in Neuss. Seminar in Soest. Seyffarth, Reg.-Baurath in Trier. Seyssel d * A.i x, Graf, Oberst in Berlin. Simon, Wilh., Lederfabrikant in Kirn. Simrook, Dr., Francis in Bonn. Sloet yan de Beele, Baron, Dr., L. A. J. W., Mitglied der k. Akad. der Wissensoh. zu Amsterdam in Arnheim. Solms, Durchlaucht, Prinz Albreoht zu, in Braunfels. Sonnenbnrg, Dr., IL, Gymnasiallehrer in Bonn. Spee, Dr., Gymn.-Lehrer in Bopn. Spies-Büllesheim, Freih. £d. von, k. Kammerherr und Bürgermeister auf Haus Hau. Spitz, von, Oberst, AbtheilungsXhef im Kriegs-Ministerium in Berlin. Springer, Dr., Professor in Leipzig. Startz, Aug., Kaufmann in Aachen. St atz, Baurath u. Diöo.-Archit. in Cöln. Stedtfeld, Carl, Kaufmann in Cöln. Steinbach, Alph., Fabrikant in LütUch. S 1 e p h ani, F. J., Landgerichtsrath a. D. Gutsbesitzer In Croey a. d. Mosel. Stier, Hauptmaxm a. D. in Zossen. Stinshoff, Pfarrer in Sargenroth bei Gemunden, Reg.-Bez. Coblenz. Straub, Dr., ausw. Secr., Canonikus in Strassburg. Strauss, Verlagsbnchhändler in Bonn. Strubberg, Ton, General d. Infanterie, Gen.-Inspect. des Militär-Erzlehungs- u. Bildnngswesens in Berlin. Stumm, Carl, Geh. ComroerzleBrath, zu Sohloss Haliberg b. Saarbrücken. Terwelp, Dr., Gymnasiallehrer in Andernach. Török, Dr. Aurel von, Prof. inBudapest. Tornow, Bez.- und Dombaum, in Metz. Townsend, Albert in Wiesbaden. Trinkaos, Chr., Bankier in Düsseldorf. Uckermann, H., Rentner in Cöln. Ueberfeldt, Dr., Rendant in Essen. Ungermann, Dr., Gymnas.-Director in Düren. Ueener, Dr., Geh. Reg.-Rath, Professor in Bonn. Vahlen, Dr., Professor in Berlin. Valette» de la, St. George, Freiherr Dr., Professor in Bonn. Veit, Dr., Geh. Medicinal-Rath u. Pro- fessor in Bonn. Veith, von, General-Major z. D. inBonn. Verein für Erdkunde in Metz. Verein für Geschichte- und Alterthums- künde in Düsseldorf. Verein für Urgeschichte in Siegen. Vi e bahn, von, Rentner in Soest. Viereck, Eisenbahn-Bau- und Betr.-In- spector in Bonn. 284 Yerselohiiiss der MltgUeder. Vleuteiii yan, Kentner in Bonn. Voigt el} Qeiieimer Regierangsrath und Dombaameiater in C51n. VoSB, Thdod.y Bergrath in Düren. Wagner, Qeii. Gommerz.-R. in Aachen. Wal, Dr. de, Professor in Leiden. Waldeyer, Carl, Realprogymnasial- lehrer zu Bonn. Wandesieben, Priedr. zu Strom- berger-Neuhütte. Weber, Pastor in Usenbarg. Weckbekker, FräuL, in Düsseldorf. Wegehaupt, Gymn.-Dir. in Neuwied. Weiss, Professor, Qeh. Regierungsrath, Direotor d. kgl. Zeughauses in Berlin. Weissbrodt, Dr., Prof. in Braunsberg. We ndelstadt, Frau, Commerzienräthin in Godesberg. Werner, Premier-Lieut. und Adjutant der 50. Infant -Brigade in Darmstadt. W i e c k e r , Gymnasial-Oberlehrer in Hil- desheim. Wied, Darohlanoht, Fürst in Neuwied. Wiedemann, Dr. Alfred, in Bonn. W Isseier, Dr., ausw. Seor., Professor In Götüngen. Wiethase, k. Baumeister in C51n. Win okier, H. G., Kaufm. in Hamburg. Wings, Dr., Rentner in Aachen. Wirtz, Hauptmann a. D. in Harff. Wiskott, Friedr., Bankier In Dortmund. Witkop, Pet, Maler in Lippstadt. Wittenhaus, Dr., Reotor in Rheydt. Wittgenstein, P. yon, in C8ln. Wolf, General-Major z. D. in Deutz. Wolfers, Jos., Rentner in Bonn. Wo! ff, F. H., Kaufmann in G51n. Wuerst, H., Hauptmann a. D. und Reohnungsrath in Bonn. Wüsten, Frau, Gutsbesitzerin in Wüsten- rode b. Stolberg. Wulfert, Dr., Gymnasial-Direotor a. D. in Bonn. Wulff, Oberst und Reg.-Commandeur in Cöln. Zaigemeieter, Hofrath, Prof. Dr., ausw. Seor., Oberbibliothekar in Heidelberg. Zartmann, Dr., Sanitatsrath in Bonn. Aueeerordentllohe Mitglieder. Arendt, Dr. in Dielingen. Flocelli, G., Senator del Regno Di- rettore generale dei Musel e degli Seavi in Rom. Gamurrini, Director des Etruslc Mu- seums in Florenz. Hei der, k. k. Seotionsrath in Wien. Hermes, Dr. med. in Remioh. Lanoiani, P. Arohiteot in Rayenna. Lucas, Charles, Arohiteot, Sous-Insp. des travaux de la ville in Paris. Miohelant, BibUotheoaire &u depC. des Manuiorits de la BibL Imper. in Paris. Noüe, Dr. de, Ars^ne, Rentner in Mal- medy. Promis, Bibliothekar des Königs Ton Italien in Turin. Rossi, J. B. de, Arehüolog in Rom. S oh lad, Wilh. , Buohblndermeister in Boppard. L. Tosti, D., Abt in Monta-Casino. Venaiobmss der MitgpUeder« 286 Veneidmiss sämmtlicher Ehren-, ordentlichen und ausserordentlichen Mitglieder nach den Wohnorten. Aachen: Book. Q^innMiuiD. Hilgers. Müllenmeister. Nelleesen. Landraths- amt Palm. Pick. Polytechnlcam. Realschule. Schnlx. Stadtarohiv. Startz. Wagner. Wings. Abenteuerhütte: Boecking. Ahrweiler: yon Groote. Joerres. Alfter: JSrissen. Alten barg: Sohambaoh. Altenhirchen: Landrathsamt. Alterkülz: Bartels. Altena: Ton Rosen. Amsterdam: Tan Hillegom. irndernach: Frau Herfeld. HSster- mann. Progymnadam. Terwelp* Anholt: Fürst zu Salm. A n n a be r g : Frau Hammacher. Arn heim: Baron Sloet. Arnsberg: Gymnasiam. Attendorn: G^ymnasiam. Baden-Baden: Schady. Barmen: Blank. E. von Eyne^n. Stadtbibliothek. Basel: BemoQUi.Universitats.BibUothek. Beoklngen a. d. Saar: Knebel. Bedburg: Pauls. Ritter^Akademie. Berlin: Adler. Aegidi. Bracht. Broicher. ▼. Cuny. Gurtius. Dobbert. t. Floren- court. Oen.-yerwalt der k. Museen. Greiff. Hübner. Jaehns. Kron- prinz des Deutschen Reiches und tob Preussen. Lehfeldt. LIebenow. Lob aus. Piper. Prüfer. Reuleauz. Salzenberg. Scherer. Sohlokler. Schoene. Seyssel d*Aix. Ton Spitz. Ton Strabberg. Vahlen. Weiss. Bertrioh: Badeverwaltuag. Klerings. Beuron Kloster in Ho henzoUem : Rad* ziwiU. Bielefeld: Nitzsoh. Bitburg: Nels. Blosjen b. Merseburg: Burkhardt. Boeholt: Real-Progymnasinm. Bochum: Gymnasium. Bonn: Asbach. Benratfa. Ton Bernuth. Binz. Bücheier. BÜrgersehule. Caesar. Cahn. AI. Ton Ciaer. Eb. von Ciaer. Ton Dechen. Delius. Diderichs. Dieck- hoff. Doetsoh. Elten. Eltzbaeher. Tan Endert. Engelskirchen. FL Eskens. Feiten. Fricke. Follenius. Ton Fürth. Georgi. J. Goldschmidt R. Goldsehmidt. GuUleaume. Gurli Gymnasium. Öan- stein. Hauptmann P. Hauptmann C. Hauptmann F. Hein. Henry. Hoch- gürtel. Hoefner. Alex. Hüffer. Herrn. Hüffer. Humbroioh. Ihm. t. Kali- nowski. Kaufmann. Kaulen. R. Kekal6. KeUer. Klein. Klisgholz. KraffL Lam- precht Landsberg. Lautz. Leber. Le- Terkus. Ton d. Leyen. Leydel. Loervch. Lübbert Mlirtens. Marcus. Marx. T.Mir- bach. Frau Müller. Ton Neuftille. Neu- hfiuser. Nissen. Prfeger.- Ton Proff« Imich. Reinkens. Ton Rigal. Roettgen. Rolffs. Graf Ton Salm-Hoogstraeten. Ton Sandt H. Sohaaffhausen. Schmit* hals. Schneider. Sohorn. Schwartz, Simrock. Sonnenburg. Spee. Strauss. üsener. de la Valette St. George. Veit Ton Veith. Vierek. Tan Vleuteo. Waldeyer, Wiedemann. Wolfers. Wuerst. Wulfert Zartmann. Boppard: Soheppe. Schlad* Braunfcls: Prinz Solms. Braunsberg (Ostpr.): Weissbrodt Bruchsal: Progymnasium. Brühl: AUeker. Brüssel: Gräfin Ton Flandern. Mue^e Royal. Budapest: Ton Torök. Burbach b. Siegen: Roth. Cambridge: Lewis. Carlsruhe: Brambach. ConserTato- rium d. Alterth. Gymna^um. Ton Lübke. Oberschulrath. Ca 8 sei: Gymnasium. StSnd. Landes* bibliothek. Charlottenburg: Mommsen. Clausthal: Aehenbach. Cl e T e : Chrzescinski. Gymnasium. Hass- kari. Hermann. Stadtbibliothek. Coblenz *. T. Bardeleben. Becker. Bins* feld. CiTfl-Caeino. Deiters, t. Ehester. Gymnas. Hüpfner. Jordan. Landau. Ton Loe. Stadlbiblioüiek. Cöln: Altmann. Aposteln-Gymnaslum. Arndts, ßennert Exo. Camphausen. CiTil^Oasino. Cüppers. Oahmen.* Dünt- zer. Esser. Frenken. Friedrich ^Wilh.- Gymnas. Forst Fuchs. Goebbels. Gottgetreu. Grüneberg. Ed. Herstatt. Frdr. Joh. DaT. Herstatt Heuser. Heuser Robert Ton Hilgers. Fraa VenseiohtifBs der Mitglieder. ' Aug. Joest. Eduard Joest Kaiser- Wilhelm-Qymnasium. Kempf. Kramer* Langen. Leiden. Lempertz. Marzellen- QymnaB. Mayer. Merkens. Merlo. Ton Mevissen. Michels. Mitaoher. Mohr. MoviuB. Maller. Niessen. Albert Frhr. Ton Oppenheim. Dagobert Oppen- heim. Eduard Frhr. Ton Oppenheim. Pflaume. Emil vom Rath. Frau vom Rath, Eugen. Ratttenstrauoh. YOn Reok- linghauften. Reoinen. Rieth. Sohal- lenberg. Sohilling. Sohntt<^en. Selig- mann. Stadtbibliothek. State. Stedt- feld. Uckermaon. Volgtel. Wiethase. von Wittgenstein. Wolff. Wulff. Grefeld: Oyitonasiam. Heimendahl. yon Randow. Sohauenburg. Stadt- bibllothek. Groey a. d. Mosel: Stephani. JD arm Stadt: Werner. Daun: Landrathsamt. Deutz: Schultz. Schwoerbel. Wolf. Dielingen: Arendt. Dillen bürg: Gymnasiam. Donaueschingen: FÜrstl. Bibliothek. Dorsten: Progymnasium. Dortmund: Prinz Sohdnaich. Histor. Verein. Wiskott. D renstein fürt: Frhr. von Landsberg. Dresden: Fleokeisen. Hultsch. D ulken: Büoklers. Düren: Stadt. Bibliothek. Gymnasium. Linden. Schiller. («. Sohoellor. E. Flrau J. Sohoeller. Üngermann. Voss. Dürkheim: Mehlis. Düsseldorf: von Bef lepsch. Boetzkes« Bone. Conrth. Gymnas. Harloss. Beyer. Lieber. Provinzial-Verwaltung. Rauter. Real-Gymnas. Schneider. Trinkaus. Verein für Geschichts- und Alterthums- kunde. Frl. Weckbekker. Duisburg: Gymnasium. Schneider. fihrenfeld b. Cöln: Rantor« Elberf eld: Boeddinghaue. von Garnap. Gymnasium. Eltville: Graf Eltz. Emmerich: Gymnasium* Stadtbiblioth. Ems (Bad): Kur-Gomroission« Endenich: Richars. Erkelenz: Landrathsamt Erlangen: Flasoh. Essen: Baedeker. Gonrade. Gymna- sium. Krupp. Realsehule. Uoberfeld. Eupen: Real-Progymnasinm. Euskirchen: A. Herder. E. Uerder. Landrathsamt. Exaeten b. Baexem: Bibliothek der Stimmen aoe Maria Laach. Flammer sheim: von Bemberg. Flensburg in Schleswig: Müller. Florenz: Bibl. Nazionale. Bibliothek des Etrurischen Museums. Gamurrln!. Frankfurt a. M.: Koch. Schierenborg StadtbibUothek. Fraulautern: Overbeck. Freib^rg in Baden: UnlversitSts- Bibliothek. Gymnasium. Kraus. Fulda: Goebel. St. Gallen: Sttftsbibliothek. Gebwoiler: Sohlumberger. Geilenkirohen: Landrathsamt, Genf: Galiffe. Glossen: Antiken-Gabinet Gladbach: Gymnas. Kühlen. Prinsen. Quaok. Goch: Ridder. Godesberg: Ton Garstanjen. Finkein- burg. Schwann. WendelstadL Goettingon: Dilthey. von Leutseh. Sauppe. Universit&ts-Bibliothek. Wie. seier. Gräfenb acher Hütte: Boeoking. Kadamar: Gymnasium. Hall (Haus) b. Erkelenz: yon Spiee. Hall borg (Sohloss) b. Saarbrücken: Stumm. Halle: Heydemann. Seklottmann. Uni- versitäts-Bibliothek. Hamburg: SUdtbibliothek. Wlnokler. Hamm: Falk. Hanau: Gymnasium. Hard b. Bregenz: Jenny. Harff, Schloss, Kr. Berghelm: Biblio- thek yon Mirbaob« Wirtz.. Hechingen: Höhere Bürgerschule. Heidelberg: Christ. von Oeohel- hSuser. Universitftts-Blbltothek. Zange- meister. Heineberg: Landrathsamt. Hemmerioh: Maassen. Herdringen (Kreis Arnsberg): liraf FOrstenberg, Herresberg b. RSeinagen: Rheinen. Her s fei d: Gymnasium. Hildesheim: Wieker. Höxter: Gymnasium. Ilsenburg: Weber. Immen bürg: Flinsoh. Iserlohn: Boeddioker. Ittervort: Franssen. Jena: Gaedechens. Kempen: Landrathsamt- Kirn: Simon. Königsberg i* Pr.: Friedl&ider. Uni- versikats-Bibliothek. Kreuznach: Antiquarisch-historischer Verein. Borggreve. Dr. Kohl. Verzetohnfss der Mit^^dat. 287 liangenberg, Rheinland: Conze. Lauersfort: Ton Rath. Leiden: Leemans. Ort. Pleyte. de Rieu. do Wal. L ei peig : Baedeker.Orecbeek. Springer. Lennep: Hardt. Lexhy (SohloB»): de Blanobard-Surlet. Llnnich: Beck. Linz a. Rhein: Karaeh. Lippstadt: Sohoenfeld. Witkop. Löwen: Universitftts-Bibliothek. London: Franks Lüttieb: Dogn^. Steinbaoh. Univers.- Bibliothek. Luxemburg: Dutreux. Mainz: Stadt. Bibliothek. Keller. Lindensohmit. Schneider. Malmedy: Esser. deNoüe. Progymnas. Mannheim: Alterthura sverein. Gym- nasium. Uaug. Marburg: Gymnasinm. Marien fels b. Remagen: Frau Frings. Mastricht: Habets. Mayen: Delius. Meohernich: Eiok. Hupertz. Merseburg: Otte. Mettlach: Boch. Metz: Abel. Möller. Tornow. Verein für Erdkunde. Miltenberg: Conrady. Moers: Gymnasium. Montabaur: Gymnasium. Monte- Casino: Tosti. Montjoie: Pauly. Morsbruoh: Frh. von Diergardt. Mülheim a. Rhein: Andreae. Mülheim a. d. R.: Realgymnasium. Münohen: Brunn. Cornelius. Münster: Bibliothek der Akademie, von Hagemeister. TonHeereman. Huyssen. Plassmann. Schoeningh. M ünstereifel: Gymnasium. Nash-Mills: Evans. Neuss: Gymnasium, von Heinsberg. Koenen. Sels. Neuwied: Fürst Wied. Gymnasinm. Remy. Reusoh. Wegehaupt. Niedermendig: Müller. Nothbergy Rg.- Bz. Aachen: Hermeling. Nürnberg: Friederich. Nym wegen: Museum. Oehringen: Stiflsbibliothek. Paderborn: Cappel. Paris: Lucas. Miohelant. Robert. Parma: Universitäts-Bibliothek. Perugia: Universitäts-Bibliothek. Plittersdorf: Bürgers. Poppeisdorf: A. Kekal6. Potsdam: Aohenbach. Prag: UiUversitäts-BIbUothek. Ravenna: Lanoiani. Ravestein: de Meester de Ravestein. Recklinghausen: Hölsoher. Remagen: Lasaulx« Reuleaux« Remioh: Hermes. Remscheid: Friederichs. Rheinbaoh: Landrathsamt. Rhein ^: Gymnasium, Rheydt: Wittenhaas. Rietberg: Progymnasium.. Rinteln: Gymnasium. Roisdorf: Graf Moerner. . Rom: Fiorelli. Heibig. de Rossi. Rostock in Mecklenburg: Koerte. Rüdesheim: Fonk. Rurioh (Sohloss) bei Erkelenz: Ton Hompesoh. Saarbrücken: Gymnasium. Histori- scher Verein. Saarlouis: Real-Progymnasium. Saar-Union: von Hoiningen Hüne. Sargenroth b. Gemünden: Stinshoff. Sayn: Eiohhoff. Sohleidweiler: Heydinger. Schmidt heim (Sohloss): Graf Beissel. Schoonbeeck (Sohloss) : Graf Renesse. Schwelm: Real-Progymnasinm. Siegburg: Gymnasium. Siegen: Verein für Urgeschichte. Sigmaringen: Fürst zu Hohenzollem. Sinzig: Andreae. Sobernheim: Progymnasium. Soest: Gymnasium. Seminar, von Vie- bahn. Solingen: Real- Progymnasium. S ta m m h ei m bei Mülheim am Rhein : Graf von Fürstenberg. Stralsund: von Pommer*Esche. Strassburg: Fuss. Michaelis. Straub. Stromberger Neuhütte (bei Strom, berg): Wandesieben. Stuttgart: Paulus. Tauberbischofsheim: Progymnas. Tholey: Gatzen. Thorn (Schloss): von Musiel. Trarbaoh: Progymnasinm. Trier: Bettingen. Canlzenbach. Cüppers. Gymnasium. Hettner. Lintz. Mosler. von Neil. Rautenstrauoh. Realgymnas. Rosbach. Seyfarth. Stadtbibliothek. Tübingen: Universitäts-Bibliothek. Tarin: Promis. fj er dingen: Faust. Taduz: Frau Deiehmann* Viersen: Aldenkirohen. Real-Progym- nasinm. Greef. Haas. Heokmann. Kolb. Vogolensang: Borret, 2dd Vdirselehidas ^er Miigtteder. Wachten donk: Mooren. Dnngern. Gelehrten-G^ymniam. tBen- Wallerfangen: von GalhAa. beck. Townsend. Warendorf: Gymnaaiam. Winnlngen a. d. Mosel: Amoldf. Weilburg: Gymnasium. Witten: Real- Gymnasium. St Wendel: Getto. Progymnasium. Worms: Alterthumsrerein. Bossler. Werl: ron Papen. Würz bürg: von ürHchs. Wernigerode: Bibliothek. Wüstenrode: Frau Wüsten. Wesel: Frowein. Gymnas. Landrathsamt. Xanten: Niederrhein. AlterthnmsTereln. Wetzlar: Gymnasium. Seist: van Lennep. Wien: 'Heider. K. k. M»nz- und Antik.- Zossen: Stier. Cabinet. Sohmidt. Zülpich: Nagelschmitt. Wiesbaden: Bibliothek. Freih. von Zürich: Blümner. Unlversitäta-Bnohdrnokerei von Csrl Qeorgi in Bonn. SOeo rdmuAtXkas i \ V I. I / •• 'n.irfi : . - '-/siit Y:n' Hktir I Jahrb*d.^ereinsv.Alterthumsfr.im Rheinl Heft [XXXIl/. Ja f. IL Roemische Thongifäfstvöm Rhein Liiiijiiot f.A. Henry. Öort/i- Roorriische 1 'h-.^nef^nst V' in Rn^m Jahrb.. d. Vereins v.Alterthumsfr. im Rheinl. Heft IXKW. Tai lll la. Hoemiscke Thon^efifse vom Rhein. lilh.instv.A Ht.nry.Bonii. Jahrb d.\ereinsv.Mterthumsfr.im Rheinl. Heft iXXXl]/. Taf. /V CO CO 3 CO ^ ^3 CO CO CO i !53 liikJnat V. A. Hmry, Bonn Jahh. d. Vmm viJlMhunyii: im Rhriukml. Hell IJXXIY. Tafel Y. Silbernes Messpültchen aus der Mitte des XIII. Jahrh. in der Sammlung des Freilierm Albert von Oppenheim zu K51n. 4-* 4 - 26 - - - *"^\ ' ^^^>,9^' " ^'^^'^'^M..;. _^ '^ r* ^ <-» r -•' >> .^ r- F L - ^%r' ^? |[|||l!l:llllll!lllll!!lilll Hill .IUI Hill JllllilMIfllll 3 2044 098 657 745 •?:ä' '\V XX:. bä^->b^ ^^^W^^H